Lange aber schöne Spitalgeburt, erstes Kind

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Moderator: Phönix

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Ruby91
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Lange aber schöne Spitalgeburt, erstes Kind

Beitrag von Ruby91 »

Geburtsbericht V, 27.11.17
Ich durfte meine erste Schwangerschaft wirklich sehr geniessen. Bis auf kleinere Rückenbeschwerden und dass ich sensibler als normal war, war ich beschwerdefrei. Trotzdem hatte ich irgendwann genug. So um die 38. Woche herum, als ich nicht mehr arbeitete, wollte ich einfach nicht mehr. Obwohl ich wirklich wollte, dass V. sich auf den Weg machte, hatten wir eigentlich noch gar nicht alles. Ich machte also eine Liste, was noch erledigt werden musste, bevor das Baby kommt. Am Samstag, 25. November, bei 39+3, haben wir nochmals richtig viel besorgt. Am Abend haben wir sogar noch endlich meine lieb gewünschten Bauchfotos aufgenommen. Zum Glück…!
Am Sonntagmorgen wachte ich um 6 Uhr auf, wie so oft. Ich ging aufs Klo und sagte zu V.: Lass mich noch ein wenig schlafen, dann kannst du kommen! Ich habe nämlich mal geträumt, dass sie am 26.11. kommt. Ich ging wieder ins Bett.
Um 9 Uhr wachte ich wieder auf, fühlte, dass ich feucht war zwischen den Beinen. Ich drehte mich. Jetzt war ich nass. Ich weckte meinen Mann und sagte, ich brauche ein «Tüechli»: - «Es Nastüechli?» «Nei, es Frotteetüechli, ich glaub mini Fruchtblase isch platzt». So schnell war er noch nie wach!
Wir riefen im Spital an. Sie meinten, wir sollen noch frühstücken, duschen, packen und dann gemütlich eintrudeln. So machten wir es dann auch, um ca. 10.30 waren wir da. Es wurde ein Ultraschall gemacht, das Baby auf 3.5kg geschätzt. Dann wurde ein CTG gemacht und ich bekam Wehentee.
Am Nachmittag gingen wir spazieren, da fingen langsam die Wehen an. Als wir zurück im Zimmer waren, schneite es zum ersten Mal in diesem Jahr. Die Wehen waren natürlich noch nicht sehr stark und eher kurz, so nahm ich eine um die andere. Wir schauten sogar noch Tagesschau.
Die Abendhebamme liess mir ein Bad ein und liess mich dort weiter wehen. Ich fand es aber nicht soo lange bequem da drin und wollte lieber wieder im trockenen die Wehen veratmen. Als ich läutete, war bereits die Nachthebamme im Dienst.
Die meiste Zeit sass ich auf meinem Spitalbett im Schneidersitz und veratmete die Wehen. Mit der Nachthebamme besprach ich, dass ich gerne ein Geburtszimmer beziehen würde, damit ich dort die Wehen aktiver verarbeiten kann (Ball, Tuch von der Decke, 4-Füssler). Sie machte alles bereit und wir zogen um. Der Schneidersitz war aber weiterhin sehr bequem 😊 Um 2 Uhr untersuchte sie mich auf meinen Wunsch das erste Mal. Wir waren bei 2cm. Ich freute mich über die 2cm, die ich mit super erträglichen Wehen schon geschafft habe! Die Nacht verbrachte ich im Schneidersitz und schlief zwischen den Wehen immer ein paar Minuten. Mein Mann war die ganze Zeit bei mir. Irgendwann organisierten wir ein Klappbett, damit er neben mir mal ein wenig schlafen kann.
Am ganz frühen Morgen wurden die Wehen so stark, dass ich sie nicht mehr nur veratmen konnte. Ich tönte also ab da, was ich mir vorher so gar nicht vorstellen konnte. Aber es half mir enorm! Der Schneidersitz ging dann auch nicht mehr, wir wurden aktiver und turnten ein wenig.
Am Morgen kam die Tageshebamme, untersuchte mich gleich am Anfang. Wir waren bei 6cm. Es geht also vorwärts! Die Hebamme erfüllten mir alle Wünsche – sie zeigten mir weitere Techniken, die Wehen zu verarbeiten, brachten mir Tee, Öl, massierten mich. Die grösste Hilfe war aber mein Mann. Er war die ganze Zeit bei mir, turnte mit mir, ich durfte in seine Arme fallen… Ich fühlte mich sehr gut aufgehoben.
Um etwa 11 Uhr war mein Muttermund komplett geöffnet. Die Hebamme sagte mir, sie sehe schon die Haare! Ich machte mich also auf Presswehen gefasst. Aber die kamen nicht.
Wieder wurde alles probiert, Massagen, Becken kreisen, ätherische Öle… Aber die Wehen wurden immer weniger! Sie liess uns eine Stunde schlafen, gab mir nachher ein Krug Isostar, dann waren es wohl die Ärzte, die einen Fortschritt sehen wollten. Wir besprachen, dass es nun Wehenmittel geben soll. Ich hatte echt Angst vor den künstlichen Wehen. Aber ich merkte keinen Unterschied zu den natürlichen Wehen von vorher. Also machten wir weiter. Wir arbeiteten. Becken kreisen. Entspannen. Veratmen. Vertönen.
Es wurde Nachmittag, ca. 15.30 Uhr, als ich das Köpfchen gebären sollte. Ich presste also auf Anleitung der Hebamme. Das Köpfchen ging vor und zurück, immer wieder. Seltsamerweise hatte ich überhaupt keine Schmerzen. Das kann ich mir bis heute nicht erklären, ich schätze das waren die Hormone. Ich spürte den Kopf nicht, obwohl ich keinerlei Schmerzmittel bekam. Nach 45 Minuten pressen wie ich nur konnte und einem weiteren Hebammenwechsel sagte ich, meine Kräfte sind langsam am Ende. Die Hebamme war langsam auch besorgt, ob wir es noch schaffen auf natürlichem Weg (Das hat sie mir im Nachhinein gesagt, zu mir war sie in dem Moment sehr ermutigend).
Wir stimmten alle überein, dass wir es nun mit der Saugglocke versuchen. Das Zimmer füllte sich, was ich gar nicht so recht registrierte. Sie mussten mir wegen der Saugglocke einen Dammschnitt machen. Auch diesen spürte ich nicht. Also weiter. Ich presste, die Ärztin zog, die Saugglocke fiel ab und klatschte an die Wand vor mir. Ich hatte einen riesen Schock – ich solle aber weiter pressen. Sie nahmen noch eine kleinere Handpumpe, und mit der nächsten Wehe war V da. Ich sah, wie sie aus mir rauskam und es war einen Moment ganz still. Bis sie zwei Sekunden zum ersten mal schrie.

