Bewerbungen - aktuelle do's und dont's

Wer kennt sich aus?

Moderator: conny85

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lunita
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Re: Bewerbungen - aktuelle do's und dont's

Beitrag von lunita »

uetliberg hat geschrieben:
Caipi16 hat geschrieben: Und: Bei uns kommt keine Bewerbung direkt an die Abteilungen bzw. wenn sie an die Abteilungen kommt, kommt sie postwendend zu mir ;-). Auch das finde ich wichtig - und kenne ich (gottseidank!) auch nicht anders.
Das ist in meiner Branche total anders. Bewerbungen gehen an Vorgesetzte, Vorstellungsgespräch wird ausgemacht, man findet sich, Infos gehen an HR. HR wird also erst ganz am Schluss eingeschaltet.
kann ich aus erfahrung auch sagen. selber als stellensuchende und als mitarbeitende schon so erlebt. und nein, es war kein minibetrieb, ganz im gegenteil :wink: .
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Caipi16
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Re: Bewerbungen - aktuelle do's und dont's

Beitrag von Caipi16 »

@Uetliberg
Das sind genau so die HR-Abteilungen bzw. Firmen wo mich keine 10 Pferde hinbrächten :lol: .

@Sonrie
Rekrutierung mit HR muss nicht mühselig sein - wenn es sein muss, geht bei uns nach 30 Min Gespräch der "Deckel zu" :lol: . Aber das Zusammenspiel Linie-HR - und auch meine Beurteilung in Gesprächen - wird bei uns als sehr wertvoll empfunden.

sonrie
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Re: Bewerbungen - aktuelle do's und dont's

Beitrag von sonrie »

muss nicht, aber kann. wir haben unsere erfahrungen gemacht uns rekrutieren seither selber. mit wesentlich höherem erfolg (mag aber an den personen liegen ;-))
"Wenn Aufregung helfen würde, Probleme zu lösen, würde ich mich aufregen." (Angela Merkel in "Die Getriebenen")

Sarahlena
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Re: Bewerbungen - aktuelle do's und dont's

Beitrag von Sarahlena »

ui danke viel mals für eure antworten. Spannend die vielen Meinungen zu lesen ☺

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kiss
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Re: Bewerbungen - aktuelle do's und dont's

Beitrag von kiss »

Klinke mich gerne hier ein, sehr spannend zu lesen.

Im übrigen habe ich als ma in einem kleinstbetrieb selbst erfahren, was es heisst bewerbungen zu analysieren, bewerten, besprechen usw. Eigenrlich gar nicht mein bereich, aber weil ich das händchen dazuhatte war das dann mein "nebenamt" - und weil wir ein zwei stellen hatten, die in prozenten sehr stark änderten/wechselten oder praktika konnte ich so tatsächlich erfahrungen sammeln diesbezüglich.... Und ich schätze die hr arbeit eines profis heute um so mehr!

Caipi16
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Re: Bewerbungen - aktuelle do's und dont's

Beitrag von Caipi16 »

Bei HR steht und fällt es mit der zuständigen Person/den zuständigen Personen - wie bei allen anderen Abteilungen auch :wink: .

Ich erschrecke immer wieder, wenn mir Mitarbeiter von ihren bisherigen Erfahrungen mit HR-Leuten bzw. HR-Abteilungen erzählen bzw. mich dann derart hochloben, dass ich auch schon auf Kununu mehrfach lobend erwähnt wurde :shock: . Aber ich persönlich denke, dass hat eher weniger damit zu tun, dass ich unglaublich gut bin, sondern dass es im HR offenbar wirklich sehr oft sehr inkompetente Leute gibt :wink: . Sieht man teilweise auch bei den Stelleninseraten: Da wird eine HR-Person für Rekrutierung, Payroll, Lohn, etc. gesucht - aber nur jemand mit dem HR-Assi-Zertifikat gesucht :shock: . Sorry, dieser Zertifikatslehrgang ist einfach mal so eine Grundbildung im HR - vertieftes bzw. wirklich nötiges Wissen für quaflizierte HR-Arbeit bekommt man aber erst mit dem HR-Fachausweis (der ja im Gegensatz zum Assi-Zertifikat auch eine eidg. Prüfung ist). Und: Dann braucht es auch noch ein paar Jahre Erfahrung und wenn möglich auch noch ein paar Zusatzausbildungen (HR Management, Psycho-Studium, CAS Payroll, etc.). Aber klar: Eine Person mit so einem Profil kostet dann - und im HR soll ja immer gespart werden, weshalb man eben oft Personen nimmt, mit geringer(er) Ausbildung... und dementsprechend dann halt die Qualität.

