21.-25.3.2011: Erziehungsberaterin

Fachleute antworten jeweils eine Woche lang auf Eure Fragen
Forumsregeln
Das Expertenforum ist für aktive Fragen nur jeweils im angegebenen Zeitraum geöffnet. Es kann aber nachgelesen werden.
Gesperrt
Benutzeravatar
Brigitte
Senior Member
Beiträge: 875
Registriert: So 21. Sep 2003, 09:28

21.-25.3.2011: Erziehungsberaterin

Beitrag von Brigitte »

Jacomine Lindblom-Binnerts ist Psychologin (lic. phil.), Triple P Trainerin für Kids und Teens und Mutter von 2 Kindern im Schulalter. Zusammen mit einer Kollegin leitet sie die Beratungsplattform http://www.erziehungs-beratung.ch, welche persönliche online Beratung bei Erziehungsfragen im familiären und im schulischen Bereich bietet. Sie unterstützt mit konkreten Erziehungshilfen bei Unsicherheiten und Schwierigkeiten im Erziehungsalltag, bei Überforderung und in Krisen und gibt Anregungen zur Förderung der kindlichen Entwicklung und der familiären Beziehungen.

Ole

Re: 21.-26.3.2011: Erziehungsberaterin

Beitrag von Ole »

Guten Morgen
Guten Morgen Ole

Ich hätte da mehrere Fragen zu meinem Sohn. Er ist im Februar 3 geworden.

1. Er ist immer am Abend brav ins Bett hat noch einbischen gesungen und ist dann eingeschlafen. So mit 2.5 hat es angefangen dass er ein Nachtlicht wollte und das die Tür offen bleibt, was wir auch so gemacht haben aber seit ca. 1 Woche will er plötzlich dass immer jemand bei ihm im Zimmer bleibt auch am Mittag. Er macht zwar kein Mittagsschlaf aber er hat irgendwie panische Angst ins Bett zu gehen. Mein Mann und ich wechseln uns ständig ab aber auf die Dauer kann es auch nicht sein. Ich habe noch eine Tochter (9 Monate) die weint halt manchmal auch wenn sie im Bett ist und wenn ich allein zu Hause bin kann ich sein Zimmer nicht verlassen bevor er eingeschlafen ist weil er sonst richtig hysterisch wird.

Dass Kinder, die früher mühelos selber den Schlaf fanden, plötzlich Ängste entwickeln und ohne Mami oder Papi an oder in ihrem Bett nicht mehr einschlafen können, ist ganz normal. Das hängt zum Teil mit dem Stand der kindlichen Entwicklung zusammen. Kinder haben, je älter sie werden, tagsüber immer mehr Eindrücke zu verarbeiten. Ihre Welt wird immer grösser und intensiver. Sie brauchen länger, von den Ereignissen des Tages Abstand zu nehmen und „herunterzufahren“. Dass dies auch Ängste hervorbringen kann, ist nachvollziehbar. Besonders abends im Dunkeln allein im Bett kommen diese gerne hervor.
Ihr Sohn zeigt dieses Verhalten am Abend erst seit kurzem. Da sich Einschlafgewohnheiten sehr schnell festigen, sowohl beim Kind wie auch bei den Eltern, empfehle ich Ihnen, diese möglichst schnell wieder in eine Bahn zu lenken, die für Sie akzeptabel ist. Natürlich sollten Sie die Ängste Ihres Sohnes Ernst nehmen, dass heisst jedoch nicht, dass Sie jetzt keine andere Wahl haben, als neben seinem Bett zu sitzen, bis er eingeschlafen ist. Ihr Sohn muss jetzt wiederholt die Erfahrung machen, dass er den Schlaf selber findet, Sie aber für ihn da sind, wenn er Sie braucht. Solange Sie aber neben seinem Bett bleiben, kann er diese Erfahrung nicht machen. Sie müssen also von sich aus etwas daran ändern.
Hilfreich ist am Ende des Tages ein Abend- und Einschlafritual, auf das sich Ihr Sohn verlassen kann und immer mehr oder weniger ähnlich abläuft. Schliessen Sie das Einschlafritual mit einem Schlusspunkt, z.B. mit einem Gute-Nacht-Kuss, löschen das Licht und zünden die Nachtlampe an. Anschliessend verlassen ohne weitere Gesten und Erklärungen den Raum. Ziemlich sicher wird er protestieren und zu weinen beginnen. Lassen Sie ihn am ersten Abend trotzdem einige Minuten in seinem Bett allein. Nach diesen Minuten kehren Sie zu ihrem Sohn zurück und beruhigen ihn, indem Sie ihn streicheln oder ihm sanft zureden. Sie dürfen ihn allerdings nicht aus dem Bett lassen, ihm etwas zu trinken oder irgendwelche anderen "Belohnungen" geben. Denn er soll ja lernen, dass Sie als Mutter oder Vater ihn zwar nicht im Stich lassen, dass sie sein Schreien aber nicht belohnen. Beruhigen Sie ihn also und verlassen Sie ohne weitere Gesten und Erklärungen wieder den Raum. Das kann sich einige Male und einige Nächte wiederholen. Verlängern Sie jedes Mal die "Auszeit" um einige Minuten, bis er einschläft. In dieser Zeit können Sie sich auch um Ihre kleine Tochter kümmern.



2. Er hat immer gerne gebadet aber auch seit ca. 1. Woche geht es nur mit Geschrei vorallem beim Haarewaschen. Wir haben ihm sogar eine Taucherbrille gekauft damit er kein Wasser in die Augen bekommt obwohl wir seine Haare immer vorsichtig waschen. Aber das hat auch nichts genützt.

Baden und Haarewaschen, aber auch Zähneputzen, muss nun mal einfach sein. Bereiten Sie ihn jeweils gut darauf vor, dass er z.B. ins Bad muss. Lassen Sie ihn aber in gewissen Dingen mitentscheiden. Will er lieber jetzt ins Bad oder erst noch ein wenig spielen. Will er die Taucherbrille (gute Idee) anziehen oder lieber nicht. Lassen Sie Ihre Phantasie walten. Auch Ablenkung hilft.

3. Er sagt er will z.b.s eine Banane dann schäle ich sie und er will sie dann doch nicht. Ich habe es bis jetzt immer so gemacht, dass er mind. ein paar Bissen davon essen musste bevor es etwas anderes gibt aber jedes Mal gibt es immer tränen.

4. Es gibt immer Geschrei wenn ihm was nicht passt. Manchmal gibt es Tage da ist er permanent am weinen weil er einfach Sachen machen will die er nicht darf. Ich versuche ruhig zu bleiben und ihm zu erklären wieso das so ist aber ich habe das Gefühl dass er mir gar nicht zu hört. Ihn ständig in sein Zimmer zu schicken kann doch auch keine Lösung sein.

ad 3 & 4. Ihr Sohn ist mitten im Trotzalter und versucht nun, seinen Willen durchzusetzen. Dass er dabei an Grenzen stösst, sowohl natürliche wie solche, die Sie als Eltern ihm setzen, passt ihm nicht und dagegen rebelliert er. Da muss er durch, und das ist für Sie verständlicherweise nicht immer ganz einfach. Diese Phase ist bisweilen sehr anstrengend. Sie brauchen ihm aber nicht immer alles zu erklären. Manchmal muss ein NEIN genügen. Bleiben Sie einfach möglichst gelassen. Seien Sie aber auch konsequent und bleiben Sie ihren Grundsätzen treu. Ich hoffe, das hilft ihnen weiter.

Herzlichst,
Jacomine Lindblom

Benutzeravatar
Nina08
Member
Beiträge: 411
Registriert: Di 1. Dez 2009, 16:12
Geschlecht: weiblich

Re: 21.-26.3.2011: Erziehungsberaterin

Beitrag von Nina08 »

Guten Morgen Frau Lindblom-Binnerts und vielen Dank, dass Sie sich Zeit für uns nehmen!

Meine Frage:

Unsere Tochter ist knapp 2.5 jahre alt und seit sie gehen kann (mit 13 Monaten) haben wir "Theater" deswegen.

Ich kann (wirklich) keine 100m draussen mit ihr gehen und schon weigert sie sich weiterzugehen und möchte ins Wägeli. Auf dem Spielplatz, beim Einkaufen, zu Hause und sonst wo ist das überhaupt kein Thema, denn sie kann es ja problemlos.

Aber wenn es darum geht, mal einen kleinen Spaziergang zu machen oder zur Bushaltestelle zu gehen oder sogar nur schon zum Briefkasten, dann weigert sie sich.

Ich erwarte ja nicht, dass sie gar nicht mehr ins wägeli sitzt, das darf sie ja aber es wäre trotzdem schön, wenn sie mal 10 minuten gehen würde.

Ich hab schon einiges probiert. Angefangen mit konsequents sein...sie musste dann einfach gehen aber es war eine tortur für uns beide. Angefangen mit einem 10 minütigen Tobsuchtanfall und geendet hat's darin, dass sie weinte, ich auch fast und der Tag für uns gelaufen war. Ich ging damals ganz spontan, direkt nach einem solchen Zwischenfall zur MÜBE welche mich darin bestärkte, hart zu bleiben.

Einige Tage später rief mich die MÜBE an und meinte, sie hätte mit einer Erziehungsberaterin darüber gesprochen welche meinte, ich solle es ganz anders machen, sprich, die kleine im Wägeli lassen. Ich soll ihr immer wieder die Wahl lassen zwischen Wägeli und gehen, irgendwann würde sie von alleine gehen wollen.

Das ist nun schon einige Monate her und es hat sich nichts geändert. Streit gibt es natürlich nicht mehr, da sie nun ja immer ins Wägeli darf. Aber das ist doch mit 2.5 Jahren nicht die Norm, dass die kleine NUR im Wägeli sitzt?

Mit ihrem Bäbi-Buggy hat's für einige Tage etwas gebessert. Da ist sie 10-20 Minuten gelaufen aber danach war Schluss. Mit dem Kickboard dasselbe. Nun ist keines von beiden mehr ein Ansporn.

Ich "warne" sie auch immer vor, sage, dass wir, wenn wir aus dem Bus aussteigen bis zum Coop laufen werden und sie zeigt sich auch immer eiverstanden. Aber kaum sind wir ausgesiegen, gibt's Tränen und Geschrei und wenn sie dann doch mal einige Meter geht fragt sie alle Paar Sekunden "dörf i jetzt is wägeli sitzä?" und irgendwann bleibt sie stehen und dann geht nichts mehr.

Was kann ich noch tun?? Es wäre halt schon schön, wenn sie bis in 2.5 Monaten, wenn das 2. da ist endlich mal gehen würde.

Vielen Dank im Voraus!!!


