Dr. Karg Gedichte / Teil 2

Moderator: Phönix

Antworten
Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Glück gehabt!

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Glück gehabt!

Zum eingeladenen Tag
gesellt sich nun die Stunde,
auf welcher die Hauptsitzung
längst für den Tag geplant.

Da sitzen sie ja alle
und warten in der Runde,
die Mitarbeiter, Menschen,
die so gespannt,

was da wohl kommen würde,
mit welcher Menschenhürde
der sprechende Tag
sich einbringen mag.

Doch der bringt in die Runde
nach längerem Hinwarten
nur jene frohe Kunde,
dass Gottseidank
der Leiter krank.

So kann die Konferenz nicht starten.


©Hans Hartmut Karg
2018

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Habe Mut!

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Habe Mut!

Lass' Dich von Beckmessern nicht drängen,
Schärfe stets Deinen eigenen Mut,
Um Lebensleistungen zu längen,
Zu leben in des Geistes Glut!

Du musst sie höflich ignorieren,
Welche nur Fladenwerfen lernen,
Um Dich als Schlechtmensch vorzuführen:
Sie lassen sich nie gut besternen!

Du bleibst allein Herr Deiner Worte,
Um die Du lang gerungen hast,
Damit sie aus des Herzens Pforte
Sich mitteilen dem Lesegast!

Denn Deine Zeit bleibt Deine Zeit,
Sie ist selig mit Dir verbunden
Und deshalb wirklich nicht bereit,
Dass Du am Pranger wirst geschunden!

Deshalb: Nur Mut! Trau' Dich, steh auf!
Lass' Dich von Dreistdumpfen nicht schinden!
Dann hast Du Deinen besten Lauf
Und wirst die guten Worte finden!


©Hans Hartmut Karg
2018

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Zensur

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Zensur

Du glaubst, Demokratie sei frei
Von Wildgewächs und von Hassesnöten,
Es gäbe weniger Geschrei,
Nur Bestes füllt' im Netz die Läden?

Schau Dich doch endlich um,
Hör' das Geschrei, Gebrumm,
Mit dem die Superkalten
Den Schweinehund erhalten!

So kennt das Netz auch die Zensur –
Selbst in der besten Volksherrschaft!
Es bleibt Teil menschlicher Natur,
Dass man sich Dominanzen schafft.

Dazu verprellt man das Genie
Mit gleichmachender Strategie,
So dass nur noch der Kluge merkt,
Wie die Kritik sich selbst verstärkt.

Man gibt sich beispielsweis' naiv
Und tut, als würd' man nichts verstehen,
Treibt nun den Dichter an ein Riff,
So dass bedroht er sich muss sehen,

Wenn er begründet, was erfragt,
Womit man ihn dann weiter jagt,
Bis er sich blutend aufgeschürft
Schließlich entnervt das Handtuch wirft.

Die zweite Strategie ist klar:
Man wirft ihm vor, zu viel zu schreiben.
Das fänden alle sonderbar,
Im Forum kann er so nicht bleiben.

Gepuscht von Missgunst und von Neid:
Der Pfützendichter schreibt Blödsinn!
Ein Kritikaster sucht gern Streit,
Sieht in dem Dichten nur Unsinn.

Die Kommentare sind nicht frei
Von Hinterhalt und Keilerei.
Man muss da schon genauer schauen,
Ob sie auch auf Erkenntnis bauen.

Wer nicht verstehen will und kann,
Der hat sich darum nie bemüht.
Er ist und bleibt ein armer Mann,
Der von Geistreichtum kaum besprüht.

Hat man genügend Feind' beisammen
Bekämpft man mit Spießen und Stangen
Den kranken, alten Dichterwicht,
Geht hart mit ihm dann ins Gericht!

Er kann nicht mehr, wie er so will,
Die Massenwut will ihn ersticken:
Man hält für ihn schon heiß den Grill,
Wird ihm damit zuleibe rücken.

Das schafft nun die Community:
Sie brandmarkt, der sich Musen lieh
Und treibt – verborgen gern im Netz! –
Ohne Anstand das Hassgehetz'.

Wir wissen aus Mobbingprozessen,
Wie krankenreif man Menschen quält.
Der Bösewicht will das vergessen,
Weil bei ihm nur Lustquälen zählt.

Die Forumsleitung muss entscheiden,
Ob sie mitträgt das Quälen, Leiden
Oder mit menschlichem Verstand
Fairnis besorgt im Dichterland.

