Was sagten eure Männer dazu, wie habt ihr sie überzeugt?
Erfahrungsberichte:
Mein Mann war zuerst alles andere als begeistert. Jedoch war für ihn auch klar, dass ich mich wohlfühlen muss. Ich konnte ihn davon überzeugen, eine Hebamme für ein Vorgespräch einzuladen. Wir besprachen viele kritische Fragen, sie konnte sehr gut auf unsere Bedenken und Sorgen eingehen. Mein Mann wollte wissen, welche Hilfsmittel sie dabei habe, was er als Mann tun müsse (oder eben nicht), was in einer Notfallsituation gemacht werde, wann sie zur Geburt komme, ob die Hebamme dann jederzeit kommen würde. Nach einem stündigen Gespräch war alles klar, mein Mann überzeugt und ich absolut glücklich.
- Mein Mann war zuerst völlig dagegen. Mir war bewusst, dass wir uns beide wohl fühlen müssen. Schlussendlich hat er die Hebamme dann angesprochen und sie hat uns sehr viel erzählt und ein Buch ausgeliehen: Luxus Privatgeburt. Für uns beide war es ein Prozess und nach ein paar Wochen war für beide sonnenklar, dass es eine HG geben würde.
Wie reagierte euer Umfeld?
Die Reaktionen waren sehr unterschiedlich zum Teil sehr ablehnend, andere eher lustig, viele machten sich grosse Sorgen, andere fanden es genial. Immer wieder hörte, dass ich ganz schön mutig sei (ich empfand genau das Gegenteil, für mich wäre es mutig gewesen ins Spital zu gehen) Die meisten mir nahestehenden Personen liessen sich auf ein Gespräch ein und konnten danach meine Beweggründe für eine Hausgeburt sehr gut verstehen.
Bedingungen für eine Hausgeburt
Eine komplikationslose Schwangerschaft, nur ein Kind (Einling) die Geburt darf ab SSW 37+0 bis 42+0 zu Hause stattfinden.
Wann Kontakt zur HG Hebamme aufnehmen?
Je schneller wie besser. Viele Hausgeburtshebammen sind schon frühzeitig ausgebucht. Je schneller frau sich also darum kümmert, umso besser. Zudem ist eine Hebammenbetreuung während der Schwangerschaft schön für die Geburt. Die Hebamme lernt die Frau, den Mann und die Kinder besser kennen, sie kennt Wünsche, Sorgen und Vorstellungen der werdenden Mutter.
- Ich lernte sie schon in der 12. SSW kennen. Mir war sehr wichtig, eine Vertrauensbasis aufzubauen. Mittlerweile sind wir gut befreundet.
Kontrolle nur bei Hebamme oder auch beim Frauenarzt?
Kontrollen bei der Hebamme empfinden viele Frauen als persönlicher und umfassender als Kontrollen beim Frauenarzt. Die Hebamme nimmt sich länger Zeit um mit der werdenden Mutter zu sprechen, Sorgen, Gedanken rund ums Thema Schwangerschaft und Muttersein können ausführlich besprochen werden. Im Hinblick auf die sich verändernde Familiensituation sind Hebammen gerne zu Gesprächen bereit. Sie können Tipps und Anregungen zum Familienleben geben. Grössere Kinder werden bei den Kontrollen miteinbezogen, dies erleichtert zum Beispiel die Eifersucht unter den Kindern.
-Ich bevorzugte meistens die Hebi. Hatte einen US beim FA in der 13. SSW, 20. SSW und 36. SSW. Nächstes Mal würde ich keinen US mehr machen wollen, aber das ist eine persönliche Einstellung. FA war mir hat weniger vertraut und hatte weniger Zeit. Hebi kam immer zu uns nach Hause und meine Tochter durfte auch immer dabei sein. Und GG musste nicht extra früher Feierabend machen. Es war persönlich und wir konnten auch über die ganze SS und Geburt sprechen ohne auf die Uhr zu schauen.
Habt ihr einen Ultraschall gemacht? Wenn ja wie viele?
Hier gehen die Ansichten auseinander. Einige Hebammen wünschen, dass zumindest ein Ultraschall gemacht wird um den Geburtstermin zu bestätigen. Andere verzichten darauf. Einige Frauen möchten auch gerne den Geburtstermin selber bestätigt haben. Der Organscreening in der 20./21. SSW wird von einigen Frauen geschätzt um über eventuelle organische Fehler Bescheid zu wissen. (Bei einem offensichtlichen Herzfehler entscheidet sich eine Frau vielleicht gegen eine Hausgeburt, damit das Baby nach der Geburt optimal betreut werden kann.)
