26.-30.3.2012: Erziehungsberaterin

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Brigitte
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26.-30.3.2012: Erziehungsberaterin

Beitrag von Brigitte »

Jacomine Lindblom ist Psychologin (lic. phil.), Triple P Trainerin für Kids und Teens und Mutter von 2 Kindern im Schulalter. Sie leitet die Beratungsplattform http://www.erziehungs-beratung.ch, welche persönliche online und inhome Beratung bei Erziehungsfragen im familiären und im schulischen Bereich bietet. Sie unterstützt mit konkreten Erziehungshilfen bei Unsicherheiten und Schwierigkeiten im Erziehungsalltag, bei Überforderung und in Krisen und gibt Anregungen zur Förderung der kindlichen Entwicklung und der familiären Beziehungen.

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topolino
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Re: 26.-30.3.2012: Erziehungsberaterin

Beitrag von topolino »

Guten Tag Frau Lindblom-Binnerts
Dann mache ich doch mal den Anfang. Unser Sohn ist fünfeinhalb. Er hat eine celebräre Behinderung, seine Entwicklung ist in allen Bereichen verzögert seine Sprachkompetenz entspricht etwa einem dreijährigen, er spricht aber sehr undeutlich.

Die Hauptfrage ist für mich, wie ich mit ihm umgehen soll, wenn er etwas tut, was er nicht soll. (Andere Kinder schlägt, schubst, den Kühlschrank ausräumt o.ä.) Ich habe das Gefühl, dass ich ihn mit Worten nicht erreiche und er Konsequenzen nicht mit seinem Verhalten in Verbindung bringen kann. Bei seinem Bruder funktioniert das ganz gut. Haben Sie eine Idee, wo wir ansetzten könnten? Auch wenn er eine Behinderung hat, möchte ich ihm nicht alles durch gehen lassen. (auch seiner Geschwister wegen)

Liebe topolino
Ich bin nun etwas unsicher, inwiefern die Behinderung und der Entwicklungsrückstand Ihres Sohnes die Erziehung etwas erschwert oder kompliziert. Ungeachtet dessen bin ich aber auch Ihrer Meinung: Deswegen können Sie ihm nicht alles durchgehen lassen. Auch Ihr Sohn muss lernen, Regeln zu beachten und bei Verstössen mit Konsequenzen zu rechnen.
Grundsätzlich sollten Sie auf Regelverletzungen und Grenzüberschreitungen Ihres Sohnes gleich reagieren, wie Sie das wahrscheinlich auch bei seinen Geschwistern getan haben. Möglicherweise wird Ihr Sohn Ihnen einfach noch etwas mehr Einfühlungsvermögen und Toleranz abverlangen, als Sie sich das gewohnt sind.
Bei Kindern mit einem Entwicklungsrückstand ist es ganz wichtig, dass auf die geltenden Regeln und auf Ihre Reaktionen höchsten Verlass ist. Was heute verboten ist sollte nicht morgen wortlos akzeptiert werden. Und Regelverletzungen sollten für ihn einfache aber logische Konsequenzen haben. Diese verlässlichen Regeln und Konsequenzen werden ihm Halt und Orientierung geben und ihm helfen, sich in seiner Umwelt angepasst zu verhalten. Stellen Sie für ihn wenige aber Ihnen wichtige Regeln auf und sorgen Sie dafür, dass er diese kennt und versteht.
Da Sie ihn mit Worten nicht so gut zu erreichen scheinen, rate ich Ihnen, den Stllen Stuhl oder die Stille Zeit einzuführen. Diese Massnahme hat den Vorteil, dass sie nicht einer Bestrafung gleichkommt. Das Kind wird nicht aus der Gemeinschaft ausgeschlossen, kann aber dennoch nicht mit der Aktion weitermachen, die zum Problem geführt hat. Ausserdem können Sie diese Erziehungsmassnahme einfach und überall anwenden. Hier können Sie nachlesen, wie Sie den Stillen Stuhl einführen können. http://www.swissmom.ch/kind/praktisches ... stuhl.html
Natürlich sollten Sie ihm auch mit Worten erklären, welche Regeln er verletzt hat und weshalb er auf den Stillen Stuhl muss. Wenn er immer wieder die gleiche Konsequenz zu spüren bekommt, fällt es ihm vielleicht leichter, diese mit seinem Verhalten in Verbindung zu bringen.


Ein zweites Thema ist, dass er sich oft weigert Dinge zu tun: Schuhe anziehen, duschen, in den Kindergarten gehen, an den Tisch sitzen, raus gehen. Er sagt dann „nein“ und bleibt wo er ist. Es gibt momentan zwei Wege: ihn lassen oder ihn unter massiver Gegenwehr dazu zu bewegen mitzukommen etc, was für beide Seiten viel Stress bedeutet. Diese Thematik besteht auch im Kindergarten, dort haben sie den Weg gewählt in einfach in Ruhe zu lassen. Zuhause geht das nur bedingt. Manchmal klappt es, wenn man ihn viel Nähe gibt in so einer Situation, aber leider eher selten. Welche Möglichkeiten gibt, es dass solche Spannungssituationen nicht in Machtkämpfe ausarten?

Ich denke, Ihnen wird nichts anderes übrig bleiben, als für sich zu entscheiden, bei welchen Aktionen oder Aufforderungen Sie beide Augen zudrücken können und bei welchen es Ihnen wichtig ist, dass sie von ihm befolgt werden. Auch hier ist es sicher hilfreich, wenn er mit konsistenten und verlässlichen Anforderungen an ihn rechnen kann.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen weiterhelfen.

Herzlichst,
Jacomine Lindblom



Vielen Dank für Ihre Antwort.

Liebe Frau Lindblom
Nach dem ich auf diesen Beitrag ein paar Reaktionen von Müttern mit Kind mit Behinderung, die diese Problematik ebenfalls kennen, erhalten habe, möchte ich ihnen kurz darauf antworten. Ich würde von mir behaupten, dass ich sehr schnell und sehr konsequent auf das Verhalten meines Sohnes reagiere. Ihre Antwort basiert eher auf der Annahem, dass dies nicht der Fall ist, weshalb sie mir in dieser Situation nur bedingt weiterhilft. Es bestärkt mich darin so weiter zu machen. Es ist mir klar, dass es von aussen schwierig ist bis unmöglich ist, eine Situation / ein Kind einzuschätzen, die man nicht kennt und darauf eine spezifische Antwort zu geben. Die Problematik liegt bei diesen Kinder vielleicht einfach darin, dass sie eine völlig andere Wahrnehmung der Welt haben und ich denke, dass dies sehr wohl einen Einfluss auf die Erziehung hat und dass es nicht einfach nur mit den "unfähigen" Müttern zu tuen hat, wie das ihr Eingangsatz sugeriert könnte.
Zuletzt geändert von topolino am Mi 28. Mär 2012, 09:15, insgesamt 1-mal geändert.

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Nuuneli
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Re: 26.-30.3.2012: Erziehungsberaterin

Beitrag von Nuuneli »

Guten Tag,
unsere 8jährige ist sehr verträumt und langsam. Sie braucht lange zum Essen (egal), lange bis sie mal endlich parat ist (das nervt schon mal) - sogar wenn sie mit Freundinnen abgemacht hat. Muss ich da was unternehmen? Ist das einfach ihr Groove? Ihre Kolleginnen stören sich (noch) nicht daran - und warten sogar auf sie! Wenn sich sie mal wieder "reinlaufen" lasse, dann ist es ganz bestimmt passend, dass sie später da ist...
Sie ist ein sehr gewinnender und feiner Typ und alle (Freundinnen, Mütter, Lehrpersonen etc.) verzeihen ihr irgendwie alles und nehmen Rücksicht auf sie - das mag ich ihr sehr gönnen, aber die richtige Welt sieht doch ein bisschen anders aus?

Liebe Nuuneli
Die Frage ist, ob Ihre Tochter absichtlich oder unabsichtlich trödelt, oder ob dies einfach ihr „Lebenstempo“ oder Groove ist. Nicht alle Kinder und Erwachsenen sind gleichermassen auf Zack. Stören tut dies in erster Linie nicht die Betroffenen selbst, sondern das Umfeld, die Familie, die Lehrpersonen, oder die Freundinnen. Solange Ihre Tochter aus ihrem langsamen Verhalten noch keine Nachteile zieht und solange ihr vieles wegen ihrer gewinnenden Art verziehen wird, wird sie dieses auch kaum von sich aus verändern.

Es ist einfach sehr ermüdend, wenn man sein Kind immer antreiben muss und kontrollieren muss, ob es parat ist. Sie können den Dingen entweder seinen Lauf lassen und sich selber in Gelassenheit üben. Unterstützend können Sie dafür sorgen, dass Ihre Tochter immer eine Zeitreserve hat und früh genug mit allem anfängt. Es ist aber sicher auch nicht falsch, sie ab und zu „hineinlaufen“ zu lassen. Ausserdem würde ich Ihrer Tochter immer mal wieder nahe legen, dass es nicht so anständig ist, wenn man andere auf sich warten lässt. Andererseits können Sie aber auch versuchen, alle Schritte, für die Ihre Tochter so lange braucht, gut zu strukturieren und in kleine und übersehbare Einzelschritte aufzuteilen. Natürlich müssen Sie das zusammen mit Ihrer Tochter machen und sie muss einsichtig sein, dass das nötig ist. Möglicherweise ist das aber das Problem, denn ihre „richtige“ Welt funktioniert so noch ganz gut. Erst wenn sie aus ihrem Schneckentempo spürbar Nachteile zieht, sei das in der Schule oder im Freundes- oder Familienkreis, wird sie von sich aus daran etwas ändern, sofern sie dazu in der Lage ist. Aber dabei können Sie sie dann ja unterstützen.

