Obligatorisches Schullager selber zahlen ?

Die Zeit des Erwachsenwerdens

Moderator: Züri Mami

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ausländerin
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Re: Obligatorisches Schullager selber zahlen ?

Beitrag von ausländerin »

Ich finde hier sehr spannend zu lesen wie riesig die unterschiede von gemeinde zu gemeinde sind und was alles kostet und kosten kann aber auch was hier alles für kinder gemacht wird. Mich nerven die kurzfriestige ankündigungen in kiga auch sehr obwohl es bei uns die zeit die mangelware ist und weniger das geld. So wie ich verstanden habe, ist 250 an sich weniger das problem wenn man es im voraus weiss und plannen kann.
Was Geld angeht, sehe ich halt vieles von andere seite, da ich in einer mittelklass Familie mit 3 Kindern und 150 dollar einkommen pro monat aufgewachsen bin, von denen 80% des Geldes für lebensmittel gebraucht wurden. Bitte nicht als kritik verstehen da es so gar nicht gemeint ist - eher als beobachtung: a) es ist weltweit nicht selbstverständlich was gemeinden hier schon für schulen ausgeben und wie klein vergleichbar die beteiligung der eltern ist. Und sogar 450 pro jahr pro kind würde ich als sehr klein bezeichnen da es nur 10% des monatseinkommen einer relativ schlechtverdienende familie ist - in meisten armen ländern der welt ist es viel mehr (schon schuluniformen kosten für familien ein vermögen und eltern mussten die neue fenster in der schule für ihre kinder selber bezahlen). Ob diese 450 chf sinnvoll sind und auch mit weniger geht ist eine andere frage. Ich finde auch dass ein kind lernt nicht weniger wenn es ein bild statt mit marken farbschtiften mit discounter farbstiften malt auch wenn ein bild danach ein bischen weniger schön aussieht. B) ich wundere oft dass auch in Familien mit kleinem budget die Kinder nur das beste bekommen sollen: es muss umbedingt ein maxi-cosi, eine reboarder und noch ein kindersitz der beste klasse sein; kiwa - mindestens mountainbuggy oder teutonia be you; ergobaby ist schrott - umbedingt eine trageberatung; ohne ergobag für 300chf darf ein Kind nicht in der schule; wanderschuhe und winterjacke - umbedingt sogar bei extremes wetter wasserdicht, eine lidl jacke geht nur als ersatz. Und wenn die Kinder keinen perfekt passende schuhe, schultteck, velo, tragi, kiwa, autositz, matraze, kleider usw haben bekommen sie alle fussfeststellungen, rückenschaden, lungenentzündung, sterben in einem autounfall usw. Es mag für einzelhne kinder wahr sein dass man sehr auf füsse, dichte kleider usw aufpassen muss, aber das sind eher ausnahmen. Meisten Kinder werden eine wanderung in nassen wanderschuhen ohne erkältung mit volgen überleben, trotz unpassenden skibrillen skifahren können, usw. Ich finde es ist niergendwo auf dem Welt so einfach zu sparen wie in der Schweiz: es gibt tutti und ricardo für alles, kinderkleiderbörsen, discounterladen, decathlon und lidl für outdoor bekleidung, ikea usw. Ja es ist nicht 100% wasserdicht bei in flüss fallen, aber ein kind ist nicht aus zucker. Meine Tochter lebt noch trotz wanderschuhe für 20chf aus decathlon, secondhand lidl skijacke und wochentlichem waldtag bei jedem wetter. Sie stört es noch nicht dass die Kinder aus Familien mit wenig einkommen bei ihr in Kiga Reima kleider tragen. (Ich sage nicht dass bei euch es auch so ist, aber in meinem umfeld ist es erstaunlich was für geld für die beste für kinder ausgegeben wird). Ich frage alle nachbarn ob sie ski in grösse 80 haben bevor ich welche für 30chf auf tutti kaufe. Zum Glück ist es hier selbstverständlich. Ich kann mir gut vorstellen dass in kleinem dorf sind die hemmungen grösser. Aber trotzdem lohnt es der erster schritt zu machen.
C) ich schätze sehr die lehrer die lager usw organisieren und leiten. Ich finde toll dass die Kinder sowas mitmachen dürfen und dank pflicht werden bestimmte gruppen nicht ausgeschlossen. Aber gibt es keine Elternabende wo über die Kosten gesprochen wird?

