Haus gegenseitige Absicherung

Wer kennt sich aus?

Moderator: conny85

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huckepack
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Re: Haus gegenseitige Absicherung

Beitrag von huckepack »

Jamiro hat geschrieben: Mo 7. Jan 2019, 19:09 @Huckepack: Doch, natürlich müsste man sie auszahlen. Wie Leela richtig schreibt, vertritt die KESB dann die Interessen der minderjährigen Kinder.
Ja, Pippo, das habe ich mich auch gerade gefragt.
Ist es denn im Interesse der Kinder, dass sie aus ihrem Haus müssen, aber dafür je 70'000 auf dem Konto haben? Über welches sie nicht mal selber verfügen könnten, bis sie volljährig sind?

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danci
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Re: Haus gegenseitige Absicherung

Beitrag von danci »

Die KESB muss das Vermögen der Kinder schützen. Das heisst aber klar nicht automatisch, dass die Kinder ausbezahlt werden müssen! Es kann unter Umständen für die finanzielle Sicherheit der Kinder von Vorteil sein, das Haus zu behalten, da die Wohnkosten damit tief sind und ein Haus immer noch eine sichere Investition darstellt. Sofern es tragbar ist, d.h. dass der verbleibende Elternteil die Hypothek, die Nebenkosten und die Amortisation bezahlen kann und für den Unterhalt sorgen, wird die KESB nicht auf einen Verkauf bestehen. Der Anteil der Kinder muss aber abgesichert werden. Die Praxis unterscheidet sich regional sehr, aber ich kann mir vorstellen, dass bei einigen einfach ein Beistand bestehen bleibt, der einmal pro Jahr oder alle 2 Jahre prüft, ob noch alles in Ordnung mit dem Kindesvermögen ist. Was würde es der KESB bringen, wenn man das Haus verkauft, dann eine teurere Wohnung mieten müsste und schlimmstenfalls das Kindesvermögen antasten, weil es für den Lebensunterhalt nicht reicht?

Man muss das ja auch mal durchrechnen:
Oftmals bleibt nach Abzug der Hypothek gerade mal 20-25% an Eigenkapital. Bei sagen wir einem Haus für CHF 600'000 sind das vielleicht 150'000.00. Davon gehört, wenn zusammen investiert, eh schon mal die Hälfte dem anderen Elternteil. D.h. in die Erbmasse kommt CHF 75'000.00. Davon geht nochmals die Hälfte an den anderen Elternteil. Den Kindern kommt CHF 37'500.00 zu, evtl. verteilt auf 2 Kinder sind das noch CHF 18'750.00, was jedes Kind bei einem Verkauf bekäme. So viel ist das auch nicht, dass die KESB dafür auf einen Verkauf bestehen würde.
Ist das Haus noch mehr abbezahlt, besteht auch noch die Möglichkeit einer Hypothekerhöhung oder PK-Bezug zur Auszahlung der Miterben. Vorausgesetzt natürlich, man kann es sich leisten. Und evtl. besteht auch noch eine 3a-Säule oder so, die man stattdessen geben kann. Sind die Kinder noch sehr klein, gibt es auch die Möglichkeit es bis zur Volljährigkeit in Raten zu bezahlen (später natürlich auch, aber da muss ja dann das Kind zustimmen).

Ich will mich nicht gegen Eheverträge aussprechen, aber es ist eben auch nicht gerade so, dass man ohne gleich das Haus verliert.
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iselle
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Re: Haus gegenseitige Absicherung

Beitrag von iselle »

Wir haben die Kinder auf den Pflichtteil gesetzt mittels Testament (Jeder Ehegatte schrieb Testament). Das vergrössert die Optionen des überlebenden Ehegatten etwas. Natürlich ist das eine Minimalvariante und funktioniert nur, wenn man sicher ist, dass der Partner nicht irgendwann ein neues Testament schreibt. Ich empfehle jedem Ehepaar, das ein Haus hat, wenigstens ein Testament zu schreiben. Man darf auch nicht vergessen, dass sogar die Schwiegereltern erben würden, wenn der Ehepartner stirbt, sofern keine Kinder da sind.
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huckepack
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Re: Haus gegenseitige Absicherung

Beitrag von huckepack »

Danke Danci.

Jamiro
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Re: Haus gegenseitige Absicherung

Beitrag von Jamiro »

Danci: Du hast sicher Recht mit deinen Ausführungen, nur kriegt man da, wo wir wohnen, für 600‘000.— einen Hühnerstall. Unter 1 Mio bekommt man hier kein Haus. Da sind 25% EK 250‘000, davon die Hälfte an die Kinder. Hat man diesen Betrag als Familie einfach so flüssig? Unsere 3. Säule zB dient teilweise der indirekten Amortisation; die könnte also nicht einfach so bezogen werden. Und wenn die Hypo aufgestockt werden müsste- sofern dies überhaupt möglich ist; ich kenne einige, die alles bis auf den letzten Franken ausgereizt haben-, wäre allenfalls die Tragbarkeit zu hoch und so gewährt die Bank keine weitere Hypothek.

