Dr. Karg Gedichte / Teil 2

Moderator: Phönix

Antworten
Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Am Bachlauf

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Am Bachlauf

Von Munterkeit gespeist
verplätschern sich im Bache
die Läufe, nicht vereist
ist auch die große Lache
mit ihren braunen Blättern,
die in den Grauwindtagen
bei sturmgepeitschten Wettern
hierher wurden getragen.

Das Plätschern führt uns hin
zur kleinen, alten Brücke,
denn Frieden uns gebührt,
umtanzt von einer Mücke,
wo Palmkätzchen erblüht
und Haselwürstchen hängen,
man noch den Schneerest sieht,
um Wintersmacht zu längen.

Wie lauf ich dort so gern
in morgenfrischer Stille,
denke dort an den Herrn
und an der Schöpfung Fülle,
die uns Natur gebracht
mit Wassern, die mäandern,
weil uns die Sonne lacht,
wenn wir im Frühling wandern.


©Hans Hartmut Karg
2019

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Umgang mit dem Zeitgeist

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Umgang mit dem Zeitgeist

Wo wir gefangen in Seilen hängen,
Kasteien den Sinn mit Allmachtszwängen,
Können wir nichts mehr fair bezwecken,
Denn alles Runde hat nur noch Ecken.

Doch wo wir uns feinsinniger geben
Und kennenlernen pralles Leben,
Können wir zum Verstehen geh'n,
Denn dann sind wir auch Souverän.

Der Zeitgeist aber braucht Kontrolle,
Sonst fällt er selber aus der Rolle.
Frei sind wir hier hineingeboren
In eine Welt, die auserkoren

Zu eigenem Handeln, das uns bleibt,
Wo wir nicht selber uns entleibt,
Willentlich keine Tyrannen haben
Und uns in Freiheitssonne laben.

Wir wollen hin, wo man gestaltet,
Den Geistreichtum nicht nur verwaltet,
Sondern ihm jene Sporen gibt,
Wodurch Abgründen er entflieht.

Der Tag wird heller, als man denkt,
Wenn man sich fairen Wein einschenkt,
Voll Lebensfreude leben will
Mit Freigestaltung als Weltziel.


©Hans Hartmut Karg
2019

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Sie ist's

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Sie ist's

Sie ist's, die lebenseingeschworen
Zu mir mit ihrer Liebe kam.
Dazu sind wir schließlich geboren,
Dass Wahrheit herrscht, nicht leerer Wahn.

Von Anfang an führt mit Verstand
Im Leben sie, ist da hellwach
Und trägt mit Fleiß hier unseren Stand,
Sanftmütig – gegen Ungemach.

Mit ihr kann ich alles bereden,
Ohne die Furcht, verkauft zu werden,
Denn sie hasst Streit und diese Fehden,
Die nichts sind, als Lebensbeschwerden.

Dasein ist Aufgabe mit Freude,
Feinherzig sie argumentiert.
Deshalb mögen sie alle Leute,
Denn sie wirkt lösungsorientiert.

Das Leben ist und bleibt ihr Zielen,
Sie denkt da multiepochal,
Will gerne mit den Enkeln spielen
Und lehrt ihnen, was echte Wahl.

Bis heute ist sie Wertigkeit
Und Weiterung mit eigenem Denken.
Nur so erlangt sie die Freiheit,
Will Liebe mit Geistreichtum schenken.


©Hans Hartmut Karg
2019

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Ausgelassene Tage

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Ausgelassene Tage

Vergangen die ausgelassenen Tage,
die Nachtabende voller Witzigkeiten
in einhegender Gemütlichkeit.

Da kann in sitzenden Dauernächten
mit ausgemessenen Lustbarkeiten
noch immer Festfreude walten.

Nun kommen die Ruhezeiten
mit Fasten in Frühlingstagen
und steigenem Sonnenschein.

Wird es im nächsten Jahr
bei global getriebenem Vermessen
wieder ausgelassene Tage geben?


©Hans Hartmut Karg
2019

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Der Rosablütenstrauch

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Der Rosablütenstrauch

Das ganze Jahr steht still im Grün
Ein Busch in unserem schönen Garten,
Will sich um unser Lob bemüh'n –
Doch müssen wir noch warten.

Im Frühmärz dann: Farbexplosion!
Noch ehe andere Pflanzen blühen
Wächst aus dort ein Zartrosaton,
Dass unsere Augen glühen!

Bis ihm die grünen Blätter kommen
Dürfen die Blüten sprießen.
Sie haben unseren Blick gewonnen,
W i r dürfen sie genießen.


