Dr. Karg Gedichte / Teil 2

Moderator: Phönix

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Hans Hartmut Karg
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Getrennt vereint

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Getrennt vereint

Man muss sich ja nicht scheiden lassen
Und muss den Partner auch nicht hassen,
Denn neue Formen kennt die Liebe
Auch ohne Nahkampf, ohne Triebe.

Da lebt der Partner nur im Haus,
Die Frau geht lieber gerne aus,
Will reden, netzwerken und lachen
Und sich nicht mehr zur Sklavin machen.

Er spricht nicht, lebt wie ein Asket,
Im Stuhl verwurzelt, schnarcht sehr spät,
So dass sie nicht mehr schlafen kann –
Deshalb verbannt sie ihren Mann.

Der nächtigt dann unten im Keller,
Sie oben, wo es still und heller,
Doch auseinander bleibt gelebt,
Was in den eigenen Welten schwebt.

Die Kinder sollen es gut haben,
Sich an Mama und Papa laben,
Und deshalb arrangiert man sich,
So haben sie denn Dich und mich.

Noch toter wird dann die Beziehung,
Weil trotz andauernder Bemühung
Die Liebe sich nicht knechten lässt,
So bleibt nur freundschaftlich ein Rest.

Doch will man keine üblen Siege,
Verzichtet auf die Rosenkriege.
Man hat ja auch genügend Geld
Und trennt sich weiter von der Welt.

Er zieht aus, nimmt 'ne eigene Wohnung
Und lebt in Ruhe seine Schonung.
Sie, aushäusig, geht recht viel aus,
Die Kinder sind bei ihr im Haus.

Sie bleiben virtuell vernetzt,
Schwören: S'wird nicht gehetzt!
Und da sie immer noch verwandt,
Essen sie oft im Restaurant.

Modern leben sie so die Zeit,
Bleiben ferne kontaktbereit,
Und wo ein jeder Freiheit spürt,
Bleiben sie doch schicksalgeführt.

Getrennt vereint sind sie verbunden,
Erzwingen keine Liebesrunden,
So dass die Kinder ohne Raben
Noch immer ihre Eltern haben.


©Hans Hartmut Karg
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Hans Hartmut Karg
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Einsamkeit und Lebenslüge

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Einsamkeit und Lebenslüge

Die Einsamkeit wird nichts verzeihen,
Nicht mal die Hektik der Lautlosigkeit:
Der Lärm wird dort nach Ruhe schreien,
Wo alles Leben bleibt nur Minderheit.

Labsal kann nicht die Treue ernten,
Wo die nicht ihre Zeit begreift,
Denn wo sich Leitbilder entfernten,
Wird kippen, was am End' nicht greift.

Kaltwinde blasen ihre Last
Hin zu den mildständigen Wegen.
Da Du allein einsamer Gast,
Muss dies sich auf die Seele legen.

Wo Lebenswinde nicht mehr rasten,
Der Einsamkeit die Segel nehmen,
Hilft auch kein Rasen und kein Hasten –
Alles verfließt in vagen Schemen...

Bleib' deshalb, liebe Lebenslüge,
Geh' nicht zu nah zur Wahrheit hin,
Dann trägt die Hoffnung freiere Züge
Und bildet so den eigenen Sinn.


©Hans Hartmut Karg
2019

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Hans Hartmut Karg
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Fragen und Antworten

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Fragen und Antworten

Es türmen sich die vielen Fragen
Und wachsen an zu hohem Berg:
Wo antwortet an raschen Tagen
Die Freude noch dem Erdenzwerg?

Kleinmut rückt weiter schemenhaft
Die Seele ins Dauerexil
Und nimmt sie so in Dauerhaft –
Dabei entsteht kein Liebesspiel!

Tabuisiert sind Fragezonen
Und geben keine Antwort frei,
Denn wo die Zweifel wabernd wohnen,
Lebt mutlos man im Vielerlei.

So kommt Jemeinigkeit auf
Wenn alles dann nur noch beliebig:
Das Rad kennt seinen Hamsterlauf,
Den läuft man halt und bleibt umtriebig...

Doch Fragen, die sich festgesetzt,
Lechzen nach Annahme und Antwort.
Selbst wenn Augen tränenbenetzt,
Sind Ohren ihnen da kein Hort.

