Dr. Karg Gedichte / Teil 2

Moderator: Phönix

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Hans Hartmut Karg
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Himmelfahrt

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Himmelfahrt

Der Sohn ging einst zum Himmelsvater,
Wo alle Qual ein Ende hat
Und nun die alte Satansnatter
Einstellen muss die schlimme Tat.

Zuvor konnte er noch begegnen
Als Sohn einigen Glaubenszeugen,
Trotz seiner Wundmale sie segnen,
Damit vor ihm sie sich verbeugen.

Zweifler werden das nicht glauben,
Dass Jesus auferstanden ist:
Hoch hängen immer Glaubenstrauben
Dem, der da nicht gewesen ist.

Doch wie soll Freiheit denn gedeihen,
Wenn Nächstenliebe nicht erlaubt?
Krieger kennen ja kein Verzeihen,
Wo Leben und Besitz geraubt?

Er ist uns nur voran gegangen,
Um mit der Himmelfahrt zu zeigen,
Dass wir von Ängsten nicht umfangen,
Wenn wir uns hin zum Vater neigen.


©Hans Hartmut Karg
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Hans Hartmut Karg
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Vatertag

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Vatertag

Die Sonne scheint, der Tag ist da,
Es raucht, wenn viele grillen.
Noch ist die gute Luft uns nah,
Alles liegt fein im Stillen.

Bepackt ist längst der Bollerwagen,
Wo Jungväter noch laufen wollen.
Den Proviant muss man nicht tragen,
Kann freie Hand dem Trinken zollen.

Die Väter nah, die sonst so fern:
Familie ist heut' wieder Trumpf!
Der Vater ist halt doch ein Stern,
Da bleibt die Liebe nicht ganz stumpf:

Im Eigenleben oft versackt,
Beruflich schwer vereinnahmt
Sind die Beziehungen vertrackt,
Wenn Zeit für die Begegnung lahmt.

Doch heute gilt es zu beweisen,
Dass man sich noch begegnen kann:
Wenn Väter hin zum Grillgut reisen,
Zeigt sich da oft ein Ehrenmann.

Auch Auseinanderleben fordert
Vom Vater dennoch Liebe ein.
Wo Grillgut und viel Bier geordert,
Da lasst sich zeitnah freundlich sein.


©Hans Hartmut Karg
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Hans Hartmut Karg
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Hybridmode

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Hybridmode

Jahrzehntelang hab' Samen ich erstanden
Und die Tomaten davon ausgesät,
Damit die guten Früchte nicht zu spät
Auf unserem Küchentisch dann landen.

Nach Eisheiligen ins Freiland gepflanzt
Versprach der Ansatz eine gute Ernte.
Je weiter der Ertrag sich nun davon entfernte,
Desto übler wurde, wo die Sehnsucht tanzt.

Hart waren alle Häute der Tomaten,
Sie hatten kaum noch den Eigengeschmack,
Wo ich Tomaten doch so gerne mag:
Da war ich wirklich nicht mehr gut beraten!

Aus den Hybriden konnte man danach
Das Fruchtende und Neue nicht mehr züchten:
Für Waagen gab es wenig zu gewichten –
So lagen die Tomatenbeete lange brach.

Da sah ich doch in einem Bauerngarten
Kräftige Pflanzen mit großen Tomaten.
Ich sah, wie sie tiefrote Reife hatten,
So dass man dort nicht lange musste warten,

Bis man die ersten Schönen ernten konnte
Und man mit diesen üppiggroßen Früchten
Der ganzen Nachbarschaft berichten,
Dass hier noch angestammte Klugheit wohnte.

Deshalb werde ich Tütchen nicht mehr kaufen,
Gehe lieber einmal im Jahr zur guten Bauersfrau,
Halte nach den Samentomaten Ausschau,
Um nicht mehr zu Hybridständen zu laufen.


