Scheu in der Lehre

Die Zeit des Erwachsenwerdens

Moderator: Züri Mami

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Nette
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Scheu in der Lehre

Beitrag von Nette »

Hallo zusammen
Es geht um eine 16 jährige, welche eine Lehre als Malerin macht.
Zu Hause plappert sie wie eine Grosse und hat immer das letzte Wort.
In der Lehre wenn sie zu Kunden gehen könne sie knapp Guten Tag sagen. Dies wird im Geschäft langsam aber sicher zum Thema (im Moment nicht nur das).
Sie müsse nun nach über einem halben Jahr in Griff bekommen.
Habt ihr Ideen, wie man sie da unterstützen könnte?
Ps: betrifft nicht meine Tochter. Ich selber würde versuchen Art Rollenspiele zu machen, aber das ist einfach mal ein Gedanke.
Habt ihr weitere Ideen oder Erfahrungen?
Stolzes Mami vo zwei liebe Luusbuebe ;-)

newearth84
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Re: Scheu in der Lehre

Beitrag von newearth84 »

Hello nette,

Hmm, gute Frage. Deine Idee mit dem Rollenspiel ist sicher mal nicht schlecht :) oft schweigt man ja aus Unsicherheit etwas falsches zu sagen(man will sich ja nicht vor den Kunden blamieren, was ich sehr gut nachvollziehen kann) ihr Grundwissen abzufragen stärkt zb das Selbstbewusstsein. Ich kenne das von mir früher, wenn's um Gestaltung, Stil, Farben und Formen geht, konnte ich reden, aber wenns um zb Haustechnik etc geht, hatte ich kein Wort rausgebracht, weil halt diese Unsicherheit besteht(wer will schon als Vollidiotin dastehen), und mangelndes Sprachkentnis dazumal. Wünsch ihr viel Glück beim trainieren :)
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F. Scarpi
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Re: Scheu in der Lehre

Beitrag von F. Scarpi »

Ich war auch so. Oft sehr schüchtern und dann manchmal plötzlich sehr extrovertiert (nicht nur zu Hause). Das wirkt natürlich besonders irritierend auf andere, z.B. Lehrerinnen oder Vorgesetzte, viel mehr, als wenn ein Mensch einfach zurückhaltend ist, vielleicht einfach der introvertierte Typ ist.

Ich würde sagen: sie wird es lernen und die Schüchternheit immer mehr ablegen - auch wenn sie vielleicht nicht zum Alphatier wird (was ok ist!) Wir brauchen nicht nur gegenüber Kindern, sondern auch gegenüber Jugendlichen und sehr jungen Erwachsenen meiner Meinung eine höhere Toleranz. Ich finde, von Lernenden wird sehr viel verlangt, meines Erachtens manchmal, vielleicht oft, zu viel. (Ich mache mir aufgrund meiner Erfahrungen in meinem Betrieb grad aktuell diese Gedanken...) Ein junger Mensch - und nicht nur ein junger - kann, auch wenn er ein Problem erkannt hat, es oftmals nicht gleich sofort ändern oder lösen. Übung macht sehr viel aus! Meines Erachtens bringt Lob, positive Verstärkung viel. Jede auch noch so kleine Veränderung oder positiver Umgang mit den Kunden gleich erwähnen und allgemein gute Arbeit loben und hervorheben. Das finde ich wirklich sehr wichtig. Das Selbstvertrauen von so jungen Menschen ist noch sehr fragil und sie sind als Lernende besonders verletzlich, zuunterst in der Hierarchie, absolut unerfahren in einem Umfeld, in dem Erfahrung sehr viel zählt und sehr viel wert ist, und werden dauernd beobachtet und bewertet.
Deshalb: Der Lernenden sagen, dass es jetzt aber langsam ändern müsse, dass sie jetzt langsam genug Zeit gehabt hätte, das Problem zum Thema machen usw., nützt meines Erachtens am wenigsten, sondern setzt grossen Druck auf, und dieser ist kontraproduktiv.
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Nette
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Re: Scheu in der Lehre

Beitrag von Nette »

@ Scarpi: Es spielen im Moment noch andere Punkte. Aber der Lehrmeister wünscht doch halt nun nach einem halben Jahr, dass sie bei Kunden "richtig" guten Tag sagt und sich nicht in der Wäsche versteckt. So was ich mitbekomme schaut er gut zu ihr und hat diesbezüglich schon mehrmals das Gespräch mit ihr und mit den Eltern gesucht. Es sind/waren halt noch andere Punkte, die sehr lange dauerte, bis sie es endlich machte. (wie z.B. eine Uhr mitnehmen, sodass sie die Zeit im Griff hat, die Brille mitnehmen, dass sie gewisse Dinge besser sieht...)

