Dr. Karg Gedichte / Teil 2

Moderator: Phönix

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Hans Hartmut Karg
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Ein Tag ohne Liebe

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Ein Tag ohne Liebe

©Hans Hartmut Karg
2017

Ein Tag voller Liebe
Ist wie ein Tag ohne Nacht,
Ein Markt voller Diebe,
Zum Stehlen erwacht.

Doch ein Tag ohne Liebe
Ist wie ein Tag voller Nacht,
In dem Sehnsuchtsdiebe
Behalten die Wacht.

Die Bettstatt voll Wanzen,
Das Haupthaus im Regen,
Die Welt voller Lanzen,
Der Fluss ohne Segen!

Nichts stört einen Liebestag,
Der rundum das Dasein segnet
Und alles, was man so mag,
Sogar Blocksberge ebnet!

Aushorchende Liebesdiener wir –
Sind wir nicht gehalten im Geviert?
Versteht die Welt mich und mein Mir,
Wenn das Wetter Strahlen gebiert?

Ein Tag ganz ohne die Liebe
Ist nie ein Tag voller Kraft.
Deshalb sind manche Hiebe
Amor geschuldet, der's nicht schafft.

*

Hans Hartmut Karg
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Die Eiszeit kommt!

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Die Eiszeit kommt!

©Hans Hartmut Karg
2017

Je mehr unsere Polkappen leidend schmelzen,
Desto sehnsuchtsvoller wollen wir es:
Das Speiseeis ohne Chemie und Spelzen
Lutschen Jung und Alt in den Waffeln ganz kess.

Das Wunder der vielen Eisessorten
Gibt uns einen Geschmack von globaler Wärme,
Und immer treiben uns die Eisestorten,
Für die im Süden ich so sehr schwärme.

Mein Lieblingseis bleibt die Haselnuss
Mit echten, italienischen Stückchen.
Das Eis schmeckt wie ein Liebeskuss,
Etwas kühl, doch umschwärmt von Mückchen.

Dadurch wird mir jeder Sommer erträglich
Und die Sonne mir nur zur kleinen Not.
Ohne Eis leidet man wirklich unsäglich
Und stirbt schwitzend so den sicheren Tod.

*

Hans Hartmut Karg
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Mangelnde Wertschätzung

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Mangelnde Wertschätzung

©Hans Hartmut Karg
2017

Wer die Menschen nicht wertschätzt,
Der lässt sie in Fallen tappen,
Der bleibt mit der Bosheit vernetzt
Und lässt sie für alles berappen.

Wer die Menschen nicht wertschätzt,
Dem ist das Gerechte egal,
Weil er keine Veranlagung schätzt:
Da bleibt Auferbauung nur schal.

Wer die Menschen nicht wertschätzt,
Dessen Menschenbild bleibt schief und krumm,
Weil er permanent Würde verletzt
Und Mitmenschen verkauft für dumm.

Wer die Menschen nicht wertschätzt,
Der hasst oft aus vollem Herzen.
Er freut sich, wenn er andere verpetzt
Und sie treibt in größere Schmerzen.

Wer die Menschen nicht wertschätzt,
Weil er nur sich akzeptiert
Und mit Kritikern nur vernetzt,
Der wird schließlich selbst dupiert.

*

Hans Hartmut Karg
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Größe der Mütter

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Größe der Mütter

©Hans Hartmut Karg
2017

Die Mutter ist beobachtend – und Leidende zugleich,
Kein Mann kann dieses Schicksal je ermessen.
So werden viele Frauen innerlich auch reich,
Verehrt – und auch gewesen nicht vergessen!

Der Mutter Welt zu jeder Zeit ist gegenwärtig' Zeit
Und ihre Heiligkeit bleibt hier gewahrt als Kinderliebe.
Auch wenn die halbe Welt abfällt in tiefem Trennungsstreit,
Bleibt Mutter Mittelpunkt, verhindert so die schlimmsten Hiebe.

Die gute Mutter weiß für sich, wo Kinder groß im Werden sind:
Die Kinder kennen ihrer Mutter Herz und die vertraute Welt.
Da bleibt sorgend der Mutter dann das nahe Kind,
Sie opfert sich für Kinder, die schlecht aufgestellt.

