(Lern)routine einführen - bloss wie?

Die Zeit des Erwachsenwerdens

Moderator: Züri Mami

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stella
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Re: (Lern)routine einführen - bloss wie?

Beitrag von stella »

Susanne
Wie beschreibst denn du die Entwicklung des frontalen Kortex?

Und ja: Ich schreibe ja, dass viele Jugendlichen schlecht planen und organisieren können und dass Strategien für Adhsler hilfreich sein KÖNNEN, da viele Adhsler unter dem gleichen leiden.
Pfunzle 06/04 und Gumsle 10/07

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stella
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Re: (Lern)routine einführen - bloss wie?

Beitrag von stella »

Tinky
Ich kenne keine zweiundzwanzig Jährigen, die noch sooooo viel Betreuung, Anleitung und Unterstützung brauchen, ausgenommen sehr beeinträchtigte Menschen.

Aber ich kenne viele junge Erwachsene, die froh waren, haben sie Unterstützung gehab und konnten sie dadurch Strategien entwickeln.

Und ja... Die Gefahr besteht, dass man als Eltern den Zeitpunkt des Loslassens vergisst.
Trotzdem bin ich der Meinung, dass Kinder in solchen Situationen unterstützt werden sollten, so gut es für die Eltern geht.
Pfunzle 06/04 und Gumsle 10/07

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aryu
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Re: (Lern)routine einführen - bloss wie?

Beitrag von aryu »

gügg hat geschrieben: Di 26. Jun 2018, 11:29 @ aryu Das ist eine gute Idee, vielleicht fruchtets eher wenn von dritter Seite mal ein deutlicher Input kommt.
Muss dazu noch anmerken: Meiner ist jetzt in der 1. Oberstufe und hat deutliche Gymi-Ambitionen. Da fanden wir die 1. Sek eigentlich einen idealen Zeitpunkt, um aufzuzeigen, dass es so nicht geht. Dein Sohn ist 14. Wie sieht es mit Lehrstellensuche aus? Oder ist er im Gymi? Wenn er im Gymi ist, dann würde ich das durchziehen. Wenn er aber in der 2. Oberstufe ist, hielte ich es für den total falschen Ansatz, weil sie diese Zeugnisse dann ja für die Bewerbungen brauchen.

LGRU
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Susanne39
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Re: (Lern)routine einführen - bloss wie?

Beitrag von Susanne39 »

Susanne
Wie beschreibst denn du die Entwicklung des frontalen Kortex?

Und ja: Ich schreibe ja, dass viele Jugendlichen schlecht planen und organisieren können und dass Strategien für Adhsler hilfreich sein KÖNNEN, da viele Adhsler unter dem gleichen leiden.

Die Entwicklung des frontalen Kortex beschreibe ich nicht. Neuropsychologie ist ein hochkomplexes Fachgebiet, und die Metapher "Hirnumbau" IST holzschnittartig. Es benutzen viele diese Metapher, denn es "richtig" zu beschreiben, wäre für Nicht-Fach-Publikum nicht lesbar, drum schrieb ich ja, es sei dir verziehen. (Wieso rechtfertige ich mich hier eigentlich?)

Und genau: Strategien für ADHSlerInnen können hilfreich sein, das schreibst du ja sehr schön (die habe ich mir sogar rauskopiert), und es gab Schreiberinnen, die quasi mit heruntergeklappter Kinnlade "so viel Hilfe braucht es??" schrieben (überspitzt formuliert), und wenn man DANN beachtet, dass es eben Strategien für ADHSlerInnen sind (die übrigens Grolimund in meinen Links auch propagiert), dann kann man den Kinnladen wieder ufen klappen. (Ich höre jetzt auf, mich zu rechtfertigen.)
Zuletzt geändert von Susanne39 am Mi 27. Jun 2018, 20:06, insgesamt 1-mal geändert.

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Berlin
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Re: (Lern)routine einführen - bloss wie?

