Pflege-Agentur - ja oder nein?

Allgemeine Gesundheitsthemen, Sport, Wellness, Abnehmen - ohne Schwangerschaft und Kinderkrankheiten

Moderator: sea

Antworten
Fersi
Newbie
Beiträge: 5
Registriert: Mo 23. Jul 2018, 09:23

Pflege-Agentur - ja oder nein?

Beitrag von Fersi »

Was halten Sie von Pflege-Agentur? Ich muss jemanden finden, der sich um meine Schwiegermutter kümmert und ich wollte sehen, ob jemand von euch Erfahrung mit ihnen hatte.

jupi2000
auf Wunsch deaktiviert
Beiträge: 7350
Registriert: So 5. Apr 2015, 00:02

Re: Pflege-Agentur - ja oder nein?

Beitrag von jupi2000 »

Meinst du eine 24 Stunden Betreuung? Wohnt deine Schwiegermutter in der Schweiz? Meinst du eine Agentur, die Frauen aus Osteuropa vermittelt, die dann für wenig Geld Angehörige pflegen?
Oder was suchst du genau?
Spitex oder Alters- und Pflegeheim?

Benutzeravatar
stella
Moderatorin
Beiträge: 8274
Registriert: Do 6. Nov 2003, 10:45
Geschlecht: weiblich
Wohnort: zuhause

Re: Pflege-Agentur - ja oder nein?

Beitrag von stella »

Fersi
Es gibt die Möglichkeit, dass deine Schwiegermutter in ein Alters- und/oder Pflegeheim vorübergehend in ein Ferienzimmer gehen kann. Und wenn es ihr wieder besser geht, kann sie wieder heim und ihr könnt ergänzend die Spitex organisieren.

Von Pflegeagenturen, die Pflegerinnen aus Osteuropa anheuern, die dann praktisch rund um die Uhr bei den alten Menschen wohnen und fast nix verdienen, halte ich nichts.
Wir haben in der Schweiz ein gut funktionierendes System, welches durch die Patienten, die Versicherungen und die öffentliche Hand finanziert wird. Es kostet einiges mehr als eine Pflegeagentur, aber dafür werden auch die Arbeitsgesetze eingehalten.
Wir haben dies bei meiner Schwiegermutter auch kurz geprüft, aber schnell verworfen, weil uns die Arbeitsbedingungen zu undurchsichtig waren. Irgendwie kann es ja nicht aufgehen, wenn man weiss, was man für einen Platz in einem Pflegeheim, je nach Pflegestufe, bezahlen muss. Aber attraktiv wäre es schon, weil ja dann jemand rund um die Uhr bei den betagten Menschen wäre.
Pfunzle 06/04 und Gumsle 10/07

Benutzeravatar
Papa68
Stammgast
Beiträge: 2454
Registriert: Do 4. Feb 2010, 21:36
Geschlecht: weiblich

Re: Pflege-Agentur - ja oder nein?

Beitrag von Papa68 »

Wenn du eine seriöse Agentur wählst, dann sollten die Arbeitsbedingungen klar geregelt, Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis organisiert, Versicherungen inklusive und die Bezahlung bzw die Kosten klar deklariert sein.
Mir ist bewusst, dass diese Pflegerinnen für unsere Verhältnisse schlecht bezahlt sind. Man muss aber auch sehen, dass diese Leute die Vertragsbedingungen kennen und akzeptiert haben. Zum Lohn kommt ja noch Kost und Logie, sowie die Reisekosten, die übernommen werden (vielleicht nicht bei jeder Agentur). In den Herkunftländern der Pflegerinnen ist es viel Geld, was sie hier verdienen und ausgeben müssen sie hier nur wenig.
Meine Erfahrung ist jedoch, dass sie sich meist nur sehr schlecht verständigen können und von Pflege kaum Ahnung haben.
SCHWEIGEN IST GOLD.
ES SEI DENN, DU HAST KINDER. DANN IST SCHWEIGEN VERDÄCHTIG!

Benutzeravatar
stella
Moderatorin
Beiträge: 8274
Registriert: Do 6. Nov 2003, 10:45
Geschlecht: weiblich
Wohnort: zuhause

Re: Pflege-Agentur - ja oder nein?

Beitrag von stella »

Papa
Ich finde, wir haben eine Verantwortung. Nur, weil Menschen aus Osteuropa unser Lohngefüge nicht kennen und sie sich darum für viel weniger Lohn als hier üblich anstellen lassen, auch wenn es viel Geld in ihrem Land ist, heisst das noch lange nicht, dass das gut ist.

Dafür regelt der Staat dies mit Mindestlöhnen, die gezahlt werden müssen, trotz Personenfreizügigkeit.

Und ich kann mir kaum vorstellen, dass die Anstellungsbedingungen rechtens sind, wenn eine Pflegerin rund um die Uhr, sechst Tage die Woche, bei der Patientin lebt und auf Abruf bereit sein muss.

