Dr. Karg Gedichte / Teil 2

Moderator: Phönix

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Hans Hartmut Karg
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Parlierer

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Parlierer

„Fragend bin ich,“ sagt der Schwan,
„Suche mir den besten Hahn!“,
Denn wer fragt, sucht Interessenten,
Alles zum Guten zu wenden.

„Da antwort' ich,“ sagt der Horst,
Duldet keinen Widerborst,
Glaubt, er sei lösungsgeführt,
Wenn sein Anspruch ihn goutiert.

Frösche kommen, fragen nach:
„Wollt Ihr unser Ungemach,
Anhören, was nicht genehm,
Damit Ängste von uns geh'n?“

Horst und Schwan ziehen schon weiter,
Wissen, dass es doch gescheiter,
Wenn sie abgeh'n nun mit List,
Weil Talken herrlicher ist.

Geschminkt in Talkshows fröhlicher Runde
Sind sie ihr bester Meinungskunde,
Sagen, was tausendmal gehört
Und wo sie ja kein Wähler stört.

©Hans Hartmut Karg
2018

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Hans Hartmut Karg
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Humanitätsgrenzen

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Humanitätsgrenzen


Fahren wir nicht in finstere Barbarei,
Wenn wir das Schiefe nicht gerade biegen?
Sind Hyperansprüche nicht Kungelei,
Um damit Humanität zu besiegen?

Weltprobleme lassen sich nicht von Wenigen lösen,
Denn nur begrenzt sind unsere Mittel.
Trotzdem kommen immer wieder Schlaumeier als Größen,
Die dazu verhindern alles Bekrittel.

Grenzen müssen auch Humanisten setzen,
Damit die Menschlichkeit nicht unfair ausfranst:
Man kann Menschlichkeit dauerhaft verletzen,
Indem man zulässt, dass sie uns auf der Nase tanzt.

Die Mitmenschlichkeit auszunutzen,
Jedoch das Helfertum als schwachsinnig verachten,
Das macht jedes Recht zum Apfelputzen,
Bei dem nur Unwürdige nach Schlauheit trachten.

©Hans Hartmut Karg
2018

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Hans Hartmut Karg
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Faustische Kränkungen

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Faustische Kränkungen


In den modernen Medien finden sich mehr und mehr faustische Kommunikanten: Der Mensch als eigenwilliger Schöpfer seiner selbst, ausgedrückt in seinem Umgang mit Sprache und Wort. Dieser Personenkreis unterscheidet sich – so meinen sie selbst - von Dampfplauderei, bei der es um Unterhaltung, um Kurzweil, um Entspannung und Kurzinformation geht.
Die faustischen Kommunikationsformen auch in den Kommentaren, bei denen der Mensch sich sogar der Weltdeutung überlegen zeigt, sehen den Menschen im Netz als Hüne, der sich gewaltig und ohne Beschränkung einbringt, um seine Präsenz zu zeigen. Doch können dabei nicht wenige Faustische Kränkungen offenbar werden. Welche Faustischen Kränkungen kann man da unterscheiden?

1. Selbstkränkung
Menschen, die sich selbst nicht lieben, können auch Mitmenschen nicht wirklich lieben. Oft sind sie in Selbstkränkungen und Komplexen gefangen und wissen nicht, wie sie sich daraus befreien können.
Sprache kann dabei eine Hilfe sein. Jedoch ist der Introvertierte in echter Not, weil er das Sprechen meist nicht erlernen konnte. So sind die Stammelnden eigentlich unsere Schwestern und Brüder, denen Hilfe so nötig wäre, doch sehen wir oftmals nicht, dass sie Hilfe brauchen.
Leichter fällt uns das bei Rede- und Sprechfreudigen. Aus jedem zweiten Satz springt uns schon entgegen, wo die Selbstängste stecken, sich zur Selbstkränkung aufgebäumt haben und ein glückliches Dasein verhindern. Wo die Selbstkränkungen den Grad der Destruktion oder gar der Zerstörung/Selbstzerstörung erreichen, wäre professionelle Hilfe anzuraten.

