Scheu in der Lehre

Die Zeit des Erwachsenwerdens

Moderator: Züri Mami

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Akinom
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Re: Scheu in der Lehre

Beitrag von Akinom »

Was meint sie selber, warum ihr es so schwer fällt, die Kunden zu Grüssen? Was würde ihr helfen es zu lernen?
Wichtig ist nicht nur zu Grüssen, sondern auch die Leute an zuschauen.
Helfen könnte vielleicht auch Brot in der Bäckerei alleine einzukaufen. Oder Geld am Schalter statt am Automaten zu holen. Weiss jetzt aber nicht, ob sie dort überhaupt mühe hat.
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Pastina
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Re: Scheu in der Lehre

Beitrag von Pastina »

Also ganz ehrlich, ohne hier nun jemand angreifen zu wollen, aber wenn man in der Lehre noch lernen muss jemanden zu grüssen, finde ich das sehr bedenklich. Meinen Kindern wurde dies schon relativ früh beigebracht. Ja viele Erwachsene machen das leider heutzutage auch nicht mehr und auf der Strasse muss man das auch nicht, aber in direktem Umgang sollte dies eigentlich klar sein.

Pastina
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Re: Scheu in der Lehre

Beitrag von Pastina »

.... ein kurzes Hallo und die Person anschauen ist ja wohl nicht zuviel verlangt !

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carina2407
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Re: Scheu in der Lehre

Beitrag von carina2407 »

@Pastina: Mir wurde das als Kind schon beigebracht, und damit hatte ich bis dahin im Alltag eigentlich keine Probleme. Bis ich im Salon stand, das war eine ganz andere Situation, viel mehr Leute , Riesenerwartungen. Plötzlich kam da meine eigentliche grosse Unsicherheit und mein geringes Selbstwertgefühl raus. Aber ich gebe dir recht, das muss sitzen. Ich persönlich finde dass die Lernenden viel zuwenig auf diesen neuen Anschnitt der Ausbildung zuwenig vorbereitet werden, und viele sind einfach zu jung, 1-2 Jahre mehr Schule, mit Fokus darauf was in der Lehre erwartet wird und wie man da gut durch diese 3-4 Jahre kommt, würden da einiges bewirken.

@F.Scarpy: Da stimme ich dir absolut zu, idealer ist es allemal wenn die Lehrzeit hauptsächlich positiv wahrgenommen werden kann, man motiviert und auch gelobt wird. Ich wäre vielleicht auf dem Beruf geblieben, hätte ich in einem anderen Salon, wo ich vielleicht besser reingepasst hätte, gelernt .
Aber in diesem Fall scheint mir der Lehrmeister offenbar sehr bemüht und geduldig, wenn es ihr da ansonsten wirklich gut gefällt, denke ich packt sie das wenn sie sich mehr in den Hintern kneift und aus sich rauskommt. Und wenn sie diese Hürde schafft, dann wird es auch einfacher für sie. Und es ist sehr gut fürs Selbstbewusstsein und für die Motivation, wenn man solche Sachen aus eigenem Antrieb in den Griff bekommt. Ich denke geute oder morgen verliert sie die Stelle vielleicht noch nicht, aber ich könnte mir vorstellen, dass der Lehrmeister bis Ende des 1.Jahres eine grosse Verbesserung sehen möchte, ansonsten könnte das wirklich Konsequenzen haben.
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Nette
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Re: Scheu in der Lehre

Beitrag von Nette »

Danke für eure Beiträge.

Ich pesönlich finde halt auch, dass die Jugendlichen gewisse Sachen schneller lernen müssen. Und wenn man immer ein Auge zudrückt, dann lernen sie es zu spät oder nie. Den irgendwann ist es zu spät.

Und teilweise liegt dies auch an uns Eltern oder an der Schule, weil wir auch immer sagen, dass lernen sie noch oder dann haben sie es halt nicht.