Herzlichst,
Jacomine Lindblom


Liebe Frau Lindblom, vielen Dank für Ihre Antwort. Noch eine kleine Frage (falls Sie das noch lesen): ich wecke sie am Morgen 1h bevor sie gehen muss - ich denke, das sollte genügend Zeit sein. Viele Frauen raten mir, sie später zu wecken - ich denke aber, dass das wenig Sinn macht und mehr Stress als etwas anderes zur Folge hat.
Freundliche Grüsse


Nein, ich denke, 1 Stunde ist genau richtig. Somit hat sie nicht zu viel Zeit zum trödeln aber kann doch alles in "ihrem" Tempo machen.
Liebe Grüsse JL
Zuletzt geändert von Nuuneli am Di 27. Mär 2012, 13:41, insgesamt 2-mal geändert.

tin
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Re: 26.-30.3.2012: Erziehungsberaterin

Beitrag von tin »

guten Tag,
mein Sohn ist eigentlich ein ganz friedliches und hilfsbereites Kind. Er hat jedoch Phasen, wo er überhaupt nicht zu hören scheint, was ich oder andere Bezugspersonen zu ihm sagen, nicht auf Gesprochenes reagiert, auch nicht wenn man sich auf Augenhöhe mit ihm unterhält. In dieser "nicht -hör-Zeit" macht er besonders gerne Sachen, von denen er weiss, dass er es nicht darf, vor allem grundlos herumspucken, seltener draussen das Trottoir verlassen...

Ist das "nicht hören" altersbedingt oder kann man da etwas dagegen machen? ich habe etwas Angst, dass er etwas wirklich Dummes anstellen könnte und sich damit in Gefahr bringt.. und wäre deshalb um Ihre Meinung dankbar.

(Ergänzend sollte ich vielleicht erwähnen, dass ich erneut schwanger bin, während dieser Schwangerschaft öfters krank geschrieben war und mich schonen muss. ( Mein Sohn ist eine Frühgeburt und eine weitere Frühgeburt wurde befürchtet.) Vieleicht ist sein Verhalten auch eine Reaktion darauf? Doch er benimmt sich gegenüber anderer Bezugspersonen gleich wie mir gegenüber und zeigt viel Verständnis.)

Liebe tin

Ja, dieses Nicht-Hören-Wollen ist altersbedingt und ja, man kann dagegen etwas tun. Seien Sie aber darauf gefasst, dass solche Phasen des Nicht-Hörens im Verlauf der Entwicklung Ihres Sohnes immer wieder in unterschiedlichen Formen und Ausprägungen auftauchen werden, zuletzt in der Pubertät.
Ihr Sohn steckt nun aber am Anfang der Trotz- oder Autonomiephase und möchte vermehrt seinen eigenen Weg gehen. Selbstverständlich stösst er dabei an Grenzen, natürliche und solche, die Sie ihm setzen. Ihr Sohn ist ja grundsätzlich in der Lage, Ihnen zuzuhören. Dieses Nicht-Hören kommt, so nehme ich mal an, vor allem in Situationen vor, in denen Sie ihm solche Grenzen setzen oder etwas von ihm wollen. Wahrscheinlich kommt es eher selten vor, dass er nicht hinhören will, wenn Sie ihm etwas anbieten oder er etwas Schönes machen darf. Das heisst, er hört Sie zwar, will das Gesagte aber nicht ausführen, er gehorcht Ihnen also nicht. Da bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als weiter am Ball zu bleiben.

Sie machen das schon vorbildlich, indem Sie den direkten Kontakt zu ihm aufbauen, wenn Sie mit ihm sprechen. Gehen Sie auf Augenhöhe, fassen ihn an und sagen ruhig aber bestimmt, was Sie von ihm möchten. Das können Sie natürlich nicht in jeder Situation tun. Machen Sie es aber weiterhin so, wenn Ihnen etwas wichtig ist oder gefährlich erscheint. Wenn Sie sich sicher sind, dass er sie gehört hat, Ihre Anweisungen aber nicht befolgt, sollten Sie eine direkte Konsequenz folgen lassen. Verlässt er z.B. das Trottoir, obwohl Sie ihm eindringlich gesagt haben, er dürfe das nicht, muss er eben den Rest des Weges an der Hand laufen. Er muss einfach vermehrt erfahren, dass das Nicht-Zuhören lästige Folgen für ihn hat.
Ich wünsche Ihnen viel Geduld dabei.

Herzlichst,
Jacomine Lindblom

swisskaiser
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Re: 26.-30.3.2012: Erziehungsberaterin

Beitrag von swisskaiser »

Guten Tag!

Unsere Tochter hat Mühe mit dem Schlafen. Sie ist spät Abends wach und steht doch, immer noch müde, früh auf. Sie (3,5) und ihr Bruder (bald 2) sind um 20 Uhr im Bett und sie ist dann teilweise immer noch bis 21:15 am Plaudern. Am Morgen ist sie dann trotzdem um ca. 6 wach, ist aber noch todmüde. Mittags schläft sie immer noch, also war unsere Überlegung, dass sie diesen einfach nicht mehr braucht. Wir haben nun aber schon zwei mal versucht diesen zu kürzen und dann zu streichen. Wenn sie etwas schlafen durfte, hatte sie am Abend troztdem Probleme. Wenn sie gar nicht schlief, schlief sie zwar um 20 Uhr, erwachte aber nach wie vor um 6. So oder so hatten wir während diesen Wochen (wir haben jeweils 2 - 5 Wochen probiert) ein aggressives, zickiges und hyperaktives Kind. Sobald sie 1,5 - 2 Stunden am Tag schlafen darf, ist sie einiges ausgeglichener. Aber auch dann ist sie bis zum Mittagsschlaf eher müde, und erst danach 100% sich selber.

Haben Sie eine Idee, was wir sonst noch ändern können, dass sie sich den Schlaf am Morgen, an einem Stück holt?

Liebe swisskaiser
Natürlich macht es auf den ersten Augenschein Sinn, den Mittagsschlaf wegzulassen, sodass Ihre Tochter abends müde genug ist, gleich einzuschlafen und am Stück bis am Morgen durchzuschlafen. Doch Ihre Tochter scheint diesen Mittagsschlaf immer noch zu brauchen und ist damit auch wesentlich ausgeglichener als ohne. Dem Familienfrieden und dem Wohlergehen Ihrer Tochter zuliebe jedoch rate ich Ihnen, diesen noch nicht zu wegzulassen, aber ihn auf maximal 1 Stunde zu reduzieren, denn zwei Stunden sind schon eher lange für ein 3 ½ jähriges Kind.

Sie haben nicht geschrieben, ob Sie ein Abendritual in Ihrer Familie pflegen. Falls nicht, kann ich Ihnen sehr dazu raten. Ein ruhiges und immer gleich ablaufendes abendliches Ritual hilft Kindern runterzufahren und sich auf die Nacht vorzubereiten. Lassen Sie die Kinder vor dem Zubettgehen nicht fernsehen und vermeiden Sie wilde Spiele. Bereiten Sie sie auf die Nacht vor (Zähne putzen, Pischi), lesen Sie etwas vor oder singen zusammen und beenden Sie das Ganze mit einem Schlusspunkt. Ihre Kinder sollten danach nicht mehr die Möglichkeit haben, noch selber zu spielen oder zu lesen. Hier erhalten Sie noch mehr Infos zum Abendritual (http://www.swissmom.ch/kind/praktisches ... tuale.html). Einen anderen Tipp, wie sich Ihre Tochter den Schlaf am Stück holen könnte, kann ich Ihnen leider nicht bieten.

Herzlichst,
Jacomine Lindblom

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Wuermli
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Re: 26.-30.3.2012: Erziehungsberaterin

Beitrag von Wuermli »

Liebe Frau Lindblom

Sie schickt sozusagen der Himmel. Ich benötige dringend Tips. Ich fühle mich so zimelich hilflos.
Ich hoffe, Sie haben etwas Zeit, denn was folgt ist ein kleiner Roman. Aber ich finde es braucht die Beschreibung, damit Sie wissen von was ich rede resp. schreibe.

Es klingt hart, aber unser 2-jähriger Sohn ist der "personifizierte Vandalismus". Und das seit bald einem halben Jahr. Das heisst, er macht alles kaputt. Es vergeht kein Tag, an welchem nicht mindestens etwas mutwillig kaputt gemacht wird. Das harmloseste dabei ist noch, dass er sämtliche Bücher welche er in die Finger kriegt in 100 Fötzeli zerlegt (inkl. seine Lieblingsbücher!).
Ein paar gröbere Müsterli hier:
- Vorhang wird mit samt der Schiene von der Decke gerissen.
- Spielsachen werden auf den Boden geschmissen, verbogen, zertrampelt,... bis sie kaputt sind
- Draussen: sämtliche Windräder, Gartenfiguren, Keramik (auch in fremden Gärten) sind in Gefahr

Das Problem, es kommt häufig aus dem nichts! So hat er z.B. anfangs Woche friedlich auf dem Hausplatz gespielt, plötzlich ist er die Treppe hoch zum Hauseingang geeilt, hat eine Keramikfigur gepackt und diese mit dem Kommentar "kaputt mache" gegen die Holzwand der Nachbarn geknallt. Ende Woche ist er wieder komplett überraschend zum Auto der Nachbarin gerannt und hat kurzerhand den Heckscheibenwischer abgerissen. :oops: :shock:

Kommt hinzu, dass er auch noch ohne sich umzudrehen "abhaut". Plötzlich sagt er "Spielplatz" und rennt ohne sich umzudrehen davon. (Der Spielplatz ist nicht gerade um die Ecke und es sind einige Quartier- und Sammelstrassen zu überqueren! :oops: ) Ich kann ihn echt keine Sekunde aus den Augen lassen und muss dauernd allerhöchstens 2m von ihm entfernt stehen, obwohl ich ihm eigentlich auch nicht zu viel Aufmerksamkeit widmen resp. spüren lassen möchte. Langsam traue ich mich gar nicht mehr nach draussen, denn drinnen macht er wenigstens "nur" unsere Sachen kaputt. Aber bei dem Wetter......und draussen kann er halt viel mehr Energie los werden als drinnen.

