Vollmondnacht-Hausgeburt

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Moderator: Phönix

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Murgel
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Vollmondnacht-Hausgeburt

Beitrag von Murgel »

Die Vorgeschichte
Am Sonntag genau eine Woche vor dem errechneten Termin hatte ich das erste Mal das Gefühl, es tut sich was in meinem Bauch. So ein leichtes Ziehen ab und zu. Einer Geburt stand nichts mehr im Weg, ich fühlte mich bereit, zuhause war alles vorbereitet (schon x Mal alles geputzt, alle Vorräte aufgefüllt, der Kühlschrank immer voll, :wink: ). Ich gebe zu, ich war schon etwas ungeduldig.
Es passierte aber nichts weiter, nur immer wieder ein leichtes Ziehen. Am Dienstag war die Hebamme da und stellte bei der Untersuchung fest, dass sich da schon etwas tat. Das Kind lag tief im Becken, der Muttermund war weich, der Gebärmutterhals schon leicht verkürzt, ich hatte mir die leichten Wehen also nicht eingebildet. Juhuu :-).
Nur - stärker wurden sie nicht. Bis am Freitag. Mein Mann blieb vorsorglich schon zuhause, die Wehen wurden stärker und regelmässiger. Nach dem Mittagsschlaf wollten wir die Hebamme informieren. Aber als ich aufgewacht bin, waren die Wehen weg! Und sie blieben weg, eine ganze Woche lang! Der Geburtstermin ging also vorbei und mit der neuen Woche kam der Alltag zurück, mein Mann ging wieder arbeiten, der Grosse (2.5) und ich vertrieben uns zuhause die Zeit. Der ganze hoffnungsfrohe Zauber war wie weggeblasen.
Vom nächsten Freitag an hatte ich jeweils ab morgens um 5 leichte Wehen, die aber nach dem Aufstehen wieder verschwanden. Je länger die Warterei dauerte, desto weniger glaubte ich noch an eine Geburt.

Der Anfang
Am Sonntag war meine Stimmung auf dem Tiefpunkt. Wieder ein Wochenende fast vorbei und das Baby immer noch nicht da.
Am Nachmittag kam die Hebamme zur Kontrolle vorbei. Sie untersuchte mich noch einmal und da stellte sich heraus, das doch etwas passiert war: der Muttermund war 3cm offen und der Gebärmutterhals vollständig verstrichen! Da der Muttermund ziemlich weit nach hinten "gerutscht" war, massierte sie ihn leicht nach vorne. Sie empfahl uns, einen Spaziergang zu machen und am Abend einen Glühwein zu trinken :) .
Wir zogen uns also an und brachen zu einer kleinen Runde auf. Ich wollte noch bei meinen Eltern vorbei um Zimt zu holen für den Glühwein. Der Grosse wollte dann gleich bei den Grosseltern bleiben, was uns gelegen kam, so konnten wir die grosse Runde machen. Der Spaziergang durch den Wald in der Dämmerung war sehr schön. Ich bekam leichte Schmerzen im Kreuz und im Unterbauch, kam wohl von der Anstrengung ;-). Wir setzten uns am Waldrand auf eine Bank und in diesem Moment sahen wir eine riiiesen Sternschnuppe. Wir waren beide sprachlos. Also wenn das Baby jetzt nicht kommt...