Ähnliches leidiges Thema sind diese Shared Service Center, die grad im HR in den letzten 10 Jahren wie Pilze aus dem Boden geschossen sind (aber in vielen Firmen aufgrund Negativ-Erfahrungen zwischenzeitlich auch schon wieder abgeschafft :wink: ). Da ist dann wirklich Fliessbandarbeit angesagt: Leute, die nur Löhne machen... Leute, die nur Zeugnisse schreiben... Leute, die nur Verträge schreiben... etc. Da kann man dann auch wieder Leute mit geringerer Ausbildung nehmen, weil man einen Teilbereich auch einer Person mit weniger Wissen/Erfahrung geben kann (und viele Prozesse derart standardisiert sind, dass es kaum noch Kopfarbeit braucht). Aber eben: Die Qualität leidet teils schon. Und wenn dann Mitarbeiter auch nur noch tel. eine unbekannte Person im HR-Shared Service Center erreichen kann, ist HR halt auch nicht mehr das, was es sein sollte.

Von daher: Ich habe auch meine Basiserfahrungen in int. Grosskonzernen machen dürfen (gottseidank aber breiter) und schätze es sehr, heute wieder eine andere Art von HR-Arbeit machen zu können - halt sehr nahe an der GL, der Linie und den Mitarbeitern und mit viel Mitbestimmungs- und Mitgestaltungsrecht... und vor allem mit grossem Respekt und grosser Akzeptanz seitens Mitarbeiter und Linie und einer sehr guten Zusammenarbeit von allen Seiten.

Aber klar: Jedem das seine.

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kiss
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Re: Bewerbungen - aktuelle do's und dont's

Beitrag von kiss »

Thumbs up, caipi!

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Ups...
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Re: Bewerbungen - aktuelle do's und dont's

Beitrag von Ups... »

@Caipi
was meinst du passiert in der Buchhaltung?
Bei fast jeder Kleinfirma macht die Frau die Buchhaltung - das sind dann die Bewerbungen, die dann heissen: Ausbildung xy höchstens mal das KV) - und einen Kurs für Buchhaltung I + II - mehrjährige Erfahrung im KMU Betrieb des Mannes = super spezialisiert... :)

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danci
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Re: Bewerbungen - aktuelle do's und dont's

Beitrag von danci »

@ Ups
Spezialisiert heisst nicht immer, dass man etwas sehr gut kann, sondern manchmal eben auch, dass man sonst nichts kann, das Eine ein bisschen, als ist das das Fachgebiet. :mrgreen:

@ Caipi
Danke für die Ausführungen, ist echt spannend. Für mich, die bisher nur in Kleinstbetrieben gearbeitet hat, ist das eine ganz neue Welt :wink:
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Sarahlena
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Re: Bewerbungen - aktuelle do's und dont's

Beitrag von Sarahlena »

@caipi16
du hast das HR Zertifikat erwähnt. Ich bin mir auch am überlegen, ob ich das machen soll, da mich das HR noch reizen würde. Hat man denn da mehr Chancen den Einstig zu schaffen? Klar die Berufserfahrung dazu fehlt ja immer noch. Aber irgendwo muss ich ja mal anfangen, hilft da dieses Zertifikat? Wie wichtig ist dieses Edupool? Bsp. Migros Klubschule bietet das HR Zertifikat auch an, aber eben ohne dieses Edupool

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Ups...
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Re: Bewerbungen - aktuelle do's und dont's

Beitrag von Ups... »

danci hat geschrieben:@ Ups
Spezialisiert heisst nicht immer, dass man etwas sehr gut kann, sondern manchmal eben auch, dass man sonst nichts kann, das Eine ein bisschen, als ist das das Fachgebiet. :mrgreen:
hihihi...
Naja, mein Mann meint ja, mein Fachgebiet sei motzen - macht sich aber in einer Bewerbung auch nicht sooooo gut...


@Sarahlena

Zertifikate die wirklich was bringen, das sind dann wohl eidg. Fachausweise oder Diplome - die kriegt man nach meiner Meinung aber nicht ohne Berufserfahrung...
Ich rede mal aus Erfahrung Buchhalter - da gibt es sooo viele Zertifikate - aber wirklich nur das eidg. Zeugs zählt - der Rest geht wohl eher unter Geldverschwendung!

