Menschen in der Opferrolle

Für alles, was nicht in die anderen Foren passt...

Moderator: conny85

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MissDiamond
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Menschen in der Opferrolle

Beitrag von MissDiamond »

Liebe Alle

Ich bin von Grund auf ein sehr positiver, offener Mensch, der auch in schwierigen Situation versucht, das Gute zu sehen. Auch verharre ich nicht in einer Starre, sondern versuche die Dinge anzupacken, spreche sie sachlich an und schiebe sie nicht vor mich hin.

Nun erlebe ich in meinem Umfeld Personen (lustigerweise nur weibliche), die bei jedem kleinsten Detail in die Opferrolle fallen. Diese Personen habe ich sowohl im privaten wie auch im beruflichem Umfeld. Dies äussert sich durch Aussagen wie "ich bin alleine, niemand interessiert sich für mich, alles wird ohne mich gemacht, auf mich schaut niemand - du hast ja xy" etc." - Meistens sehr emotional und theatralisch und weit gestreut, dass möglichst viel Resonanz und Kopfgestreichel zurückkommt.
...und sogar selbst wenn diese Personen vollumfänglich integriert werden, finden sie immer noch etwas, wo sie unzufrieden sind und "Opfer" der Situation sind.

Betrachtet man die Situation neutral, sind diese Personen weder alleine, noch hilflos. Sie stellen sich aber gerne so hin und machen das ganze Umfeld für ihr Leid verantwortlich. Ich habe grosse Mühe mit dieser Art von Mensch, da ich finde, man ist ein Stück weit seines eigenen Glückes Schmied und es ist natürlich immer einfach, alle anderen für sein Leid verantwortlich machen, anstelle sich selbst zu reflektieren und sich damit auseinander zu setzen, WARUM vielleicht auch nicht soooo viele Personen gleich angesprungen kommen, wenn um Hilfe gebeten wird.

Wie geht ihr mit diesen Menschen um?
Klar haben diese Personen vielleicht (externe) Hilfe notwendig - aber da bin ich zu weit weg, um den Berater zu mimen.

Distanzieren geht halt aufgrund von Job / Verwandtschaftsgrad nicht wirklich. Habt ihr Tipps, wie man solchen Floskeln des Selbstmitleids entgegenwirken kann? Für mich sind solche Situation immer sehr anstrengend und ja, sie nerven mich auch - soweit, dass ich auch schon mal die Fassung verliere, was natürlich der Beziehung zu dieser Person nicht fördert. Aber ich bin es Leid, immer wieder dieses "Gejammere" anzuhören.

Vielleicht bin ich ja mit meinen Gedanken nicht ganz alleine und würde mich über einen Austausch freuen.

MissDiamond

sonrie
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Re: Menschen in der Opferrolle

Beitrag von sonrie »

Ja, die gibts überall, ich kenn die aber auch in männlicher Form ;-)

Am wichtigsten finde ich, dass du dich niocht von den Personen distanzierst sondern von deiner Rolle als Klagemauer, damit es dich weniger nervt und du eben nicht die Fassung verlierst.
Du entscheidest nämlich selber, inwiefern dich das betrifft und wie nahe du das an dich heran lässt. Man hat als Gegenüber oft das Gefühl, dass man sich nun erklären muss oder dass erwartet wird, dass man Mitleid ausspricht, aber du darfst das auch ruhig einfach so stehen lassen.

Ich kann solche Dinge mittlerweile einfach anhören und so stehen lassen. Verstehend nicken und sagen "ja, das kenn ich auch, ist wirklich blöd".
Oder aber einfach auch darauf hinweisen, dass man immer auch selber etwas tun kann und die meisten Entscheidung ja selber trifft (dafür braucht man aber ein bisschen mehr Energie ;-))
"Wenn Aufregung helfen würde, Probleme zu lösen, würde ich mich aufregen." (Angela Merkel in "Die Getriebenen")

Mialania
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Re: Menschen in der Opferrolle

Beitrag von Mialania »

Ich kenne das auch männlich, wie weiblich. Lustigerweise, wenn sie sich dann beschweren, dass sie alleine sind, den ganzen Tag alleine rumsitzen etc, ist es schier unmöglich, einen Termin mit ihnen abzumachen. Also, locker so vier bis acht Wochen etc.