©Hans Hartmut Karg
2019

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Sinnvoller Segen

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Sinnvoller Segen

Nun reinigt er verschmutzte Flächen,
Der lang ersehnte Frühjahrsregen,
Mag uns den guten Mut zusprechen
Mit seinem angenehmen Segen.

Elektrostrom wird wieder mehr,
Wärmt manches Haus und manchen Raum
Trägt von Modulen Wärme her,
Nachhaltig wird Baden zum Traum.

Erneuerbar die Energien,
Die das fossile Brennen meiden,
Tragen unser Schöpfungsbemühen –
So muss das Klima wen'ger leiden.


©Hans Hartmut Karg
2019

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Masken in Venedig

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Masken in Venedig

Einst tragen sie schwarze Pestmasken,
Weil dort die Krankheit wütet, brandet,
Die Ärzte, Träger müssen hasten,
Wo diese Seuche angelandet.

Vielleicht kommt so kein Windhauch her,
Um selbst die Helfer zu vernichten?
Die Pest macht es den Masken schwer,
Den Karneval hier auszurichten.

Erst nach der großen Epidemie
Treten sie in ureigenes Recht,
Damit der Tod nun endlich flieh',
Man sagen kann: „Und jetzt erst recht!“

Vornehm und mit galanten Schritten
Stehen sie heut' am Markusplatz.
Kein Pferd kommt da hierher geritten,
Kein Auto – nur Touristenhatz...

Smartphones retten die Maskenblicke,
Kostbar sind auch alle Kostüme.
Hier lebt doch noch das alte Glück
Auf Serenissimas großer Bühne!

Maskengesichter, unbeweglich,
Verkleidet auch die Beine, Hände,
Bezaubern sehend Dich und mich,
Da gibt es endlich keine Stände!

Verdeckt ist die reale Welt,
Man sieht nicht, was dahinter liegt.
Versteckt sind Armut, alles Geld,
Weil Feiern gern die Not besiegt.

Verkleidungen verbergen auch,
Was sonst an Seelenwert gebrechlich,
So dass hier mit dem Karnevalsbrauch
Alles wird leicht – und nebensächlich!

Masken tarnen auch die Welt,
Keiner kennt die Maskenträger,
Welche Masken hier bestellt:
Wer ist Opfer – wer ist Jäger?

Daher kommt manche Großperücke
Als käm' sie direkt aus der Hölle:
Ein Lachenkaum, gefüllt die Lücke,
Drängt Menschen in die Menschenvölle.

Mitunter tragen Masken weit
Dorthin, wo gestern noch viel Leid
Zu mild umflossener Freiheit
Bei viel Musik, Tanz – ohne Streit.

Die Masken sind ein Zauberwerk,
Hier immer schon Realität,
Wo Adel wie auch mancher Zwerg
Dem Leben kommt niemals zu spät.


©Hans Hartmut Karg
2019

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

So manche Not

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


So manche Not

So manche Not
hat erst den Tag erreicht,
wenn man sie auch erkennt.

Sie bleibt dann Not,
wenn man sie nur bejammert.

Not wird nur dort gelöst,
wo nicht Rede allein
den neuen Tag bestimmt,
sondern in eigenem Handeln
das Lösungspotential erschlossen
den Menschen hin zu Besserem führt.


©Hans Hartmut Karg
2019

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Adoleszenzwandel

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Adoleszenzwandel

Noch umarmen die Schönheiten sich,
Die Mädchen, was man bei Jungs kaum sieht.
Dort erfasst Rivalität manchmal Dich und mich,
Doch die Mädchen, die bleiben unterhaltend bemüht.

Mitunter gibt es auch Zickenalarm,
Denn es geht auch um Hierarchien.
Trifft sich ein munterer Mädchenschwarm,
Wachsen Intrigen, jedoch kaum Ironien.

Mädchen wollen reden können,
Mit ihrem Lächeln zu Herzen finden,
Sich mit der Unterhaltung mitunter versöhnen,
Wodurch Argwohn und Ängste schwinden.

Bei Jungs geht es nicht so sehr um Beziehung,
Die Objektbindung bleibt ihr wahres Glück!
Und jeder Vergleich steht in der Bemühung,
Mit der man schärft personales Geschick.

Treffen Geschlechter aufeinander,
Verändert sich zunächst kein Ritual:
Der junge Mann bleibt der ewige Ganter,
Da hat manches Mädchen gar keine Wahl.

Mädchen wollen keine Angeber haben,
Die immer nach Anerkennung lechzen
Sich immer nur an ihrem Lobe laben,
Worunter Beziehungen furchtbar ächzen.