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stella
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Re: Obligatorisches Schullager selber zahlen ?

Beitrag von stella »

Ausländerin
Eine Errungenschaft der Volksschule ist es, dass sie obligatorisch und unentgeltlich ist. Dies mit dem Ausland zu vergleichen, dort, wo die Schulen im Verhältnis viel kosten, das bringt nichts. Es geht darum, dieses Obligatorium und die Unentgeltlichkeit zu bewahren.

Die Tendenz zeigt leider in eine andere Richtung: Immer mehr Eltern bringen ihre KInder in eine Privatschule, die Volksschule bekommt immer mehr Aufgaben, aber dafür nicht bessere Bedingungen (aktuell wird im Kanton Bern gerade wieder gespart und zwar in einem besonders sensiblen Bereich, bei der Integration, die Arbeit muss ja trotzdem gemacht werden, um halt einmal mehr von den Regellehrpersonen). Mit dem LP21 hat man die Diskussion um eine wirkliche Schulreform verpasst - die Diskussion, wie die Schule wirklich allen gerecht werden würde. Die Schere geht weiter auf.

Dass nun das Bundesgericht entscheidet, dass Lager unentgeltlich sein sollen, das ist sicher so zu werten, als dass sich das BG zurück zur unentgeltlichen Volksschule wünscht. Leider wird es den Effekt haben, dass weniger solche Lager durchgeführt werden. Lager haben in der Schweiz eine hohe Tradition. Es ist einerseits schade, dass diese dezimiert oder gar gestrichen werden, andererseits waren und sind sie oft ein grosser Budgetposten in einer Familie, gerade, wenn man mehrere Kinder hat.
Pfunzle 06/04 und Gumsle 10/07

jupi2000
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Re: Obligatorisches Schullager selber zahlen ?

Beitrag von jupi2000 »

Ich finde schon, dass die Kinder verwöhnt sind. Z T extrem. Wenn ich so an div. Kindergeburtstage denke von Gspänlis der Kinder. Hüpfburg im Garten, ein Zauberer, ein Dessertbuffet vom Konditor...gut, das sind grad die Extrembeispiele :wink: .Naja, früher gabs den Lieblingskuchen des Geburrikindes und Spiele. Alle waren glücklich. Wenn du das heute machst, bist du der Exot. Oder du bist geizig :wink: Ich gab auch nie Giveaways.
Fragt mal eure Grosseltern oder Eltern, wie ihr Leben ausgesehen hat. Man lebte schon noch viel bescheidener. (Auch aus Armut)
Ich finde, man macht den Kindern keinen Gefallen, wenn man sie so verwöhnt. Sie verlieren die Freude an einfachen Dingen. Das finde ich schade. Drum habe ich immer versucht, meine Kinder ohne viel Materielles aufwachsen zu lassen. Und heute freuen sie sich auch noch an kleinen Dingen...
Zuletzt geändert von jupi2000 am Di 2. Jan 2018, 10:00, insgesamt 1-mal geändert.

jupi2000
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Re: Obligatorisches Schullager selber zahlen ?

Beitrag von jupi2000 »

Bona
Das tut mir leid. Ja, man weiss nie, was das Leben noch so bringt! Aber es kommen bestimmt wieder bessere Zeiten!

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Netterl
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Re: Obligatorisches Schullager selber zahlen ?

