1. kommt es Anders 2. als man denkt...

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Zwirbel_1810
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1. kommt es Anders 2. als man denkt...

Beitrag von Zwirbel_1810 »

Unsere Kleine wurde am 18.10.13 1 Jahr alt und ich habe kurz vor ihrem Geburtstag begonnen die Geburtsberichte von euch zu lesen und einmal mehr wurde mir bewusst, was für ein Geschenk es ist, dass sich unsere Tochter in diesem Jahr so gut entwickelt hat. Es ist überhaupt nicht selbstverständlich, dass sie nach all den Strapazen in der Schwangerschaft und der Geburt so ein aufgewecktes „Meiteli“ ist. Ich dachte, dass ich mit dem Schreiben eines eigenen Geburtsberichtes die Schwangerschaft und die Geburt selber noch abschliessend verarbeiten kann... Vielleicht mache ich damit auch anderen (bald)-Mamis Mut, dass trotz einer schwierigen Schwangerschaft alles gut ausgehen kann.

Bis zur 28. SSW hatte ich keine grossen Beschwerden. Ich fühlte mich körperlich immer gut bis im August 12, als ich eine Schwangerschaftsuntersuchung bei meiner Hebamme hatte. Sie bemerkte beim Abtasten des Bauches, dass dieser bei der kleinsten Berührung von aussen oder Bewegung des Babys hart wurde. Es wurde festgestellt, dass dies Gebärmutterkontraktionen und somit vorzeitige Wehen waren. Danach folgten die Lungenreifungsspritzen für das Baby und von diesem Zeitpunkt an musste ich viel Liegen, durfte nicht mehr arbeiten, wenn überhaupt konnte ich knapp paar Meter gehen, ohne dass der Bauch wieder hart wurde. Es waren immer noch gute 12 Wochen bis zum Termin und musste die höchste Dosis an Wehenhemmer einnehmen, die die Ärzte ausserhalb des Spitals verschreiben durften. Ca. alle 7-10 Tage hatte ich einen Termin beim FA um den Gebärmutterhals zu kontrollieren. Dieser blieb zum Glück stabil.

Ab der 33. SSW gab allerdings die Grösse und das Gewicht des Babys Anlass zur Sorge. Gemäss den Berechnungen im Ultraschall nahm die Kleine nicht mehr zu und bei den engmaschigen Kontrollen beim FA wurde immer darüber gemunkelt, ob man das Baby nicht besser holen oder es doch besser noch im Bauch lassen soll. Vor keinem dieser Termine wussten wir, ob wir am nächsten Tag Eltern sind oder nicht… Diese Unsicherheit machte meinem Mann und mir zu schaffen und auch unsere ganze Familie war „uf Gufe“! Zudem hat sich die Kleine bis SSW 36 nicht gedreht. Alle stellten sich schon auf einen geplanten Kaiserschnitt am Ende der Schwangerschaft ein, aber dann hat sie es sich doch noch anderes überlegt und sich doch noch auf den Kopf gedreht. :) Ich freute mich und war zuversichtlich, dass ich auf natürlichem Weg gebären konnte.

In der 37. SSW hat die FA beim Ultraschall festgesellt, dass das Fruchtwasser zurückgegangen ist. Es wurde entschieden, dass am Abend die Geburt eingeleitet wird. Mein Mann und ich tranken zu Hause noch eine Flasche Rimuss :D, informierten unsere Familien, packten unsere sieben Sachen zusammen und machten uns auf den Weg ins Spital. In der Nacht hatte ich nach dem Einleiten ziemlich starke Wehen und ca. um 05.00 Uhr dachte ich, dass es nun losgeht. Ich rief meinen Mann an, er kam ins Spital und erst um ca. 07.00 Uhr wurde ich ans CTG angeschlossen. Ich hatte gute Wehen, jedoch reagierte das Baby sehr schlecht darauf und hatte starke Herztonabfälle. Um 07.30 entschied die FA dass es einen Kaiserschnitt gibt, da das Baby mit einer natürlichen Geburt viel zu stark belastet würde. Ich hatte Angst um meine Kleine und auch Angst vor dem Kaiserschnitt (vor allem vor der Narkose). Zudem bekam ich ein Gegenmittel für die Wehen, welches Herzrasen verursachte und ich schlotterte und zitterte am ganzen Körper als würde ich unter Schock stehen. Ich habe einen kurzen Moment richtig hyperventiliert. Ich war so froh, dass mein Mann an meiner Seite war und mich unterstützte. Wie im Film zog ich mein sexy OP-Hemd an und unterzeichnete mit zitternder Hand das Papier, welches über die Risiken des Kaiserschnittes und der Narkose aufklärte – sehr Mut machend! :wink:

Um 08.30 wurde ich langsam nach unten in den OP-Bereich gefahren. Mein Mann war während dieser Zeit weg und zog sich das blaue Übergewand an. Es war eiskalt dort unten, was mein Zittern und Zucken nicht gerade begünstigte. Als die Anästhesistin die Narkose steckte war mein Mann zum Glück wieder da und drückte mir fest die Hand. Ich brauchte die Sauerstoffmaske, da ich sehr schnell atmete und mich durch das Zittern und Schlottern nicht still hielt. Die Narkose fing an zu wirken und der Katheter wurde gesetzt. Es war ein unglaublich unangenehmes Gefühl alles wahr zu nehmen und trotzdem zu merken, wie ich meine Zehen dann meine Beine und dann den Oberkörper nicht mehr bewegen konnte, obwohl ich das wollte resp. Mein Gehirn den Befehl gab. Ich war unglaublich angespannt und die ganzen Wärmeschläuche beim OP halfen auch nicht gegen das Zittern und Schlottern.

