Leichte postnatale Depression?

Hier können sich junge Eltern gegenseitig helfen.

Moderator: stella

Lilyrose
Vielschreiberin
Beiträge: 1659
Registriert: Fr 14. Jul 2017, 07:18
Geschlecht: weiblich

Leichte postnatale Depression?

Beitrag von Lilyrose »

Gibts sowas wie ne leichte Stufe? Nach der Geburt lief alles super, aber seit ca 3 Wochen habe ich immer öfters Überforderungsgefühle. Es ist unser drittes Kind und ich hatte nie sowas. Es ist auch nicht auf sie bezogen, habe auch keine zwiespältigen Gefühle ihr gegenüber. Es ist eher so, dass ich momentan immer erschöpfte bin und teilweise kaum weiss, wie ich den Tag mit allen 3 durchringen soll. Die älteren beiden streiten grad recht oft und ich bin immer dünnhäutiger, ich reagiere öfter als gewollt genervt auf die älteren.

Meine Kinder sind 4, 2.5 und 2.5 Monate. Könnt AUCH ein Eisenmangel ein Grund sein? Oder das ich seit 2.5 Jahren nicht mehr durchgeschlafen habe (unser mittlerer schläft nicht so doll). Baby ist zum Glück dagegen bereits/momentan eine gute Schläferin.

Kennt jemand sowas?

Benutzeravatar
ChrisBern
Wohnt hier
Beiträge: 4923
Registriert: Di 14. Nov 2017, 08:49
Geschlecht: weiblich

Re: Leichte postnatale Depression?

Beitrag von ChrisBern »

Meine postnatale Depression fing auch nicht direkt nach der Geburt an, sondern kam schleichend, mit 2 Monaten war dann nicht mehr gut. Auch ich hatte keine negativen Gefühle dem Kind gegenüber, sondern bin grundlos in Tränen ausgebrochen, war dünnhäutig, konnte die einfachsten Entscheide nicht mehr treffen (gehe ich duschen oder einkaufen). Woran ich es dann wirklich gemerkt habe: ich konnte nicht schlafen, auch wenn ich hätte schlafen können. Ich habe dann drei Monate Östrogen genommen und danach war ich wieder besser dabei, auch wenn es noch länger spuren hinterlassen hat.

Bei mir war aber - im Gegensatz zu dir - kein Grund für eine Überforderung, ich hatte nur ein Kind, welches an sich ein Anfängerkind war. Du hast ja objektiv einen hohen Load mit drei Kindern, die alle nah aufeinander sind (und zwischen 2 und 3 finde ich Kinder einfach teuflisch ;-) ). Es kann also beides sein, einfach Energiespeicher aufgebraucht oder aber was "Ernstes". Evtl Blutbild machen lassen wegen Eisen?

Ich halte dir die daumen und wünsche dir alles Gute! Es ist furchtbar, wenn man sich selbst nicht richtig wiedererkennt...

Bleistift79
Senior Member
Beiträge: 601
Registriert: Di 13. Dez 2011, 20:47
Geschlecht: weiblich

Re: Leichte postnatale Depression?

Beitrag von Bleistift79 »

lass auf jeden Fall das Ferritin und Vit. B12 beim HA kontrollieren.
Lg

Lilyrose
Vielschreiberin
Beiträge: 1659
Registriert: Fr 14. Jul 2017, 07:18
Geschlecht: weiblich

Re: Leichte postnatale Depression?

Beitrag von Lilyrose »

@chrisbern: Ja, mit 3 Kids so nah ist es natürlich anstrengend und braucht viel Energie. Aber ich hab sonst eigentlich sehr viel Energie und bisher ging es auch problemlos, stutzig macht mich, dass es erst seit wenigen Wochen so läuft. Ich habe Probleme, die ich weder von Kind 1 noch von Kind 2 kenne. Es ist nicht sooo akut, aber eben anders. Vorhin bin ich beim Arzt in Tränen ausgebrochen, als die Kleine geimpft wurde... Solche Sachen geben mir zu denken... Gestern hab ich geweint, weil ich Velo fahren gehen wollte, da ging die Schaltung nicht richtig ind ich bin wieder umgekehrt und dachte mir, nicht mal das geht und bin weinend ins Bett gefallen.

@Bleistift: das mit dem B12 ist noch ein guter Tipp, mein Körper kann das nämlich nicht gut aufnehmen, ich hatte bisher alle paar Jahre wieder einen Mangel.

Hab FA angerufen, der mich aber wiederum an Hausarzt verwiesen hat...

sonrie
Urgestein
Beiträge: 11432
Registriert: Do 27. Mai 2010, 19:40
Geschlecht: weiblich

Re: Leichte postnatale Depression?