©Hans Hartmut Karg
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Hans Hartmut Karg
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Alltagsschizophrenie

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Alltagsschizophrenie

Vollmundig schimpfte da ein Umweltschützer,
Dass der Insektenschutz bei uns bleibt auf der Strecke,
Wenn wir doch alle als Naturvernützer,
Herausreißen den Baum, den Strauch, die alte Hecke.

Und er beklagte das Insektensterben,
Dass Wildbienen, Nachtflieger es kaum gebe:
Auch wenn sie großformatig für die Bienen werben,
Wird kaum etwas getan, dass der Bestand sich hebe.

Und die Insektenhotels kaufe er oft wieder,
Damit die Kleinflieger sich dort vermehren,
Verstecken, Eier legen und dem Bieter
Das ausgleichen, wo sich die Fluren leeren.

Und dann entdecke ich tatsächlich
Bei dem Tierschützer in dem eigenen Haus
Elektrokillgeräte, die ursächlich
Vernichten, was üppig an Faunenstrauß.

Damit er abends ungestört auf dem Balkon
Die Mahlzeiten kann zu sich nehmen,
Vernichtet er in seinem Vorfeld schon,
Wofür er eigentlich sich müsste schämen.

Der Gartenteich ist längstens zugeschüttet,
Frösche, Libellen allesamt vertrieben.
Da scheint Gewissensnot nicht aufgerüttet –
Nur triste Grasnarben sind dort geblieben.

Und dann wundert man sich beim Autofahren,
Dass auf der Windschutzscheibe nichts mehr klebt,
Die ganze Welt, befreit von diesen Kleingefahren,
Nur noch in eigener Schutzzone lebt.


©Hans Hartmut Karg
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Hans Hartmut Karg
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Schweinchens Tod

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Schweinchens Tod

Die Sonne schien, der Tag war groß,
Doch jetzt entschied des Schicksals Los,
Woran niemand hätte gedacht
Nach dieser klaren, schönen Nacht.

Das Schweinchen, dieser kleine Schlingel
Lief mit dem hochgeschraubten Kringel
Den beiden Männern freudig nach
Und dachte an kein Ungemach.

Ganz ahnungslos und wie ein Schaf
Rannt' es dahin und grunzte brav,
Denn es war jung, der Tag war schön,
Da musste Fluren man begeh'n.

Doch ungefähr nach hundert Metern,
Wo Lerchen, Elstern fröhlich zetern,
Wurd's mit dem Strick zu Fall gebracht,
Obwohl oben der Himmel lacht,

Brutal die Kehle durchgeschnitten,
Das Blut lief aus des Halses Mitten,
Es chancenlos, konnte nicht fliehen
Und nicht mehr hin zum Tröglein ziehen.

Denn unaufhaltsam floh sein Leben,
Nichts konnt' den Beinchen Kraft da geben:
Bewegungslos und grad heraus
Haucht' es den letzten Seufzer aus.

Der Teufel kennt ja keine Gnade,
Die Schlange beißt in Ferse, Wade.
So wird er immer frevelnd bleiben
Es hinterrücks mit allen treiben.

Und die Kumpane mit Geschick
Packen das Schweinchen beim Genick,
Dann, ohne einen Gnadenblick,
Befestigen sie am Hals den Strick.

Nun zerren sie im Sonnenschein
Das tote Tierchen zu sich heim,
Wo schon am Herd die Töpfe stehen,
Die dann die Mahlzeit werden sehen.

Dabei war es doch Schweinchens Glück,
Freudig zu laufen, voll Geschick
Auf ein recht langes Leben hoffen,
Von Leid und Tod lang nicht betroffen.

Doch ist der Satan immer wach,
Er droht mit seinem Ungemach,
Sucht nach den eignen Missetaten,
Wo alles Leben nimmt nur Schaden.

Deshalb, sei ja niemals naiv,
Weil selten noch der Teufel schlief,
Wo immer nur im Selbstvermessen
Gekillt wird, was noch nicht gefressen.