Beispiel: 16 jährige steht an einem STand und hat eine Frage. Der Verkäufer sieht nicht, dass sie etwas fragen möchte. Vater sagte, du musst ihn ansprechen und fragen. Sie hats nicht gemacht. Tja, dann lassen wir es halt. Ich hätte halt bei meinem Kind halt motiviert und "gezwungen" den Verkäufer anzusprechen und die Frage zu stellen.
Anderer Fall, ein Jugendlicher müsste jeden Freitag das Elternheft von den Eltern unterschreiben lassen. Es wird nichts gemacht. Konzequenzen von der Schule - keine.... (obwohl Konsequenzen bekannt wären). DAs man mal ein Auge zudrückt ja, aber immer.
Eine Arbeitskollegin erzählte mir diese Woche, dass ihr Sohn sagte: schau, in der Schule wird gesagt, dass Das und das passiert wenn wir die Unterlagen nicht bringen. Es ist bis heute nichts passiert. Also hör auf, dass dies in der LEhre oder im Beruf so sein wird. Die Erwachsenen lafern doch nur....
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Nette
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Re: Scheu in der Lehre

Beitrag von Nette »

Ich habe noch einige Ideen dem Vater erzählt. Sie warten nun mal das Gespräch mit dem Lehrbetrieb ab und schauen, wie sie die Lernende motieren und unterstützen können.
Stolzes Mami vo zwei liebe Luusbuebe ;-)

newearth84
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Re: Scheu in der Lehre

Beitrag von newearth84 »

Nette:

Begrüssung lernt man schon im Kindergarten... Vondem her kann es doch nicht damit einen Zusammenhang haben,dass sie das nie gelernt hätte... Es muss andere Ursache haben meiner Meinung nach. Wir hatten auch eine Lehrtochter die uns selten guten morgen sagte, aber mit Unternehmer und Bauherren gings problemlos... und schloss die Ausbildung super ab. In der Schule gabs es auch eine wunderschöne hübsche Dame, die künstelerisch extrem begabt ist(ich bin zb schon sehr zufrieden mit meinen Zeichnungen, aber ihre war wirklich woow!) Und ist inzwischen Innenarchitektin. (Was ich damit sagen will, finde den wirklichen Grund aus, das ist sooo individuell.) Funktioniert am besten, wenn jemand mit ihr redet, wo am besten den Zugang hat.
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Nette
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Re: Scheu in der Lehre

Beitrag von Nette »

@ Newerth84: ja, ein begrüssen lernt man schon im Kindergarten oder ich hoffe doch schon vorher.

Und es ist ja hier nicht nur die Begrüssung bei Kunden ein Problem, sondern noch andere Sachen.

Man hat schon X Gespräche mit ihr gesucht. Sie selber kann es nicht wirklich sagen, an was es liegt. Gewisse Probleme kennt man auch von zu Hause aus, da sie dies zu Hause gleich handhabt. Und gewisse Sachen sind halt auch Typsache. Jeder Mensch hat seine Stärken und Schwächen. Die Stärken sollte man festigen und fördern, aber auch die Schwächen müssen angegangen werden. Und je nach Situation oder Beruf halt mehr.
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stella
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Re: Scheu in der Lehre

Beitrag von stella »

Nette
Und manchmal müssen Jugendliche einfach erfahren, dass es Konsequenzen hat. Der Lehrmeister ist ja ein geduldiger, mehrere Erwachsene machen sich Gedanken und die Jugendliche sieht ihren Anteil immer noch nicht? Ein Reifeproblem und eine Typfrage in meinen Augen.

Oft braucht es ein ernstes Gespräch von einem "Eindruck machenden" Menschen. (Bei meinem Mann war es ein Lehrer, der ihm aufgezeigt hat, wo er landen wird, wenn er nicht den Zapfen zum Hintern rausnimmt...)

Ich denke nicht, dass Rollenspiele so zentral sind. Meistens wissen die Jugendlichen ja, wie es geht, bewegen sich aber nicht aus der Komfortzone raus. Daher müsste der Vorteil, wenn sie sich rausbewegen, grösser sein als der Nachteil, wenn sie drin bleiben. Und es braucht die Einsicht der Jugendlichen, dass das nun nötig ist.
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Nette
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Re: Scheu in der Lehre

Beitrag von Nette »

@ Stella: irgendwie sieht sie es glaub schon, aber glaub nicht alles...