Noch immer kann ich meiner Mutter Heiligkeit verehren,
Weil sie mich in den Niederlagen voll gestützt
Und weil sie von mir Übles konnte wehren,
Denn der Entwicklung dient nur, was da wirklich schützt.

Die faire Mutter bleibt allzeit ein Freiheitskind,
Liebend und selbst auch Liebesgeber.
Nur so erreichen Nachkommen ganz selbstbestimmt
Ein Grundprogramm in gutem Sinne – nicht als Streber.

Da bleiben Mütter unser lebenslanges Sakrosanktum
Und keine Macht der Welt kann sie von diesem Sockel stoßen.
Sie lieben maximal und bleiben für sich selbst im Minimum:
Sie bleiben heilig und man bette sie auf Rosen!

*

Hans Hartmut Karg
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Wanzenwecken

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Wanzenwecken
(Gedicht zum 1. Maien)

©Hans Hartmut Karg
2017

Der 1. Mai weckt frisch und fröhlich
Die Zecher, die mit Bollerwagen
Nach ihrer Sucht genüsslich jagen
Und locken damit Dich und mich.

Menschen fliehen Schnaken, Zecken,
Doch nur durch die Dauerflucht
Verstärken sie die Wandersucht:
Das steigert alles Wanzenwecken.

Wanzen gehören zu den Tieren,
Die schreiben erst, wenn sie in Nöten,
Gedichte als Afterpoeten
Und hoffen, Schande zu verlieren.

Ja, das gelingt den Wanzen nicht,
Weil Heinz- und Waltlinge so ranzen,
Die täglich sie kritisch betanzen,
Denn das ist ja ihr Stammgericht!

Deshalb scheitern viele Wanzen,
Weil Kritik im Afterposten
Bringt die Reime zum Verrosten –
Sagen jene, die so ranzen....

Weckt mir auf die lieben Wanzen,
Damit sie Gedichte schreiben
Und sich nicht am Beißen reiben,
Denn SIE sind wahre Emanzen.

*

Hans Hartmut Karg
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Vogel des Jahres 2017

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Vogel des Jahres 2017
(Der Waldkauz)

©Hans Hartmut Karg
2017

Ja, die Gesellschaft altert!
Damit sie ja nicht verwaltert,
Sind Vogelfreunde auf der Suche,
Den Vogel auf der hohen Buche
Mit Sanftmut hin zum Jahr zu führen –
Das mag der Altersschuld gebühren!

Der Waldkauz kam deshalb zu Ehren –
Er konnte sich ja gar nicht wehren! –
Und schaute nur, wie Käuze schauen,
Ist leise, ruft nur nach den Frauen
Und fällt dabei nicht weiter auf –
Wie bei den Alten halt der Lauf.

Und wie ein altes Ehepaar
Nimmt auch der Kauz Gespräche wahr:
Sehr wenig sprechen, ganz viel Wolle,
Das hebt ihn in die Altersrolle:
Es ging da allen nur um Wahres,
So wurde er Vogel des Jahres.

*

Hans Hartmut Karg
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Morgenstern und Güldenmund

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Morgenstern und Güldenmund

©Hans Hartmut Karg
2017

Morgenstern und Güldenmund
Öffnen sich zur hellen Stunde,
Machen uns die Liebe kund:
Frühling ist in aller Munde!

Wochenlang nur eingewintert,
Bärenkälte, Dunkelheit,
Das Verlangen dann gemindert,
Jetzt ist es zum Sturm bereit.

Morgenstern und Güldenmund
Treffen sich mit Leidenschaft
Hier zu dieser Liebesstund',
Weil Frühling Lustfreude schafft.

*

Hans Hartmut Karg
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Gesundbrunnenlicht

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Gesundbrunnenlicht

©Hans Hartmut Karg
2017

Wie blinkt zwischen der Nachttischlampe
Der erste Strahl des Tages hierher
Wenn auf des Tischchens naher Rampe
Das kleine Päckchen gibt mir mehr,
Weil ich daraus die Rettung ziehe,
Wenn ich mit ganz geringer Mühe
Weiße Tabletten aus der Hülle
Mit etwas Wasser heilend schlucke,
Um dann mit sicherem Gefühle
Errettet in mein Taglicht luge.

*

Hans Hartmut Karg
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Jugendverlorene Zeit

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Jugendverlorene Zeit

©Hans Hartmut Karg
2017

In den Fußgängerzonen der Städte
Siehst Du kaum noch die Jungen.
Wo ich sie doch so gern hätte,
Weil sie reden mit freieren Zungen.

