Corona-Virus Teil 4

[mariposa_2]

Etliche Menschen verlieren gerade ihre Existenz und sie können nichts machen. Das ist wirklich unfassbar.
Ich bin auch betroffen und hätte das nicht für möglich gehalten.
Zum Schutz der einen wird die Existenz der anderen zerstört.

Achja und die Menschen in Alters- und Pflegeheimen werden in einigen Kantonen wieder eingesperrt und isoliert. Auch das bewegt mich sehr.

Und nun tragen die Betreuerinnen in der Kita meines Sohnes auch den ganzen Tag Maske. Mein Sohn ist zum Glück kein Baby mehr. Er interagiert dort ja auch mit anderen Kindern, die ja keine Maske tragen. Ich glaube Kinder nehmen das viel entspannter hin als viele Erwachsene.
Ich finde es trotzdem birreweich.

[Neonova]

„Zum Schutz der einen...“

Ich seh das nicht ganz so. Wenn das Gesundheitssystem komplett überfordert wird, nicht genügend IPS Plätze zur Verfügung stehen, die Notfallstationen und Grundversorgerpraxen überlaufen, dann kann es eben jeden treffen. Den 50jährigen mit Herzinfarkt, das Kind mit Meningitis, Unfallopfer etc.
Auch steigt das Risiko bei kompletter Überlastung, dass es zu Fehleinschätzungen oder allenfalls fatalen Wartezeiten kommt. Und genau das betrifft uns dann alle.

(Ich hoffe, das war jetzt zu schwarz gemalt, aber die Gefahr besteht).

[mariposa_2]

@neonova wenn die Wirtschaft an die Wand gefahren wurde und wir schneller verarmt sind als wir und das je vorstellen können, dann wird das alles keine Rolle mehr spielen.

[Neonova]

Was schlägst du denn vor?

[Moreen]

Ich verstehe die Sorgen und die Wut, die nun wieder aufflammt; die Menschen sind einfach Coronamüde . Zudem geht es auf den Winter zu, die Tage werden kürzer, die Dunkelheit nimmt zu; für viele auch sonst psychisch schwer zu verkraften - und jetzt, mit der Vorstellung an neue Einschränkungen und der Angst um die Existenz ist das für ganz viele unerträglich . Auch die Ungewissheit; wann ist der ganze Schei*** endlich vorbei, trägt dazu bei, dass es vielen einfach nicht mehr gelingt, optimistisch zu bleiben. Aber ich denke, es macht die Sache nicht besser, schon jetzt über Dinge zu fluchen, die noch nicht spruchreif sind; wir werden ja sehen, was am Mittwoch verkündet wird...

[swam]

Ich persönlich würde es so formulieren, dass diese Frau eben grosses Pech hatte. Rein von der Wahrscheinlichkeit her halte ich es (für mich persönlich) für ähnlich gefährlich, mit dem Auto meine Mutter zu besuchen, wie mich mit dem Corona-Virus anzustecken. Ich trage einfach die Massnahmen mit, ohne Theater, weil ich grundsätzlich ein unverbesserlicher Optimist bin und mir sage, dass das dann schon wieder besser wird.

Es wäre interessant, könnte man ein Paralleluniversum beobachten, in dem jene die Verantwortung über Massnahmen und Kommunikation hätten, die jetzt seit März schimpfen und zunehmend lauter werden...

Ein Kollege von mir, der als Lehrer sehr individualistisch unterwegs war und wahnsinnig empfindlich gegenüber Einmischung von oben, ist momentan in Korea und hat seinen Aufenthalt dort jetzt grad mal auf unbestimmt verlängert (seine Frau stammt aus Korea), weil er sich dort viel sicherer fühlt als hier... Da ist dann Überwachung und Autorität plötzlich sehr Willkommen...

LGRU

Da gebe ich dir recht. Ich kenne ein 10 jähriges Kind, das muss eine FFP2 Maske tragen, wenn die Klasse mit dem Postauto ins Nachbardorf in den Schwimmunterricht fährt. Und es hat keine bis fast keine anderen Fahrgäste. Auch darf das besagte Kind viele andere Aktivitäten nicht machen, weil die Eltern so Angst haben. Das tut mir richtig leid für das Kind!
Ich nehme es recht locker, was die Kinder angeht, mich selber versuche ich so gut wie möglich zu schützen. Aber so, dass ich noch leben kann daneben

[Moreen]

Ich nehme es recht locker, was die Kinder angeht, mich selber versuche ich so gut wie möglich zu schützen. Aber so, dass ich noch leben kann daneben

Geht mir auch so. Wobei ich sagen muss: Angst, an Corona zu erkranken, hatte ich nie. Aber psychisch ging es mir im Frühling gar nicht gut; die Situation hat mich damals total gelähmt und mich komplett aus meiner Mitte gerissen. Erstaunlicherweise bin ich jetzt sehr viel gelassener, ich habe mich irgendwie an die besonderen Umstände gewöhnt...