Viele Hebammen arbeiten mit einem Frauenarzt zusammen und wägen ab, ob ein Ultraschall wichtig ist.
- Ich hatte 3 US. Meiner Meinung nach benötigte ich (im Nachhinein) nur den letzten um sicher zu gehen, dass alles ok ist für eine HG.
Hattet ihr einen Pool?
Es geht ohne Pool, viele Kinder werden an Land geboren auch im Spital. Eine Wassergeburt wird von vielen Frauen als weniger schmerzhaft empfunden, viele Gebärende können sich im Wasser gut entspannen. Eine Wassergeburt kann Dammverletzungen vorbeugen, da sich das Gewebe besser dehnt. Dazu ein interessantes Interview:
http://www.swissmom.ch/interviews/inter ... ehler.html
-Ich hatte keinen Pool und vermisste diesen auch nicht. Aber hätte ich einen gehabt, hätte ich ihn sicher genutzt und geschätzt. War nämlich circa eine Stunde in der Wanne und die war sehr unbequem.
Habt ihr eure Nachbarn vorher informiert?
Je nach Wohnsituation lohnt es sich die Nachbarn zu informieren. Bei der ersten Geburt wohnten wir in einem Mehrfamilienhaus. Meine Nachbarn hörten bei der ersten Geburt das Wasser in die Wanne laufen und wussten dann: Aha, die Geburt geht los. Sonst hätten sie wohl bei uns geläutet, wegen dem drohenden Wasserschaden. Unsere Wohnungen waren relativ ringhörig, aber ausser dem laufenden Wasser, haben die Nachbarn oben, unten, nebenan, nichts mitbekommen.
Gibt es eine gute Checkliste, die ihr mir empfehlen könnt, was es alles braucht und auf was alles zu achten ist?
Jede Hebamme wird eine Liste mit benötigten Dingen zusammenstellen. Daneben lohnt es sich zu überlegen, was frau persönlich für die Geburt gut tut. Beruhigende Musik, Kerzenlicht, Duftlämpchen, Lieblingsgetränk.....
Meine Hebamme brachte etwa in der 36. SSW eine Kiste mit Utensilien vorbei, welche sie bei einer Geburt braucht. Diese Kiste stellte ich griffbereit neben meine anderen vorbereiteten Sachen. So musste die Hebamme für die Geburt selber nicht mehr allzu viel mitnehmen.
- Ich hatte keine Checkliste. Meine Hebi brachte mir die Geburtskiste mit all den benötigten Utensilien mit ca ein paar Tage vor ET. So war alles schon bereit. Ich hatte lediglich noch alte Leintücher und Malerabdeckfolie. Einen Pezzi Ball und Yogamatten...
Weg ins Spital, Notfallsituation?
Hausgeburtshebammen sind Profis!!! Zudem sind sie sehr vorsichtig. Sie können Risiken sehr gut einschätzen und wissen genau was sie tun. Eine eventuelle Verlegung ins Spital wird vorzeitig vorgenommen.
- Bei allen Geburten meldete ich mich auch in ein Spital an. Dort arbeitet meine Hebamme als Beleghebamme. Falls eine Geburt also nicht zu Hause hätte stattfinden können, wäre ich dorthin gegangen. In einer Notfallsituation werde ich dann aber in das nächstgelegene Spital gefahren, meine Hebamme hätte mich dort nicht begleiten dürfen.
- Notfallsituationen gibt es sehr wenig gemäss meiner Hebi. Aber sie wartet bestimmt nicht ab und bei der ersten kleinsten Unsicherheit oder Problemanzeichen wird verlegt (zumindest bei mir wegen 1.Geb KS)
Hilfsmittel während der Geburt (Schmerzmittel, Wehenmittel)
Eine PDA gibt es zu Hause nicht! Es gibt andere homöopathische Mittel, welche während der Geburt verabreicht werden können. Jede Hebamme hat eigene Mittel welche sie einsetzt. Es lohnt sich diese Frage vor der Geburt zu besprechen, falls es als wichtig erscheint. Man kann gut Homöopathie oder Duftöle anwenden. Vorbereitet hab ich mich mit dem Buch Luxus Privatgeburt und die Selbstbestimmte Geburt von Ina May Gaskin. Hypnobirthing ist auch noch zu empfehlen.