Ich habe schon viel probiert: von ignorieren (zu Beginn und so gut es eben ging) bis hin zu "Zimmerarrest", und ich "reagiere" eigentlich immer sofort mit der entsprechenden "Konsequenz". Auch versuche ich ihn möglichst oft zu loben, wenn er etwas gut macht, damit er vielleicht merkt, dass es schöner ist wenn Mami Komplimente macht und belohnt, als wenn sie schimpft und bestraft. Aber irgendwie fruchtet nichts - ich weiss echt nicht mehr weiter.
Zu Beginn habe ich auch noch fleissig geflickt (Bücher, Spielsachen,....), da ich dachte es sei "nur" eine Phase. Dabei habe ich ihn, so gut es eben mit 2 Jahren geht, versucht in die Reparaturarbeiten zu integrieren, auch um ihm zu zeigen, dass man nicht einfach alles reparieren kann. Unterdessen schmeisse ich nur noch weg (weil nicht mehr repariert werden kann) resp. verstecke die Sachen so, dass ich sie wenn er denn vielleicht mal wieder "normal" ist, wieder hervor nehmen könnte.

Ich versuche immer wieder ihm "Dinge" zu geben, wo er seine unendliche Energie loswerden kann. Ich gehe z.B. mit ihm zum Bach und lasse ihn Steine reinwerfen, im Garten darf er die Gartenabfälle (sogar mit der Gartenschere! :oops: ) zerkleinern und im Sack zertrampeln, gebe ihm grösseren Abfall damit er ihn zertrampeln, zerreissen, zerkrümmeln,......und diesen dann wegwerfen kann. Dies alles mit dem Hintergedanken, dass er seine Energie "vernünftig" einsetzt.

Habe noch vergessen zu sagen, dass er auch schon seinen heissgeliebten Nuggi so gegen den Boden geknallt hat, dass dieser zerbrochen ist (was mir hingegen sehr gelegen kam. Ich habe ihn nämlich nicht ersetzt und seither geht es ohne).
Aber das ist auch gerade der einzige Gegenstand, den er kaputt gemacht hat, wo er mir eigentlich eine Freude damit gemacht hat. Und (leider) scheint es ihn ab da gar nicht mehr gestört zu haben, dass er tagsüber keinen Nuggi mehr hat. Obwohl er zuvor ohne Nuggi pausenlos geschrien hat. Sprich es macht ihm irgendwie gar nichts aus, wenn er etwas heissgeliebtes nicht mehr hat, weil er es selbst kaputt gemacht hat!?

Ich muss vielleicht noch sagen, dass unser Sohn sehr gross ist für sein Alter (wurde bei der 2-Jahres-Kontrolle mit 96cm gemessen) und auch bereits erstaunlich viel Kraft hat. Ich kann ihm kaum noch etwas aus der Hand nehmen, dass er nicht hergeben will. Generell wird er eher 3-jährig (bis 4-jährig) geschätzt.

Auch unsere bald 5-jährige Tochter tut mir echt leid. Ich kann nichts mit ihr spielen oder basteln (auch nicht zu dritt), sonst geht durch unseren Sohn viel zu viel in die Brüche.
So "beschränkt" sich meine Aufmerksamtkeit für meine Tochter mehr oder weniger auf die Zeit wenn GG Zuhause ist oder wenn Sohnemann während der Mittagsruhe ausnahmsweise mal etwas länger schläft, wobei ich in dieser Zeit auch noch irgendwie den Haushalt auf die Reihe kriegen sollte und auch mir mal eine Pause gönnen möchte/muss.

So, nun habe ich hoffentlich alles wesentliche erwähnt, damit Sie diesen Fall beurteilen und mir hoffentlich gute Tipps geben können, wie ich unseren Sohn "zur Vernunft" und unsere Familie zur Ruhe bringe. Ich danke Ihnen schon jetzt für die Zeit, welche Sie sich nehmen, diesen Roman überhaupt zu lesen und wäre extrem froh um hilfreiche Ratschläge. Vielen vielen lieben Dank.

Liebe Würmli
Oh je, ich hoffe, Sie setzen jetzt nicht allzu grosse Hoffnungen in meine Ratschläge, denn den ultimativen Tipp habe ich nicht. Die Zerstörungswut Ihres Kleinen ist ja ganz schön heftig. Ich glaube aber nicht, dass dahinter böse Absicht steckt, obwohl das manchmal durchaus den Anschein machen kann. Dafür ist er noch zu klein. Vielmehr vermute ich dahinter einen riesigen Forscherdrang, alles auszukundschaften, auszuprobieren und an allem herzumzuhebeln. Das klingt niedlich, doch das Endresultat ist alles andere als niedlich. Ein anderer Grund, weshalb ihm das Kaputtmachen so Spass macht, wird wohl die Tatsache sein, dass er mit seinem Verhalten viel Aufmerksamkeit bekommt, wenn auch meist nur negative. Doch kleine Kinder können noch kaum zwischen positiver und negativer Zuwendung unterscheiden. Denkbar wäre als logische Folge, ihm dafür keine Aufmerksamkeit mehr zu schenken, aber dies ist schlichtweg unmöglich.
Es muss also etwas anderes geben, was Sie dagegen tun können, nur haben Sie fast schon alles Erdenkliche ausprobiert.

Sie reagieren sofort, wenn er etwas kaputt macht und lassen Konsequenzen folgen (welche das aber sind, geht nicht aus ihrem Schreiben hervor). Sie loben ihn, wenn er sich gut benimmt und Sie bieten ihm viele Gelegenheiten, seine Energie anderweitig loszuwerden. Alles sehr vorbildlich, aber leider blieb der Erfolg meist aus.

Dennoch rate ich Ihnen, damit fortzufahren. Ganz wichtig ist, dass Sie immer und sofort reagieren, wenn er etwas kaputt macht oder auch nur schon dazu ansetzt. Und dann sollten Sie eine logische Konsequenz folgen lassen. Eine logische Konsequenz ist eine Massnahme, die mit dem fehlbaren Verhalten in einem Zusammenhang steht. Da es bei zu Bruch gegangenen Gegenständen und im Alter von 2 Jahren eher schwierig ist, eine nachvollziehbare Konsequenz folgen zu lassen, rate ich Ihnen zum Stillen Stuhl. Ihr Sohn ist definitiv ein Kandidat für diese Erziehungsmassnahme.

Diesen Stille Stuhl schlage ich in solchen Fällen vor, weil es kaum eine andere Erziehungsstrategie gibt, welche so direkt auf das nicht tolerierbare Verhalten hinzielt. Sie können diese Strategie immer und überall einsetzen, müssen nicht laut werden, nicht lange erklären und diskutieren, geben ihm minimalste Aufmerksamkeit für seine Tat und er wird trotz allem nicht aus der Gemeinschaft ausgeschlossen. Ausserdem können Sie ihn gut beobachten, sodass er nicht noch mehr anstellt. Hier können Sie nachlesen, was Sie bei Konsequenzen in der Erziehung beachten sollten (http://www.swissmom.ch/kind/praktisches ... enzen.html) und hier finden Sie eine Anleitung, wie Sie den Stillen Stuhl einführen und mit Erfolg anwenden können (http://www.swissmom.ch/kind/praktisches ... stuhl.html).
Ich hoffe, Sie kriegen Ihren kleinen „Demolition Man“ bald in den Griff und wünsche Ihnen die nötige Gelassenheit dazu.
Herzlichst,
Jacomine Lindblom
Zuletzt geändert von Wuermli am Di 27. Mär 2012, 14:05, insgesamt 1-mal geändert.

robin13
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Re: 26.-30.3.2012: Erziehungsberaterin

Beitrag von robin13 »

Guten Abend Frau Lindblom,

vielen Dank dss sie sich Zeit für uns nehmen.

Unser Problem ist dass sich unser Sohn (27Mt) mit dem sprechen sehr viel Zeit lässt. Er sagt ca. 15 gut verständliche Wörter. Alles andere wird mit "ähähähäh" gefordert. Und wehe man bekommt es nicht!
Er rastet total aus wenn er nicht gleich das bekommt was er will oder er nicht grad die Aufmerksamkeit auf sich hat. Das ganze artet meist so dass er den Kopf gegen Wände schlägt und schreit! Wenn grad nichts in der nähe ist wo er dagegen knallen kann Sucht er sich etwas dass er wiederstand hat. Auch bim Einkaufen. Er will eist nicht im Wägeli sitzen aber auch nicht laufen.. Ich müsste ihn tragen. Wenn nicht geht das gezeter los und es wird Ware aus dem Regal gezogen und umher geschmissen :oops: In solchen Fällen fühl ich mich so machtlos, da weder schimpfen, noch ignorieren oder mit etwas "intresantem" locken hilft...

Liebe Robin
Die Trotzanfälle Ihres Sohnes sind mit grösster Wahrscheinlichkeit entwicklungs- und altersbedingt. Mit seinen knapp 2 ½ Jahren befindet sich Ihr Sohn am Anfang des Trotzalters und versucht nun, seinen Willen durchzusetzen. Dass er dabei an Grenzen stösst, sowohl natürliche wie solche, die Sie als Eltern ihm setzen, passt ihm nicht und dagegen rebelliert er. Gut möglich, dass ihm zusätzlich auch noch die etwas verzögerte Sprachentwicklung einen Strich durch die Rechnung macht.
Er wird lernen müssen, Regeln zu akzeptieren und mit seiner Enttäuschung umzugehen, wenn er nicht seinen Willen bekommt. Der Umgang mit diesen Situationen ist für Sie als Eltern eine grosse Herausforderung, wie Sie selber gerade täglich erleben. Aber da müssen Sie gemeinsam durch. Denn Kinder brauchen klare Grenzen, um zu wissen, was von ihnen erwartet wird und wie sie sich verhalten sollen. Grenzen setzen heisst nicht nur Verbieten, sondern auch Leitplanken legen und Wege aufzeigen.
Vielleicht hilft es Ihnen zu wissen, dass Kinder in dieser Phase manchmal selber weder ein noch aus wissen. Dass ihr Sohn in einem Trotzanfall mit dem Kopf an die Wand schlägt zeigt, wie verzweifelt er ist.
In dieser Zeit ist es einerseits wichtig, dass Sie seinen Trotzanfällen mit Gelassenheit begegnen, aber auch dass Sie auf ihn eingehen und für ihn da sind, wenn er Sie braucht. Andererseits müssen Sie auf problematisches Verhalten Ihres Sohnes mit Konsequenzen reagieren, und zwar unmittelbar und entschieden. Wie Sie logische Konsequenzen bei einem kleinen Kind anwenden, können Sie den angefügten Links bei Würmli entnehmen.