Die Seele will doch mehr verstehen,
Als nur am Frageberg verweilen,
Mit Antworten ins Leben gehen
Und im Event nicht nur enteilen!


©Hans Hartmut Karg
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Hans Hartmut Karg
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Wahnbild

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Wahnbild

Vormitternächtlich hielt der Schlaf die Wacht
Und Orpheus gab mir jene Sanftbetäubung,
Mit der zu mir kam eine ruhige Nacht –
Ganz ohne Schmerz und ohne Angstbehäubung.

Als nun der feine Morgen langsam kam,
Erschien ein Trugbild mir in meinem Schlaf
Mit Graugewand, Kapuzenhut und lahm
Stand es bewegungslos da wie ein Schaf.

Und wie von einer Geisterhand gehoben
Verharrte es erstarrt im Mönchsgewand,
Kam als Wahnbild dann aus dem hohen Bogen,
Bewegungslos, ich sah noch keine Hand.

Dann konnte ich erschreckt es endlich sehen:
Das Wesen hatte wirklich kein Gesicht,
Konnte von selbst scheinbar nicht gehen,
Schien schwebend, ohne jede eigne Sicht.

Die Sterne schimmerten hindurch,
Denn das Gewand war körperlos.
Da, jetzt hob es die Knochenhand –
Und dieses Bild ließ lange mich nicht los.

Doch da ertönte laut der Amselschlag,
Er rettete den eingeträumten Morgen,
Weil jetzt langsam aufstand der neue Tag:
Vorbei das Wahnbild – und die Nächtesorgen...


©Hans Hartmut Karg
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Liebreiz

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Liebreiz

Je älter sie wurde und schlanker sie war,
Desto mehr wuchs unsere Liebe.
War sie weg, wurde mir sonderbar
In des Schicksals freiem Geschiebe,

Das mir nun die Welt und die Nähe nahm,
Die mir doch so weiblich geboren,
Wodurch ich wurde bescheiden und zahm,
Dem Alltag schien ich verloren.

Wenn sie dann nach Stunden wieder kam,
Ihr Lächeln mein Herz bewohnte,
Vergaß ich Sorgen und Tageskram,
Weil Innigkeit Nähe besonnte.

Von oben schwang sich zu ihrem Hals
Die Frisur anmutig herunter,
Getragen von rötlichem Rüschenfalz
Wurde ich damit wach und munter.

Erst in der Umarmung spürte ich dann,
Wie sehr sie mir doch gefehlt,
Denn allein sein will kein alter Mann,
Dessen Weibchen ihn selig gestellt.


©Hans Hartmut Karg
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Hans Hartmut Karg
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Die reine Lehre

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Die reine Lehre

Lässt reine Lehre Raum dem freien Dichter?
Müssen die Reime immer stimmen,
Wenn netzwärts unsere Allerweltenrichter
Kritik auf ihre Grundurteile trimmen?

Dabei ist es doch längstens ausgemacht,
Wen man gern mit viel Sympathie bedenkt
Und wen im Netzwerk man so nur verlacht,
Weil Wertschätzung man ja nicht jedem schenkt!

Wer zu viel postet, nicht zu Willen ist
Den Zeitgnossen, wer nicht kommentiert,
Wer bei den Folgsamen das Ritual vergisst,
Der wird ganz hart hinauskomplimentiert.

Allmächtig schlägt zurück die Scheidung,
Wenn unser Dichterling nicht gut pariert.
Dann lässt man zu Seelenausweidung,
Weil Macht den Menschen immer schon verführt.

Zu Eitelkeiten war allzeitlich man bereit,
Schulmeisterlich sich aufzumanteln,
Blieb dabei intrigant zu jeder Zeit:
Schwer können sich die Seelen wandeln.

Doch Rüpeleien helfen niemals weiter,
Weil Zoten keinen Fortschritt tragen,
Denn wirklich lesen kann nur ein Gedicht,
Wer sich verstehend sich hinein kann wagen.

So zeigt Europas Spätzeit heute heftig,
Dass Oberlehrerhaftes in den Netzen wirkt,
Wo mancher Kommentar nur deftig
Die kleinkarierte Welt offen entbirgt.


©Hans Hartmut Karg
2018

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Dem Neunzigjährigen

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Dem
Neunzigjährigen

Wen darf mit Neunzig noch der Frühling küssen,
Wer noch marschieren auf den eigenen Füßen,
Dem Leben zugetan und freundlich bleiben
Und Bücher, Mails für andere schreiben?

