AHV, Pensionskasse und Co.

[MissDiamond]

Liebe Alle

Im grossen Wald der persönlichen Altersvorsorge habe ich den Überblick komplett verloren. Irgendwie wurde mir das nie richtig erklärt (oder zumindest nicht so, dass ich es verstanden hätte) - und irgendwie ist/war es mir bisher peinlich, da im Detail nachzufragen - auch musste ich mich privat nie mit den Themen auseinandersetzen. Einzig das Prinzip der Säule 3A habe ich verstanden

Das entspricht eigentlich überhaupt nicht meiner Natur, da ich bei allen anderen Themen, die mich interessieren blind vorwerts und rückwerts bewegen kann, und über alles genaustens Bescheid weiss.

Nun gab es letztes Jahr einen Todesfall eines relativ jungen Menschen in meinem Umfeld (nicht Familie - aber nah dran) und plötzlich ploppten da diese "Kapitalversicherungsthemen" und Pensionskassengeschichten auf und ich habe gemerkt, dass ich NULL mitreden kann, geschweige, eine auf Fakten basierte Meinung habe oder Faktoren zu gewissen Entscheidungsgrundlagen kennen würde.

Zudem hat mein AG per 01.01. die Pensionskasse gewechselt. Das möchte ich nun zum Anlass nehmen, mich mal zünftig mit diesen Thema zu beschäftigen.
Meine neue PK bietet diverse Sparmodelle, man kann Lebenspartnerrenten abschliessen, Lebenspartner begünstigen etc. Neu hat diese PK auch einen Koordinationsabzug (weiss bis heute nicht, was das ist) und und und. Auf Deutsch: Ich versteh nur Bahnhof bei all diesen Themen.

Kann ich (nach Corona) bei meiner neuen Pensionskasse einfach einen Termin verlangen, dass die mal mit mir idiotensicher meine Möglichkeiten/Versicherten Leistungen durchgehen und auch die Eventualitäten (was passiert im Todesfall, was, wenn ich mal Teilzeit arbeite etc.) aufzeigen? Oder ist da die Pensionskasse die falsche Ansprechperson? Wo finde ich sonst eine neutrale "Erklärung" zu all diesen Themen, ohne dass die mir irgendeine Leistung aufschwatzen wollen?

Danke und liebe Grüsse
MissDiamond

[Berlin]

@MissDiamond,
Grundsätzlich ist Deine PK die richtige Ansprechperson für alle Leistungen aus der Pensionskasse.
Ich würde folgendes machen: Warte ab, bis Du Deinen PK-Auszug von der neuen Kasse bekommst und vereinbare dann einen Besprechungstermin mit ihnen. Sie können Dir aufzeigen, welche Leistungen Du von der PK in welchem Fall (Tod, Invalidität, Pensionierung) bekommst und können Dir auch darlegen, ob es eine Möglichkeit gibt, freiwillige Einzahlungen zu tätigen und wie sich diese auf die Leistungen in den oben genannten drei Fällen auswirken.

Wenn Du da mehr Wissen hast, kannst Du auch den PK-Ausweis von Deinem Mann / Partner entsprechend besser interpretieren.

Als Weiteres würde ich Dir danach empfehlen, mal ein Gespräch mit einer Versicherung / Beratung zu suchen (wir haben das damals mit unserer Versicherung gemacht, wo wir auch alle anderen Versicherungen haben). Wir haben unsere finanzielle Situation aufgezeigt, unsere PK-Ausweise vorgelegt sowie die Einzahlungen 3. Säule. Unsere Frage war, ob wir uns noch weiter absichern sollen (Lebensversicherung oder Ähnliches). Ihre Antwort war nein, wir seien genügend abgesichert.
Du kannst eine solche Beratung auch beim VZ Vermögenszentrum machen. Das kostet zwar etwas, ist aber sehr professionell.

[Stella*]

Du kannst dich auch an die Personalabteilung deines AG wenden und dir die Grundzüge erklären lassen.

