Dr. Karg Gedichte / Teil 2

Moderator: Phönix

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Hans Hartmut Karg
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Ihre wahre Liebe

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Ihre wahre Liebe

Der Feminismus hat Frauen befreit,
Emanzipation ihnen Rückhalt gegeben.
Deshalb sind neue Lieben nun bereit
Zu einem freieren und fairen Leben.

Die Mutter hatte sie da gut erzogen,
Dass Frauen immer stark sein müssen
Und nur der Liebe denen dann gewogen,
Die sie entscheiden lassen über alles Küssen,

Weshalb sie alle Freundschaften nun mied,
Die nicht von ihr als solche ausgelegt,
So dass sie sich dagegen rasch entschied,
Was nicht vom Kopf her war da angelegt.

Doch nun kommt plötzlich jener ältere Mann
Dem Planen und dem Denken in die Quere,
Der groß, der stark, der interessiert nun alles kann,
Sogar entheben sie der bisherigen Frauenschwere.

Sie kann bei ihm getrost den Kopf anlehnen,
Am ersten Tag hat er sie schon verführt.
Da wuchs in ihr ein bisher unbekanntes Sehnen,
Weil ihr Gemüt bei ihm die wahre Liebe spürt.

Die Kopfgeburt ist fortan keine Stärke,
Mit welcher sie Liebe belastet sieht.
Hart und behutsam geht er oft zu Werke,
Wenn er sich um die Nähe sehr bemüht.

Er kann ihr so charmant die Hände reichen,
Die fahren über ihre kleine Fraufigur,
Werden zärtlich ihr über Haare streichen,
Gelockt von Duft und starker Mannsnatur.

Das kommt an, weil sie alsbald merkt:
Dies ist der Liebe wahrer Schall,
Der ihre klamme Frauenseele stärkt,
Als käme er von weither aus dem fernen All.


©Hans Hartmut Karg
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Hans Hartmut Karg
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Zölibat aussetzen!

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Zölibat aussetzen!

Wer jetzt zu spät kommt,
Den bestraft das pralle Leben!
Wem nur Enthaltsamkeit da frommt,
Der kann den Priestern keine Freiheit geben!

Die Fleischesliebe ist Lebenskonstante,
Mit der das Menschsein auch beginnt.
Der Trieb braucht keine Gouvernante,
Die auf Enthaltsamkeit ihn trimmt!

Das Leben bleibt experimentell,
Denn es ist biologisch da.
Auch deshalb bleibt es sexuell
Und dem Begehren immer nah.

Wo das legal kanalisiert,
Weil im Erwachsensein erlaubt,
Wird kaum ein Kind dann mehr verführt,
Dem man so Scham und Jugend raubt.

Hebt deshalb auf den Zölibat,
Lasst heiraten die Priesterschaft!
Hört doch auf den Biologenrat,
Damit die Kirche Frieden schafft!

Bis zum Konzil von Elena
War Priestern Heiraten erlaubt,
Der Kirchenmann den Menschen nah,
Nicht abgehoben, fern, verstaubt.

Lasst heiraten die Geistlichkeit,
Die das doch längst so halten will,
Ins Kloster gehen, wer bereit
Und wem Enthaltsamkeit ein Ziel.

Des Mannes Trieb ist doch Tatsache,
Die niemand ignorieren kann.
Wer Glück nicht sieht als Fluch und Rache,
Der will befreit den Kirchenmann.

Biologie ist stets im Dasein,
Verbote können nichts ausrichten,
Denn bleibt der Mensch damit allein,
Wird großen Schaden er anrichten.

Und jener Papst wird hoch verehrt,
Welcher den Zölibat künftig aussetzt,
Weil er Unmöglichkeit verwehrt
Und sich für Menschlichkeit einsetzt.

Die Pfarrhäuser sind alle groß,
Dort können auch Familien leben,
Wenn aus Abrams fruchtbarem Schoß
Erneut erblüht das junge Leben.

Für dieses menschliche Begehren,
Das von uns Liebe wird genannt,
Lässt sich die Gottheit weiter ehren,
Die früh für Gattenliebe stand.