Was passiert bei einer Dammverletzung?
Meine Hebamme hätte eine evt. Dammverletzung selber genäht. Die nötigen Utensilien lagerten in meinem Kühlschrank.
Wie habt ihr euch auf die HG vorbereitet?
Bereits bei der Entscheidung für eine Hausgeburt, bereitet sich das Paar vor! Durch das Bereitstellen von allem aus der Liste, welche von der Hebamme geliefert wird, bereitet frau sich automatisch sehr intensiv auf die HG vor. Die Hebamme bespricht die benötigten Sachen detailliert, so wird die Hausgeburt vorbesprochen. Gedanklich gehen viele Frauen die Geburt immer wieder durch, denken an mögliche Eventualitäten und besprechen diese immer mit dem Partner. Ich wage zu behaupten, dass HG Frauen sehr gut auf die Geburt vorbereitet sind und sich (gezwungener Massen) intensiv damit auseinandersetzen.
Wann habt ihr die Hebamme kontaktiert als die Geburt losging?
In den letzten Schwangerschaftswochen hat man strengeren Kontakt zur Hebamme. Vielleicht gibt es in kürzeren Abständen Konrollen. Bei der ersten Geburt kontaktierte ich die Hebamme, als ich das Gefühl hatte es gehe los, mir aber nicht sicher war. An der Art wie ich atmete und die Wehe verschnaufte wusste sie in etwa wie es mir geht. Sie meinte dann ich solle in einer halben Stunde nochmals anrufen. Das tat ich und sie wusste nach dem Telefon, dass sie sich langsam parat machen musste. Wir vereinbarten, dass ich sie anrufe, wenn ich nicht mehr alleine sein wollte. Beim dritten Telefon fuhr sie also gleich ab und war sehr schnell bei mir. Ich konnte also entscheiden wann sie kam. Da die erste Geburt ziemlich rasch verlief, vereinbarten wir für die beiden anderen Geburten, dass ich sie bei der ersten Wehe benachrichtige.
Wie oft kam die Hebamme in den ersten Tagen vorbei?
Meine erste Geburt war um Mitternacht. Am nächsten Morgen kam die Hebamme erneut vorbei. Die dritte Geburt war am Morgen, die Hebamme ging gegen Mittag und kam gegen Abend nochmals vorbei. Falls ich unsicher war oder Fragen hatte durfte ich meine Hebamme immer kontaktieren. Sie hat aber auch respektiert, als ich mal einen Tag Pause wollte, es war damals Weihnachten.
Wie habt ihr das mit den Geschwisterkindern geregelt?
Viele Frauen können sich nicht richtig entspannen, wenn die Kinder im Haus wach sind. Viele Hausgeburten finden in der Nacht statt, wenn die grossen Kinder schlafen. Vielleicht lohnt es sich Eltern, Freunde oder Verwandte auf Picket zu haben, welche bei der Geburt ins Haus kommen könnten um sich um die Kinder zu kümmern. Vielleicht ist es aber auch besser, die grossen Kinder weg zu geben, damit diese ausser Haus betreut werden können. Jede Familie muss selber herausfinden, was für sie möglich ist. Es gibt aber auch Kinder, welche bei der Geburt dabei sein möchten. Je nach Alter und Reife der Kinder. Wichtig dabei scheint aber, dass sich die Kinder zurückziehen können, wenn es für sie zu viel wird, bzw. dass sich jemand um die Kinder kümmert.
- Meine Kleine war 2 und sie schlief die Nacht während dem ersten Teil der Geburt. Am Morgen waren meine Wehen sehr heftig und da ging sie zu meinen Eltern. Sonst brauchte die Hebi nur waremen Kaffee um Dammschutz zu machen.
Mein Mann hatte viele Gespräche mit Hebi und mir. Das tat ihm gut und er wusste was er machen musste.
Wie war das Wochenbett zu Hause? Schafft man das alles?