Sie meinen keine Macht mehr zu haben,
Manche schlagen brutal dann zurück.
Im Internet kann man sich laben,
Würdigt andere mit Argublick.

Hotel Mama bleibt kränkungssicher
Für jene, die knapp unter Vierzig.
Sie dünken sich jugendsicher,
Frei laufend – und immer wild-würzig.

Vergessen hat die ältere Jugend,
Wie sie Epochales erschafft.
Kritik bleibt die einzige Tugend,
Verschleudert nur Lebenskraft.

Das Neue muss man selber entwickeln
Und sich nicht immer nur tragen lassen.
Lass' Dich nicht nur sanft einwickeln,
Das verhindert Gestaltungsstraßen.

*

Hans Hartmut Karg
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Schreibbedeutung

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Schreibbedeutung

©Hans Hartmut Karg
2017

Im Alten Ägypten hoch angesehen
War der Schreiber doch Teil der Herrschaft.
Nur so konnte man gerechter sehen,
Wie das Land verteilt Frieden schafft.

Das Schreiben ist auch gegen den Tod,
Selbst wenn es dabei um die Liebe geht.
Der Schreiber erkennt seine leidende Not
Und er weiß, dass auch sein Leben verweht.

Ob die blühende Natur da ein Einsehen hat
Mit den Sehnsüchten der vielen Schreiber?
Ob Schreiber gar suchen zeitlosen Rat,
Wo sie doch bleiben Dauerleider?

Selbst die Reimenden schreiben gegen ihn an,
Wenn zur Vollendung gewortet,
Was in der Vollendung offenbart sich dann
Als Ewigkeit, die nun gehortet.

Mit den Schreibern beginnt jene Tradition,
Mit der das Vergessen auch endet.
Die Nachfolger erhalten so Chronik und Lohn
Für das Ende, weil Gewesnes nicht endet.

Kein Schreiber kann über sein Leben verfügen,
Jedoch kann er es schreibend verlängern.
Er kann charmant bleiben, muss nicht lügen:
So gehört er zu den besseren Sängern.

*

Hans Hartmut Karg
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Innerkreiselnde Visionen

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Innerkreiselnde Visionen

©Hans Hartmut Karg
2017

Die inneren Bilder nur visionär,
Weil sie die Welt nicht mehr tragen.
Sie sind dabei tanzend, nicht stationär,
Lösen kaum noch, was wir erfragen.

Im Morgenlicht schon um Zehn
Will uns das Taglicht einreden,
Dass bald auch Winde wehn,
Treibend uns aus Traumnöten.

Hohlwangig sind innere Filme,
Wenn wir die Liebe vergessen.
Doch ohne die inneren Filme
Wär' viel unerfüllbar gewesen.

So kreiselt die Vision im Walten,
Die Sehenden bleiben nur Spieler.
Manches sieht sich satt im Erkalten,
Im Schauen brechen auch Fühler.

Das Allperfekte wird zu Totem,
Weil es Freiheiten nicht mehr rafft
Und sich überfärbt mit Rotem,
Was nur Angstzustände schafft.

Schauen geht auch dort verloren,
Wo das Alte verkrustet in Rollen
Und schon im Brummen gefroren,
Weil das Festhalten nur noch im Wollen.

Je länger der innere Showdown lebt,
Desto ferner das Paradies.
Je verwegener, was nach oben strebt –
Driftet ab ins Altersverlies.

Braucht nicht die Liebe das Junge, ein Danke,
Das Spiel mit der Lebensfreude?
Treibt nicht das Gesunde höher die Ranke,
Wo Neugier auf Neues im Heute?

*

Hans Hartmut Karg
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Sonnenhalos

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Sonnenhalos

©Hans Hartmut Karg
2017

Der Regenbogen als ein Friedenszeichen
Setzt Regenschauer, Sonnenschein voraus,
Damit die Dunkelheit und Dürre weichen
Und weiter wächst das Friedenshaus.

Wenn nun nach langer, strenger Kälte
Jetzt endlich eine Warmfront naht,
Leuchtet das Schöne, gern bestellte –
Es leuchten Halos über aufgehender Saat.