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danci
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Re: Bewerbungen - aktuelle do's und dont's

Beitrag von danci »

Ups... hat geschrieben:
danci hat geschrieben:@ Ups
Spezialisiert heisst nicht immer, dass man etwas sehr gut kann, sondern manchmal eben auch, dass man sonst nichts kann, das Eine ein bisschen, als ist das das Fachgebiet. :mrgreen:
hihihi...
Naja, mein Mann meint ja, mein Fachgebiet sei motzen - macht sich aber in einer Bewerbung auch nicht sooooo gut...
Warum? Einige meiner Berufskollegen verdienen einen Haufe Geld, damit sie das im richtigen Moment und energisch vor Gericht tun :mrgreen:
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Re: Bewerbungen - aktuelle do's und dont's

Beitrag von Ups... »

danci hat geschrieben:
Ups... hat geschrieben:
danci hat geschrieben:@ Ups
Spezialisiert heisst nicht immer, dass man etwas sehr gut kann, sondern manchmal eben auch, dass man sonst nichts kann, das Eine ein bisschen, als ist das das Fachgebiet. :mrgreen:
hihihi...
Naja, mein Mann meint ja, mein Fachgebiet sei motzen - macht sich aber in einer Bewerbung auch nicht sooooo gut...
Warum? Einige meiner Berufskollegen verdienen einen Haufe Geld, damit sie das im richtigen Moment und energisch vor Gericht tun :mrgreen:
hab vergessen anzumerken - Recht habe ich dann aber nie (meint er)... :)

Caipi16
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Re: Bewerbungen - aktuelle do's und dont's

Beitrag von Caipi16 »

@Sarahlena
Arbeitest Du bereits im HR? Falls nicht, würde ich Dir vom HR-Assi-Zertifikat abraten. Warum?

1. Für Quereinsteiger ohne praktische Erfahrung (inkl. Abacus oder SAP) ist es so gut wie unmöglich, einen Einstieg ins HR zu finden. Grund: Es gibt zwischenzeitlich viel zu viele Leute, die das HR-Assi-Zertifikat oder sogar den HR-Fachausweis haben (jährlich kommen 1000 Absolventen "frisch ab der Presse"). Auf jede HR-Stelle bewerben sich im Schnitt 100-200 Bewerber. Für Leute, ohne praktische Erfahrung (nur mit dem HR-Zertifikat) so gut wie unmöglich, da eine Chance zu bekommen. Wir waren damals bei der AKAD im HR-Assi-Lehrgang um die 20 Leute. 3 davon waren schon im HR, der Rest Leute, die eben gerne im HR arbeiten würde. Von den Leuten, die nicht im HR waren, hat bis und mit heute (10 Jahre später) noch keinen einen Einstieg ins HR gefunden. Von daher: Das Zertifikat war ein nice-to-have, aber beruflich eine totale Sackgasse. Wenn Du Teilzeit als Quereinsteigerin einsteigen willst, ist es noch zigfach schwieriger.

Schau mal die HR-Inserate an: Bei 90% davon steht: "Praktische Erfahrung und HR- oder SAP-Erfahrung zwingend". Von daher kannst Du selber jetzt schon abschätzen, auf wie viele Stellen Du Dich ca. bewerben könntest.

2. Viele haben eine total "romantische" :wink: , aber leider total unrealistische Vorstellung vom HR. Ich dachte früher auch: Viel mit Leuten arbeiten, Leute rekrutieren, Lehrlingsbetreuung, etc. Ich hatte tatsächlich immer Jobs, wo das (gottseidank) ein grosser Bestandteil meiner Arbeit war - aber: Auch das ist heute nicht mehr selbstverständlich. In grösseren Firmen ist es meistens so, dass Leute nur noch Verträge machen... oder nur noch Zeugnisse schreiben... oder nur Payroll machen... usw. Und in Kleinbetrieben - wo man als Quereinsteiger noch am ehesten Chancen hat reinzukommen - geht es meistens vor allem um Löhne, Payroll, QST-Abrechnung, generelle Buchhaltungsaufgaben, etc, - d.h. sehr zahlenlastig.