Beitrag von Netterl »

In D ist es so:
Schule ist kostenfrei, es gibt relativ wenig Privatschulen. home scooling und unscooling ist untersagt, es gibt Schulpflicht.
Lehrmittel (Bücher) sind kostenfrei und werden von der Schule ausgeliehen. Wenn sie zu sehr "benutzt" wurden, muss man dafür etwas bezahlen in der Schule des Großen. Lehrhefte, in die man reinschreiben muss, muss man kaufen (Gibt ja immer diese Hefte zu den Lehrbüchern). Auch das ganze Stitfe/Füller/Hefte etc. Sortiment, Malkasten, besondere Papiere etc.
Schullager zahlt man prinzipiell selbst. Für finanzschwache Familie gibt es verschiedene Töpfe, um zu unterstützen, aber die Familien müssen sich auch melden. Ist für viele eine Frage des Stolzes/der Scham.
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Re: Obligatorisches Schullager selber zahlen ?

Beitrag von carina2407 »

@jupi: Ich finde das verwöhnt sein ein sehr dehnbarer Begriff ist, verwöhnt sein kann man auch ohne Materielles, z.b mit Aufmerksamkeit oder Freiheit. Ich vergesse nicht mehr wie mir in der Oberstufe eine Kollegin gesagt hat, ich sei verwöhnt, und das obwohl ich sehr bescheiden aufwuchs, meine Mutter war alleinerziehend und hatte nicht viel Geld. Wir lebten in einer alten Wohnung, keine Markenklamotten, Occasionvelo ect, keine Ferien....Ich bekam ein grosszügiges Taschengeld, davon musste ich aber alles selbst bezahlen. Sie hingegen lief immer mit den angesagtesten Kleidern rum, ihr Vater war Musiklehrer, sie wohnten in einer riesigen Maisonettewohnung und sie hatte einfach alles. Trotzdem fand sie ich sei verwöhnt, und weisst du warum? Meine Mutter arbeitete den ganzen Tag, ich hatte extrem viel Freiheiten, sie machte mir kaum noch Vorschriften, ich hatte mit knapp 15 einen 19-jährigen Freund mit dem ich in der 3.Sek ein paar Tage nach London durfte. Einmal ging ich an ein MJ-Konzert, mein grösster Traum, dafür durfte ich einen Tag die Schule schwänzen und meine Mutter schrieb eine Entschuldigung. All das wäre bei ihr undenkbar gewesen, und deshalb fand sie mich verwöhnt. Das ist also sehr subjektiv.
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Re: Obligatorisches Schullager selber zahlen ?

Beitrag von Phase 1 »

M
Zuletzt geändert von Phase 1 am Mi 7. Mär 2018, 21:57, insgesamt 1-mal geändert.

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carina2407
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Re: Obligatorisches Schullager selber zahlen ?

Beitrag von carina2407 »

@phase1: Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man wegen vielen anderen Sachen auch ausgelacht oder ausgegrenzt wird. Kinder die Spass daran haben andere herunter zu putzen, die finden immer irgendwas, es geht dabei nicht primär um Markenklamotten o.ä, sondern darum jemand anderen fertig zu machen und sich auch noch darüber zu freuen wenn demjenigen die Tränen in die Augen schiessen, und das finde ich persönlich erschreckend, und solche gab es schon zu unserer Zeit und ich hab dieses Verhalten schon als Kind nicht verstanden. Aber wir schweifen vom Thema ab, sorry fürs OffTopic.
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Re: Obligatorisches Schullager selber zahlen ?

Beitrag von Phase 1 »

Ja wir schweifen ab und du hast recht!

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tiwa
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Re: Obligatorisches Schullager selber zahlen ?

Beitrag von tiwa »

@carina, ot...über diese art von verwöhnen würde sich mein sohn aktuell mega freuen :) er findet immer wir seien immer da und sollten uns mal nicht so viel um ihn kümmern.
chline brüeder okt 07
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carina2407
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Re: Obligatorisches Schullager selber zahlen ?

Beitrag von carina2407 »

@tiwa: :lol: . Siehst du, subjektiv , meine würden sich über mehr Freiheit wohl auch nicht beklagen :lol:
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