2. Geburt, sekundärer KS nach tollem spontanem Start

Teilt Eure Erfahrungen!

Moderator: Phönix

Antworten
Benutzeravatar
Kizank
Member
Beiträge: 208
Registriert: Mi 12. Mär 2014, 16:52
Geschlecht: weiblich
Wohnort: Kt. ZH

2. Geburt, sekundärer KS nach tollem spontanem Start

Beitrag von Kizank »

Mein liebes Mädchen

Es ist noch gar nicht lange her, da habe ich den Geburtsbericht von deinem grossen Bruder finalisiert (viewtopic.php?f=21&t=202364). Vieles beschäftigte mich hinsichtlich deiner Geburt und den ersten Tagen im Spital, je näher dein Geburtstermin heranrückte. Dein Bruder kam erst nach über zwei Tagen "Geburt" per NotKS zur Welt und war so unglaublich schwach. Ich getraute mir aufgrund der Vorgeschichte auch nicht, in ein Geburtshaus zu gehen, obwohl ich mit dem Gedanken gespielt hatte (wenigstens fürs Wochenbett...).

Aber nun von ganz vorne:

Am 25. Januar 2016 kam dein Cousin zur Welt. Wir haben sie wenige Tage später bei ihnen zu Hause besucht. Ich war verzaubert von dem kleinen Krümelchen, und auf dem Heimweg beschlossen Papa und ich, dass es langsam Zeit wäre für ein Geschwisterchen für unseren Wirbelwind. Im Mai hielt ich den positiven Schwangerschaftstest in der Hand. Schnell rechnete ich nach - ET wäre der 30. Januar 2017. Nur drei Wochen nach dem 2. Geburtstag von deinem Bruder! Wir waren überglücklich! Ein wenig besorgt waren wir noch, weil wir anfang Juni noch an eine Konferenz nach Kreta flogen. Es ging aber alles tipptopp. Abermals durfte ich eine wunderbare Schwangerschaft erleben. Meine Gyni scherzte, bei so einfachen Schwangerschaften hätte ich noch jede Menge Kinder. Aber so nach dem 8. wäre sie dann in Pension...

Im Sommer hatte ich irgend eine blöde Magendarmsache - ich habe richtig gespürt, wie du gestrampelt hast, während ich auf der Toilette sass und in die Badewanne erbrach... Du hast mir so leid getan. Zwei Tage später musste ich zum Glukosetoleranztest antreten. Ich hatte extra telefonisch angefragt, ob man das nicht besser etwas aufschiebt, bis ich wieder normal essen kann. "Das passt so schon." Meinte die Praxisassistentin. Prompt war der Nüchternzucker etwas hoch, und ich wurde zur Diabetesberatung geschickt. Die liess mich eine Woche bei normalem Essen jeweils messen, und beschied dann, dass man nichts weiter machen müsse - der hohe Nüchternwert sei auf die Magendarmsache und dem entsprechend gestörten Essverhalten zuzuschreiben.

Anfang August waren wir für einige Tage in Ingelheim bei der Cousine von deinem Papa. Sie erwartet ihr erstes Kind an Weihnachten! Im Herbst hatte es dein Papa dann sehr streng, seine Ausbildung abzuschliessen. Am 5. Dezember war die Verteidigung, und ich habe mit Hilfe von deinem Opa und der Sekretärin vom Lehrstuhl noch das Apero für ihn organisiert. Danach war ich ganz schön kaputt. So langsam merkte ich den Bauch.

Bei den Ultraschalluntersuchungen kam dann aus, dass du dich auch nach der 30. Woche immer noch in Steisslage befandest. Also setzten wir uns vorsichtig mit dem Thema ‘geplanter Kaiserschnitt’ auseinander. Denn nach dem Not-KS wollte das Spital keine Steissgeburt versuchen. Auch meine Gyni und eine Ärztin aus dem Bekanntenkreis rieten mir davon ab. Danach wurden alle Abklärungen für den KS gemacht und für den 23. Januar in der Frühe eingeplant.

