Dr. Karg Gedichte / Teil 2

Moderator: Phönix

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Hans Hartmut Karg
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Traumerfüllung

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Traumerfüllung

©Hans Hartmut Karg
2018

Er träumte vom Hochseilgarten,
Wollte sich selbst Mut beweisen,
Nicht länger auf Erfüllung warten
Und endlich zu den Seilen reisen.

Nun wacht' er auf und sah wie immer
Sich eingemummt in seinem Bette,
Ganz welk und müde im Schlafzimmer –
Da griff er nach der Zigarette...

Später ging er zum Briefkasten,
Denn heute war ja sein Geburtstag.
Neugierig, ohne großes Hasten:
Was dieser Tag wohl bringen mag?

Tatsächlich war da ein Kuvert
Vom Freund – mit einem Gutschein,
Für einen Trip, der ihm viel wert:
Zum Hochseilgarten in Windsheim!

Darüber freute er sich sehr,
Dass sein Traum in Erfüllung ging.
Der brachte ihm sein Wunschziel näher,
Der Freund, dass er am Seile hing.

*

Hans Hartmut Karg
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Limericks

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Limericks

©Hans Hartmut Karg
2018

Es drückte den Mann ein Schuh,
Der lebte schon lang in Peru.
Doch das alte Lamaleder
War leider ohne Feder,
Deshalb ritt er auf einer Kuh.

*
Der Emeritus saß im Sessel,
Seine Frau rührte eifrig im Kessel,
Weil es ihn gelüste,
Aß er gern Kochwürste,
Nur dann verließ er den Sessel.

*
Da lebte ein Mann in Kirchlinteln,
Der brauchte noch keine Windeln.
Doch während er las,
Er darob vergaß,
Dass vom Dach flielen längst die Schindeln.

*
Wer nicht lökt gegen den Stachel
Und nur poliert eine Kachel,
Der kommt niemals fort
Von vertrautem Ort,
Wird Sklave seiner lieblichen Rachel.

*
Gemach, gemach, es pfeift der Wind,
Obgleich alle schon auf Linie sind.
Will dann ein Schopf
Queren den Kopf,
Macht Ärger die Augen blind.

*
In ihrem großen Garten
Konnten sie es kaum erwarten:
Aus der Grillerei
Wurde Völlerei,
Der Tod musste nicht lange warten.

*
Jedes Jahr zur Osterzeit
Machten sie sich auf und bereit
Mit ihrem Dieselkarren
Den Süden zu befahren.
Das war für sie größte Freiheit!

*
Er heizte gerne den Grill
Und aß dann immer recht viel.
Er konnte nicht laufen,
Konnte nur saufen,
Um ihn wurd' es schrecklich still.

*
Da war doch ein Mann aus Linden,
Der aß immer Aachener Printen.
Doch mit einem Mal
Wurd' er aschfahl,
Konnte den Darmgang nicht unterbinden.

*

Hans Hartmut Karg
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Glücksmorgen

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Glücksmorgen

©Hans Hartmut Karg
2018

Die Sonne greift nach dem Rollladen
Und blauer Himmel blinzelt her,
Will mich zum Aufwachen einladen –
Alles wird leicht und nichts ist schwer.

Nach trüber Nacht vom Glück erfahren,
Dass neben mir ein Herz noch schlägt
Mit Treuesinn und welterfahren –
Das ist es, was mein Leben trägt.

Jetzt nach und nach zur Liebe greifen
Und in die schönen Augen seh'n –
Das ist es, wo die Strahlen reifen,
Weil wir h i e r zueinander steh'n.

Ein solcher Tag lädt kostbar ein
Zu seinem lebensfrohen Feste:
Noch müssen wir nicht einsam sein,
Die Liebe bleibt das Allerbeste.

*

Hans Hartmut Karg
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Augenweide

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Augenweide

©Hans Hartmut Karg
2018

Da steh' ich morgens am Balkon
Und seh' hinab in meinen Park:
Das ist mein Augenwunderlohn,
Der mich für diesen Tag macht stark.