©Hans Hartmut Karg
2019

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Hans Hartmut Karg
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Nachblüte

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Nachblüte

Der Strauch steht schön in Blüte,
Doch treibt die Hitze ihn dahin,
Dass er den Segen nicht behüte
Und alles fällt ab ohne Sinn.

Die Blütenblätter müssen fallen,
Nachtkühle schiebt allein das Laub,
So dass die schönen Äste kahlen,
Wo überall Saharastaub.

Erneut erwärmt sich doch der Strauch,
Nachblüten kommen spät heraus,
Die aufbrechen, als wär's der Brauch
Und überstrahlen Busch und Haus.

Ja, die Natur weiß sich zu wehren,
Sie gibt der Hitze nicht klein bei
Und will den Frühling weiter ehren,
Damit das Auge glücklich sei.


©Hans Hartmut Karg
2019

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Hans Hartmut Karg
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Familiendiktatur

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Familiendiktatur

Da sitzt der junge Mann am Tisch,
Er unterhält dort die Familie
Mit Fantasie, Erzählgemisch,
Spricht vom Beruf und mit Emilie.

Doch irgendwie bleibt chancenlos
Sein Charme, man hört ihn dennoch an:
Die Dynastie, die reich und groß,
Andern nicht gern zuhören kann.

Man sagt ihm deshalb, was erwünscht,
Was hier im Hause Tradition,
Womit man ihm nun Gutes wünscht,
Als wär' er ein Familienklon.

Er soll das mögen, was man isst,
Mit allem sich gern arrangieren,
Wodurch die Herkunft er vergisst,
Weil Normen ihn fortan hier führen.

Er soll die Lieblingskuchen wählen,
Aufstehen, schlafen, wie's da Mode
Und davon löblich nur erzählen,
Sich niemals langweilen zu Tode.

So merkt der junge Mann alsbald,
Dass es um Machtausübung geht.
Da hilft kein Kuss, kein Gang zum Wald,
Weil man auf harte Herrschaft steht.

Deshalb verlässt der feine Mann
Alsbald die graue, blonde Maus,
Die nichts, als nur mitlaufen kann:
Er geht jetzt frank und frei hinaus...


©Hans Hartmut Karg
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Hans Hartmut Karg
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Trüffelhandel

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Trüffelhandel

Am Dorfplatz laufen auf und ab
Die Wirte, die hier handeln wollen.
Sie bringen Bauern schon auf Trab,
Damit die Preise sinken sollen.

Trüffeln liegen fein aus in Tüchern –
Das schwarze Gold aus Südfrankreich!
Man geht nicht zu Auktionen, Büchern,
Erhofft sich hier den Schnäppchenstreich.

Die Spitzenköche kaufen viel,
Man feilscht laut und oft auch sehr hart.
Doch haben diese großes Geld –
An keiner Trüffel wird gespart!

Wild ist der Kampf, der nun stattfindet,
Erst nach und nach Käufer ermüden,
Das Laute vom Dorfplatz verschwindet,
Wo Bauern jetzt noch Schätze hüten.

So bleibt deshalb den ärmeren Schichten
Das übrig, was noch klein zu haben.
Sie können meistens nur berichten
Von Reichen, die Trüffeln wegtragen.

Auch da regiert das Geld die Welt,
Weil Schätze sich in Tüchern finden,
Die morgens von Gourmets bestellt
Dann abends in Bäuchen verschwinden.


©Hans Hartmut Karg
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newearth84
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Re: Dr. Karg Gedichte / Teil 2

Beitrag von newearth84 »

Struktur ist nicht gleich Diktatur,
So will das System ohne Willkur,
Recht für Frauen statt Herrenherrschaft ist unser Tour.
Die Liebe ist das, was zählt,
Hilft leider auch kein Zaubertrinktur,
Frau möchte geliebt werden, versucht mit Liebe und neuer Frisur ;)
Offen und ohne Vorurteil gegenüber Kultur,
So bleibt unsere Zeit niemals stehen unsere Lebensuhr!
Hassgerede entsteht durch Neid pur,
Längerfristig brauchen Leidtragenden einen Erholungskur.
.

newearth84
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Re: Dr. Karg Gedichte / Teil 2

Beitrag von newearth84 »

Ist das Macht?