Mädchen dürsten, weil sie das länger spüren:
Nach Freundinnen, die früher bei ihnen waren.
Die Anerkennung sollte doch ihnen gebühren –
Mit Schminken, mit Reden, mit langen Haaren.

Werden nun ZWEI zu Frau und Mann,
Können Erwartungen trennwirksam sein.
BEIDE tun deshalb sehr gut daran,
Zu lernen, sonst bleiben sie lange allein.

Wandel heißt denn auch: Sich einzustellen
Auf eine neugierige, befreite Lebensrolle.
Man muss lernen, Verflossenes wegzustellen,
Denn dann nur wird das Neue das Tolle.

Von Dauer kann Liebe dort erst sein
Wo Jugendzeiten man nicht mehr vermisst,
Um dadurch harmonisch-offen zu sein,
Wenn auch innerlich frei man den Partner küsst.


©Hans Hartmut Karg
2019

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Ein Mann - Dein Mann?

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Ein Mann – Dein Mann?

Lass' eines Mannes Traumgeviert
In allen Richtungen erstrahlen:
Er ist und bleibt sein eig'ner Hirt,
Muss dafür auch bezahlen.

Er wird kein Liebkind akzeptieren,
Das seine Absichten nicht teilt,
Denn er will Dich so gern verführen,
Weil er die Schönheit mit Dir teilt.

Die immergleichen Sehnsuchtsbilder,
Mit denen er als Kind der Zeit
Sich sieht vorweg als einzig Wilder
Zum Gang, zum Sprung – und zielbereit.

Lass' ihn sich zu den Bergen zwängen,
Sich auch in Wüstennot bewähren,
Denn das wird seine Sehnsucht längen,
Womit er Dich wird gerne ehren.

Selbst wenn er oft nur virtuell
Sein Konterfei Dir präsentiert,
Bleibt doch sein Sehnen klar und hell,
Will, dass es Euch zusammenführt.


©Hans Hartmut Karg
2019

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Mein Vöglein

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Mein Vöglein

Mein Vöglein singt den Tag mir auf,
So komm' ich in die Gänge.
Sein Singen nimmt dem Lebenslauf
Die Kälte und das Strenge.

Es singt mir lange in den Tag
Zu dieser traumgesandten Stunde,
Und irgendwo, beim Glockenschlag,
Bellen vereinzelt laut die Hunde.

Wie lieblich doch Dein Morgensang
In diese früh geworf'ne Zeit!
Wie wunderbar der feine Klang –
Macht mich aufstehbereit!

Gäb' es nicht diesen Sang im Schein,
In dem sich schon die Wetter winden,
Läge ich hier seelenallein –
Ohne Dein Tageskünden!

So aber gibst Du mir den Mut
Für eine neue Tagesreise
Und sagst, es wird schon alles gut,
Wenn ich den Tag Dir singend preise.


©Hans Hartmut Karg
2019

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Beste Mitarbeiter

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Beste Mitarbeiter

Es suchen viele Einrichtungen
Händeringend nach Kollegen,
Die mehr sind, als nur Schlichtungen,
Für den Betrieb ein echter Segen!

Und dann gibt es ja noch die Andern,
Die gern vor jeder Arbeit fliehen,
Von Stelle und zu Stelle wandern
Und keinem Leistungen verziehen.

Zwischen diesen Gegenpolen
Darf niemals eine Arbeit leiden,
Denn Effizienz bleibt dort befohlen,
Wo man das Wohlergeh'n will weiten.

Global schläft keine Konkurrenz,
Nur wer Gewinn macht, investiert.
Wo man verlebt nur ruhigen Lenz,
Sind Pleiten leicht herbeigeführt.

Erfindungen, Innovationen
Muss die Belegschaft selber leisten.
Man darf nicht immer nur betonen:
Schuster, bleib' bei Deinen Leisten!

Nachfrage schläft weltweit nicht ein,
Doch wer am Ende nichts verkauft,
Kann Wettbewerber nicht mehr sein,
Selbst wenn er sich die Haare rauft.

Nur beste Mitarbeiter bringen
Ein Unternehmen ganz nach oben,
Weil sie um Neuerungen ringen
Und meistens auch die Führung loben.


©Hans Hartmut Karg
2019

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Hyggeln?

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Hyggeln?

Es treibt mit freiem, wildem Griff
Im Internet sich frei herum:
Hygge ist dänisch, ein Begriff,
Mit dem kommt man um Arbeit 'rum!

Verkuschelung der Lebenswelt?
Verschwurbelung mit Sofaleben?
Woher kommen Wohlstand und Geld,
Wenn wir chillend im Nichstun schweben?