Ich habe mich von solchen "Freunden" getrennt, wenn ich ihnen nicht helfen konnte oder sie sich von externer Hilfe nicht helfen lassen wollten. Wäre es beruflich, würde ich einfach nicht viel dazu sagen und mich halt nicht mit ihnen abgeben, so gut es geht. Familiär würde ich probieren, so Situationen zu umschiffen und zu meiden. Ich mag mir das nicht mehr anhören vor allem, wenn es mich dann mit runter zieht oder sogar eher wütend macht.

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danci
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Re: Menschen in der Opferrolle

Beitrag von danci »

Ich kenne das auch, wenn auch weniger in der Opferrolle, aber halt Pessimisten, die in allem nur Negatives und Probleme sehen. Ich hatte so eine Freundin, bei der ich schon während ich es ausspreche, dass ich am Tag zuvor essen war, dies bereute, da ich wusste, dass sie gleich fragen wird, wo wir waren und anschliessend erklären wird, wie schlecht dort das Essen, wie unfreundlich das Personal oder wie hoch die Preise sind. Irgendwann gab ich auf, das war zu deprimierend.

Es ist anstrengend, sogar sehr. Aber letztlich ist jeder für seine Gefühle selber zuständig. D.h. ich habe es in der Hand, ob ich mich runterziehen lasse oder ärgere. Oder aber emotional abgrenze und gar nicht gross darauf eingehe. Ich versuche jeweils das Thema zu wechseln. Solche Menschen wollen ja meistens keine Tipps oder Hilfe, sondern nur darin bestärkt werden. Das mache ich aber ehrlich gesagt nicht mit.
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Lilyrose
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Re: Menschen in der Opferrolle

Beitrag von Lilyrose »

Kenne ich auch, aber nur in männlicher Form im engsten Familienkreis. Das finde ich ehrlich gesagt am anstrengsten, da man nicht einfach davon laufen kann. Ich habe lange zugehört, versucht Verständnis entgegen zu bringen, aber auch gesagt, dass man oftmals die Wahl hat, sich für einen Weg zu entscheiden. Freunde hatten sich fast alle abgewendet, da sie das Gejammere nicht mehr hören mochten. Mir ist irgendwann der Kragen geplatzt und ich habe ihm gesagt, entweder er besorgt sich Hilfe oder hört auf zu Jammern. Er hat sich dann tatsächlich Hilfe besorgt...

Ich denke oftmals ist das ja nicht gewollt, sondern es gibt einfach unterschiedliche Charakteren. Die einen sind stärker als die anderen. Aber mich selbst hat es einfach wütend gemacht, weil ich selber quasi "mehr" durchgemacht habe, dass mich zu Boden gerissen hat. Aber ich habe einfach die Fähigkeit mich wieder aufzuraffen und das positive daraus zu ziehen. Resp. habe ich mich nie gescheut auch Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Konfetti
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Re: Menschen in der Opferrolle

Beitrag von Konfetti »

Ich erlebe es ein bisschen anders.
Ja, es gibt solche Menschen, aber es gibt auch die anderen, die nicht zuhören wollen. Und wehe, diese stecken dann mal in einer Lebenskrise oder es geht ihnen nicht so gut. Die sind dann meistens seeeeehr froh darum, wenn jemand ein offenes Ohr für ihre Anliegen hat!
Ich habe längstens aufgehört, die Menschen resp. deren Verhalten in richtig und falsch einzuteilen. Wie heisst es so schön: Urteile nie über einen Menschen, bevor du nicht 1000 Schritte in seinen Schuhen gegangen bist. Hier finde ich, passt dieses indianische Sprichwort bestens.
Und so versuche ich, in solchen Situationen gelassen und nicht wertend zuzuhören und denke dabei an mein Karma ;).
Lg
Konfetti

jupi2000
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Re: Menschen in der Opferrolle