2. Sozialkränkung
Je mehr Fremde in einem Gastland Aufnahme finden wollen, desto mehr muss sich der Gastgeber, die Gastgeberin anstrengen, um das Fremde zu verstehen. Nur wer verstanden hat, entgeht der Kränkung! Das kann dann zur Herkulesarbeit am eigenen Bewusstsein werden, wenn die Lebensnormen der Ankömmlinge sich von denen der Gastkultur unterscheiden oder ihnen gar diametral entgegenlaufen. Dann kann es zu üblen Kränkungen auf beiden Seiten kommen.
Es kann Begegnung helfen, jedoch nur, wenn nicht eine der beiden Lebensformen sich der anderen Lebensform als fundamental überlegen sieht. Wo dies der Fall ist, muss mit schwrsten Sozialkränkungen gerechnet werden, die möglicherweise als unauflösbar ins aktuelle Lebenfeld hineinwirken und faire Begegnungen verhindern.

3. Gotteskränkung
Sind Menschen nur sich selbst gegenüber verpflichtet oder stellen sie ihre eigene Religion über alle anderen Glaubensüberzeugungen, kommen sie ohne Kränkungen gegenüber Mitmenschen kaum aus. Damit kränken sie Gott, der doch den Menschen als sein Ebenbild geschaffen hat, wie das Christentum es beschreibt. Wie aber soll der Mensch Gottes Ebenbildnis sein und bleiben, wenn er sich nicht tolerant verhält?
Gibt es einen Schöpfergott, so kann der das nicht zulassen und wird den Sündenbegriff für den Menschen wählen: Der Mensch ist sündhaft und kann nur durch die Barmherzigkeit und Gnade Gottes aus dieser Sündhaftigkeit befreit werden, sofern er an diesen Schöpfergott glaubt, ihn seine Untaten reuen und er Gott nicht frevelhat schmäht.
Wo Menschen sich über Gott stellen und/oder ihre Religion nur als Waffe gegen andere Religionen oder Mitmenschen missbrauchen, lästern sie der eigenen Gottheit und kränken damit nicht nur die Gottheit, sondern auch sich selbst.
Wo Menschen an keinen Gott glauben, müssen sie dennoch lernen, Gläubige zu dulden und ihnen eine angemessene Glaubensausübung zu ermöglichen.
Wenn der Mensch selbst sich über alles und jeden erhebt, kann die Menschheit nur in der Barbarei enden.


©Hans Hartmut Karg
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Hans Hartmut Karg
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Tausendsassas

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Tausendsassas


Wir sehen sie auf allen Kanälen
Und immer dieselben Gesichter.
Egal, welche Talkshow wir wählen,
Dort sind sie die wahren Berichter.

Dasselbe geben sie immer von sich
Und man fragt in der Demokratie,
Ob sie damit noch erreichen mich:
Wo bleibt denn das Lösungsgenie?

Mitunter verkompliziert man die Welt,
So dass man nichts mehr versteht.
Dann wundert sich mancher Fernsehheld,
Weshalb die Quote nicht steht.

Man wird stundenlang schwindlig geredet,
Hinterher weiß man dann nicht mehr,
Wodurch denn welche Meinung getötet,
Was wird mir leichter, was wird mir schwer?

Zerredet mit großer Eitelkeit
Glauben manche, sie wären ganz toll.
Dabei schwindet oft jegliche Heiterkeit
Und man hat bald die Nase voll:

Alles besprochen und nichts gelöst,
Nur schwadroniert, fabuliert.
Da schalte ich, wenn Konkretes verdöst,
Dorthin, wo musiziert.

©Hans Hartmut Karg
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Hans Hartmut Karg
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Verlangen

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Verlangen


Ist Verlangen noch Begehren,
Mehr als nackte Täglichkeit,
Wenn es leugnet das Verwehren
Als Geschenk voller Freiheit?