Immer ist es ein Busch, der blüht,
Lavendel locken Bienen, Hummeln.
Wo die Natur sich so bemüht,
Muss sie uns mit nichts beschummeln.

Die Farben sind augenverträglich:
Kein Plastikmüll verstellt die Sinne,
Wo Himmelsblau uns leuchtet täglich
Und morgens emsig eine Spinne.

Ja, das ist meine Augenweide,
Mein Schloss, mein Park, mein Paradies,
Wodurch ich Störendes vermeide,
Wo all mein Glück und nichts Verdrieß.

*

Hans Hartmut Karg
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Sonnenmacht

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Sonnenmacht

©Hans Hartmut Karg
2018

Getragen von der Macht der Sonne
Entschleiert sich die dunkle Nacht.
Warm wird sogar die Regentonne
Und zeigt uns: Ja, es wird vollbracht!

Alles, was vorher dunkelgrau
Fließt langsam in ein helles Mild,
Und was zuvor noch fern und rau,
Wird jetzt lebendig und zum Bild.

Nun leuchten überall die Pflanzen,
Der Himmel wird vollständig blau.
Schon rennen flink viele Schildwanzen,
Verlassen ihren sicheren Bau.

Mächtig treibt nun die Strahlen aus
Des Himmels größtes Lichtgestirn
Und wärmt so manches alte Haus,
In dem sonst Streit und alter Firn.

So wendet jeder Sonnenschein
Zum Besseren das Erdensein,
Lässt Dich und mich nicht mehr allein,
Macht groß, was vorher dunkel, klein.

*

Hans Hartmut Karg
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Südsehnsucht

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Südsehnsucht

©Hans Hartmut Karg
2018

Der Süden hat es wirklich schön,
Wenn Sehnsüchte dort baden geh'n,
Wo Kreuzfahrtmenschenmassen
Spazieren durch die engen Gassen,
Weil Alte gern das Alte seh'n.

Im Süden sind immer nur Sonnen,
Das Leben voller wahrer Wonnen
Mit viel Kultur und Musenküssen,
Mit Düften und Lukullgenüssen –
Olivenöl aus Dünnblechtonnen.

Die Schnaken kommen erst am Abend,
Wenn Fledermäuse, dort sich labend,
Wo Hitze nachlässt an dem Strand
Und Sonnenbrand kühlt Sonncremhand,
Wo Pferdhufe dann noch trabend.

Doch: Eine Woche reicht uns schon!
Das war ein schöner Lebenslohn,
Mit dem man sich das hat verdient,
Was Arbeit lohnt und hier gesühnt:
Zurück, eilig, mit Pflicht im Ton!

Man freut sich ehrlicher sodann,
Dass wieder man nach Hause kann,
Packt Koffer aus, ein die Schulranzen,
Lässt nordwärts wieder Puppen tanzen,
Dort, wo Südsehnsucht stets begann.

*

Hans Hartmut Karg
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Zeitgeistmoment

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Zeitgeistmoment

©Hans Hartmut Karg
2018

Das wissen wir ja, das kennen wir ja,
Das wollen wir niemals berappen.
Wir wollen sein, wie man's früher schon sah,
Irgendwie wird schon alles klappen.

Sind Gutmenschen mehr als Umfragesklaven,
Unterwegs mit dem Gutfühlprogramm?
Verläuft nicht aktueller Ideenhafen
Nur plätschernd im Buntdiagramm?

Anstatt dem Populismus Lösungen zu zeigen,
Flachen Talkshows ab zur Quote.
Um sich ja nicht vor der Realität zu verneigen
Reiten Dampfsätze sich zu Tode.

Der Durchschnitt wird das erstrebte Ziel,
Mit dem sich die Granden behängen.
Es schwindet so das Weltgefühl:
S'ist egal, lässt sich halt nicht längen!

