Krippentarife - Steuerabhängig

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Moderator: conny85

Caipi16
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Re: Krippentarife - Steuerabhängig

Beitrag von Caipi16 »

Laax hat geschrieben:Ja, das ist so.

Glaube nicht, dass ihr bei eurer Gemeinde ankommen. Stell dir mal vor das würden alle beantragen? Andere Familien haben auch Einkommenseinbussen, wenn sie die Kinder selber betreuen.

Sie sagen euch, es besteht die Möglichkeit eine Tagesmutter zu organisieren.

Im System stimmt was nicht. Ich sage mir einfach auch, seit wir Kinder haben verdienen wir weniger, weil die Kosten an die Kinderbetreuung gehen, wir haben also weniger Einkommen und können somit weniger ausgeben. Das bedeutet, wir können weniger einkaufen. Das bekommt der Handel zu spüren. Wir kaufen also günstigere Produkte ein, schauen uns sehr genau um, wo es sich lohnt einzukaufen und gehen dafür auch regelmässig über die Landesgrenze.
Sorry, aber Kinder in die Welt zu stellen bedeutet halt Mehrausgaben zu haben - und meistens arbeitet ein Elternteil ja dann nur noch reduziert oder gar nicht mehr, entsprechend hat man auch weniger Einkommen. Oder wie stellst Du Dir denn das vor? 2-3 KInder zu haben, Teilzeit arbeiten zu gehen und trotzdem finanziell genau gleich wie vorher - ohne Kinder und mit zwei 100%-Jobs - dazustehen? :? Und wer soll das bezahlen? Klar, die arbeitende Bevölkerung :wink: . Dann sind wir bald beim System Deutschland, d.h. brutal hohe Abzüge für den Sozialstaat, was bei uns - mit den hohen Kosten - gar nicht funktionieren würde.

Das perfekte System gibt es nicht - ist einfach so. Auch der Sozialstaat funktioniert nicht bzw. macht auf Dauer niemanden glücklich (DDR und andere sozialistische Staaten sind der Beweis dafür). Aber eben: Ich find's eigentlich logisch, dass sich mit Kindern halt auch die finanzielle Situation verändert - und wenn man sich dann beklagt, das man weniger Geld wegen den Kindern bzw. den Betreuungskosten hat... ich weiss nicht... :roll: . Es zwingt einem ja niemand, Kinder zu bekommen. Man kann auch kinderlos glücklich werden - weiterhin beide 100% arbeiten und entsprechend in finanziellem Wohlstand leben. Aber eben: Trifft man die Entscheidung für Kinder und einen entsprechend anderen Lebensstil (nur noch Teilzeitarbeit), finde ich es auch ok, dass man halt gewisse finanzielle Einbussen hinnehmen muss. Einmal mehr im Leben: Den Fünfer und das Weggli zusammen gibt es selten :wink: .

Und - was man neben dieser ständigen Motzerei nicht vergessen sollte: Wir haben in der CH ein Kompromisssystem. Es ist ja nicht so, dass der Staat bei uns gar nicht hilft. Man kann Kinderabzüge machen... bekommt in staatlichen Krippen subventionierte Plätze... es gibt Krankenkassenverbilligung... und und und. Klar, das Geld wird einem nicht nachgeworfen und man hat halt je nachdem trotzdem nicht finanziell 1:1 die gleiche Situation, die man vor den Kindern hatte. Aber immerhin. Uns geht es hier in der CH immer noch Welten besser, als es den Familien in den meisten anderen Ländern geht... und: The grass is ALWAYS greener on the other side :wink: . Aber ganz ehrlich: Wir Schweizer sind halt auch ein Nörgler-Volk... nie zufrieden... immer an irgendwas etwas auszusetzen... schade!

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stella
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Re: Krippentarife - Steuerabhängig

Beitrag von stella »

Caipi
Ja klar... ABER ich empfinde es als extrem ungerecht, wenn man dann beim Kitatarif auf das Einkommen von vor zwei Jahren eingestuft wird. Denn ich habe ja dieses Einkommen nicht mehr. Und ich glaube auch nicht, dass das allen einfach so klar ist. Und offenbar gibt es Kantone, die genau das jetzt eben anders geregelt haben.