Ist Verlangen noch ein Geben,
Nehmen nicht in Zweitem Sein,
Wenn das Mitfreuen wir leben,
Teil im Tagessonnenschein?

Kann es uns denn da noch glücken,
Wo Marktwelten nur zuhauf?
Wächst uns zweisam noch Entzücken,
Wenn genormt der Lebenslauf?

Verlangen sucht nach Nähe, Antwort,
Damit Begehren wachsen kann.
Bleibt am Ende nur ein Sport,
Verlieren sich die Frau, der Mann.

©Hans Hartmut Karg
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Hans Hartmut Karg
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Der Elstermann

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Der Elstermann


Im Garten sucht er sets nach Nahrung,
Da hat er längste Zeit Erfahrung,
Auch wie man Hausherrn provoziert,
Gelegentlich ihn ganz vorführt.

Er hüpft und kreischt galant umher,
Holt sich sein Weibchen gar noch her
Und fliegt selbst auf gedeckten Tisch,
Vergreift sich gar an meinem Fisch!

Dann wetzt er seinen dunklen Schnabel,
Betrachtet mich durch die Astgabel,
Als wär' ich Spielball seiner Launen
Und alle Welt voll Elsterstaunen.

Scheinheilig liegt der Kopf zur Seite,
Ich tret' herzu, er sucht das Weite –
Als ob ich ihm je etwas täte,
Wenn ich ihm mal zu nahe trete!

Ein Löffel kommt manchmal abhanden,
Dann darf er länger nicht mehr landen.
Ich distanziere mich von ihm,
Denn er hat dann Klauen im Sinn.

©Hans Hartmut Karg
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Sonntagsritual

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Sonntagsritual

Das macht einsam jenen Mann,
Der nun erspart sich die Blamage,
Nicht mehr autofahren kann:
Das parkt nun still in der Garage.

Da er nicht mehr verreisen kann,
Bockt er den Wohnwagen jetzt auf,
Im Garteneck, wo er sodann
Nun abgestellt ihn im Ruhelauf.

Die weiteren Jahre steht das Ding
Ganz weißleuchtend im hinteren Garten,
Weil mit ihm Reiselust anfing,
Um jung in Urlaube zu starten.

Der Sohn war fort, die Tochter auch,
Das war für seine Frau ja schlimmer.
Da schuf er sich den neuen Brauch,
Verließ das Haus, das Arbeitszimmer.

Man sieht am Sonntag beide laufen
Mit Körbchen, mit der Kaffeekanne.
Sie halten Händchen und sie schnaufen,
Gehen vorbei an hoher Tanne.

Dann wird der Wagen aufgeschlossen,
Das Radio gleich eingeschaltet,
Und das selbst, wenn es hat gegossen:
So wird der Sonntag schön gestaltet!

Sie packt aus ihre Hefeschnecken,
Er holt sich seine Zeitung her,
Kaffee beduftet alle Ecken –
Was brauchen alte Menschen mehr?

©Hans Hartmut Karg
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Ach, Angie!

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Ach, Angie!

Alle Hände voll zu tun
Hast Du, um Streiter zu einen.
Mancher Mainstream will gar meinen,
Deine Kräfte müssten ruh'n!

Doch ganz fest und mit Klaransage
Wirst Du Deinen Kurs nicht ändern,
Obwohl in manchen Nachbarländern
Die Flüchtlingslage sei dort Plage.

Dazu dann noch die Grobianten,
Die weltweit ihre Spielchen spielen,
Im Porzellan herum nur wühlen,
Sich aufführen, wie Ignoranten!

Ach, liebe Angie, bleib' am Ball,
Doch lasse Dich klug informieren
Und ja zum Nichtstun nicht verführen:
Es gibt hier doch nur Deine Wahl!