Liebe Nina08
Solange Sie das Wägeli bei sich haben, wird ihre Tochter kaum von sich aus entscheiden, jetzt zu laufen statt sich schieben zu lassen. Deshalb meine Frage: Weshalb lassen Sie den Wagen nicht einfach zu Hause? Vor allem hinsichtlich der Geburt des Geschwisterchens ist es nun wichtig und auch an der Zeit, dass ihre Tochter selber läuft. Einerseits weil die Welt zu Fuss viel interessanter ist, und andererseits, weil Laufen schön müde macht. Beginnen Sie doch damit, für ganz bestimmte kurze Strecken den Wagen einfach zu Hause stehen zu lassen. Machen Sie einen kleinen Spaziergang und versuchen Sie diesen interessant und abwechslungsreich zu gestalten. Lassen Sie ihre Tochter über eine Mauer laufen, in Pfützen springen, Blumen pflücken. Dies sind alles Erlebnisse, die sie nicht erfährt, wenn sie im Buggy sitzt. Gehen Sie gewisse Wege immer zu Fuss und weiten diese immer mehr aus. Wichtig ist jetzt für den Anfang, dass die Diskussionen gar nicht mehr aufkommen. Es soll für Ihre Tochter klar sein, wann sie ins Wägeli darf. Haben Sie ihn dabei, darf sie rein. Bei kurzen Strecken oder Spaziergängen lassen Sie ihn aber zu Hause. Bei längeren Strecken nehmen Sie den Wagen mit. Manchmal kann man Kinder dazu bewegen, bis zur nächsten Kurve oder bis zum Laden zu laufen. Ihre Tochter ist auf solche Deals aber in der Vergangenheit kaum eingegangen. Versuchen Sie es aber weiterhin. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg damit.

Herzlichst,
Jacomine Lindblom

Benutzeravatar
MAMA
Newbie
Beiträge: 15
Registriert: So 12. Nov 2006, 12:16
Wohnort: KT. Bern, Seeland

Re: 21.-26.3.2011: Erziehungsberaterin

Beitrag von MAMA »

Guten Tag Frau Lindblom-Binnerts

Estmal vielen Dank, dass sie sich die Zeit für uns nehmen.

Haben sie mir evtl. einen Tipp, wie wir unser "Gaggi-Problem" lösen könnten?
Unsere Tochter ist seit 1.5Jahren Tag und nacht trocken, nur für ihr grosses Geschäft will sie noch immer Windeln.
Wir haben schon 3 ernsthafte Versuche hinter uns, sie aufs WC zu kriegen, leider ohne Erfolg. Versuch 1: letztes Jahr in den Skiferien hat sie ihrem Grossvater im Vorfeld versprochen dort dann aus WC zu gehen. Sie hat sich so an das Versprechen geklammert, dass sie in 2x der Nacht ins Bett Gaggi machte, und dann am letzten Tag, als sie vor lauter Bauchschmerzen nicht mehr gehen konnte, durfte ich ihr Windeln anziehen, und sie ging auf die Terasse raus.
Versuch 2: Kam von ihr aus, als die Packung leer war, uns sie unbedingt ihr LauraStern-Puzzlebuch wollte. Auf dem WC weinte sie dann aber nur, und Gaggi kam keines, bis sie nach 3Tagen das Buch zurückgab und wieder Windeln wollte.
Versuch 3: mit Windeln aufs WC, aber auch da, nur eine geweine, und keine Sicht auf Erfolg.

Sie weiss, dass sie, sobald sie ihr grosses Geschäft aufs WC macht, ein eigenes Pult in ihr Zimmer bekommt, was sie eigentlich schon lang möchte. Im Moment sagt sie, dass sie dann mit 5 aufs WC ginge, weiss nicht, ob ich es einfach drauf an kommen lassen soll, oder haben sie mir evtl. einen Tipp? Sie macht ihr Gaggi immer am Morgen und/oder in der Zimmerstunde. Wenn sie mal (ganz ganz selten) unterwegs sagt sie müsse Gaggi machen, hab ich ja nie Windeln dabei, dann wartet sie halt, bis wir zuhause Windeln anziehen.
Sie spürt es also wirklich genau, nur im Kopf sollte es noch Klick machen.

Vielen Dank

Liebe MAMA
Sie sollten bei dieser Sache nicht allzu viel Druck machen, dennoch aber Unterstützung bieten. Ihrer Tochter ist es sicher unangenehm, dass sie das noch nicht kann, und ich bin mir sicher, dass sie es von Herzen gerne möchte. Nur irgendwie klappt es halt nicht. Ich sehe, dass Ihre Tochter gut 4 ½ Jahre alt ist, vom Alter her also sicher an der Zeit, die Toilette für’s Gaggi zu benutzen.
Es stellen sich mir dazu einige Fragen: Kann Ihre Tochter nur in einer gewissen Position stuhlen, z.B. im Stehen, und geht es im Sitzen einfach nicht? Was sagt sie selber, weshalb es nicht geht? Zieht sie selber die Windeln an und aus? Wohin wandert das Gaggi nachher?
Machen Sie doch noch einmal einen Anlauf, sofern das Ihre Tochter möchte. Gestalten Sie das WC für sie gemütlich, mit Büechli oder evt. einem CD Spieler mit Musik oder de Lieblingsgeschichte, oder mit Malutensilien. Lassen Sie Ihre Tochter solange auf dem WC sitzen, wie sie möchte. Stehen Sie nicht daneben. Vielleicht kann sie die Position einnehmen, in der sie normalerweise in die Windel gaggelt. Wenn es geht ist gut, ansonsten soll sie sich selber eine Windel anziehen und es dort hinein machen. Werfen Sie den Stinker nachher zusammen mit ihr in die Toilette, wo er hingehört. Lassen Sie sie auch manchmal mit Ihnen mit auf die Toilette gehen. Vielleicht hat sie irgendeine Scham, die sie überwinden kann, wenn sie sieht, dass alle ins WC machen. Lassen Sie sie so viel wie möglich selber entscheiden, Zeitpunkt, Position etc. Finden Sie zusammen heraus, was ihr helfen könnte. Viel Glück.
Herzliche Grüsse
Jacomine Lindblom

Benutzeravatar
jonas2008
Newbie
Beiträge: 33
Registriert: Fr 6. Feb 2009, 22:31
Geschlecht: weiblich
Wohnort: Irgendwo :-)

Re: 21.-26.3.2011: Erziehungsberaterin

Beitrag von jonas2008 »

guten tag

mein grosser ist im moment echt ein terror zwerg (nicht immer ) ....
aber hier ein paar beispiele:

-beim einkaufen will er in die andere richtung wie wir,ich sag ihm dann dass wir jetzt da durch gehen und er kommen soll-schmeisst sich auf den boden und weint....(er muss dann ins grosse wägeli ins sitzli)

-krabbelgruppe,es hat ein fahrzeug,er will drauf und schubst den jungen (ich geh zu ihm sage er soll warten bis der junge keine lust mehr hat und versuche abzulenken)

-bus,es hat viele leute,er will nicht sitzen und steht neben dem kiwa (mit dem kleinen drin) und hält sich fest....plötzlich-ohne grund "chräblet" er einen fremden jungen mann....nicht fest aber trotzdem...(ich sage ihm dass ihm das weh macht und der mann jetzt traurig ist)

-mütterberatung,die assistentin geht zu ihm und sagt dass er das nicht machen soll (da ich mit dem kleinen mit der mübe spreche,sind aber alle in einem raum) und ich schaue zu wie er reagiert und er will sogar sie "schlagen"....

-migro resti,spielecke er spielt schön,dann kommt er zu uns um zu essen,auf dem weg schubst er ein mädchen (ohne grund) einfach auf die seite....die mutter hat mich dann gefragt ob sie "schimpfen" darf,ich sagte ja,ich dachte das macht ihm eindruck....sie sagt ihm "du das macht man nicht usw" und was macht er?? ein riiiiiiiiiiiiiiiiiiesen smilie... ....ich hab ihm dann gesagt dass es nicht lustig sei....

-spazieren,wenn ihm was nicht passt z.b er in eine andere richtung will,etwas zu essen was wir nicht dabei haben oder so...geht er zum kiwa und fängt an den kleinen zu schlagen,kneifen usw...natürlich sagen wir ihm dann wieder dass er das nicht darf,meist kommt er auf uns zu und schlägt uns auch....

ist dass "noch" normal???die mübe meinte ich soll die kinder dass alleine regeln lassen was ich auch mache,wenns nicht zu "schlimm" wird...aber ich versteh nicht warum er so ist....ich versuche möglichst immer ruhig mit ihm zu sprechen und nicht anschreiien oder so aber es nervt halt schon,vorallem wenn dann die anderen mamis so schauen....und immer die situation vermeiden ist ja auch nicht die lösung?? haben sie mir tipps wie ich reagieren soll???bin langsam am verzweifeln....

vielen dank

Guten Tag jonas2008

Ja, das ist absolut normal. Doch Ihr Sohn hält Sie zurzeit regelrecht auf Trab. Er scheint ein ziemlich selbstbewusster kleiner Junge zu sein, der seine Grenzen sucht und sie auch immer gerne mal wieder überschreitet. Das ist anstrengend. Mit 2 ½ Jahren befindet er sich am Anfang seiner Trotzphase. Nicht alle Kinder durchlaufen diese Phase gleich intensiv. Der eigene Wille des Kindes erwacht und zeigt sich immer häufiger in Form von Trotzreaktionen und Gehorsamsverweigerungen. In dieser Phase der Autonomieentwicklung stossen die Kinder immer wieder an ihre „natürlichen“ Grenzen, denn sie können schlichtweg noch nicht alles. Ausserdem werden ihren Bestrebungen nach Selbständigkeit auch durch die Regeln und Verbote ihrer Eltern Grenzen gesetzt! Doch Kinder brauchen klare Grenzen, um zu wissen, was von ihnen erwartet wird und wie sie sich verhalten sollen. Grenzen setzen heisst nicht nur Verbieten, sondern auch Leitplanken legen und Wege aufzeigen.

Alle Kinder müssen lernen, Grenzen zu akzeptieren und mit ihrer Enttäuschung umzugehen, wenn sie nicht ihren Willen bekommen. Der Umgang mit diesen Situationen ist für Eltern eine grosse Herausforderung, wie Sie selber gerade täglich erleben. Es gibt aber positive und effektive Wege, wie man Kindern helfen kann, Selbstkontrolle zu erlernen.