Die Eiskristalle brechen Sonnenlicht
In Form von großen Bienenwaben,
Als wäre es allein der Bienen Pflicht,
Am hellen Sonnenkranz sich frei zu laben.

Nur wer jetzt hoch zum Himmel schaut,
Wird solches auch sehend erleben,
Worauf doch alle Seelensuche baut,
Um hoffnungsfroh nach Frieden jetzt zu streben.

*

Hans Hartmut Karg
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Liebenswürdigkeit

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Liebenswürdigkeit

©Hans Hartmut Karg
2017

Man kann allen Menschen freundlich begegnen,
Wenn man dies nur will und dieses erlernt.
Man kann sie so mit Menschlichkeit segnen
Und hat die Gemeinschaft damit besternt.

Denn Hass, Aggressionen sind leicht zu haben,
Das hat schon der frühe Mensch erduldet.
Doch der moderne Mensch muss solches nicht haben,
Ihm sei doch das Nette geschuldet!

Der Liebenswürdige bringt es sehr weit,
Weil er damit Streitsucht verhindert,
Ausmerzt Böswilligkeit und unnötigen Streit
Und so Kampf und Verletzungen mindert.

Wir müssen wieder freundlicher werden –
Das auch im Netz, in den Foren,
Damit Humanität auch weiter im Werden:
Wir sind doch zum Frieden geboren!!!

So trainieren wir wieder mehr Freundlichkeit,
Lassen uns nicht zu Beleidigungen verführen,
Bekommen dafür mehr Gelassenheit,
Mit der wir die Menschlichkeit schüren.

*

Hans Hartmut Karg
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Giftige Menschen

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Giftige Menschen
(Toxic People)

©Hans Hartmut Karg
2017

Aus den USA kommt wieder ein neuer Trend,
Mit dem man uns scheinbar bereichert:
Ein jeder, der einen Giftzwerg kennt,
Hat gegen den Abwehr gespeichert.

Die Kränkung bleibt ein Geschwür dieser Zeit,
Mit der man Giftzwerge vernichtet.
So macht sich seltsames Verhalten breit,
Bei dem Andere hingerichtet.

Wenn das nicht auf breiter Front gelingt,
Macht man die Werke des Mitmenschen madig
Und unterstellt vielleicht noch, dass er spinnt,
Dass alles nur fad, marmeladig.

Man redet so jene Menschen herunter,
Die man eigentlich gar nicht kennt,
Denn im Netz wird Anonymität erst munter,
Die das Gute im Menschen verkennt.

So krönt sich die Therapiegesellschaft
Durch beständiges Stigmatisieren,
Weil sie sich damit Scheinfreiheit schafft –
Auch ohne Stil und Manieren.

Dagegen müssen wir uns positionieren,
Denn die Zukunft braucht Freundlichkeit.
Wo wir nur zum Etikettieren verführen,
Schwindet Laune und Lebensfreiheit.

*

Hans Hartmut Karg
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Lebensblicke

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Lebensblicke

©Hans Hartmut Karg
2017

Sehe ich
aufblühende
Blumen,
treibt dies
meine Sinne
zu fröhlicher
Stimmung
und
freundlicher
Liebe.

Sehe ich
nur Zerstörtes,
wird Missmut
meine Laune
zum
Tiefpunkt
leiten,
mich
sogar
verbiestern.

Sehe ich
die Welt
wie sie ist,
will ich nach
verborgenen
Schätzen suchen,
um das alltägliche
Grautreibende
annähernd
zu mildern.

*

Hans Hartmut Karg
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Warum gegen Todesstrafe?

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Warum
gegen
Todesstrafe?

©Hans Hartmut Karg
2017

Der Tod
ist eine Entscheidung
nur der Gottheit,
sofern wir glauben,
nicht des Menschen.

Wir brauchen
keine Todesstrafe,
weil wir nur dann
Fehlurteile
ausschließen
können.

Wenn es kein
Todesurteil gibt,
gibt es keine
Justizmorde.

Wie viele
Menschen
mussten schon
durch Todesurteile
ihr einziges Lebens lassen,
unschuldig zum Tode geführt?

Tyrannen
brauchen
die
Todesstrafe,
weil sie
mangels
Seelengröße
Angst
verbreiten
müssen.

Welcher Mensch
darf sich denn
über andere erheben,
nur weil er immer schon
machtversessen
die Todestrafe
weiterhin
haben
will?