Können wir wirklich viele retten,
Die meinen, sie woll'n zu uns kommen?
Haben wir nicht viel aufgenommen,
Die sich gern auf Freiheit betten?

Bleibt unser Wohlstand, unsere Angst,
Die Fremden wollten unser Geld
Und reisten weiter um die Welt,
Weil Arbeit Du ja nicht verlangst?

Es kommt der Tag, da wird man loben,
Was Du geschaffen und vollbracht.
Und wenn die Sonne uns dann lacht,
Kennt man Dein Ansehen auch droben.

©Hans Hartmut Karg
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Beerenzeit

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Beerenzeit

Endlich im Garten Heidelbeeren,
Die dürfen uns jetzt herrlich nähren
Und unsere Abwehrkräfte stärken
Zu allen unseren Lebenswerken.

Brombeeren und Johannisbeeren
Lassen sich nun so leicht ableeren.
Dann freut sich unser Kinderkreis,
Denn da gibt’s selbst gemachtes Eis!

Auch Marmeladen und Dessert
Machen uns leicht und nicht zu schwer,
Und trotz der Müh', des Tages Last
Sind gern im Garten wir zu Gast.

©Hans Hartmut Karg
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Erpressbar!

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Erpressbar!

In jedem Land gibt es doch Extremisten,
Die mit der Volksherrschaft gar nichts am Hut.
Da muss der Rechtsstaat dann ausmisten,
Denn Böses ist für niemand wirklich gut.

Seit in dem Land der Hitler war,
Meinen weltweit die Bösvermuter,
Dass jeder Deutsche immer Nazi war,
Er in der Welt kein wirklich Guter.

Dadurch sind wir allzeit erpressbar:
Man unterstellt uns immer nur Bosheiten!
Ist das nicht wirklich sonderbar,
Obwohl wir weltweit lindern schwere Leiden?

Ein jeder kann leider global mutmaßen,
Dass wir hier nur Faschisten sind,
Die alle anderen im Leid vergaßen,
Weil wir sie abzocken geschwind.

Dabei ist doch die deutsche Mehrheit tolerant,
Auch wenn wir uns nicht knechten lassen.
Wir sind sogar mitunter sehr charmant
Und haben aufgehört, Schwache zu hassen.

Ausbeuten lassen wir uns dennoch nicht,
Weder mental, noch köperlich, noch finanziell.
Wir wahren schon das eigene Gesicht
Und ändern unseren Standpunkt nicht so schnell.

Der Hitler hat sich längst erschossen,
Das deutsche Volk ist heute ganz normal,
Arbeitet recht viel, hat reisend diese Welt genossen,
Deshalb sind heute wir kein Nazifall!!!

Längst sind wir wieder Dichter, Denker
Und Teil globaler Welt und voller Kraft,
Schon lange nicht mehr Richter, nicht mehr Henker,
Geistreich im Leben, das nur Freiheit schafft.


©Hans Hartmut Karg
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Tomatenjahr

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Tomatenjahr


Man muss sich schon entscheiden:
Will man viel ernten
Oder an Hybriden leiden,
Die sich vom Tragen weit entfernten.

Entdecken wir doch wieder alte Sorten,
Die einst so üppig tragen konnten
Und die man gerne lobte mit den Worten:
„Goldäpfel sind's, die uns so reich besonnten!“

Drei Sorten hab' ich heuer angepflanzt,
Doch nur die eine, alte Sorte trägt:
Tomatenrot in voller Sonne tanzt,
Wird von mir täglich sehr gepflegt!

Und beißt man dann in eine Frucht,
Merkt man erst, wie Tomaten schmecken sollen.
Das ist Geschmack, wie man ihn sucht,
Da investieren wir schon unser ganzes Wollen.

Keine vermarktete Discountersorte
Schmeckt besser, als die Selbstgezogene.
Von allen Seiten findet sie liebende Worte,
Ist süß, ist schwer, die Herzgebogene.