[stella]

Das ist doch ein Trugschluss, dass man nach Rückgang der Zahlen wieder mehr darf. Dann sind sie Ruckzuck wieder oben.. entweder müssen wir damit leben, dass wir nix mehr können im Hetbst/Winter/Frühling oder mit dem Virus leben..

Verschiedene Wissenschaftler haben den Mechanismus bereits vorausgesagt. Das Virus geht nicht wieder weg. Es ist ein Abwägen, was bei welchen Massnahmen passiert. Erst, wenn wir eine Impfung oder eine Durchseuchung von ca. 70% haben, ist ein Leben wie vorher möglich.
Wir werden besser werden im Umgang mit dem Virus. Aber jetzt haben wir es in Europa verschlafen. Und ich denke nicht, dass im August, als man das exponentielle Wachstum der Fallzahlen bereits sah, stärkere Massnahmen akzeptiert hätte.

[stella]

@stella: Ich hätte im Sommer unkomplizierte Testmöglichkeiten aufgebaut wie Drive Through Center, schon lange eine Maskenpflicht am Arbeitsplatz verhängt inkl. Schüler ab dem 7. Schuljahr, keine Grossveranstaltungen zugelassen und Clubs und Bars schon lange wieder geschlossen. Ich denke, dann wären wir jetzt nicht in dieser Situation, die nun alle ausbaden müssen - auch diejenigen, die aus Vernunft oder aus Desinteresse gar nie an einem solchen Ort oder Veranstaltung waren. Wir haben es hier mit einem politischem Totalversagen zu tun. Der Kanton Zürich an vorderster Front. Und einfach, dass nicht falsche Eindrücke entstehen: Ich habe mich immer an die Massnahmen gehalten und schon dann Maske beim Einkaufen und im ÖV getragen, als man noch angeschaut wurde, als gehöre man in die Klappsmühle.

Ja, das wäre auch das, was ich, Stand heute, auch getan hätte, ABER politisch wäre das kaum durchsetzbar gewesen im Sommer. Diverse Mitglieder der Taskforce haben auf das exponentielle Wachstum hingewiesen, es wurde immer runter gespielt.

Und tatsächlich ist in meinen Augen Corona ein Politikum. Kampf der Kantone gegen den Bund. Im Frühling hat alles nach den Kantonen geschrien, die sich nun nicht einig werden.

Aber auch du und ich wären ein Teil dieser politischen Gesellschaft und hätten diese Massnahmen nie durchgebracht. Man merkt es z.B. an Berset oder Rickli, dass sie anders handeln würden, als sie gegen aussen vertreten müssen.
Ein Trost bleibt: Auch zentralistisch regierte Länder schneiden nicht besser ab.
Sinnvoll wäre es, bei anderen Ländern, die es besser machen, zu lernen. Was macht Südkorea anders und wie könnten wir es in der Schweiz umsetzen?

[stella]

Ergänzung: Doch, man weiss ziemlich, wie sich das Virus verbreitet.

nein sorry weiss man nicht, habe gerade heute morgen einen artikel dazu gelesen. es ist nach wie vor nicht klar was zb. für eine rolle aerosole spielen. dass es über tröpfchen verteilt wird, ist klar...aber so wies scheint sind die superspreader eher das problem und eben die rolle der aerosole. schmierinfetionen sind es wahrscheinlich nicht, aber sicher ist man da auch nicht.

aber du wirst mir jetzt sicher genau sagen wie sich das virus verteilt.

Was für einen Artikel?

[stella]

Der Staat hat einfach kein Recht, seine Bürger derart zu bevormunden, indem er ihnen alles Vergnügen nimmt und sie quasi zu Hause einsperrt. Egal, wegen was. So viel Macht darf keine Behörde haben und es macht mich sehr betroffen, dass das in der bis in die Haarspitze demokratischen Schweiz möglich ist.

Ich empfinde es nicht so.
In China ja. Dort haben sie, ganz komisch, sehr tiefe Zahlen. Man vermutet, dass sie immer noch Regionen rigoros absperren und Impfstoffe am eigenen Volk grossflächig testen. Dort würde ich nicht leben wollen.

In Spanien durfte man sich nicht mehr als 1 km von seinem Wohnhaus fortbewegen, man durfte nicht raus.

Das ist doch sehr viel extremer. Hier ist noch einiges möglich. Den Fokus darauf zu lenken, hilft.

[stella]

@neonova wenn die Wirtschaft an die Wand gefahren wurde und wir schneller verarmt sind als wir und das je vorstellen können, dann wird das alles keine Rolle mehr spielen.

Ja, und darum suchen die Verantwortlichen auch nach einem gangbaren Weg für alle Beteiligten. Für die Wirtschaft ist ein kurzer Breakdown viel besser, als wenn wir nix machen und sehr viele Menschen krank werden.