Die Geburt
Wieder Zuhause hatte ich immer wieder Schmerzen im Bauch. Konnte es sein, dass ich tatsächlich Wehen hatte? Ich begann, die Schmerzen aufzuschreiben und stellte eine gewisse Regelmässigkeit fest :-). Nach dem Nachtessen rief ich meine Mutter an und bat sie, den Grossen doch über Nacht zu behalten, einfach so für alle Fälle. Um 20.00 kamen die Wehen alle 10-12 Minuten, waren aber gut auszuhalten. Ich rief die Hebamme an um mich mit ihr zu besprechen. Sie freute sich mit mir über die Wehen und bat mich, sie wieder anzurufen, wenn die Wehen alle fünf Minuten kommen oder falls die Fruchtblase platzt.
Wir richteten uns für einen gemütlichen Abend ein und tranken den Glühwein. Um 22.00 beschlossen wir, uns nochmals hinzulegen. Mein Mann ist bald eingeschlafen, ich war zu aufgeregt. Ausserdem wurden die Wehen allmählich stärker. Ich ging wieder ins Wohnzimmer, zündete Kerzen an und liess ruhige Musik laufen. Und so veratmete ich Wehe um Wehe. Draussen war inzwischen der Vollmond aufgegangen. Hin und wieder ging ich auf den Balkon und bestaunte die sternenklare Nacht. Um Mitternacht war ich mir sicher, dass die Wehen nun alle fünf Minuten kommen und ich rief die Hebamme an, dann weckte ich meinen Mann.
Eine halbe Stunde später platzte die Fruchtblase, kurz darauf war die Hebamme da. Die erste Viertelstunde plauderten wir fröhlich zu Dritt, nebenbei veratmete ich weiter Wehen. Doch dann wurden diese immer stärker, bald konnte ich nicht mehr viel sagen. Ich kniete mich auf den Boden, begann mit den Wehen zu tönen und mein Mann massierte mein Kreuzbein. Huch, das waren nun keine Fünfminutenabstände mehr! Doch so ganz traute ich der Sache noch immer nicht. Konnte es sein, dass ich nach der wochenlangen Warterei nun tatsächlich Wehen hatte und bald mein Kind zur Welt kommen würde? Die Hebamme meinte nur "da hat es wohl jemand eilig"...
Einige Zeit später fand ich mich kniend vor dem Sofa wieder, die Schmerzen wurden - uuaaaaaahhhh - und schon verspürte ich den Drang, zu pressen. Ich konnte spüren, wie sich das Kind durch den Geburtskanal schob und gerade, als ich das Gefühl hatte, diese Schmerzen nicht mehr länger auszuhalten, liess mich die Hebamme den Kopf des Babys anfassen! Es konnte nicht mehr lange gehen... Ich konnte es immer noch nicht fassen :-). Noch ein paar Mal pressen und da war sie! Ich konnte meine Tochter zwischen den Beinen hoch nehmen und mir an die Brust legen. Unbeschreiblich! Es war so einfach. Es ging so schnell - unsere Tochter wurde um 2.11 Uhr geboren.

Diese Hausgeburt in der Vollmondnacht war ein unbeschreiblich schönes Erlebnis voller magischer Momente. Wir sind glücklich und dankbar, dass unsere Tochter auf diese Weise zur Welt kommen durfte.

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Nea
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Re: AW: Vollmondnacht-Hausgeburt

Beitrag von Nea »

ich durfte auch vor einigen wochen eine hausgeburt erleben und dein bericht hat mich sehr berührt. wunderschön geschrieben! ich gratuliere euch von herzen!

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momo2010
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Re: Vollmondnacht-Hausgeburt

Beitrag von momo2010 »

nochmals herzlich gratulation!

danke! bin gerührt und sprachlos! so schön! erzähl ich nun grad meinem bauchbewohner, wie das geht...
Bäbi-Mami (Juli 08), Mechi-Büebu (Sept 10), Wirbelwind (April 12) und Milchmönsterchen (März 14)

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ZüriMami
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Re: Vollmondnacht-Hausgeburt

Beitrag von ZüriMami »

Murgel, so wunder wunderschön!!! Ich wünsche euch eine ganz schöne Familienzeit :-)

Marcy
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Re: Vollmondnacht-Hausgeburt

Beitrag von Marcy »

wow herzliche gratulation! deine geschichte ist wunderschön und ich bekam immer wieder gänsehaut :D

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Kybele
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Re: Vollmondnacht-Hausgeburt

Beitrag von Kybele »

Auch unser Kleine kam in einer Vollmondnacht zu Hause zu Welt. Unbeschreiblich. Alles Gute Euch Vieren!!!
BildBild
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Sternlein
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Re: Vollmondnacht-Hausgeburt

Beitrag von Sternlein »

Diese Geschichte ist die schönste, welche ich je gelesen habe. So viel Wärme, Liebe und Willkommenheit und diese romantischen Umstände- zum dahinschmelzen.... Und das alles Zuhause in Vertraut- und Geborgenheit, ich wünschte in meinem zweiten Leben auch so geboren zu werden :wink:

Alles Gute 8)

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flying_blondie
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Re: Vollmondnacht-Hausgeburt

Beitrag von flying_blondie »

Ein wunderbarer Bericht. Danke fürs Teilen!

Lg

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