Unser harter Start - Grosse Maus 10.05.2012 <3

Teilt Eure Erfahrungen!

Moderator: Phönix

Antworten
Benutzeravatar
big_girl
Vielschreiberin
Beiträge: 1140
Registriert: Mo 2. Aug 2010, 19:59
Geschlecht: weiblich
Wohnort: Baselbiet

Unser harter Start - Grosse Maus 10.05.2012 <3

Beitrag von big_girl »

Wir mussten einige Zeit auf Dich warten und als ich irgendwann das monatliche Hoffen und Bangen aufgegeben bzw. beiseite geschoben habe und den Vertrag für eine neue Stelle unterschrieb, kam alles anders als geplant.
Ich begann am 1.9.2011 bei einer neuen Firma und freute mich sehr über den Job. Für den 7. hatten wir einen Motorradkurs gebucht, auf den wir uns schon wochenlang freuten, nur ging es mir an diesem Morgen hundeelend. Trotzdem fuhren wir hin in der Hoffnung, dass es mir besser gehen würde; leider war dies nicht der Fall, sodass ich bei vielen Dingen nicht mitmachen konnte.
Deinem Papi war da schon klar: Du bist auf dem Weg zu uns (nur Mami wollte bzw. konnte es nicht wahrhaben).
Am 8.9. habe ich einen SST gemacht, um Deinem Papi zu zeigen, dass er sich täuscht… Dass der positiv ausfallen würde, haute mich erst mal um und ich musste mich setzen. Nur Papi grinste über beide Backen und meinte nur „sehsch, ich han’s dr doch gseit!“
Die SS verlief super und ich hatte bis auf mehr oder weniger die üblichen Wehwehchens keine Probleme.
Wegen dem Stress im Job (dies ist eine andere sehr aufreibende Geschichte), wurde ich bereits ab Februar vom Pensum her reduziert, sodass ich bald nur noch 50% arbeitete. Nach einem Nervenzusammenbruch im März, wurde ich von der Ärztin komplett aus dem Verkehr gezogen.

Der ET war auf den 13. Mai 2012 gesetzt und ich genoss die Zeit mit vielen Spaziergängen mit Deinem zukünftigen „richtigen“ Gotti und unserem Hund.
Je näher der Termin kam, desto aufgeregter und neugieriger wurde ich auf Dich (wie siehst Du aus, bist Du ein Mädchen oder ein Junge, wie riechst Du…).

Am Nachmittag vom 9. Mai traf ich mich mal wieder zum Spaziergang mit Deinem Gotti und unserer Mitbewohnerin. So machten wir uns auf den Weg durch den Wald. Noch nicht mal in der Hälfte angekommen, hatte ich ein ziemlich heftiges Ziehen im Bauch, was mich erst Mal anhalten liess, weil es mir fast den Atem verschlug. Dass dies die ersten Wehen sein könnten, daran dachte ich definitiv nicht. Der Rest der Runde ging dann etwas gemächlicher vonstatten und als wir kurz vor unserem Haus angekommen waren meinte Dein Gotti zu mir „Also S., wenn Du nid in d Hose gmacht hesch, denn würd ich sage, dass Du Fruchtwasser verliersch!“. Peiiiinlich, denn durch die Hitze und das Schwitzen merkte ich dies überhaupt nicht!
Dein Gotti war wohl nervöser als ich, denn sie meinte nur „Ich lahne Di sicherlich nümm elaini, bis di Maa di Hei isch!“ und kam dann mit zu uns nach Hause.
Nachdem ich unsere Hebamme angerufen habe und sie meinte, wir sollen um 19:30 Uhr ins Spital kommen, rief ich Deinen Papi an um zu fragen, wie lange er denn heute arbeiten müsse. (Es war kurz nach 16 Uhr und er machte sich gleich auf den Nachhauseweg, der doch über eine Stunde dauerte). Danach stellte ich mich unter die Dusche und als die Wehen heftiger wurden war mir klar, dass Du Dich wohl auf den Weg machen wolltest. Die Wehen waren schön regelmässig alle 6 – 7 Minuten und irgendwann meinte ich „wow, JETZT e Huusgeburt!“ (gut wusste ich nicht, wie der Abend enden würde).