Und auch die Tatsache, dass sie den Vertrag, vielleicht auch mangels Kenntnisse der Rechtslage, unterschrieben haben, heisst noch lange nicht, dass wir sie so ausbeuten müssen.

Menschlich finde ich das total daneben.

Pflege von hochbetagten Menschen ist aufwändig und teuer. Sie günstiger einzukaufen, weil es ein Lohngefälle zu Osteuropa gibt und den Frauen dort oft nichts anderes übrig bleibt, als einen solchen Job anzunehmen, finde ich daneben.
Oft lassen diese Frauen die Kinder in ihrem Land zurück, Familien werden auseinander gerissen und dann bekommen sie nicht einmal den ortsüblichen Lohn. Nur, damit man nicht den vollen Tarif bezahlen muss.

Mein Mann und ich haben ausgerechnet, dass eine Person auf der höchsten Pflegestufe einen Dreischichtbetrieb brauchen würde, 7 Tage die Woche. Da kommt unter dem Strich die Unterbringung in einem Pflegeheim günstiger, weil es Synergien in der Pflege gibt.
Pfunzle 06/04 und Gumsle 10/07

jupi2000
auf Wunsch deaktiviert
Beiträge: 7350
Registriert: So 5. Apr 2015, 00:02

Re: Pflege-Agentur - ja oder nein?

Beitrag von jupi2000 »

Stella Daumen hoch!
Fersi, liest du überhaupt mit?

Benutzeravatar
Papa68
Stammgast
Beiträge: 2454
Registriert: Do 4. Feb 2010, 21:36
Geschlecht: weiblich

Re: Pflege-Agentur - ja oder nein?

Beitrag von Papa68 »

Stella, ich bin nicht verantwortlich, wenn Frauen ihre Kinder in ihrem Land zurück lassen. Ich kenne die Situation in diesen Ländern und glaub mir, die Frauen haben lieber diesen Job als keinen. Ausserdem ist er zeitlich auf drei Monate begrenzt.
Mein Schwiegervater hat für die Pflege seiner Frau mehr bezahlt, als er Rente bekommt (in D). Kann es das denn sein? Meine Grossmutter musste ihr Geschäft und Haus verkaufen, weil sie das Heim nicht bezahlen konnte.
Wenn man jemanden anstellt, kommt es auch immer drauf an, wie man mit diesem Menschen umgeht. "Unsere" Pflegerinnen hatten regelmässig frei. Die Nächte wurden aufgeteilt. Der Schwiegervater machte mit ihnen Ausflüge, damit sie auch etwas vom Land sehen konnten. Ich glaube, sie können sich echt nicht beklagen.
SCHWEIGEN IST GOLD.
ES SEI DENN, DU HAST KINDER. DANN IST SCHWEIGEN VERDÄCHTIG!

tin
Senior Member
Beiträge: 695
Registriert: So 13. Jun 2010, 21:52
Geschlecht: weiblich

Re: Pflege-Agentur - ja oder nein?

Beitrag von tin »

Wenn es eine seriöse Agentur ist, und Angehörige/andere Institutionen mithelfen (also die Beteuung nicht nur auf der eingereisten Pflegeperson lastet) finde ich es o.k., nicht ideal, aber o.k.
Seriöse Agenturen schauen auch, dass keine 24 Std. Präsenzzeit eingehalten werden muss.
Es muss ja für Pflegeempfänger und Angehörige auch finanzierbar sein.

Pflegeheime sind sehr teuer, vor allem für Staat und Krankenkasse. In Pflegeheimen wird zwar der Mindestlohn eingehalten, doch grenzen die Zustände dort manchmal ans „Unmenschliche“, für Pfegende wie auch für Pflegeempfänger: schlechte Arbeitsbedingungen durch Personalmangel, kaum Zeit für Patienten, Burnout u.s.w.

Ich habe eine Tante, welche früh an MS erkrankte. Während sie geistig fit blieb, versagten die motorischen Fähigkeiten zusehends. Bald konnte sie nicht mal die Arme mehr selbständig bewegen. Auch sie hat Pflege aus dem Osten, Frauen, die gerne zu kommen scheinen, Frauen deren Kinder erwachsen sind, Frauen, die immer wieder kommen. Die Arbeitszeiten der Pflegerinnen sind klar geregelt, entspricht der Arbeitszeit der Berufsarbeit des Ehemannes (er ist Lehrer) Ist er zu Hause, übernimmt er.
Es scheint wirklich eine Win/Win Situation zu sein

jupi2000
auf Wunsch deaktiviert
Beiträge: 7350
Registriert: So 5. Apr 2015, 00:02

Re: Pflege-Agentur - ja oder nein?

