Am Sonntag genau eine Woche vor dem errechneten Termin hatte ich das erste Mal das Gefühl, es tut sich was in meinem Bauch. So ein leichtes Ziehen ab und zu. Einer Geburt stand nichts mehr im Weg, ich fühlte mich bereit, zuhause war alles vorbereitet (schon x Mal alles geputzt, alle Vorräte aufgefüllt, der Kühlschrank immer voll,

Es passierte aber nichts weiter, nur immer wieder ein leichtes Ziehen. Am Dienstag war die Hebamme da und stellte bei der Untersuchung fest, dass sich da schon etwas tat. Das Kind lag tief im Becken, der Muttermund war weich, der Gebärmutterhals schon leicht verkürzt, ich hatte mir die leichten Wehen also nicht eingebildet. Juhuu

Nur - stärker wurden sie nicht. Bis am Freitag. Mein Mann blieb vorsorglich schon zuhause, die Wehen wurden stärker und regelmässiger. Nach dem Mittagsschlaf wollten wir die Hebamme informieren. Aber als ich aufgewacht bin, waren die Wehen weg! Und sie blieben weg, eine ganze Woche lang! Der Geburtstermin ging also vorbei und mit der neuen Woche kam der Alltag zurück, mein Mann ging wieder arbeiten, der Grosse (2.5) und ich vertrieben uns zuhause die Zeit. Der ganze hoffnungsfrohe Zauber war wie weggeblasen.
Vom nächsten Freitag an hatte ich jeweils ab morgens um 5 leichte Wehen, die aber nach dem Aufstehen wieder verschwanden. Je länger die Warterei dauerte, desto weniger glaubte ich noch an eine Geburt.
Der Anfang
Am Sonntag war meine Stimmung auf dem Tiefpunkt. Wieder ein Wochenende fast vorbei und das Baby immer noch nicht da.
Am Nachmittag kam die Hebamme zur Kontrolle vorbei. Sie untersuchte mich noch einmal und da stellte sich heraus, das doch etwas passiert war: der Muttermund war 3cm offen und der Gebärmutterhals vollständig verstrichen! Da der Muttermund ziemlich weit nach hinten "gerutscht" war, massierte sie ihn leicht nach vorne. Sie empfahl uns, einen Spaziergang zu machen und am Abend einen Glühwein zu trinken

Wir zogen uns also an und brachen zu einer kleinen Runde auf. Ich wollte noch bei meinen Eltern vorbei um Zimt zu holen für den Glühwein. Der Grosse wollte dann gleich bei den Grosseltern bleiben, was uns gelegen kam, so konnten wir die grosse Runde machen. Der Spaziergang durch den Wald in der Dämmerung war sehr schön. Ich bekam leichte Schmerzen im Kreuz und im Unterbauch, kam wohl von der Anstrengung

Die Geburt
Wieder Zuhause hatte ich immer wieder Schmerzen im Bauch. Konnte es sein, dass ich tatsächlich Wehen hatte? Ich begann, die Schmerzen aufzuschreiben und stellte eine gewisse Regelmässigkeit fest

Wir richteten uns für einen gemütlichen Abend ein und tranken den Glühwein. Um 22.00 beschlossen wir, uns nochmals hinzulegen. Mein Mann ist bald eingeschlafen, ich war zu aufgeregt. Ausserdem wurden die Wehen allmählich stärker. Ich ging wieder ins Wohnzimmer, zündete Kerzen an und liess ruhige Musik laufen. Und so veratmete ich Wehe um Wehe. Draussen war inzwischen der Vollmond aufgegangen. Hin und wieder ging ich auf den Balkon und bestaunte die sternenklare Nacht. Um Mitternacht war ich mir sicher, dass die Wehen nun alle fünf Minuten kommen und ich rief die Hebamme an, dann weckte ich meinen Mann.
Eine halbe Stunde später platzte die Fruchtblase, kurz darauf war die Hebamme da. Die erste Viertelstunde plauderten wir fröhlich zu Dritt, nebenbei veratmete ich weiter Wehen. Doch dann wurden diese immer stärker, bald konnte ich nicht mehr viel sagen. Ich kniete mich auf den Boden, begann mit den Wehen zu tönen und mein Mann massierte mein Kreuzbein. Huch, das waren nun keine Fünfminutenabstände mehr! Doch so ganz traute ich der Sache noch immer nicht. Konnte es sein, dass ich nach der wochenlangen Warterei nun tatsächlich Wehen hatte und bald mein Kind zur Welt kommen würde? Die Hebamme meinte nur "da hat es wohl jemand eilig"...
Einige Zeit später fand ich mich kniend vor dem Sofa wieder, die Schmerzen wurden - uuaaaaaahhhh - und schon verspürte ich den Drang, zu pressen. Ich konnte spüren, wie sich das Kind durch den Geburtskanal schob und gerade, als ich das Gefühl hatte, diese Schmerzen nicht mehr länger auszuhalten, liess mich die Hebamme den Kopf des Babys anfassen! Es konnte nicht mehr lange gehen... Ich konnte es immer noch nicht fassen

Diese Hausgeburt in der Vollmondnacht war ein unbeschreiblich schönes Erlebnis voller magischer Momente. Wir sind glücklich und dankbar, dass unsere Tochter auf diese Weise zur Welt kommen durfte.