Um 19:30 Uhr kamen wir im Spital an, wurden von unserer Hebamme begrüsst, schloss mich sogleich ans CTG an und untersuchte mich, wie weit ich denn schon offen sei. Der Befund war bei knapp 2cm und so fragte sie mich, ob sie mich „näädele“ soll, um die Eröffnungsphase zu unterstützen. Natürlich sagte ich ja und die Wirkung liess nicht lange auf sich warten. Innerhalb von 1 h war ich komplett offen, sodass es plötzlich etwas hektisch wurde. Wir mussten ins Gebärzimmer wechseln, schloss mich wieder an und rief die Ärztin, um einen US zu machen, wie Du denn liegen würdest.
Vom weiteren Verlauf weiss ich nicht mehr alles genau. Ich sah nur auf das CTG und sah, dass Deine Herztöne immer wieder abfielen und ich nervöser und ängstlicher wurde. Man rief die Oberärztin an und beriet sich mit ihr über das weitere Vorgehen. Schlussendlich wurde entschieden, dass man Dir mit der Saugglocke helfen wolle, da Du ein Sternguckerli warst und bei den Presswehen keinen Millimeter vorwärts gekommen bist. Mir wurde gesagt, dass man genau EINMAL versuchen wird und wenn dies nicht klappen würde, müsste man einen KS machen (natürlich hatte ich keine PDA und nichts, sodass es hiess, dass dies unter Vollnarkose geschehen werde und ich irgendein Papier unterschreiben müsse). Dies alles erlebte ich nur durch Watte, aber ich weiss, dass Dein Papi stinkesauer wurde und die Ärztin und alle rundherum zusammenpfiff.
Leider scheiterte der Versuch mit der Saugglocke und um 23:57 Uhr hiess es: KAISERSCHNITT!
Ich wurde zugedeckt, hörte nur „sie dörfe etzig nümmi Presse!!!“ (haha, wenn der Körper in den Presswehen steckt, was soll man da machen) und ich geriet regelrecht in Panik. Als ich dann vor dem OP’s auch die Hand von GG verlor, drehte ich komplett durch. Das Tuch wurde gespannt, mein Bauch desinfiziert und ich schlug alles kurz und klein, trotz den Versuchen, mich zu beruhigen und mir Sauerstoff zu geben. Als ich das Skalpell auf meinem Bauch spürte kapitulierte ich und dachte nur noch „Scheisse Jungs, ich bin noch hier!!!“.

Das nächste, woran ich mich erinnere ist, dass ich ein kleines Wesen mit einem meeega-blauen Kopf auf der Brust hatte, was ich versuchte in meinem Vollnarkose-Delirium zu erkennen (dies auf der Intensivstation, da sie mir Medikamente gaben, die meine Gebärmutter zusammenziehen sollte, weil mein Körper dies nicht selber machte und ich viel Blut verlor).

Ich habe in den kommenden Stunden, Tagen und Wochen viel geweint, denn ich konnte mit der Geburt nicht fertig werden. Wieso passierte mir das? Warum musste ich an dem eigentlich schönsten Tag für ein werdendes Mami solche Panikattacken durchstehen? Warum war ich nicht fähig, Dich natürlich zur Welt zu bringen?
Nach 3 Monaten fing ich eine Therapie an, um mit diesem Geburtstrauma fertig zu werden. Es vergingen Wochen und die Gedanken an Deine Geburt wurden von Sitzung zu Sitzung weniger schmerzhaft und ich konnte immer besser damit umgehen. Aber eins war für mich klar: Du würdest Einzelkind bleiben, denn so etwas wollte ich NIEMALS wieder erleben.

Dies ist nun fast 2,5 Jahre her und wir haben den Tag gemeinsam akzeptieren können, mit vielen Kuscheleinheiten, Geduld und Liebe.

Dein Start ins Leben war sehr turbulent, aber er hat Dich stark gemacht. Uns stark gemacht.

Wir lieben Dich über alles, unsere kleine, grosse Maus. Schön, erfreust Du uns jeden Tag mit Deinem Lachen und Deiner so süssen Art. <3

Dein Mami
BildBild

Benutzeravatar
maenia
Member
Beiträge: 343
Registriert: Mi 2. Jan 2013, 11:18
Geschlecht: weiblich
Wohnort: Kanton BE

Re: Unser harter Start - Grosse Maus 10.05.2012 <3

Beitrag von maenia »

Liebe big_girl

Da musstest du ja wirklich ganz schön was durchmachen! Ich verstehe voll und ganz, dass du mit diesem Geburtserlebnis ziemlich zu kämpfen hattest - mir wäre es nicht anders gegangen! Aber so wie ich sehe, habt ihr euch doch noch für ein zweites Kind entschieden, oder?

Wie ist das zu verstehen mit der Narkose und dem KS? Hattest du eine Vollnarkose und hast trotzdem alles gespürt? Oder nur zu Beginn? Das muss der blanke Horror sein...

LG, Maenia
___________________________________
Schlitzohr (11/13)
Quiiiietschimeitschi (11/15)

Benutzeravatar
big_girl
Vielschreiberin
Beiträge: 1140
Registriert: Mo 2. Aug 2010, 19:59
Geschlecht: weiblich
Wohnort: Baselbiet

Re: AW: Unser harter Start - Grosse Maus 10.05.2012 <3

Beitrag von big_girl »

@ maenia
Ja, unser zweites (absolut ungeplant und afangs - von mir ungewolltes) 2. Wunder liegt grad bei mir im arm und trinkt ihren schoppen :)
Wuerde beide fuer nichts in der welt mehr hergeben...!

Ich hatte eine vollnarkose und da so wenig des mittels in das kind gelangen soll, wird bis zur letzten sekunde gewartet.
Sprich messer an den bauch, spruch "bereit zum schnitt" und dann kommt das mittel.
Gut war ich dann schnell weg...!
BildBild

Scherzi
Newbie
Beiträge: 9
Registriert: Mi 8. Okt 2014, 10:50
Geschlecht: weiblich
Wohnort: Oberurnen GL

Re: Unser harter Start - Grosse Maus 10.05.2012 <3

Beitrag von Scherzi »

Tut mir sehr leid, dass deine erste Geburt so ein Trauma war. :-( Das wünscht man niemandem... Aber toll, dass ihr das verarbeiten konntet und es trotz allem noch ein Geschwisterchen gab!

Antworten