In der Nacht hat er es sich zur Gewohnheit gemacht zu uns aufs Bett zu kommen und uns zu wecken. Mein Mann muss um 04.00 Uhr aufstehen für die Arbeit, da sind solche Aktionen nicht gerade lustig. Ich habe es schon mit einer Zewidecke versucht aber da hat er den dreh raus, die ohne mühe loszuwerden.
wenn ich ihn wieder ins Bett stecken will, schreit er und schlägt um sich. Wenn mein Mann aufsteht und ihn wieder ins Bett schickt ist nullkommanichts Ruhe.

Notfalls können Sie die Zewidecke auch umdrehen, sodass der Reissverschluss am Rücken ist. Ansonsten bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als ihn einfach immer wieder ohne grosse Erklärungen in sein eigenes Bett zurückzubringen und dem Geschrei möglichst wenig Aufmerksamkeit zu schenken, sofern das überhaupt möglich ist. Irgendwann werden diese nächtlichen Ausflüge ihren Reiz für ihn verlieren.

Wickeln ist jedesmal ein Kampf! Er schreit, schlägt und tritt mich extrem fest mit den Füssen. Hab schon versucht ihn auf dem Boden oder Sofa zu wickeln aber da ist es das selbe Theater.

Beziehen Sie ihn ins Wickeln ein, indem er gewisse Sachen selber machen kann, die Hosen selber ausziehen oder die schmutzige Windel wegwerfen. Auch Pull-up Windeln können helfen.

Im Gegensatz zu allem ist er zu seiner fast 9Mt alten Schwester sehr lieb und "fürsorglich"

Was kann ich Konkret in Situationen wie beim wickeln oder bei seinen allgm. Anfällen machen bzw. wie soll ich mich verhalten? Kann es auch an seiner fehlenden "Sprache" liegen?

Vielen Dank für Ihre Antwort

Viele Grüsse
Robin

Herzlichst, Jacomine Lindblom

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Leusel
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26.-30.3.2012: Erziehungsberaterin

Beitrag von Leusel »

guten abend frau lindblom

ich habe ein problem mit meinem 20 mte. alten sohn. er ist und war schon immer sehr stark mamibezogen! es ist so schlimm, das ich kaum etwas ohne ihn machen kann! sobald ich zur wohnungstüre gehe wird geschriehen wie am spiess. ich arbeite 2 tage die woche und die betreuungspersonen ( papi und gotti) kennt er aber auch da wird jedesmal ein theater gemacht! mir tut der kleine einfach leid und ich möchte ihm die ängste nehmen aber habe keine ahnung wie ich das machen kann. für mich wünsche ich dass er wie bei meinem mann auch einmal winkt, mir küsschen schickt u.s.w wenn ich weg gehe! ich bin dann statt dessen die ganze zeit traurig weil ich meinem sohn weh mache. eine phase ist es nicht da es seit babyjahren so ist! haben sie mir einen rat?

freundliche grüsse
leusel

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Liebe leusel
Dieses Loslassen muss von beiden Seiten kommen, nicht nur von Seiten Ihres Sohnes. Er ist während Ihrer Abwesenheit in den allerbesten Händen. Natürlich hat er momentan Angst, aber Sie tun ihm mit ihrem Weggang im Grunde genommen nicht weh und es müsste ihnen deshalb auch nicht Leid tun. Ich vermute, dass Sie dieses Gefühl, dass Sie jeweils haben, unbewusst Ihrem Sohn vermitteln. Ihr Sohn spürt Ihre Unsicherheit. Und das verunsichert ihn wiederum. Wenn Sie mit einem guten und sicheren Gefühl weggehen, wird auch Ihr Sohn bald die nötige Sicherheit haben und Sie gerne gehen lassen. Ich hoffe, Sie können damit etwas anfangen.

Herzlichst,
Jacomine Lindblom

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Lunarra
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Re: 26.-30.3.2012: Erziehungsberaterin

Beitrag von Lunarra »

Guten Tag

Ich habe eine ganz süsse, aufgestellte kleine tochter. sie wird 80% fremdbetreut (60% kita, 20% grosseltern), da ich arbeite. sie hängt sehr an ihrem mami und fordert recht, was auch völlig ok ist. entsprechend reagiert sie auf jedwelche veränderungen in ihrem alltag/umfeld heftig mit angst und verunsicherung. in der kita ist sie sehr gut aufgehoben und geht inzwischen (nach einer langen phase von sich mit händen und füssen gegens "weggegebenwerden" wehren) wieder gerne (es gibt noch nicht mal ein tschüüs am morgen, so schnell müssen die spielsachen erobert werden :lol: ).

nun stehen bei uns enorme veränderungen an: wir wollen den wohnort wechseln und von der stadt aufs land ziehen. das heisst: neue wohnung, neue umgebung, neues umfeld. dies zieht einen kita-wechsel nach sich. zusätzlich wird sich etwas gleichzeitig unsere familienstruktur verändern, da das kleine geschwisterchen dann kommen wird.

ich bin nun am hin und her überlegen. und hier meine frage: was ist für meine grosse am besten: nahtlos sie in der neuen kita anmelden, so dass sie den rhythmus nicht verliert oder sie lieber ein paar monate zuhause behalten (ich mache 6mt babypause), damit sie sich an das neue zuhause und die neuen familienverhältnisse gewöhnen kann und erst später in die kita schicken? wenn letzteres, wieviel später wäre optimal oder an was erkenne ich, dass sie soweit ist, ihr "neues nest" wieder zu verlassen?

herzlichen dank für ihre beratung!

Liebe Lunarra
Es ist sicher von Vorteil, wenn Sie Ihre Tochter schrittweise an die vielen Veränderungen heranführen. Sie soll sich doch zuerst an die neue Umgebung und das kleine Geschwisterchen gewöhnen, bevor auch noch die neue Kita hinzukommt. Ausserdem gibt das auch Ihnen die einmalige und nie wiederkehrende Gelegenheit, mehr Zeit mit Ihrer Tochter zu verbringen, bevor Sie wieder mit der Arbeit beginnen. Geniessen Sie diese Zeit. Vielleicht haben Sie nach einigen Monaten die Möglichkeit, Ihre Tochter nur ein oder zwei Tage in die neue Kita zu bringen, sodass Sie die Kita-Zeit bei Arbeitsantritt nur verlängern müssen. Vermutlich wird zu dieser Zeit auch ihr Geschwisterchen in der selben Kita betreut werden. Diese Umstellung wird dann für Ihre Tochter nicht mehr so gross und einschneidend sein.
Doch letztendlich gibt es in dieser Sache aber kein Richtig oder Falsch. Hören Sie auf Ihren Bauch und Ihr Herz.

Herzlichst,
Jacomine Lindblom

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chrümel82
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26.-30.3.2012: Erziehungsberaterin

Beitrag von chrümel82 »

guten tag

ich habe einige fragen bezüglich meiner Tochter (33mt).
sie ist eine der grossen (106cm) und es ist für mich sehr schwierig was die entwicklung angeht. sie ist wenn sie mit anderen kindern auf dem spielplatz ist manchmal agressiv (schlagen, schupsen) sie muss sich dann auch entschuldigen und wird dann mit banksitzen bestraft, nur wenn sie angefangen hat und ohne grund, im spiel lass ich sie. was steckt hinter dem verhalten und wie kann ich es "abstellen" oder gehört es einfach zur entwicklung?

Liebe Chrümeli82
Es ist für ein Kind im Alter Ihrer Tochter normal, dass sie sich auf dem Spielplatz auch mal mit Körpereinsatz durchsetzt. Nicht alle Kinder machen das, aber gehört sozusagen zur Entwicklung. Wenn Kinder aber grösser und deshalb stärker sind, als ihre Altergenossen, werden in sie häufig höhere oder andere Erwartungen gesteckt. Man findet, dass ein grösseres Kind ein kleineres nicht schlagen darf, und das obwohl es gleich alt ist. Das ist natürlich ungerecht. Ihre Tochter muss aber lernen, sich anders als mit Körpereinsatz durchzusetzen. Sie machen das gut, indem Sie darauf reagieren und eine Konsequenz folgen lassen. Lesen Sie bei Timia nach, wie Sie darauf reagieren können.



beim essen kann sie keine 2 min ruhig sitzen und isst nur wenn sie ein buch oder was zu spielen hat, auch kann sie nicht 5 min mit etwas spielen (auch wenn ich dabei bin) immer will sie das ich ihr helfe, auch wenn sie es könnte. ein buch ist nach 2 seiten nicht mehr interessant, auch neue. ist das verhalten mit bald 3 jahren normal?

Jedes Kind muss erst lernen, wie man sich am Familientisch zu verhalten hat. Wenn Sie nicht möchten, dass Ihre Tochter während dem Essen ein Buch anschaut oder spielt, dann sollten sie das auch nicht zulassen. Stellen Sie einige wenige, aber Ihnen wichtige Regeln für den Familientisch auf und ziehen Sie diese für eine längere Zeit durch. Drücken Sie aber ein Auge zu, wenn Ihre Tochter zu Tisch nicht so ruhig sitzt, solange sie sitzen bleibt, nicht spielt und isst sollte das für Sie in Ordnung sein.

wenn sie sich freut oder aufgeregt ist, kann sie sich so rein steigern, das sie do überstellig ist, das keine ablenkung (buch vorlesen, kuscheln, auf den "ruhigen stuhl") nützt. wie und wann muss ich sie abholen?