Hier findest du auch Informationen: https://www.bsv.admin.ch/bsv/de/home/so ... blick.html

[danci]

Ich mag etwas altmodisch klingen, aber um mich grundlegend über ein Thema zu informieren, lese ich jeweils einfach mal ein Buch. Kurz gegoogelt habe ich gesehen, dass es einige kurze Übersichte gibt zum Thema "Sozialversicherungen der Schweiz" oder "Vorsorge in der Schweiz". Schaut doch mal, was Dich anspricht. Es muss ja kein Lehrbuch mit 800 Seiten sein, man muss vielleicht auch nicht jeden Satz lesen, aber so hat man eine Grundahnung. Dann kann man immer noch direkt zur PK und dort schauen, ob und was für Möglichkeiten es gibt. Aber man ist nicht ganz ahnungslos, so gehe ich nämlich gar nicht gerne an Termine...

[Nette]

Ich würde es kombinieren zwischen Danci und Berlin.

@ Stella, was das Fragen beim AG betrifft... da gibt es AG und AG. Habe schon paarmal mitbekommen, dass das Wissen nicht mehr aktuell ist... daher dies tw mit Vorsicht zu geniessen.

@ MissDiamont: es gibt auch auf YouTube und Google tolle Video und Unterlagen, welche die gewisse Fachbegriffe erklären.

Und du bist nicht die Einzige, die zu diesem Thema keine Ahnung hat....

[Stella*]

@ Stella, was das Fragen beim AG betrifft... da gibt es AG und AG. Habe schon paarmal mitbekommen, dass das Wissen nicht mehr aktuell ist... daher dies tw mit Vorsicht zu geniessen.

Ja, klar. Aber ich hoffe doch sehr, dass ein AG mit einer "professionellen" HR-Abteilung fähig ist, das Sozialversicherungswesen in groben Zügen zu erklären (wie die 3 Säulen funktionieren). Daran hat sich ja in den letzten paar Jahren nichts geändert. Und wenn gerade neue PK-Verträge abgeschlossen wurde, hoffe ich doch sehr, dass der AG weiss, wie die Sparmodelle funktionieren und diese den MA erklären kann...

[danci]

@ Stella*
Ca. 2/3 der Schweizer Angestellten arbeiten in KMUs. Die professionelle HR dürfte da eher die Ausnahme sein. Und das der AG das selber zu 100% versteht, glaube ich eher nicht. Meistens werden so Wechsel auf Anraten des Versicherungsberaters oder Treuhänders vorgenommen.

[Alebri]

Also ich arbeite seit einigen Jahren in der KMU-Landschaft (150-250 MA) und kann definitiv nicht bestätigen, dass es in KMU's keine professionellen HR's gibt. Die sind sogar manchmal von den Fachleuten her noch besser aufgestellt als Grossfirmen .

Aber bezüglich HR und PK: Ich sag da immer, "Schuster bleib bei Deinen Leisten" . Selbstverständlich kann (oder sollte) eine HR-Person einem grundsätzlich die PK-Lösung des Arbeitgebers erklären können (d.h. Sparpläne, Koordinationsabzug, etc.). Aber: Wenn es um eine richtige Beratung geht, würde eine professionelle HR-Person den Mitarbeiter an die Pensionskasse verweisen. Alles andere wäre nicht seriös.

Aufgrund der Datenschutzgesetze hat man im HR auch nicht die konkreten PK-Zahlen der Mitarbeiter - von daher ist sowieso nur eine grundsätzliche Themen-Beratung (keine individuelle Beratung) möglich.