Beitrag von jupi2000 »

Das geht mir genau so und ich ticke wohl ähnlich wie du, MissDiamond. Mich stört das gejammere und diese Passivität, was zu ändern auch sehr. Noch mehr nervt mich diese ewige Negativität einiger Menschen in meinem Umfeld. Habe hier ja auch schon über eine negative Kollegin geschrieben, bei der immer alles negativ ist. Soo anstrengend!
Was man dagegen tun kann oder dem kontern, wüsste ich auch gerne!

jupi2000
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Re: Menschen in der Opferrolle

Beitrag von jupi2000 »

Würden meine Kinder des öfteren jammern (wegen Luxusproblemen oder so...) würde ich wohl einfach mal sagen: Hör auf zu Jammern!!! :lol: :mrgreen:
Warum auch nicht mal bei Bekannten/ Kollegen ausprobieren? :wink:

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Lindelloo
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Re: Menschen in der Opferrolle

Beitrag von Lindelloo »

Es könnte auch sein, dass diese negativen Menschen wirklich depressiv sind (passt teilweise zu den Schilderungen). Damit umzugehen kann eine echte Herausforderung sein, und Freund sind keine Therapeuten.
Ich finde aber auch, dass man das wirklich ansprechen kann und auch sollte, grad als Freundin. Nicht verurteilen, aber spiegeln (also sagen, wie der andere auf mich wirkt)... Und eventuell auch empfehlen, externe Hilfe in Anspruch zu nehmen (aber das kann sehr schwierig sein).
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MissDiamond
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Re: Menschen in der Opferrolle

Beitrag von MissDiamond »

Liebe Alle

Vielen Dank für eure Antworten und Erfahrungen.

Es ist wirklich zum Haare raufen, vor allem, weil man es diesen Menschen dann auch nie Recht machen kann.
Ich habe in meinem engen Umfeld jemanden in dieser Opferrolle, wo ganz klar professionelle Hilfe benötigt wird.
Professionelle Hilfe wurde schon 2x angefangen, jedoch beide Male abgebrochen "weil bringt eh nüt, und ich ha keis Problem, alli andere hend es Problem und mached alles falsch"

Mir tun diese Menschen wirklich leid, weil ich weiss, dass sie krank sind. Aber der Umgang mit Ihnen ist wirklich alles andere als leicht.
Ich habe mir in den vergangen Wochen angewöhnt Rückfragen zu stellen im Sinne von: ..und wie kann ich dir jetzt konkret helfen? Was ist deine Erwartungshaltung an mich?
Das nimmt viel Druck aus diesen nervigen Gesprächen - weil sie ja mehrheitlich mit jommere beschäftigt sind, anstatt mit der Lösungsfindung.

Habt ihr sonst noch wertvolle Tipps?
Wie geschrieben, distanzieren funktioniert, wenn es um die Familie geht, halt nur beschränkt.

MissDiamond

Mialania
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Re: Menschen in der Opferrolle

Beitrag von Mialania »

Ich finde, du machst es dich schon gut, mit deinen Gegenfragen, die ja scheinbar auch etwas bringen.

Bei mir ist dann halt bei "weil alle andern doof sind und ich die arme Sau bin" fertig, weil "überleg mal: wenn für dich ALLE anderen doof sind, dann ist es wahrscheinlicer, dass DU das Problem bist".

