Trennung, wo fängt man an, wo findet man Hilfe?

Wer kennt sich aus?

Moderator: conny85

Antworten
Benutzeravatar
danci
Foren-Queen
Beiträge: 7739
Registriert: Fr 4. Jan 2008, 18:53
Geschlecht: weiblich
Wohnort: Kt. Bern

Re: Trennung, wo fängt man an, wo findet man Hilfe?

Beitrag von danci »

Liebe Alle,
Ist es wirklich so schwierig beim Rechtsforum die eigene Meinung aussen vor zu lassen (und diese erst recht nicht als Fakt hinzustellen!) und die rechtlichen Grundlagen mitzuteilen, SOFERN man diese wirklich kennt oder sonst einfach nichts zu schreiben?

@ Maelle
Deine Freundin (oder was auch immer) braucht einen Anwalt. Am besten mit Kenntnissen des Familienrechts, der auch Vertretungen anbietet, die über unentgeltliche Rechtspflege laufen. Einen solchen findet sie hier:

https://www.sav-fsa.ch/de/anwaltssuche.html

Anfangen könnte sie theoretisch bei der KESB. Aber diese kann nur dann unterhaltstechnisch etwas machen, wenn eine gemeinsame Lösung gefunden wird. Der Mann hat schon signalisiert, dass er dazu nicht bereit ist, daher würde ich persönlich empfehlen, diesen Schritt zu überspringen und eine Unterhaltsklage einzureichen, aber das wird ihr der Anwalt sicher genauer sagen können, da es teilweise auch regionale Unterschiede gibt (z. Bsp. KESBs, die dazu bekannt sind, schnell die Eltern von einer guten Lösung zu überzeugen und solche, die dann einfach monatelang nichts tun!)

Betreffend Obhut braucht sie sich vermutlich wenig Gedanken zu machen. Wo das "klassische Modell" gelebt wurde, wird im Normalfall die Obhut auch dem hauptbetreuenden Elternteil zugeteilt. Der Unterhaltsbeitrag hängt von der Obhut ab. Bekommt sie diese alleine, wie ich annehme, hat sie einen Anspruch auf Kinderunterhaltsbeitrag. Dieser besteht aus zwei Komponenten, dem Bar- und dem Betreuungsunterhalt. Der Barunterhalt umfasst alles, was das Kind braucht und wird im Kt. ZH mittels Tabellen ermittelt:

https://ajb.zh.ch/internet/bildungsdire ... edarf.html

Der Betreuungsunterhaltsbeitrag ist für die Deckung ihrer Kosten, allerdings nur bis zum Existenzminimum, also ohne Vorsorge oder sonstige Zusätze. Dabei stellt sich auch die Frage ihrer Eigenversorgungskapazität oder vereinfacht, wieviel sie arbeiten kann. Dazu haben sich verschiedene Praxen ergeben und gerade im Kt ZH gibt es keine einheitlich, ich kann Dir aber sagen, dass zur Zt. das Obergericht sowie einige Bezirksgerichte, die sogenannte 10/16-Regel (also wenn man ein Kind unter 10 Jahren hat, muss man nicht arbeiten gehen, bei einem Kind unter 16 Jahren nur 50%). Andere stellen auf das Alter 5/6 ab, wieder andere auf den Schuleintritt. Auch da kann ein Anwalt aus der Gegend am Besten Auskunft geben.

Hier ist jedoch Vorsicht geboten: sofern der Mann nicht genügend Einkommen hat, um den vollen Unterhalt zu bezahlen, muss sich die Frau beim Sozialamt melden und dieses hält sich nicht an die Grenzen, sondern verlangt eine viel frühere Aufnahme der Erwerbstätigkeit.

Betreffend des Umzuges ist es etwa schwieriger. Haben sie die gemeinsame Sorge? Falls ja, muss er zustimmen, sofern die Distanz grösser ist (Faustregel über 100 km oder andere Sprachregion). Falls nein, kann sie es einfach tun.