Um 09.00 Uhr begann die FA mit der OP. Sie zogen und drückten an mir herum, dann lagen mind. 2 Personen auf meinen Bauch und ich hörte ein „Jööö“ meiner Ärztin und da war er – der erste Schrei! Und vor allem: da war SIE – unsere kleine Prinzessin. Um 09.08 Uhr war die Kleine da! Die Emotionen brachen über mich ein! Ich weinte und mein Mann sagte immer wieder „mir heis gschafft, mir heis gschafft“. Und ich fragte die ganze Zeit „isches würklech es Meitli?„ Endlich wurde meine Frage bejaht. Beim Bubennamen wären wir uns nämlich noch nicht einig gewesen. :D Die Hebamme nahm die Kleine sofort in den Nebenraum, wo sie nur ganz kurz Sauerstoff brauchte und in ein warmes Tuch gewickelt wurde. Mein Mann durfte mit und schoss bereits das erste Foto! :D Ich bekam ein Beruhigungsmittel und wurde zugenäht. Die Hebamme hielt mir die Kleine nur ein paar Sekunden hin, da war sie auch schon wieder weg. Ich wurde in einen kleinen Raum auf der Geburtenabteilung gebracht und war alleine… Mein Mann war weg, unsere Tochter, welche ich noch nicht einmal berühren konnte, war weg und ich konnte mich durch die Narkose keinen Millimeter bewegen und war alleine. So hab ich mir das Geburtserlebnis nicht vorgestellt, dachte ich mir... Endlich! Da kam mein Mann mit unserer Tochter auf dem Arm und der Hebamme. Endlich erfuhr ich, wie schwer und wie gross sie ist und ENDLICH durfte ich sie in den Arm nehmen. Sie war sooooo unglaublich klein. Sie wog gerade mal 1820g und war 41cm gross. Aber sie war wunderschön und kaum hatte ich sie auf dem Arm suchte sie nach der Brust und sog wie eine Weltmeisterin! 

Sie war nur 24h im Brutkasten, danach 4 Tage im Wärmebett bei mir im Zimmer und am 6. Tag durften wir nach Hause. Sie brauchte kein Sauerstoff oder sonstige Geräte – was für ein Wunder und was für ein Geschenk bei dem Geburtsgewicht und diesen Strapazen im Bauch. Erst im Spitalzimmer erfuhr ich, dass ich keinen Tropfen Fruchtwasser mehr hatte und die Kleine in Ihrem eigenen Kot lag. Eine natürliche Geburt hätte sie unter keinen Umständen überlebt.

Heute ist sie ein aktives, vorwitziges und vor allem sehr, sehr fröhliches Mädchen. Sie ist ein unglaublicher Sonnenschein, wächst und gedeiht prächtig und immer wieder wenn ich die Fotos sehe, als sie so klein war, wird mir bewusst, wie unglaublich gut sie sich entwickelt hat.

Natürlich hätte ich sehr gerne auf natürlichem Weg geboren und fragte mich im Nachhinein oft, wie stark wohl die Wehen noch geworden wären und wie ich selber eine natürliche Geburt verkraftet oder erlebt hätte… Ich habe mich auch oft gefragt, ob die Wehenhemmer schuld waren, dass sie nicht mehr zugenommen hatte im Bauch. Aber schlussendlich zählt nur eines: Dass unsere Tochter gesund ist! Ich bewundere die Entscheidung der Ärztin und bin ihr auf ewig dankbar, dass sie sich auf Grund der Herztöne beim CTG für einen Kaiserschnitt entschieden hat!

Üsi chliini Muus, mir hei di ganz fescht lieb u si ungloublech stouz uf di! Merci, dass du üs immer so viu schöni Stunde beschersch! Dis Mami u di Papi

Marmotta
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Re: 1. kommt es Anders 2. als man denkt...

Beitrag von Marmotta »

Wunderschöner Bericht! Danke! Ich kann dir sehr gut nachfühlen, wie die Schwangerschaft für dich war, hab ich doch selber diesen Sommer sehr ähnliches erlebt!

Ich wünsche euch weiterhin alles alles Gute!!!!
Prinzässin 09/13
Clown 12/15
zwöi Stärnli im Härze, 09/12 und 07/17

Romeo767
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Re: 1. kommt es Anders 2. als man denkt...

Beitrag von Romeo767 »

Schöne Geschichte mit Happy End. Unser Sohn Yanis ist auch am 18.10.2012 auf die Welt gekommen, ebenfalls per Kaiserschnitt (nach 30 Stunden Einleitung). Oft habe ich meinen Entscheid bereut (hatte mehrere Aspekte). Aber wir haben heute auch einen lustigen "kleinen" Jungen, alles Andere ist unwichtig. Liebe Grüsse Romeo767

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