©Hans Hartmut Karg
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Naturglück

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Naturglück

Nun daddeln sie wieder in der Bahn,
Noch gähnend und müde von der Nacht
Und leben so ihren Freiheitswahn,
Obwohl alles im Netz ist längst erdacht.

Man sieht da Bilder, liest Nachrichten,
Lenkt sich von den Gedanken ab,
Die sich oft auf den anderen richten:
So hält man Nerven auch auf Trab...

Frei lebt die virtuelle Welt,
Gehalten von den eigenen Händen,
Was längst als Botschaft eingestellt
Und was kein Nutzer mehr kann wenden.

Das Mädchenbild, der Kunstroman,
Sie alle schaffen ein Zuhause
Und geben ihre Weltsicht dran
Mit Deutungen – und ohne Pause.

Das Glück bleibt nun gerätfixiert,
Wo wir im Zug gerade sitzen,
Bevor die Arbeit uns anführt,
Wobei wir wieder lange schwitzen.

Entspannt und voller Wohlgemut
Haben Antworten wir gegeben,
Wir das gepostet, was uns gut,
Bereichert unser aller Leben.

Dafür ist die Natur uns dankbar,
Wenn wir nicht rasen durch die Fluren,
Marschieren nicht als Menschenschar
Und hinterlassen keine Spuren.

Flora und Fauna wollen Ruhe,
Wenn wir im Haus am Daddeln sind,
Im Schrank lassen die Wanderschuhe
Und frei nur weht der Götterwind.


©Hans Hartmut Karg
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Kehr' um, oh Mensch!

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Kehr' um, oh Mensch!

Kehr um, oh Mensch,
verlasse Dein bequemes Leben,
bei dem Systeme automatisch alles heizen,
kühlen – auch bewegen und am End' vernutzen!

Dein breiter Fußabdruck –
ist weltweit er nur Pferdehuf?

Nein, nicht der Teufel ist's,
der Deinen Himmel rötet,
die Erde in die Heißzeit treibt,
Gewässer dauerhaft verschmutzt,
den Lüften allen Atem nimmt
und wüstendorrend die Welt befeuert –
und alles ist Dir scheinbar noch erträglich!

Wenn alle Feuerstellen rauchen,
bist Du Dein eig'ner Teufel!

Du selber bist's, der Dir Dein Leben raubt
und Deiner eig'nen Spezies
das Lebenslicht
ausbläst!


©Hans Hartmut Karg
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Bodenretter

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Bodenretter

Früher waren die Parzellen klein,
Bauern mussten kräftig meliorieren:
Tierdünger musste es dazu sein,
Um die Ernten gut herbei zu führen.

Man säte deshalb auf den kleinen Feldern,
Was an Fruchtwechsel man damals betrieb,
Holte bisweilen Mulch aus eigenen Wäldern
Für einen zeitigen, gelingenden Austrieb.

Und jede Generation war's, die versuchte
Ererbte Böden weiter zu verbessern.
Nur ganz wenige, überreich Betuchte
Konnten im Sommer ihre Felder wässern.

Bauern waren einst die Bodenretter,
Sorgten für die reiche Flur und gutes Brot,
Damit landläufig auch viele Städter
Litten in den Dürrezeiten keine Hungersnot.

Heute laugt man weiter Böden aus.
Geht es heute immer nur ums Geld?
Rollt nicht ausgeschwemmt und weit hinaus
Die gute Muttererde – weg ist sie?

Werden mit Humus die Böden nicht versorgt,
Diese überdüngt, gespritzt und ausgelutscht,
Wächst nichts! Was vom Ausland man sich borgt,
Überdeckt nur, dass bei uns Böden vernutzt.