Wie man in der Situation eine Wohnung findet? Da gibt es drei Möglichkeiten:
1. Abwarten, bis die Alimente geregelt sind.
2. Sich beim Sozialamt melden, dieses übernimmt eine Überbrückungsfinanzierung, viele stellen aber die Bedingung, dass eine Klage eingereicht ist.
3. Jemand unterschriebt den Mietvertrag als Bürge.

Wenn sie noch nicht bereit ist, einen Anwalt aufzusuchen, ist jeder Kanton verpflichtet, eine Familienberatungsstelle zu führen. Da bekommt sie erste Hilfe und Auskünfte. Sie kann sich da auch alleine melden, also ohne Mann.

Ich hoffe, das konnte helfen. Alles Gute!
Die Grosse, 2008
Der Mittlere, 2011
Die Kleine, 2015

Benutzeravatar
Maelle
Member
Beiträge: 120
Registriert: So 24. Feb 2013, 16:17
Geschlecht: weiblich
Wohnort: Kanton Zürich

Re: Trennung, wo fängt man an, wo findet man Hilfe?

Beitrag von Maelle »

Herzlichen Dank, danci -> PN

Benutzeravatar
Maelle
Member
Beiträge: 120
Registriert: So 24. Feb 2013, 16:17
Geschlecht: weiblich
Wohnort: Kanton Zürich

Re: Trennung, wo fängt man an, wo findet man Hilfe?

Beitrag von Maelle »

Liebe danci, vielleicht liest du hier noch mit?
Du schreibst, dass ein Umzug innerhalb 100km in der selben Sprachregion ohne Einwilligung des Vaters möglich ist. Ansonsten braucht es diese.

Die aktuelle Situation ist nun Folgende: beide Parteien haben inzwischen einen Anwalt. Frau hat inzwischen im Ursprungskanton (selbe Sprache) eine Wohnung gefunden, die sie per sofort beziehen kann mit den Kindern, leider 130km entfernt. Ihre Anwältin hat ihr und den Kindern aufgrund den unzumutbaren Verhältnissen geraten, die Whg sofort zu beziehen. (Mit Unzumutbar meine ich: Mann spricht praktisch nicht, wenn doch, folgen primitivste Beschimpfungen gegen sie, Zugriff auf Konto und Auto wurden ihr von ihm entzogen, Kinder werden als sein Sprachrohr missbraucht und gegen die Mutter augehetzt). Gleichzeitig will er, der sich seit Geburt kaum um die Kinder gekümmert hat, die gemeinsame Obhut. Wobei ich persönlich hier die Befürchtung habe dass es ihm nicht um die Kinder geht, sondern einfach darum ihr eins auszuwischen. Am Tag des Umzugs teilte die Anwältin nun mit, dass die Gegenpartei irgendwas eingereicht hat, dass die Kinder wieder zurück müssen (wahrscheinlich wegen der Distanz). Was ist die Konsequenz, wenn sie bis zum Gerichtstermin bleiben (ca. 2 Monate) ? Seine Whg ist inzwischen halb leer, ob er die Mutter nochmals reinlässt ist unklar, die Betreuung bei ihm ungewiss, da er ja eigentlich in einem Vollzeit-Arbeitsverhältnis steht. Die Kinder sind völlig durcheinander, sie am Boden zerstört.

Darum hier nochmals meine Frage: mit welchen Konsequenzen muss sie rechnen, wenn sie trotzdem bis zum Gerichtstermin bleiben? Oder anders gefragt: was kann sie tun? Bin im Moment nicht so sicher, wie fähig ihre Anwältin ist.