Ist das Macht?
Angestrebt wir alle ein Teil der Geschichte unserer Welt?
Ist das Macht?
Ein lebender Funke des grossen Geistes gegen Grausamkeit?
Ist das Macht?
Der seine kurze Lebenszeit auf dieser Erde als Boschafter des Lichts verbringt?
Möge des Denkens wohl besinnt.
.

Hans Hartmut Karg
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Re: Dr. Karg Gedichte / Teil 2

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Es ist legitim, solche Fragen zu stellen.
Ob man darauf eine Antwort findet?
LG H. H. Karg

Hans Hartmut Karg
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Vorgartenzierde

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Vorgartenzierde

Als er sein Haus endlich gebaut,
Da wuchs in dem Vorgarten –
Nichts, auf das noch jemand geschaut,
Es war nichts zu erwarten...

So kam ihnen der Löwenzahn
Und allerlei wucherndes Kraut:
Wo sich Natur verbreiten kann,
Da hat sie auf Stärke gebaut.

Sie kommen dabei nicht mehr nach
Mit Ausreißen und Jäten.
Es droht ihnen viel Ungemach,
Wenn sie sich jetzt verspäten:

Die Nachbarn sehen nicht gern zu,
Wenn sich Unkräuter mehren.
Bequem will Mensch doch seine Ruh,
Sich gegen Arbeit wehren.

Deshalb kommt Schotter nun ins Spiel,
Sehr weiß und einen Meter dick,
Drahtglasbaukästen, die nun kühl
Verbreiten Blau und Centerschick.

Kein Kräutchen ziert mehr den Vorgarten,
Zu jeder Jahreszeit dasselbe:
Kein Vogelsang mehr zu erwarten,
Kein Schmetterling, der Frühling melde.


©Hans Hartmut Karg
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Hans Hartmut Karg
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Lebenszeitverschwendung

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Lebenszeitverschwendung

Wenn Du die Vögel nicht mehr siehst,
Die Dich als Freund begleitet haben,
Nur noch im Netz vom Frühling liest,
Siehst Pferde nicht, die draußen traben,
Solltest Du endlich ein wenig gehen,
Damit die Glieder Dir nicht rosten
Und dabei rückblickend verstehen:
Natur, die muss man selber kosten!

Die Logarithmen mögen rauschen,
Die Medien auch ständig wabern,
Virtuell sich Leben berauschen
Und immer irgend jemand labern –
Doch wenn Du ehrlich zu Dir bist:
Das raubt Dir nur die Lebenszeit,
Denn was der Monitor ausmisst,
Macht lang noch nicht liebesbereit.

Der Tag läuft so an Dir vorbei,
Vielleicht Dein ganzes Leben,
Franst aus dabei im Vielerlei,
Kein Halten wird es geben,
Wenn Du so dauerhaft verwöhnt
Den Körper nicht kannst spüren
Und deshalb ganz naturentwöhnt
Die Medien Dich verführen.


©Hans Hartmut Karg
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Hans Hartmut Karg
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Am Gehege

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Am Gehege

Hinter raffinierter Umzäunung
stehen sie still und schauen.
Manche fressen das welke Futter.
Besucher in Sonnenbräunung
wollen auf Sicherheit bauen,
Die Kleinen führt noch die Mutter.
Den Tieren im weiten Gehege
will jedoch nicht in den Sinn,
weshalb Menschen hinter Gittern
erwandern hastig und rege,
wo für sie kein Lebensgewinn
und sie nur furchtsam erzittern.


©Hans Hartmut Karg
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Hans Hartmut Karg
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Gestellte Zeit

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Gestellte Zeit

Für ihn sei diese Zeit gemacht,
Meint jener Mensch, der wohl gedacht
Mit freieren Gedanken
Zum Leben hin zu wanken.

Er meint, die Zeit könnt' stille steh'n,
Würd' langsamer für ihn vergeh'n,
Wenn er bei warmem Sonnenschein
Endlich sein eigener Herr kann sein.

Doch warten da nicht Werksgestelle,
Die ihm verwehren jene Schwelle,
Wenn er ohne sein Handeln lenzt
Und meint, die Zeit sei nicht begrenzt?