In dieser Zeit ist es wichtig, dass Sie auf problematisches Verhalten Ihres Sohnes mit Konsequenzen reagieren, und zwar unmittelbar und entschieden. Insbesondere, wenn er anderen Kindern oder seinem Bruder weh tut. Sie haben nicht beschrieben, wie Sie jeweils darauf reagieren. Sie schreiben, dass Sie ihm zwar sagen, dass er dies und jenes nicht darf, und begründen es auch. Das sollten Sie weiterhin tun. Doch hat es für Ihren Sohn keine direkten Folgen. Reagieren Sie mit einer Massnahme, wenn Ihr Kind eine Regel oder klare Anweisung nicht beachtet oder einem anderen Kind (oder Erwachsenen) weh tut. Wählen Sie eine Konsequenz, die sich aus der Situation ergibt oder zu ihr passt. Entfernen Sie wenn möglich die Dinge, die im Mittelpunkt des Problems stehen oder unterbrechen Sie die Tätigkeit Ihres Kindes, die zum Problem geführt hat.

Doch nicht immer bietet sich eine logische Konsequenz an. Der „Stille Stuhl“ kann dafür einspringen. Mithilfe dieser Erziehungsmassnahme können Sie unmittelbar auf fehlbares Verhalten reagieren, jederzeit und überall.
Hier können Sie nachlesen, wie Sie den Stillen Stuhl einführen können:
http://www.swissmom.ch/kind/praktisches ... stuhl.html

Wenn Ihr Sohn immer wieder erfährt, dass sein Verhalten für ihn Folgen hat, welche ihm nicht gefallen, wird er sein Verhalten mit der Zeit ändern. Ich wünsche Ihnen weiterhin gute Nerven.

Herzliche Grüsse
Jacomine Lindblom
Mir si so Häppy
chliine Kindergärtler Jonas 24.09.2008
chliine brüeder Nico 25.03.2010
Mir Liäbe öich so sehr!!
und üsi 4-beiner ou

Benutzeravatar
LadyR
Newbie
Beiträge: 7
Registriert: So 22. Mär 2009, 21:34
Geschlecht: weiblich

Re: 21.-26.3.2011: Erziehungsberaterin

Beitrag von LadyR »

Guten Morgen Frau Lindblom-Binnerts, vielen Dank, dass Sie sich für uns Zeit nehmen.

Ich habe auch ein "Sörgeli"....
Mein 3.5-jähriger Sohn (Einzelkind) freut sich immer sehr, wenn wir auf den Spielplatz gehen, aber dort möchte er nur mit mir spielen. Wenn wir z.B. mit dem Ball spielen, und es gesellt sich ein anderes Kind zu uns, dass auch mitspielen möchte, dann stampft mein Sohn grad davon und ist eingeschnappt!
Er spielt lieber mit grösseren Kindern, mit gleichaltrigen kann er nix anfangen...

In der Spielgruppe spricht er amigs kein einziges Wort mit den andern, aber zuhause textet er mich immer zu.

Dasselbe wenn wir Besuch haben oder jemanden besuchen gehen. Er fängt amigs erst nach 2 Stunden wieder zu sprechen an, wenn die Leute sich am verabschieden sind... Solche Situationen machen mich "rasend" und es nervt mich total. Denn das sind Leute die er schon lange kennt, es sind keine fremde..

Vielleicht haben Sie mir einen Tipp, wie ich mich verhalten soll?
Herzlichen Dank.

LadyR

Hallo LadyR

Das ist eine schwere Frage. Da Ihr Sohn mit Ihnen munter drauflos plappert, müssen Sie sich immerhin um seine Sprachentwicklung keine Sorgen machen. Er kann sprechen, will aber nicht. Der Grund, weshalb er mit Erwachsenen und mit Kindern nicht oder kaum spricht, ist schwer abzuschätzen Wie reagiert denn die Spielgruppenleiterin auf sein Schweigen? Wie verhält er sich in der Spielgruppe? Wenn Sie das Gefühl haben, dass er sich dort grundsätzlich ganz wohl fühlt, wird er wohl einfach noch etwas mehr Zeit brauchen, bis er sich öffnen kann.

Wenn Sie möchten, dass er auf dem Spielplatz mit anderen Kindern spielt, und nicht mit Ihnen, dann sollten Sie sich dort mehr zurückziehen. Solange Sie ihm immer die Möglichkeit bieten, mit Ihnen zu spielen, statt mit anderen Kindern, hat er kaum Gelegenheiten, sich an Kinder zu gewöhnen. Statt andere Kinder mit Ihnen beiden spielen zu lassen, könnten Sie versuchen, sich Schritt für Schritt aus dem Spielgeschehen zurückzuziehen. Erklären Sie Ihrem Sohn aber, weshalb Sie das machen, nämlich dass das ein Kinderspielplatz ist, wo Kinder miteinander spielen, und nicht Erwachsenen mit Kindern. Ich denke, in seinem Alter könnte er das begreifen.

Zu Hause haben Sie erfahren müssen, dass mit Druck nicht viel bei ihm zu erreichen ist. Er spricht nicht, wenn Besuch da ist. Dass das nervt und manchmal auch etwas beschämend ist, ist nachvollziehbar. Ich rate Ihnen, der ganzen Sache für eine Weile mal gar keine Beachtung zu schenken. Erklären Sie Ihren Bekannten, wenn ihr Sohn nicht anwesend ist, dass Sie ihn für eine Weile nicht drängeln wollen, zu sprechen, zu antworten oder sich zu bedanken, in der Hoffnung, dass es besser wird. Das werden Ihre Bekannten sicher verstehen. Das nimmt bei Ihnen den Druck etwas weg und dadurch bekommt ihr Sohn nicht so viel Beachtung, wie vorher. Gut möglich, dass diese fehlende Aufmerksamkeit ihn dazu bewegen kann, sich doch noch verbal einzubringen.

Wenn die Sprachverweigerung jedoch anhält, sollten Sie sich eingehender informieren und Hilfe holen. Denn hinter der Vermutung, die Verweigerung sei eine Folge von Trotz oder Scheue, könnte sich auch eine Sprechstörung verbergen. Kinder mit so genanntem selektiven Mutismus können sprechen, sprechen aber nur mit ausgewählten Bezugspersonen. Machen Sie sich aber keine Sorgen. Behalten Sie das Sprechverhalten vorerst einfach nur gut im Auge.

Ich hoffe, ich konnte Ihnen damit weiterhelfen.

Herzlichst,
Jacomine Lindblom

Helena1
Member
Beiträge: 346
Registriert: So 11. Jan 2009, 13:36
Geschlecht: weiblich

Re: 21.-26.3.2011: Erziehungsberaterin

Beitrag von Helena1 »

Guten Morgen

Ich hab nur eine Frage: wie kann ich meinen Sohn (23Mt) dazu motivieren Treppen zu steigen?
Er will einfach nicht mit mir zusammen in unsre Wohnung hoch gehen. Meistens lass ich ihn schliesslich stehen und warte bis er selbst kommt, was allerdings oft ein Geschrei mit sich bringt und das ganze Mietshaus beschallt wird. Geh ich ihm dann entgegen, bockt er aber trotzdem.
Habs schon versucht mit Loben, mit Kleberli oben als Belohnung, mit möglichst viel Helfen.
Tragen kann, darf und will ich ihn nicht.

An anderen Orten steigt er übrigens problemlos die Treppe hoch. Und runter geht auch gut.

Besten Dank für neue Ideen.
Helena

Guten Tag Helena

Da ihr Sohn an anderen Orten problemlos die Treppe hinaufsteigt, wissen Sie ja, dass er es eigentlich kann. Da sie weiter nichts darüber schreiben, nehme ich auch an, dass er vor der Treppe in Ihrem Haus nicht übermässig Angst hat oder schlechte Erfahrungen damit gemacht hat.
Ihnen bleibt wohl nichts anderes übrig, als das Treppensteigen spielerisch mit ihm zu üben. Machen Sie vorerst keinen Druck, denn dann bockt er nur. Vielleicht kennen Sie ein Lied, welches zum Treppensteigen passen würde. Sie nehmen ihn an die Hand und gehen singend mit ihm langsam die Treppe hoch. Oder Sie machen mit ihm ein Wettrennen, bei dem Sie ihn auch gewinnen lassen. Dann können Sie ihn natürlich auch mit kleinen Belohungen locken, welche Sie auf der Treppe deponieren. Versuchen Sie es doch noch einmal mit dem Belohungssystem. Zeichnen Sie eine Treppe auf ein Blatt und lassen Sie ihn auf jeder Stufe ein Kleberli anmachen, wenn er es geschafft hat. Lassen Sie Ihrer Phantasie freien Lauf, aber vermischen Sie nicht alle möglichen Motivationsformen miteinander. Versuchen Sie eine nach der anderen.

Liebe Grüsse
Jacomine Lindblom

Benutzeravatar
chlini-79
Newbie
Beiträge: 31
Registriert: Mi 29. Aug 2007, 11:30
Geschlecht: weiblich
Wohnort: bi minere familie

Re: 21.-26.3.2011: Erziehungsberaterin

Beitrag von chlini-79 »

guten morgen frau lindblom
Hallo chini-79

vielen dank dass sie sich für uns zeit nehmen.

unsere grosse wird im april 3. sie ist eher eine kleine, feine. jetzt ist mir öfters aufgefallen, dass wenn wir unter anderen kindern sind oder sie auch mit ihrer kleinen schwester spielt, dass sie sich nicht wehrt wenn ihr was genommen wird. meistens steht sie auf und schmollt irgendwo oder sie nimmt etwas anders zum spielen.
sie kommt im sommer in die spielgruppe. und die kinder dort sind ja nicht alle so lieb :roll: wie kann man ihr das "wehren" beibringen oder sollte man das gar nicht?

Ihre Tochter ist ein feines Kind, das sich selten wehrt, wenn ihr etwas weggenommen wird. Das ist ein Persönlichkeitsmerkmal ihrer älteren Tochter. Manche Kindern können Ihren Willen schon von klein an gut durchsetzen und wehren sich lautstark, im zweifelsfall mit Einsatz ihres Körpers, wenn ihnen etwas nicht passt, wie z.B. Ihre jüngere Tochter. Andre Kinder müssen erst lernen, wie sie mit Ungerechtigkeiten umgehen könnnen. Das ist abhängig vom Charakter und den Erfahrungen, welche ein Kind macht. Je nach Charakter, sind also die Voraussetzungen, wie sich ein Kind in einer Gruppe von Kindern verhalten wird, verschieden. Es ist jetzt noch nicht abzusehen, ob sich ihre Tochter im Kreise der anderen Spielgruppenkinder nicht wehren können wird. Vielleicht braucht sie sich auch nicht zu wehren. Wichtig ist, dass sie ihren eigenen Weg und ihren eigenen Stil findet, mit gewissen Situationen umzugehen. Manche Kinder wehren sich lautstark, anderen ist es lieber, sie gehen der Situation aus dem Weg. Verlangen Sie also nicht, etwas zu tun, was nicht in ihrer Natur liegt.

unsere kleine ist genau das gegentleil. sie hat mit jährig schon ein temprament.. :roll:
jetzt wenn sie mal was nicht bekommt. wird geschrien wie am spiess. sie versteifft sich, lässt sich nach hinten fallen und seit neusten drückt sie den schrei richtig raus, das sie rot anläuft. und dass so lange bis sie das bekommt was sie haben will. ablenken, mit ihr in einen anderen raum gehen, dass hilft einfach nicht. was kann man sonst noch machen?

