ÖV-Geschichten

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Moderator: conny85

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ausländerin
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Re: ÖV-Geschichten

Beitrag von ausländerin »

Ich war 22 als ich erste mal in der Schweiz und überhaupt ganz alleine in Westeuropa gekommen bin. Ich komme am Flughafen ein, und muss dann ein Zug nehmen. Ich kaufe der Billet, finde die richtige Gleis, gehe runter und warte auf der Zug. Gleis ist Menschenleer, es ist Sontag früh. Zug kommt an, bleibt stehen aber macht die Türe nicht auf. Ich warte, warte. Bald ist abfahrtzeit und ich werde nervös. Von einer andere Rolltreppe kommt ein Mensch und für ihm geht die Türe auf. Ich schnalle langsam dass es so ein Trick mit der Türe sein soll und suche die Türe ab. Dann entdecke ich der KNOPF. Soll ich der drücken? Ist es nicht ein Feueralarm oder so? Das Ding ist Knallrot. Zug fahrt bald ab - und ich getraue mich doch das Knopf zu drücken. Oh wunder - die Türe geht auf!!

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stella
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Re: ÖV-Geschichten

Beitrag von stella »

Ich bin vor knapp 20 Jahren alleine nach Norddeutschland gereist. War e Bitz auf der Suche, im Umbruch und neben den Schuhen.

Wer setzte sich zu mir ins Abteil?
Ein Priester! (Ich bin alles andere, aber würde mich nicht als sehr gläubig titulieren und schon gar nicht katholisch...)
Jedenfalls kamen wir ins Gespräch. Es wurde ein sehr langes Gespräch über Gott und die Welt und nach dieser langen Zugfahrt mit diesem intensiven Gespräch ging es mir deutlich besser. Irgendwie musste das damals so sein und hat mich wieder ins Leben zurück gebracht. Die Ferien habe ich alleine verbracht, die waren wunderschön. (Friesische Insel) Und zuhause habe ich sogleich einige Dinge angepackt und in die Wege geleitet.
Manchmal muss etwas einfach so sein.
Pfunzle 06/04 und Gumsle 10/07

Yoghurt
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Re: ÖV-Geschichten

Beitrag von Yoghurt »

Mir fallen besonders zwei Geschichten aus dem ÖV ein.

Als ich noch recht jung war, habe ich einmal eine längere Bahnfahrt gemacht. Ich stand kurz vor einer Prüfung und hatte mir Lernkärtli mitgenommen. Irgendwann setzte sich eine Frau in mein Abteil und hat mich auf die Kärtli angesprochen. Ich habe ihr gesagt, dass ich auf eine Prüfung lerne. Und diese Frau, die alt genug war, um meine Mutter zu sein, hat angefangen, mich vollzuschwatzen. Immer wenn ich meine Kärtli angeschaut habe, hat sie sofort geredet, ohne Punkt und Komma. Wenn sie dann still war, habe ich kurz aus dem Fenster geschaut, um mich zu sammeln, und habe dann wieder meine Kärtli angeschaut. Und sofort ging das Geschwätz wieder los. Sie hat mich nur dann vollgeschwätzt, wenn ich die Kärtli angeschaut habe, aber nicht, wenn ich irgendwo anders hingeschaut habe.
Ich frage mich bis heute, welches Problem diese Frau hatte. Es gibt ja Menschen, die permanent reden und erzählen und die praktisch keine Sekunde still sind. Aber bei dieser Frau hatte ich den Eindruck, dass es anders war. Ich hatte das Gefühl, dass sie unter irgendeinem inneren Zwang stand. Und ich war zu jung und höflich und "gut erzogen", um ihr ein paar sehr deutliche Worte zu sagen, dass sie mich doch bitte in Ruhe lassen soll.

Ein anderes Erlebnis, als ich schon älter war: Ich hatte für eine Fernstrecke von Deutschland zurück einen Platz im ICE gebucht, und zwar im Sechserabteil und nicht im Grossraumwagen, damit ich meine Ruhe habe. Als ich in den Zug stieg und zu "meinem" Abteil kam, war es zum Bersten voll: Auf den sechs Sitzen sassen 10(!) Teenager-Mädchen, und es war eine sehr aufgeregte Stimmung. Ich stöhnte innerlich, dass ich jetzt über Stunden eine Horde kreischende Teenager ertragen muss. Immerhin haben die Mädchen sofort meinen reservierten Platz freigegeben, und zwei von den zehn haben das Abteil verlassen, weil es so eng war. Sehr schnell habe ich dann gemerkt, dass es keine Horrorfahrt für mich wird. Die Mädchen gehörten zu einer Unihockey-Mannschaft und waren gerade auf der Rückfahrt von der Deutschen Meisterschaft, wo sie den 3. Platz gemacht hatten. Sie waren noch ganz voll von ihren Erlebnissen und ihrem Erfolg, und die Emotionen kochten hoch, aber auf eine sehr positive Art. Sie waren aufgedreht, aber nicht überdreht. Das Abteil war zwar immer noch überfüllt (Respekt, dass sich die Mädchen über so lange Zeit zu fünft auf eine 3er-Sitzreihe gequetscht haben!), aber es hat mir nichts ausgemacht, was schon erstaunlich genug ist. Selten einmal habe ich eine derart angenehme Bahnfahrt gehabt!

millou
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Re: ÖV-Geschichten

Beitrag von millou »

Heute im Zug
4-er Abteil. A und B sitzen. 1 Köfferli vom Ausmass kleines Mini-Handgepäck steht im Abteil. 2 Sitze mit Taschen belegt. Zug ziemlich voll.
Ich: ist da frei?
A: erschrickt, kippt fast vom Sitz und räumt dann umständlich 1 Sitz frei. Der 4. Sitz bleibt noch unbesetzt.
Nächste Station. Zug nun komplett voll. Menschen stehen.
Kommt C und fragt: ist da frei?
B: ja wäre schon, aber der Koffer gehört A und ich kann nicht rutschen.
A: nein da ist nicht frei, ich brauch den Platz wegen dem Koffer. Sie müssen halt weiter nach hinten in die anderen Wägen gehen.
C: Sie können den Koffer zwischen die Sitze stellen.
A: nein das geht nicht. Er hat da kein Platz. Dann sauer hässig und motzig... dann sitzen Sie halt und ich stehe. Steht auf versucht den Koffer zwischen zwei Sitze zu stellen, dort ist aber der Feuerlöscher angebracht. Sehen Sie das geht nicht.
Ich: Schauen Sie, dort ist der Feuerlöscher. Aber auf der anderen Seite geht es. Und jetzt können Sie auch sitzen, der 4. Platz ist ja frei.
A: Immer noch sauer hässig mötzlig. Sicher nicht, ich bin es gewohnt zu stehen.

Wir sind dann 30 Minuten Zug gefahren. Der 4. Sitz blieb frei. Die alte Schachtel wollte sich partout und aus Prinzip nicht hinsetzen und die anderen Stehenden haben sich wohl nicht mehr getraut. (Und ich musste mich seeehr beherreschen, damit ich nicht plötzlich Tätsch use lache).

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