Am 21. Dezember besprach ich im Spital erst mit einer Hebi, was ich für Wünsche an die Geburt habe, auch, falls du dich noch drehen solltest. Ich sagte ihr, dass ich lieber spontan Gebären würde und erzählte, wie dein Bruder zur Welt kam und dass ich nicht möchte, dass sich dieses Drama wiederholt. Sie zeigte viel Verständnis und merkte noch an, dass man sowieso nicht mehr allzu lange warten würde, wenn es nicht weitergeht. Dies, um in keine Komplikationen durch den vorherigen KS (also Probleme mit der Naht) zu laufen. Bei der gleich darauf folgenden Kontrolle durch die Gyni stellte sich dann allerdings heraus, dass du nun komplett quer in meinem Bauch liegst, ihn quasi umarmst. In dem Moment sah ich es etwas als Zeichen, dass es wirklich ein KS werden soll und fügte mich den Tatsachen. Am 28. Dezember (Bei Gyni) hattest du dich doch noch gedreht! Ich war so glücklich! Nachdem ich mich auf den KS eingestellt hatte, musste ich mich erst wieder an den Gedanken gewöhnen, aber ich freute mich, nochmal eine spontane Geburt versuchen zu dürfen!

Den 2. Geburtstag von deinem Bruder feierten wir in einem gemütlichen Rahmen. Ich hatte schon da das Gefühl, du würdest nicht bis ET warten, aber ich habe dir immer wieder gesagt, dass du noch etwas warten sollst, damit wir eure beiden Geburtstage mit etwas Abstand feiern können.

Am 17. Januar war ich bei der Gyni. Sie hatte den Termin extra gemacht, dass wir deine Lage vorzeitig nochmal prüfen, und ich ein paar Tage Zeit habe, mich für oder gegen den KS zu entscheiden. Es war etwas wenig Fruchtwasser da, aber noch immer im Rahmen. Du lagst immer noch richtig, Köpfchen voran! So riefen wir gleich im Spital an und sagten den KS am 23. Januar ab. Stattdessen würde ich an dem Tag zu einer Kontrolle ins Spital gehen, wegen dem Fruchtwasser. Da können sie genauer messen.

Am 19. Januar hatte ich meinen letzten Arbeitstag. Für die Woche darauf hatte ich schon Ferien eingegeben, da es ja keinen Sinn macht, Arbeiten zu gehen, wenn man nie weiss, ob man am Nachmittag/dem nächsten Tag wieder da ist. Den Externen, der meine Stellvertretung übernimmt, hatte ich eingearbeitet, Aufgaben und Projekte übergeben, rundum sauber abgeschlossen. Eine Kollegin aus einem anderen Team (selber auch Mami) scherzte noch, heute Abend würde es sicher losgehen. Leider rief mich dann Papa noch an, dass dein Grossonkel (Bruder von Opa) gestorben ist. Es war nicht gänzlich überraschend, aber so kurz vor deiner Geburt machte ich mir schon Gedanken, wie nahe Leben und Tod ist, die Einen kommen, Andere gehen...