Wenn Sie nicht möchten, dass Ihre kleine Tochter mordio schreit, wenn sie etwas haben möchte, sollten Sie dafür sorgen, dass sie mit ihrer Strategie auch keinen Erfolg hat. Mit der Zeit wird sie merken, dass Schreien nichts bringt und sie so nicht zum Ziel kommt.
Herzlichst,
Jacomine Lindblom


danke schon mal
glg chlini
Würmli 04/2008 und Zappeli 03/2010
♥♥MER SIND SO DANKBAR DASS ES EUCH GIT♥♥MER LIEBED EUCH♥♥

Bild

+jj+
Vielschreiberin
Beiträge: 1243
Registriert: Do 11. Mär 2004, 23:24
Geschlecht: weiblich
Wohnort: Kanton Zug

Re: 21.-26.3.2011: Erziehungsberaterin

Beitrag von +jj+ »

guten morgen frau lindblom-binnerts

im voraus vielen dank, dass sie sich zeit nehmen für unsere fragen.

auch wir haben etwas, das uns zur zeit beschäftigt resp. wir nicht wissen, wie richtig reagieren.

wir haben zwei söhne, 6 1/2 und 3 1/2. der grosse war schon immer ein eher anspruchsvolleres und manchmal sehr anstrengendes kind. hatte sehr ausgeprägte trotzphasen, es musste immer alles nach seinem kopf gehen, sonst hatte er manchmal so richtige ausraster, wo er nur noch schrie und schlug etc.

mit dem alter wurde alles viel besser und alles in allem läuft es sehr gut mit ihm. in letzter zeit hat aber aber wieder so eine phase, wo er manchmal ausrastet und auf mich losgeht. das passierte letzte woche dreimal.

ein beispiel: wir sitzen beim znacht, essen etwas raclette-käse und er möchte paprika drauf tun. es hat eine neue - und er wird wütend, weil ich sie in migros und nicht wie vorher im coop gekauft habe. ich versuche ihm zu erklären, dass es nicht darauf kommt etc. (meistens hilft ihm eine erklärung, wenn sie für ihn logisch ist und er beruhigt sich). nicht aber diesmal, da haut er mir voll eins auf den rücken.

ein andere situation: er bastelt etwas, ich helfe ihm die schnur zu scheiden. er bastet weiter und es geht kaput. er wird wütend, rennt auf mich zu und haut mich.

ich versuche in so einer situation ruhig zu bleiben und ihn nach oben in sein zimmer zu schicken. meistens geht er aber nicht freiwillig. d.h. ich muss seine hände halten, damit er mich nicht weiter schlägt und ihn zur treppe bringen.
wenn er in seinem zimmer ist, beruhigt er sich meistens. manchmal braucht es auch mehrere anläufe. es ist leider auch schon vorgekommen, dass wenn er mich wiederholt gehauen hatte, ich ihm auch eins über die finger gegeben hatte. das war natürlich nicht richtig.
meistens bleibe ich aber ruhig.

nun tut es mir natürlich weh, wenn er so tut. einerseit tut es wirklich weh, da er sehr gross ist und viel kraft hat. aber vor allem bin ich traurig, wenn mein sohn mich haut.

ich weiss schon, es passiert meistens am abend, wenn er müde ist etc. im kindergarten und sonst auswärts gibt es keine probleme. wenn er sich wieder beruhigt hat, tut es ihm sehr leid und er verspricht, es nie wieder zu tun.

vielleicht haben sie einen tipp, wie am besten in einer solchen situation reagieren? resp. danach? ich finde, es kann nicht sein, dass er einfach "entschuldigung" sagt und alles ist wieder ok. so ein verhalten sollte eine konsequenz haben, aber leider weiss ich nicht, was da logisch wäre, damit es auch hilft.

vielen dank und entschuldigung für den roman
jj

Liebe jj

Dass ihr Sohn Sie bei einem Ausraster schlägt, darf natürlich nicht sein. Dennoch ist es immerhin ein Vorteil, dass er dies „nur“ zu Hause macht. So können Sie direkt auf das Problem reagieren und Einfluss nehmen. Ihr Sohn schlägt sie nicht mutwillig, sondern er weiss sich in diesem Augenblick nicht anders zu helfen. Es sind Kleinigkeiten, die ihn zum kochen bringen. Er ist ja dann auch einsichtig und es tut ihm im nachhinein Leid. Dennoch können Sie diese Gewalt nicht durchgehen lassen. Zurückschlagen ist auf keinen Fall eine Option.

Ich empfehle Ihnen, zusammen mit Ihren Söhnen eine Familienregel aufzustellen, in der festgehalten wird, dass Sie sich in Ihrer Familie nicht weh tun. Schreiben oder zeichnen Sie diese Regel gemeinsam auf ein Plakat und hängen Sie es irgendwo sichtbar auf. Sprechen Sie mit Ihren Söhnen alle möglichen Situationen durch, bei denen diese Regel zur Geltung kommt. Zudem sollten Sie eine Konsequenz vereinbaren, um es wieder gut zu machen. Ihr Grosser könnte Ihnen z.B. bei etwas im Haushalt helfen, wenn er Sie geschlagen hat. Sie haben Recht, entschuldigen reicht nicht, ist aber sehr gut, wenn er das dennoch macht. Ausserdem könnten Sie ihrem Sohn eine Möglichkeit bieten, wo er in dem Moment, in dem die Wut bei ihm überkocht, seine Energie loswerden kann, einen Boxsack aufhängen, einmal ums Haus rennen o.ä. So lernt ihr Sohn auch zu spüren, wann es mit ihm durchgeht und sie nehmen seine Emotionen ernst und können Sie besser lenken. Ich hoffe, Sie können mit meinen Ausführungen etwas anfangen.

Herzliche Grüsse
Jacomine Lindblom

Benutzeravatar
Göxi
Newbie
Beiträge: 13
Registriert: Sa 30. Dez 2006, 18:13
Geschlecht: weiblich
Wohnort: Mit Blick über dä Vierwaldstättersee
Kontaktdaten:

Re: 21.-26.3.2011: Erziehungsberaterin

Beitrag von Göxi »

Guten Morgen
Hallo Göxi

Ich hätte zwei Fragen zum Verhalten meines Sohnes (4.5 Jahre):

Seit einiger Zeit langweilt sich mein Sohn ständig wenn er im Haus ist. Sobald er draussen ist, fallen ihm tausend Dinge ein, die er tun kann (naja nicht immer die Tollsten, aber es ist ihm nie langweilig), aber kaum drinnen kommt von ihm die Ansage: Mir ist langweilig, oder spielst du mit mir. Eigentlich kann er sich sehr gut alleine beschäftigen und machte das bis anhin auch gerne, aber eben seit neuestem ist ihm immer langweilg. Leider hat er inzwischen rausgefunden wie er den Fernseher einstellt und weiss auch welche Nummern er drücken muss um an den Kika zu kommen (darf er immer abends sehen fürs Sandmännchen) und so habe ich ihn schon ein paar mal erwischt, wir er mir einfach den Fernseher eingeschaltet hat, weil es ihm zu langweilig ist zu spielen. Er sagt dann auch oft, ich weiss nicht was spielen. Wenn ich ihm dann einen Vorschlag mache, hat er zu nichts Lust.

Heutzutage ist der Tagesablauf von Kindern so straff geregelt, dass viele Kinder Langeweile kaum mehr kennen. Manche Kinder haben schlichtweg verlernt, sich zu langweilen. Doch Kinder dürfen sich langweilen und sollen dies auch ab und zu tun. Dies fördert die Kreativität und bringt Kinder manchmal auf ganz gute Ideen. Oder sie machen nichts draus und haben dann Zeit, sich zu entspannen.
Sie müssen nicht die Entertainerin Ihres Sohnes sein und sollten ihm auch nicht immer einen Auswahl an Spielmöglichkeiten anbieten. Dass die Vorschläge sowieso nicht angenommen werden, haben Sie auch schon erfahren. Dass er nicht fernsehen darf, wenn er sich langweilt, versteht sich. Lassen Sie ihn einfach sich langweilen. Langeweile schadet nicht.


Daraus kommt dann auch meine zweite Frage:
Wenn eine Antwort von uns kommt, die ihm dann nicht passt, oder auch wenn sonst ihm irgendwas nicht passt, wird er seit neustem immer extrem wütend. Er macht dann ein ganz wütendes Gesicht, kommt mit den "Krallen" auf uns zu und schlägt uns auch (leider auch seine Gspänli, wenn es ihm nicht passt, was sie machen). Und dann kann er aber dieses Wütendsein von einem auf den anderen Moment wieder abstellen. Ich frage mich manchmal woher diese Gefühle kommen. Und vorallem wie ich darauf reagieren soll. Ich kann ihm ja nicht immer seinen Willen lassen, nur damit "Friede" im Haus herrscht.

Zum Thema hauen kommt mir noch in denn Sinn, dass er sich oft mit dem Hauen wehrt, wenn er mit Gspänli spielt, wenn er sich Verbal nicht wehren kann. Obwohl er gut spricht, kann er sich manchmal einfach nicht durchsetzen mit reden und dann kommt das Hauen zum Zug.

Haben Sie mir einen Tipp wie ich mit diesen beiden Situationen besser umgehen kann?

Vielen Dank!
Göxi

Nein, auf keinen Fall dürfen Sie alles durchgehen lassen, nur um Frieden im Haus zu haben. Diese unkontrollierten Wutausbrüche zeigen, dass er in diesem Moment mit sich selber weder aus noch ein weiss. Er weiss sich mit der Situation nicht zu helfen. Dennoch sollten Sie auf solch aggressives Verhalten mit einer logischen Konsequenz reagieren, insbesondere wenn er anderen Kindern weh tut. Die vorgängige Frage von +jj+, aber auch jonas2008 hatten ähnliche Themen. Lesen Sie bitte dort nach, wie Sie auf Ausraster Ihres Sohnes reagieren können. Falls Ihre Frage damit noch nicht beantwortet ist, lassen Sie es mich bitte wissen.