27.11.17, 16:42 Uhr. 3520g, 51cm.

Sie wurde mir direkt auf den Bauch gelegt und ab da passierte alles so nebenbei. Mein Mann weinte vor Glück, ich bestaunte die Kleine, sie schaute mich an, ich vergass alles um mich herum. Irgendwann sagte die Ärztin, mit der nächsten Wehe soll ich noch mitpressen. Unmotiviert tat ich das, so war die Plazenta auch geboren. Dann wurde ich noch mit einer Spritze lokal betäubt und genäht. Ich spürte zwar schon noch etwas, aber irgendwie empfand ich an diesem Tag keine Schmerzen.
Die Hebamme zeigte mir noch das Stillen. Nach und nach gingen alle aus dem Zimmer bis nur noch wir drei da waren. Wir drei – so seltsam. Eine Familie.

Joelle
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Re: Lange aber schöne Spitalgeburt, erstes Kind

Beitrag von Joelle »

Wunderschön [emoji24][emoji813]️

ruchli79
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Re: Lange aber schöne Spitalgeburt, erstes Kind

Beitrag von ruchli79 »

Eine tolle Geburtsgeschichte. 🙏 Danke. Ich wünsche Euch alles Gute.

Joojoo
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Re: Lange aber schöne Spitalgeburt, erstes Kind

Beitrag von Joojoo »

Das isch mega schön gschriebe [emoji7]

Ruby91
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Re: Lange aber schöne Spitalgeburt, erstes Kind

Beitrag von Ruby91 »

Danke eu!
Ha vill Geburtsbricht gläsä da woni no schwanger gsi bin. Drum hani denkt ich gibes zrugg. :)

gs-girl
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Re: Lange aber schöne Spitalgeburt, erstes Kind

Beitrag von gs-girl »

Wunderschön..und es hat sich gelohnt ;-)

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