Dr. Karg Gedichte / Teil 2

Moderator: Phönix

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Hans Hartmut Karg
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Syrien, ach Syrien!

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Syrien, ach Syrien!

©Hans Hartmut Karg
2018

Sie können nicht mehr schreien,
Die Nackten und die Toten,
Die sich in Gräbern reihen,
Wo Leben ist verboten.

Da werden Tausende getötet
Und die Despoten triumphieren:
Noch eh' die Tagessonne rötet,
Sind Radikale am Verführen.

Die Fundamentaldummen, Blöden
Haben bis heute nicht begriffen,
Dass Radikales führt zu Nöten
Für Menschen, die doch Gott anriefen.

Du, Land mit Deiner Hochkultur,
Lass uns die Friedensstifter buchen.
Der Krieg fördert viel Wildnatur,
Er lässt uns nur nach Gräbern suchen.

Ja, Menschen können nicht verkleben
Die Bombenschächte und Kanonen,
Wo Lebensgeister dann aufgeben,
Wenn nirgendwo die Friedenszonen.

Glaub' keinem Führer, der nur mächtig
Dein Leben voll und ganz regiert.
Bleib' tolerant und bleib' bedächtig,
Weil Frieden nur zum Leben führt.

*

Hans Hartmut Karg
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Was wäre, wenn...

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Was wäre, wenn...

©Hans Hartmut Karg
2018

„Wenn anders alles mir doch wäre,
Gestellt auf eine bessere Zeit!
Das nähme mir die Erdenschwere!“
Denkt mancher, der gern suchbereit.

Dem Glücklichen schlägt keine Stunde?
Ja, mancher sieht nur die Nachteile,
Sieht nur die Liebestempelstunde,
Wenn lüstern er sich dort aufgeile.

Das muss der Treue niemals haben,
Denn er kennt Grenzen dieses Seins.
Er weiß sich an Bewährtem laben,
Wo mehr, als nur ein Hinz und Heinz.

Da ist die liebesnahe Frau,
Die ihm genug, denn sie begegnet
Mit Freundlichkeit, mit Bilderschau,
So dass auf Dauer ihn das segnet.

Nicht hoffen auf das „...wäre, wenn...“
Trägt dauerhaft die Liebbeziehung.
Erbärmlich bleibt das Suchgerenn',
Das immer nur Trophäenmühung.

*

Hans Hartmut Karg
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Sia will

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Sia will

©Hans Hartmut Karg
2018

Sia will sei Weible bleiba
Ond ja nix anders dreiba.
Doch muaß sia koffa ganga
Gloider gäara a'langa.

Sia muaß o emmr g'schoba
Ond iare Schnäbbla loba.
Sia kofft se gäara Neies –
Schea macht sia hald nuar Neies!

Ond dann muaß sia o reeda,
Earm Ma heronderbeeda,
Wass sia billig eikofft,
Womid sia Lob erhofft.

Däar will sei Rua em Herza,
Hod manchmol Gelengschmerza,
Doch häard äar gäara leible
Dia Stimme von seim Weible.

Iarn Ma freid des nadiearle,
Äar hold se dann a Biarle,
Denn wenn offa däar Mund,
Bleibad dia zwoi o g'sund.

*

Hans Hartmut Karg
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Der Tubist

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Der Tubist

©Hans Hartmut Karg
2018

Im Orchester sitzt er hinten
Mit seinem großen Instrument,
Kann Töne aneinanderbinden,
Weil er sich gern Begleiter nennt.

Sonor stärkt er so alle Stimmen,
Bescheiden und im Hintergrund,
Kann so gut Harmonien trimmen
Macht alle Musikstücke rund.

Er kommt mit Menschen gut zurecht
Und löst intern manche Konflikte,
Bleibt dabei freundlich, originell und echt,
Wenn Botschaften er weiter schickte.

Im Ehrenamt leitet er gar
Privat Posaunenchöre
Und musiziert mit großer Schar,
Damit man kirchlich Schönes höre.

Ja, Tubaschüler hat er auch
Aus aller Herren Länder.
Das Lernen ist bei ihm noch Brauch,
Die Schwierigkeiten nennt er.

Entmutigt hat ihn das noch nie,
Denn er spielt wirklich glänzend,
Ist für uns ein Tubagenie,
An den Olymp angrenzend.