Wer nur im Hinterkopf behält,
Dass er bequem im Wohlergehen
Dem Nächsten Arbeitsfleiß vorhält,
Der wird bald in die Röhre sehen.

Der Hygger will nur wohlig liegen,
Mit Tee am Sofa Sanftmut spüren,
Stets ruhen und nicht mehr besiegen
Sein Phlegma: Er will nichts mehr führen!

Hygge ist doch ein Softprogramm
Für langweiliges, totes Leben.
Wie könnte denn ein junger Mann
Mit Nichtstun noch etwas erstreben?

Für Faulheit gibt es keinen Lohn,
Anstrengung, Mühe müssen sein,
Dann wirst Du angesehen, Sohn,
Denn stolz will man auf Dich ja sein!


©Hans Hartmut Karg
2019

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Entfremdung durch Bequemlichkeit

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Entfremdung durch Bequemlichkeit

Beziehungen hatten's nie schwerer,
Als heute – hier im Wohlstandsleben.
Nie gab es mehr Berater, Lehrer,
Die unserer Netzwelt alles geben.

Man muss ja nicht mehr kochen, braten,
Nicht heizen, backen und nicht bügeln:
Wer Helfer holt, ist gut beraten
Und muss sich deshalb nicht mehr zügeln.

Versingelungen treiben weiter
Die Lebenswelten auseinander.
Bequem geht das, dabei oft heiter
Dahin, wo Mädchen und auch Ganter.

Bequemlichkeit schafft freie Zeit,
Man kann leichter Mitmenschen nerven,
Hat Energie, wird kampfbereit,
Kann permanent im Netze surfen.

Alles ist doch so wunderbar:
Präsent, jung, hell, mit frohem Lachen
Hebt Werbung Langeweile gar –
Und Sehnsucht führt zu fernen Drachen.

Fremdgehen wird da zur Option,
Wo die Entfremdung längst gegriffen:
Erfüllung sucht nach Lebenslohn,
Heimlich, kitschig, abgegriffen...

Sinnlosigkeit bricht ja dort auf,
Wo die Erfüllung nicht erspürt,
Weil in bequemem Lebenslauf
Die Langeweile oft geschürt.

Entfremdung durch Bequemlichkeit
Kann eine Last des Wohlstands sein,
Denn nicht jeder kann mit Freiheit
Sein ureig'ner Befreier sein.


©Hans Hartmut Karg
2019

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Ein Gedicht entsteht

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Ein Gedicht entsteht

Die Nacht hält noch den Tag verborgen,
Doch irgendwo in tiefem Grund
Will schon ein Ich für Leben sorgen,
Das endothym zu früher Stund'
Aus seinem Dämmerlichte drängt,
Das ihm ja früh musengeschenkt.

Noch ist die Traumwelt nicht besiegt,
Wenngleich das Freisuchen will tragen,
Was vage längst im Finden liegt
Und doch noch sinnend nicht kann sagen,
Was unbewusst, was umgelenkt
So langsam ins Bewusstsein lenkt.

Gegen das Werden anzukämpfen?
Geht das, wo es nach oben drängt?
Kann man die Grundsendung da dämpfen,
Wo sie sich ins Bewusstsein zwängt
Und jeden Widerstand dort bricht
Mit aufscheinendem Sonnenlicht?

Denn alles wird jetzt plötzlich klar,
Das Bild zu seinem Worte findet,
Weil Trub dort abfällt wunderbar,
Das Wort an Satz und Vers sich bindet
Und ein Gebilde sich hinwendet,
Wo es dann steht – so unvollendet,

Dass die Vernunft mit Ratio
Den Stift noch korrigierend zückt,
Um schließlich mit Vocatio
Das Vage hin zum Guten rückt,
Um stolz der Seele zu verkünden,
Sie sei jetzt frei von allen Sünden...


©Hans Hartmut Karg
2019

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Reisetante

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Reisetante

Ein Leben lang war sie präsent
Und dienstbar in Familienpflichten.
Wer diese aus Erinnerung kennt,
Der mag davon gerne berichten.

Sie war für alle immer da,
Es galt noch: Kinder, Küche, Magd.
Kein Tag, an dem sie sich nicht sah,
Wie sie schuftet' und sich plagt'.

Doch nachdem alle gegangen,
Mann, Oma und die vielen Kinder,
Wollt' sie nicht im Trübsinnen hangen,
Wurde deshalb Reiseerfinder.

Ihr Lebenslauf sah große Reisen
Zu fremden Ländern und Kulturen,
Um damit Lebensfreud' zu preisen –
Und immer gab es Fangokuren!

Augenmensch, der sie so blieb
Bis in ein wirklich hohes Alter,
Hatte die Welt, die Menschen lieb:
Sie war ihr freier Zeitgestalter!