Vielleicht solltest du dich von deinem Helfersyndrom versuchen zu distanzieren. Auch wenn du siehst, dass jemand Hilfe von aussen benötigt, die Person muss auch gewillt sein, Hilfe anzunehmen. Man kann nicht jedem helfen. Von daher würde ich halt, wie du es ja bereits machst, nur noch Gegenfragen stellen, was sie denn jetzt eigentlich erwarten, wenn ja alles scheisse ist und wahrscheinlich zwischendurch noch den Hinweis darauf geben, dass sie enorm negativ wirken und andere Menschen mit runter ziehen. (Hat mir persönlich einmal enorm geholfen, als mir der Kopf gehörig gewaschen wurde und ich mich selbst reflektiert habe.)
Oder die Leute suhlen sich einfach nur gerne in ihrem Selbstmitleid oder in ihrem Gejammer etc. Gibt es natürlich auch. Dann würde ich wohl jedes Mal fragen, ob die Person denn auch etwas schönes zu erzählen hat.

greenguapa
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Re: Menschen in der Opferrolle

Beitrag von greenguapa »

Warum „darf/kann“ man sich von Freunden und Bekannten distanzieren, von Familienmitgliedern aber eher nicht? Nur weil man verwandt ist miteinander? Weil „man“ das nicht macht? Ich mache da ehrlich gesagt keinen Unterschied, darum nimmt es mich ernsthaft wunder weshalb das so ist?

MissDiamond
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Re: Menschen in der Opferrolle

Beitrag von MissDiamond »

greenguapa hat geschrieben: Do 13. Aug 2020, 09:48 Warum „darf/kann“ man sich von Freunden und Bekannten distanzieren, von Familienmitgliedern aber eher nicht? Nur weil man verwandt ist miteinander? Weil „man“ das nicht macht? Ich mache da ehrlich gesagt keinen Unterschied, darum nimmt es mich ernsthaft wunder weshalb das so ist?
Liebe Greenguapa

Kann ich dir erklären:
Familie bedeutet ja nicht zwangsläufig, dass es die eigene ist.
In meinem Fall ist es jemand aus GGs Familie. GG möchte den Kontakt halten und ein Verhältnis anstreben, wie es eigentlich "normal" wäre. Und hier sind wir uns eben am überlegen, wie wir diese Treffen jeweils so gestalten können, dass es nicht wieder ausartet und/oder uns den Tag vermiest wird. Ich spüre, dass es für GG ganz ein grosses Bedürfnis ist, da irgendeine Strategie/Weg zu finden, so dass der Umgang einfacher wird. Da kann ich schlecht sagen, nöö, ich will einen Kontaktabbruch/komplette Distanzierung, bis die Person sich Hilfe holt und an sich arbeitet.

In meiner eigenen Familie habe ich auch eine Person, die ich absolut nicht mag und ich keinerlei Bezug wünsche.
Da ist der Kontakt auch inexistent. Denke "Brüche" in Familien sind genauso legitim, wie bei Freunden.
Aber wenn der Kontakt eigentlich gewünscht wird, die Person sich aber weder helfen lässt noch einsichtig ist, wird's halt eben schwierig...

Ich hoffe, diese Erklärungen tragen ein bisschen dazu bei, zu verstehen, warum ein Bruch nicht immer möglich ist, resp. im Grunde genommen, gar nicht gewünscht wird, wäre da nicht....

greenguapa
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Re: Menschen in der Opferrolle

Beitrag von greenguapa »

MissDiamond hat geschrieben: Do 13. Aug 2020, 13:07
greenguapa hat geschrieben: Do 13. Aug 2020, 09:48 Warum „darf/kann“ man sich von Freunden und Bekannten distanzieren, von Familienmitgliedern aber eher nicht? Nur weil man verwandt ist miteinander? Weil „man“ das nicht macht? Ich mache da ehrlich gesagt keinen Unterschied, darum nimmt es mich ernsthaft wunder weshalb das so ist?
Liebe Greenguapa