Und die Diskussion, wie viel an die Betreuung der Kinder bezahlt wird, die darf man führen. Genau so, wie Laax denkt, dass da zuwenig geleistet wird, genau so darfst du der Meinung sein, mehr geht nicht, weil das zu viel zu hohen Sozialabgaben führen wird.

Genau diese Diskussion müssen wir immer wieder führen. Auf allen Ebenen.

Fakt ist, dass in der Schweiz europaweit am wenigsten für die Kinderbetreuung bezahlt wird vom Staat, dass also am meisten auf den Eltern lastet. Fakt ist auch, dass jeder in die Kinderbetreuung investierte Franken vom Staat in 2.5 facher Weise durch höhere Steuern und MWST wieder zum Staat zurück fliesst. (Zürcher Studie) Nur haben das die Gemeinden noch nicht so ganz gemerkt. Fakt ist, dass eine gute Kinderbetreuungsmöglichkeit ein Standortvorteil für Gemeinden ist.
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sonrie
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Re: Krippentarife - Steuerabhängig

Beitrag von sonrie »

stella hat geschrieben: Fakt ist, dass in der Schweiz europaweit am wenigsten für die Kinderbetreuung bezahlt wird vom Staat, dass also am meisten auf den Eltern lastet. Fakt ist auch, dass jeder in die Kinderbetreuung investierte Franken vom Staat in 2.5 facher Weise durch höhere Steuern und MWST wieder zum Staat zurück fliesst. (Zürcher Studie) Nur haben das die Gemeinden noch nicht so ganz gemerkt. Fakt ist, dass eine gute Kinderbetreuungsmöglichkeit ein Standortvorteil für Gemeinden ist.
stimme dir da sehr wohl zu, allerdings muss man im internationalen vergleich auch anführen, dass man in CH weitaus weniger Steuern und Sozialabgaben bezahlt wie in den ländern, in denen der staat mehr an die Kinderbetreuung bezahlt. Ich habe sowohl in DE als auch in AT mehr als 40% meines Gehalts für Steuern und Sozialversicherung bezahlt, dies betrifft einen aber ein leben lang und nicht nur ein paar jahre.

Meines erachtens hat CH insofern das Problem, dass gutausgebildete Frauen zu hause beim kind bleiben und nicht im beruf, was zur folge hat, dass Fachkräft zugekauft werden müssen und hohe Investitionen in Bildung nun brach liegen.
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sonrie
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Re: Krippentarife - Steuerabhängig

Beitrag von sonrie »

Laax hat geschrieben: Im System stimmt was nicht. Ich sage mir einfach auch, seit wir Kinder haben verdienen wir weniger, weil die Kosten an die Kinderbetreuung gehen, wir haben also weniger Einkommen und können somit weniger ausgeben. Das bedeutet, wir können weniger einkaufen.
interssant. Seit wir zu fünft sind kaufen wir um welten mehr ein, als nur für einen 2 Personen Haushalt. Schlichtweg weil wir mehr waschmittel, lebensmittel, Kleider, Kosmetika, windeln etc. benötigen. Deine Rechnung geht nicht auf, dass man mit kindern weniger ausgibt als ohne kinder (früher waren es wohlmehr luxusartikel oder reisen, die Ausgaben für Alltagsprodukte sind aber deutlich gestiegen)
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stella
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Re: Krippentarife - Steuerabhängig

Beitrag von stella »

sonrie
Klar, das habe ich auch schon geschrieben. Weiter oben. Es ist klar, dass die anderen Länder eine höhere Steuerbelastung haben. Auch das dürfen wir diskutieren. Wenn ich mich richtig an den Staatskundeunterricht erinnere, sind wir gar das einzige Land, welches über die eigene Steuerbelastung abstimmen darf.

In welches "Gleichgewicht" wir als Gesellschaft das ganze lenken, da müssen wir immer wieder miteinander aushandeln.