Beitrag von Berlin »

@Stella,
Vielen Dank für Deinen Beitrag
@Susanne
Ich habe einen ‚normalen‘ Teenager zu Hause und ich spüre seit 2 Jahren den Gehirnumbau fast täglich. Mir helfen die Ausführungen von Stella sehr, auch wenn ich bei Weitem nicht alles anwende, bei uns konzentriert sich die Unterstützung auf das Thema Schule und sie geht bei Weitem nicht so weit wie bei Stella. Aber ihr Ausführungen bestärken mich darin, weiterhin eine gewisse Unterstützung zu leisten und ihn nicht einfach ‚reinrasseln‘ zu lassen.
Anmerkung: Meine Kinder können übrigens auch ein Wochenende alleine zu Hause sein, sich verpflegen und das Haus in einem annehmbaren Zustand hinterlassen. Und meine Tochter funktioniert betreffend Schule vollständig selbständig (ich hoffe mal, das bleibt bei ihr so, bin aber vorbereitet, wenn es mal anders kommt).
Berlin mit Sohn (März 04) und Tochter (Nov 05)

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Re: (Lern)routine einführen - bloss wie?

Beitrag von stella »

Ich habe noch einmal darüber nachgedacht...

Aus meinem Post kommt vielleicht schlecht heraus, dass die genannten Dinge zu einem länger andauernden Prozess gehören. Wir machen also nicht alles aufs Mal!

Weniger ist in dieser Zeit mehr!
Das kann sein, dass man mit dem Kind an Strategien arbeitet, wie es sein Zeug für die Hauptfächer zusammen hat und wie es lernt, in der Schule bereit zu sein und abzudrücken.
Oder der Fokus ist zuerst daheim und man bespricht mit dem Kind, welche Strategien nötig sind, damit zuhause eine annehmbare Ordnung hergestellt werden kann.

Und ja, ich mache die Dinge nicht für meine Kinder (manchmal, wenn sie im Stress sind schon, aber das tut die ganze Familie füreinander). Ich unterstütze sie dort, wo sie es brauchen und leite sie an. Manchmal muss ich daneben stehen, manchmal genügt eine kurze Erinnerung.
Pfunzle 06/04 und Gumsle 10/07

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Re: (Lern)routine einführen - bloss wie?

Beitrag von dede »

Reinrasseln finde ich falsch, wenn das Kind selber sagt, dass es selber kaum weiss wie ihm geschieht. Da sehe ich viel mehr, dem Kind die Unterstützung zu geben, damit es einen Weg finden kann, wie es wieder besser klappt. Gerade im Organisatorischen kann sich das Kind viele Erinnerungshilfen in den Alltag einbauen. Das Kind dabei mit Ideen zu unterstützen oder auch mal nachzufragen, bedeutet doch immer noch, dass das Kind diese Ideen selber umsetzen muss, also wird das Kind nur in seiner Selbständigkeit unterstützt und nicht daran gehindert.

Reinrasseln lassen kann dann Sinn machen, wenn das Kind z.B. aus Bequemlichkeit seine Sachen nicht erledigt, es also eigentlich könnte.

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Re: (Lern)routine einführen - bloss wie?

Beitrag von Nette »

Stella, danke für deinen Beitrag. WErde mir die eine oder andere Idee abschauen :-)
Stolzes Mami vo zwei liebe Luusbuebe ;-)

espresso
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Re: (Lern)routine einführen - bloss wie?

Beitrag von espresso »

@Stella
Ein ganz toller Beitrag von dir. Herzlichen Dank. Ich kenne die gleiche Situation wie du, nämlich die Welt eines ADHS Teenagers als auch der Umgang mit einer liebenswerten "(Fast)Alleskönnerin". Beide brauchen Hilfestellung, die einen nur in gewissen Situationen und eher in homöopatischen Dosen, andere regelmässig und mit grösserem Zeitaufwand verbunden.
Deine Auflistung werde ich mir ausdrucken!
Das Glück hat 1999 doppelt zugeschlagen!

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stella
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Re: (Lern)routine einführen - bloss wie?

Beitrag von stella »

Dede, Nette, espresso
Danke für euer Feedback!

Es braucht einfach dazu noch eine grosse Portion Hartnäckigkeit und viel Elan...
Pfunzle 06/04 und Gumsle 10/07

gügg
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Re: (Lern)routine einführen - bloss wie?