Beitrag von sonrie »

@Lilyrose: ich kann dir die Anstrengung mit 3 kleinen Kindern gut nachfühlen, aber was du hier beschreibst klingt nicht nach überforderung an sich sondern wirklich nach einer emotionalen, vielleicht auch hormonellen Sache.
Ich glaube daher nicht, dass du es mit Anstrengung oder zu wenig Energie erklären kannst, vor allem weil du ja auch sagst, dass du eigentlich viel Energie hast.

Ich würde es wohl zuerst mal mit natürlichen Mitteln versuchen (Rosenwurz zb. hilft sehr gut oder auch Johanneskraut) - in der Drogerie können sie dich sicher gut beraten. Es ist ja auch normal, dass deine Hormone grad verrückt spielen, irgendwie stellt sich der Körper ja auch wieder um.
"Wenn Aufregung helfen würde, Probleme zu lösen, würde ich mich aufregen." (Angela Merkel in "Die Getriebenen")

Benutzeravatar
Netterl
Posting Freak
Beiträge: 3519
Registriert: Fr 4. Feb 2005, 18:16
Wohnort: Bayern

Re: Leichte postnatale Depression?

Beitrag von Netterl »

Nö, ich denke, eine vernünftige zeitnah Abklärung des Blutbildes wäre als erstes angebracht. Johanniskraut muss man sehr aufpassen. Das reagiert mit vielen anderen Medis. Nur weil pflanzlich ist nicht gleich harmlos.
Nothing is forever, except death, taxes and bad design

sonrie
Urgestein
Beiträge: 11432
Registriert: Do 27. Mai 2010, 19:40
Geschlecht: weiblich

Re: Leichte postnatale Depression?

Beitrag von sonrie »

Nein, harmlos ist es nicht, das hab ich auch nicht gesagt, daher auch der Hinweis, sich in der Drogerie beraten zu lassen. Ein Blutbild ist sicher nie verkehrt, kann aber etwas dauern, bis man beim arzt war, die Ergebnisse hat und allenfalls was dagegen tun kann.
"Wenn Aufregung helfen würde, Probleme zu lösen, würde ich mich aufregen." (Angela Merkel in "Die Getriebenen")

Benutzeravatar
ChrisBern
Wohnt hier
Beiträge: 4923
Registriert: Di 14. Nov 2017, 08:49
Geschlecht: weiblich

Re: Leichte postnatale Depression?

Beitrag von ChrisBern »

Das klingt tatsächlich ein bisschen nach postnataler depression, das mit den in Tränen ausbrechen hatte ich auch. Wie kannst du schlafen, wenn dich keiner vom Schlafen abhält?

Meine FA hat mir Östrogen verschrieben - bereits nach ca zwei bis drei Stunden ging es mir sprunghaft besser, ich konnte wieder klar denken, keine Tränen mehr, wieder Energie. Wahnsinn! Ich habe das Medi nach einem Monat wieder abgesetzt und war nach zwei, drei Tagen wieder gleich schlecht dabei...Östrogenmangel ist nicht so selten, ich kenne andere, wo das auch so behoben wurde. Kannst ja erst Blutbild machen, aber danach würde ich proaktiv das depressive Thema angehen. Alles Gute und gerne PN, wenn du noch Infos brauchst.

uetliberg
Senior Member
Beiträge: 832
Registriert: So 27. Okt 2013, 19:41

Re: Leichte postnatale Depression?

Beitrag von uetliberg »

Ich fände es wichtig, vor einer allfälligen Therapie Diagnostik zu betreiben. Hier ein Screeningtest für postpartale Depression:
https://www.fresno.ucsf.edu › ...PDF
Webergebnisse
Edinburgh Postnatal Depression Scale (EPDS) - UCSF Fresno

Die Frauenärztin oder der Hausarzt sollen Dich entsprechend abklären.
Alles Gute!

Bleistift79
Senior Member
Beiträge: 601
Registriert: Di 13. Dez 2011, 20:47
Geschlecht: weiblich

Re: Leichte postnatale Depression?

Beitrag von Bleistift79 »

Lilyrose hat geschrieben: Do 20. Aug 2020, 11:32 @chrisbern: Ja, mit 3 Kids so nah ist es natürlich anstrengend und braucht viel Energie. Aber ich hab sonst eigentlich sehr viel Energie und bisher ging es auch problemlos, stutzig macht mich, dass es erst seit wenigen Wochen so läuft. Ich habe Probleme, die ich weder von Kind 1 noch von Kind 2 kenne. Es ist nicht sooo akut, aber eben anders. Vorhin bin ich beim Arzt in Tränen ausgebrochen, als die Kleine geimpft wurde... Solche Sachen geben mir zu denken... Gestern hab ich geweint, weil ich Velo fahren gehen wollte, da ging die Schaltung nicht richtig ind ich bin wieder umgekehrt und dachte mir, nicht mal das geht und bin weinend ins Bett gefallen.