3. Immer wieder sehe ich bei Bewerbern im (generellen) KV-Bereich, dass sie mal das HR-Zertifikat gemacht haben. Wenn ich dann frage, warum sie das gemacht haben, kommt immer die Antwort: "Ich wäre gerne mal ins HR gegangen - aber habe dann trotz des Zertifikats keinen Einstieg gefunden"... so viel zum Thema. Und gerade heute hatte ich die Bewerbung einer 47jährigen Dame in der Hand, die sich - nachdem sie über 15 Jahre im HR gearbeitet hat (zuletzt als HR-Leiterin in einer Bank) - als Sachbearbeiterin bei uns beworben hat. Ich habe sie dann angerufen und ihr gesagt, dass ich sie leider unmöglich für die Stelle berücksichtigen kann, da sie viel zu überqualifiziert ist - sie sagte, dass ihr das klar sei... es sei halt einfach so, dass sie seit bald 1.5 Jahren arbeitslos sei, nächstens ausgesteuert werde und nun einfach alles probieren müsse, um wieder Fuss im Arbeitsmarkt zu fassen...

4. HR ist generell ein total übersättigter Markt. Einerseits: Zu viele HR-Leute, andererseits hat sich die HR-Welt in den letzten 20 Jahren auch massiv gewandelt (und wird sich weiter wandeln). Viele Firmen haben das HR schon ganz oder teilweise ausgelagert und/oder arbeiten mit Shared Service Center. Da ist dann nix mehr mit spannender und vielseitiger HR-Arbeit, sondern das ist dann nur noch anonyme Fliessbandarbeit, wo man die Mitarbeiter noch maximal am Telefon hat.

5. Auch für eine längerfristige Perspektive finde ich persönlich das HR eine ganz schlechte Wahl. Mit 25-35 Jahren findet man vielleicht noch HR-Assi-Jobs. Aber was dann? Niemand will mehr eine 40jährige oder 50jährige HR-Assi einstellen - weil es davon genügend 25/30jährige gibt, die es genau so gut machen, aber zigfach billiger. Was dann? Weiterentwicklung Richtung HR Spezialist, Business Partner, Personalleiter. Schön und gut. Aber auch da: Ab 40/45 Jahren wird es immer enger. Allein im Kt Zürich rund 1000 arbeitslose HR-Fachleute ü40. Als ich vor 2 Jahren mal eine HR-Sachbearbeiter-Stelle ausgeschrieben habe, habe ich rund 200 Bewerbungen erhalten. Etwa 50 davon von ausgewiesenen HR-Fachfrauen, die jahrelang Super-Jobs hatten (HR Business-Partner-Funktionen oder HR Director in int. Grossfirmen). Auf meine Frage, weshalb sie sich auf so eine Stelle bewerben (wo sie ja 1000fach überqualifziert waren), kam überall dieselbe Antwort: Weil ich auf meinem Level nichts mehr finde - und bevor ich ausgesteuert werden, gehe ich lieber 20 Schritte rückwärts... tja, nur leider ist auch dies meistens nicht mehr möglich :( .

Ich liebe meinen Job - und habe auch gottseidank (noch) einen guten Job. Aber auch mir ist klar: Ich werde mich in diesem Bereich kaum noch über 20 Jahre halten können, d.h. auch ich brauche früher oder später einen Plan B. Und ganz ehrlich: Mit dem Wissen von heute würde ich deshalb heute nicht mehr ins HR gehen (bin aber trotzdem froh, dass ich es gemacht habe, weil ich ja nun doch über 10 Jahre tolle Jobs hatte :wink: ).

sonrie
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Re: Bewerbungen - aktuelle do's und dont's

Beitrag von sonrie »