Die Qualität der Kitas in der Schweiz ist ziemlich hoch, ebenfalls der Betreuungsschlüssel. In anderen Ländern betreuen 2 Erzieherinnen 25 Kinder im Alter von drei Jahren...

Wie wollen wir in Zukunft?
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Lilyrose
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Re: Krippentarife - Steuerabhängig

Beitrag von Lilyrose »

Ich habe nie genörgelt, dass wir für die Krippe bezahlen. Aber es soll ans Einkommen angepasst sein. Denn wie auch jemand oben schon geschrieben hat, muss ich mir als gut ausgebildete Frau schon fast überlegen, ob ich bei 2 Kindern zuhause bleibe. Wir leben übrigens bereits sehr sparsam, haben ne 3.5 Zimmerwohnung, für Kind haben wir ausser Maxi Cosi eigentlich alles Occasion gekauft, Einkaufen nach Aktionen, Ferien auf Camping 1 Woche im Jahr, essen nehme ich oft von zuhause mit, soll jemand sagen, dass wir uns nicht bereits eingeschränkt haben...wir haben sogar Anrecht auf Prämienverbilligung, da wir echt nicht mehr viel verdienen. Sogar bei meinem AG hätte ich dann Anrecht auf ne höhere Sozialzulage (wenn ich mind. 50% arbeiten würde), weil unser Einkommen als grenzwertig angeschaut wird bei 2 kindern). Aber Krippe müssen wir wie Grossverdiener bezahlen und DAS finde ich nicht gerecht.

Aber ich glaube darüber kann man ewig diskutieren...wird wohl immer Frauen geben, die nicht verstehen, dass man als Frau arbeiten "muss", um glücklich zu sein. Ich persönlich brauch das einfach...

hollywood
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Re: Krippentarife - Steuerabhängig

Beitrag von hollywood »

Lilyrose: ich finde du brauchst dich nicht rechtfertigen zu müssen. Ihr bezahlt zu viel. Punkt. Wir haben anfangs weniger verdient und später die stellenprozente erhöht. Somit haben wir ein jahr sehr wenig an die krippe bezahlt obwohl wir mehr verdienten. Das nächste jahr wurde dann teurer.. geht also auch umgekehrt. Vielleicht verdienst du / dein mann in 2 jahren auch mehr und ihr werdet nach dem jetzigen einkommen bezahlen :P
bin gespannt ob du mit deinem gesuch um tarifreduktion (bei der kita oder gemeinde?) erfolg hast...

hollywood
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Re: Krippentarife - Steuerabhängig

Beitrag von hollywood »

Muss aber auch mal sagen, dass wir gut verdienen und ich die kosten für die kinderbetreuung in unserem fall nicht sehr hoch finde .. (kita und tagesschule). auch bezahlt der arbeitgeber meines mannes fast 30% der kosten für die betreuung zurück. Es kann sich also auch lohnen dass beide arbeiten..

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Barbamama79
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Re: Krippentarife - Steuerabhängig

Beitrag von Barbamama79 »

ich bin bei solchen Themen immer etwas hin und her gerissen. Kinderbetreuung darf und soll auch etwas kosten. Andererseits finde ich auch, dass die Einstufung anhand des gegenwärtigen Einkommen erfolgen sollte. Das Folgende hat mich nun aber zum Nachdenken gebracht:
Lilyrose hat geschrieben:Aber man redet immer davon, dass man die Erwerbstätigkeit von Frauen fördern will und dann muss man sich selbst als gut ausgebildete Frau fragen, ob sich arbeiten lohnt. In meinen Fall ist es so, dass wir wie gesagt ein Einkommen von knapp über 160'000 hatten bei voller Erwerbstätigkeit...damit würde ich auch easy den Krippenbeitrag bezahlen, überhaupt keine Rede. Nur ist es so, dass ich meine Position verloren habe, weil ich keine 80% arbeiten wollte. Wir verdienen jetzt noch ca. 45% des vorherigen Lohnes, da ich keine Kaderposition mehr habe. Ich finde nicht, dass die Krippe weniger verdienen sollte, aber ich finde der Staat sollte sich mehr beteiligen, wenn er möchte, dass Frauen im Erwerbsleben bleiben.
Das Ziel ist ja nicht nur, die generelle Erwerbstätigkeit der Frauen zu fördern. Das Ziel muss doch auch sein, dass die Frauen bei ihren gut bezahlten Jobs bleiben. Dass eine gut ausgebildete Frau in einer Kaderstelle diese behält, ihre Ausbildung weiterhin optimal nutzt und nicht in einem kleinen Pensum in der Firma "dahindümpelt". Wenn ein Paar nach den Kindern weniger als 50% des bisherigen Einkommens verdient, dann hat doch aus wirtschaftlicher / staatlicher Sicht der "falsche" Partner zu viel reduziert. Und wenn die gut ausgebildete Frau mit 80% auf ihrer Kaderstelle bleiben würde, dann würde sie sich vermutlich auch nicht fragen, ob sich das arbeiten lohnt.