Und noch eine Bitte an Alle: es ist nicht nötig, mir die Lage und Situation des Mannes näher zu bringen!! Dass eine Trennung auch für die Männer nicht einfach ist und dass sie nicht immer fair behandelt werden, ist mir klar. Wobei ich die vorliegende Situation seit Monaten sehr nah miterlebe und auch ihren Versuch, alles fair zu regeln. Leider steht Fairness bei ihm nicht sonderlich weit oben. Ihm gehts ausschliesslich ums gewinnen, notfalls auch entgegen dem Wohl der Kinder.

Danke

rose02
Member
Beiträge: 248
Registriert: Fr 19. Nov 2010, 08:54
Geschlecht: weiblich
Wohnort: Wettingen

Re: Trennung, wo fängt man an, wo findet man Hilfe?

Beitrag von rose02 »

Hallo Maelle
Ich bin wärend der Scheidung gegen den Willen meines noch Mannes (inzwischen Ex) 100 Kilometer wegezogen. Meine Anwältin hat mir damals abgeraten umzuziehen. Ich wollte es aber noch vor der Scheidung wegen dem Einschulungstermin meiner Tochter. Von Gesetzeswegen muss die Anwältin beim Gericht ein Gesuch um vorsorgliche Massnahmen stellen. Wurde das nicht gemacht?
Bei mir war es so dass am Scheiungstermin, also gleicher Tag, vorgänig darüber entschieden wurde ob ich mit den Kindern umziehen durfte.
Im Moment ist das Gesetz so dass die Eltern sich überall in der Schweiz niederlassen können wo sie wollen (laut Bundesverfassung) und die minderjhrigen Kinder jedoch der Zustimmeng des anderen Elterenteils (laut neuem Gesetz seit 2014) bedürfen.
Meine Anwältin meinte es könne bis zu Obhutsentzug kommen wenn man einfach ohne triftigen Grund soweit wegzieht. Ich hab alles auf eine Karte gesetzt mit dem Wissen dass ich im schlimmsten Fall zum Wochenendmaimi werde, was ich eigendlich auf keinen Fall wollte. Ich hab vor der Scheidung und auch bevor die Vorsorglichemassnahme bei Gericht durchwar meinen Umzug geplant. Tochter in der neuen Schule angemeldet, Sohnemann einen Spielgruppenplatz am neuen Ort beschafft. Alte Wohnung gekündigt. Die Wohnungssuche blieb leider erfolgslos so dass ich mich mit meinen Kids bei meinem Freund in dessen geräumigen 3.5 Zimmerwohnung einquatiert hatte. War eine schlimme Zeit für mich... Meine Zukunft war sehr ungewiss zumal ich mich wissentlich gegen die Gesetze gestellt hatte.
Ist aber alles gut ausgegangen. Ich wusste dass mein Ex ein extrem schlechter Planer war und sich eigentlich vor Veratwortung drückt. Fakt ist: er hätte auch das gleiche wie ich machen können und sich um einen Schulplatz sowie Kita kümmern können an seinem Wohnort. Da ich aber vor Gericht vorlegen konnte dass ich alles geregelt hatte und mein Ex nur sagen konnte, ich möchte nicht das du mit den Kindern soweit wegziehst. War der Fall erledigt.

LG
rose

Benutzeravatar
Maelle
Member
Beiträge: 120
Registriert: So 24. Feb 2013, 16:17
Geschlecht: weiblich
Wohnort: Kanton Zürich

Re: Trennung, wo fängt man an, wo findet man Hilfe?

Beitrag von Maelle »

Liebe Rose, danke für deinen Bericht und deine Offenheit. Ich befürchte, dass meine Kollegin nicht die beste Anwältin an ihrer Seite hat. Soweit ich es verstanden habe wurden diese vorsorglichen Massnahmen betreffend Wohnort beantragt, aber von der Gegenpartei.. Heisst, Kind muss ab sofort wieder am alten Wohnort in den Kiga und lebt jetzt in einer halbleeren Wohnung..

rose02
Member
Beiträge: 248
Registriert: Fr 19. Nov 2010, 08:54
Geschlecht: weiblich
Wohnort: Wettingen

Re: Trennung, wo fängt man an, wo findet man Hilfe?