Caipi16 hat geschrieben:Ich habe auch meine Basiserfahrungen in int. Grosskonzernen machen dürfen (gottseidank aber breiter) und schätze es sehr, heute wieder eine andere Art von HR-Arbeit machen zu können - halt sehr nahe an der GL, der Linie und den Mitarbeitern und mit viel Mitbestimmungs- und Mitgestaltungsrecht... und vor allem mit grossem Respekt und grosser Akzeptanz seitens Mitarbeiter und Linie und einer sehr guten Zusammenarbeit von allen Seiten. .
Du wirfst hier recht viel in einen topf: dies kann auch in einem grosskonzern möglich sein, genauso wie es KMUs gibt die das nicht auf die reihe bringen. Einerseits mag es an den Personen liegen (aber mal ehrlich, die könnten ausgetauscht werden wenn notwendig), oftmals aber gibt die struktur des unternehmens solche dinge vor.
Ein bsp: ich arbeite für einen globalen konzern mit Hauptsitz in den USA - die HR dort vor ort ist sehr gut aufgestellt, hat sehr gute leute. Die schweizer niederlassung hat ca. 500 Mitarbeiter und ist eine verkaufsorganisation, d.h. die HR vor ort rekrutiert servicetechniker, Innendienst verkauf, aussendienstmitarbeiter, buchhalter et.c und alle paar jahre mal einen Geschäftsführer. Das machen sie wohl auch ganz passabel (kann ich nicht beurteilen). Nun ist aber am selben standort auch ein Produktentwicklungszentrum, welches ein team von ca. 50 personen beschäftigt und wir alle rapportieren in die USA. Wir haben ca. 15 solcher R&D Zentren in Europa, alle raportieren nach USA. Wenn wir nun neue projekte andenken oder überlegen wie wir ressourcen aufteilen nutzt uns die schweizer HR genau gar nichts, sondern es geht über das HQ. Das funzt auch super, wenn wir für unser team in den USA rekrutieren, aber ist mühsam wenn wir uns dafür entschieden haben, den manager nun auch in CH anzusiedeln. Alleine aufgrund von zeitzonen, sprache etc. ist es einfacher wenn wir hier direkt rekrutieren. Und nein, die schweizer HR ist nicht so aufgestellt, als dass sie produktentwickler auf dem level rekrutieren könnte, schlichtweg weil es auch nicht so oft vorkommt als dass es sinn machen würde sich darauf zu fokussieren. Es sind also nicht die unfähigen HR leute schuld oder der grosskonzern an sich, sondern einfach die struktur an sich. (was nicht heisst, dass die HR leute im HQ nicht doch sehr fähig sind ;-))
Auch gehen immer mehr jobs auf dem level übers netzweg und nicht über offizielle ausschreibungen (wer global rekrutiert müsste zig inserate in zig ländern schalten, da ist es einfacher mit social networks bzw. mit seinem eigenen beruflichen netzwerk)
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Re: Bewerbungen - aktuelle do's und dont's

Beitrag von Caipi16 »

@Sonrie
Ich werfe recht viel in einen Topf, weil die Gründe, warum es so ist, wie es ist (Strukturen, Internationalität, Leute, etc.) auch sehr vielseitig sind :wink: . Aber klar - ich gebe Dir recht. Habe ich ja - u.a. in meinem letzten Beitrag - auch so geschrieben. Und wie gesagt: Ich kenne es auch, da ich bis vor 6 Jahren in einem Unternehmen gearbeitet habe, das Deinem sehr ähnlich war :wink: . Aber eben: Das ist für mich einfach nicht die HR-Welt, in der ich arbeiten möchte und könnte (was nicht heisst, dass es schlecht ist - es ist einfach nicht meins).

sonrie
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Re: Bewerbungen - aktuelle do's und dont's

Beitrag von sonrie »

Caipi16 hat geschrieben: Das ist für mich einfach nicht die HR-Welt, in der ich arbeiten möchte und könnte (was nicht heisst, dass es schlecht ist - es ist einfach nicht meins).
Das wiederum kann ich sehr gut verstehen ;-) Wäre jetzt auch nicht grad mein traumjob ;-)
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Sarahlena
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Re: Bewerbungen - aktuelle do's und dont's

Beitrag von Sarahlena »

@caipi16
wow, danke für deinen ausführlichen Text. Als ob du mich kennen würdest :shock:
es ist tatsächlich so, dass ich ja Quereinsteiger wäre, da mich das HR reizt, aber ich eben unschlüssig bin, ob sich so ein Zertifikat überhaupt lohnt, resp. nützlich ist damit ich den Einstieg schaffe. Und ja, dazu kommt auch noch, dass ich eine Teilzeitstelle suche :oops:

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Re: Bewerbungen - aktuelle do's und dont's

Beitrag von Caipi16 »

@Sarahlena
Ich habe vor 12 Jahren mit dem gleichen Wunsch wie Du ins HR gestartet - deshalb sind mir Deine Gedanken vielleicht nicht ganz unbekannt :wink: . Aber eben: Mir war schon damals klar, dass der Weg vom Zertifikat mit anschliessendem Einstieg ins HR kaum funktionieren wird. Ich hatte damals das Glück, dass ich in einem int. Grosskonzern gearbeitet habe, wo ich den Einstieg ins operative HR machen konnte. Erst dann habe ich berufsbegleitend das Zertifikat und im Anschluss den Fachausweis gemacht. Würde es so auch empfehlen, weil der Zertifikatslehrgang - ohne praktische Erfahrung - halt schon recht mühsam und lernintensiv ist. Man lernt ja dann alles nur in der Theorie, d.h. relativ abstrakt. Wenn Du hingegen in dem Bereich schon (möglichst vielseitig - d.h. Personaladministration, Rekrutierung, Payroll, etc.) arbeitest, ist das Zertifikat quasi ein Spaziergang (erst der Fachausweis ist dann wieder ein härteres Kaliber - aber den kannst Du so oder so nur mit einer gewissen Anzahl Jahre HR-Erfahrung machen).