Um dies zu beantworten, müsste ich mehr wissen. Ob Ihre Tochter sich nun freut oder sich aufregt, sind zwei verschiedene Dinge, worauf man auch unterschiedlich reagieren sollte. Am besten wäre natürlich, wenn Sie Ihre Tochter schon vorher wieder einlenken könnten, sodass sie gar nicht so überstellig wird. Sie sind die Expertin für Ihr Kind und wissen wahrscheinlich schon gut, in welchen Situationen es wieder überborden könnte. Versuchen Sie diese entweder zu vermeiden oder danach abzulenken.

Danke für ihre hilfe.

Herzlichst, Jacomine Lindblom


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Nina08
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Re: 26.-30.3.2012: Erziehungsberaterin

Beitrag von Nina08 »

Vielen Dank, Frau Lindblom, dass Sie sich die Zeit nehmen unsere Fragen zu beantworten.

Unsere Tochter, 3.5J, bringt mich regelmässig an meine Grenzen und ich sie wahrscheinlich auch. Wir schaukeln uns gegenseitig hoch.

Ich bin mometan aufgrund von Schlafmangel sehr reizbar, was meine Tochter auch zu spüren bekommt. Ich habe sehr wenig Geduld und sag oft "nein", werde auch laut. Das bringt natürlich nichts, das ist mir klar, ich sage mir jeden Abend, dass ich morgen gelassener sein werde. Ich schaffs aber meist nicht.

Was mich besonders auf die Palme bringt ist, dass sie seit einigen Wochen unglaublich frech ist. Sie streckt mir die Zunge raus, wenn ich ihr was erklären möchte sagt sie "Jaja, blablabla", gibt mir keine Antwort und wenn ich dann etwas lauter werde schreit sie zurück "JAAA, ich has GHÖÖÖRT!!"...und da seh ich dann rot und werde laut. Ich merke aber, dass ihr das absolut wurscht ist, sie grinst und schaut ins Leere, das widerum macht mich noch viel wütender...es ist ein Teufelskreis.

Wie reagiere ich am besten, wenn sie wieder in diese "freche Rolle" schlüpft? Ignorieren? Muss ich das echt auf mir sitzenlassen? Gibt es da logische Konsequenzen? Aufs Zimmer schicken hab ich auch schon gemacht, da beruhigt sie sich dann meist aber das ist doch keine logische Konsequenz?! Und was mach ich unterwegs?

Wenn sie mich nicht mir ihrem kleinen Bruder teilen muss, ist sie ein Engel...das kommt leider nicht sehr oft vor, dass wir zwei Zeit für uns alleine haben.

Liebe Nina
Eigentlich haben Sie die Ihre Frage schon selber beantwortet. Es bleibt Ihnen nicht viel anderes übrig, als sich in Gelassenheit zu üben. Ich weiss, das ist wirklich nicht einfach.
Das Problem ist, dass Sie täglich in eine sogenannte Erziehungsfalle tappen. Sie werden immer lauter, um sich bei Ihrer Tochter Gehör zu verschaffen und sich besser durchsetzen zu können. Ihre Tochter bekommt dadurch Aufmerksamkeit, wenn auch negative, und reagiert darauf mit einer frechen Bemerkung. Diese Frechheiten habe wiederum ihre Wirkung, denn Sie werden noch lauter und wütender. Sie schaukeln sich gegenseitig hoch. Irgendwann haben Sie sich beide an diese Art und Weise, miteinander umzugehen, gewöhnt, und finden kaum noch den Ausstieg aus diesem Teufelskreis. Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie ratlos Sie das macht.
Doch den ersten Schritt aus diesem Teufelskreis heraus müssen Sie als Mutter machen. Dafür sollten Sie erst mal einige Rahmenbedingungen schaffen. Versuchen Sie, sich immer wieder kurz Zeit für Ihre Tochter zu nehmen, auch wenn es nur einige Minuten sind. Und zwar dann, wenn Friede herrscht. Diese ungeteilte Aufmerksamkeit wird Ihnen beiden gut tun und ist die Basis für Veränderungen. Stellen Sie ausserdem die Regel auf, dass in Ihrer Familie anständig miteinander gesprochen wird. Das heisst es wird nicht geschrien und nicht frech geredet. Basteln Sie zusammen mit Ihrer Tochter ein Plakat oder ein Schild mit der neuen geltenden Regel, welches Sie gut sichtbar aufhängen. Diese Regeln soll von dann an für BEIDE gelten.
Wenn Ihre Tochter wieder ein freches Mundwerk hat, Sie aber in normalem Ton mit ihr gesprochen haben, sollten Sie mit ihr besprechen, wie sie dies auch anders hätte sagen sollen, sodass es anständig tönt.
Falls die Suppe bei Ihnen dennoch überkocht, sollte Sie den Raum verlassen, oder bis 10 zählen. Mehr über „Gelassenheit in der Erziehung finden Sie hier (http://www.swissmom.ch/kind/praktisches ... nheit.html).
Zu den klassischen Erziehungsfallen können Sie unter diesem Link mehr lesen (http://www.swissmom.ch/kind/praktisches ... allen.html).
Ich hoffe, ich konnte Ihnen damit weiterhelfen und wünsche Ihnen die nötige Gelassenheit.

Herzlichst, Jacomine Lindblom

Eule
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Re: 26.-30.3.2012: Erziehungsberaterin

Beitrag von Eule »

Liebe Frau Lindblom

1. nicht hören
Wie bei Beitrag Nr. 4 von "Tin" hört mein Sohn auch absichtlich nicht! Auch nicht bei anderen Bezugspersonen, wie Kindergärtnerin oder im Hort. Er ist 6 Jahre alt und wird ab August die 1. Klasse besuchen. Eigentlich ist er hilfsbereit, kümmert sich auch um seinen kleinen Bruder oder sie streiten sich, er ist sehr selbstständig, hält seine Sachen zusammen und er treibt viel Sport. Aber dieses nicht hören was man sagt, nervt . Natürlich ist das nur, wenn er etwas Tun muss, wie sich abends Bett fertig machen (Zähne putzen, duschen :twisted: ).
Wie soll ich da reagieren. Gelassen haben Sie "Tin" geschrieben, einmal sagen und dann fertig ? - was ist dann eine Konsequenz, wenn er zB sich nicht vom Wohnzimmer in den ersten Stock bewegt. Wir sagen schon, dass dass von der Vorlesezeit ab geht. Wie lange dauert diese Phase ?
Auch morgens sehr langsam sein, macht er zur Zeit extra - leider gibt es im KIGA nur "Bubistrafen", wenn er zu spät kommt. Er muss 1.5km laufen und die Kindergärtnerin hat etwas Mitleid mit den Kindern, er nutzt das aus.

Vielen Dank für Ihre Sicht und
herzliche Grüsse
Eule

Liebe Eule
Ihr Sohn ist ja nicht mehr im Trotzalter, aber wie bei Tin gesagt, tauchen solche Phasen den „Nich-Hören-Wollens“ oder „Nicht-Folgens“ immer wieder auf, in unterschiedlich Formen und Farben. Wenn Kinder ihre Ohren auf Durchzug stellen und die Anweisungen der Erwachsenen nicht befolgen, kann das unterschiedliche Ursachen haben. Ein Grund, weshalb Kinder oft ungehorsam sind, ist die Art und Weise, wie Eltern oder andere Bezugspersonen Anweisungen geben. So gibt man manchmal zu viele Anweisungen aufs Mal, zu wenige, zu harte oder solche, die unsere Kinder gar nicht erfüllen können. Wir geben sie zur falschen Zeit, zu ungenau, oder unsere Körpersprache sagt etwas Widersprüchliches aus. Lesen Sie hier, worauf Sie beim Erteilen von Anweisungen achten sollten (http://www.swissmom.ch/kind/praktisches ... ungen.html).
Ausserdem sollte bei einem 6-jährigen Kind Ungehorsam Folgen haben. Welche Konsequenzen in welchen Fällen logisch und auch zweckdienlich sind, hängt von der Situation, der Tageszeit und der Schwere des Ungehorsams ab. Am Abend vor dem Zubettgehen sind unmittelbare und logische Konsequenzen immer schwierig, da sich das ganze abendliche Prozedere dadurch nur noch in die Länge zieht. In solchen Situation würde ich eher mit einem Belohnungssystem arbeiten. Teilen Sie die Dinge, die abends gemacht werden müssen, in Einzelschritte auf, und stellen Sie ihm dafür jeweils eine gewisse Zeit zur Verfügung. Sie können auch die Küchenuhr stellen. Bestrafen Sie ihn nicht mit der Streichung von Vorlesezeit, sondern belohnen Sie ihn mit extra Vorlesezeit, wenn er gut gefolgt hat, den diese innige Zeit am Abend ist sehr wichtig.

Herzlichst, Jacomine Lindblom

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Elfe74
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Re: 26.-30.3.2012: Erziehungsberaterin

Beitrag von Elfe74 »

Guten Tag Frau Frau Lindblom

Ich schreibe Ihnen wegen meiner Tochter, 3 1/2.

Heute Morgen habe ich Sie für eine Stunde der Nachbarin gebracht, da ich etwas erledigen musste, sie hat ebenfalls eine Tochter, welche 2 Monate jünger ist. Sie hat mir dann angerufen und mir mitgeteilt, dass es wohl besser wäre wenn sich unsere Mädels eine zeitlang nicht sehen, da meine ihre Tochter immer schlägt, an den Haaren zieht etc..

Ich habe sie dann abgeholt und war total down deswegen. Habe ihr dann erklärt das dieses Verhalten überhaupt nicht geht.. Nun meine Frage an sie, kann es sein das die Chemie bei den Mädchen eifach nicht stimmt? Es fällt mir desöfteren auf das es immer beim selbem Mädchen passiert. Muss dazu erwähnen, dass das andere Mädchen mehr als einen Kopf kleiner ist und von der Entwicklung her auch nicht so weit ist wie unsere.. Oder kann es sein, dass es unserer Tochter einfach langweilig ist?

