Dr. Karg Gedichte / Teil 2

Moderator: Phönix

Antworten
Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Schlafmittel

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Schlafmittel

©Hans Hartmut Karg
2017

Es tropft vom Dach zur Regentonne
Das Himmelwasser, welche Wonne!
Und wohl gefüllt ist die Zisterne,
Das Wasser hat der Garten gerne.

Mit ihm wachsen die jungen Pflanzen,
Die Schwebfliegen, sie können tanzen
Und wie in einem Märchenhaus
Treiben Rosen und Flieder aus.

Doch ist der Fluss der Regenrinne
Nicht nur für Vogel, Wurm und Spinne,
Denn Plätscherwasser treibt die Stunden
Geruhsam in die Nächterunden.

So lullt der Tropfen mich auch ein,
Rauschmittel müssen da nicht sein,
Denn wallend rinnt Wasser vom Dach,
Treibt weg den Tag – und Ungemach.

Gereinigt strömt die Luft herein,
Lässt müde mich und selig sein.
Zählt' ich zuvor noch manches Schaf,
Wiegt Regen nun mich in den Schlaf.

Kein Auge muss mehr offen bleiben,
Kein Hören, Lachen und kein Schreiben
Verhindern noch mein Lüfteschnullen,
Wenn Tropfen langsam mich einlullen.

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Freund werden

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Freund werden

©Hans Hartmut Karg
2017

Ein Freund zu werden
nahe bei den Quellen,
dort, wo in Gärten Rosen,
die sich nicht verstellen –
das hab' ich ja von Dir gelernt,
durch Dich seitdem so reich besternt,
dass mit uns in füllenden Liebeszeiten
erwachsen noch enger die Zweisamkeiten.

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Wolken fließen grau

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Wolken fließen grau

©Hans Hartmut Karg
2017

Wolken ziehen, Wolken fließen
über unser Firmament,
wo das Weiß ins Graue schlägt.
Das Jahr kippt langsam über –
vom Sommer in den kühlen Herbst.

Willst Du mir drohen, Wettergott?
Kann ich nicht Sonne nochmals haben,
mit Wärmelust die Sehnsucht heilen?

Was willst Du tun?

Noch brennen Wälder anderswo,
vom Berge brechen Schlammlawinen
und Starkregen vernässt so manche Flur.

Doch gib uns hier ein wenig Gnade,
wenn unaufhaltsam Kaltluft fließt
und dieses Jahr den Sinn erfüllt.

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Die Freude

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Die Freude

©Hans Hartmut Karg
2017

Die Freude mag Dein Antlitz zieren,
Wenn Du des Morgens bist erwacht
Und Dich das Helle mag berühren,
Weil nun vorüber ist die Nacht.

Schon mag Dein wacher Geist beginnen,
Wohin die Neugierde ihn treibt:
Du kannst Dich auf Dein Lieb' besinnen,
Damit die Lust am Leben bleibt.

Die Freude mag Dein Tagwerk führen,
Wobei mit Fleiß die Arbeit lacht.
So kann Verantwortung Dich führen,
Kollegial, charmant und sacht.

Wo lächeln Mund und Schalkes Augen
Ist alles nur noch halb so schwer.
Das wird dem Gutgemüte taugen,
Womit die Freude sich vermehr'.

Die Arbeit wird zur Leichtigkeit,
Wenn sie mit Freude angegangen,
Erfüllt uns so die Tageszeit
Und hält nicht dunkel uns gefangen.

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Eines unserer Enkelkinder

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Eines unserer Enkelkinder

©Hans Hartmut Karg
2017

Eines unserer Enkelkinder
Ist zwergwüchsig, also klein.
Doch es ist mir gar nicht minder,
Ist ein wahrer Sonnenschein.

Mädchenaugen strahlen immer
Mich an, wenn es mich besucht
Und verbreiten Charme und Glimmer,
Lächeln dann mit ganzer Wucht!

Mädchen tanzt und lacht und tollt,
Es verbreitet Kinderfrohsinn.
Alles ist bei ihm gewollt
Und nur manchmal fällt es hin.

Als wäre dann ja nichts gewesen
Steht es auf und tanzt gekonnt
Mit den Schuhen, mit dem Besen,
Weil in ihm die Sonne wohnt.

Manchmal spricht es alle Sprachen
Auf einmal – und geniert sich nicht!
Wenn beide wir dann fröhlich lachen,
Zeigt es sein Sonnengesicht.

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Kritikethik

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Kritikethik

©Hans Hartmut Karg
2017

Menschen nicht in die Pfanne hauen,
Den Anstand wahren immerdar,
Nicht nur auf eigenen Ehrgeiz schauen
Und höflich sagen, was ist wahr.