Von daher: Nein, ich würde es nicht empfehlen, das HR-Zertifikat ohne Berufspraxis im HR zu machen - zumindest nicht, wenn Du wirklich berufliche Ambitionen daran hängst. Wenn Du hingegen genügend Zeit und Geld hast und es einfach für Dich machen möchtest (weil Dich die Materie interessiert, so quasi als "Hobby"), ist es sicher ein nice-to-have. Aber eben: Berufliche Perspektiven sind damit gering bzw. die Chancen, dass Du damit den Einstieg ins HR schaffst, sehr bescheiden.

Ich hatte grad heute eine Bewerberin im Gespräch, die seit vielen Jahren als Management Assistant tätig ist. Sie hat vor rund 15 Jahren auch die Personalassistentin gemacht, weil sie zuvor via Quereinsteig (intern) auch ins Personal gerutscht ist. Ich habe sie dann gefragt, warum sie im HR nicht weitergemacht hat, worauf sie mir sagte, dass es praktisch unmöglich ist, wenn man schon 35 Jahre alt ist (war sie damals) wirklich dauerhaft einen Platz in der HR-Welt zu finden, da es halt sehr viele gibt, die in dem Alter schon seit 10 und mehr Jahren im HR sind. Sie hatte damals ihre Stelle im HR bei der Firma - aber als sie dann nicht mehr für diese Firma arbeiten wollte, fand sie nirgends sonst eine HR-Stelle, weil sie für alle Stellen als Quereinsteiger einfach zu wenig Berufserfahrung mitbrachte und halt mit ihren 35 Jahren doch schon relativ "alt" war (und so für viele AG's zu teuer - weil das, was sie HR-technisch vorweisen konnte, manche andere 25jähriger oder 30jährige auch vorweisen konnte). Bei ihr hat es also damals - leider - auch nicht geklappt und sie ging in den generellen Assistenzbereich zurück. Und eben: Solche Geschichten hört man halt sehr viele - genau so, wie Geschichten von Leuten, die sich unter HR etwas ganz anderes vorgestellt haben und dann halt diesen Bereich wieder freiwillig verlassen haben.

Und eben: Wenn Du sogar Teilzeit im HR einen Einstieg suchst - vergiss es. Ganz hart. Aber es gibt da draussen zig qualifzierte HR-Assistentinnen und HR-Fachfrauen, die schon vor den Kindern jahrelang 100% im HR gearbeitet haben und nun auf der Suche nach 40-60%-Stellen sind. Bei den Teilzeit-HR-Stellen sind 200 Bewerbungen wirklich keine Seltenheit. Als Quereinsteiger ohne praktische Erfahrung ist es quasi ein Lottosechser, dass Du da irgendwo unterkommen würdest. Grad bei Teilzeitlern hat man noch viel weniger Zeit für Einarbeitung. Und wenn jemand noch nie mit SAP oder Abacus gearbeitet hat, noch nie aktiv Verträge, Zeugnisse, etc. geschrieben hat, dann bringt das einfach nichts - für niemanden.

Fazit: HR ist im Grundsatz ein lässiger Bereich - aber es gibt nicht mehr viele coole Stellen und die, die es hat, sind heiss begehrt. Ganz, ganz schwierig, da auf längere Dauer einen Platz zu finden, wo man dann auch glücklich ist und eine Perspektive hat. Und die Zukunft wird sicher nicht einfacher - wie gesagt: Auch mir ist klar, dass ich kaum für die nächsten 20 Jahre in diesem Bereich bleiben kann.

Sarahlena
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Re: Bewerbungen - aktuelle do's und dont's

Beitrag von Sarahlena »

Habe noch eine Frage an die HR Leute bezüglich Lebenslauf. Ich habe durch die Kinder Lücken im Lebenslauf. Diese habe ich nun ausgewiesen als Hausfrau und Mutter. Zwischendurch habe mal wieder gearbeitet, jedoch nicht 100%. Muss ich das im Lebenslauf vermerken wieviel % es waren oder kann ich da einfach die Tätigkeit und Dauer schreiben wie üblich?

Danke für eure Antworten

Sarahlena

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