Versuch einer Spontangeburt mit BEL

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schof
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Versuch einer Spontangeburt mit BEL

Beitrag von schof »

Eigentlich wollte ich zuerst keinen Bericht schreiben, aber der Beitrag von lunaju hat mich dann doch dazu ermuntert, da ich ihre Meinung voll und ganz teile. Auch meine Kleine sass ca. ab der 20. Woche wie in Klappmesser in meinem Bauch (Kopf oben, Hinterteil unten und Füsse vor dem Gesicht). Auch gegen Ende der Schwangerschaft konnte sie nichts dazu bewegen, sich noch zu drehen. Yoga, Moxen, Licht, Musik und sogar eine äussere Wendung – nichts hat geholfen. Meine Hebamme hatte mit bereits im Vorfeld einen Arzt empfohlen, der sehr gut sein soll. Als ich bei diesem einen Termin machen wollte, hiess es schon, wir müssten dann auch schon einen Termin für den geplanten Kaiserschnitt vereinbaren, weil später dann nichts mehr frei sei. Das stiess mir schon etwas sauer auf, ich liess mich aber darauf ein. Geburtstermin war der 23.11., der Termin für den Kaiserschnitt wurde auf den 15.11. angesetzt. Weil mich dies sehr belastet hat und ich dies eigentlich nicht wollte, suchte ich noch einmal das Gespräch mit meiner Hebamme, die mir sodann einen Arzt empfahl, der sehr viel Erfahrung mit Spontangeburten aus Steisslage hat. Nach einem eingehenden Gespräch mit ihm, entschied ich mich, den Arzt zu wechseln und auf den geplanten Kaiserschnitt zu pfeifen. Ich fühlte mich sogleich wohl und verstanden in der Obhut dieses Arztes. Er meinte, bei mir gäbe es keinen Grund, eine natürliche Geburt nicht zu versuchen. Die Schwangerschaft ist gut verlaufen und das Kind war nicht zu gross und war topfit. Nun konnten wir entspannt dem natürlichen Geburtstermin entgegenblicken.
Der Geburtstermin verstrich und allmählich hatte ich die Nase voll von dem dicken Bauch, der mir seit etwa zwei Wochen, ordentliche Schmerzen, fieses Sodbrennen und massive Unbeweglichkeit bescherte. Ich bewegte mich viel, in der Hoffnung, dass es nun bald losgehen würde. Die Kleine entschied sich dann, 4 Tage nach dem Termin auf die Welt zu kommen. Um 9 Uhr morgens begannen die Wehen, ich erkannte sofort, dass es keine Übungswehen mehr waren. Die Schmerzen hatten eine andere Qualität, die Abstände waren zwischen 5-8 Minuten und es hörte einfach nicht mehr auf. Als ich im Spital anrief, musste ich schon anfangen, die Wehen zu veratmen. Die Hebamme am Telefon meinte, wir sollten noch gemütlich frühstücken und dann losfahren (Weg ca. 30 Minuten). Im Auto kamen die Wehen in 6 Minuten-Abständen, aber ich konnte es noch gut ertragen und mein Mann und ich haben sogar noch Witze gemacht. Im Spital angekommen, wurden wir sofort in ein Gebärzimmer geführt und die Hebamme fragte, ob ich in die Wanne wolle. Unter normalen Umständen hätte ich gerne eine Wassergeburt erlebt, aber bei einer Steisslage geht das ja nicht. Ich wollte mit der Wanne noch warten, bis die Schmerzen schlimmer werden, also tigerte ich schnaufend im Zimmer umher, hängte mich an die Sprossenwand, setzte mich auf den Gymnastikball, bis ich schliesslich auf allen Vieren auf dem Boden landete, weil ich nicht mehr wusste, wohin mit mir. Dann stieg ich endlich in die Wanne und es tat extrem gut. Durst hatte ich wie ein Ochse. In der Wanne hielt ich es ziemlich lange aus, bis dann der Arzt kam, mich untersuchte und meinte, der Muttermund sei schon ca. 7cm offen und ich müsse jetzt aus der Wanne raus. Das war ein ziemlich schwieriges Unterfangen, da die Wehen schon in sehr kurzen Abständen kamen und auf dem Bett fand ich keine Stellung, die auch nur halbwegs angenehm war. Um die Schmerzen zu ertragen, wurden meine Aaaahhhs immer lauter und irgendwann schrie ich, sie sollten mir etwas geben, weil ich es einfach nicht mehr aushalte. Der Arzt liess den Anästhesisten kommen, welcher mir eine leichte Spinalanästhesie verpasste, damit ich die Wehen noch spüre. Es war herrlich, ich hatte keine Schmerzen mehr, spürte aber jede Wehe. So liessen sie mich noch eine Zeit lang liegen und um ca. 15:00 hiess es dann, Muttermund vollständig geöffnet, ich soll jetzt mal mitschieben. Gesagt getan, nur die Kleine hatte es sich offenbar anders überlegt. Nach ca. 20 Minuten pressen, meinte der Arzt, das sich das Baby keinen Millimeter in den Geburtskanal bewegt habe. Es mache nun einfach keinen Sinn mehr, eine natürliche Geburt erzwingen zu wollen. Es gäbe wohl irgendeinen Grund, warum es nicht gehe...
Nach einer kurzen Besprechung entschieden wir uns schliesslich für einen Kaiserschnitt. Das Ganze lief dann ziemlich gemächlich ab, da die Herztöne der Kleinen prächtig waren, ich keine Schmerzen mehr hatte und somit keine Eile bestand. Um ca. 17:00 wurde ich in den OP geschoben und um 17:11 war die Kleine schon da.
Ich war so froh, dass wir gewartet haben, bis sie sich selber entschied, zu kommen und nicht ein geplanter Kaiserschnitt ihr Geburtsdatum bestimmt hat. Da ich so weit gekommen bin, war ich auch nicht wahnsinnig traurig, dass es dann doch nicht geklappt hat mit der vaginalen Geburt. Natürlich würde ich gerne auf die Kaiserschnittnarbe verzichten, aber damit kann ich leben. Ich kann nur allen Frauen mit BEL empfehlen, eine natürliche Geburt zu versuchen, wenn keine drastischen Befunde dagegensprechen. Ich würde es wieder genau gleich machen und es war eine wunderbare Erfahrung für mich.

Leela
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Re: Versuch einer Spontangeburt mit BEL

Beitrag von Leela »

Toll, dass Du es so weit geschafft hast und die Kleine ihr Geburtsdatum selber bestimmen konnte. Die fast zwei Wochen länger im Bauch, haben ihr sicher gut getan :-)
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