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danci
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Re: Haus gegenseitige Absicherung

Beitrag von danci »

@ Jamiro
Darum meinte ich, dass man es genau durchrechnen muss. Und die Berechnungen wären ja einzig für den Fall, dass man wirklich auszahlen muss, was meines Erachtens in den meisten Fällen wohl gar nicht nötig sein würde. Auch wenn die dritte Säule der indirekten Amortisation dient, ist sie ein eigenständiger Vermögenswert.

Aber jeder Fall liegt anders, nicht nur betreffend der finanziellen Mittel und Struktur, oftmals kam ja viel mehr Geld von einer Seite (Erbvorbezug o.ä., was auch zu berücksichtigen wäre, sondern auch weil Ansichten verschieden sind. Darum finde ich eine pauschale Antwort: Ehe-/Erbvertrag mit maximaler Begünstigung nicht korrekt, sondern es gäbe verschiedene Aspekte zu prüfen. Ein Notartermin zwecks Vorsorgeplanung kostet, macht aber oftmals Sinn.
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Pippo
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Re: Haus gegenseitige Absicherung

Beitrag von Pippo »

ich gehe schon auch davon aus, dass der verbliebene elternteil das haus verkaufen müsste, wenn die KESB für die kinder das erbe in bar erwirken würde (hier gibt es auch nur wenige EFH unter 1 Mio). Meine frage war eher: aus welchem grund sollte die KESB darauf bestehen, dass die Kinder finanziell ihren anteil auf dem konto haben? Die zinsen sind bei Null, Immobilienwerte steigen und den kindern würde so weder schul- noch ortswechsel angetan werden, gerade in einer schweren zeit, wenn ein elternteil gestorben ist.
Ich kann mir nur ausnahmefälle vorstellen, in denen der beistand/die KESB es für sinnvoll erachten würde, dass die kinder ihren anteil am erbe sofort und cash erhalten, der Normalfall ist wohl eher, dass alle im haus wohnen bleiben.

(mal ungeachtet der kosten für mietwohnungen: wir wohnen in einem 200 m2 haus und bezahlen für hypothek und amortisation weit (!) weniger, als wir vorher an Miete für eine 80m2 bezahlt haben.....)

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Irbert
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Re: Haus gegenseitige Absicherung

Beitrag von Irbert »

Hallo Zäme

Ich möchte noch zu bedenken geben, dass die oder der Hinterbliebene wieder heiratet. Da könnte er alles Geld verputzen, nochmals Kinder haben etc. Gibt es ja alles, vor allem bei einem frühen Tod.

Da werden die ersten Kinder einen kleineren Teil oder fast nichts mehr vom Anteil Erbe erhalten des früher verstorbenen Elternteil. Daher wird sich die KESB und ev die erwachsenen Kindern es sich schon überlegen, auf das Erbe zu verzichten. Man weiss schlicht nicht, ob noch was da ist, wenn der andere stirbt.

Gruss
Irbert

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danci
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Re: Haus gegenseitige Absicherung

Beitrag von danci »

@ irbert
Ich gebe dir völlig recht, die KESB könnte ein Erbe eh nur bei Überschuldung ausschlagen, aber ein Verzicht auf Auszahlung, damit das Haus nicht verkauft werden muss, ist kein Erbverzicht. Das Geld gehört weiterhin den Kindern, ist einfach investiert. Bei einem Verkauf des Hauses, auch 20 Jahre später, muss es ausbezahlt werden und z. Bsp. eine Hypothekenerhöhung bedingt einer Zustimmung etc.
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vOiCe
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Re: Haus gegenseitige Absicherung

Beitrag von vOiCe »

Ist meiner Cousine ähnlich ergangen. Ihr Mann und sie hatten ein echt tolles Landhaus. Dann starb er (die Kinder waren noch minderjährig). Sie konnte die Kinder nicht auszahlen. Es wurde dann irgendwie ein Darlehensvertrag ausgearbeitet (quasi dass die Kinder der Mutter ein (fiktives?) Darlehen übertragen).

Ja, der neue Mann hat schon ziemlich bald nach der Heirat meine Cousine überredet, das Haus zu verkaufen und stattdessen eine Eigentumswohnung zu kaufen. Die neue Wohnung gehörte dann 50:50 Cousine und ihrem neuen Mann. Kurz nach dem Kauf liess er sich scheiden und sahnte die Hälfte der Eigentumswohnung ab. Sie ist da offenbar einem "Erbschleicher" auf den Leim gekrochen. Jetzt hat sie quasi nichts mehr, natürlich auch keine Witwenrente, welche sie ja durch die neue Heirat verlor........

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