ICh war auch Lehrlingsbetreuerin und weiss daher, dass gewisse Sachen zu Beginn schwer sind. Meine mussten Telefonate abnehmen und bearbeiten. Ich weiss noch die eine Lernende hat fast in die Hose gemacht. Wir haben das ein paarmal geübt, sie konnte längere Zeit mithören und am Tag X MUSSTE sie das Telefon selber abnehmen, natürlich mit Unterstützung.

Ich befürchte aber, dass der Lernbetrieb nicht noch 2.5 Jahre abwartet, bis sie gewisse Sachen macht. Wenn es nicht besser wird, wird sie heruntergestuft und müsste einen neuen Lernbetrieb suchen.
Noch was, err lobt sie auch, wenn sie etwas gut macht. Unterstützt sie, wenn sie bei Hausaufgaben Hilfe benötigt...
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Averi
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Re: Scheu in der Lehre

Beitrag von Averi »

Ist sie denn gewillt was zu ändern? Wenn ich höre, dass sie mehrmals aufgefordert werden muss eine Brille oder eine Uhr mitzunehmen tönt das für mich eher unmotiviert als scheu....

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Nette
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Re: Scheu in der Lehre

Beitrag von Nette »

Wie geschrieben, es stehen verschiedene Baustellen an.
Sie sagt, sie sei motiviert und es gefällt ihr die Lehre. Und grundsätzlich ist sie gewillt, aber sie sieht das Ausmass glaub nicht wirklich.

In gewissen Bereichen ist sie auch zu Hause so. Man könnte wirklich meinen, es sei Desinteresse.

Das Problem ist halt auch, dass es in der Oberstufe nie Konsequenzen in der Schule gab. Man sagte, es gäbe das und das und es wurde nie etwas gemacht (bei allen). Z. B. hiess es, wenn man so und so viel die HA nicht hatte, gibt es ein Elterngespräch und eine ungenügende im Zeugnis. es gab nie ein Elterngespräch und ein gut im Zeugnis, daher muss man nicht verwundert sein, dass junge Leute dies nicht Ernst nehmen. Ein Stück weit sieht sie es auch nicht ein, was der Chef sagt. Sie hat das Gefühl, es sei nicht wahr, bzz. man sei gegen sie. Sie sucht die Fehler noch häufig bei den Anderen....
Stolzes Mami vo zwei liebe Luusbuebe ;-)

newearth84
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Re: Scheu in der Lehre

Beitrag von newearth84 »

Nette: wer bist du denn, dass du kannst über ein Mädchen hier drin herziehen? Dein Gottikind? Deine einseitige Schilderung finde ich schon etwas daneben und nicht mehr zeitgemäss. Kann sein, dass wirklich nicht stimmt! Ein Lehrling aus Prinzip nicht zu glauben war vor vielleicht 50 Jahren. Gerne möchte ich ihr Sicht mal anhören.
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Nette
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Re: Scheu in der Lehre

Beitrag von Nette »

@ Newerth84: ich bin Nette und gehe gegen die 50 zu ;-) woher ich die junge Dame kenne? was spielt das für eine Rolle? Hast du das Gefühl ich schreibe hier nur vom hören sagen? Hast du wirklich das GEfühl, dass wir ihr KEIN Wort glauben? DAnn möchte ich mich doch hochoffiziell entschuldigen, dass dies so rüber kommt. Aber kannst du mir bitte noch sagen, dass wir ihr aus Prinzip nicht glauben? Ich finde es leider nicht, obwohl ich es nochmals durchgelesen habe.

Ich kenne diese junge Dame mittlerweile gut. Sie hat gaaaanz viele positive SEiten, aber auch Schwächen, so wie ich. Und nur ihre Sicht zu sehen hat sie teilweise auch im privaten ein Stück weit.
Und grundsätzlich möchte ich dem Mädchen helfen, sonst hätte ich hier nicht gefragt. Das Ziel ist ja sie zu unterstützen, motivieren, dass sie die Lehre weiterführen kann.

Was die einseitige Schilderung betrifft: ich fragte zum Problem in der Lehre, aber wenn du möchtest, kann ich dir noch ganz viele tolle Eigenschaften von ihr berichten, aber dies spielt im Moment zur Frage keine Rolle....
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Re: Scheu in der Lehre

Beitrag von Pastina »

Mmmm also wenn man eine 16-jährige immer und immer wieder auffordern muss, jemandem Guten Tag zu sagen zur Begrüssung auch wenn es ihr unbekannte Leute sind, oder man ihr sagen muss ihre Brille oder Uhr mitzunehmen, finde ich das schon sehr merkwürdig und hat meiner Meinung nichts mit Scheu zu tun, eher mit Anstand, Interesse, Selbstverantwortung, Reife und Motivation...Das sind alles Dinge, die eigentlich schon vor der Lehre vorausgesetzt werden. Bei vielen Lehren würde da sicher nicht solange zugewartet, sondern Konsequenzen ergriffen.. und sie ev aus der Lehre entlassen. Was nun in diesem Fall genau die Lösung ist kann ich nicht sagen, aber ev müsste mal wirklich ein Gespräch geführt werden, ob dieser Lehrling am richtigen Platz ist. Alles Gute....