Kann ich dir erklären:
Familie bedeutet ja nicht zwangsläufig, dass es die eigene ist.
In meinem Fall ist es jemand aus GGs Familie. GG möchte den Kontakt halten und ein Verhältnis anstreben, wie es eigentlich "normal" wäre. Und hier sind wir uns eben am überlegen, wie wir diese Treffen jeweils so gestalten können, dass es nicht wieder ausartet und/oder uns den Tag vermiest wird. Ich spüre, dass es für GG ganz ein grosses Bedürfnis ist, da irgendeine Strategie/Weg zu finden, so dass der Umgang einfacher wird. Da kann ich schlecht sagen, nöö, ich will einen Kontaktabbruch/komplette Distanzierung, bis die Person sich Hilfe holt und an sich arbeitet.

In meiner eigenen Familie habe ich auch eine Person, die ich absolut nicht mag und ich keinerlei Bezug wünsche.
Da ist der Kontakt auch inexistent. Denke "Brüche" in Familien sind genauso legitim, wie bei Freunden.
Aber wenn der Kontakt eigentlich gewünscht wird, die Person sich aber weder helfen lässt noch einsichtig ist, wird's halt eben schwierig...

Ich hoffe, diese Erklärungen tragen ein bisschen dazu bei, zu verstehen, warum ein Bruch nicht immer möglich ist, resp. im Grunde genommen, gar nicht gewünscht wird, wäre da nicht....
Danke für die Erklärung. Meiner besten Freundin geht es ähnlich mit jemandem aus der Schwiegerfamilie. Sie hat das jetzt jahrelang mitgemacht und es hat sie jedesmal runtergezogen. Jetzt hat sie mit ihrem Partner abgemacht das er seine Familie nur noch (mit Ausnahme Weihnachten, Geburi) alleine trifft, also das sie nicht mehr mitgeht.

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danci
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Re: Menschen in der Opferrolle

Beitrag von danci »

@ Greenguapa
Ich denke das Problem in der Familie ist halt, dass es da mehr Menschen gibt, die auch darin verwickelt sind. Rein theoretisch (nicht dass ich das möchte) könnte ich gar nicht den Kontakt mit meinem Vater abbrechen, ohne ihn auch mit meiner Mutter abzubrechen. Würde ich meine Schwester meiden wollen, müsste ich auch auf Feiern mit meinem Eltern verzichten, denn es sind auch ihre Eltern. Etc. etc.
Wir erleben es gerade selber, wie es ist, wenn zwei enge Familienmitglieder, die uns beide sehr viel und gleichviel bedeuten, nicht in einem Raum sein können/wollen. Und welche Kreise das mit sich zieht, wenn z. Bsp. Ehepartner auch keinen Kontakt haben sollten etc. Und man selber als unbeteiligte Drittperson leidet schliesslich darunter.
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MissDiamond
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Re: Menschen in der Opferrolle

Beitrag von MissDiamond »

Danke Greenguapa - in diese Richtung tendiere ich auch, sollte sich hier das nicht bessern.

Wir haben festgestellt, dass es bei uns zu Hause weniger ein Gejommer und Gemotze gibt, als wenn wir bei der Person zu Hause sind.
Wahrscheinlich weil die Person dann weiss, sie hat sich zu benehmen und sie kann rausgestellt werden, sollte es uns zu bunt werden.
Bei der Person zu Hause herrscht wohl Heimvorteil und kann da aus dem vollen schöpfen und Drama veranstalten und/oder stänkern wie sie will.