Doch das setzt Sittlichkeit voraus,
Auf jeden Fall Charakterstärke,
Dann kann frei sein das Dichterhaus
Vom Böswill' der Banausenzwerge.


©Hans Hartmut Karg
2018

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Auf dem Balkon

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Auf dem Balkon

Zwei sitzen zu schlafspäter Stunde
noch regungslos auf dem Balkon.
Die Platten sind ganz sonnenwarm,
sehr angenehm für nackte Füße...
Im Licht des Parks die Fledermäuse:
sie jagen hakenschlagend, leise.
Keiner steht auf, wenn gar so mild
und windlos Abenddüfte locken.
Während die Wärme immer noch
den Füßen und den Beinen schmeichelt,
geht still der Sehnsuchtsblick nach Süden,
wo längst groß die Zitronen reifen.


©Hans Hartmut Karg
2018

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Nachsommer

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Nachsommer

Steh' auf und sing' ein neues Lied,
Der Morgen trägt noch keinen Schleier,
So dass die Trauer fern Dir blieb.

Die Sonne wird sich jetzt zwar schwächen,
Wenn sie den Lauf nach Süden führt –
Und Kälte will sich langsam rächen,

Doch finden Strahlen auch zurück
Ins Zimmer, wo sie schon erwartet
Vom Sofa und von unserem Blick.

Sie mussten lange wir entbehren,
Jetzt sind sie endlich wieder da
Und können Sims und Boden ehren.


©Hans Hartmut Karg
2018

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Blick nach vorn

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Blick nach vorn

Die Zeit rast fort und immer weiter,
obschon die Welt so wunderbar,
denn wo der Augenblick geboren,
wo er entsteht als wandelbar,
trägt er uns keinen Kummer nach
und preist das Leben in den Foren.

Ja, wären alle wir Geschwister
im Lieben, das den Augenblick
als Freiheit und als Chance sieht,
in Lebenswirklichkeit erfahren
und ohne Not auch traumgeboren:
Wir blickten vor – und nicht zurück!


©Hans Hartmut Karg
2018

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Wandelröschen

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Wandelröschen

Sie lagen im Müll, in einer Tonne,
Die kleinen Pflänzchen, voller Staub.
Man raubte ihnen Sommersonne,
Außen herum lag dürres Laub.

So nahmen wir sie mit nach Hause
Und sahen, dass sie noch am Leben.
Wir stellten sie unter die Brause,
Um Lebensmut ihnen zu geben.

Jetzt blühen sie in ihren Kästen
Von Hellgelb, Weiß – bis Dunkelrot,
Erfreuen uns zum Allerbesten,
Die wir erlöst von raschem Tod.

Wo Wandelröschen Blüten schicken
Retten sie auch die trüben Tage.
Den Menschen, die Blüher erreichen,
Schwinden so Mühsal, Not und Plage.


©Hans Hartmut Karg
2018

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Säulenbäumchen

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Säulenbäumchen

Gar mancher mit sehr kleinem Garten
Beklagt, dass er zu wenig Platz,
Um mit Obstbäumen hier zu starten
Und anzulegen einen Schatz.

Darauf hat man längst reagiert:
Die wunderbare Züchterzunft
Hat Lösungen herbei geführt,
Die mehr sind, als Ansagegunst.

Das Säulenobst wächst überall,
An jedem Hauseck, dem Balkon.
Es trägt so reich, mit großer Zahl
Die Früchte, die dann reicher Lohn

Im Herbst und so ihm doch beweist,
Dass alles Obst auch bei ihm reift,
Sein Garten deshalb nicht verwaist,
Wenn langsam Herbsten nach ihm greift.

So haben manche Säulenbäumchen
Viel Äpfel, Birnen angesetzt,
Verschönern Ränder, tote Räumchen
Und halten so den Traum besetzt,

Dass uns damit Gesundheit lacht,
Wenn ungespritzt die Früchte reifen
Und wir sie ernten mit Bedacht,
Voll Stolz nach großen Äpfeln greifen.


©Hans Hartmut Karg
2018

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Noch einmal

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Noch einmal

Noch einmal treibt ein Sommertag
Das Thermometer ganz nach oben
Und, weil er den September mag,
Schickt er den Blauhimmel von droben.

Noch einmal ist's heißtrocken hier,
Gern würden Pflanzen dieses meiden,
Reptilien und das Schwebgetier
Kann diese Wärme sehr gut leiden.