Am 23. Januar traf ich mich mit Grossmami und Grosspapi im Spital, damit sie auf deinen Bruder aufpassen, während ich in der Kontrolle war. Es wurde ein CTG geschrieben. Ich dachte daran, dass, hättest du dich nicht mehr gedreht, du jetzt schon in meinen Armen lägst. Das CTG zeichnete drei kleine Wehchen auf, wobei ich die letzte ein ganz klein wenig zu spüren glaubte. War aber vielleicht nur Einbildung. Die Ärztin beruhigte mich noch, die Plazenta und das Fruchtwasser wären mindestens bis ET absolut in Ordnung, ich solle mir keine Sorgen machen. Danach fuhren wir mit deinen Grosseltern nach Hause, kochten zusammen und verbrachten einen netten Nachmittag. Grossmami meinte noch, eigentlich wärs jetzt praktisch, wenn sie deinen Bruder gleich mitnehmen könnten. Tatsächlich spürte ich den ganzen Nachmittag lang immer wieder ein leichtes, Mens-ähnliches Ziehen. Aber wegen dem wollte ich jetzt nicht gleich an Geburtsanfang denken. War ja noch eine ganze Woche bis zum ET. So fuhren deine Grosseltern heim. Bald kam Papa nach Hause. Wir überlegten, wie wir die Beerdigung von seinem Onkel am nächsten Tag besuchen könnten. Ich erzählte ihm vom Ziehen, das immer häufiger auftrat und länger anhielt.

Wir assen noch in Ruhe zu Abend. Dann rief ich nach etwas hin- und herüberlegen ins Gebs an, weil ich mir keinen Reim machen konnte. Das Ziehen trat ca alle 3,5 Minuten für 30 - 45 Sekunden auf. Nicht so richtig nach ‘Handbuch’. Die Hebi, Fr. D. schlug vor, dass ich für ein CTG vorbeikomme. Wir packten alles zusammen und luden deinen schlafenden Bruder ins Auto. Während der Fahrt von 15 Minuten hatte ich dann nur noch zwei Mal dieses Ziehen, und ein gehörig schlechtes Gewissen, deswegen ins Spital zu fahren. Papa lud mich aus und fuhr mit deinem Bruder direkt weiter zu Oma und Opa. Ich würde mich dann melden, wie/ob es weitergeht.

Frau D nahm mich um 21:40 Uhr in Empfang. Sie war sehr nett und meinte, dass die längeren Pausen auch auf die Aufregung zurückzuführen seien. Nach 30 Minuten CTG erklärte Frau D, dass die Wehen noch sehr unregelmässig seien, und es wohl noch nicht losgeht. Dann bemerkte sie, dass wegen einem Computerfehler das CTG nicht im System aufgezeichnet wurde. Also Papa informieren und nochmal 30 Minuten stillhalten. Nun merkte ich, dass die Wehen intensiver wurden. Als Frau D mit einer anderen Hebi zurückkam, waren sie sich sicher - es geht los! Ich rief Papa an, er solle sich langsam auf den Weg machen. Oma und Opa hüteten deinen Bruder über Nacht, und würden ihn am Morgen in die KiTa bringen.

Als Papa im Spital ankam, durften wir schon in den Gebärsaal wechseln. Die Wehen wurden schnell stärker. Immer wieder schaute die Hebi (inzwischen war Schichtwechsel) rein. Sie brachte mir auch noch einen Tee. Bald wurde mir übel, dass ich bei jeder Wehe dachte, gleich muss ich mich übergeben. Gleichzeitig war ich überwältigt von der Kraft, die mein Körper freisetzte - das hatte ich nach meiner ersten Geburt gar nicht erwartet. Um 2 Uhr schrieb Papa an Grossmami und Grosspapi, dass sie morgen deinen Bruder in der KiTa abholen sollen. Trotz kräftiger Wehen war ich um 4 Uhr erst 3 cm offen. Ich liess mir eine PDA geben. Ich war erschöpft nach dem langen Tag und der Anstrengung und schlief schon fast im Stehen ein (wortwörtlich!). Danach konnte ich immerhin zwei Stunden etwas dösen. Immer wieder spürte ich die Wehen. Die Hebi sagte, das wären dreihöckrige Wehen, trotz PDA schön stark. Um 6 Uhr war ich immerhin 6-7 cm offen. Ich sagte noch, an diesem Punkt stand die Geburt von deinem Bruder still. Also planten wir um 7 nochmal eine Kontrolle ein. Kurz vor 7 hatte dein Herzchen begonnen, zu reagieren. Nachdem du dich erholt hattest untersuchte mich die Hebi wieder: immer noch 6-7 cm, trotz weiterhin starker Wehen. Auch mit Wehendämpfer reagierte dein Herzchen. Ich spürte dazu einen Druck vorne auf den Beckenknochen hinunter. Das sagte ich der Gyni, die ebenfalls dazu kam.