Wir sind alle voneinander abhängig und darum gibt es auch keine Lösung, in der alle gewinnen.

[mariposa_2]

@neonova wenn die Wirtschaft an die Wand gefahren wurde und wir schneller verarmt sind als wir und das je vorstellen können, dann wird das alles keine Rolle mehr spielen.

Ja, und darum suchen die Verantwortlichen auch nach einem gangbaren Weg für alle Beteiligten. Für die Wirtschaft ist ein kurzer Breakdown viel besser, als wenn wir nix machen und sehr viele Menschen krank werden.

Das sehe ich leider anders. Ich hoffe aber das du Recht behälst.

[stella]

mariposa
Was siehst du anders? Dass die Verantwortlichen die Wirtschaft mitberücksichtigen? Oder dass ein kurzer Breakdown schlussendlich günstiger kommt?

[sonrie]

Für viele die momentan keine Arbeit haben wäre der Lockdown ein Segen, dann würde es wenigstens Geld vom Bund für entgangenene Aufträge geben. Uns wär ein Lockdown aus finanzieller Sicht grad lieber, bei und fällt ein komplettes Gehalt weg dank der Schutzmassnahmen die viele Aufträge unmöglich machen bzw. Firmen veranlasst, diese zu stornieren oder auf unbestimmte Zeit aufzuschieben.

[mariposa_2]

@stella das ein Lockdown günstiger kommt, dass sehe ich anders.

[stella]

Mariposa
Warum? Ich denke, wenn wir alle Kosten berücksichtigen, inklusive die des Gesundheitssystems, dann ist ein kurzer Breakdown, nicht Lockdown, am günstigsten.

So oder so müssen wir solidarische neue Umgangsformen finden. Im Minimum können wir ja unsere Dienstleistern trotzdem bezahlen. Oder anders gesagt, habe ich ja auch ein Interesse, dass die weiterhin existieren.
Denken wir gross, dann könnten wir jetzt über ein bedingungsloses Grundeinkommen, zumindest während der Pandemie, diskutieren. Ebenfalls stossend ist, dass Vermieter von Geschäftsliegenschaften die Kosten diese Pandemie auf ihre Mieter abwälzen können.
Es gäbe in vielen Bereichen für die Zeit der Coronaepidemie Lösungsansätze.

[mariposa_2]

@stella ja wir haben alle Interesse daran, dass alle weiter existieren können. Aber wenn wir so weitermachen dann wird es Menschen geben die viele Dienstleistungen nicht mehr nutzen können (weil sie kein Geld mehr haben und auch ihre Kredite nicht zurückzahlen können) und das betrifft früher oder später alle.
Und wenn wir noch grösser denken - also global - dann ist das einfach nur eine riesen grosse Katastrophe, besonders für die Menschen die "von der Hand in den Mund" leben und eben keinen Zugang zu Krediten (geschweige denn ein Soziales System, dass sie auffängt) haben.

Ich sehe einfach kein Ende.
Das Virus ist da. Wir müssen in Zukunft damit leben. Es gibt 100 andere Gründe warum wir sterben können.

[Malaga1]

Ich sehe es eigentlich so wie mariposa. Allerdings hat gestern im Echo der Zeit eine Wirtschaftsprofessorin dargelegt, warum Nichts tun für die Wirtschaft schlimmer sein kann wie ein Lockdown: Die Pandemie geht länger, es fallen viel mehr Leute krankheitsbedingt aus, viele bleiben aus Angst zu Hause und konsumieren nicht mehr. Es gelte, die richtigen Massnahmen zu finden. So ist eine Maskenpflicht günstig und mit wenig Einschränkung umsetzbar. Die Einreisequarantäne dagegen ist teuer und wirkungslos, da die Schweiz mittlerweile eines der am stärksten betroffenen Länder ist. Es lohnt, den ganzen Beitrag zu hören. Er beginnt ca. Bei Minute 9

https://www.srf.ch/play/radio/sendung/e ... 28796d06a8

[Netterl]

Ich frage mich manchmal, wie die Welt reagiert hätte, wenn es in China anfangs anders gelaufen wäre. Ohne Abriegelung etc. ohne prägnante Bilder.

Bilder können teils unglaublich hängen bleiben. Wenn ich Schlagworte wie Vietnamkrieg sage, dann fällt vielen (älteren ) von Euch sicher das Bild des nackten Mädchens ein, das einen auf die Kamera zuläuft.

Solche Bilder gibt es auch hier bzgl Corona. Ich wette, wenn man Corona + Italien sagt, hat jeder das Bild der Krankenschwester und das Bild des Konvois der Lastwagen vor Augen. ( und solche Situationen gab es in Italien schon vorher, nur hat sich keiner darum geschert)

PS: Leider konnte beispielsweise Moria keine solchen Bilder produzieren. Die Menschen dort leben immer noch im übelsten Elend.