Mein Mann und ich arbeiten beide gerne und haben beide einen guten Job. Als bei uns das Thema Kinder aufkam und wir darüber diskutierten, wie wir dies dann organisieren wollen und wer wie viel arbeiten wird, haben wir uns geeinigt, dass der besser Verdienende halt mehr arbeiten wird und der weniger Verdienende mehr reduziert. Der besser Verdienende war und bin weiterhin ich. Also arbeite ich 80% in meiner bisherigen guten Stelle. Mein Mann hat etwas mehr reduziert und übernimmt somit mehr der Betreuungsarbeit. Die Kinder sind 2 Tage in der Krippe. Ich verstehe nicht, weshalb es immer noch fast nur die Frauen sind, die auf ihre guten Stellen / Kaderstellen verzichten. Wir zahlen übrigens den vollen Krippentarif und ich finde das richtig so. Ich finde es ist extrem viel Wert, dass ich das Kostbarste was ich habe (meine Kinder) so beruhigt in andere Hände geben kann und ich bin gerne bereit, dies entsprechend zu zahlen.

Ich sage nicht, dass unser Modell für alle das richtige ist. Jeder muss für sich selbst das richtige Modell finden. Aber aus wirtschaftlicher / staatlicher Sicht müsste doch genau dies erstrebenswert sein. Wenn nun also diese 2-Jahres-Regel dazu beiträgt, dass es gar nicht erst zu so grossen Einkommenseinbussen kommt (weil sich die Leute das vielleicht überlegen und nicht der "falsche" Partner zu stark reduziert), dann wären die Anreize wieder richtig gesetzt, oder? Ich bin mir nicht sicher, ob diese 2-Jahres-Regel wirklich zu einem solchen Effekt beitragen kann und mir ist bewusst, dass oft der Mann der besser Verdienende ist, es sind nur ein paar Gedanken, die mir gerade durch den Kopf gingen. Ich bin gespannt auf eure Meinungen dazu.
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uetliberg
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Re: Krippentarife - Steuerabhängig

Beitrag von uetliberg »

@barbamama: sehr gut geschrieben, genau meine Meinung!

sonrie
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Re: Krippentarife - Steuerabhängig

Beitrag von sonrie »

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Zuletzt geändert von sonrie am Di 5. Sep 2017, 10:51, insgesamt 1-mal geändert.
"Wenn Aufregung helfen würde, Probleme zu lösen, würde ich mich aufregen." (Angela Merkel in "Die Getriebenen")

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stella
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Re: Krippentarife - Steuerabhängig

Beitrag von stella »

barbaramama
Ich glaube auch, dass es nicht immer so einfach ist. In unserer Branche ist es so, dass man in Teilzeit einfach Manöveriermasse ist und somit der Job nicht mehr so sicher ist, wie wenn man Vollzeit arbeitet. Mein Mann arbeitet daher Vollzeit - er hat an seiner Stelle auch viel zu sagen und hat in dieser Schule eine tragende Rolle.