©Hans Hartmut Karg
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Paradiese

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Paradiese

Am Wochenend Verwandte besucht
In ihrem Maiengarten:
Wirtschaftlich sind sie nicht sehr betucht
Und können doch groß aufwarten

Mit Hüttchen und einem Pavillon,
Wo überall wächst frisches Grün,
Dem Hingucker Besitzerlohn,
Weil die sich um das Land bemüh'n.

Viel' Bäume haben sie gepflanzt,
Man sitzt bei Tee, Kaffee und Kuchen,
Wo längst ein Enkelkindchen tanzt
Und wir Entspannung suchen.

Zwiebeln, Karotten, Spargelstangen
Stehen dort schon in bestem Wuchs,
Führen herbei Ernteverlangen –
Und schön geschnitten ist der Buchs.

Holunder blüht, die Beeren reifen
Und Vogelzwitschern trägt die Freude,
Wenn wir durch Paradiese streifen,
Befreit zu unserem Hier und Heute.


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Ein Jahr lang 70 fahren!

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Ein Jahr lang 70 fahren!

Ich stand am Rand der Autobahn
Und sah, wie die Geschosse
Beim Überhol'n mit hohem Zahn
Steigern die Adrenalinsoße.

Es war doch Sonntag, keine Not,
Auf Autobahnen so zu rasen,
Riskieren dort Leid und den Tod –
Irrsinn ist nicht zu fassen!

Die Straßen: Hochrisikobereich,
Man muss stets damit rechnen,
Dass dort Gevatters Ernte reich
Und Kosten wir nicht rechnen.

Würde endlich 70 gefahren
Auf Straßen und auf Autobahnen,
Könnten wir doch Milliarden sparen,
Kein Warnschild müsst' uns mahnen.

Es gäb' kaum Tote und Verletzte,
Es gäbe kaum noch Staus,
Und wenige als Stressverletzte
Stiegen dann aus Mobilen aus.

Weniger Abgas schädigt' das Land,
Gesundheit gäb' es und mehr Geld,
Weil nun Europa mit Verstand
Wär' segensreich für die Umwelt.


©Hans Hartmut Karg
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Ratesendungen

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Ratesendungen

Es geht nur noch ums liebe Geld,
Wenn im Fernseh'n die Ratewelt
Von Werbeblöcken okkupiert
Nur noch am Zaster interessiert.

Beim Spiel mit Menschen um Millionen
Muss das für Einschaltquoten lohnen,
Die Werbung sehr hoch eingepreist,
So dass man prächtig damit reist.

Sind Lösungen vorab bekannt,
Weil mancher mit wenig Verstand
Rasch richtig tippt bei schwerer Frage
Und alles weiß in jeder Lage?

Geht das mit rechten Dingen zu,
Wird nicht gemogelt immerzu?
Ist mancher denn antwortgeimpft,
Damit im Sender niemand schimpft?

Manchmal hat man schon das Gefühl,
Man vorgeführt wird mit dem Ziel,
Dass Sender auf Einnahmen hoffen,
Wenn dann der höchste Sieg getroffen.

Wird seltener ein Preis gewonnen,
Sind auch die Quoten rasch zerronnen.
Die Vorauswahl muss danach streben,
Dass viel Erfolge es kann geben.

Es geht da immer um viel Geld,
Wenn im Fernsehen alle Welt
Von Werbeblöcken wird traktiert,
Weil man am Zaster interessiert.


©Hans Hartmut Karg
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Erwachen

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Erwachen

Wenn Morgentau
die Wiesen netzt
und Erde tief durchatmet,
schwindet das Grau
und was verletzt
fürs Leben sich nun wappnet.

Steh' auf, mein Tag,
die Sonne streicht
sanft über Flur und Wälder,
weil sie es mag,
dass Dunkles weicht
und grünen alle Felder.

So wird die Stunde
meine Zeit,
kann diesen Tag einfangen,
damit zur Runde
ich bereit
nun endlich kann gelangen.