Eine Freundin hat mir den Input gegeben, ich solle anstatt bestraffen, eher das Belohnungssystem anwenden, also z.B. bekommt sie ein Smilie wenn sie eine Woche niemanden schlägt. Wie finden Sie das?

Fragen über Fragen :lol:

Ich freue mich über ihre Antworten.

Freundliche Grüsse

Elfe74

Liebe Elfe74
Der Grund dafür, dass Ihre Tochter das Nachbarskind schlägt, kann ich Ihnen beim bestem Willen nicht sagen. Dazu müsste man viel mehr über die Situation und den Charakter der beiden Mädchen wissen. Welche Beobachtungen haben Sie denn gemacht?
Ist denn das Schlagen etc. im Allgemeinen ein Problem? Da Sie darüber nichts berichtet haben, nehme ich an, dass es „nur“ beim Nachbarsmädchen vorkommt. Dann wäre ein Abstand vielleicht keine schlechte Idee.
Ein Belohnungssystem finde ich grundsätzlich gut. Nur müssten Sie die Rahmenbedingungen so festlegen, dass Ihre Tochter daraus auch etwas lernen kann. So ist der zeitliche Abstand von 1 Woche zu lange für ein Kind von 3. Besser ist, es gibt jeden Tag ohne Schlagen ein Smilie, und nach 3 Tagen eine Belohnung. Ausserdem sollten Sie mit ihr üben, wie sie solche Situationen anders meistern kann. Zeigen Sie ihr alternative Lösungswege auf. Kinder müssen oft erst die Erfahrung machen, dass es auch anders geht.

Herzlichst, Jacomine Lindblom

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jonas2008
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Re: 26.-30.3.2012: Erziehungsberaterin

Beitrag von jonas2008 »

guten tag frau lindblom

ich habe auch viele fragen :-)

1.unser kleiner (2jährig) ist schon seit längerem auf dem "schlagen" tripp,er schlägt die mütterberaterin wenn ihm was nicht passt,er schlägt mich wenn er einfach so umfällt oder wenn ich nein sage,wenn ich sage dass wir das weggli zuerst zahlen müssen und einfach wenns nicht nach seinem kopf geht....natürlich auch seinen bruder...was kann/soll ich tun wenn er mich schlägt? wir haben schon versucht mit auf augenhöhe gehen und sagen das es mir weh tut und ignorieren,es bringt einfach nichts,meist lacht er noch! das ist so mühsam und ich weiss nicht weiter!

Liebe jonas2008
Das Thema „Schlagen“ hatten wir in diesem Expertenforum schon einige Male. Sie sehen, Sie sind nicht die einzige „Betroffene“. Lesen Sie doch bitte bei Timia, Chrümeli oder Elfie nach, was ich dazu geraten habe. Vielleicht können Sie einige Anregungen davon verwenden. Ansonsten hilft es Ihnen möglicherweise wenn Sie wissen, dass Ihr Sohn Sie kaum mit Absicht schlägt, also des Schlages willen. 2-jährige Kinder können sich mit Worten entweder kaum oder noch gar nicht ausdrücken. Sie schlagen deshalb, weil sie dies schlichtweg schon können, weil es effektiv ist und weil sie damit irgendwie doch ihr Ziel erreichen. Ihr Sohn kann mit Schlagen ausdrücken, dass er etwas will oder nicht will, oder dass er frustriert ist. Und er möchte eine Reaktion, und die bekommt er, und zwar heftig. Sobald die Kinder sprechen können, legt sich das ein wenig.
Das Wichtigste ist, dass Sie ihm immer wieder vermitteln, dass Schlagen nicht toleriert wird. Ignorieren würde ich dies deshalb nicht, sondern immer eine logische Konsequenz folgen lassen.



2. der grosse (3,5j) hat vor einer zeit öfters gesagt "nico du bisch bös" und nun streiten die 2 nur noch....
z.b sagt der kleine "bus" wenn er einen bus draussen hört....der grosse sagt "neiiii" dann der kleine "jonas bös" der grosse "nico bös" dann geht das mit dem bös ein paar minuten und einer fängt dann an zu schlagen,der kleine beisst und kneift sogar....es ist echt zum davon laufen....sie machen es auch im bus,zug,einkaufen-überall!!! das ist so schlimm,die meisten leute finden das mit dem bös noch lustig.... wir haben versucht mit trennen,aber dann komm ich dran....ignorieren geht nicht da sie echt schlimm miteinander umgehen...ich weiss nicht mehr weiter,sie streiten sich wirklich fast die ganze zeit,wegen jeder kleinigkeit....schöne szenen gibts nur noch wenn ich sie "bespasse" und auf den spaziergängen mit den hunden gehts auch recht gut....

Das Schlichten von Geschwisterstreit gehört für viele Eltern zu den täglichen Erziehungsaufgaben und es gibt dabei (wie fast bei allen anderen Erziehungsschwierigkeiten) keine Patentlösung. Ich weiss, der tägliche Streit und Nichtigkeiten kann einem zur Verzweiflung bringen. Doch Geschwisterstreit ist normal und bis zu einem gewissen Mass auch unvermeidbar.
Versuchen Sie sich so lang wie möglich aus dem Streit heraus zu halten. Kinder sollten wann immer möglich die Gelegenheit erhalten, Uneinigkeiten oder Streitereien selber zu lösen. Dies natürlich nur insofern, als dass keines der Kinder zu Schaden kommt. Wird geschlagen, geplagt oder droht die Situation zu eskalieren, sollten Sie einschreiten. Falls Sie sich dazwischen begeben, versuchen Sie nicht Partei zu ergreifen. Hören Sie sich beide Versionen an oder trennen Sie wenn nötig die beiden Streithähne. Lassen Sie, wenn möglich, eine Konsequenz folgen. Handelte sich der Streit z.B. um ein Spielzeug, nehmen Sie dieses beiden für eine bestimmte Zeit weg.


3.der kleine ist ein trotzkopf-extrem....
heute hat er den vogel abgeknallt...
wir waren mit einer kolegin und tochter unterwegs (tochter ist 3,5j) und mein grosser war im buggy da er krank ist (morgen zum kia) der kleine "musste" laufen,hatte freude und es klappte suuuper!!
auf dem nachhause weg wollte er die kappe ausziehen-machte es,dann jammerte er kappe anziehen-kappe angezogen....dann merkte ich er macht ein spiel mit an-aus ziehen....dann wurde er hässig,beim strasse überqueren musste er die hand geben,genau in der mitte knallt er sich auf den boden und "töibelet" ich trug ihn dann aufs trottoir....dann lief er wieder gut und plötzlich,ohne ersichtlichen grund lief er einfach zack auf die strasse :shock: zum glück ist kein auto gekommen....dann war natürlich "chübeli" um....der grosse hatte ohren schmerzen und wollte nicht laufen,der kleine hatte seine phase und ich war einfach nur fertig....meine kolegin übernahm dann den buggy und ich trug den kleinen nachhause,er wehrte sich extrem und es war sehr mühsam!! zuhause war er dann wieder ganz lieb! diese situation heute gibt mir aber echt zu denken,dem grossen konnte ich in diesem alter vertrauen dass er nicht einfach auf die strasse läuft und der kleine machte das bis heute auch echt gut....klar sind kinder unberechenbar und ich konnte schnell reagieren aber es macht mir trotzdem angst,was wäre wenn....usw geht mir durch den kopf...es ist für mich auch immer eine angespannte situation wenn ich jetzt immer angst haben muss dass er wieder einfach auf die strasse läuft...nun muss er in zukunft halt einfach in den buggy an der strasse!! was könnte ich in solchen situationen machen? (auch in der situation: einfach auf den boden knallen auf der strasse)

Was Sie tun können, ist immer und immer wieder sagen, dass die Strasse gefährlich ist, und ihn halt die nächste Zeit bei der Strasse an die Hand nehmen. Wenn dieses Ereignis gestern zum ersten Mal passiert ist, war es vielleicht eine einmalige Sache und Sie finden Ihr Vertrauen in Ihren Sohn schnell wieder. Wirft er sich mitten auf der Strasse in einem Täubelianfall auf den Boden, gibt’s nichts anderes, als ihn von dort wegzutragen und ihn weiter weg z.B. auf einen sicheren Ort zu setzen, wo er von seinem Trotzanfall wieder herunterkommen kann.

Herzlichst, Jacomine Lindblom



ich hoffe es ist nicht zu wirr geschrieben...

liebe grüsse und danke

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ElliStrumpf
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Re: 26.-30.3.2012: Erziehungsberaterin

Beitrag von ElliStrumpf »

Guten Abend Frau Lindblom
Meine Frage betrifft das Geschwisterverhalten meiner Kinder: Meine Tochter (5 1/2) und mein Sohn (3) streiten fast ausschliesslich körperlich, sprich indem sie sich gegenseitig wehtun. Ich bin dann jeweils ratlos ob, wann und wie ich eingreifen soll. In den schlauen Ratgebern steht immer, man soll eingreifen, wenn sie einander wehtun, d. h. abwaten solange sie diskutieren. Aber bei meinen Kindern gibts quasi keine "Diskussionsphase" - es gibt vielleicht mal ein kurzes "Nein" oder "das ist meins, ich habs zuerst gehabt" und dann gehts zur Sache und zwar alles was man sich so vorstellen kann, vom Hauen über Haare ziehen bis hin zum Beissen.
In den meisten Fällen nehme ich sie dann auseinander und sage ihnen, dass man einander nicht wehtut und versuche die Situation, die zur Auseinandersetzung geführt hat zu erfragen und zu klären. Derjenige der gewalttätig war, bekommt eine Auszeit. Ich habe auch schon versucht sie einfach machen zu lassen, aber es endet dann in einem Riesengeschrei von Beiden. Darüber hinaus ist das auch keine gute Idee, da sich mein Sohn dann wirklich irgendwann nicht mehr spürt.
Ich weiss absolut nicht woher sie das haben. Mein Mann und ich verabscheuen Gewalt. Das Einzige was man uns "vorwerfen" kann ist, dass wir keine guten Vorbilder sind, da wir nie streiten.
Rein vom Gefühl her würde ich sagen, dass es zwischen ihnen auseglichen ist, d. h. dass sie einander gleich häufig wehtun. Es gibt keinen der immer unter die Räder kommt.