Der ganze Himmel wird beflogen
Von Tausenden lebend'gen Fliegern,
Die sich bei uns zusammenzogen
Mit allen unseren Sonnensiegern.

Da schwirren sie, Libellen, Mücken
Und andere Segler, die verwirrt
Vom Hochzeitsflug nun voll Entzücken
Getragen sind, wo alles schwirrt.

Es ist der Tanz der Lebewesen,
Die dieses Jahr heut' nochmals feiern.
Der Sonnenschein lässt sie genesen,
Wo sie den Fortbestand jetzt feiern.

Nachts kühlen dann die Regentropfen
Das Sommerfest vom Vortag ab.
Und manche müssen Futter stopfen
In ihren Bau, s'hält sie auf Trab.


©Hans Hartmut Karg
2018

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Über Einflüsse

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Über Einflüsse

Dem einen wird die Luft zu dünn,
Der andere scheint nur zu schwitzen,
Noch einer hat nur sich im Sinn:
Er sucht sich ständig selbst zu schützen.

Dann reden sie von Stallgelegen,
Wo Seilschaften längstens im Rennen,
Wodurch sich manchmal Feinde regen,
Um Herrschaften gleich weg zu stemmen.

Die Welt ist doch ein Kindergarten –
Manch' Kaffeekränzchen hilft verbinden.
Man kann dabei auch kaum erwarten,
Dass alle sich zu Tode schinden.

Die Macht regiert im Hühnerhaus
Und weiß, wer oben auf der Leiter,
Wo alles lächelt, jetzt muss raus,
Damit die Medien kommen weiter.

Es gibt da keine letzten Fragen,
Die Welt dreht sich salopp im Kreise:
Wo Menschen sich so gut vertragen,
Bleibt sie gelassen, still und leise.


©Hans Hartmut Karg
2018

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

In einem guten Kabinett

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


In einem guten Kabinett

In einem guten Kabinett
Sind alle zueinander nett.
Man lächelt, unterhält sich gut
Und macht sich gegenseitig Mut,
Probleme reichlich zu erörtern
Und sie in Statements zu bewörtern.

Manch' Mutti ist da mitten drinnen,
Steuert zielführend und mit Sinnen
Hebt manchmal nur den kleinen Becher
Auf den guten Nachrichtensprecher,
Der dann die Harmonie erklärt,
Was neu gedacht, was sich bewährt.

Nur manchmal lockt die Kontroverse,
Hält hartnäckig sich an der Ferse,
So dass man flieht gern dem Verriss
Und sucht nach einem Kompromiss,
Legt alles in die Langzeittruhe
Und hat dann wieder seine Ruhe.

Das ist für Coaches, Konferenzen
Vorbildlich, lässt den Geist entgrenzen,
Und mit geballtem Sachverstand
Beglückt man so das ganze Land,
Denn was man endlich ausbaldowert,
Haben die Medien schon erobert.

Man sage nicht, ein Kabinett
Käme bei Nöten viel zu spät,
Denn wo steht so viel Harmonie,
Da sprüht am End' das Weltgenie,
Kann bei Saft und Fair-Trade-Kaffee
Sogar empfehlen Sommerschnee.

Ja, wo Minister sind im Raum,
Da kennt man wahre Zweifel kaum,
Denn Lösungen sind angedacht,
Beschäftigen auch über Nacht
Die Sekretäre und Mailschreiber,
Da braucht man keine Fakenewstreiber.


©Hans Hartmut Karg
2018
*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Unser Herbst

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Unser Herbst

Die Böden riechen wieder erdig
und frisch, nachdem sie Tau benetzt.
Doch Gräser liegen braun, verdorrt
und Risse sind uns aufgefallen.

Da wird es Zeit für unseren Herbst,
aufatmend stehen Bäume, Sträucher,
wenn es nachts ein paar Tropfen setzt
und morgens schwirrend Vögel fliegen.

Sie sammeln sich, testen jetzt aus,
wie schwarmgalant sie uns wegfliegen,
zum Süden hin, wo Wärme lockt
und alles Leben noch besonnt.

Wir, die genug von Hitze haben,
grüßen aufatmend kühle Tage,
wo reife Äpfel recht früh schon
an Ästen hängen, die fast brechen.

Nur scheinbar hat Hitze erreicht,
dass fast nichts hier ausreifen kann.
Erst mit dem Herbst zeigen sich Früchte:
Auf ihn ist Jahr für Jahr Verlass!

Fast alles ist recht gut gelungen,
was er jetzt noch ein wenig treibt
und worauf unsere Zungen warten,
denn Herbsten bleibt als Erntezeit.