Nicht jenen stets das Wort zu reden,
Die egomanisch-süchtig teilen,
Was kritisch sie ständig befehden,
Um immerzu nur auszuteilen.

Nicht kränkend und berserkernd werden,
Das Positive doch mitdenken,
Nicht immer nörgelnd sich beschweren
Und nicht die Menschenseelen henken.

Kritik macht Sinn, wo sie hinführt
Zu neuem und zu besserem Handeln.
Wo sie nur zur Vernichtung führt,
Kann nichts zum Besseren sich wandeln.

Kritik braucht Geist, nicht Todesurteil,
Braucht Fairplay und nicht Unwürde.
Niemand schwinge des Henkers Beil,
Anstand sei allen Auftrag, Bürde.

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Anstand

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Anstand

©Hans Hartmut Karg
2017

Das ist die Krankheit unserer Zeit:
Den Anstand mit Füßen zu treten
Und ansatzlos so stets bereit
Sich aufhalten mit Flegelfehden.

Was bringt es uns, was bringt es Dir,
Menschen dabei runter zu machen
Und süffisant mit Unmanier
Den guten Ton dann zu verlachen?

Dadurch wird doch die Welt nicht besser,
Wenn Menschen permanent verachtet
Und mit Unflat der Seelenfresser
Zerstört und immerzu nur schlachtet!

Gesellschaft kann nicht funktionieren,
Wenn unanständig mancher handelt.
Er kann kein Gutes Leben führen,
Weil dann die Tugenden verschandelt.

*
Zu meinem Gedicht eine kleine Ergänzung:
Es gibt offenbar Zeitgenossen, die mit ihren Kommentaren gar nicht mehr merken, wenn sie Mitmenschen erniedrigen und deren Menschenwürde verletzen, sie kränken, in die Pfanne hauen. Ihnen geht es dabei wesentlich um Selbstinszenierung, nicht um Fairness. Im Kritikaster und Wichtigtuer feiert der oberlehrerhafte Kommentator schmerzverbreitende Urständ.
Dazu hier nochmals meine Grundsätze, die umso notwendiger werden, je mehr der Gute Ton verschwindet:

Forenethische und Literaturethische Grundsätze

1. Grundsatz:
Kein Mensch darf in seiner Persönlichkeit angegriffen werden, denn es gilt:
„Was Du nicht willst, dass man Dir tu', das füg' auch keinem andern zu.“ (Goldene Regel)
Spätestens seit Jesu' Kreuzigung wissen wir doch alle, dass man einen Menschen nicht verhöhnt, nicht um seine Kleidung schachert, ihm keine Dornenkrone aufsetzt und ihn nicht körperlich, geistig und seelisch martert.
Die Würde des Menschen darf also nicht angetastet, der Mensch nicht diffamiert und/oder gemobbt werden (Grundsätze der Menschenwürde, der Nächstenliebe, der Feindesliebe).

2. Grundsatz:
Wenn Du eine Person nicht magst, dann musst Du auch seine Gedichte und sonstigen Werke nicht lesen (Grundsatz der Lesefreiheit).

3. Grundsatz:
Pauschal- und Radikalkritik sind verboten! Wird ein Werk inhaltlich und/oder formal kritisiert, steht es dem Urheber des Werkes frei, dazu Stellung zu beziehen oder nicht (Grundsatz der Kommunikationsfreiheit).

4. Grundsatz:
Foren- und Verlagsbetreiber haben darauf zu achten, dass persönliche Beleidigungen unterbunden werden (Grundsatz des Persönlichkeitsschutzes).

In der jünsten Ausgabe der renommierten Wochenzeitung DIE ZEIT Nr. 35 vom 24. August 2017, den ich nur empfehlen kann, schreibt Axel Hacke auf Seite 52 unter Bezug auf das Zeitnah-Rüpelhafte:
„Es schwappt ja seit einer Weile nicht bloß eine Woge der Anstandslosigkeit um die Welt – es tobt ein Ozean...
Der sogenannte Shitstorm, den mancher Prominente – nach vielleicht nicht besonders klugen und etwas voreiligen Äußerungen – über sich ergehen lassen muss, ist ein Ereignis, das uns vor nicht langer Zeit noch sprachlos gemacht hätte vor Entsetzen. Der Ton, der in vielen Internetforen herrscht, die Beleidigungen und Lügen, die dort Alltag geworden sind – man hat sich daran gewöhnt.“
Die Gewöhnung ist die größte Gefahr für jenen sozialen Kitt, ohne den auf Dauer keine Gesellschaft human existieren kann. Das gilt übrigens auch für alle Dichter und deren Werke und den Umgang mit ihnen wie auch für die Literaturkritik. Deshalb habe ich meine FORENETHISCHEN GRUNDSÄTZE auch hier nochmals veröffentlicht. Denn schon Seneca meinte:
„Was das Gesetz nicht verbietet, verbietet der Anstand.“
H. H. Karg


Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Kinderaugen

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Kinderaugen

©Hans Hartmut Karg
2017

Schon in des Kindes großen Augen,
Wo Hoffnung sich und Neugier hält,
Kann dies zum Guten Leben taugen,
Weil Frohsinn sich dort eingestellt.

Die Zukunft, sie kann Hoffnung bauen,
Wollen wir nicht in Nacht versinken.
Drum lasst uns in d i e Augen schauen
Und nach dem guten Schicksal winken.

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Brombeerkuchen

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Brombeerkuchen

©Hans Hartmut Karg
2017

Meterlanger Brombeerzweig
Trägt nun viele schwarze Früchte,
Schmecken gut im Hefeteig,
Auf den ich noch Streusel schütte.

So gebacken in der Röhre
Und gebräunt dann aus dem Ofen,
Folgt ein Duft, der mich betöre,
Wenn wir auf das Schlemmen hoffen.

Noch warm in die Hand genommen
Und herzhaft hinein gebissen
Lässt der Himmel Freude kommen –
Beide möchten wir nicht missen.

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Lebensstärkungen

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Lebensstärkungen

©Hans Hartmut Karg
2017

Die Malerei mit großen Werken
Hat meinen Augensinn erweitert
Und führte mich zu jenen Stärken,
Mit denen Ironie erheitert.

Tanz und Musik gaben mir Mut,
Stärkten Gemüt und Lebenssinn
Und meinten es mit mir so gut,
Dass spielen konnt' ich Violin'.

Doch Lyrik erst und Buchlektüre
Erweiterten die Geistnatur,
Damit im Wort ich Sinn erspüre
Für Leben mit und in Literatur.

Sport war für mich schon immer Mord
Mit Fußball als Ausnahmetat.
Auch Kugelstoßen war ein Sport,
Der immer etwas für sich hat.

Boxen mag ich nicht akzeptieren,
Auch Ringen gibt mir keinen Kick:
Man darf doch niemanden verführen,
Zu brechen anderen das Genick!

So hatte ich zur Lebensstärkung
Die Kunst, Musik und Poesie.
Sie brachten mich erst spät in Schwung –
Nach Kritikastern sucht' ich nie!

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Noch gestern

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Noch gestern

©Hans Hartmut Karg
2017

Noch gestern im Bad,
von der Sonne verwöhnt,
gewärmt und gebräunt,
schieben heute schon
Grauwolken Regenmassen
zu uns wabernd herüber und
bereiten dem Sommer
ein vorläufiges Ende.

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Mein Traum von Europa

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Mein Traum von Europa

©Hans Hartmut Karg
2017

Wir alle müssen endlich davon Abstand nehmen,
Dass wir uns immer nur als Opfer sehen.
Die Hoffnung sollten wir ja nicht beschämen,
Um demokratischer in Freiheiten zu gehen.

Brauchen wir nicht endlich Sittennnormen,
Die mehr sind, als nur Taggejammer –
Und eben nicht nur Mitleidsformen,
Die leben in der Anwaltskammer?

Erinnert Ihr Euch an die Sehnsucht nach der Freiheit,
Als unsere Vorfahren geknechtet waren?
Seht Ihr denn immer nur bei uns Geschwisterstreit,
Ist Recht denn immerzu nur Streitverfahren?

Wollen denn alle nur den Vorteil haben
Und sich bereichern, wo sie können?
Müssen wir denn nach Geldgunst graben,
Damit wir uns an Alimente rasch gewöhnen?

Europa ist und bleibt kein Kuschelkontinent,
Doch dieser Erdteil ächtet mittlerweile alle Kriege.
Die Konkurrenz bleibt wirtschaftlich präsent,
Wo dennoch Menschlichkeit sie führt zum Siege.

Europa bleibt mein Traum, Vision und stete Utopie
Und braucht vermehrt die neuen Gründungsväter.
Als Hoffnung sich noch Aufbruchstimmung lieh,
War auch das Anpacken noch kein Verräter.