MissDiamond
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Re: Menschen in der Opferrolle

Beitrag von MissDiamond »

danci hat geschrieben: Do 13. Aug 2020, 13:54 @ Greenguapa
Ich denke das Problem in der Familie ist halt, dass es da mehr Menschen gibt, die auch darin verwickelt sind. Rein theoretisch (nicht dass ich das möchte) könnte ich gar nicht den Kontakt mit meinem Vater abbrechen, ohne ihn auch mit meiner Mutter abzubrechen. Würde ich meine Schwester meiden wollen, müsste ich auch auf Feiern mit meinem Eltern verzichten, denn es sind auch ihre Eltern. Etc. etc.
Wir erleben es gerade selber, wie es ist, wenn zwei enge Familienmitglieder, die uns beide sehr viel und gleichviel bedeuten, nicht in einem Raum sein können/wollen. Und welche Kreise das mit sich zieht, wenn z. Bsp. Ehepartner auch keinen Kontakt haben sollten etc. Und man selber als unbeteiligte Drittperson leidet schliesslich darunter.
Liebe Danci

Dieses Problem hatte auch eine Arbeitskollegin von mir.
Sie wollte heiraten, die Eltern waren aber geschieden. Vater wollte mit neuer Freundin kommen und Mutter sagte, wenn die kommt, komme sie nicht. Und er Vater meinte, ohne Freundin käme er nicht.
Bis heute verstehe ich nicht, warum bei solchen Familienevents (Hochzeiten, Geburtstage, Taufen etc.), wo es ja um die Tochter/Sohn geht, die Eltern ihren Streit/Ego nicht hinten anstellen können und einfach im Sinne der Familie handeln können. Egal was war in der Vergangenheit.

greenguapa
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Re: Menschen in der Opferrolle

Beitrag von greenguapa »

danci hat geschrieben: Do 13. Aug 2020, 13:54 @ Greenguapa
Ich denke das Problem in der Familie ist halt, dass es da mehr Menschen gibt, die auch darin verwickelt sind. Rein theoretisch (nicht dass ich das möchte) könnte ich gar nicht den Kontakt mit meinem Vater abbrechen, ohne ihn auch mit meiner Mutter abzubrechen. Würde ich meine Schwester meiden wollen, müsste ich auch auf Feiern mit meinem Eltern verzichten, denn es sind auch ihre Eltern. Etc. etc.
Wir erleben es gerade selber, wie es ist, wenn zwei enge Familienmitglieder, die uns beide sehr viel und gleichviel bedeuten, nicht in einem Raum sein können/wollen. Und welche Kreise das mit sich zieht, wenn z. Bsp. Ehepartner auch keinen Kontakt haben sollten etc. Und man selber als unbeteiligte Drittperson leidet schliesslich darunter.

Verstehe & nehme ich auch so wahr, bei uns läuft gerade so etwas in der Familie und es ist sehr schwierig.
Im Beispiel meiner Freundin (und eben vielleicht auch bei MissDiamond) ist es vielleicht eher möglich zu sagen das der Partner halt öfters alleine zu besagter Person gehen soll und sie bleibt zuhause und kann sich so nicht runterziehen lassen.
An einem Fest beispielsweise oder einem Essen wo noch mehrere Menschen rundherum sind finde ich es einfacher dieser „schwierigen“ Person auszuweichen als wenn man diese alleine/zu zweit besucht.

Lesiko
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Re: Menschen in der Opferrolle

Beitrag von Lesiko »

Wir haben bei uns in der Familie auch so eine Person und es ist sehr schwierig. Immer Gejammer und Vorwürfe. Distanzieren mache ich zwar, aber es wird nicht sehr wohlwollend aufgenommen. Ich frage mich auch oft, wie mit solchen Personen umzugehen. Wie macht ihr das, dass es euch selber nicht zu sehr runterzieht?

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Pinie
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Re: Menschen in der Opferrolle

Beitrag von Pinie »

Ich wollte erst eine andere Perspektive einbringen, die des "Opfers", aber im Verlauf hier hat sich gezeigt, dass es offenbar um psychiatrische Krankheiten geht. Ist dir bekannt, um welche Diagnosen es geht? Dann könntest mal nach Tipps für Angehörige suchen falls du noch nicht hast, z.B. auf der Seite von Pro Mente Sana. Wichtig ist sicher, dass du trotz Mitgefühl dich abgrenzen kannst. Dafür kann ein gewisses Wissen über das Krankheitsbild hilfreich sein.

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