Aber so Geschichten, wie hoch die Leistungen bei Tod, Rente, Frühpensionierung, etc. sein werden, siehst Du auf Dienem Vorsorgeausweis, den Du jährlich bekommst. Viele PK's haben inzwischen auch Tools auf Ihrer Website, wo man mit diversen Zahlen "spielen" kann (was passiert mit der Rente, wenn ich mehr/weniger arbeite, etc.). Das gibt schon einen ersten guten Überblick. Aber eben: Wenn das alles nicht reicht und man wirklich eine individuelle Beratung - auf die eigene Situation zugeschnitten haben will - ist die PK sicher die richtige Anlaufstelle. Was aber kaum Sinn macht, sind Szenarien erfragen im Stil von: "Was würde passieren, wenn ich in 10 Jahre nur noch 50% arbeite?". In 10 Jahren hast Du wahrscheinlich einen ganz anderen Lohn, arbeitest evtl. auch bei einer anderen Firma, bist in einer anderen PK, der Umwandlungssatz wird anders sein, und und und. Solche Zukunftsrechnungen bringen nicht viel. Solche Berechnungen anzustellen würde höchstens Sinn machen, wenn Du konkret planst, in den nächsten 1-2 Jahren - in derselben Firma und wahrscheinlich auch plus/minus mit demselben Lohn - Dein Pensum zu ändern. Selbst dann gibt es noch viele unbekannten Variablen, die die Zahlen dann ändern können - aber so ist zumindest mal eine ungefähre Rechnung möglich.

AHV hat nichts mit PK zu tun. Du kannst Dir bei Deiner Ausgleichskasse jederzeit einen Auszug bestellen, wo Du siehst, wie viel Du und Deine bisherigen AG's bisher einbezahlt habe und ob Du Lücken hast. Beratungsgespräche in der Ausgleichskasse gibt es keine - wenn Du Infos über die 1. Säule (PK = 2. Säule) brauchst, dann am besten googeln, da gibt es ganz viele gute Seiten, die das Thema verständlich erklären.

[conny85]

kleine Randnotiz zum Individuellen Kontoauszug der AHV: Bitte gut kontrollieren, ob alle Beiträge seitens Arbeitgeber einbezahlt wurden. Man hat nur 30 Tage Zeit den Kontoauszug zu kontrollieren und eine Richtigstellung zu beantragen. Nach Ablauf der 30 Tage gilt der Kontoauszug als korrekt und kann nicht mehr geändert werden.

[+jj+]

ich bin zwar keine expertin, habe mich aber ziemlich detailliert in den letzten zwei jahren oder so mit dem thema altersvorsorge befasst (bin in einer arbeitsgruppe zu dem thema). als erstes würde ich mich an deiner stelle etwas grundsätzlicher mit dem thema befassen - also wie danci vorgeschlagen hat, ein buch zu lesen oder halt im internet etwas googlen. denn pk ist nur ein teil davon und es ist gut, das ganze system zu verstehen und die verschiedenen möglichkeiten.

danach würde ich durchaus zu der pk gehen mit konkreten fragen. ob es sich aber lohnt, über den standard, den dein arbeitgeber anbietet, da mehr zu machen und mehr in die pk reinzutun, muss man sich schon überlegen. denn je nachdem fährt man mit anderen anlagen besser, die pk's verlagen doch relativ viel für die verwaltung und der überobligatorische teil quersubventioniert den obligatorischen. also wenn sich an einer allenfalls besseren versicherung auch der arbeitgeber beteiligt, würde ich mir eher überlegen, das geld sonst anzulegen. resp. sich sonst wo versichern. da haben die banken und versicherungsgesellschaften zum teil attraktivere modelle als wenn man es über die pk macht.

[MissDiamond]

Vielen lieben Dank für eure Ausführungen.

Bei mir hört es halt wirklich schon bei den Basics auf. Ich kann auch meinen Vorsorgeausweis nicht interpretieren, geschweige, ob da Lücken sind. Ich habe seit meinem 16. LJ (Lehre) durchgehend gearbeitet und war nie länger im Ausland. Deswegen dürften meiner bescheidenen Meinung nach da keine Lücken sein.

In den nächsten 2-3 Jahren möchte ich Teilzeit arbeiten (also in absehbarer Zeit), da GG und ich dann eine Familie gründen möchten. Und diesbezüglich möchte ich dann halt schon informiert sein, was das für mich bedeutet, im Scheidungsfall, im Fall von Invalidität, Tod etc.
Dass man gewisse Themen auch über die Krankenkasse/Lebensversicherungen etc. abdecken lassen kann, weiss ich. Aber mich interessiert jedoch schon sehr, wie ich da seitens PK aufgestellt bin, damit wir dann über allfällige Ergänzungen via Versicherung nachdenken können.