Er spielt natürlich auch Konzerte,
Bei denen er solistisch bleibt
Und so begeistert jene Herde,
Die Kunstgenuss zum Kommen treibt.

So bleibt er nun auch seinen Kindern
Ein Vater, Vorbild, Kunstmäzen,
Führt sie hin zur Musik in Wintern,
Damit sie selber spielen geh'n.

*

Hans Hartmut Karg
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Vor der Fahrt

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Vor der Fahrt

©Hans Hartmut Karg
2018

Der Du die Schicksale in Händen
Und alle Macht der Himmel hältst:
Lass' alles nur zum Guten wenden,
Wenn Du uns in das Leben stellst,

Dass Du uns helfend magst begleiten,
Wenn wir bereit zur großen Fahrt,
Du uns die Tische wirst bereiten
Mit Freuden mit dem guten Start!

So beten wir schon in der Frühe,
Dass uns nicht packt die ew'ge Nacht,
Denn Du trägt uns mit Deiner Mühe
Dorthin, wo alles wird vollbracht.

Wir fahren neugierig im Herzen
In Welten, wo die Hoffnung sehnt,
Um dort zu bleiben ohne Schmerzen,
Wenn man sich so getragen wähnt.

Ohne Gottschöpfer hat kein Glaube
Jemals uns Menschen hin getragen,
Dorthin, wo es den Trost erlaube,
Um Seine Gnade zu erfragen.

*

Hans Hartmut Karg
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Blutregen

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Blutregen

©Hans Hartmut Karg
2018

Nach Tagen kracht die Trockenheit,
Kommt Wüstensand aus heißem Süden
Und macht sich in der Fläche breit,
Wo keine Tropfen mehr genügen.

So kommt bereits die erste Nachricht,
Dass Brände in den Wäldern drohen
Und es des Wanderers erste Pflicht,
Zu helfen, dass nicht Flammen lohen.

Die Dürre stärkt die Brandgefahr
Und manche Frühknospen verdorren.
Doch immer noch, weil's lichtarm war,
Schaut mancher Hoffnungsblick verworren.

Erst als der Blutregen dann kam,
Atmeten Gräser und die Bäume,
Erwacht' die Welt, die zuvor lahm,
Wenn nun gesäubert Himmelsräume.

Es knirschte, als man draußen lief,
Denn Sand deckte nun Wege, Gassen.
Gar mancher, der nach Segen rief,
Wollte rasch wieder davon lassen.

Doch ohne Regen droht uns Wüste:
Die Sandwolken verdecken Sonne.
Nur weil der Regen uns heut' grüßte,
Segnet' er Land – und Regentonne.

*

Hans Hartmut Karg
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Zurück im Norden

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Zurück im Norden

©Hans Hartmut Karg
2018

Da fährt man in Europas wärmste Ecke,
Sieht vorher die Wetterberichte
Und will zur Wärme, nur zum Lichte,
Damit der Wettergott uns dort auch necke.

Die Sonne hat uns doch ja gar zu gern,
Erwärmt Luft, Wässer, Arme, Beine,
Weil sie uns wunderbarlich scheine,
Wenn endlich wir dem Norden fern.

Dann kehren wir sehr gut erholt zurück
Und hoffen bei uns weiterhin auf schöne Tage.
So peilen wir an unsere Frühlingslage,
Doch würdigt uns der Wettergott mit keinem Blick!

Er will für uns so offenbar den kalten Ärger,
Weil wir nach Süden gegen seinen Willen ausgebüchst
Und, während Du, tapf'rer Rückkehrer nun zum Himmel blickst,
Bestraft er Dich, als wär' er nur Berserker.

Deshalb müssen wir künftig überlegen,
Wann wir abfahren – ohne ihn zu kränken,
Uns südwärts dann ein Gläschen schenken
Und auf ihn anstoßen – zum wohl verdienten Segen...

*

Hans Hartmut Karg
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Blauregen

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Blauregen

©Hans Hartmut Karg
2018

Betörend hängt der Blauregen die Blüten
Hinab zu heilenden und wärmenden Gewässern,
Wo sich Jahrtausende die Wassergeister mühten,
Zu mildern Urteile von kränkend' Fressern.