Mit Neunzig mag er gern Musike machen
Und scherzen, über Witze lachen,
Sehr hoffnungsfroh ins Leben sehen,
Tagtäglich noch spazierengehen:
Das kann doch der ….... nur!
Im Einklang mit Leben, Natur
Und mit der lieben Ehefrau
Trotzt er dem Dasein, das sonst grau,
Weil er sich noch begeistern kann –
Der wunderbare Nachbarsmann!

Er möge frei sein, ohn' Beschwerden
Und deshalb hundert Jahre werden!

Denn wo gibt es noch solchen Mann,
Der über alles lachen kann?


©Hans Hartmut Karg
2019

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Wo Liebe ist

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Wo Liebe ist

Die Liebe will die Partnerschaft,
Auf Augenhöhe Nähe wählen,
Entwickelt keine Gegnerschaft
Und will auch nicht Rosinen zählen.

Wo Liebe ist, da flieht der Hass,
Die überdrehten Lebenslagen,
Weil Freundlichkeit mit Spiel und Spaß
Lebt, weil dann keine Dauerfragen.

Wo Liebe ist, braucht es kein Bild,
Nicht Bösewichte und nicht Feinde,
Denn wo sie aufgeht, fein und mild,
Ist Friedenszeit, die alles einte.

Wo Liebe ist, da ist auch Schatten,
Wenn Täuschungen sie mitgetragen
Und wache Geister leicht ermatten,
Weil scheinheilig die Lust getragen.

Da braucht die Liebe ihren Schutz,
Wenn sie mitunter recht naiv
Sich öffnet auch manchem Nichtsnutz,
Der treulos lebt in seinem Mief.

Und Liebe zieht auch Neider an,
Die Eifersüchteleien kennen,
Mitunter dann im Größenwahn
Gegen Besitzstände anrennen.

Deshalb, Liebende, seht Euch ja vor
Und trachtet danach, Euch zu schützen.
Gar mancher schießt ein Eigentor,
Wenn er sich dadurch lässt vernützen.


©Hans Hartmut Karg
2019

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Sittenbasis der Dichter

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Sittenbasis der Dichter

Mit Worten in die Welt zu wedeln
Und unser Dasein damit adeln
Bedeutet, Freiheit zu veredeln
Und Menschenwürde nicht zu tadeln.

Die Laster kennt der Dichtergeist,
Er weiß, dass so etwas nicht geht:
Fakenews, Shitstorm will, dass man dreist
Dem Edelmut im Wege steht.

Dichter woll'n in dem Weltverstehen
Mit Versbildung die Kunst ausmessen
Und gerne neue Wege gehen,
Wo vieles nurmehr matt gewesen.

So suchen Dichter mit Gewissen
Danach, was ihnen wichtig ist.
Erachtenswert und nicht verschlissen
Erscheint, was Dichtkunst nicht vergisst.

Die Erdzeit dreht sich ständig weiter,
Zukunft als Galaxie erstrahlt,
Doch ob es ernst wird oder heiter?
Der Mensch haftet und er bezahlt

Für alles, was er angestellt
Und wo sein Fußabdruck entstanden,
Denn nichts verzeiht die Lebenswelt,
Wo nur Vernutzungen anlanden!

Kein Mensch kann sich daraus fortstehlen,
Nicht fliehen oder durch Nichtstun
Die eigene Selbstbefreiung wählen,
Denn er trägt die Verantwortung.


©Hans Hartmut Karg
2019

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Hans Hartmut Karg
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Frühlingssonnentag

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Frühlingssonnentag

Die Sonne trägt heut' dicke auf,
Fragt mich in aller Frühe:
„Kommst Du zu meinem Frühlingslauf,
Das geht ganz ohne Mühe!“

Dabei bin ich schon bald geweckt
Von Zwitscherkindern aus dem Wald:
Wo Sonne letzten Tau aufleckt
Das Frühkonzert erschallt.

Naturerwachen überall
Und alles leuchtet grüner,
Hell klingt der Vogelstimmen Schall,
Der Himmel bläut jetzt kühner.

So steht denn auf die Lenznatur
Will uns an sich gewöhnen.
Wir wandern gern in die Natur:
Sonne will uns verwöhnen!