Ich werde mich dann mal ordentlich einlesen.
Kann jemand konkret ein Buch empfehlen? "Altersvorsorge für Dummies"?

[sonrie]

Wenn du mal die Theorie hinter dem System verstanden hast, macht es durchaus auch Sinn, das mal von einem Versicherer oder so genauer auf deine Situation umlegen zu lassen. Wir haben vor einigen Jahren mit unserem Versicherer mal geschaut wie wir abgesichert sind und was wir an Geld / Monat zur Verfügung haben werden - dies unter Berücksichtigung unseres Einkommens und Vermögens (AHV, PK; 3. Säule, Schulden, etc. ) und in verschiedenen Situationen (wenn pensioniert/ wenn einer von uns stirbt/ wenn IV etc.)

Es macht auf jeden fall Sinn sich das alles mal genauer anzuschauen - kommt ja auch immer auf die Situation an, ob verheiratet oder nicht, Kinder, Eigentum, unterschiedliche Einkommen, etc.

Ich fand das anhand der "echten" Zahlen viel einfacher zu verstehen, als in der Theorie, so sieht man auch gut, wo man allenfalls noch vorsorgen müsste.

[danci]

@ Alerbi
Unsere ewige Diskussion 150-250 Mitarbeiter sind natürlich auch nur der obere Teil der KMU's

[Alebri]

@MissDiamond
Wenn es um eine solche umfassende Beratung geht (Absicherung bei Tod/IV, etc., 1. und 2. Säule, etc.) würde ich eher den Gang zu einem unabhängigen Vorsorgeberatungs-Unternehmen empfehlen. Dort kann man detailliert Eure Vermögenssituation (inkl. allfälliger Hypotheken, etc.) anschauen und Euch eben auch im Bereich Altersvorsorge, Vorsorge bei Scheidung, Tod, IV, etc. und weiterem Vermögensaufbau (was/wie am besten anlegen/optimieren, etc.) beraten.

Die PK kann und wird effektiv nur im Bereich 2. Säule beraten - und das natürlich auch nur in Bezug auf die Versicherungslösungs/-möglichkeiten Eures Arbeitgebers.

[milou]

Ich könnte mir vorstellen, dass der Beobachter ein Basic-Buch zu diesem Thema hat.

Bei AHV kann man auch Vorausberechnungen machen lassen. Für Tod, Invalidität und Alter. Es ist aber glaubs nicht gratis. Du findest sicher Informationen auf der Homepage deiner Ausgleichskasse.

Bezüglich Vorsorgeausweis BVG würde ich anrufen und erklären lassen, bis du es verstehst.

[Berlin]

@ Alerbi
Unsere ewige Diskussion 150-250 Mitarbeiter sind natürlich auch nur der obere Teil der KMU's

Das HR ist aber nicht die PK. Den PK Ausweis kann und muss Dir die PK Deines Arbeitgebers schon erklären können. Bei KMU sind das ja meist Sammelstiftungen oder grössere Versicherungen. Und nicht das firmeneigene HR.
Aber ich würde nicht zur PK oder meinem AG gehen, um mir das ganze System erklären zu lassen. Entweder ein Buch, mein Ansatz wäre eher eine professionelle Beratung durch die Hausbank, eine Versicherung oder das VZ. Wichtig ist einfach, dass man bereit ist, alles offenzulegen (Arbeits- und Lohnsituation beider Partner, Vermögen, evtl. Wohneigentum etc.).

Auf jeden Fall finde ich sehr gut, dass Du Dich da einarbeiten willst. Es ist nie zu spät. Und leider haben noch immer viele Frauen gar keine Ahnung davon.

[Stella*]

...Und leider haben noch immer viele Frauen gar keine Ahnung davon.

Viele Männer haben allerdings auch keine Ahnung. Die tun oft nur so, als ob sie sich auskennen.