Beitrag von gügg »

@ Stella: Wow, wie ausführlich Du das alles beschrieben hast, ich danke Dir von Herzen dafür. Das eine oder andere werde ich nach den Sommerferien versuchen fest in unsere Lernroutine einzubinden. Vielen, vielen Dank.

@ all: Danke Euch ebenfalls für all Eure Inputs, besonders die Haltung von einigen von Euch betr. "reinrasseln" bestätigt mich, es hat gut getan zu lesen, dass doch viele in dieser "Umbauphase" ähnlich sind.

Gespräche mit meinem Sohn haben aufgezeigt, dass er um Unterstützung sehr wohl dankbar ist, diese aber in homöopathischen Dosen besser annehmen kann.

Als weiteren Schritt haben wir vereinbart, inskünftig nicht mehr während des Abendessens über die Schule zu reden, da musste ich mich wirklich an der Nase nehmen, offenbar habe ich während des Essens endlos über mögliche "Verbesserungsstrategien" geredet, ihm wurde das definitiv zu viel.

Ich bin gespannt, wie es weitergeht und halte gerne auf dem Laufenden. Derzeit ist einfach die "Luft draussen" und das nicht nur bei Sohnemann sondern auch bei mir. Es war ein richtig anstrengendes Jahr und es ist nun Zeit, das Ganze zwar Revue passieren zu lassen aber auch wieder einmal zu pausieren und anderen Dingen Platz einzuräumen. Ich freue mich auf eine lernfreie Zeit und auf's Aufladen der Batterien.

Liebe Grüsse und falls ich es in den nächsten Tagen nicht mehr schaffe *euch allen schöne Sommerferien*, gügg.

Luftballon
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Re: (Lern)routine einführen - bloss wie?

Beitrag von Luftballon »

Wow hier findet sich einiges was ich auch noch machen kann.
Stella ich habe genauso ein Problem hier und dazu weil es wäre ja sonst zu langweilig, genau so einen mit doppeltem Problem. Naja dran bleiben und wir haben von beiden aus der Schule extrem gute Unterstützung und Hilfe.

Frage, ich als nicht Lehrer, jetzt mit Lehrplan 21 gibt es keine Hausaufgaben mehr. Wie weiss ich wo er steht und ob die Lehrer und die Kinder genug gearbeitet haben??
Wie lernt man den zB Französich, Englisch, Lesen ohne dies zu Hause nochmals zu üben? Und wenn ich nicht 100%ig weiss wo sie grad sind...?
Wir haben viel Glück bisher, es war klar wie gut es läuft. Beim Grossen müssen wir gucken und etwas zu Hause machen es reicht sonst nicht. Beim Kleinen aber leider auch, weil er einfach mehr Übung braucht (HPS).

Aber eigentlich ist es doch so das Kind ist so gut wie der Lehrer grad ist? Passt es nicht Lehrer/ Kind, klappt es nicht.
Und Lehrplan 21 ist sehr schwierig grad, denn es weiss ja noch Keiner so recht wie das läuft. Eingeführt sollte es 2017, aber die Schule hat es erst knapp vor Sommer Ferien dann angefangen umzusetzen. Bis Ferien lief es eigentlich fast normal weiter. Ja mit Hausaufgaben. Jetzt aktuell ohne die Aufgaben (hat nur ganz wenig, etwas malen Zeitaufwendiges mitbekommen für zu Hause) kann man nichts mehr üben und hat kein Gefühl/ Einschätzung mehr. Also ich sehe nicht wo/ wie steht das Kind und das Kind auch nicht. Dazu kommt man lernt ja auch durch späteres durcharbeiten, da festigt es sich. Ohne Aufgaben fehlt dies.

Sternli05
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Re: (Lern)routine einführen - bloss wie?

Beitrag von Sternli05 »

Luftballon
Der LP21 muss nicht auf einmal eingeführt werden. Unsere Dchule macht das über ein paar Jahre. Letztes Jahr Mathe, dieses Jahr Deutsch, einige Dinge werden in die jetzigen Fächer integriert. Das können die Schulen individuell bis zu einem gewissen Zeitpunkt.