@Bleistift: das mit dem B12 ist noch ein guter Tipp, mein Körper kann das nämlich nicht gut aufnehmen, ich hatte bisher alle paar Jahre wieder einen Mangel.

Hab FA angerufen, der mich aber wiederum an Hausarzt verwiesen hat...
versuch zu schauen, dass du möglichst zeitnah zum HA kannst und besteh auf die Bestimmung auch vom. Ferritin, B12, Vit. D . Braucht eine venöse Blutentnahme.
Mir wollte man eine postnatale Depri „ anhängen“. Okey, ich stand auch völlig neben mir. Dabei aber hatte ich ein Ferritin von 7 & einen massiven B12 Mangel.
Als dieser behoben war, war ich wie ausgewechselt und bei jedem weiteren Kind wurden sofort die Blutwerte kontrolliert.
Heute wissen wir, dass ich Eisen und B12 schlecht speichern kann. Im Blutkreislauf ist jedoch genug Eisen vorhanden. B12 kann ich mittlerweilen mit Tabletten stabilisieren. Das Eisen mit Ernährung & jährlicher Infusion. Mein Ferritin „ gut“ Wert liegt bei mir bei 200. alles was drunter ist, merke ich.
Toi, toi

Melinde Flink
Member
Beiträge: 437
Registriert: So 3. Jul 2016, 16:34

Re: Leichte postnatale Depression?

Beitrag von Melinde Flink »

Es ist gut machst du dir so früh Gedanken, je früher du gehst, desto besser für alle. Falls es wirklich eine Depression ist, ist das recht gut behandelbar.

Auf organischer Ebene ist die Schilddrüse ist auch so eine Kandidatin die depressive Symptome machen kann.

Cayla
Newbie
Beiträge: 42
Registriert: Di 15. Aug 2017, 10:26

Re: Leichte postnatale Depression?

Beitrag von Cayla »

Ich erkenne mich in deine Beschreibungen teilweise wieder. Ging mir nach Kind 2 so und rückblickend nach nun 2.5 Jahren denke ich, ich hätte damals externe Hilfe anfordern sollen (Beratung, psychologische Beratung oder so)
Inzwischen geht es "von alleine" wieder gut. Was mir extrem im Alltag hilft mit Energie, Geduld, Nerven etc.ist das Schüsslersalz Sachet 2,5,7,22 . Gemäss Beratung ist die Mischung für "gestresste Manager" und das trifft auf uns Mamis ja manchmal auch ganz gut zu😊
Seit ich das nehme fühle ich mich wie ein neuer Mensch.
Alles Gute für dich.

Lilyrose
Vielschreiberin
Beiträge: 1659
Registriert: Fr 14. Jul 2017, 07:18
Geschlecht: weiblich

Re: Leichte postnatale Depression?

Beitrag von Lilyrose »

@chrisbern: ich hatte noch keine Gelegenheit länger ungestört zu schlafen. Aber es ist schon so, dass ich eher nicht schlafe, auch wenn ich mal die Gelegenheit hätte, weil ich dann unbedingt was für mich machen will. Nachts kommt natürlich auch vor, dass ich nicht so gut schlafe, aber jenachdem wacht man halt fast zu fest auf nachts, wenn was mit Kind ist.

Wie gings euch in den Ferien? Wir waren jetzt 2.5 Wochen in den Ferien und da war überhaupt kein Problem. Heute den zweiten Tag zuhause und mir gings schon wieder nicht mehr so gut nervlich.

Das mit den schüssler Salze wäre sicher noch ein Versuch wert. Ruf jetzt dann morgen mal den hausarzt an

Cayla
Newbie
Beiträge: 42
Registriert: Di 15. Aug 2017, 10:26

Re: Leichte postnatale Depression?

Beitrag von Cayla »

In dem Feeien wars jeweils besser, da halt mein Mann dann viel übernahm. Nach den Ferien fand ichs jeweils am schlimmsten, da Kids doppelte Aufmerksamkeit/Anlaufstelle gewöhnt und ich dann "plötzlich" wieder alleine war plus der ganze Wäscheberg etc nach den Ferien....

Ein Versuch wäre es sicher wert, hoffe es hilft dir auch.