Beitrag von rose02 »

Ok, dann hat die Mutter sehr schlechte Karten... kennst du den Vater? Manchmal ist es so dass die Gegenpartei viel schlimmer von dem Anderen spricht als es wirklich ist...

Caipi16
Senior Member
Beiträge: 736
Registriert: Do 15. Sep 2016, 19:24
Geschlecht: weiblich

Re: Trennung, wo fängt man an, wo findet man Hilfe?

Beitrag von Caipi16 »

@Rose02
Es freut mich natürlich für Dich, dass bei Dir alles so "aufgegangen" ist - trotzdem hatte ich nach dem Lesen Deines Postings ein bisschen ein ungutes Gefühl. Ich meine, ich kann noch verstehen, wenn eine Frau nach der Trennung zurück in ihren Heimatkanton, in ihre Heimatstadt will - in die Nähe ihrer Eltern, Geschwister, etc. Oftmals hängt dieser Wunsch ja auch mit der besseren Betreuungssituation zusammen. Du bist aber 100km von Deine Ex weggezogen, damit Du bei Deinem Freund sein konntest - d.h. das hatte mit den Kindern gar nichts zu tun, sondern einzig und alleine mit DEINEN Bedürfnissen. Und ob es für die Kinder wirklich so toll war, nach der Trennung vom Vater direkt in eine doch recht beengte (und 3.5 Zimmer sind ja für 4 Personen eher eng) Wohnung zu ziehen, grad einen "neuen" Vater vorgetischt zu bekommen, sei auch dahingestellt. Du wolltest weg von Deinem Ex - hin zu Deinem Freund. Aber: Dein Ex ist der Vater der Kinder - und da frage ich mich halt schon etwas, ob Du wirklich auch in ihrem Sinne gehandelt hast...

... soll keine Kritik sein (auch wenn es sich sicher so anhört - sorry!). Aber manchmal habe ich mit solchen Geschichten schon etwas Mühe. Ich meine, ich bin auch getrennt - und gehöre weiss-Gott nicht zur Fangemeinde meines Ex ;-). Von mir aus könnte er 1000km entfernt wohnen oder von heute auf morgen verschwunden sein - wäre mir piepsegal bzw. wäre MIR faktisch sogar lieber (er tut mir nix - ich mag ihn einfach nicht... da ist nichts Gemeinsames mehr, er hilft mir nie, etc.). Aber: Solange mein Sohn noch kleiner war, habe ich mir halt auch immer wieder gesagt: Er ist sein Vater - und mein Sohn hat ein Recht auf sein Vater bzw. es ist nicht mein Recht, da meine egoistischen Bedürfnisse durchzusetzen und einfach 100km oder mehr wegzuziehen, damit ICH den Mann nicht mehr sehen muss. Und darum habe ich mich viele Jahre um einen guten Kontakt zwischen Vater und Kind bemüht, bin auch bewusst in der Wohnregion von meinem Ex geblieben (obwohl ich nicht von hier komme, auch lieber woanders weggezogen wäre) - weil ich das auch als meine Aufgabe als Mutter angeschaut habe. Inzwischen ist mein Sohn in einem Alter, wo er selber entscheiden kann/darf - und das Verhältnis zum Vater ist recht distanziert geworden, da er sich halt einfach zu wenig bemüht hat. Ok, das ist schade - ist aber nicht meine Baustelle und das war mir wichtig. Der Vater hatte JEDE Möglichkeit, ein guter Vater zu sein, seinen Sohn viel häufiger als jedes 2. Weekend zu sehen - er hätte als Vater immer einen Platz in unserem Leben gehabt. Das war ich meinem Sohn trotz aller widrigen Umstände schuldig! Ich finde, wenn man ein Kind hat, muss man gewisse egoistische Bedürfnisse einfach auch zurückstecken können. Es ist ja faktisch nur für eine begrenzte Zeit. Wie gesagt: Mein Sohn ist jetzt 12 und dadurch, dass der Kontakt zum Vater eh eher selten geworden ist, könnte ich heute nach Südafrika ziehen - es würde beiden keine Rolle mehr spielen. Aber in den rund 10 Jahren in denen der Kontakt zum Vater für meinen Sohn wichtig war (und dieser Kontakt ist für die meisten Kinder wichtig!), war für mich klar, dass ich alles in meinen Möglichkeiten stehende tue, um diesen Kontakt nicht zu erschweren... und 100km Distanz erschweren einen Kontakt... das muss man nicht schön reden.