Die Talkshows sprechen zwar alles an,
Lösungsansätze jedoch verflachen,
Weil der Zeitgeist offenbar nicht anders kann,
Als zu bejammern die Sachen.

Im Fernsehen immer dieselben Gesichter,
Bekanntsätze von polternden Wesen.
Wie soll bei solch banalem Gelichter
Das Mögliche zur Lösung genesen?

*

Hans Hartmut Karg
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Lebensfragen

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Lebensfragen

©Hans Hartmut Karg
2018

Bist Du schon kalt oder noch lebendig,
Scheintot oder noch geistig wendig?
Erfindest Du noch eine bessere Welt
Oder hast Du Dich schon selbst abbestellt?
Lebst Du nur noch in Welten mit steter Kritik,
Hast Du noch leidende Menschen im Blick?
Bist Du ein Freund des globalen Klau's
Oder suchst Du und kommst selber heraus?
Sind für Dich im Streit die Generationen
Oder wirst Du alle mit Achtung belohnen?
Gibt es den Kampf zwischen Mann und Frau
Oder macht erst die Nächstenliebe schlau?
Wie hältst Du es denn mit der Religion,
Bist Du tolerant – oder Radikalensohn?
Kannst Du geben und immer würdevoll sein
Oder bleibst Du mit Deinen Egoismen allein?
Bist Du Sklave von Dingmacht und Konsum
Oder trägst Du die Fürsorge mit zum Ruhm?
Denkst Du auch an das jüngste Gericht
Oder stolzierst Du nur mit eitlem Gesicht?

*

Hans Hartmut Karg
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Ein Segenstag

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Ein Segenstag

©Hans Hartmut Karg
2018

Endlich, nach langer Hitzewelle
Bringt Regen ersehnten Segen:
Wolken verdecken das allzu Helle,
Grauschleier das Land belegen.

Rasch dampfen die ersten Tropfen weg,
Weil Dächer, Straßen noch viel zu heiß.
Doch dann liegt über Weg und Steg
Begehrtes Nass, zuerst tropfenweis'.

Der Landregen nässt alles Trockene ein
Und die Natur atmet und blüht auf:
Kein Pflänzchen muss nunmehr dürstend sein,
Langsam füllt sich des Flüssleins Lauf.

Durchatmen erfasst auch die Räume,
Trotz Eintrüben bleibt der Lichtstand präsent
Und Sonne streift abends die Bäume,
Wo man die Idylle noch kennt.

*

Hans Hartmut Karg
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Da ist ja alles Gold!

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Da ist ja alles Gold!

©Hans Hartmut Karg
2018

In all den langen Elternzeiten,
Die segensreich man tragen konnte
Und die das ird'sche Leben weiten,
Das immer schon der Tod bewohnte,

War mir nicht klar, als jung ich war,
Weshalb manchmal Kleinkinder sterben,
Wenn sie ertrinken zu früh gar,
Obwohl wir Sicherheit ererben,

Bis eines Tages ich erlebte,
Wie ein Kind dort am Beckenrand
Strahlte, dass sein Körper bebte,
Weil Wellen es als Gold empfand:

„Das glänzt, das will ich haben!
Ich hol' es mir, es ist ja Gold!“
Es will sich holen, will sich laben –
Gesprungen und das Gold geholt!

Das Kind wollte ins Wasser springen,
Gerade noch, dass ich es hielt,
Konnt' weinend es zur Mutter bringen,
Wo mit Umarmung Leid gestillt.

Ich weiß jetzt, wie die Kleinen ticken,
Weil sie Gefahren noch nicht kennen,
Neugierig zur Erscheinung nicken
Und dabei ins Verderben rennen.

Wo es glänzt und mit Blau belegt,
Mit dem die Becken ausgestrichen,
Wird Neugier von der Gier bewegt –
Kein Auge bleibt da ausgeglichen.

Der Zwang erhöht dadurch den Reiz
Ins Wasser leicht hinab zu kippen:
Die frühe Gier und noch kein Geiz
Besiegt der Sensenmann mit Rippen.