Terminlich lässt sich Zeit bestellen,
Im Dialog das Zimmer hellen,
Bei dem die Welt sich weiter dreht,
Wenn man dann auseinandergeht.

Jedoch ist es im Sinn der Zeit,
Dass sie zur Umkehr nicht bereit:
Wenn man meint, Zähler seien aus,
Treibt uns die Uhr schon weit hinaus.


©Hans Hartmut Karg
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Zur Hauptversammlung

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Zur Hauptversammlung

Da hasten sie hin, die Graumelierten
Zur Hauptversammlung der Aktionäre,
Wo sie wieder die Leidenschaft spürten
Als Jäger und Sammler in freimütiger Sphäre.

Die Wertschöpfungskette wird weiter getrieben,
Man verspricht hier eine sehr hohe Dividende.
Heimlich wird das heiße Händchen gerieben,
Es geht ja um keine Armenspende...

Zwar gibt es nur Butterbrezeln mit Kaffee,
Das süße Gebäck ist leider schon weg.
Doch auch mit sehr gutem, dem Schwarzen Tee
Erfüllt dieser Tag seinen herrlichen Zweck.

Aufsichtsrat und Manager loben sich beide
Und führen ihre Anerkennungen vor.
Damit niemand jemals Armut erleide,
Treten wahre Herkulesleistungen hervor.

Zwar gibt es mittags nur Chili con Carne
Und das Vegetarische schmeckt recht banal,
Womit man ein wenig vor Übergewicht warne:
Lebet gesund hier im Erdensaal!

Weltweit ist der Konzern im Geschäft,
Man ist stolz auf das vermehrte Geld:
Die Führung hat gut den Griff am Heft,
So ist man präsent in der ganzen Welt.

Erfolg lässt deshalb Lobhymnen erklingen
Von Aktionären, die auch den Kursanstieg sehen,
Um es immer wieder auf den Punkt zu bringen:
Man kann hinter dieser Bilanz sehr gut stehen!

Denn das ist hier schon ein Großereignis,
Das man jedes Jahr gern erleben will:
Dem Reichtum droht hier kein Verriss,
Denn Wertschöpfung bleibt ein hohes Ziel.


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Familienbande

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Familienbande

Seit einigen Jahren kann man erleben:
Familienfeiern kommen wieder in Mode,
Wo so viele hinkommen, zueinander streben
Und man freudig hört von mancher Marotte.

Je mehr es Singlehaushalte gibt,
Desto mehr wünscht man sich solche Feste,
Bei denen das Naturwüchsige man noch liebt
Als Rückschau, als Quellen das Allerbeste.

Zu Ehren kommen Familiennamen,
Die erneut für Einzelne eine Rolle spielen,
Auf die sie stolz sind, die Herren und Damen,
Weil sie sich identifizierend dort heimisch fühlen.

Je größer auf dem Kontinent die Organisationen,
Desto mehr werden Nahbedürfnisse wachsen.
Je anonymer bei uns alle Großinstitutionen
Von Freiburg bis ins ferne Sachsen,

Desto mehr sehnt man sich nach jener Vertrautheit
Im Familienbund – mit vielen Verwandten
Und sieht Identität und Geborgenheit
Bei Cousins, bei Onkeln – und auch bei Tanten:

Wie war das früher, wie hat man gelebt,
Was war das damals für ein Interesse?
Wie wurde bei Ahnen nach Nähe gestrebt,
Wie hantierte man mit eigener Kartoffelpresse?

Welche Gespräche führte man am Herd,
Wer war damals für viel Nähe offen?
Wann sattelte man das eigene Pferd
Und durfte angenehm darauf hoffen,

Dass keine Virtualität uns damals bedrohte,
Das Autofahren nicht zur Manie entglitt,
Die Eisenbahn brachte als Sonntagsbote
Den Opa, der heilte, wo die Seele litt...?


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Macht der Begierde

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Macht der Begierde

Es kam ein kleiner, blonder Mann
Bei ihr mit seinem Sehnen an:
Sie hatte lange ausgeschaut
Und auf ihr schönes Bild gebaut.