Es ist mir klar: Das ist ein kontroverses Thema und es gibt immer den Einzelfall bzw. manchmal vielleicht wirklich Gründe, warum man weit wegziehen muss bzw. manchmal ist das sogar wirklich besser. Wenn man es aber nur tut, um beim neuen Mann zu sein bzw. dort quasi wieder ins "gemachte" Nest zu sitzen, bin ich nicht sicher, ob das den Kindern gegenüber - die dadurch den Vater zu einem grossen Teil "verlieren" - fair ist. Es gibt halt immer zwei Seiten (Vater und Mutter) - das ist klar. Aber dazwischen stehen Kinder - und meistens sind die bei solchen Geschichten die Leidtragenden.

Mir hat dabei meine Erfahrung als Scheidungskind geholfen. Die Trennung meiner Eltern war auch nicht nur Friede-Freude-Eierkuchen. Vor allem meine Mutter hatte jahrelang brutal Mühe damit (mein Vater ist wegen einer anderen Frau gegangen). Für sie wäre es sicher auch 1000 Mal einfacher gewesen, wegzuziehen und meinen Vater nie mehr (oder nur noch so selten wie unbedingt nötig) sehen zu müssen. Aber sie blieben nahe beieinander wohnen, pflegten engen Kontakt - wie ich heute weiss: Nur mir zuliebe! Für beide war das nicht die Traumsituation - es wäre für beide einfacher/angenehmer gewesen, mehr Distanz zu haben, sich nicht so oft sehen zu müssen. Aber ich bin heute meinen Eltern dankbar. Und dabei geht es nicht darum, dass mein Vater der Vater des Jahrhunderts war - war er nicht ;-). Aber er war mein Vater - und ich hatte so die Chance, doch mit ihm aufwachsen zu dürfen, ein enges Verhältnis mit ihm zu haben. Und ich kenne inzwischen doch einige, die diese Chance nicht hatten (Vater wohnte weit weg, Kontakt war selten oder kaum noch da) - und jeder, der so aufwachsen musste sagt heute, dass er (oder sie) es schade findet und gerne anders gehabt hätte... dass der Vater vermisst wurde. Und ich denke halt, dass darf man - trotz eigener Bedürfnisse - nie vergessen: Der (evtl. sehr ungeliebte) Ex, ist der Vater der Kinder und in dieser Funktion einfach wichtig für sie... egal, ob er es gut oder nur mittelmässig macht... und egal, wie man ihn selber findet.. für die Kinder ist der Vater wichtig. Und deshalb bin ich halt der Meinung, dass man es sich wirklich gut überlegen sollte, bevor man den Kontakt zwischen Vater und Kindern durch eine grosse Distanz erschwert - unabhängig von der Rechtslage oder den Konsequenzen, die einem evtl, drohen.

Benutzeravatar
danci
Foren-Queen
Beiträge: 7739
Registriert: Fr 4. Jan 2008, 18:53
Geschlecht: weiblich
Wohnort: Kt. Bern

Re: Trennung, wo fängt man an, wo findet man Hilfe?