Die Lehrstelle zu verlieren wäre eine schlimme Konsequenz.... und vielleicht braucht sie es schriftlich, dass nun 5 vor 12 ist.
Ich hoffe so für sie, dass sie den Rank findet.

Ja, manchmal muss es eine Drittperson (fast Fremde) Person sein, welche Tacheles spricht. den die Jungendliche glauben doch selten den Eltern ;-)
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F. Scarpi
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Re: Scheu in der Lehre

Beitrag von F. Scarpi »

Wie gesagt, ich kenne diese Lernende und den Fall ja nicht, ich habe natürlich einiges da hinein projiziert, ausgelöst durch einige Formulierungen von dir, Nette, im Zusammenhang mit meinen eigenen akuten Gedanken darüber, wie man Lernende am besten betreut und fördert, weil ich gemerkt habe, wie wirklich sensibel manche von ihnen sind, wenn es um Kritik geht - weil ich tatsächlich finde, dass die Chefs und das Team das zumindest teilweise wirklich anders handhaben könnten.

Weil ich mich auch zurückerinnerte, wie ich selber war, weil ich grossen Respekt habe gegenüber den Lernenden, weil ich sehe wie viel sie leisten müssen (und wie wirklich gut es viele von ihnen auch machen, das bewundere ich, denn ich hätte es nicht gekonnt in dem Alter - ich war an einer Mittelschule).

Ich mache mir auch Gedanken über das ganze System hier bei uns in der Schweiz, und in diesem Zusammenhang darüber, welches die Stärken der Lehre sind, welches auch die Schwierigkeiten. (Auch für meine Kinder mache ich mir bereits einige Gedanken.) Es ist eine Tatsache, dass viele Jugendliche die Lehre entweder abbrechen oder den Betrieb wechseln! Carina, bei der Coiffeurlehre sind es besonders viele.

Tendenziell werden die Jugendlichen in Zukunft ja früher mit der obligatorischen Schule fertig sein, da vielerorts viele Kinder, mit Harmos, die Schule mittlerweile früher beginnen als noch vor ein paar Jahren. Das Problem wird sich also eher noch verschärfen, und ich denke, viele werden dann definitiv zu jung sein um gleich eine Lehre mit Erfolg beginnen zu können. Gleichzeitig stehen die Praktika in der Kritik -z.B. in "meinem" Bereich, Fachperson Betreuung Kind, dort sollen die Praktika ja eigentlich abgeschafft werden.

Ich glaube, dass mehr und mehr Jugendliche nach der obligatorischen Schulzeit eine Mittelschule machen werden... tja, und vielleicht ist das gar nicht so schlecht. Ich finde zwar, eine Lehre ist eine geniale Sache (selbstverständlich je nach Persönlichkeit und Interesse des Kindes), aber ich sehe doch auch einige Nachteile, mehr als früher muss ich sagen, und mache mir zunehmend Gedanken deswegen.
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Akinom
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Re: Scheu in der Lehre

Beitrag von Akinom »

@scarpi
Bei uns ist es gerade umgekehr, jetzt kommen sie später in die Schule. So sind sie min. 15 Jahre bei Lehrstart.
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newearth84
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Re: Scheu in der Lehre

Beitrag von newearth84 »

[quote="F. Scarpi" post_id=7701659 time=1551627885 user_id=10466

Ich mache mir auch Gedanken über das ganze System hier bei uns in der Schweiz, und in diesem Zusammenhang darüber, welches die Stärken der Lehre sind, welches auch die Schwierigkeiten. (Auch für meine Kinder mache ich mir bereits einige Gedanken.) Es ist eine Tatsache, dass viele Jugendliche die Lehre entweder abbrechen oder den Betrieb wechseln! Carina, bei der Coiffeurlehre sind es besonders viele.
[/quote]

Denke sehr ähnlich, würde meinen Kinder auch eher Schule empfehlen statt Ausbildung, obwohl ich Berufslehre eigentlich gut finde, das Risiko ist trotzdem zu gross, dass man warum auch immer abgestempelt wird. Auf jeden Fall fand ich die Zeit in der Sek und Gymi angenehmer als Lehre.
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F. Scarpi
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Re: Scheu in der Lehre