Beitrag von jupi2000 »

....und Frauen, die in der Heimat ihre pflegebedürftigen Eltern zurücklassen müssen...

tin
Senior Member
Beiträge: 695
Registriert: So 13. Jun 2010, 21:52
Geschlecht: weiblich

Re: Pflege-Agentur - ja oder nein?

Beitrag von tin »

jupi2000 hat geschrieben: Mi 22. Mai 2019, 15:42 ....und Frauen, die in der Heimat ihre pflegebedürftigen Eltern zurücklassen müssen...
...und Schweizer, die im Alterspflegeheim arbeiten, statt pflegebedürftige Eltern zu pflegen... :shock:
..Ja sogar Mütter, die ihre Kids in die Kita bringen um selbst in einer anderen Kita zu arbeiten... :!:

O.k. Vergleich hinkt. Aber die meisten Leute können zum Glück selber entscheiden, wen sie wo zurück lassen...daher für mich kein „müssen“

Aber jetzt schweife ich völlig ab..ist ja hier gar nicht wirklich Thema..ich lass es besser :mrgreen:

Benutzeravatar
stella
Moderatorin
Beiträge: 8274
Registriert: Do 6. Nov 2003, 10:45
Geschlecht: weiblich
Wohnort: zuhause

Re: Pflege-Agentur - ja oder nein?

Beitrag von stella »

Papa
Und ich habe und hatte Kinder von solchen Pflegefrauen in der Schule. Beide Male wohnten die Frauen rund um die Uhr bei den Patient*innen, beide Male haben sie nach ein, zwei Jahren das Kind in die Schweiz geholt. Beide Male hat das Kind enorm gelitten. Das Kind wohnte auch bei den Patient*innen.
Nein, das ist kein Modell.

Und ja, Pflege ist teuer.
Auch in der Schweiz bezahlen Pfflgeempfangende mehr als sie von der AHV und der PK bekommen. Dafür gibt es dann Ergänzungsleitungen. Und einen grossen Anteil wird durch den Staat bezahlt. Und ja, das Vermögen muss, bis glaub auf 30 000 Franken, aufgebraucht werden. Meine Schwiemu musste auch alles verkaufen, damit sie das nötige Geld aufbringen konnte. Meine Schwiemu hat sogar 6 Jahre Schwieva gepflegt. Der Staat hat also massiv Kosten gesparrt. Als es dann nicht mehr ging, höchste Pflegestufe in einem Pflegeheim, wurde sie als Dank auf das Existenzminimum gesetzt. Da besteht Handlungsbedarf, aber die Lösung darf aus meiner Sicht nicht andere ausbeuten.
Was ist die Alternative? Überlässt man die Leute ihrem Schicksal? Beutet man Leute aus Ländern mit einem tieferen Lohngefüge aus?
Pfunzle 06/04 und Gumsle 10/07

Sunne12
Vielschreiberin
Beiträge: 1088
Registriert: Mi 21. Mär 2012, 15:55
Geschlecht: weiblich

Re: Pflege-Agentur - ja oder nein?

Beitrag von Sunne12 »

Nun es ist so,früher musste jeder selber sorgen, wie er sich im Alter finanziert. Meistens geschah das durch die eigenen Kinder. Heute kriegt man EL vom Staat wenn es nicht reicht. Wer Vermögen hat,muss dies zuerst aufbrauchen. Das ist nur logisch. Erstens wegen der Selbstverantwortung und 2. stecken in Immobilien ganz viele Pensionskassengelder und 3.Säulen - die wären dazu da,das Alter zu finanzieren. In Zukunft wird sich das noch ändern,da Gesetz verschärft. Dann die,welche ihre Immobilien "rechtzeitig" verscherbeln. Da zahlen dann alle mit an deren Altersvorsorge.
So Ende offtopic.

Ich glaube kaum,dass die beste Agentur der CH alle Bestimmungen einhalten kann und dann noch günstiger als Spitex/Altersheim kommt! Evtl. zahlen sie Hilfsarbeiterlöhne, wahrscheinlich sogar legal, ds diese Frauen keine Pflege Ausbildung haben.
Die Zustände in den Altersheimen sind katastrophal. Es ist nur das Herzblut von uns Pflegenden welches noch ein Rest an Menschlichkeit möglich macht.
Aber es wird nicht gerade besser,wenn jetzt so Agenturen Erfolg haben. Das gibt zusätzlich Druck auf die Löhne und zudem müssten wir politisches Gehör und Unterstützung vom Volk haben. So wird das Problem einfach abgeschoben - wieder mal.

Ich würde dir empfehlen, die Spitex einzuschalten. Die erbringen dann Leistungen nach Bedarf oder Ferienbett im Altersheim.

jupi2000
auf Wunsch deaktiviert
Beiträge: 7350
Registriert: So 5. Apr 2015, 00:02

Re: Pflege-Agentur - ja oder nein?

Beitrag von jupi2000 »

Gestern im 10vor10 ein Bericht über dieses Thema!

Antworten