Beitrag von danci »

@ Maelle
Wurde denn das Gesuch des Gegenpartei behandelt? Ganz ehrlich: Ich würde ihr raten, Nägel mit Köpfen zu machen und umzuziehen. Fakten schaffen. (und bevor Steine fliegen: Ich masse mir nicht an zu urteilen, ob das hier in diesem Fall fair ist oder im Kindeswohl oder was auch immer, wenn mich jemand juristisch um Rat fragt, gebe ich keine Überzeugungen oder Lebensweisheiten weiter, sondern zeige die Möglichkeiten und Gefahren auf, parteiisch im Interesse derjenigen Person).
ABER: das ist sehr wichtig: Das würde ich raten, weil ich unsere Praxis der doch sehr trägen Behörden und der sehr konservativen Einstellungen, dass Kinder ohnehin bei der Mutter am Besten aufgehoben sind, kenne und das Risiko, das auch Rose erwähnt hat (Obhutsentzug, Umteilung der Kinder zum Vater), als eher gering betrachte. Ob das aber am Wohnort deiner Bekannten auch so ist oder die Gerichte streng sind und bereit, die Massnahmen auch durchzuziehen, kann ich nicht beurteilen. Das muss dann wirklich die Anwältin, die dafür eingesetzt wurde, kennen. Oder sie kann sich eine andere suchen. Vielleicht wäre es in dem Fall sinnvoll, einen Fachanwalt / eine Fachanwältin zu Rate zu ziehen.
Die Grosse, 2008
Der Mittlere, 2011
Die Kleine, 2015

rose02
Member
Beiträge: 248
Registriert: Fr 19. Nov 2010, 08:54
Geschlecht: weiblich
Wohnort: Wettingen

Re: Trennung, wo fängt man an, wo findet man Hilfe?

Beitrag von rose02 »

Hi Caipi
... und genau darum haben viele so mühe mit dem patchworken.
Bei mir/uns war es eine gemeinsame Entscheidung die Ursprungsfamilie aufzulösen und es gehört nunmal zum Leben dass man nicht für alle Ewigkeit alleine sein möchte. Man muss sich auch den Raum geben können.
Ich habe im Übrigen ein gutes Verhältnis zu meinem Exmann und ich habe auch probiert ihn zu einem Umzug in unsere Richtung zu motivieren. Er möchte nicht wegziehen und ich bin zu meinem Freund gezogen weil er eine damals schon schulpflichtige Tochter hat, welche zu 50% in seinem Haushalt wohnt. Du siehst - ich hatte meine Gründe.
Mein Exmann ist übrigens auch Scheidungskind und seine Eltern haben es super vorgemacht: eine neue Familienkonstellation muss nicht unbedigt ein Nachteil sein. ;-)

Benutzeravatar
stella
Moderatorin
Beiträge: 8274
Registriert: Do 6. Nov 2003, 10:45
Geschlecht: weiblich
Wohnort: zuhause

Re: Trennung, wo fängt man an, wo findet man Hilfe?

Beitrag von stella »

Ich denke, dass der Gesetzgeber diese Regelung mit dem Wegzug mit Kind in einem bestimmten Umkreis für das Kindswohl gemacht hat. Der Vater bleibt der Vater, auch wenn die Eltern getrennte Wege gehen.
Da der Gesetzgeber nicht alle Fälle abdecken kann und es bestimmt auch Väter gibt, die sich nicht für ihre Kinder interessieren, kommt es zu Ungerechtigkeiten.
Nun gilt es, von den Beteiligten zu beurteilen, ob dies ein solcher Fall ist. Mir ist einfach aus Erfahrung als Scheidungskind und Lehrerin wichtig, dass hier das Kindswohl im Vordergrund ist. Selber als Lehrerin habe ich erfahren, dass die Kinder es am besten haben, deren Eltern eine Lösung gefunden haben, in der die Kinder weiterhin nahen und guten Kontakt zum Vater haben können. Alles andere merkt man einfach, dass es umtriebig ist mit dem Besuchsrecht und die Kinder sind dann am Wochenende nicht da und müssen immer verzichten.
Die beste Lösung war die einer Familie, in der der Vater vier Häuser weiter über die Strasse gezogen ist und die Kinder mal bei ihm und mal bei der Mutter waren. Das war zwar logistisch mit dem Schulmaterial eine Herausforderung, aber für die Kids war das super.