*

Hans Hartmut Karg
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Er liegt und fault

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Er liegt und fault

©Hans Hartmut Karg
2018

Als ich noch klein war mit dem jungen Vater,
Spielend im Sandkasten mit Nachbarskindern,
Dazu dort streichelte die Hühner und den Kater,
Waren wir weit entfernt vom Tod und seinen Schindern.

Doch immer wieder mal verschwand ein alter Mann
In unserer Nachbarschaft. Man trug dort Trauer,
Denn: „Der liegt und fault“, sagte man immer dann,
Wenn zwischen Lebenden und Toten wuchs die Mauer.

Der Vater selbst liegt ein Vierteljahrhundert
In kalter, feuchter, dunkler Friedhofserde.
Ich selbst bin darob heute sehr verwundert,
Wie rasch die Zeit mir floh und zur Distanz sich kehrte.

In dieser Losheit ohne Sprache unseres Seins,
Bei der es weder Antwort gibt, noch Frage,
Nicht Austausch über Meins und Deins,
Wird dieses Schweigen wohl zu unserer größten Plage.

Gezwungen bleiben wir schicksalsergeben,
Die wir noch immer lebensreisend sind,
Uns fragen und selbst Antwort geben,
Doch wegerinnert von des Schicksals Wind.

Wenn Mutter und wenn Vater tot,
Greift leichter jener Fatalismus,
Der Zweifel sät, wo einsam unsere Not:
Vermehrt hadern wir mit des Todes Kuss.

Einschläge kommen plötzlich näher,
Obwohl man scheinbar noch in vollem Leben.
Doch unsere Ärzte sind uns auch die Späher,
Die uns noch wenig Hoffnung geben.

Die Achsenzeit, sie läutet ein
Dein Leben nach der Eltern Tod,
Lässt Dich zurück, oft einsam sein
Und treibt so manchen aus dem Lebenslot.

Denn nie mehr wirst Du fragen können
Den Vater, der als Kind Dich trug.
Antworten wird er Dir auch keine nennen,
Die retten Dich vor Lug und Trug.

*

Hans Hartmut Karg
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Wuchersegen

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Wuchersegen

©Hans Hartmut Karg
2018

Nachdem just dieser starke Regen
Die Büsche zum Treiben gebracht,
Wächst nun ein solcher Wuchersegen,
Mit dem Natur uns reich bedacht.

Jetzt müssen wir sie wieder schneiden,
Die Büsche wie die hohen Bäume,
Damit sie sich nicht weiter breiten
Und zuwuchern die freien Räume.

Die Arbeit ist nicht wunderbar,
Dass wir sie immer haben müssen.
Doch erst der Schnitt verhilft uns gar,
Dass wir gesegnet mit viel Nüssen.

Wo die Natur auch wachsen kann,
Weil jemand sich ums Ernten kümmert,
Kommt dieser Segen bei uns an,
Wenn nichts die Arbeit noch verschlimmert.

Natur braucht unsere gute Hand,
Wo sie ins Grenzenlose treibt.
So bleibt gepflegt auch unser Land –
Der Eigner sich die Hände reibt!

So zwischen England und Frankreich
Liegen bei uns die schönsten Gärten,
Die doch nur mit dem klugen Streich
Zu wahren Paradiesen werden.

*

Hans Hartmut Karg
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Der kleine Unterschied

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Der kleine Unterschied

©Hans Hartmut Karg
2018

Du fährst in Deutschland mit dem Rad
Und immer wieder wird’s passieren,
Dass Polizei nun Bock drauf hat,
Dich und Dein Rad zu kontrollieren.

Fehlt etwas, musst Du Dein Rad schieben,
Man schaut, ob Du das auch einhältst.,
Dein Freund und Helfer wird Dich lieben,
Wenn Du es abschließt und abstellst.

Doch fährst Du in den Südurlaub
Und mit dem Bruchvelo zum Markt
Gibt es das Wunder: Mit Verlaub
Ist es egal, wie man fährt, parkt.