©Hans Hartmut Karg
2018

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Normal glücklich

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Normal glücklich

Auf einer Klassenjubiläumsfeier
Trafen sich alle einmal wieder.
Man saß am Bach, beim großen Weiher
Und streckte dort die alten Glieder.

Wie waren manche aufgerückt!
Wie hatten sie ihr Glück gepackt,
Sich mit dem Riesenhaus geschmückt
Und kaum dabei wirklich geplagt!

Zu großer Form liefen sie auf,
Die mit Erfolg und Liebe prahlten:
Das war der Karrieristenlauf,
Bei dem das Leben sie schön malten.

Denn keiner war hier echt geschieden
Und niemand war lebensbelastet.
Das Glück hatte sie nicht gemieden,
Kein Chef war ihnen ausgerastet.

Da fragten sie die einz'ge Stille,
Wie ihr es denn ergangen war.
Sie schob sich höher ihre Brille
Und ruhig ward die große Schar

Die bisher nur bestens gesprochen
Von Häusern, Booten und Reichtum.
Man kam also zu ihr gekrochen
Und drehte sich ganz nach ihr um.

„Ich bin geschieden und allein,
Die beiden Töchter aus dem Haus.
Es hat bei mir nicht sollen sein,
So kam eben das Eheaus.

Doch leb' ich mit 'nem Mann,
Der mich auf Händen trägt,
Mir von Augen ablesen kann,
Was mich erfreut und mich bewegt.

Ja, normal glücklich bin ich halt
Und freue mich im neuen Leben,
Dass frei mir und ohne Gewalt
Es mir kann Liebe geben.“

Da wurd' den Kameraden klar,
Dass vielleicht im Normalen
Das Aufschneiden wirkt sonderbar,
Abstoßend stets das Prahlen.

Erst jetzt wird alles Plaudern schön,
Erinnerlich beim guten Essen,
Wenn man sich kann als Schüler seh'n,
Wie toll Schulzeit gewesen.


©Hans Hartmut Karg
2018

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Mondstand

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Mondstand

Am Himmel steht grell im Zenit
Der Vollmond, den Sterne begleiten.
Er nimmt im Schlaf mich selig mit,
Will Wohlträume mir zubereiten.

Lange zieht er so seine Bahn,
Während ich langsam in Tiefschlaf falle.
Erst wenn früh kräht des Nachbars Hahn,
Seh' ich, dass schon sein Antlitz fahle,

Nach unten läuft zum Horizont,
Um unsere Sonne vor zu lassen,
Die langsam alle Welt besonnt,
Die Dächer, Häuser, Bäume, Straßen.

Damit das Taglicht allen lacht,
Muss erst das Fahllicht ganz entschwinden.
Dann ist auch uns der Tag erwacht
Und Traumbilder darf ich verkünden.


©Hans Hartmut Karg
2018

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Lebenskonzepte

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Lebenskonzepte

Gib einem Reichen hundert Euro,
Er macht dreihundert Euro draus.
Gib einem Alci tausend Euro
Und er wirft sie zum Fenster raus,

Geht rasch zum nächsten Billigtempel
Und trinkt, bis ihm dann nichts mehr da.
Dann lamentiert und mit Gerempel,
Meint, dass Unrecht ihm stets geschah.

Hätte man ihm viel mehr gegeben,
Käm' ohn Alc er über Runden,
Brächte so Wohlstand in sein Leben,
Gehörte nicht zu Schnapsens Kunden.

So aber muss er immer leiden
An seiner eigenen Suchtkrankheit,
Die ihm auch Freuden kann bereiten,
Wenn er am Ende voll und breit.

Gib einem Reichen einen Euro,
Hundert macht er sodann daraus.
Gib einem Nichtsnutz tausend Euro
Und er lebt nur in Saus und Braus.


©Hans Hartmut Karg
2018

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Wertvoller Ruhestand

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Wertvoller Ruhestand

Zeit sich nehmen, den Tag genießen,
Nicht mehr auf Angreifer schießen
Und sich nicht am Du verdrießen.

Schönes bestellen, Bestes wählen,
Lang ausgehen, auf Ruhe zählen
Nicht mehr hadern, wenig mailen.

Sich dabei Größeres vorstellen,
Langsam, nicht wie bei den Schnellen
Tag für Tag den Geist erhellen.

Sich an seine Treueste halten,
Die Liebe pfleglicher gestalten,
Ein wenig den Besitz verwalten.