©Hans Hartmut Karg
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Projektionen

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Projektionen

1. Das eigene Kind bringt aus der Schule schlechte Noten mit.
Dafür – so meinen manche Eltern – trägt nur die Lehrkraft wahre Schuld.
Man unterstellt mitunter Härte, Empathiearmut und schweren Schritt,
Privatbeziehung sei ein Chaos, deshalb bleibe da wenig Geduld.

2. Auch die Bekannten können nichts –
Und sie verdienen auch recht wenig!
W i r sind allein Kinder des Lichts,
So kerngesund – und recht ansehnlich.

3. Beziehungen, die nicht gut laufen, die projiziert man schon,
Selbst wenn dadurch so manche Nähe nicht mehr glückt.
Der Himmel hier auf Erden bringt nur selten Lebenslohn:
Gestört kann man auch sehen, was sonst reich entzückt.

4. Wir projizieren manche eigene Not
Auf Zeitgenossen in der Lebenswelt,
Sind eigentlich da selber aus dem Lot –
Und haben uns deshalb höher gestellt.


©Hans Hartmut Karg
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Morgenluft

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Morgenluft

Sieh an, die Winde sind verstummt
und überall nur blauer Himmel.
Ach, wie erfrischend doch die Luft,
die morgens aus den Wiesen steigt,
vom Wald die Kühle bringt!

Nie ist das Jahr so sorgenfrei
und nie so unbehelligt,
wie zu der frühen Tageszeit
im Lenz, wenn Erde duftet
und früh der Vogel singt.


©Hans Hartmut Karg
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Dreimal Frühling

Beitrag von Hans Hartmut Karg »



Dreimal Frühling


Noch vor Verdun lag der Großvater,
Als wieder einmal Frühling kam,
Und in dem tiefen Bombenkrater
Verblutete der Kaiserwahn.

Knapp hatt' er damals überlebt,
Doch alle Freunde dort verloren.
Dadurch hätte ihm vorgeschwebt:
Niemals in diese Welt geboren!!!

Der Vater, der lag vor La Flèche,
Vom Hitlerwahn dorthin getrieben,
Spät kam er über die Ardèche
Zurück zu seinen frohen Lieben.

In Frankreich ward er interniert,
Als wieder einmal Frühling sonnte
Und niemand Mitleid da verspürt,
Wo jetzt die Not im Nachkrieg wohnte.

Niemals soll uns der Heldentod
Wieder einmal Menschen rauben,
Niemals mehr ein Tyrannenboot
Uns wieder in Feindbilder schrauben!

Schwindel und Betrug verführen
Die Jugend, die doch leben will,
Sonne, Frühlingsfreude spüren
Mit Liebelei als Friedensziel.

Wie oft hat man sie schon betrogen,
Glanzsiege ihr dann vorgegaukelt,
Hat sie in Reden angelogen
Und ihr Zutrauen krass verschaukelt!

Wir brauchen keine Kriegsversehrten!
Tyrannen sind des Hasses Schreiber,
Die immer nur die Not vermehrten,
Nichts, als des Sensenmannes Treiber.

Nur wenn das Sterben niemand will,
Nicht einmal mehr die Neidgeführten,
Wird Angstfreiheit ein Lebensziel,
Das Frühlingsfriedenstrahlen kürten

Wir wollen diesen guten Frühling,
Der Frieden bringt und Blütenduft
Und wo nicht mehr das krumme Ding
Des Krieges fördert Grabesluft.


©Hans Hartmut Karg
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Geburtstagsfeier im Schloss

Beitrag von Hans Hartmut Karg »



Geburtstagsfeier im Schloss

Im Kreuzgewölbe sitzen alle Gäste,
Der Jubilar voll Freud' mit lieber Frau.
So werden traumhaft solche schönen Feste
Mitunter zur wahren Erinnerungsschau.

Man isst und trinkt und sitzt beisammen,
Erzählt sich von den besten Lebenszeiten,
Weil alle aus derselben Seelennähe stammen
Und sich auf diesen Tag gern vorbereiten.

Trübsinn ist dabei heut' nicht zugelassen,
Man sieht so gern auf diese wunderbaren Jubilare,
Erhebt deshalb nun applaudierend volle Tassen
Und denkt nicht an die weiteren Lebensjahre.