Herzlichst,
Jacomine Lindblom
Bild

Benutzeravatar
delphinin
Junior Member
Beiträge: 81
Registriert: Sa 20. Jan 2007, 13:33
Geschlecht: weiblich
Wohnort: dübendorf

Re: 21.-26.3.2011: Erziehungsberaterin

Beitrag von delphinin »

halloguten tag

vielen dank schon mal.

ich habe momentan echte probleme mit meinen 2 jungs vorallem aber mit dem grösseren. er wird im juni 4 und der kleine ist 18 monate.

zur zeit trotzt er sehr heufig wenn es nicht nach seinem kopf geht schreit, weint und wirft um sich. es nützt dan einfach nix und ich muss ihn ins zimmer bringen bevor ich ganz explodiere. wenn ich was von ihm möchte mach er es entweder gar nicht oder genau das gegenteil von dem. wenn ich ihm dan etwas verbiete wie pc zeit (er hat am abend 10 min pc zeit wen der kleine im bett ist das ist die zeit wo er mit einem von uns aleine hat) dan gibts dan massig geschrei wenn er merkt das er es nicht mehr darf, aber wenn es am anderen tag wieder drumm geht das ich ihm das streiche macht er trotzdem weiter und am abend das gleiche. er kann die konsekwenzen einfach nicht versteh oder ev möchte er sie nicht verstehen. auch der kleine testet momentan recht aber alles im kleineren rahmen und mit wehniger ausdauer. wenn ich auch dem kleinen was verbiete wie auf den tisch klettern.... kann ich drauf geht das der grosse es gleich macht wenn ich mich umdrehe.

leider werde ich momentan sehr heufig sehr laut und muss mich echt beherschen. was kann ich ändern das ich auch nicht mehrs so laut werde und sich alles wieder etwas entspannen kann?

Hallo delphinin

Ich kann Ihnen leider keinen anderen Rat geben, als möglichst viel Gelassenheit aufzubringen. Dies ist eine sehr anstrengende Zeit, welche Sie auch dann und wann an Ihre Grenzen bringt, und das ist auch völlig in Ordnung.

Sie können die Situation etwas entschärfen, indem Sie ganz klare Regeln aufstellen oder gewisse Situationen vermeiden. Wenn die PC Zeit, welche ihr Sohn abends zur Verfügung hat, regelmässig in einem Geschrei endet und er die Konsequenzen nicht versteht oder akzeptieren will, würde ich diese PC Zeit für eine Zeit ganz streichen. Er ist noch nicht 4 und muss nicht unbedingt am PC spielen. Schenken Sie ihm anstelle dessen Ihre ungeteilte Aufmerksamkeit, spielen Sie etwas mit ihm oder lesen Sie mit ihm ein Buch.

Andere Situationen lassen sich hingegen weniger gut vermeiden und dann müssen Sie reagieren. Wenn Sie aber merken, dass bei Ihnen die Suppe langsam überkocht, verlassen Sie den Raum, zählen Sie langsam bis 10, denken Sie an etwas Schönes, und kehren Sie dann in die Situation zurück.
Hier können Sie mehr über Gelassenheit in der Erziehung erfahren:
http://www.swissmom.ch/kind/praktisches ... nheit.html

Ich wünsche Ihnen gute Nerven und die nötige Gelassenheit.

Liebe Grüsse
Jacomine Lindblom

Benutzeravatar
Nina08
Member
Beiträge: 411
Registriert: Di 1. Dez 2009, 16:12
Geschlecht: weiblich

Re: 21.-26.3.2011: Erziehungsberaterin

Beitrag von Nina08 »

grüezi und vielen dank für ihre antwort auf meine erste frage betreffend meiner tochter, die nicht laufen möchte.

ich dachte mir schon, dass die frage aufkommen wird, weshalb ich das wägeli immer dabei habe. ;-)

ich habe das wägeli dabei, weil sie immerimmerimmer streikt, egal, wie kurz die strecke ist. ich hab das wägli natürlich auch schon zuhause gelassen, um z.b. kurz über die strasse einkaufen zu gehen, oder die 5 min zum postbüro zu gehen.

es funktioniert einfach nicht, sie schmeisst sich auf den boden und weigert sich weiter zu gehen. ich kann noch so lange warten (und ich hab schon laaaaange gewartet), schlussendlich muss ich sie tragen und das ist mir einfach langsam zuviel mit ihren 14kilo.

blüemli pflücken, pfützen springen, blättli sammeln, balancieren - das alles kennt sie und macht es auch gerne. doch kaum gemacht, möchte sie natürlich wieder ins wägeli.

und oft sind wir halt fast den ganzen tag unterwegs (wir wohnen auf dem land und fahren oft mit dem bus in die nachbarsgemeinde, dort hat es super spielplätze, gspändli, viele tierli, einkaufsmöglichkeiten...) und den ganzen tag laufen, das schafft sie wirklich noch nicht.

ich setze ihr oft ein ziel, z.b. eben bis zum spielplatz, bis zum coop, bis zu den geissli. aber sie ist dann ununterbrochen am nörgeln und weinen.

auch die tatsache, dass alle (auch die jüngeren) ihre gspändli nur noch ganz selten im wägeli sind, ist ihr wurscht. sie möchte immer ein baby sein, sagt sie.

das wägeli gar nicht mehr mitzunehmen (wenn mein mann dabei ist geht das schon) ist zurzeit wirklich schwierig da ich mir ganz sicher bin, dass ich sie dann tragen muss. es ist ja nicht so, dass sie dann irgendwann zur einsicht kommt. nein, sie steigert sich regelrecht in etwas rein und ist nicht mehr zu beruhigen.

gibt es noch andere möglichkeiten?

Liebe Nina08

Ich verstehe Ihre Bedenken voll und ganz. Nur sehe ich kaum eine andere Möglichkeit, um das Laufen zu üben. Und das geht nur, wenn das Wägeli gar nicht zur Verfügung steht. Ich kann mir gut vorstellen, wie Ihre Tochter weint und bittet und nörgelt und dass es Ihnen dann irgendwann zuviel wird und Sie sie schliesslich gegen alle guten Vorsätze dennoch in den Wagen lassen. Fazit ist, dass Ihre Tochter mit Ihrer Strategie immer Erfolg hat. Sie weiss, ich muss nur lange genug nörgeln, dann krieg ich was ich will.

Wie ich sehe, sind Sie in Erwartung Ihres zweiten Kindes. Es ist also auch keine Option, Ihre Tochter dauernd zu tragen. Sie sollten sich auch überlegen, wie Sie das handhaben möchten, wenn das Baby dann da ist. Das wird dann in seinem Kinderwagen liegen und Ihre Tochter muss Ihren Platz abgeben. Es macht wirklich Sinn, sie nun langsam darauf vorzubereiten. Sie haben noch einige Wochen Zeit zum üben, der Sommer ist dazu ideal, versuchen Sie es doch noch einmal.

Nehmen Sie sich vor, sich nicht klein kriegen zu lassen. Planen Sie genug Zeit ein. Erklären Sie auch Ihrer Tochter, dass Sie von nun an für gewisse Strecken den Buggy nicht mehr mitnehmen werden, weil sie bald die Grössere ist, und dass Sie sie auch nicht tragen können. Gut möglich, dass sie sich genau deshalb so vehement gegen das Laufen wehrt und für immer ein Baby sein möchte, weil sie ein Geschwisterchen bekommen wird und sie nicht weiss, was auf sie zukommt. Nehmen Sie doch noch mal einen Anlauf. Einen anderen Rat kann ich Ihnen leider nicht geben.
Ich wünsche Ihnen viel Glück.

Herzlichst,
Jacomine Lindblom

Benutzeravatar
Topolina
Newbie
Beiträge: 6
Registriert: Fr 22. Jan 2010, 21:25
Geschlecht: weiblich

Re: 21.-26.3.2011: Erziehungsberaterin

Beitrag von Topolina »

Grüezi Frau Lindblom

Mein Sohn ist im März 5 geworden. Er ist seit 3/4 Jahren im Kindergarten und dort der jüngste und auch der kleinste. Von Anfang an hat uns die KiKä gesagt, dass seine Feinmotorik noch nicht so gut ausgeprägt sei, das aber durchaus noch kommen kann. Er hatte auch nie Interesse zu malen oder zu puzzeln und ich habe ihn gelassen, weil ich mir gedacht habe, wenn er dann in der Schule ist, "muss" er noch früh genug. Nun ist es aber so, dass seine Begeisterung für den KiGa von Anfang an nicht gerade riesig ist. Er fragt jeden Morgen: "muss ich in den KiGa?" ich sage dann, ja und er: "ach nein". Danach ist ev. mal ein wenig weinen angesagt aber nicht immer. Wenn wir auf dem Weg sind ist es auch kein Thema mehr und ich denke im Kindergarten selber ist es für ihn auch ok. Als ich ihn jetzt wieder mal gefragt habe, warum er nicht gehen will, hat er mir gesagt, dass sie immer so schwierige Sachen machen, die er nicht kann. (Sonst hat er immer nur gesagt "einfach so") Ich denke ihm fehlt die Bestätigung, bzw. dass er sieht, dass auch er mal was besser gemacht hat, wie ein anderes Kind. Ebenfalls aufgefallen ist mir in letzter Zeit, dass er wegen jeder Kleinigkeit anfängt zu weinen (täubelen), wenn es nicht nach seinem Kopf geht. Es kommt mir vor, dass er im Kindergarten schüchtern und zurückhaltend ist und sich wahrscheinlich nicht durchsetzt und wenn er dann zu Hause ist, hat er das Gefühl, nun müsse er bestimmen...

Nun meine Frage, wie kann ich meinen Sohn moivieren in den Kindergarten zu gehn. Wie kann ich ihn dazu bringen, die Sachen zu üben, in denen er Übung braucht. Die KiGä hat uns gesagt, dass er im Kopf relativ weit ist für sein Alter und sehr genau weiss, wo seine Schwächen sind. Dass solche Kinder dann gerne diese Schwächen umschiffen und sich immer wieder davor drücken können. Was kann ich tun, damit er sich eben nicht drücken kann. (Belohnungen ziehen bei ihm nicht, wenn er es partout nicht machen will....)

Danke im Voraus für Ihre Mühe und für Ihre Antwort

Hallo Topolina

Sie machen sich Gedanken darüber, weshalb ihr Sohn manchmal nicht so gerne in den KiGa möchte und sind zu der Erkenntnis gekommen, dass er im KiGa möglicherweise einfach zu wenig Bestätigung bekommt. Dass ihr Sohn die Dinge, die er nicht gut kann und deshalb auch nicht gerne macht, mit Ihnen zu Hause nicht üben möchte, ist nachvollziehbar. Niemand macht etwas, was er nicht gut kann, gerne und vor allem nicht freiwillig.