Das Rad hat weder Brems', noch Licht,
Die Klingel ist schon lang geklaut
Und für des Deutschen Angesicht
Ein Fahrzeug, das aus Schrott gebaut.

Auch wenn Du fährst im Fahrverbot,
Schauen die Polizisten weg:
Der Strafzettel ist nicht ihr Brot,
Mit dem sie pflastern Deinen Weg!

Großzügig wird mt Stolz im Süden
Kein Fahrrad jemals kontrolliert,
Wo strampeln gerne alle Müden,
Die Nordbusse hierher geführt.

*

Hans Hartmut Karg
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Gastrecht

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Gastrecht

©Hans Hartmut Karg
2018

Getragen vom Ideal der Sorge,
Willkommen dem Fremden zu sagen:
So lebt mit Gastrecht Fürsorge,
Des Ankömmlings Würde zu tragen.

Aus Krieg, Not und steter Entbehrung
Fliehen Gäste in bessere Gefilde,
Um in der Fremde die Mehrung
Zu finden – und Lebensmilde.

Doch wenn der Fremde nur fordert,
Sklave in eigenem Selbstverständnis
Und sich nur begehrlich ordert,
Geht durch die Freundschaft ein Riss.

Ablehnung schlägt dem entgegen,
Der nur die eigne Religion
Ohne Toleranz und gutes Geben
Zur Macht treibt – im Herrschaftston!

Angenommen dürfen Fremde sich wähnen,
Wenn sie keine Überwältigung leben,
Dass anerkannt Achtung und Sehnen,
Wo sie nicht herrschsüchtig streben.

Kein Gastland ist ja dagegen,
Wenn Fremde in Erinnerungen schwelgen.
Einwanderung wird dann zum Segen,
Wenn diese auch langsam welken.

Man begrüßt die Neuen doch gern,
Wenn sie Sprache, Kultur akzeptieren
Und sich nicht parallel und fern
Zum Ablehnungshass verführen.

*

Hans Hartmut Karg
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Berühmte Berthas

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Berühmte Berthas

©Hans Hartmut Karg
2018

Um 550 n. Chr.: Bertha die Heilige

Die Tochter König Chariberts,
Des Frankenkönigs Lieblingskind,
Vermählte sich mit Aethelberth
Von Kent, dem Englandherrscher,
Hat Christtumsannahme erreicht.


Um 725 n. Chr.: Bertha oder Bertrada

Sodann gab es Bertrada,
Auch Bertha gern genannt.
Sie war die Frau jenes Pippin,
Die Mutter Karls des Großen
Und Mutter auch des Karlman.

Um 780 n. Chr.: Tochter Bertha

Dann hatte Karl der Große
Mit Hildegard die Bertha,
Geliebte von Mönch Anglibert,
Mit dem sie Nithard hatten,
Geschichtsschreiber und Weiser.

Um 1070 n. Chr.: Bertha von Susa, Savoyen, Turin

Sie war die Frau Heinrichs des Vierten,
Der nach Canossa gehen musste
Und der sich von ihr trennen wollte.
Sie war Mildtäterin, er blieb bei ihr,
Zur Kaiserin ward sie gekrönt.

*

Hans Hartmut Karg
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Der Juni

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Der Juni

©Hans Hartmut Karg
2018

Den Monat steigt das Jahr hinauf
Und flacht erst endwärts wieder ab,
Beschert der Sonne ihren Lauf,
Woran ich meine Freude hab'.

Jetzt ist der Sonnenschein sehr lang
Und alles wächst der Höhe zu,
Weil dies dem Juni stets gelang –
Ich hol' hervor die Wanderschuh!

Erwartungsvoll und tragbeständig
Treiben schon Gartenfrüchte aus,
So dass ich gerne und beidhändig
Beernte meinen Gartenschmaus.

Die ersten Blumen sind verblüht,
Doch kommen neue Blüten nach,
Und wo das Wetter sich bemüht,
Füllen sich wieder Fluss und Bach.