Das frühe Wochenbett dauert 10 Tage. In dieser Zeit ist es ratsam sich zu schonen, sich zu erholen und möglichst im Bett zu bleiben. Die meisten Frauen werden heute nach 3 Tagen aus dem Spital entlassen, das Wochenbett ist also mit dem Spitalaustritt nicht vorbei. Die Hebamme kommt in den ersten 10 Tagen täglich vorbei. Sie hilft beim Stillen, bei der Babypflege, kümmert sich um die frischgebackene Mama. Sie steht mit Rat und Tat zu Seite und ist unverzichtbar!! (Habe ich schon erwähnt wie toll es ist eine Hebamme zu haben ??? ☺) Organisation ist die alles. Es ist wichtig, wirklich im Bett zu bleiben und nicht zu viel zu machen. Die permanente Anwesenheit einer Hilfsperson ist notwendig (Partner, Mutter, Freundin)
Vielleicht ist auch die Hilfe von der Spitex in Betracht zu ziehen. Anfragen kostet nichts, die Angebote der Spitex sind in jeder Gemeinde etwas anders. Die Zusatzleistungen von der Krankenkasse sollte gut angeschaut werden. Zum Teil haben diese noch individuelle „Haushalthilfsangebote“,welche sie kennen und unterstützen.
Es lohnt sich im Vorfeld Gedanken zum Wochenbett mit der Hilfsperson zu besprechen: Wer macht das Essen, wer putzt mal die Wohnung, was machen die Kinder, haben die Eltern Zeit mit dem Baby zu kuscheln? Kann die Mutter mal mit den grossen Kindern Zeit verbringen? Gibt es Freunde und Verwandte die einen Ausflug mit den grossen Kindern machen? Dürfend die Grossen mal zu einer befreundeten Familien zum Spielen? Bringt jemand vielleicht ein gekochtes Mittagessen vorbei? Hat es im Tiefkühler eine vorbereitete Lasagne?
-Das Wochenbett zu Hause fand ich sehr entspannend. Meine Mutter war die ersten 5 Tage hier und machte alles im Haushalt gleichzeitig mit GG. Danach war er „alleine“. Ich muss sagen, er hat mich sehr verwöhnt.
Kostenübernahme Krankenkasse
Die meisten Kosten werden von der Krankenkasse übernommen. Die Miete des Gebärpools wurde von meiner Kasse teilweise übernommen. Was bei mir nicht übernommen wurde ist die Picketentschädigung für die Hebamme. Es gibt Gemeinden, welche diese übernehmen. Darüber kann man sich im Vorfeld informieren, bezw. die Hebamme weiss meistens in welchen Gemeinden sie übernommen werden und wo nicht.
Hausgeburt und Partnerschaft.
Eine Hausgeburt ist bei guter Vorbereitung eine wunderschöne, intime und bindende Erfahrung. Sie stärkt eine Partnerschaft und ist die optimale Voraussetzung für die Vaterschaft, da der Vater von der ersten Sekunde an ganz miteinbezogen wird und Verantwortung mittragen muss.
Gibt das nicht eine riesige Schweinerei?
Definitiv nein! Bei der Vorbereitung wird der „Gebärbereich“ (Boden, Sofa oder Bett) abgedeckt mit Malerfolie, Frotteetüchern, Leintüchern. Die Hebammen sind sehr darauf bedacht, sauber zu arbeiten, denn sie müssen ja nachher wieder aufräumen. Findet die Geburt im Pool statt, wird das Wasser danach abgepumpt, der Pool gereinigt und desinfiziert. Die Leintücher, Frotteetücher kommen gleich nach der Geburt in die Waschmaschine (das kann der Mann!!) und nach kurzer Zeit ist von der Geburt nichts mehr zu sehen.
Besuch beim Kinderarzt.
Es gibt Kinderärzte oder Hausärzte, die besuchen die frische Familie zu Hause. Hebammen sind sehr gut ausgebildet und können ein neugeborenes Kind sehr gut beurteilen. Falls etwas auffällig wäre, würden sie den Besuch bei einem Arzt empfehlen. Falls alles in Ordnung ist reicht es den Kinderarzt nach dem Wochenbett aufzusuchen. Es ist gut beim gewählten Kinderarzt bereits vor der Geburt nachzufragen wie er es handhaben möchte.
Ist es danach nicht ein komisches Gefühl zu wissen, dass in der Wohnung ein Kind geboren wurde?
Toll an einer Hausgeburt ist, dass dieses wunderschöne, eindrückliche Ereignis in den eigenen Wänden stattgefunden hat. So bleibt die Erinnerung viel näher. Der Auszug aus der Wohnung oder dem Haus, wo die Geburt stattfand, ist für einige Familien mit etwas Wehmut verbunden.