Ich bin sehr gespannt auf Ihre Antwort!
Vielen Dank im voraus!
ElliStrumpf

Liebe ElliStrumpf
Lesen Sie doch bitte bei jonas2008, was ich ihr im Falle von Geschwisterstreit, Hauen und Schlagen geraten habe. Ansonsten sollte in der Familie einmal ausgiebig über das Thema „Streiten“ diskutiert werden. Die Kinder sollten dabei wissen, dass sie streiten dürfen. Streiten ist nicht verboten, denn Auseinandersetzungen gehören nun mal dazu. Streiten macht auch Sinn, denn so können Kinder sich in soziale Kompetenzen üben. Nur sollten Sie zusammen eine wichtige Familienregel aufstellen, nämlich dass fair gestritten wird: Hauen, Treten, Beissen, Haare ziehen etc. sind tabu. Die Kinder müssen lernen, ihren Konflikt anders als mit Gewalt auszufechten.
Wenn Sie also dazwischen gehen müssen, weil die Situation eskaliert, bleiben Sie erst mal so ruhig wie möglich, denn Sie wollen ja ein Vorbild sein. Dann sollte es bei der Nachbesprechung weniger darum gehen, wer Schuld war, angefangen hat oder fester zugeschlagen hat. Sondern um welche Sache es ging und wie die Kinder diese Konfliktsituation anders hätten lösen können. Ihre Tochter wird das evt. schon können, für Ihren Sohn ist das wahrscheinlich noch etwas früh, aber er kann aus diesem Gespräch sicher lernen und bekommt mit, wie es auch anders gehen könnte.

Herzlichst, Jacomine Lindblom

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Giri
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Re: 26.-30.3.2012: Erziehungsberaterin

Beitrag von Giri »

Liebe Frau Lindblom
Vielen Dank dass sie uns unsere Fragen beantworten.

Wir haben Folgende Situation. Mein Sohn 3 J 10M will partout nicht aufs WC oder Häfi. Wir hatten schon Phasen wo er es versuchte, mit wenig Erfolg . Er kann den Bisi zwar halten aber loslassen auf dem WC geht nicht. Den Stuhl macht er bis auf 1-2 Ausnahmen immer in die Windeln.
Wir haben auch ein Kleberli System für WC Gänge (Mit Erfolg grosses Klebi, ohne kleines).
Doch das alles Interessiert ihn zur Zeit garnicht.

Könnten das auch Machtkämpfe sein wie wir sie in anderen Situationen (Anziehen, Windelwechseln Fernseher abstellen etc.) kennen oder ist er einfach noch nicht soweit?

Machnchmal denke ich ob ich vieleicht zuwenig hartnäckig bin mit dem WC Trainig. Ich frage ihn einfach jedesmal beim Windel wechseln ob er Underhosen anziehen will? Und wenn ich merke dass er für den Gaggi drückt biete ich ihm auch an mit ihm zur Toilette zu gehen. Doch er will nicht.

Wenn er mal enen WC freundlichen Tag hat kann es sein dass wir jedesmal über 30 min auf dem Klo verbringen....und das etwa alle 2 Stunden...wenn ich nach 10min sitzen sage: komm runter es geht noch nicht, dann gibt es ein riesen Geschrei weil er warten will bis der Bisi oder Gaggi kommt.

Wie sie merken bin ich ziehmlich ratlos was Ihm noch helfen könnte trocken zu werden.

Liebe Giri
Was das WC Training angeht gehen die Meinungen stark auseinander. Als Mutter möchten Sie Ihren fast 4-jährigen Sohn natürlich mit allen Mitteln dabei unterstützen, bald trocken zu werden. Die Grenze zwischen Unterstützung bieten und Druck machen ist aber sehr schmal.
Wenn wir jetzt mal davon ausgehen, dass Ihr Sohn rein körperlich dazu noch nicht in der Lage sein könnte, wäre es ziemlich unfair, ihm noch zusätzlich Druck zu machen. Auch wenn es eine Kopfsache wäre, scheint Ihr Sohn schlichtweg noch nicht die nötige Sicherheit zu haben, das zu bewältigen.
Das Belohnungssystem ist zwar eine gute Idee. Doch Sie versuchen möglicherweise Ihren Sohn zu etwas zu motivieren, wozu er noch gar nicht in der Lage ist, sei dies nun körperlich oder vom Kopf her. Schafft er es nicht, ist es für Ihren Sohn dann zusätzlich frustrierend, keine Kleberli zu bekommen.
Machen Sie doch für eine gewisse Zeit mal gar keinen Druck und sehen Sie, was passiert. Ich weiss, das ist enorm schwierig. Ihr Sohn wurde in letzter Zeit von Ihnen immer wieder dazu ermutigt, aber es funktioniert nicht und er sitzt dort mehrmals täglich 30 Minuten...erfolglos. Ihr Sohn verbindet das WC deshalb nicht mit etwas Schönem oder Erlösendem. Er braucht also erst mal kleine Erfolgserlebnisse. Versuchen Sie doch einmal, das Thema für eine Weile gar nicht anzusprechen. Bieten Sie ihm auch nicht an, auf die Toilette zu gehen, falls er es spüren sollte. Geben Sie ihm die Möglichkeit, seinen eigenen Körper und Bedürfnisse zu spüren. Vielleicht geht ohne Druck der Knopf plötzlich auf. Ich denke, ein Versuch ist es wert. Viel Glück!

Herzlichst, Jacomine Lindblom

Yapa

Re: 26.-30.3.2012: Erziehungsberaterin

Beitrag von Yapa »

Guten Tag Frau Lindblom

Herzlichen Dank, dass Sie sich Zeit nehmen, die Fragen zu beantworten.

Ich habe ein änliches Problem wie meine Vorschreiberin. Ich habe Zwillinge im Alter von 3 Jahren und 7 Monaten. Sie möchten beide nicht aufs WC oder Häfeli gehen.

Was mich erstaunt ist, dass der eine am Morgen meist trocken ist und manchmal auch ruft, er müsse jetzt aufs WC. Dann geht er und macht dann auch immer ein Bisi.
Wenn sie beide nackt rumrennen dürfen, geht eigentlich auch sehr selten mal was daneben. Dann gehen sie immer schön aufs WC. Sobald sie aber angezogen sind, scheint es nicht mehr zu klappen.

Ich habs schon öfters mit Unterhose versucht. Auch wenn ich sie immer wieder daran erinnere, sagen sie, "nein, muss nicht" und 5 Min. später ist es in der Hose.

Ich schimpfe nicht, aber wenn dann 5 mal hintereinander alles in die Hose geht, dann zieh ich ihnen wieder Windeln an und beide sind glücklich.

Vielen Dank für Ihre Antwort.

Liebe Grüsse

Liebe Yapa
Um verlässlich trocken zu werden, müssen Ihre Zwillinge die physischen Voraussetzungen zum Sauberwerden erfüllen können, das heisst, dass sie die Blase und den Darm kontrollieren können. Dann müssen sie diese körperlichen Signale auch erkennen und darauf reagieren können, bevor es zu spät ist. Sie müssen also merken, wann es soweit ist. Am Morgen scheint das bei Ihrem einen Sohn schon ganz gut zu klappen. Aber dann ist er noch nicht abgelenkt und seine Blase ist so voll, dass er das gut spürt.
Aber die physischen und mentalen Voraussetzungen sind nicht alles. Die Motivation ist der finale Schlüssel. Ihre Kinder zeigen anscheinend einfach noch nicht genug Interesse daran, selbständig aufs WC zu gehen. Sie müssen dafür nämlich jedes Mal ihr Spiel unterbrechen, und das ist natürlich für ein Kind irgendwie mühsam. Wenn Kinder könnten aber einfach noch nicht wollen, dann kann man sie nur schlecht dazu forcieren.
Ich empfehle Ihnen deshalb noch etwas zu warten bis es wärmer wird und die zwei vermehrt nackt oder leichter bekleidet herumrennen können. Dann klappt es ja meistens gut. Zudem haben Sie nicht so viele Kleider zu wechseln, wenn es dann doch daneben geht.

Herzlichst, Jacomine Lindblom

Epic
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Re: 26.-30.3.2012: Erziehungsberaterin

Beitrag von Epic »

Gueten Tag
Herzlichen Dank das sie sich hier die Zeit nehme für all die Fragen.

Ich habe einige Fragen zur Erziehung meiner 14monatigen Tochter.
Inwiefern kann man ein so kleines Kind schon erziehen? Ab wann kann ich erwarten das sie ein Nein akzeptiert und ab wann kann ich Konsequenzen ziehen?
Im Moment komm ich teilweise ziemlich an den Anschlag. Sie macht nur Seich und findet es lustig.
Beispiel von heute Morgen: sie geht zum Blumentopf, immer im Blickkontakt mit mir, wartet ob ich sie sehe und als ich ein deutliches NEIN auspreche schmeiss sie mit einem Grinsen Erde an den Boden. Wie soll ich reagieren? Hab jetzt sehr lange sie jeweils einfach weggenommen und komentarlos geputzt. Heute Morgen hats mir den Nuggi rausgehauen und ich hab sie ins Zimmer gestellt. War wohl nicht die richtige Reaktion.

Anderes Beispiel. Sie geht immer hinter den Fernseher und zupft an den Kabeln. Finde das auch etwas gefährlich. Auch hier grinst sie wenn ich Nein sage.

Allgemein ist es so wenn ich Nein sage finder sie es entweder lustig oder beginnt zu weinen, wirft sich auf den Boden und "täubelet". Sie chnüblet auch gern an mir rum und wenn ich dann Aua sage das selbe. Sie weint und liegt an den Boden. Das Selbe wenn man ihr etwas wegnimmt.
Haben sie mit Tipps wie ich dann reagieren soll?!