©Hans Hartmut Karg
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Wir Eigenautisten!

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Wir Eigenautisten!

Sind wir nicht Eigenautisten,
Wenn wir nur uns selber im Blick,
Vermehren Beziehungskisten,
Aus denen es kein Zurück?

Sind wir nicht Einzelgänger,
Gar Sklaven der eigenen Schuld,
Wenn wir nicht mehr Horussänger,
Freundliebend und mit Geduld?

Sind wir nicht Ehrgeizlinge,
Verfangen in unseren Sünden,
Wenn auslegen wir die Schlinge
Und immer nur Großes verkünden,

In Wirklichkeit jedoch Winzlinge,
Die im Genussschatten leben,
Wo kaum noch uns das gelinge,
Was wir als Normen vorgeben?


©Hans Hartmut Karg
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Die Erde brennt!

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Die Erde brennt!

Die Erde kocht,
Wir wollen's nicht wahrhaben,
Uns nur am Bächlein laben,
Doch brennt heller der Docht!

Die Erde selber leidet –
Wir sind es nicht gewesen!
Wie aber soll genesen,
Was Müllen nicht vermeidet?

Ja, unsere Erde brennt!
Sie war Auftrag, zu leihen,
Jetzt wachsen Wüsteneien,
Die heut' noch niemand nennt.



©Hans Hartmut Karg
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St. Johannis

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

St. Johannis


Zwischen hohen,
grünwölbenden Baumkronen
spitzt er immer durch,
der graue Kirchturm
von St. Johannis,
schaut zum Stadthaus,
zu den Weltlichkeiten
und sieht sich so
heimisch in den
Rezatauen,
gehalten,
geborgen,
getragen


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Amselmorgen

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Amselmorgen


Schon bei den ersten Dämmerstreifen
Sitzt er auf der Fernsehantenne,
Der Amselmann, ist fast zum Greifen,
Den ich lang vom Singen kenne.

Mit altbekannten Zwitscherlauten
Erzählt er gar am frühen Morgen,
Wie seiner Liebsten Augen schauten
In einen Tag, der ohne Sorgen.

Zwei Häuser weiter dann die Antwort
Bei gleich-erhabenem Tirilieren:
Das ist der Liebe feinster Sport,
Mit zartem Locken zu verführen.

So wird der Morgen zum Konzert
Noch vor dem lauten Hundebellen.
Und wenn die Sonne höher fährt,
Verstummen unsere Gesellen.


©Hans Hartmut Karg
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Humuserden

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Humuserden


Die Menschheit hat es in der Hand,
Die Humusschwindsucht zu verhindern,
Wenn sie aktiv in jedem Land
Kompost bringt dort zum Hungerlindern.

Kaffeesatz, Tee und Eierschalen
Verrotten wunderbar zu Erde.
Auch Blätter, Obst, Kartoffelschalen
Sind unseren Würmern nie Beschwerde.

Doppelfüßer, Larven, Fliegen,
Asseln, Hornmilben teilen weiter,
Was Pilze, Algen, Flechten lieben,
Zerlegen dann als Aufbereiter.

Abfälle werden Humuserden,
Die, später kräftig durchgesiebt,
Nun Basis sind für neues Werden,
Weil sie ja jeder Keimling liebt.

Wär'n wir bereit zur Kompostierung
Der doch so vielen Kubikmeter,
Gäbe es Nachhaltigkeitsführung
Für Dörfler, eingefleischte Städter.


©Hans Hartmut Karg
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Schrebergartenidylle

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Schrebergartenidylle


Da saß man gern im Schrebergarten,
Um gutes Grillgut zu erwarten
An einem schönen Tag im Mai:
Sie waren alt – und scheinbar frei!

Freundlich und ohne ein Erschaudern
Ging es zunächst heran ans Plaudern.
Dann wurd' die Frage doch gestellt:
„Was macht Ihr denn mit Eurem Geld?“

Und plötzlich ruhten alle Hocker,
Nichts war fortan mehr leicht und locker,
Denn jeder sprach bald in Bravour
Mit Ablenkung von seiner Spur.