Ja, seelenvoll gleicht aus der Süden,
Er glättet Wogen, bügelt alles aus,
Was zuvor nur belastend mit viel Wüten
Verschwemmt ein kranker Geist im Dichterhaus.

Es ist so wunderlich wie ein Parfüm,
Dass Blauregen uns lockt doch alle.
Er ist dabei niemals nur ungestüm,
Wenn er uns treibt in raffinierte Falle.

Man glaubt gar nicht, was Blüten alles können,
Giftpflanzen mit dem warmwerbenden Duft,
An den wir alle uns doch rasch gewöhnen,
Wenn wir herkommen aus der schwer-bleiernen Luft.

*

Hans Hartmut Karg
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In den Süden fahren

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


In den Süden fahren

©Hans Hartmut Karg
2018

Der frühe Vogel fängt den Wurm,
Schafherden fressen schäfrig.
Weil kein Aufreger und kein Sturm,
Sind Nürdlichter noch schläfrig.

Uns streicheln Strahlen müde Füße,
Um sich zur Mitte zu bewegen,
Wo schon die ersten Morgenküsse
Das Aufwachen mit Lieb' belegen.

Ach, ist der Tag doch wunderbar,
Wo ohne Heizung er auskommt:
Bezwitschert von der Vogelschar
Wird Arbeit mit Urlaub belohnt.

Wir sind mit vielen her gefahren,
Dorthin, wo Lachen lebensleicht
Verdrängt, was in den späten Jahren
Mit milder Hand die Sonne reicht.

Zwar ist es schwer, sich aufzuraffen,
Um in den Süden her zu kommen,
Doch nur dort kann die Sonne schaffen,
Was unsrer Seele wird bekommen.

*

Hans Hartmut Karg
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Alles aufnehmen!

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Alles aufnehmen!

©Hans Hartmut Karg
2018

Im Glockengeläute von Padua
Hebt sich der Sonnenwagen zum Horizont.
Blau erleuchtet wölbt sich das Firmament
Darüber, wo den Süden alles Licht erhellt.

Schon warten Taubenschwärme
Mit anmutigen Formationsflügen auf
Und sitzen dann gurrend an,
Um der Tageslust zu frönen.

Alles erfasst dieses Südlicht,
Wenn bei uns der Norden noch kühlt
Und wir doch erwartend im Blick
Gern hin zum Frühling verreisen.

Die Ebene hat wirklich alles:
Wasser, Schwemmboden und Wärme.
Schon früh künden die Märkte
Von einem unvergleichlichen Morgen.

*

Hans Hartmut Karg
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Vor einer Woche

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Vor einer Woche

©Hans Hartmut Karg
2018

Noch vor einer knappen Woche
redeten wir miteinander.

Er mocht' mich sehr und ich auch ihn.
Nach Endverlauf der Achsenzeit
schworen wir uns aufeinander ein,
auf das JA NIE WIEDER!

Die Zeit hat sich doch sehr geändert,
denn ausgefranst sind ihre Ränder.

Wann immer wir uns trafen,
wurden wir fast süchtig
nach unserem Lächeln,
unserem Einvernehmen.

Heute nahm ich von ihm weinend Abschied,
der so still geschlossenen Auges lag.

Nie mehr wieder wird er mich
mit seinem Lächeln trösten.
Nur Trauergewissheit bleibt:
Überwältigt hat uns die Zeit.

*

Hans Hartmut Karg
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Nährende Gesänge

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Nährende Gesänge

©Hans Hartmut Karg
2018

Das Vogelzwitschern, wie es neckt,
Was vor Minuten noch im Schlafe.
Dort, wo die taube Fliege weckt,
Ist Ferienzeit, sind viele Schafe.
Licht ehrt mit seinen Strahlenlängen,
Bricht alle dunklen Ängste aus
Und holt so von den Alltagszwängen
Die Seele, die weit fliegt hinaus.
Wie sehnsuchtsvoll gedeihen Blicke
Zu fortwährend gelieh'nem Sein,
Weil unsere Zeit noch ohne Lücke
Mit Erdgunst lässt uns hier allein.
So nähren uns, wo wir hinschauen,
Gesänge in den kühlen Auen.

*

Hans Hartmut Karg
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Lebensauftrag

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Lebensauftrag

©Hans Hartmut Karg
2018

Die Not der Seelen gibt uns vor,
ein wenig mehr aktiv zu werden,
aus Angeln Dauerleid zu heben.