Herzlichen Dank!

Liebe sarunette
Mit der Erziehung fängt man eigentlich schon gleich nach der Geburt eines Kindes an. Erziehung heisst nämlich nicht nur verbieten und Grenzen setzen, sondern auch Liebe, Sicherheit und Geborgenheit schenken. Wenn die Kinder noch ganz klein sind, zeigt man seinem Unmut über ein Verhalten des Kindes, indem man ein ernstes Gesicht macht oder auch mal Nein sagt. Wenn die kleinen dann mobiler und einfallsreicher werden, fällt einem auf, dass das wohl nicht mehr reicht. Man hat das Gefühl, dass die Erziehung jetzt erst richtig beginnt.

Erziehen können und sollten Sie Ihre Tochter also sicher jetzt schon. Es fragt sich einfach, was Sie von ihr erwarten. Erwarten Sie nicht, dass wenn Sie bestimmt „Nein“ sagen, wenn ihre Tochter hinter die Blumentöpfe geht, dass Sie sofort damit aufhört und sich friedlich eine andere Beschäftigung sucht. So sind Kinder nun mal nicht. Sie sind auf Entdeckungsreise und machen einfach weiter, grinsen und sehen mal was passiert. Setzt man ihnen aber Grenzen und hält man sie klar davon ab, weinen oder täubelen sie, da sie frustriert sind. Eine andere Möglichkeit als weinen haben sie momentan noch nicht. Auch das ist normal.

Wenn Sie Ihrer Tochter signalisieren möchten, dass sie etwas nicht darf, müssen Sie reagieren und eine Konsequenz folgen lassen, wenn sie dennoch damit weitermacht. Sie kommen also nicht darum herum, weiter am Ball zu bleiben. Sagen Sie ihr klar und bestimmt Nein, dabei müssen Sie nicht lauter werden. Achten Sie darauf, dass Ihr Gesichtsausdruck mit Ihrer Aussage übereinstimmt. Viele Eltern lächeln dem Kind zu, heben den Zeigefinger, sagen aber „nein nein, du darfst nicht an den Blumentopf...“. Diese fehlende Übereinstimmung von Mimik, Tonfall und Inhalt des Gesagten ist für ein kleines Kind verwirrend.

Sagen Sie es wenn nötig ein zweites Mal. Gehorcht Ihre Tochter nicht, holen Sie sie z.B. von den Töpfen weg und stellen Sie ans andere Ende des Raumes. Auch das ist schon eine Konsequenz.
Sorgen Sie dafür, dass Sie nicht den ganzen Tag nur am Verbieten sind, indem Sie gewisse Gegenstände, die immer wieder von Interesse sind, wegräumen, abdecken, höher stellen unzugänglich machen oder verbarrikadieren. Stellen Sie z.B. ein Absperrgitter vor den Fernsehen. So vermeiden Sie Dauerstress.

Herzlichst, Jacomine Lindblom

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Rema
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Re: 26.-30.3.2012: Erziehungsberaterin

Beitrag von Rema »

Grüezi Frau Lindblom

Ich hab eine Frage betreff meiner 21 monatigen Tochter.
Sie geht seit sie 4 Monate alt ist jeweils am Dienstag in die Krippe. (einen Tag desshalb, weil ich selber in der Krippe, auf einer anderen Gruppe, arbeite). Sie hat dort also mit gleichaltrigen Kindern regelmässigen Kontakt.
Zusätzlich ist sie ebenfalls noch einmal die Woche für 1,5h mit einer Gruppe gleichaltriger Kinder zusammen.
Ich selber gehe unter der Woche ab und zu auf einen Spielplatz wo auch andere Kinder sind.

Nun zu meiner Frage. Meine Tochter konnte sich noch nie wehren! Sobald ein Kind (egal ob jünger oder älter) ihr ein Spielzeug wegnimmt beginnt sie zu weinen und rennt sofort zu mir oder ihrer Bezugsperson.
Alle meine Versuche sie zu unterstützen, ihr Mut zu machen, sie zu bestärken fruchten nicht. Sie steigt nicht drauf ein.
Jetzt zeigt sie seit 1,2 Wochen neu das Verhalten dass sie sobald sich ein Kind näher, wegläuft und zu mir kommt. Das Spielzeug überlässt sie dann auch grad dem Kind.

Leider haben wir keine Kinder im selben Alter in unserem Umfeld... Die Krabbelgruppe bei uns findet nur einmal Monatlich statt...nicht das was ich suche...

Haben sie mir einen Tip was ich sonst noch machen kann? Wir sind auch nicht abgeneigt evt. ein Tageskind bei uns aufzunehmen. Da ich aber Ende SS bin, ist dies momentan einfach grad nicht dran... und wäre zu viel Veränderung für unsere Tochter.

Vielen Danke für ihre Antwort

Rema

Liebe Rema
Manche Kindern können Ihren Willen schon von klein an gut durchsetzen und wehren sich lautstark, im Zweifelsfall mit Einsatz ihres Körpers, wenn ihnen etwas nicht passt. Es haben sich in diesem Expertenforum deswegen schon einige besorgte Mütter zu Wort gemeldet.
Andere Kinder müssen erst lernen, wie sie mit Ungerechtigkeiten umgehen können. Das ist abhängig vom Charakter und den Erfahrungen, welche ein Kind macht. Je nach Charakter sind also die Voraussetzungen, wie sich ein Kind in einer Gruppe von Kindern verhält, verschieden.

Ihre Tochter ist noch keine 2 Jahre alt. Es liegt momentan in ihrer Natur, sich nicht zu wehren, oder vor den anderen Kindern gar wegzulaufen. Es ist nicht abzusehen, ob das auch so bleiben wird. Gut möglich, dass sie nach dem nächsten Entwicklungsschub etwas mehr Wille und Sicherheit besitzt, dass sie sich vermehrt wehrt.

Kinder, die sich nicht wehren können oder nicht wehren wollen, finden aber oft einen eigenen Weg, mit Ungerechtigkeiten umzugehen. Sie gehen z.B. Konfrontationen gekonnt aus dem Weg. Vielleicht braucht Ihre Tochter sich auch nicht so oft zu wehren. Wichtig ist, dass sie ihren eigenen Weg und ihren eigenen Stil findet, mit gewissen Situationen umzugehen.

Sie fragen sich, was Sie tun können. Auf jeden Fall sollten Sie von ihr nicht etwas verlangen, was nicht in ihrer Natur liegt. Sie können bis dahin lediglich unterstützend an ihrer Seite stehen und für sie da sein, wenn sie Sicherheit tanken kommt. Sie sollten Sie aber nicht zu oft beschützen, denn so bekommt sie zu wenig Gelegenheiten zu üben.

Herzlichst, Jacomine Lindblom

rockstar

Re: 26.-30.3.2012: Erziehungsberaterin

Beitrag von rockstar »

Grüezi!

Vielen Dank, dass Sie sich Zeit nehmen.

Mein Problem ist, dass mein 5 1/2 jähriger Sohn sich von anderen Erwachsenen nur schwer etwas sagen lässt. Das heisst im Kindergarten klappt es sehr gut, bei uns zu Hause auch mehr oder weniger, jedoch respektiert er z.B. seine Grossmutter überhaupt nicht. Er setzt sich immer wieder über ihre "Ansagen" hinweg.
Unser älterer Nachbar (ebenfalls Grossvater) meinte heute, dass wenn man unserem Sohn den kleinen Finger gibt, er immer die ganze Hand wolle. Damit meinte er, wenn man mit ihm Zeit verbringt und dann mal gerade keine Zeit hat, kann er das nicht akzeptieren und stürmt immer wieder beim Nachbarn.
Was kann ich oder können die anderen Leute machen, dass mein Sohn auch deren "Ansage" respektiert? Mir scheint sein Respekt vor Erwachsenen ist eher bescheiden, das hat sich jedoch erst seit dem Kindergarten so entwickelt. Er widerspricht und fordert, so als wäre er der Chef.

Können Sie uns helfen, damit unser Sohn nicht plötzlich allen Nachbarn auf die Nerven geht, weil er ihnen einfach nicht mit Respekt entgegen tritt?
Eigentlich haben wir ihm ja das ganze mit dem Respekt beigebracht und erläutern es auch immer wieder, nur nützt es irgendwie nichts.

Besten Dank für Ihre Hilfe!

Freundliche Grüsse
rockstar

Liebe rockstar
Diese ganze Sache mit dem Respekt ist ja nicht eine einmalige Sache, die man dem Kind einmal beibringt und dann sitzt es. Sondern es ist in der Erziehung ein Dauerbrenner, da die Art der Beziehungen zwischen Kind und „Respektspersonen“ immer im Wandel sind. Ihrem Sohn scheint es gewissen Erwachsenen gegenüber momentan etwas an Empathie, an Einfühlungsvermögen zu mangeln.

Sie können ihn dabei unterstützen, sich in Empathie zu üben, indem Sie natürlich in erster Linie ein gutes Vorbild sind. Dann könnte es hilfreich sein, wenn Sie mit ihm besprechen, was sein Verhalten bei den anderen Menschen auslöst. Sagen Sie ihm nicht nur einfach, dass er so nicht mit Erwachsenen reden darf, weil das nicht anständig ist. Helfen Sie ihm, sich in die andere Menschen hineinzuversetzen. Reden Sie mit ihm darüber, was sein Verhalten beim Nachbar auslöst und was der Nachbar fühlt, wenn er z.B. immer wieder stürmt. Oder wie sich wohl seine Grossmutter fühlt, wenn er ihr nie gehorcht und sich einfach immer wieder über ihre Anweisungen hinweg setzt. Er muss sich bewusst werden, dass sein Verhalten bei anderen Menschen etwas auslöst, und das kann sowohl positiv wie auch negativ sein. Und beide kommen irgendwann auf ihn zurück.

Herzlichst, Jacomine Lindblom

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