Region bleibt stete Heimat, Nation ist nur Fiktion.
Die Vielfalt kann allein uns freundlich binden,
Denn da hat unser Kontinent doch Tradition:
Mit d e r Verheißung kann der Anschlag schwinden.

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

1. September

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


1. September

©Hans Hartmut Karg
2017

Endlich ein 1. September,
An dem keiner Kriege erklärt
Und nicht ein total enthemmter
Diktator die Welt verheert!

Endlich ein Monatsbeginn,
An dem nicht Angst produziert,
Dafür Ferien mit Lustgewinn,
Von der Sonne selig verführt.

Uns allen geht es doch gut,
Wenn wir den Frieden bewahren,
Bekämpfen des Krieges Flut
Und leben in Goldenen Jahren.

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Märchenglück

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Märchenglück

©Hans Hartmut Karg
2017

Kein Kindermärchen hätte mehr
In stillen Tages Zauberlängen,
Würde es zögerlich agieren,
Wo stets der Wahrheit Grund,

Denn Wahrheit hat es manchmal schwer,
Wo mit des Tages stillen Zwängen
Verwalter gar nicht mehr erspüren,
Wie hinderlich der Neinsagmund.

Der Mensch braucht immer jene Freiheit,
Sich seine Wege selbst zu suchen
Um dort den Segen auch zu finden,
Wo Zweisamkeit zum Vorbild wird.

So schwindet uns so manches Leid,
Wir können dienlich Freiraum buchen,
Um unter alten, schönen Linden
Ausruhen, reden im Geviert.

Die Märchen leben Fantasie,
Weil sie der Welt enthoben,
Gestalten, was so findig
Im Glück des Schwachen lebt.

So bleibt Erzählung und Genie
Ineins zum Lösen von dort droben,
Wo Denkfreiheit noch mündig
Den Hoffnungsanker hebt.

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Mobilitätszukunft

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Mobilitätszukunft

©Hans Hartmut Karg
2017

Zum Kampf der alten Autorennen
Tritt heute blanke Nostalgie,
Mit der wir große Sieger nennen,
Die fuhren mit Riskantmanie.

Das alles, heute, zählt nicht mehr,
Die Autorennen lassen Federn:
Der Umweltschutz macht es da schwer
Den Staatskonzernen, Benzinbetern.

„Kunde ist König!“ sagt das Heute,
Die Menschen sind nicht mehr verrückt
Und himmeln an die Technikleute,
Die mit dem SUV so weltentrückt.

Das Überleben wird zum Ziel,
Der Luxus kommt an zweiter Stelle
Und mit der Medien Werbemühl'
Erwacht Elektrik, rein und helle.

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Schutzengel

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Schutzengel

©Hans Hartmut Karg
2017

Nie glaubte er an Schutzengel
Und war stets Feind der Religion,
Verlachte gar das Gottgedrängel,
Den Geistkult wie auch Gottes Sohn.

Man hatte ihm dennoch geschenkt
Den Engel, der, rückspiegeltanzend,
Dort ward im Auto aufgehängt,
Um gegen Unbill nun zu schanzen.

Der Mann wollte kein Götzenbild,
Weil er dem Gott längst abgeschworen.
Doch seine Frau wollte den Schild
Des Schutzes, lebensgeboren.

Also ließ er den Engel hängen,
Schön baumelnd, wenn er reisen ging.
Er war nicht frei von Liebeszwängen,
Der Engel nun am Spiegel hing.

So fuhr er mit dem ganz allein
Auf einer großen Bundesstraße.
Es musste herrlich Sommer sein
Und Glück umspielte seine Nase.

Das Schiebedach, natürlich offen,
Die Fenster ganz herab gekurbelt:
So konnte er auf Fahrtwind hoffen,
Der Frohsinn ward ja angekurbelt.

Nun fielen doch vom Himmelszelt
Aus heiterem Himmel Regentropfen.
Vorbei schien ihm die Sonnenwelt,
Da galt es Öffnungen zu stopfen.

Also schloss er das Schiebedach,
Verschloss die Fenster, heizte ein:
Der Regen brachte Ungemach,
Der sollte nicht ins Auto rein!

Dann setzt' er an zum Überholen
Des Langsamfahrers und Lastwagen.
Der wollte jetzt auch überholen,
So dass die Wirkkräfte zuschlagen:

Der Langsame, er sah ihn nicht,
Als der im Toten Winkel fuhr
Und überholt' ohn' jede Sicht,
Das trieb sein Auto aus der Spur.

Er donnerte ins freie Feld
Und überschlug sich dort zweimal.
Dann ward der Wagen aufgestellt,
Der Rückenschmerz wurde zur Qual!