Wenn Sie Ihren Sohn dabei unterstützen möchten, die Dinge zu üben, die ihm schwer fallen, z.B. in der Feinmotorik, dann könnte es hilfreich sein, wenn Sie dies einmal mit der Kindergärtnerin besprechen. Sie weiss wahrscheinlich am besten, wo seine Schwächen liegen und auf welchen Gebieten und in welcher Form eine zusätzliche Unterstützung Sinn machen würde. Vielleicht hat sie auch eine Idee, wie sie Ihrem Sohn dazu verhelfen könnte, einige Erfolgserlebnisse im KiGa zu verbuchen.
Ich hoffe, dies hilft Ihnen weiter.

Herzliche Grüsse
Jacomine Lindblom
Grüassli Topolina

üsa ♥Luusbuab♥ isch 9

Bild

♥Rechtschreibfehler sind gewollte Spezialeffekte meiner Tastatur!!!♥

Benutzeravatar
Sunshine29
Junior Member
Beiträge: 58
Registriert: So 9. Mai 2004, 19:35

Re: 21.-26.3.2011: Erziehungsberaterin

Beitrag von Sunshine29 »

Guten Tag Frau Lindblom

Ich habe eine Frage bezüglich unserem grossen Sohn welcher im Juli 6 wird und dann in die Schule kommen wird.
Er spricht in letzter Zeit wieder viel von sich in der 3. Person und dies auch in einem kleinkindlichen Tonfall und das obwohl nicht mal mehr der kleinere Bruder so spricht.
Haben Sie eine Erklärung woran das liegen könnte?
Ansonsten ist er für sein Alter recht reif und sehr selbständig. Er holt sich z.b. am Morgen selber seine Kleidung aus dem Kasten und zieht sich wettergerecht alleine an, kann sich alleine Frühstück machen inkl. abräumen u.s.w.

Vielen Dank im voraus für Ihre Antwort

Hallo sunshine29

Ich kann natürlich aus den Angaben, die Sie machen, nicht abschätzen, was der Grund für diesen Rückzug in eine frühere sprachliche Entwicklungsstufe ist. Oft wenden Kinder wieder die Kleinkindsprache an, wenn sie in belastenden Situationen sind, wie ein Schul- oder Klassenwechsel, ein Umzug, die Geburt eines Geschwisterchens oder andere belastende familiäre Situationen. Es ist aber auch gut möglich, dass ihr Sohn einfach mal testen möchte, wie sie darauf reagieren. Wenn Sie dies vermuten, schlage ich Ihnen vor, vorerst man nicht auf seine Kindersprache einzugehen. Verbessern Sie ihn nicht. Oft verschwindet es so schnell, wie es aufgetaucht ist. Beobachten sie seinen Sprachgebrauch jedoch weiter. Falls diese Phase über längere Zeit anhält, sollten Sie sich diesbezüglich einmal mit Ihren Kinderarzt in Verbindung setzen.

Herzlichst,
Jacomine Lindblom
BildBild

Benutzeravatar
aryu
Mod. im Ruhestand
Beiträge: 2258
Registriert: Di 8. Jun 2004, 18:39
Geschlecht: weiblich
Kontaktdaten:

Re: 21.-26.3.2011: Erziehungsberaterin

Beitrag von aryu »

Liebe Frau Lindblom

Danke, dass Sie sich für unsere Sorgen und Nöte Zeit nehmen!

Meine Kinder sind 6 und 4 Jahre alt und grundsätzlich zwei liebe Kinder. Mir machen im Moment zwei Dinge, die sicher zusammen gehören, besonders Mühe:

1. Beide tun sich im Moment schwer damit, andere Menschen zu grüssen, und zwar unabhängig davon, ob es sich dabei um Bekannte oder um Fremde handelt. Sie verstecken sich, schauen zu Boden, wollen nicht die Hand geben...

2. Das Gleiche gilt fürs sich Bedanken. Das geht seit geraumer Zeit nur dann, wenn ich ihnen das, was sie gerade bekommen haben, weg nehme und erst wieder gebe, wenn sie sich bedankt haben. Auch dann scheint es ihnen sehr unangenehm zu sein, schauen die Person, die ihnen etwas gegeben hat, nicht an etc.

Mir ist beides sehr unangenehm. Wenn ich andere Kinder in dem Alter beobachte, mache ich die Feststellung, dass es eigentlich auch von einer Vierjährigen nicht zuviel verlangt ist, anständig zu Grüssen und sich zu bedanken. Erwarte ich zu viel? Ist es eine Phase und ich kann grosszügig darüber hinweg sehen, oder wie soll ich mich verhalten? Im Moment bestehe ich darauf, dass sie grüssen und sich bedanken, aber es ist für alle Beteiligten irgendwie eine blöde Situation...

Danke vielmals,

aryu

Liebe aryu

Ja, das kann bisweilen sehr peinlich sein, wenn man dasteht und ewig warten muss, bis die eigenen Kinder sich bedanken oder jemanden verabschieden. Im Alter von 4 und 6 Jahren können Sie das nämlich in der Tat schon von Ihren Kindern erwarten. Sie haben zwei Möglichkeiten darauf zu reagieren. Entweder Sie machen weiter Druck und verlangen gewisse Höflichkeitsformen von Ihren Kindern. Oder Sie nehmen den Druck weg in der Hoffnung, sie werden es schon irgendwann lernen. Das braucht aber enorm viel Gelassenheit und es darf Ihnen auch nicht peinlich sein.

Ihrem Schreiben entnehme ich aber, das Sie gerne etwas daran ändern möchten. Doch gute Umgangsformen lassen sich nicht so einfach erzwingen. Es ist auch nicht nur eine Ansammlung von antrainierten Floskeln. Bei Anstand und Höflichkeit geht es darum, andere Menschen und deren Gefühle zu achten und zu respektieren. Höflichkeit ist also ein ganzes Stück weit eine innere Werthaltung, welche Sie Ihren Kindern vermitteln.

Wichtig ist deshalb, dass Sie Ihre Anstandsregeln überzeugend begründen können. Argumentieren Sie also nicht nur, dass sich das einfach so gehört, oder dass man das halt einfach tut, sondern erklären Sie welche Gefühle ein gewisses Verhalten beim anderen auslösen könnte. Natürlich sollten Sie da immer als gutes Vorbild voraus gehen.

Loben Sie ihre Kinder, wenn sie freundlich gegrüsst oder sich bedankt haben oder belohnen Sie sie mit einem Kleber auf einem Belohnungsbogen. Sie können aber auch durchaus einem ihren Kinder einen Gegenstand wieder wegnehmen, wenn es sich weigert, sich dafür zu bedanken. Bleiben sie standhaft. Ihre Kinder müssen vor allem möglichst oft erfahren, dass sie auf ihr höfliches Benehmen viele positive Reaktionen erhalten und es sich auszahlt, nett zu sein. Bleiben sie am Ball, es lohnt sich.

Herzliche Grüsse
Jacomine Lindblom
Gutmensch - no one likes us, we don't care.

Benutzeravatar
melbournea
Newbie
Beiträge: 3
Registriert: Fr 3. Sep 2010, 22:24
Geschlecht: weiblich

Re: 21.-26.3.2011: Erziehungsberaterin

Beitrag von melbournea »

Liebe Frau Lindblom

Mein Sohn, 18 Monate alt, ist ein richtiger "Schmeisser". Er schmeisst Essen rum, Spielsachen, eigentlich gibt es fast nichts, was er nicht schmeissen würde. Und das alles mit enormer Wucht.
Beim Essen ist es so, dass er gewisse Sachen, die er nur schon sieht - sofort schmeisst. Mag er etwas, passiert das natürlich nicht. Meist schmeisst er auch den ganzen Teller runter, weshalb ich ihm dann oft einfach das Essen einzeln in die Hand gebe oder auf sein Ablage vom Hochstuhl lege.
Ich beobachte, dass generell das Schmeissen einfach die Antwort ist auf das was er nicht will. Manchmal beobachte ich es auch, wenn er wütend ist und des öfteren auch einfach so und er schaut dem freien Fall und der Landung begeistert hinterher.
Ich habe einfach Mühe damit, wenn das bei anderen Leuten zuhause passiert - ich möcht dort ja nicht kaputte Böden und Gegenstände hinterlassen. Auch bei uns zuhause ist es natürlich auch nicht toll.
Ich habe schon etliche Strategien ausprobiert, aber es interessiert in nichts (zurechtweisen, Spielzeug wegnehmen, erklären, in aus der Situation nehmen, halt etwas schimpfen). Er versteht Nein und schüttelt dann auch mit Kopf und versteht eigentlich, dass das nichts Gutes ist, aber begreifen tut er das nicht. Er lacht sogar öfters, wenn ich etwas laut werde und macht es dann gerade nochmals. Er schmeisst durch den Tag x-mal etwas um sich. Reden kann er einzelne Worte und sonst versteht er sehr gut was ich ihm sage und horcht mehr oder weniger. Sonst ist er halt schon ein temperatmentvoller, hat aber für gewisse Sachen eine ganz ruhige Hand (Lego zusammenstecken, Türme aufstellen, Seiten fein blättern)
Ich möchte einfach wissen, wie ich mich verhalten soll, haben sie Tipps? Ist das eine Phase oder halt seinem Temperament zuzuschreiben. Auf die Hände schlagen, ein Klapps geben möchte ich nicht, obwohl mir das von meinem Umfeld empfohlen wird, ich das aber nicht praktizieren möchte.

Herzliche Grüsse
melbournea

Hallo melbournea

Ich hoffe natürlich sehr für Sie, dass das nur eine Phase ist. Das wird es wahrscheinlich auch sein. Viele temperamentvolle Kleinkinder hören nämlich mehr oder weniger damit auf, mit Gegenständen und Essen zu schmeissen, sobald sie sich besser verständigen können, ihre Sprachentwicklung also so weit gereift ist, dass sie sagen können, was sie möchten oder was sie stört. Sie haben selber die Beobachtung gemacht, dass er das vor allem macht, wenn ihm etwas nicht passt oder er etwas nicht mag.

Ich empfehle Ihnen, mit Ihren bisherigen Strategien weiterzufahren. Sagen Sie weiterhin vehement NEIN, wenn er mit etwas schmeisst. Gehen Sie dafür zu ihm auf Augenhöhe. Erklären Sie ihm auch hin und wieder, weshalb er damit nicht schmeissen darf. Nehmen Sie ihm den Teller weg und legen ihm das Essen häppchenweise vor oder entfernen sie rumgeworfenes Spielzeug. Ein Klaps oder auf die Hände schlagen ist keine Option. Also weiter so und lassen sie sich nicht entmutigen.