Beitrag von F. Scarpi »

Akinom, ok... ja, ich weiss, dass es Orte gibt, die vor der Harmos-Situation Kinder hatten, in der derzeitigen Übergangsphase ja auch immer noch haben, die vor 15 Jahren aus der Schule gekommen sind oder kommen werden.
Ich könnte mir vorstellen (weiss es aber natürlich nicht), dass dort die Betriebe zum Teil darauf eingestellt sind, da es ja viele Jahre lang so war, und sie sich jeweils bewusst sind bei einem Lehrstart, dass jetzt EIN KIND zu ihnen arbeiten kommt.

(Ich muss nicht darüber diskutieren, ob grüssen wichtig ist oder nicht, sondern mir geht es allgemein um eine umsichtige Haltung gegenüber Kindern und Jugendlichen. Aber ich muss auch sagen, ich fühle mich Kindern und Jugendlichen sehr nahe. Näher als vielen Erwachsenen. Deshalb sehe ich einiges vielleicht anders als andere - und sehe natürlich vielleicht dafür andere Sachen nicht...)
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Re: Scheu in der Lehre

Beitrag von newearth84 »

Pastina hat geschrieben: So 3. Mär 2019, 09:20 Also ganz ehrlich, ohne hier nun jemand angreifen zu wollen, aber wenn man in der Lehre noch lernen muss jemanden zu grüssen, finde ich das sehr bedenklich. Meinen Kindern wurde dies schon relativ früh beigebracht. Ja viele Erwachsene machen das leider heutzutage auch nicht mehr und auf der Strasse muss man das auch nicht, aber in direktem Umgang sollte dies eigentlich klar sein.
Ich hab nicht gesagt, dass dies unwichtig sei, meine Kinder sind sehr freundlich, besonders die Kleine begrüsst so ziemlich alle Leute und fängt Gespräche an! Es geht darum, nicht so übertreiben gleich mit der Kündigung. Vielleicht liegt es an unseren Branchen, dass ich es etwas locker sehe, beim technischen Beruf hat man weniger Kontakt mit den Kunden. Aber als Übersetzerin war klar, dass ich reden "muss" , war auch überhaupt kein Problem, die Patienten waren sehr zufrieden ;)
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Nette
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Re: Scheu in der Lehre

Beitrag von Nette »

Ja, es ist teilweise wirklich ein Problem, wenn Jugendliche immer wie jünger aus der Schule kommen, besonders bei Jungs.
Ich persönlich finde die Lehre eine sehr gute Sache. Kenne eine junge Frau, welche mittlerweile 25 Jahre ist, immer eine Schule besucht und noch nie gearbeitet hat. DAS hat sie bis heute nie wirklich gemacht und dies wird natürlich auch langsam ein Problem
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carina2407
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Re: Scheu in der Lehre

Beitrag von carina2407 »

Also ich finde halt auch mit 15 ist es noch oft zu früh. Ich fände es besser eine Lehre erst mit 17/18 zu starten, dafür aber die reguläre Schulzeit zu verlängern, innerhalb davon mit der Möglichkeit, aufs Gymi/Kanti zu wechseln, oder eben nach der regulären Schulzeit eine Lehre zu starten. Aber das ist Wunschdenken, die Schweiz hält eisern an diesem nicht mehr zeitgemässen Schulsystem fest.
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Sunne12
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Re: Scheu in der Lehre

Beitrag von Sunne12 »