Denn sein Gewicht lag auf dem Kopf,
Dadurch die Wirbelsäule stauchte.
Das Blut rann aus des Haares Schopf,
Während das Auto stand und rauchte.

Er konnte sich schon noch bewegen,
Das Dach war völlig eingedrückt.
Nur dort, wo offenbar der Segen,
War alles gut, Leben geglückt!

Denn über seinem Sitz das Dach
War ganz intakt und nicht beschädigt.
Wär' offen nun das Schiebedach,
So wär' tatsächlich er erledigt.

Der Schutzengel tanzt' hin und her,
Als sein Auto zum Stillstand kam
Und er an Schmerzen trug zwar schwer,
Doch für ihn knapp die Rettung kam.

Ab diesem Tag nun ganz gewiss
Sah er die Welt mit anderen Augen,
Er den Schutzengel walten ließ,
Weil ohne kann kein Leben taugen.

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

A Wei isch scho was Guads

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


A Wei isch scho was Guads

©Hans Hartmut Karg
2017

Wenn miar am Obad a Fläschle köbfad,
A weng no in dia Sonn neigugga,
No a weng dia Salami schröbfad,
Hod onsr Dag gar koine Lugga.

Wia hond Voarfahra dees ausg'halda,
Seldn a Biar ond seldn an Wei,
Nuar bei dr Kirbe a gloins Gläsle halda,
Ond sooschd emmr endhaldsam sei?

Dr Wei isch Goddesgab' ond guad
Ond miar wollad dean o geniaßa.
Dear schaffd ons widdr neia Muad –
Ond dees muaß ma reichle begiaßa!

Drom drengad miar o reichle viel
Von oserm Neggdarhemmel,
Denn wär kennd scho des groaße Ziel
Do droba, hoach em Hemmel?

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Frühherbstlichkeit

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Frühherbstlichkeit

©Hans Hartmut Karg
2017

Fein Morgentau liegt auf dem Dach
Und legt sich aufs Balkongeländer.
Nachts wird es kühl, droht Ungemach,
Die Wolken tragen graue Ränder.

Am Tage spürt man davon wenig,
Das Thermometer klettert hoch.
Die Pferde traben noch wildmähnig
Vorbei – und Reiter frieren doch!

Die Feuchtigkeit dringt in die Glieder,
Arme und Beine werden klamm
Und Büsche tragen jetzt schon wieder
Leichtfarbig Laub zum Vogelsang.

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Ein idealer Mann

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Ein idealer Mann

©Hans Hartmut Karg
2017

Sie wollte immer schon den Mann,
Der hörig ihr – und alles kann.
Er wusch die Wäsche, räumte ein
Und musste stets zu Diensten sein.

Zur Schule brachte er die Kinder,
Richtete alles, war Erfinder,
Kochte, backte, briet und wusch
Und pflanzte ihr 'nen Rosenbusch.

Dabei war er zu allen ehrlich
Und immer ihr nur dann begehrlich,
Wenn sie's erhoffte und gab Zeichen,
Ihm sagte, dass er nicht sollt' weichen.

Doch eines Tages zog er aus,
Hatte genug vom Narrenhaus.
Er fand ein neues Glück, war froh,
Denn Liebe gab's auch anderswo.

Die neue Frau war nicht versessen,
Dass er Müll trug und wie besessen
Den Haushalt und die Wäsche schmiss,
Weil sie ihn nicht nur schaffen ließ.

Sie half, wenn Arbeit liegen blieb
Hatt' ihn auch so von Herzen lieb,
Weil sie auch selber kochte, buk
Und m i t ihm alle Lasten trug.

*

Hans Hartmut Karg
Newbie
Beiträge: 0
Registriert: So 17. Jul 2011, 08:46
Geschlecht: männlich

Das Tyrannenkind

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Das Tyrannenkind

©Hans Hartmut Karg
2017

Tyrannenspielzeug braucht das Kind,
Dem alle nur zu Willen sind
Und ängstlich ständig applaudieren,
Wodurch sie es noch mehr verführen.

Denn wie im Cockpit sitzt das Kind
Und löst dort seine Sprengung aus,
Fühlt sich gar wie ein Teufelswind,
Löscht gerne jedes Leben aus.

Die Bombe hat es im Gepäck,
Denn die hat ja den Herrschaftszweck,
Dass ausgelebt an uns doch allen
Es bettelt um des Krieges Krallen.

Will diese Welt das akzeptieren,
Dass – mit der Fellmütze bekleidet –
Tyrannenkinder Kriege führen,
Die unserer Welt doch längst verleidet?

*

Antworten