Herzlichst,
Jacomine Lindblom
Bild Bild

Benutzeravatar
Kingskid
Junior Member
Beiträge: 80
Registriert: Fr 28. Okt 2005, 09:25
Wohnort: Zürich

Re: 21.-26.3.2011: Erziehungsberaterin

Beitrag von Kingskid »

Liebe Frau Lindblom

Herzlichen Dank für Ihre Beratung hier!

Wir haben zwei Mädchen, 4,5 und 2,5.
Die ältere Tochter war in ihrer Entwicklung zu Beginn in den meisten Bereichen (Drehen, Krabbeln, Gehen, Sprechen, Malen...) her lange etwas langsamer als der Durchschnitt, aber nicht besorgniserregend. Heute hat sie aufgeholt, ist Grob- und Feinmotorisch geschickt und spricht gut. Auch scheint mir, dass sie Zusammenhänge schon recht gut erfasst, spannende Fragen stellt und gerne Neues lernt. zB kann sie selbstständig ihren Namen schreiben, weil sie das unbedingt lernen wollte.

Mir macht ihre Schüchternheit etwas Gedanken. Sie geht seit Sommer in eine Musikschule (1 Lektion/Woche), das war zu Beginn nicht ganz einfach, inzwischen geht sie sehr gern. Vor den Weihnachtsferien fragte mich allerdings die Lehrerin, ob sie überhaupt sprechen könne, sie habe noch nie einen Ton von ihr gehört. Dazu muss ich noch sagen, dass die Lehrerin meiner Meinung nach nicht so einen tollen Draht zu den Kindern hat. Ich merke aber selber, dass meine Grosse manchmal KOntaktschwierigkeiten hat, besonders zu Erwachsenen. Öfters kommt es zB vor, dass sie gerne mit einer Freundin spielen möchte, aber sie traut sich nicht, selber zu klingeln und zu fragen ("du muesch frage, Mami"). Wenn ich nicht für sie frage, verzichtet sie notgedrungen auf das gemeinsame Spiel. Bei Kindern fällt ihr die KOntaktaufnahme meist leichter. Sie hat einige Freunde in der Umgebung und kann mit ihrer Schwester auch gut und ausdauernd spielen.

Im Sommer kommt sie dann in den Kindergarten. Ich frage mich, ob sie es dort schafft, ihre Bedürfnisse auszudrücken. Müsste ich sie auf irgendeine Weise darauf vorbereiten? Oder müsste ich die Kindergärtnerin darauf ansprechen?
EIn Hintergrund ist eben auch, dass sie in der Waldspielgruppe immer mal wieder Mühe hat und ich könnte mir vorstellen, dass es ebenfalls damit zusammenhängt, dass sie nicht immer sagen kann/will, was sie gerade braucht (oder dabei so leise ist, dass sie nicht gehört wird).

Wie kann ich meiner Tochter helfen, sich im Sozialen mehr zu trauen?
Herzlichen Dank für Ihre Tips!

Hallo Kingskid

Ich verstehe Ihre Sorge. Schüchterne Kinder können in der Schule Gefahr laufen, unter die Räder zu geraten oder in der Gemeinschaft der Klasse unterzugehen. Doch Sie schreiben, dass Ihre Tochter sehr wohl mit anderen Kindern Kontakt aufnehmen kann. Das doch ist ein gutes Zeichen. Ihre Tochter wird wahrscheinlich nie eine Draufgängerin werden. Doch Schüchternheit wächst sich bei den meisten Kindern mit den Jahren aus. Dazu braucht sie aber viele positive Erfahrungen und auch Übung.

Sie können Sie dabei unterstützen, indem Sie sie immer wieder in Situationen führen, in denen sie sich etwas getrauen muss. Helfen Sie ihr, indem Sie ihr einen Teil abnehmen. So machen Sie z.B. mit ihr ab, dass Ihre Tochter klingelt und Sie dann die Mutter des anderen Kindes fragen. Beim nächsten Mal klingeln Sie, und Ihre Tochter fragt. Tragen Sie ihr immer wieder kleine Teilaufgaben zu. Trauen Sie ihr aber auch etwas zu. Wenn Sie sich unsicher sind, ob Ihre Tochter sich etwas trauen wird, wird sie das spüren und sie verunsichern. Fragen Sie also nicht, ob sie sich getraut, xy zu machen, oder ob Sie es für sie machen sollen. So kommt Ihrer Tochter gar nicht der Gedanken auf, es könne für sie schwierig werden.

In Bezug auf den Kindergarten würde ich die Lehrperson noch nicht darauf ansprechen. Zum einen ist den Lehrpersonen der Umgang mit scheuen Kindern vertraut. Zum anderen kommt es sehr darauf an, welchen Draht Ihre Tochter zur Kindergärtnerin haben wird und wie die Zusammenstellung der Kinder in der Klasse ist. Je nach dem kann es sein, dass ihr ihre Schüchternheit gar nicht mehr im Wege steht. Ausserdem geht es noch einige Monate, bis nach den Sommerferien. Kinder machen manchmal riesige Entwicklungssprünge.

Herzlichst,
Jacomine Lindblom
BildBild

Benutzeravatar
pfisterli
Member
Beiträge: 492
Registriert: Di 19. Sep 2006, 12:39
Geschlecht: weiblich
Wohnort: bi eus

Re: 21.-26.3.2011: Erziehungsberaterin

Beitrag von pfisterli »

Grüezi Frau Lindblom

Vielen Dank für Ihre Zeit

wir haben 2 Kinder ( Junior 06 und Girl 08)
Beide sind sehr lebhaft und immer in Action, was wirklich toll ist.

Nur, unser Junge hört nie richtig zu. Wenn wir ihm sagen er solle stehen bleiben, z.B. an einer Strasse, geht er einfach weiter. Oder wir ihm etwas erklären wollen, wenn wir unterwegs sind, dasselbe. Auch zuhause hört er nicht zu oder zappelt einem vor der Nase rum anstatt mal richtig zu zuhören. Manchmal nervt es gewaltig. Haben ihn auch schon in sein Zimmer gestellt weil er nicht zuhörte. Was uns ja dann auch leid tat.
Ganz schlimm mit dem zuhören/folgen ist es, wenn noch jemand dabei ist. Sprich wenn ich, mein Mann oder meine Eltern, mit den Kids alleine unterwegs sind, klappt es meistens ohne Zwischenfälle, aber sobald noch jemand dabei ist, ist er wie ausgewechselt. Er bekommt sicher genug Aufmerksamkeit von allen, daher fragen wir uns schon wiso er sich so benimmt. Oder ob das einfach das Alter ist. ;-)

Es sorgt uns halt einfach etwas, da er im Sommer in den Kindergarten kommt und wie es dann sein wird, wenn er auch dort nicht zuhören tut.

Wir schauen darauf, dass wenn wir mit ihm sprechen, ihn anschauen, auf seine Höhe runter gehen (nicht von oben herab) ihn an den Händen halten, damit er merkt dass es uns ernst ist, aber eben auch so zappelt er rum, schaut immer weg. Ist das normal? Sowas fällt uns bei anderen Kindern nicht auf. Oder machen die das nur zuhause? :roll:

Ich hoffe man kommt draus was ich meine :oops: :wink:
Freundliche Grüsse und besten Dank

Guten Morgen Pfisterli

Dass ihr Sohn grundsätzlich nicht in der Lage ist, Ihnen aufmerksam zuzuhören, denke ich nicht. Denn er kann es in gewissen Situationen ja sehr wohl. Es liegt also nicht an seinem Entwicklungsstand oder an einer Aufmerksamkeitsstörung. Achten Sie doch mal darauf, wann er Ihnen nicht zuhört und ihnen deshalb nicht folgt. Ich vermute jetzt einmal, es kommt vor allem in Situationen vor, in denen Sie ihm Grenzen setzen oder etwas von ihm wollen. Wahrscheinlich kommt es eher selten vor, dass er nicht hinhören will, wenn Sie ihm etwas anbieten oder er etwas Schönes machen darf. Das heisst, er hört Sie zwar, will das Gesagte aber nicht ausführen, er folgt Ihnen also nicht. Da bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als weiter am Ball zu bleiben.

Sie machen das schon vorbildlich, indem Sie den direkten Kontakt zu ihm aufbauen, wenn Sie mit ihm sprechen. Sie gehen auf Augenhöhe, fassen ihn an und sagen ruhig aber bestimmt, was Sie von ihm möchten. Das können Sie natürlich nicht in jeder Situation tun. Machen Sie es aber weiterhin so, wenn Ihnen etwas wichtig ist oder gefährlich erscheint. Wenn Sie sich sicher sind, dass er sie gehört hat, Ihre Anweisungen aber nicht befolgt, sollten Sie eine direkte Konsequenz folgen lassen. Läuft er Ihnen z.B. an der Strasse davon, obwohl Sie ihm eindringlich gesagt haben, er solle neben Ihnen bleiben, muss er eben den Rest des Weges an der Hand laufen. Er muss einfach vermehrt erfahren, dass das Nicht-Zuhören lästige Folgen für ihn hat.

Im Kindergarten werden ziemlich schnell klare Regeln eingeführt, die für alle gelten. Gut möglich, dass ihm das Zuhören und Folgen dort leichter fällt. Da würde ich mir jetzt noch nicht allzu viele Gedanken machen.

Ihr Sohn ist ein Wirbelwind, immer auf Zack. Das hat eben seine schönen und weniger schönen Seiten und es ist manchmal anstrengend, solche Kinder in Schach zu halten. Ich wünsche Ihnen viel Geduld dabei.

Herzliche Grüsse
Jacomine Lindblom
Bild Bild

"… Ich breite meine Träume unter Deinen Füßen aus; Tritt sanft auf, denn Du betrittst meine Träume."

Geneva
Junior Member
Beiträge: 86
Registriert: Mi 25. Feb 2009, 19:08
Geschlecht: weiblich

Re: 21.-26.3.2011: Erziehungsberaterin

Beitrag von Geneva »

Schön, dass Sie sich die Zeit nehmen, unsere Fragen zu beantworten.
Die letzten Tage waren so streng für mich, dass ich das Gefühl habe, unsere Erziehung läuft nicht gut. Irgendwie klappt nichts mehr. Ich schreibe mal einige Beispiele oder Probleme von unserem Alltag.
Meine Tochter wird bald 2 Jahre und ist sehr aufgeweckt aber aus einem Spiel, schmusen oder vorlesen oder andere Sachen, die sie sonst gerne macht wird ein Ausraster, neuerdings mehrmals täglich. Sie wird sehr aggressiv, schreit, beisst mich oder ihre Hand, schlägt sich selber und mich, wirft mit Sachen rum. Sagt zum Teil Mama böse, Baby böse etc. Manchmal lasse ich sie alleine, damit sie sich beruhigt und dann kommt sie und braucht viel Nähe, auch bleibe ich bei ihr und rede ihr zu und versuche sie zu beruhigen. Mit beiden Möglichkeiten habe ich wenig Erfolg, sie machts wieder und hört auf von selber.