Wer so die Freiheit wählen darf,
Der kann auch immer viel erzählen:
Der Geist blieb hell, der Sinn so scharf,
Da konnte sie Gespräche wählen.

Zum Hundersten kamen sie her,
Die sie nur fröhlich, offen kannten.
Man mochte sie noch immer sehr,
Weil in den Augen Sterne standen.


©Hans Hartmut Karg
2019

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Dürrejahre

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Dürrejahre

Höre ich die Wassertropfen
An Rollläden, an Fenster klopfen,
Spür' ich, dass die Erde lebt,
Wenn Regen vom Himmel schwebt.

Viele Jahre sind gezogen,
Wolken sind auch abgebogen,
Bevor die Feuchte Pflanzen nässte –
Das Ungeziefer fraß die Reste...

Dürrejahre sind kein Fest,
Das den Himmel feiern lässt.
Was an Feldfrüchten verloren,
Wird zur Armut hin geboren.

Deshalb leben gerne wir
In der feuchten Zone hier,
Haben meist genügend Nass
Und zum Feiern unsern Spaß.

Doch wenn die Heißzeiten drohen
Und Waldbrände wieder lohen,
Spüren wir, dass unsere Reis'
Treibt doch auf sehr dünnem Eis.


©Hans Hartmut Karg
2019

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Aus der Kranichstraße

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Aus der Kranichstraße

Aus der Kranichstraße sind sie ausgeflogen,
Hinaus in eine fremde, jugendferne Welt,
Dorthin mit dem Lebenspartner und mit Kind gezogen,
Sehr gut ausgebildet und umfassend aufgestellt.

Einst sind mit Rosarotem Elefanten
Ins für uns so weit entfernte Sylt gereist,
Waren auch bei Großeltern und Anverwandten,
Haben immer dort trefflich gespeist.

In Frankreich, an „unsrer“ Cote d'Azur,
Verbrachten wir einst bei Fréjus die Sonnentage,
Fanden dort langsam hin zu dem Gespür
Für's Urlaubsfeeling – und für Hitzeplage...

Das alles müsst Ihr jetzt selber planen,
Es gibt keinen Rosaroten Elefanten.
Doch Erinnerungen können spannen
Den Bogen hin zu längst erlebten Tanten.

Die Zeit rollt über unsere Jugendtage
Und lässt uns ratlos, suchender zurück.
Es bleibt leise die Dauerlebensfrage:
Befinden wir uns heute noch in frühem Glück?


©Hans Hartmut Karg
2019

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Wir Suchenden

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Wir Suchenden

Wir mussten uns emanzipieren
Vom Alten mit der sexuellen Revolution:
Ein jeder wollte jede ja verführen,
Das sahen wir als Freiheits besten Lohn.

Doch mit den späteren Lebensjahren
Legte gesellschaftlich sich dieser Sturm der Liebe,
Und manche Formen bargen gar Gefahren,
Da gab's das Peitschen und manchmal auch Hiebe!

Heut' leben parallel sanfte Methoden,
Im Lebenslauf versingelt man jetzt sehr,
Denn manche übertriebenen und frühen Moden
Machen bis heut' die Dauerbindungen so schwer.

Die Einzelgänger nehmen rasend zu,
Obgleich fast alle sich die Bindung wünschen.
Doch überwältigend bleibt offenbar die eigne Ruh',
Denn die gehört zu den bequemen Wünschen.

So trennt man sich leicht und auch meist gerecht,
Pflegt neuerdings schon weiterhin freundlichen Umgang
Und meint, Asketisches sei in der freien Liebe echt,
Denn man hält offen virtuell den Dauerzugang.

Dabei bleibt unser Dasein ja von kurzer Dauer!
Warum deshalb nur in der WhatsApp leben,
Wo unsere Jahre kennen auch den Schauer
Der Einsamkeit, wenn Nähe nicht gegeben?


©Hans Hartmut Karg
2019

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Sonnentag

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Sonnentag

Die Sonne nimmt sich ihren Raum,
Am Sonntag hört man Autos kaum,
Denn wo die älteren Menschen leben,
Kann Ruhe doch auch Segen geben.

So wandeln sie im Raum der Zeit
Und sind zum Tagträumen bereit,
Das dort mehr gibt, als nur ein Leiden,
Wenn sie zum Gang sich vorbereiten.

In der Natur, an Flusses Auen
Werden sie nach dem Frühling schauen
Und wissen, dass die Zeit begrenzt,
Selbst wenn es wieder einmal lenzt...


©Hans Hartmut Karg
2019

*

Antworten