Darum: In der heissen Phase gehen die Emotionen hoch. Runterfahren, beruhigen und dann als Elternpaar für das Kindswohl Entscheidungen treffen. Die eigenen Bedürfnisse über die des Kindes zu stellen, das hat für mich einfach einen schalen Nachgeschmack.
Pfunzle 06/04 und Gumsle 10/07

Benutzeravatar
Maelle
Member
Beiträge: 120
Registriert: So 24. Feb 2013, 16:17
Geschlecht: weiblich
Wohnort: Kanton Zürich

Re: Trennung, wo fängt man an, wo findet man Hilfe?

Beitrag von Maelle »

Ich danke euch für eure Berichte. Sie ist dem superprovisorischen Entscheid gefolgt, da SIE sich eigentlich an die Regeln halten möchte. Wenn alles gut läuft, wird der Prozesstermin vorverschoben. Ich hoffe, dass alles gut läuft. Ich kenne den Mann und weiss, wie toll und überzeugend er sich präsentieren kann. Inzwischen kenne ich aber auch seine andere, primitive, vulgäre, demütigende und handgreifliche! Seite. Dies alles in Anwesenheit und auch gegenüber der Kinder. Es ist ein Drama, bei dem die Frau viel zu lange mitgespielt hat. Die Kinder leiden. Gewisse Verhaltensweisen, die ich bei den Kindern beobachte, werden mir erst jetzt klar. Die Situation ist in meinen Augen untragbar. Ich hoffe so sehr, dass das Gericht die Situation erkennt und hinter seine Maske sieht.

rose02
Member
Beiträge: 248
Registriert: Fr 19. Nov 2010, 08:54
Geschlecht: weiblich
Wohnort: Wettingen

Re: Trennung, wo fängt man an, wo findet man Hilfe?

Beitrag von rose02 »

@Maelle
was du über den Vater berichtest tönt ja nicht sehr gut. :-/ Ich hoffe das es gut ausgeht für die Mutter.
Aber ich frag mich echt ob sie wirklich so naiv war und einfach so wegziehen wollte. Bez. was ist das für eine Anwältin an ihrer Seite wo ihr auch noch zu dem rät und sie voll auflaufen lässt!? Es ist ja überall in den Medien verbreitet worden dass sich die Rechtslage im 2014 geändert hat.
Ich wollte mich ja auch an die Gesetze halten und hab mich vorgängig beim KESB informiert was ich denn tun kann/muss um wegziehen zu können... Fakt ist: es kollidieren zwei Gesetze und ich weiss nicht ob jetzt schon ein Präzedenzfall gibt. Bei meiner Scheidung im 16 gab es den noch nicht.

Benutzeravatar
danci
Foren-Queen
Beiträge: 7739
Registriert: Fr 4. Jan 2008, 18:53
Geschlecht: weiblich
Wohnort: Kt. Bern

Re: Trennung, wo fängt man an, wo findet man Hilfe?

Beitrag von danci »

@ rose
Welche 2 Gesetze kollidieren? die Rechtslage ist relativ klar. Aber ebenfalls dürfte inzwischen bekannt sein, dass das Recht und die Rechtssprechung nicht immer übereinstimmen....mit Naivität muss das nichts zu tun haben, eher mit Taktik.

@ Maelle
Wenn ein superprovisorischer Entscheid besteht, sollte sie bleiben, wo sie ist. Das Risiko ist zu gross.
Die Grosse, 2008
Der Mittlere, 2011
Die Kleine, 2015

Antworten