Famos zum Liebhaben aufsteigen,
Mit Freude zu den Enkeln neigen,
Neues Wissen einverleiben.

Das Alter hat schon seinen Wert,
Selbst wenn der Körper sich beschwert:
Dann pflegt man ihn am eigenen Herd!

Zum Steckenpferd wieder hinsteigen,
Sich vor der Leidenschaft verneigen
Und freundlich sein im Altersreigen.


©Hans Hartmut Karg
2018

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Feindfreunde

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Feindfreunde

Da jammert man sich Ohren voll,
Findet nur sich selbst ganz toll,
Wenn gute Speisen viel zu kalt
Nichts lockt, als der Friedenswald.

Doch dann erzählt ein alter Mann,
Wo man Geschichte hören kann:
Der Großvater sei knapp genesen,
Nachdem er im Weltkrieg gewesen.

Der Zweite war in Russland Krieger,
Kam heim, wo andere als Sieger.
Der Stiefgroßvater, der in Polen,
Hat hungernd Erdäpfel gestohlen.

Heut' sitzt der Enkel nun bei mir
Und trinkt ein frisch gezapftes Bier,
Ist lautstark gegen die Gewalt
Und eine Welt, die grausam, kalt.

Wir sind so friedlich beieinander,
Genießen später Geist und Zander,
Werden Freunde: Bei Löffel, Gabel
Wird alle Welt zum Friedensnabel.

Wie schön der Umgang mit Nachkommen,
Als wir den Apéritif genommen!
Wie idiotisch der Popanz,
Wo nicht mehr lebt die Toleranz!

Wir alle sind Kinder zum Tode,
Da hilft kein Hadern, keine Mode.
Hebt auf die schlimme Ignoranz –
Am Ende steht der Totentanz!


©Hans Hartmut Karg
2018

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Der Sohn

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Der Sohn

Du triffst stets den richt'gen Ton,
Kein Mensch kann Dich beleidigen,
Bist uns ein teurer, lieber Sohn,
Musst Dich auch nicht verteidigen,

Denn Du drehst keine krummen Dinger,
Wie mancher des Geburtsjahrgangs,
Behältst deshalb nur saubere Finger,
Bist Musiker, Freund des Gesangs.

Und brav bist Du bis heut' geblieben,
Familie geht Dir über alles,
Willst Freunde und Verwandtschaft lieben
Und helfen gern im Fall des Falles,

Wo Deine Hilfe wird gebraucht,
Dass starke Männerhände tragen,
Was schwer und Deine Tatkraft braucht:
Genügend Dank kann man Dir sagen!

Ja, wir sind stolz auf Dich, mein Sohn,
Denn Du siehst stets, wo Not am Mann.
Für uns ist das ein reicher Lohn,
Wenn Bildung das bewirken kann.


©Hans Hartmut Karg
2018

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Geschenke

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Geschenke

Freude habt Ihr mir bereitet
Mit Eurer schönen Sonnenblume,
Die reich beknospet sich ausbreitet
Im Garten und auf magerer Krume.

Sie leuchtet dort mit großen Blüten
Zur Straße hin, zu Fußgängern,
Will mit dem Gelb das Land behüten,
Den Sonnenschein für uns verlängern.

Und Euer teurer Beerenwein
Hat süß den Gaumen längst umspielt,
Wollte beim Apfelkuchen sein,
Der sich damit so wohl gefühlt!

Für den Besuch bedank' ich mich
Und für die guten, milden Gaben,
Erinnern sie mich doch an Dich
Und was wir voneinander haben.


©Hans Hartmut Karg
2018

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Immer weiterlaufen!

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Immer weiterlaufen!

Stehenbleiben,
wenn im Zenit und Nachzenit
die goldenen Ähren reifen?

Mitnichten!

Sitzen und Stehen
sind nicht die öffnenden Attribute
menschlichen Daseins.

Nur kein Stillstand!

Getragen von des Geistes Neugier
bleibt uns das Laufen als Überattribut
weltzugewandter Menschnatur.

Im Liegen sieht man sich
zu freiem Denken zwar befreit
und hintreibend zu neuen Ufern;
des Aufstehens bedarf es dennoch:

Nur wer aufsteht, kann weiterlaufen
und unter Suchfinden so manches Mal
im Weitergehen sich selbst öffnen –
hin zur Kultur der weiten Welt,
wenn er sich dieser Mühe
freiwillig unterwirft.


©Hans Hartmut Karg
2018

*

Antworten