*

Hans Hartmut Karg
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Fahrt in den Maien

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Fahrt in den Maien

©Hans Hartmut Karg
2017

Nicht weit wegfahren müssen:
Auch Nähe kann Ferne sein!
Alle paar Kilometer
im Windhauch ein neuer Duft,
betörend, verlockend.
Wärmende Blütenfarben
in jedem zweiten Garten
drängen nun durch die Zäune.
Am kleinen Flüsschen
bereits kräftiges Grün
und neue Kressetriebe
an feuchtbraunen Rändern.
Kein Benzin- und Ölgestank,
kein Schmutz, kein Lärm!
Nur manchmal ein Knacksen
in der Gangschaltung
des alten Fahrrads.
Der Wind treibt mir
Pollen in die Nase.
Ich muss niesen –
und endlich fange
ich nun an,
Maiensegen
zu atmen.

*

Hans Hartmut Karg
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Seelenzweiheit

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Seelenzweiheit

©Hans Hartmut Karg
2017

Nicht alles ist segensperfekt,
Was scheinbar so perfekt geboren
Und im Zenit wohl auserkoren,
Dass es kritikbewusst aneckt.

Zwei Seelen wohnen oft in einer Brust:
Die eine muss die Welt mit Ironie begleiten,
Die andere sucht Untiefen, schlimme Leiden –
Und beide finden Freundliches – und Frust.

Es ist nicht leicht, das Eigene zu fassen,
Wenn Angst als Existenzbedrohung ausgegrenzt,
Das Bleibeherz nur mehr im Schönen lenzt
Und ausgesetzt denen, die hassen.

Dann steht die Frage als Verbot im Raum
Gedichteforen werden zu Abkapsellogen,
In denen wenige und sehr vernetzte Dogen
Erfüllen ihre Allmacht ganz als Eigentraum.

Doch die zwei Seelen sind nicht zu erschlagen,
Denn Haltungskorrektur braucht ja Ironie
Und jene zweite Seele, die das Unrecht nie
Vergöttert als ein Abbild voll von Lebetagen.

Angst und Bedrohung mögen manche ignorieren,
Doch wollen diese oft Begleitung finden.
Die Dichtkunst lebt von Ruhe unter grünen Linden,
Doch darf sie nicht zum Handschoßlegen führen.

*

Hans Hartmut Karg
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Neue Zeiten

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Neue Zeiten

©Hans Hartmut Karg
2017

Noch immer haben wir Zeiten,
In denen wir sprachmächtig sind
Und Gedanken sich ausbreiten,
Die hellsichtig und nicht blind.

Heut in der Hochzeit der BIldung
Kommen Leute pseudomedizinisch
In einen neuerlichen Schwung –
Und die Offenheit hat ihr Finish.

Hülsen untermauern Urteile,
Die präsente Schubladen schaffen,
Um dann, nach einer Weile,
Die Tumben verführen zum Gaffen.

So überzeugen Klugplauderer
Mit Pseudoweisheit die Mitwelt
Und erschlagen so jeden Krauderer,
Der sich nicht auch wie sie verhält.

Es ist so schön, zu banausen
Und die Gegenwart zu vernebeln.
Dafür gibt es keine Blaupausen,
Man will andere ja aushebeln

Mit Komplexen als Krankheit der Zeit
Und mit Ehrgeiz überkompensieren,
Was verdeckt in scheinneuem Kleid
Die Mitmenschen nur will verführen.

*

Hans Hartmut Karg
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Der Anblick

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Der Anblick

©Hans Hartmut Karg
2017

War sie denn zuerst gefallen
oder war erst der Bruch da?
Wie wehrlos sie am Boden lag?

Ich sah sie erst wieder
unten im Keller, wo alle liegen,
die mit weit geöffnetem Mund,
die Augen schon tiefliegend
und dunkelgrau gerändert,
fest geschlossen – für immer.

Noch keine halbe Stunde,
dass sie uns verlassen konnte,
wo wir es doch nicht wollten
und doch ihre Erdenbahn
sich vollendet hatte.

Still lag sie da, so unendlich still,
wie niemand von uns sie je kannte.
Gleich nach dem Sturz
hatte sie uns erklärt,
dass dieser Bruch
ihr Todesurteil
sei.

*

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