Ich arbeite Teilzeit. In den letzten Jahren zwischen 20 und 55%, letzteres mit einer Leitungsposition verbunden. Ich hatte an meiner Schule, an der ich sehr lange arbeitete, Pensen zwischen 20 und 40%, wusste nie, wie viel es im nächsten Jahr sein würden, wurde dann wegrationalisiert mit den Worten, dass ich ja einen Mann habe, der verdienen würde. Hatte dann eine Leitungsfunktion an einer anderen Schule, auf dem Papier 55%, in Tat und Wahrheit 120% - da die Prozente nicht erhöht wurden und die Aufgaben nicht neu verteilt wurden, habe ich diese Stelle verlassen und arbeite nun 30%, mit Aussicht auf Wachstum, da wir in den nächsten Jahren ein oder zwei Klassen eröffnen werden.

Aber lustig finde ich das nicht und ich habe oft mit meiner Situation gehadert, dass ich so Manöveriermasse bin und eigentlich die letzten 13 Jahre NIE einen Job habe, mit dem ich planen konnte. Ebenfalls muss man sich mit kleinen Pensen still halten, die sind meist nicht ausgeschrieben und gehen unter der Hand. Als ich vor zwei Jahren gesucht habe, hatte es im Umkreis von 50 km genau 2 solcher Stellen... Eine habe ich zum Glück bekommen.

Und ja, ich bin neidisch auf meinen Mann, der halt ein ganz anderes Gewicht an seiner Schule hat als ich. Und gleich wohl geht es aus verschiedenen Gründen nicht, dass ich viel mehr arbeite... Aber eben... Das geht auch nicht mehr lange und dann werde ich noch 20 Jahre Vollzeit arbeiten können, wenn ich das wollen würde, denn Vollzeitlehrpersonen auf der Oberstufe sind zurzeit sehr gesucht.

Darum: Es gibt oft auch Umstände, in denen Paare nicht frei wählen können und in denen man sich arrangieren muss.
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Barbamama79
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Re: Krippentarife - Steuerabhängig

Beitrag von Barbamama79 »

Mir ist schon klar, dass es nicht immer einfach ist. Mir ging es oben vor allem darum, was das Ziel des Staates ist und wie die Anreize geschaffen werden sollten. Die Familienpolitik darf ja durchaus gewisse Ziele verfolgen und die Anreize sollten so geschaffen werden, dass das Erreichen dieser Ziele gefördert wird und nicht, dass die heutigen Probleme vergrössert oder unterstützt werden. Somit muss aus meiner Sicht nicht jedes Familienmodell in gleichem Masse gefördert werden. Dass da einige Firmen (noch) nicht mitmachen, ist mir durchaus bewusst.

Wir leben in einem Sozialstaat mit Solidaritätsprinzip und das ist auch gut und richtig so. Ich bin gerne bereit, meinen Beitrag dazu zu leisten. Trotzdem müsste doch das Ziel sein, dass so wenig Menschen wie möglich auf staatliche Leistungen angewiesen sind. Dass eine Familie nur noch 45% des Einkommens zur Verfügung hat, kann nicht im Interesse des Staates sein (ohne eine persönliche Entscheidung angreifen zu wollen). Wenn nun durch diese 2-Jahres-Regel erreicht wird, dass die Familien ihre (von mir aus gesehen auch noch vorhandene) Eigenverantwortung besser wahrnehmen und ihr Modell so gestalten, dass sie nicht oder weniger auf Subventionen angewiesen sind, dann ist dies doch ein legitimes Mittel. Ich wollte damit nur sagen, dass solche Regelungen durchaus einen gewissen Zweck erfüllen können.

Ich will nicht abstreiten, dass nicht alle Paare frei wählen können. Aber ganz ehrlich, von diesen "Mein Mann kann nicht reduzieren" glaube ich maximal die Hälfte. Mein Mann arbeitet in einer Branche, in der Teilzeitarbeit alles andere als selbstverständlich ist, schon gar nicht als Mann. Er hat sich dafür eingesetzt, hat insistiert und hat seinem Arbeitgeber Wege aufgezeigt, wie es funktionieren kann. Er ist der einzige Mann in der Firma, der Teilzeit arbeitet und er hat mit seinem Teilzeitpensum eine Kaderfunktion bekommen. Oft lassen sich doch die Männer mit einem einfachen nein abspeisen. Und ich denke oft kommt es ihnen auch gelegen. Ich bin überzeugt, mit etwas mehr Willen und Durchsetzungsvermögen könnten viel mehr Männer Teilzeit arbeiten. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass mein Mann die grosse Ausnahme sein soll.
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sonrie
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Re: Krippentarife - Steuerabhängig