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Vogelsang

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Vogelsang

In wohltuendem Sonnenglast
Am Morgen, in der Frühe,
Wenn Vogelsang das Herze fasst
Ganz frei und ohne Mühe

Steht auf der Tag nach Regennacht
Und holt sich helles Licht,
Sind unsere Sänger aufgewacht
Mit Zwitschern, leicht und schlicht.

Nie ist der Tag dem Leben näher,
Nie schöner, als zur Morgenstunde,
Wenn laut sich meldet schon der Häher
Und um den Kuckuck dreht die Runde.

So ist dem frühen Waldbegeher
Der Lärm und alle Hektik fern,
Wenn er von oben als ein Seher
Den Blick zur Stadt hat gar so gern.

Gleich holen ihn die frühen Sänger
Zurück in Flur und Waldesduft
Und frei und deshalb umso länger
Genießt er Sang und gute Luft.


©Hans Hartmut Karg
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Anerkennung

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Anerkennung

Wenn Menschen mit Dir reden wollen,
Suchen sie Dich dabei als Hörer:
Aufmerksamkeit sollst Du da zollen,
Mut machen – nicht als Oberlehrer.

Mancher leidet an seinem Stand,
Bei dem er schwere Arbeit findet,
Wird deshalb wenig anerkannt,
Obwohl viel Zeit ihn dabei bindet.

Mancher Beruf hat niederen Status,
Ist unbeliebt, nicht angesehen.
Selten gibt’s den Gesellschaftskuss,
Man muss schon nach sich selber sehen.

Der Mensch, er lechzt nach Anerkennung
Vom ersten Atemzuge an.
Er braucht Dich, Deine Namennennung,
Damit er freier atmen kann.

Lob' ihn deshalb für gute Taten,
Achte Beruf, Herkunft und Stand,
Dann wird die Stimmung wohl geraten
Bei uns im weiten Euroland.


©Hans Hartmut Karg
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Tomatenzucht

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Tomatenzucht

Vor einem Jahr vom schönsten Strauch
Die Großtomate abgepflückt,
Nicht zugeführt dem Schlund, dem Bauch,
Die Samen alle ausgedrückt

Und diese mehrmals dann gewaschen,
Getrocknet auf dem Backpapier,
Sie ein Jahr ganz in Ruh' gelassen
Für ein neues Erntepläsier.

Was im März frisch ausgesät,
Ist im Frühbeet stark geworden.
Ende Mai war's nicht zu spät:
Ins Freiland, südwärts, nicht nach Norden!

Sonnenfresser lieben Plätze,
Wo Wasser nur den Wurzeln frommt.
Von oben trocken werden Schätze
Groß, wenn auch noch Mistdünger kommt.

Unvergleichlich schmecken Früchte,
Die zuerst vom Strauch genommen.
Esslust ist die schönste Sucht:
Man kann nie genug bekommen!

Dass gesünder nichts sein kann,
Als rotleuchtendes Erzeugnis,
Wenn kein Druck, Ideologenwahn
Wird dabei zum Jahrereignis.


©Hans Hartmut Karg
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Kindheitsglück

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Kindheitsglück

Sanft schienen mir einst große Weiten
Im Flächenland, eben geboren,
Wo lebensoffen zu den Zeiten
Die Elternliebe eingeboren
Den Stolz man spürte, wenn im Sand
Hinter dem Haus ich Kuchen formte,
Im Horizont nur Kinderland –
Die Pflicht noch nicht das Leben normte.

Es lebten die Verwandten noch,
Bezug gab es stets ohne Ende
Zu Onkeln, Tanten, es stand doch
Die Öffnung an der Zeiten Wende,
Als neue Blicke uns nun führten
Als Nachgeborene in der Stadt,
Wo wir die Freiheitslüfte spürten,
Weil vorher nichts, als Kriegswallstatt.