Benutzeravatar
ChrisBern
Wohnt hier
Beiträge: 4923
Registriert: Di 14. Nov 2017, 08:49
Geschlecht: weiblich

Re: Leichte postnatale Depression?

Beitrag von ChrisBern »

mir ging es auch besser, wenn mein Mann da war und wie cayla schreibt, war es danach jeweils am schlimmsten. Bei mir war es wirklich eine postnatale depression, ich habe mir alleine einfach nichts zugetraut und habe Alltagssachen "zergrübelt". Kaum nahm ich Östrogen, war ich stabiler, das war total verrückt. Ich habe es aber vor allem daran gemerkt, dass ich nicht mehr schlafen konnte, wenn mein mann geschaut hat (weder nachts noch tagsüber, ich war dauerangespannt). Da war mir dann klar, irgendwas stimmt so gar nicht mit mir.

Lilyrose
Vielschreiberin
Beiträge: 1659
Registriert: Fr 14. Jul 2017, 07:18
Geschlecht: weiblich

Re: Leichte postnatale Depression?

Beitrag von Lilyrose »

Ich habe mich endlich überwunden und bin zum Arzt, da ich vor 2 Tagen erneut einen Zusammenbruch hatte und einfach das Gefühl hatte, das ist doch nicht mehr normal und auch nicht mit der Anstrengung von 3 Kindern zu erklären. Eisen ist alles gut, schilddrüsen und Vitamine stehen noch aus. Er meinte aber, dass dies ganz typisch eine leichte Depression sei... Er überweist mich nun zur Psychiaterin. Medikamente meinte er aber nicht, da ich Stille. Aber er rät mir, abzustillen, damit man mit Medis unterstützen könnte. Ich will aber eigentlich nicht zwingend grad abstillen und laut Google gibts durchaus stillfreundliche Medis. Falls jemand Erfahrung damit hat, bitte schreibt mir.

Benutzeravatar
Netterl
Posting Freak
Beiträge: 3519
Registriert: Fr 4. Feb 2005, 18:16
Wohnort: Bayern

Re: Leichte postnatale Depression?

Beitrag von Netterl »

Erster Schritt getan! Finde das gut. Leider kann ich Dir bzgl Medis nicht helfen, da ich bislang ohne durchkam.
Wie sieht es aus mit Termin bei der Psychiaterin? Lange Wartezeit?
Nothing is forever, except death, taxes and bad design

Benutzeravatar
ChrisBern
Wohnt hier
Beiträge: 4923
Registriert: Di 14. Nov 2017, 08:49
Geschlecht: weiblich

Re: Leichte postnatale Depression?

Beitrag von ChrisBern »

Kannst mir gerne PN machen, falls du magst. Ich hatte auch eine Depression und zum Glück eine fitte FA. Ich hatte Östrogen und eine Freundin von mir auch- welche Erleichterung! Man kann so auch stillen. Meine FA meinte, lieber Antidepressiva vermeiden, falls möglich, das sei erst Stufe 2. Ich fühle mit dir! Und sende dir viel energie.

elanor88
Member
Beiträge: 473
Registriert: Mi 22. Mär 2017, 16:00
Geschlecht: weiblich

Re: Leichte postnatale Depression?

Beitrag von elanor88 »

Liebe Lilyrose,

ich war mit dir in der Maibaby-Gruppe, wir haben damals viel geschrieben. Ich finds super, gehst du das Thema nun an. Mich selber hat es diesmal sehr stark erwischt (war ja auch absehbra, ging mir wie du weisst schon vor der Geburt nicht grad gut), ich in aktuell stationär in der Krisenintervention mit dem Kleinen, weil ich einfach zu lange gewartet und einfach "durchgebissen" habe... Warte nicht zu lange und hol dir wirklich die HIlfe. Falls du schreiben magst, kannst du mir gerne eine PN machen.

Benutzeravatar
ChrisBern
Wohnt hier
Beiträge: 4923
Registriert: Di 14. Nov 2017, 08:49
Geschlecht: weiblich

Re: Leichte postnatale Depression?

Beitrag von ChrisBern »

Ja, ich wollte nur anmerken, dass es auch manchmal nur mit Östrogen geht statt mit Antidepressiva. Meine FÄ macht das wohl immer zweistufig: erst Östrogen probieren (kann man auch weiter stillen) und erst dann Antidepressiva. Die Wirkung von Östrogen habe ich damals innerhalb eines halben Tages gemerkt, man merkt also rasch, ob es daran liegt oder nicht. Bei einer Kollegin von mir analog.
Ansonsten stimme ich zu, lieber rascher Medikamente nehmen als zu spät. Ich wünsche dir von Herzen gute Besserung!

Antworten