Wir werden uns schon quälen müssen,
um endlich dann bereit zu werden,
dass Lebensrettung wir erschaffen.

Hoffnung darf ja niemals sterben,
wenn Mensch den Menschen liebt
und mit ihm Glücksmomente teilt.

Wo jetzt verletzte Augenblicke,
sollten wir mit den vielen Stärken
gemeinsam Lücken schließen lernen.

*

Hans Hartmut Karg
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Systemkrankheit

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Systemkrankheit

©Hans Hartmut Karg
2018

Wenn ein System entstanden ist,
Will es sich auch erhalten.
Und ist dies auch der größte Mist –
Es lässt sich gut verwalten!

Die Nutznießer und Profiteure
Werden Dir nicht den Garaus machen,
Denn sie sind jene Freiflaneure,
Für die der Mitmensch nur zum Lachen.

Ja, das System ist ihnen heilig,
Weil sie sonst nichts vom Leben haben,
Mit dem sie planend treten eilig
In diese Welt, um sich zu laben.

Sie leben im System als Schonraum,
Fulfilling heißt die Prophetie.
So sehen sie das Leben kaum,
Die Liebe finden sie so nie.

Die Wildheit bleibt ihr ganzes Glück,
Mit dem sie sich am Riemen reißen.
Ihr Blick geht deshalb stets zurück
Auf jene, die intern vergreisen.

Denn starr wird das System und steift,
Die Sonne kann den Muff nicht heben,
Wenn dabei nur e i n Menschlein reift,
Gedeckelt bleibt im Sinnesleben.

*

Hans Hartmut Karg
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Gemäßigte Zone

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Gemäßigte Zone

©Hans Hartmut Karg
2018

Alle wollen doch dorthin,
Wo die Sicherheiten retten
Und die andern sich bemüh'n,
Dass man ruhig sich kann betten.

Nach brutal-globalen Kriegen
Sind die Europäer klüger:
Es geht nicht mehr um das Siegen:
Man entlarvt dort die Betrüger!

Brauchen wir noch Ideologen?
Verhandlungen, Diplomatie
Sind endlich bei uns eingezogen –
Unaufgeregt wirkt das Genie!

Auf Sonne folgt natürlich Regen,
Das Blau trübt sich schon manchmal ein.
Wir wollen uns langsam bewegen,
Entscheidung muss nicht immer sein...

Verhandlungen und Kaffeekränzchen
Verwirren dauerhaft Despoten,
Und manches schöne Medientänzchen
Befreit vom Dasein der Heloten.

„Gemach, gemach“ ist die Devise,
Doch sollten wir langsam aufpassen,
Dass hinter ruhender Markise
Wir nicht die Lösungen verpassen.

Gebend kann nur der Geld vermehren,
Bei dem die Wirtschaft wirklich brummt.
Wenn sich dann doch die Kassen leeren,
Kein Bienchen mehr zum Kränzchen summt.

*

Hans Hartmut Karg
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Denkwandel

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Denkwandel

©Hans Hartmut Karg
2018

Plastiktüten müssen nicht sein,
es reichen doch Stofftaschen!
Der Mensch braucht Lösungen,
die ohne Vermüllung auskommen...

*

Hans Hartmut Karg
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Samstagsmarkt in Padua

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Samstagsmarkt in Padua

©Hans Hartmut Karg
2018

Die vielen, schönen Lederwaren,
Die Schuhe, Taschen und Geldbörsen,
Antike Möbel, Haushaltswaren,
Darunter viele Käsemörser:

All das wird uns dort angeboten
Und Kundinnen sind gar zu willig,
Vergeben Händlern gute Noten,
Obwohl manches ja gar nicht billig.

Dann schicke Kleider ohne Zahl,
Dazwischen Glasschmuck aus Murano,
Die Blumensträuße – je nach Wahl,
Auch feiner Grappa aus Bassano.

Und lange, hohe Käsestände,
Fische in allen Formen, Größen,
Obst und Gemüse, Kräuterwände –
Der Blick kann davon sich kaum lösen.

Weil sie hier ohne Frost geraten
Finden wir sie ganz groß und klein,
Die hundert Sorten von Tomaten –
Italien muss ein Eden sein!