*

Hans Hartmut Karg
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Pappenstiel

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Pappenstiel

©Hans Hartmut Karg
2018

Der Papp war einst der Blütenstiel,
Auf dem Fallschirm' gesessen hatten,
Die Löwenzähne mit dem Ziel
Verbreiteten für Nachwuchstaten.

Der Löwenzahn hieß Pfaffenblume,
Auch Papenblom', gleich Löwenzahn,
Wuchs überall, auch ohne Krume,
Wo er dann mächtig samen kann.

Der Pappenstiel war danach leer,
Wertlos, zu nichts mehr zu gebrauchen.
Den Wortsinn holte man sich her,
Denn alles kann Sprache gebrauchen!

„Das ist kein Pappenstiel!“
Macht aufmerksam auf wirklich Tolles
An Arbeit, Fleiß, Lebensgefühl –
Tatsächlich etwas Mühevolles.

*

Hans Hartmut Karg
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Dürrephase

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Dürrephase

©Hans Hartmut Karg
2018

Was helfen alle Großmaschinen,
Wenn wochenlang kein Regen fällt,
Den Pflanzen gar nicht dienen mag,
Weil er in einer anderen Welt?

Dort bringt er Seen zum Überlaufen,
Flussauen sind weit überschwemmt,
Und an den vielen Regentraufen
Fließt Wasser völlig ungehemmt.

Auf Trockenfeldern droht Noternte,
Die Körner bleiben viel zu klein.
Wo sich der Regen lang entfernte,
Kann immer nur die Dürre sein.

Zu wenig Wasser und zu viel
Fürchtet ein jeder guter Bauer.
Dann hat er oftmals das Gefühl:
Das Schicksal liegt ihm auf der Lauer.

*

Hans Hartmut Karg
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Kreuzfahrttage

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Kreuzfahrttage

©Hans Hartmut Karg
2018

Man sitzt und isst sechs Tage lang
Sechsmal am Tag und gar recht viel.
Es ist, als ständ' man unter Zwang
Und hat für kein Maß ein Gefühl.

Bedient von vorne und von hinten
Fängt Füllen schon beim Frühstück an:
Man wird da alles köstlich finden
Und lebt so seinen Königswahn.

Noch nie hat es ja das gegeben,
Dass Bürger so verwöhnt im Leben
Der Völlerei gezielt zustreben,
Um sich die Kante dort zu geben!

Vorbei, wo Arme an den Stränden
Mit Hungersehnsucht 'rüberblicken
Und wir am Schiff mit feisten Händen
Den Magen mit Omelett beschicken.

Da lassen wir es wirklich krachen,
Denn wir sind hier ja unbekannt,
Können so frei und füllig lachen:
Hier ist kein Feind, nicht unser Land!

Mit den vieltausend Passagieren
Zieht unser Riesenkahn nach Süden,
Und keiner muss sich hier genieren:
Die Kreuzfahrt ist ja für die Müden!

Ob da Schweröl im Meer verbreitet,
Mit Müllbergen Häfen gefüllt:
Niemand, der das sieht und bestreitet,
Verantwortung auch dafür fühlt!

*

Hans Hartmut Karg
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Wir sind ganz toll!

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Wir sind ganz toll!

©Hans Hartmut Karg
2018

Viel Reden halten, Papiere füllen –
Ist das denn noch Demokratie?
Sich anschließend medial verhüllen
Mit Solipsismus und Manie?

„Was sollen wir denn wirklich tun?“
Treibt Kant Politiker zum Handeln.
Doch was gelingt denn wirklich nun,
Wenn wir nicht Lösungen verhandeln?

Wo nur geredet, debattiert
Und viel Papier seitweis' gefüllt,
Hat Hochmut da nicht längst verführt
Und Bürgerhoffen weggespült?

„Wir sind ganz toll!“,
Das reicht nicht mehr!
Hat man da nicht die Nase voll,
Wenn nichts gelöst – und alles schwer?

*

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