Luftballon
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Re: (Lern)routine einführen - bloss wie?

Beitrag von Luftballon »

Oh Danke und so schnell.
Hmhmhm und wie mache ich das ohne Hausaufgaben unabhängig vom 21 Lehrplan? Jetzt 6. Klasse ist ja entscheidend wie es weiter geht. Er bekommt Nachteil Ausgleichsstunden, aber ob es so beim Übertritt genauso weiter geht ist fraglich. Sie sind laufend am weg kürzen, sprechen weniger zu, Sparmaßnahmen...
Im Moment kann ich viel über die HP machen, er hat auch Zeit mit Ihr allein. Wir sind eng im Kontakt und es funktioniert wirklich gut, sie ist extrem engagiert.
Nur man hat doch das Gefühl, wo steht er, wird genug gemacht? Sie sind eher am weg kürzen von Arbeiten.
Und mehr so nach dem Motto, die Kinder sollen zu Hause frei haben. Ich denke lernen, üben muss man auch zu Hause.
Nur wenn ich kaum Hefte, Bücher hier sehe, dazu fast keine Hausaufgaben...?

Sternli05
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Re: (Lern)routine einführen - bloss wie?

Beitrag von Sternli05 »

Wir haben hier jede Menge Hausaufgaben. So viel das kaum Freizeit übrig bleibt. Auch übers Wochenende. Kann die da leider nicht weiter helfen.

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stella
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Re: (Lern)routine einführen - bloss wie?

Beitrag von stella »

Grundsätzlich ist es so, dass es mit Einführung des LP21 weniger HA geben sollte, ABER das ist in der Hoheit der Kantone und zum Teil gar in der Hoheit einzelner Schulen.
Der Kanton Bern hat definiert, dass im Zyklus 1 30 Minuten, im Zyklus 2 45 Minuten und im Zyklus 3 maximal 90 Minuten HA pro Woche gegeben werden dürfen. Schon in der 1. Woche hat sich bei meiner Kleinen niemand daran gehalten. Das waren deutlich mehr und meine Kleine ist recht fix unterwegs in der Schule.

Luftballon
Zur Einführung des neuen LP lässt sich sagen, dass die Schulen Zeit bekommen haben. Wir im Kanton Bern müssen den bis 2022 umgesetzt haben.
Generell lässt sich sagen, dass die Sprachen und Mathe, sowie Deutsch in der Regel bereits umgestellt sind, weil die neue Lehrmittel haben.

Und ich lese aus deinen Zeilen, dass du Angst hast, bei deinem Kind mit special Effects nicht mehr ausreichend über das Schulgeschehen informiert zu werden. Das ist in der Tat ein Thema, vor allem, wenn eine Schule beschliesst, dass es gar keine HA mehr geben soll. Ich denke, die LP sind sich oft nicht bewusst, wie viel und wie oft Kinder mit special Effects üben, lernen und repetieren müssen. Und sie sind sich oft auch nicht bewusst, dass die Eltern dies sehr kompetent übernehmen und für ihr Kind und dessen spezifische Bedürfnisse Fachpersonen sind. Eine LP mit 24 Kindern kann gar nicht wissen, was jedes Kind wie braucht. Und da sehe ich halt schon auch eine Art Qualitätsverlust auf uns zukommen. (Da spreche ich jetzt als Mutter, nicht als Lehrerin...)
Darum finde ich es wichtig, dass du genau diese Befürchtung in der Schule an mehreren Stellen anbringst und dass ihr eine gemeinsame Lösung anstrebt, wie du in Zukunft informiert wirst und was du in Zukunft mit deinem Kind zuhause tust.

Ich finde es auch schwierig, den LP meines älteren Kindes zu vertrauen, denn keiner von ihnen schätzt mein Kind richtig ein und gibt meinem Kind, was es brauchen würde. Sie arbeitet vieles Zuhause selbständig mit mir auf. (Sie ist nicht im LP21, ihre Klasse läuft nach altem LP aus...)
Pfunzle 06/04 und Gumsle 10/07

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