Nun, es liegt an den Eltern, mit ihrem Kind zu schauen, ob es nach der obligatorischen Schulzeit wirklich schon in eine Lehre starten will.
In meiner Familie haben wir alle ein "Welschlandjahr" gemacht. Mit Atestabschluss "Employée en Economie Familiale" - wäre das 1. Lehrjahr zur Hauswirtschaftsangestellten. Davon habe ich viel profitiert! Leider rümpfen viele Eltern die Nase wenn es um solche Zwischenjahre geht. Kein Wunder, dass sich auch der Nachwuchs dafür zu schade ist.
Die Praktikas finde ich auch ein Gräuel. Gibt es auch immer mehr in der Pflege. Oftmals schaut kein Mensch, dass die Kompetenzen eingehalten werden!
Die Schulzeit zu verlängern wäre genau für jene schlimm, die sich darauf freuen endlich praktisch zu arbeiten. Müssten die noch länger zur Schule, könnte sich das unter Umständen negativ auf die Leistungen in der Berufsschule auswirken. So wie es jetzt ist, wissen diese Jugendlichen dass sie sich dort halt durchbeissen müssen um das Zeugnis zu erhalten.
Ich erwarte mehr von den Schulen, dass sie sich interessieren wie es so abläuft in Berufsschule und Betrieb. Auch wenn die Lehrer selber meistens eine ganz andere Laufbahn eingeschlagen haben. Ich erwarte, dass weniger Augen zugedrückt werden z.B. beim Vergessen von Dingen. Es gibt übrigens vorbildliche Schulen, die laden regelmässig Leute aus der Praxis ein, die den Schülern eben genau solche Dinge vermitteln.

Die Lehre seitens Betriebs abbrechen geht wohl nicht ohne vorgängige Verwarnung. Solange es sich jedenfalls nicht um Diebstahl etc. handelt.

Lernende begleiten: Es gibt verschiedene Arten der Begleitung. In Watte packen nutzt niemandem längerfristig. Beispielsweise müssen sie bei uns die Lerntage im Betrieb schriftlich vorbereiten. Tun sie das nicht rechtzeitig, wird beim zweiten Mal die Begleitung gestrichen. Das schreckt dann schon auf.... Vor einigen Jahren habe ich das noch nicht so rigoros gemacht. Effekt war, dass es eben fast die ganze Lehrzeit nicht damit geklappt hat.
Ich habe kürzlich einen guten Spruch gehört "hart in der Sache und nett zum Menschen". Ich denke das trifft es sicher gut.

Pastina
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Re: Scheu in der Lehre

Beitrag von Pastina »

@ newerth84
Also wenn man einem Lehrling Anfangs Lehre zuerst lernen muss, dass man sich begrüsst und der Lehrling dies nach einem halben Jahr immer noch nicht kann oder will, finde ich es alles andere als übertrieben, wenn man ihm dann mal langsam die Kündigung androht! Willkommen im Leben !

Zwacki
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Re: Scheu in der Lehre

Beitrag von Zwacki »

Ich kann mir eben gut vorstellen, dass auch noch andere Probleme reinspielen, so wie Nette schreibt. Wenn man nur schüchtern ist, dann akzeptiert man das wohl eine zeitlang, weil man weiss, dass der Rest stimmt. Sie ist erst ein halbes Jahr in der Lehre, von daher darf man ihr schon noch etwas Zeit geben. Grundsätzlich bedingt der Beruf aber Kundenkontakt und der Lehrmeister und andere Angestellte werden ihr hoffentlich täglich vorleben, wie man es tun könnte. Vielleicht wäre sie selbstsicherer, wenn sie alleine unterwegs ist als wenn immer jemand beobachtet, wie sie sich verhält. Ich war in der Lehre immer etwas gehemmt wenn ich wusste, dass jemand zuhört bei Telefongesprächen.
Ich habe auch teilweise mit Lehrlingen zu tun und leider nicht nur gute Erfahrungen gemacht. Wir müssen bei einigen Lehrlingen wirklich halbe Erziehungsarbeit leisten, erklären, dass man am Abend aufräumt (Müllhalde auf dem Pult, nicht nur ein paar Blätter...), Glas verräumt, sagen dass man grüsst auf dem Gang, pünktlich kommt, sich abmeldet bei Krankheit etc. Manchmal habe ich etwas Angst, dass da eine verzogene Generation heranwächst, der es nur ums Äussere, Kleider und um Party und Alkohol geht. Aber man kann natürlich nicht alle in den selben Topf werfen, das ist jetzt sehr plakativ und auch gar nicht Thema hier.

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