Beitrag von sonrie »

ah so, ja da stimme ich dir zu - sowohl wenns darum geht dass Mann sich oft zu schnell abspeisen lässt was TZ arbeit angeht, aber auch darin dass die Familienpolitik anreize in diese richtung schaffen sollte.

Was die Möglichkeit von TZ jobs angeht: wir arbeiten beide in grossen Konzernen, die möglichkeit ob kaderjob in TZ oder nicht hing nie vom AG selber ab, sondern immer vom direkten Vorgesetzten. Also ob derjenige bereit war, sein team strukturell zu verändern und ob der Grund für die TZ arbeit für ihn plausibel war (=vorgesetzter bewertet die Wünsche / Needs des Mitarbeiters). Hierbei ist Kinderbetreuung noch ein guter punkt, der bei der frau aber oft noch mehr zählt als beim mann. Weiters muss man sich fragen: spielts für die firma eine rolle ob ich an meinen freien tagen kinder betreue oder golfen gehe? Wohl kaum.
Finde ich nicht ok, dass einzelne Personen mit ihrer persönlichen meinung diese entscheidungen treffen und nicht die firma an sich. Auch sollte TZ für alle möglich sein, nicht nur für leute mit kleinen Kindern - derjenige der zeit für sein hobby, sich selber, seine iteressen haben will oder der, der sagt dass es ihm einfach gut tut (gesundheitlich, nervlich etc.) sollte genauso reduzieren dürfen. Ich weisses gibt firmen die das so handhaben, leider aber noch sehr wenige.
Man mags merken, ich bin ein grosser fan von TZ arbeit und flexiblen arbeitszeiten, ich hab damit nur gute erfahrungen gemacht... ;-)
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Lilyrose
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Re: Krippentarife - Steuerabhängig

Beitrag von Lilyrose »

@Barbamama: wir hatten beide Kaderpositionen und +/- auf 1000 franken im Jahr den gleichen Lohn. Beide arbeiten bei grossem AG der im Reglement verankert hat, dass Kaderposition mit 80% besetzt sein muss. Ich meinerseits hatte versucht ein Top-sharing vorzuschlagen, was ohne Diskussion abgeschmettert wurde. Also musste ich auf Führungsposition verzichten..hätte er reduziert, hätten wir noch weniger Geld, da er noch stärker zurückgefallen wäre mit Lohn.

Natürlich könnte ich mehr arbeiten,aber dann müssen die Kinder ja öfters in die Krippe und das wiederum kostet noch einmal mehr. Wenn die Krippe soviel kostet, wie ich fast verdiene... (Im Moment verdiene ich 400.00 mehr im Monat als die Krippe für 2 Kinder an 2 Tagen kosten würde). Würden wir die Krippe effektiv nach Einkommen bezahlen, hätten wir noch ca 800 von meinem Lohn übrig und das fände ich absolut ok.

Natürlich jammere ich auf hohem Niveau...wir leben ja nicht schlecht trotz Einsparungen. Aber mich nervt es halt einfach, dass Familienfreundlichkeit so klein geschrieben wird in der CH. Undvorallem halt auch wieder derdoofe Kantönligeist...

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danci
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Re: Krippentarife - Steuerabhängig

Beitrag von danci »

@ Lilyrose
Bei uns sind auch Anpassungen ab 20% Lohnunterschied möglich. Unbedingt versuchen und notfalls weiterziehen. Nur wenn sich die Leute wehren, ändert sich etwas.