Ich schilderte der Gyni nochmal von der Geburt von deinem Bruder. Sie meinte, dass da wohl der Beckenknochen im Weg sein könnte, sich das Köpfchen nicht einstellen kann. Etwas enttäuscht, aber froh, die Situation so gut im Griff zu haben, entschieden wir uns für einen sekundären KS. Das Drama von letztem Mal wird sich nicht wiederholen. Ich bekam Wehenhemmer, alles wurde in Ruhe vorbereitet und abgeklärt. Dann ging es in den OP. Auch hier, alles geschäftig, aber total ruhig und entspannt. Die Leute stellten sich kurz vor und deckten mich mit warmen Tüchern zu. Sie scherzten, dass der Gyni gleich die Geburt verpasse, wenn er nicht aufkreuze. Ich war viel ruhiger wie beim Not-KS von deinem Bruder. Ich musste keine Angst um dich haben, und die Anästhesistin reagierte nicht in Panik, wiel ich an den Händen keine Temperatur spüre, sondern testete die Narkose einfach am Unterarm.

Die OP ging dann los, dein Papa sass neben mir und wir sprachen leise mit dir. “Wir freuen uns so sehr auf dich!” sagten wir immer wieder. Trotz KS konnte ich es geniessen. Um 09:17 am 24. Januar kamst du zur Welt. Mir liefen zwei Bäche Freudetränen über die Wangen, als du dich lautstark beschwert hast, dass man dich da rausgerissen hat. Du durftest bald zu mir auf die Brust liegen, und ich durfte dich hier begrüssen. Du warst kräftig und fit und hast dich schon toll bewegt und herumgeschaut. Allerdings merkte ich, dass mir schwindlig war. Ich zitterte massiv, und verkrampfte ständig meinen Kiefer. Jemand sagte, ich hätte etwas viel Blut verloren. Papa wurde dann mit dir in den Gebärsaal gebracht, sie würden mich gleich hinterherschicken.

Leider war es wohl doch nicht so gut gelaufen, und ich musste in den Aufwachsaal zur Beobachtung. Ich weiss noch, dass ich sagte, sie sollen Papa informieren, was sie bestätigten.
Zwei lange Stunden musste ich warten, bis ich dich wieder sehen durfte. Immer wieder habe ich nach dir gefragt, dass du und Papa zu mir kommen dürft. “Bald, bald” hiess es nur. Natürlich hatte niemand die Hebi und Papa informiert - alle dachten, ich wäre gleich da. Papa hat mir später erzählt, dass du laut reklamiert hattest, er dich nur mit Mühe und Not etwas beruhigen konnte. Wie sehr du ihm leid getan hast. Die Hebi hätte, als sie wegen mir nichts hörte, ein Becherchen mit etwas Pulvermilch gebracht, welche du mit der Zunge schlabbern durftest.

Endlich so gegen 11:30 durfte Papa mit dir herkommen. Endlich durfte ich dich an mir haben, dich bewundern, Küsschen geben, dich willkommen heissen.

Ich kam danach direkt in die Wochenbettstation. Ich hätte gerne noch ein Stündchen nur mit dir und Papa gehabt, unsere Nächsten in Ruhe telefonisch informiert. Aber es war wohl sehr viel los, und der Gebärsaal wurde gebraucht. Immerhin kam ich in ein Doppel- und nicht in ein Dreierzimmer. Papa fuhr dann noch zum Leidmahl von seinem Onkel. Alle freuten sich über seine Neuigkeiten, und die Fotos von dir.
mit Bub (01/2015)
Und Mädchen (01/2017)

Antworten