Auch Frau Baronin, Herr Baron sind da,
Verwandte, Freunde und die Nachbarn,
Alle, die doch so lange man nicht sah,
Die kamen jetzt – auch aus Amerika gefahr'n!

Und nach dem wunderbaren Mittagessen
Sehen die Oldtimer wir in den Garagen.
Mit denen sind auf Reisen längst gewesen
Die Schlossherren auf vielen, fernen Straßen.

Nun wird es Zeit, den Jubilar zu ehren
Mit Texten, Bildern aus der Lebenskron',
Geschichte und Vergangenes zu ehren,
Als er Geliebter, Jugendlicher, kleiner Sohn.

Da sieht man erst, was wirklich er geleistet,
Der aus einfachem Lebensstande kam.
Er blieb bescheiden, hat sich nie erdreistet
Mit Arroganz zu leben einen toten Wahn.

Musik hat ihn bis heut' hierher getragen,
Noch immer kann er über Witze lachen.
Er wird auch jedem Freundlichkeiten sagen,
Hilft Alten, Randständigen und den Schwachen.

Da wird im Kreuzgewölbe dieses Fest
Zu einem wahren Jahreshöhepunkt,
Wo Nord und Süd und Ost und West
Das Schöne bringt auf besten Punkt.

So kann die Welt lebendig bleiben,
Wenn Menschen miteinander feiern geh'n.
Dann können wir auch schöne Verse schreiben
Und nach Verdiensten überreichlich seh'n.


©Hans Hartmut Karg
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Hans Hartmut Karg
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Sommersdorfer Schloss

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Sommersdorfer Schloss

Es ragt steil hoch aus Altmühlauen,
Das Schloss – ist plötzlich sehr präsent,
Will alles Frankenland da überschauen,
Wo man Gemütlichkeit noch reichlich kennt.

Zuerst sieht man den Fachwerkturm,
Der später zu dem Schlosse kam
Und überdauert Unwetter und Sturm,
Wo er sich Zeit zum Sehen nahm.

Tritt man dem Bauwerk näher an die Seite,
Sieht man ein großes Wasserschloss
Mit Burggraben und Seen, Grasesweite,
Wo dann der Hauptbau aufragt, mächtig, groß.

Achthundert Jahre alt ist das Gemäuer,
Vier Stockwerke, man glaubt es kaum:
Ganz ohn' Gespenster, Ungeheuer
Steht dieses Schloss als wahrer Traum!

Und Mumien, zweihundert Jahre alt,
Hüten noch immer ihr Geheimnis,
Liegen dort, wo es zugig, kalt,
Erhalten, als damals ihr Leben riss.

Ja, das Ensemble lebt beschaulich seine Zeit
Hat doch so viel Geschlechter schon gesehen,
Geht zeitlos weiter in die unbekannte Ewigkeit,
In die wohl alle unsere Menschenseelen gehen.


©Hans Hartmut Karg
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Versingelung

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Versingelung

Die Einzelhaushalte, sie nehmen zu,
Immer mehr Menschen leben dann allein.
Gar mancher ist auch alt, braucht seine Ruh' –
Und will doch ohne Partner niemals sein...

Sie können oftmals nicht mehr miteinander,
Woll'n nun aber ohne einander auch nicht sein,
Wo wegwischt alles jener Feuersalamander,
Der lieblos lässt die Menschen sehr allein.

Kinder lechzen nach beiden Elternteilen,
Damit Gemüt und Seele nicht verdorren,
Denn nur, wo beide Eltern Liebe teilen,
Reift das Gemüt – nichts ist verworren!

Auch wenn zwei Menschen sich nicht mehr begehren,
Weil ihre Seelen sich weit auseinander nun gelebt,
Können sie sich doch weiterhin noch immer ehren:
Kein Rosenkrieg, der auf Schmerzbindung steht!

Sie müssen mit der Trennung doch nicht weichen,
Sich im Versingeln diesem Zeitgeist unterwerfen
Und deshalb auch nicht dort ihre Segel streichen,
Wo nichts mehr, als nur noch leidvolles Nerven.

Die Kinder brauchen Mutter UND den Vater,
Sonst leiden ihre noch sehr zarten Seelen.
Deshalb, Eltern, bleibt stets präsent und als Berater,
Die sich nicht aus Verantwortung und Nähe stehlen.