Wer dieser Fülle hier begegnet,
Der geht nicht leicht, begreift das Werden,
Denn weil das Land naturgesegnet,
Ist Sonne nah, reich sind die Erden.

Das wächst so gut und Wochen früher,
Als bei uns hoch im hohen Norden.
Und selbst die seltnen Alpenblüher
Kann man sogar in Sträußen horten.

Die Händler stehen an den Ständen,
Es gibt dort scheinbar keine Not,
Wo sie mit ihren fleiß'gen Händen
Die Waren bringen schön ins Lot.

*

Hans Hartmut Karg
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Ach, Freunde!

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Ach, Freunde!

©Hans Hartmut Karg
2018

Wie gern würde ich pausieren,
Die vielen Musen schlafen legen!
Doch weil das Dichten mir ein Segen,
Lass' ich durch Worte mich verführen.

Wie oft hat man mir schon empfohlen:
Viel weniger wäre doch mehr!
Holpert nicht dieses Versmaß sehr?
Hast Du uns die Zeit gestohlen?

Leider muss ich Euch gestehen,
Dass mich Musen ständig treiben.
Ich muss Verse niederschreiben,
Die mir in mein Geistreich wehen.

S'ist nicht leicht, gepuscht zu sein,
Weil die Zeit sich unterordnet
Und das Formen sich bewortet,
Hintreibt mir einsam, allein.

Kritikaster meinen gar,
Das Trüffelschwein sei da an Land,
Das mit wenig Kunstverstand
Früher ganz verschwunden war.

Jahrzehnte hatt' ich keine Zeit,
Um Gedichte auszuführen.
Endlich kann nach Worten spüren
Ich, bin zur Dichtkunst bereit!

Worte werden so zu Strophen,
Vage oft noch im Wachtraum.
Manches seh' ich dabei kaum,
Darf auf die Enttarnung hoffen.

Musen geben keine Ruhe,
Wecken mich, wenn ich noch träume,
Schließen auf die fernen Räume,
Wollen aus der engen Truhe.

*

Hans Hartmut Karg
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Ihr Konterfei

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Ihr Konterfei

©Hans Hartmut Karg
2018

Wie warte ich sehnend auf dieses Antlitz,
Das vertraut mir seit fünfzig Lenzen,
Das mich einst traf wie ein wahrer Blitz,
Mich öffnete – und zog auch Grenzen?

Ein Liebgesicht bleibt doch im Alter
Der Anker für die viralere Welt,
Lebenssinn und stetiger Seelenhalter,
Weil das Aug' sich zum Auge selig verhält.

Am Pool finden sich die vielen Paare,
Alles wuselt dort ständig durcheinander.
Dort seh' ich glänzen ihre vollen Haare –
Glech sind auch wir wieder beieinander.

Im Dasein bleibt das Bild feste Stelle,
Die sich gegen jede Bewegung stemmt
Und gegen alles Oberflächliche, Schnelle,
Weil Anmut kein Gemüt mehr hemmt.

So kann mir ihr Konterfei offen aufgehen,
Wenn sich das Bildnis zum Halten erklärt.
Immer werde ich dabei die Rosen sehen,
Mit denen die Freude sich innig vermehrt.

*

Hans Hartmut Karg
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Nach der Kreuzfahrt

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Nach der Kreuzfahrt

©Hans Hartmut Karg
2018

Hätten wir wirklich auf etwas verzichtet,
Wenn wir die Kreuzfahrt nicht absolviert?
Hätt' mancher nur Vages von Ausflügen berichtet,
So dass die Neugier nichts wirklich erspürt?

Deshalb frage ich mich danach doch immer,
Wie es wohl wäre, wenn wir da nicht gefahren.
Wo stände dann unser Seelenschimmer
Ganz ohne Scherz, ohne Sehen nach Jahren?

Wären wir ärmer ohne diese Fahrt,
Auf der wir die Augen zum Sehen kehrten?
Haben die Ausflüge uns das gebracht,
Wodurch wir weitere Sehnsüchte mehrten?

Deshalb frage ich, was wäre wohl,
Wenn daheim wir geblieben wären?
Wäre dann nur unser Geldbeutel voll,
Wir gar ohne Umweltverheeren?

*

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