Hallo K.mom

Wie mir scheint, hängen alle Ihre Fragen irgendwie zusammen. Sie und Ihre Tochter haben eine sehr symbiotische, innige Beziehung zueinander. Dies ist sehr schön, geniessen Sie das. Sowohl Ihre Tochter wie auch Sie brauchen und lieben viel Nähe zueinander. Sie haben sie lange gestillt und sie schläft bei Ihnen im Bett. Ob der Grund für dieses beidseitige Nähebedürfnis ihr schwerer Start ins Leben war, ist schwer abzuschätzen.

Ihre Tochter wächst nun, wird älter und selbständiger, ihr eigener Willen entsteht, ihre Persönlichkeit entfaltet sich. Das alles geht nur, wenn Sie versucht, sich aus dieser Symbiose mit Ihnen als Mutter mehr und mehr zu lösen. Ich vermute, dass Sie mit Ihrem trotzenden Verhalten, welches Ihnen zurzeit so viel Mühe bereitet, versucht, sich von Ihnen abzugrenzen. Das ist nichts Schlechtes, sondern gesund und notwendig für ihre Entwicklung. Sie merken selber, wie Sie kämpft mit sich und ihren Gefühlen, Nähe will, Abstand braucht, böse auf sich und auf Sie wird. Für die Kinder ist dieses Gefühlschaos sehr verwirrend und auch anstrengend, aber auch für Sie. Sie können ihr zur Seite stehen, indem Sie, wie Sie das bis anhin gemacht haben, auf die Nähe- und Distanzbedürfnisse Ihrer Tochter so gut wie möglich eingehen. Vergessen Sie aber nicht, auch auf Ihre Gefühle zu hören und auch Ihr Bedürfnis an Nähe oder Distanz ernst zu nehmen.


Zweites Problem ist, dass sie keine Hosen anziehen will also keine Strumpfhosen, Pyjama, Socken oder Finken nur Oberteile und Mützen. Sie zieht sie sofort ab, sobald wir uns in einem Raum befinden.

Dazu kann ich Ihnen beim besten Willen keinen besseren Rat geben, als es so hinzunehmen, solange die Beinfreiheit kein gesundheitliches Problem darstellt. Erklären Sie ihr aber immer wieder, weshalb Sie möchten, dass sie etwas an den Beinen und Füssen trägt. Immerhin behält sie die Kleider draussen an. Ich gehe mal davon aus, dass sich diese Eigenheit bald einmal auswächst.

Drittes Problem ist das Verlangen nach Essen und Trinken in der Nacht, sie wurde bis vor kurzem noch gestillt und anfangs dachte ich sie hat Hunger, da sie nachts gestillt wurde. Sie trinkt nicht aus der Flasche und ich muss ins andere Zimmer um sie zu füttern und sie isst doch ein wenig.

Ich bin keine Ernährungsberaterin und kann Ihnen hierzu nicht wirklich kompetent Antwort geben. Ich bin aber der Meinung, dass Ihre Tochter in diesem Alter nachts keine Nahrung mehr brauchen sollte. Falls Sie vom Gewicht her im normalen Bereich liegt, können Sie vermutlich darauf verzichten, sie nachts zu füttern. Da Sie sie aber bis vor kurzem noch nachts gestillt haben, wird sie nun wahrscheinlich etwas länger brauchen, um sie daran zu gewöhnen.


Sie ist sehr willenstark und kämpferisch und ich halte es nicht immer durch konsequent zu bleiben und fühle mich momentan nicht so gut durch das Ganze. Sie hatte einen sehr schweren Start ins Leben. (Kaiserschnitt und Verlegung in ein anderes Spital während meiner Vollnarkose, ich konnte sie erst nach 2 Tagen zum ersten Mal für ein Paar Stnden sehen und berühren) Was denken Sie? Sind Babys mit einem schwierigen Start ins Leben eher anstrengender wegen ihrer kämpferischen Art seit Geburt?

Meine Tochter z. Bsp. schläft in unserem Bett, ich weiss nicht, wie ich das ändern soll. Sie muss uns immer berühren, bis sie eingeschlafen ist. Ich habe keine Mühe ihr viel Nähe zu geben, die brauche ich auch aber diese Ausraster wo sie hat, kosten sehr viel Kraft.

Wenn Sie nicht mehr möchten, dass Ihre Tochter die ganze Nacht bei Ihnen im Bett schläft, dann müssen Sie das aktiv ändern. Das heisst sie muss lernen, in ihrem eigenen Bett zu schlafen. Dagegen wird sie sicher heftig protestieren. Sie können dabei schrittweise vorgehen. Stellen Sie ihr Bettchen erst neben das Elternbett, dann weiter weg, und dann in ihr eigenes Zimmer. Wenn Sie aber das Gefühl haben, dass Sie das momentan noch nicht schaffen, lassen Sie sich Zeit und gehen Sie es zu einem späteren Zeitpunkt an. Seien Sie sich aber bewusst, dass Sie den ersten Schritt machen werden müssen, denn der wird kaum von Ihrer Tochter kommen.

Danke für Ihre Hilfe.

Danke viel Mals, dass Sie sich die Zeit für meine vielen Fragen nehmen.

Gern geschehen und herzliche Grüsse
Jacomine Lindblom

Benutzeravatar
Luna84
Member
Beiträge: 252
Registriert: Mo 28. Jul 2008, 09:26

Re: 21.-26.3.2011: Erziehungsberaterin

Beitrag von Luna84 »

Guten Tag

Vielen Dank, dass Sie sich Zeit für uns nehmen.
Es geht um meinen 27 Monate alten Sohn.
Als mein Sohn ca. 18 Monate alt war, fing er stark an zu fremdeln. Kurz darauf begann er auch zu trotzen, schon wenn ich morgens ins Zimmer kam, schrie er, lies sich nicht anfassen oder beruhigen. Täglich hatte er X-Tobsuchtanfälle. Auch etwa Zeitgleich fing er an, morgens zwischen 4.30 und 5.30 Uhr zu weinen/schreien und wollte aufstehen. Ich versuchte alles erdenkliche: Ich holte ihn ins Elternbett, legte mich in sein Zimmer neben das Bett, machte leise Musik an in seinem Zimmer, liess die Türe einen Spalt offen und das Licht draussen an etc etc. Nichts half, er wollte aufstehen, war dann jedoch schon vor dem Mittag hundemüde.
In der 2-Jahreskontrolle sprach ich den Kinderarzt auf diese Dinge an. Er meinte, dass dieses Ausmass an Trotzen schon noch normal sei und ich meinen Sohn einfach später ins Bett bringen solle. So änderte ich die Bettgehzeit von 19.00 auf 19.30 Uhr und den Mittagsschlaf kürzte ich von 1.5 auf 1 Stunde. Diese Massnahme brachte zunächst gar nichts. Jedoch war unser Sohn so um Neujahr rum plötzlich wie ausgewechselt. Plötzlich war er offener zu Fremden oder Leuten, die er nicht so häufig sah, er trotzte nur noch ab und zu und schlief ab da an morgens bis 6.30/7.30 Uhr.
Dies ging so bis vor wenigen Tagen. Nun fängt das Ganze wieder von Vorne an:
Er wacht oft früher (jedoch bis jetzt noch nicht so krass wie damals) auf und ruft nach mir. Er hat wieder Angst vor Fremden, sprich wenn wir irgend eine Freundin von mir (die er kennt) oder auch seien Grossvater (den er ca. alle 3 Wochen sieht) besuchen oder auch schon wenn er merkt, dass wir dorthin fahren, fängt er an zu schreien und will wieder nach Hause oder zum Grosi (meinen Eltern). Er will dann nicht aus dem Auto raus und lässt sich kaum beruhigen. Ausserdem trotzt er wieder heftig und zwar vor allem bei mir. Das ist für mich ziemlich schlimm, zu meinem Mann ist er seit den letzten (bei mir so heftigen) Tagen sehr anhänglich und gegen mich lehnt er sich irgendwie auf. Er will nun seit diesen Tagen alles von meinem Mann gemacht haben, das kenne ich sonst gar nicht von meinem Sohn.
Könnten Sie mir Ihre Einschätzung zum momentan Verhalten meines Sohnes geben? Ist dies eine Ablösung von mir? Wie könnte ich die momentane Situation entschärfen?

Vielen Dank.

Liebe Luna84

Ja, ich denke Sie können davon ausgehen, dass sich Ihr Sohn mit seinem trotzenden Verhalten, aber auch mit seiner Bevorzugung für Ihren Mann, von Ihnen etwas abgrenzen möchte. Dies macht er völlig unbewusst, ist nicht böse gemeint und gehört zur gesunden Entwicklung jedes Kindes dazu. Ihnen als Mutter tut dies weh, das ist verständlich. Doch auch Sie brauchen diese Abgrenzung, um weiterhin eine liebevolle Beziehung zu Ihrem Sohn zu haben.

Kinder durchlaufen in Ihrer Entwicklung gewisse Phasen, die manchmal ganz schwer sein können, aber die Phasen gehen vorbei, doch es kommen wieder neue herausfordernde Zeiten. Sie haben die Erfahrung gemacht, dass eine schwierige Phase irgendwann vorbei war. Ihr Sohn hat sich Fremden gegenüber geöffnet, er schlief besser, wurde ruhiger. Nun tauchen diese überwunden geglaubten Schwierigkeiten seit einigen Tagen wieder auf. Das ist absolut normal. Auf diese Art scheint ihr Sohn nun mal auf Entwicklungsschübe zu reagieren.

Sie können momentan nicht viel anderes tun, als in dieser aufreibenden Zeit für ihn da zu sein. Gehen Sie auf seine Nähe- und Distanzbedürfnisse ein und nehmen Sie diese nicht allzu persönlich. Seine Ängste andern Leuten gegenüber müssen Sie zwar ernst nehmen, aber nicht dramatisieren. Vermeiden Sie solche Situationen nicht, sondern gehen Sie selber weiterhin offen auf die Leute zu.
Ich hoffe Ihnen damit weitergeholfen zu haben.

Herzlichst,
Jacomine Lindblom

Gesperrt