Groß war sie und von edlem Wuchs,
Er eher wie ein kleiner Buchs,
Doch wo die Liebe hin gefallen,
Da geht es nicht um Größe, Zahlen.

Er hatte Augenmaß genommen
Und war immer zu ihr gekommen,
Dadurch wurde sie hoffnungsfroh,
Denn die Natur verlangt' es so.

Mit ihren großen Attributen,
Für die sich viele Männer sputen,
Ging er gern um und wirkte nett:
Sie spielt' mit Reizen sehr adrett.

Doch eines Tages, Weh und Ach,
Drohte ihr doch das Ungemach:
Der Kleine kam mit einer Kleinern,
Wollte nun dort Nähe verfeinern,

Was urplötzlich und über Nacht
Bei ihm das Feuer hatt' entfacht,
Wodurch der kleine, blonde Mann
Ab jetzt nicht anders handeln kann.

Nicht immer siegt das große Weib
Wenn es geht um den Zeitvertreib.
Mitunter gibt es dort den Ruck,
Wo sichtbar wird ein kleiner Schmuck.


©Hans Hartmut Karg
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Hans Hartmut Karg
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Es ist, wie's ist

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Es ist, wie's ist

Hätt' er nicht den Schnaps getrunken,
Wär' er nicht eigen geworden,
Nicht so weit hinab gesunken
Zu den höllisch-wilden Horden.

Wäre er gesund geblieben,
Hätt' er Politik studiert,
Hätte sich nicht aufgerieben
Und die Sucht ihn nicht verführt.

Was er einstmals klar erkannt,
Erschien ihm jetzt als öder Starrsinn.
Dem Denken blieb er zugewandt –
Und doch warf er die Wahrheit hin.

Es ist die Sucht, die übermannt
Den Klugen, der Freiheit erstrebt
Und dessen heller Urverstand
Am Ende nur im Suffe lebt.

Was helfen ihm noch die Appelle,
Was Hinwendung an die Geschlechter,
Wenn immer wieder auf die Schnelle
Er wird zu seinem Selbstverächter?

Es ist, wie's ist und auch geboten,
Dass seine Zukunft nicht zu retten.
Täglich erscheinen ihm Vorboten:
Er kommt schon gar nicht aus den Betten!

So wartet er, dem Trunk verfallen
Und lebt verbleibende Zeit ab:
Er wird sich an die Flasche krallen,
Ihn lockt nur noch sein kühles Grab.


©Hans Hartmut Karg
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Entscheidung

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Entscheidung

Ach,
sehe ich noch klar
die Wirklichkeit vor Augen?
Kann das,
was wunderbar,
denn noch zur Wahrheit taugen?

Gemach, gemach,
mein Dichterfreund,
die Sinne werden wandern,
denn dort,
wo Neugier streunt,
treffen wir alle andern.

Willst Du
als Eigenbrötler, Bote,
außen so gern vor bleiben,
wein' nicht,
such' Deine eigene Note,
die Dein Herzblut hier möchte schreiben.


©Hans Hartmut Karg
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Ein Forenmärchen

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Ein Forenmärchen

Es war einmal ein guter Mann,
Hatte sein Leben längst gelebt.
Doch weil er halt nicht anders kann,
Bleibt er im Alter sprachbestrebt:

Sich in die Wortwelt einzuleben,
Die lebenslang ihm Heimat war
Und herzklopfend im späten Leben
Das suchen, was ihm wunderbar.

Noch immer bleibt die Vogelweide
Ein wortherrliches Paradies.
Er selbst ist gegen Kampf und Streite:
Die Welt ist Freude – nicht Verlies!

Petrarca steht lorbeerbekränzt,
Weil Laurareime er verhieß,
Ist Vorbild, weil dort Sprache glänzt
Und man ihn frei früh dichten ließ.

Der Alte fliegt in Nachbarländer
Als Vogel mit den eigenen Versen,
Denn er ist gegen alle Ränder
Und gegen Grenzen, Stiefelfersen.

In einem Land kommt er gut an,
Man will dort seine Wortverskunst.
Das zweite Land lebt in dem Wahn:
Nur eigenen Bürgern gilt die Gunst!