So blieb manches doch recht in Krämpfen,
Die Tarnung war schwer zu erkämpfen
Und über dieser schweren Frage
Geriet die Gruppe in Schieflage.

Das merkten endlich die Gastgeber,
Hoben das Glas mit Saft der Treber.
Doch das Tabu, das nun erkannt,
Rettet' die Wurst nicht, die verbrannt.


©Hans Hartmut Karg
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Rentnergebet

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Rentnergebet

Herr, gib mir die Kraft,
alle Wege eigenständig zu gehen,
den starken Mut,
sie beschreiten zu wollen,
die weise Sicht
auf ein gutes Ziel,
um immerzu
– wem ich auch begegne!–
den Weg freizugeben
und jedem ein allzeit
freundliches Lächeln
zu schenken.


©Hans Hartmut Karg
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Nur die kleine Zeit

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Nur die kleine Zeit


Nur die kleine Zeit auf Erden
Werden wir beieinander sein,
Erleben bewusst das Werden
Und sind am Ende allein.

Den Sonnenwagen zu schauen,
Seinen Erdenlauf zu begreifen,
Das mag uns stets aufzubauen:
Mit den Jahreszeiten zu reifen.

Es sei uns vergönnt zu bleiben,
Ein glückliches Leben zu führen,
Aufbauend voran zu treiben,
Was wir gnadenreich erspüren

Als Geschenk dieser Existenz,
Wo wir anderes noch nicht kennen,
Jedoch lebenslang den Lenz,
Den wir mit Frühling benennen.

Es sollte uns nachdenklich machen,
Was wir alles so verbrauchen,
Wie umgehen wir mit den Sachen
Und wie die Schornsteine rauchen.

Wir könnten zu Quellen schauen,
Die uns Überleben geben,
Endlich dem Konsumwahn vorbauen,
Zu sichern auch weiteres Leben.

Es kann uns schon bange machen,
Wenn wir sehen, was uns beschleicht,
Wo mit verkrampftem Lachen
Wir verdrängen, was nicht erreicht.

Denken wir an die Kurzzeit des Lebens
Auf dieser herrlichen Erde
Und fragen, was nicht vergebens,
Nur endet in Wahn und Beschwerde!

Geschenkte Zeit unseres Lebens,
Geworfen ins Paradies dieser Welt
Sei Teil beständigen Strebens,
Zu jagen nach mehr als nur Geld.

Nur die kleine Zeit auf Erden
Werden wir beieinander sein,
Erleben bewusst das Werden
Und sind am Ende allein.


©Hans Hartmut Karg
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Zweites Halbjahr

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Zweites Halbjahr


Die strahlende Sonne wieder im Zimmer,
Wenn flacher das Erdgestirn wandelt
Und durch die Ritzen der helle Schimmer
Die Hitzezeit langsamer nachbehandelt.

Bald wird das der Sonne Privileg:
Mitbewohnerin wieder zu werden,
Um auf ihrem zweiten Halbjahresweg
Zu begleiten das dunklere Werden.

Dennoch laufen die Sonnenstrahlen
Wieder näher zum Kachelofen
Und lassen erhellen die Hallen,
Um weitere Gunst zu erhoffen.

Je flachstrahlender das Gestirn,
Desto mehr beschickt es Südräume.
Draußen kann aushärten der Firn
Und sattgrüner leuchten die Bäume.

Wenn das Auge zum Himmel blickt,
Werden wieder dunkler die Wolken,
Auch grau, wie es sich jetzt schickt,
Denn sie müssen den Winden folgen.

Auch werden die Wolken mehr
Und tragen die dunkleren Lasten,
Die schließlich dann doch so schwer,
Dass erst Tropfen sie wieder entlasten.


©Hans Hartmut Karg
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