@ jupi
Dir ist aber schon bewusst, dass uns volkswirtschaftlich Frauen, die 10 Jahre zu Hause bleiben, mehr kosten als die Kitasubventionen? Ich habe nichts dagegen, es kann jeder das machen, was er will, aber die Argumentation, Du hättest verzichtet, geht nicht ganz auf, wenn man bedenkt, wieviel der Staat aufgrund dieser persönlichen Entscheidung verzichtet hat (Steuern/Sozialversicherungsabgaben, nicht nur in den 10 Jahren, sondern auch später, da der Einstieg oftmals auf tieferem Lohn beruht, grösseres Risiko für EL, da weniger PK, grösseres Risiko für Sozialhilfe etc.).

CHF 120'00 tönt nach viel und ist es auch, wenn einer sie erwirtschaftet, arbeiten beide sieht es anders aus.

Familie in ZH mit 2 Kindern, Pensum 160%:

Miete: 3'000
KK: 1'000
Kita: 3'360 (zum Volltarif für 3 Tage, Volltarif angenommen 2'800 für ein Kind 100%)
Steuern: 1000
Berufskosten: 800 (Weg/Essen, eher knapp berechnet)

Dann bleiben von den 10'000 noch CHF 840.00 zum Leben...

Bei uns wird bei zwei Kindern bis 180'000 subventioniert, gegen oben natürlich noch sehr bescheiden. Trotzdem finde ich das Zeichen gut.
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Re: Krippentarife - Steuerabhängig

Beitrag von jupi2000 »

Danci
Ich werde sicher nie EL oder Sozialhilfe benötigen. Auch wenn ich 10 Jahre nur Hausfrau war. Dafür habe ich zuviel Geld geerbt... und mein Mann verdient auch sehr gut.

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danci
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Re: Krippentarife - Steuerabhängig

Beitrag von danci »

@ jupi
Ich meinte nicht Dich persönlich (sorry, war etwas unklar formuliert), sondern volkswirtschaftlich. Wenn man eben sagt, dass Einkommen ab 100'000 nicht mehr subventioniert werden müssen, dann führt das zu Berechnungen wie der oben und das heisst dann unter dem Strich, dass es für einen (meistens die Frau) nicht mehr lohnt, arbeiten zu gehen. Sie bleibt dann eben 10 Jahr zu Hause und die meisten haben eben dann nicht ein Vermögen geerbt. Und bei meinem Beispiel verdient dann auch der Mann nicht sehr gut.
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+jj+
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Re: Krippentarife - Steuerabhängig

Beitrag von +jj+ »

ich denke, die regelung ist wohl je nach gemeinde unterschiedlich, wie so vieles in der schweiz. würde auch sagen, wenn man nun viel weniger verdient, sollte der neue lohn gelten. auf der anderen seite, wenn man vorher viel verdient hat, hat man ja noch was auf der seite und warum sollte das der steuerzahler bezahlen... Weiss aber nicht, wie die regelung bei uns ist, musste immer den vollen tarif zahlen. bei uns zählt übrigens nicht nur das einkommen, sondern auch das vermögen.

was man sich aber immer vor augen halten sollte bei den überlegungen, ob "es sich lohnt, wenn die frau arbeiten geht": man kann nicht nur den lohn und die betreuungskosten rechnen. man muss es langfristig sehen. man bleibt im job, zahlt an altersvorsorge etc. etc. bleibt man nun mehrere jahre weg, ist der wiedereinstieg nicht immer einfach. somit ist die rechnung wohl komplexer.

und es sind ja nur paar weniger jahre, wo man die volle betreuung zahlen muss. es geht nicht sooo lange, dann werden die kinder grosser und der betreuungsaufwand und -kosten verringern sich nach und nach.

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Re: Krippentarife - Steuerabhängig

Beitrag von Lilyrose »

Update: wir konnten nun unsere neue Steuerveranlagung einreichen. Aufgrund dieser Veranlagung fallen wir von der obersten Tarifstufe auf die unterste runter und bezahlen monatlich neu 412.00 weniger für die Krippe für ein Kind. Das ist eine Riesen Entlastung...nun müssen wir uns nicht mehr überlegen in einen Wohnwagen zu ziehen, um die Krippe zu finanzieren ;) Und ich muss mir nicht mehr Gedanken machen, ob sich das Arbeiten mit 2 Kindern überhaupt noch lohnt.

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