So konnten wir endlich aufstehen,
Der Frieden ließ uns herrlich reifen:
Familienglück, das muss man sehen,
Ließ uns gern zu den Sternen greifen,
Die dem Kindsein doch hier so nah,
Weil liebevoll man uns nun führte,
Die Omas, Opas, Papa, Mama,
Denen immer Ehre gebührte.


©Hans Hartmut Karg
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Jugendrecht

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Jugendrecht

Auch heut'ge Jugend hat das Recht,
Frei und beherzt zu argumentieren,
Denn ihrer Zukunft geht es schlecht,
Wenn wir nicht ihre Nöte spüren:
Dann sind wir damit nicht gerecht!

Wenn dann die Arroganz des Alters
Der Jugend Mitwirken beschneidet,
Die sich um ihre Zukunft sorgt,
Werden Lösungen kaum aufbereitet,
Weil keine Einfühlung geborgt.

Wo nicht mehr jene Liebe weilt,
Die mit Verstand das Kindsein teilt,
Kann sie sich kaum der Not erwehren
Und junges Volk auch nicht verehren,
Weil man im Nichthandeln verweilt.

Wir müssen wieder die ernst nehmen,
Für deren Zukunft noch Erwartung,
Verbunden mit dem Lebenssehnen
Und mit hoher Lebenserwartung
Das Hoffen schließlich weitergeht.


©Hans Hartmut Karg
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Blatt, Hase, Liebe

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Blatt, Hase, Liebe

Der Sternekoch legt großes Blatt
Des Kopfsalats zur Tellermitte:
Ein Türmchen er errichtet hat,
Darauf kommt die Polentaschnitte.

Egal, wo man das Blatt anschneidet,
Ein jeder, wie er's haben will,
Weil nun das Schlundhaus ja entscheidet:
Was dient zuerst dem Gaumenspiel?

Ganz anders bei dem Schokohasen,
Den man zu Ostern sich geschenkt:
Der Mensch kann nirgendwo es lassen,
Dass seine Lust bleibt klar gelenkt:

Zuerst die Ohren abgebissen
Das immer – und mit Hochgenuss!
Der Torso, später aufgerissen –
Das ist ein letzter Tätergruss...

Manchmal ist so auch Liebe:
Oben fängt sie beim Kusse an.
Sind dann erwachsener die Triebe,
Kommt rasch zugange Frau und Mann.

Auch da gibt es ein Oben, Unten,
Mit dem die Lust vielfach gelenkt,
Hinabgleitet zu weiteren Runden,
Wo man sich höchste Freuden schenkt.


©Hans Hartmut Karg
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Löwenzähnchen

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Löwenzähnchen

Da klemmt es zwischen Betonplatten:
Ein Löwenzähnchen, Blatt und Blüte,
Wo bisher wir kein Wirken hatten –
Nichts deutete auf Lebensgüte.

Im Sonnenglast und halb verdorrt
Bringt es hervor die kleinen Sämchen.
Man glaubt es kaum: Hier ist der Ort
Für Schirme mit den schönen Dämchen.

Wenn dann die Mutterkraft erlahmt,
Die Heißzeit alles Leben reißt,
Im Winde sich manch Schirmchen spannt,
Dem Leben neue Wege weist.


©Hans Hartmut Karg
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Denkwechsel

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Denkwechsel

Die Überlebensfantasien
Münden in einen großen Strom,
Stigmatisiert oft als Manien,
Wo Leben noch in Luxus, Chrom.

Vergesst mir nicht den Sonnenkönig,
Der feiersüchtig und bigott:
Menschen kümmerten ihn herzlich wenig,
Der Enkel starb auf dem Schafott!

Wir brauchen keine Guillotinen,
Doch müssen wir uns schon bewegen:
Man überlebt nicht in Latrinen,
Wir brauchen Luft, Natur und Regen!

So bleibt das Leben uns erhalten,
Dazu der Handel und der Wandel,
Wenn Denkwechsel im Weltgestalten
Verhindert Labern, Fluggesandel.


©Hans Hartmut Karg
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