©Hans Hartmut Karg
2019

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Im Frühling des Jahrhunderts

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Im Frühling des Jahrhunderts

Wir leben alle gern in einer jungen Zeit,
Umgeben von den vielen Zwitscherlingen.
Die hüpfen partnersuchend in des Frühlings Kleid,
Wollen auch uns von Liebe und von Hoffnung singen.

Steht der Tag auf, verstummen langsam ihre Lieder,
Weil starke Wärme nun hinführt zum Tann.
Und doch hören am Tage wir sie immer wieder:
Die Amseln schlagen uns in ihren Bann!

Der Frühling des Jahrhunderts ist noch jung
Und trägt das Grün offen ins freie Land,
Gibt diesen ersten Jahren reichlich Schwung,
Führt sie zu uns mit zarter, goldner Hand.

Der Alte Kontinent wacht endlich auf,
Weil nun die Überalterung langsam verfliegt,
Erträgt den angesagten Jugendlauf,
Damit auch weiterhin die Liebe ihm nicht flieht.

Es ist lenzhafter Sonnenkraft geschuldet,
Die schon ein wenig sommerwärts hinstrahlt,
Dass aufstrebendes Leben neu geduldet,
Selbst wenn ein wenig noch das Buschwerk kahlt.


©Hans Hartmut Karg
2019

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Reiseziele

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Reiseziele

Wie viele Wunderwerke
hat doch die nahgeborene Welt,
und dennoch neckt uns heimlich
andauernd lockend' Sehnsucht
in eine weitreisende Ferne,
weil Innerstes es will.

Verwegene Träume tragen
gar breitgefächert Neugier mit,
ein wenig auch eigene Eitelkeiten,
denn unser Augenwerk will sehen,
was mit der fernen Weltexotik
uns hinterher hebt doch heraus.

Erlebtes wird Erinnerungssein,
man muss es später nicht mehr haben,
lässt in den Jahren voll von altem Leben
mit Nachhaltigkeit alles geschehen,
was vielgestaltig längst gesehen –
fährt lieber hin zu Rhein und Main.


©Hans Hartmut Karg
2018

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Hans Hartmut Karg
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Wäre die Welt

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Wäre die Welt

Wäre die Welt ein Wolkengebirge
Mit bäumendem Weiß gegen Himmelsblau,
Wuchsstark wie eine Frühlingsbirke,
Dann wüsste auch ich hier endlich genau,
Dass Grauwände ebenfalls leuchten können,
Der Rauch seine todbringende Herrschaft verlöre,
Wir alle uns mit der Natur versöhnen,
Weil jeder auf ihre Schonung höre.

So aber muss ich doch weiter bangen,
Wo Plastikteile Flüsse und Meere vergiften,
In der Wale und Fische Mägen gelangen
Und wir Menschen weiterhin Unruhe stiften,
Weil wir noch mehr in die Natur eingreifen,
Die uns einst als Schöpfung anvertraut
Und wir mit den Zeiten nicht mehr reifen,
Wenn alles nur auf Profit aufgebaut.

Sehen wir doch hin zur grünenden Erde,
Hören doch wieder der Amseln Schlag,
Gehen zu Fuß oder hoch zu Pferde,
Wenn wir an diesem Frühlingstag
Geradewegs unter Tannen spazieren,
Wo unser Leben Erwachendes braucht,
Wir uns nicht wie Tyrannen aufführen,
Bei denen der Egomanismus raucht.


©Hans Hartmut Karg
2019

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Hans Hartmut Karg
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Gelbbüsche

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Gelbbüsche

Forsythienblüten brechen auf,
Um das Land zu überschütten,
Begleiten unseren Wanderlauf
Und, wo Pferde schon geritten,
Am Hohlweg über unserer Stadt,
Das Gelb die Rangen erobert hat.

Die Blüten kommen immer früh,
Die Blätter müssen lange warten
Und geben sich doch alle Müh',
Um in das Frühjahr reich zu starten
Mit Sonne und viel Himmelsgebläu –
Erst dann erscheint das Jahr uns neu!

Haben wir dies schon oft gesehen
In unseren nunmehr siebzig Lenzen,
Wird uns jährlich das Herz aufgehen,
Weil wir damit die Zeit entgrenzen,
Denn erst mit solcher Blütenpracht
Ist dieses Jahr um die Kälte gebracht.


©Hans Hartmut Karg
2019

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