So wird er dort übelst geschmäht,
Wo scheinbar Kunstbeflissene wohnen.
Die merken leider viel zu spät
Dass auch die Verse Fremder lohnen.

Doch er zieht sich freundlich zurück,
Bestückt künftig die Heimatforen,
Wo man für ihn noch hat den Blick,
So dass dort geht ihm nichts verloren.

Ganz wenige Foren schneiden ihn,
Wo abgeschlossen die Gemeinschaft.
Die braten dort im Eigensinn –
Mit Kumpanei und Dichterhaft.

Drei Foren aber mögen ihn,
Der immer so schön fabuliert
Und früh recht eigene Wege ging,
Wodurch er andere animiert:

Gedichte einmal selbst zu schreiben,
Den Eigenheiten Freiraum geben,
Die Sprache auf die Höhe treiben
Und auf die höchsten Bergen streben...

In einem Forum gab's viel Poster
Mit einer Wunderkritikerin,
Die sanftmütig für Wortverkoster
Bewahrte ihren Siebten Sinn.

Sie starb, und nun die Forenleitung
Ließ rasch zwei Kritikaster 'ran,
Weil mit Konflikt- und Kampfbereitung
Sie selber halt nicht anders kann.

Böswilligkeit wird toleriert,
Wo einst der Musentempel stand.
Alles ist kumpaneigeführt,
So dass der Dichtkunst drohte Brand.

Als Postingzahlen dann einbrachen
Und niemand das mehr lesen wollte,
Wanderten auch ab die schönen Sachen
Dorthin, wo man noch Duldung zollte.

Wo Foren nur kritikberitten,
Langweilen Kritiker die Geister,
Denn nur der Leitung Favoriten
Ergeben ja noch keinen Meister.

So kommt der gute, alte Dichter
In Foren vor, die ihn gern leiden,
Und wo nicht Henker und nicht Richter
Ständig die Menschenwürde meiden.

Ja, seine Verse werden schöner –
Mit jedem Jahr ein bisschen mehr.
Er ist und bleibt der Wortversöhner,
Liebt weiterhin die Menschen sehr.


©Hans Hartmut Karg
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Hans Hartmut Karg
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So selbstverständlich

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


So selbstverständlich

Die Liebe ist so selbstverständlich mir geworden,
Um die wir einst so schwer zu kämpfen hatten
Und die ich suchte mir im halben Norden,
Wo wanderten wird bergwärts zu den Matten.

Dort sehnte unser Kennenlernen langsam hin,
Die frische Bergluft zog uns BEIDE an:
Der weite Himmel und die Sterne hatten ihren Sinn,
So wurd' sie meine Frau und ich ihr Mann.

Da können sich Mentalitäten endlich wandeln,
Wenn Neugierde mit Liebe ohne Neid
Nichts reden muss und nichts verhandeln,
Weil uns die Zärtlichkeit jetzt ihre Flügel leiht.

Erst dann öffnet sich weit und frei unser Gemüt,
Das kam aus glücklicher und guter Kindheit,
War aus dem elterlichen Segen reich erblüht
Und fand deshalb hierher zu großer Freiheit.

So müssen sich die Sinne nicht abschotten,
Können großmütig, liebevoll das Du begleiten:
Ein Liebesglück, das kultiviert keine Marotten,
Will immerzu den Lebenshorizont nur weiten.


©Hans Hartmut Karg
2019

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Hans Hartmut Karg
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Der väterliche Freund

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Der väterliche Freund

Im meinem jungen Dasein
fand ich ihn sehr früh.
Ich wusste gleich:
Das ist mein Retter!

Bescheiden und sehr klug von vornherein
gab er dosiert nun jene Eigenmacht
an mich und andere weiter,
denn Führung konnt' er teilen.

Dabei merkte ich da noch nicht,
wie ich sanftmütig eingebunden wurde,
hineinwuchs ins gemeinsam aufgebaute Werk,
das bisher noch allein nur sein Terrain.

So förderlich in Geistesdingen
hielt unmerklich er mich mit seinem Rat,
hellwach, er, der dann schützend seine Hand
über die Möglichkeiten meines guten Lebens hielt.


©Hans Hartmut Karg
2019

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