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Nette
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Re: Scheu in der Lehre

Beitrag von Nette »

@ Pastina: ja, der Lehrbetrieb hat Ausdauer. In anderen Betrieben wäre sie schon draussen.

Guten Tag sage sie schon, aber einfach zu wenig...
Ich hoffe wirklich, dass sie den Rank findet und ihren Weg macht. Gewisse Fortschritte hat es jedenfalls gegeben
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newearth84
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Re: Scheu in der Lehre

Beitrag von newearth84 »

Nette:

Schau, selbst wir Erwachsenen sind teilweise nicht dazu fähig mal richtig guten Tag zu sagen, was ich sehr schade finde... Aber deswegen einen Drama daraus zu machen ist trorzdem übertrieben. (Meine pers. Meinung)

Was die Uhr betrifft, ist sie unpünktlich oder zu langsam?
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Nette
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Re: Scheu in der Lehre

Beitrag von Nette »

Es betrifft ja nicht nur das guten Tag sagen. Und wie du schreibst, können das viele Erwachsene nicht. Es würde Ihnen vielleicht gesagt und gelernt
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carina2407
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Re: Scheu in der Lehre

Beitrag von carina2407 »

@nette: So rein aus der Schilderung würde ich sagen, da fehlt einfach noch viel an Reife, ich denke nicht dass es Desinteresse ist. Das kommt bei Kindern/ Jugendlichen die emotional und von der Reife her gegenüber Gleichaltrigen hinterher hinken oftmals so rüber, aber meistens liegt es einfach daran dass ihnen (noch) nicht bewusst ist, dass das wichtige Sachen sind und wie weitreichend das für den Chef sein kann. Ich war ähnlich zu Beginn der Lehre, und es lag daran dass ich total unsicher war und Angst hatte, etwas falsch zu machen. Und manchmal habe ich auch was vergessen. Ich hab daran gearbeitet und im 2.Lehrjahr gings mir schon besser, aber im Nachhinein muss ich sagen, war ich schlicht zu jung und noch nicht bereit ins Berufsleben einzutreten, dafür hatte ich einfach nicht den richtigen Rucksack mitbekommen. Sie muss das jetzt halt in der Schnellbleiche lernen. Ich verstehe den Ausbildner, ein Maler der seinen Kunden nicht offen ins Gesicht schauen, Guten Tag sagen und ein freundliches Gespräch führen kann, hat bald keine Kunden mehr. In einem Dienstleistungsberuf einfach zwingend. Dem Mädchen muss das klar gemacht werden, verstecken oder vor sich herschieben, das klappt jetzt nicht mehr, sonst verliert sie die Stelle. Ich würde hier ganz offen sprechen, mit ihr ein paar Situationen zu Hause durchgehen, kann gut ein Rollenspiel sein, das braucht anfangs etwas Überwindung, ist aber eine sehr gute Uebung. Sie soll sich mal für eine Weile alles aufschreiben, was der Chef kritisiert, woran sie immer denken soll und was wichtig ist für die Arbeit, und dann gezielt daran arbeiten, eine Liste erstellen was sie morgens vor der Arbeit einpacken muss , z.b Brille, Arbeitsuntensilien, und sich diese an die Tür hängen.
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Re: Scheu in der Lehre

Beitrag von Nette »

Carina, da hast du den. Nagel auf den Kopf getroffen denke ich was die Reife betrifft. Ich war in diesem Alter ähnlich und wir sind nicht verwandt;-)
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newearth84
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Re: Scheu in der Lehre

Beitrag von newearth84 »

Nette hat geschrieben: Sa 2. Mär 2019, 18:03 Carina, da hast du den. Nagel auf den Kopf getroffen denke ich was die Reife betrifft. Ich war in diesem Alter ähnlich und wir sind nicht verwandt;-)
Muss im Fall nicht unbedingt sein... Während der Gymizeit arbeitete ich nebenbei in einen Kleiderladen als Lageristin, Kassenaushilfe und Glücksfee, und als Übersetzerin, da ging es ziemlich offen und herzlich mit der Kommunication zu und her. Aber während der Ausbildung jedoch etwas schwierig richtige Kommunikation mit dem Auszubildener zu finden, er war zwar sehr herzlich, lieb, aber halt vorurteilhaft, das hat es dazu gebracht, dass ich nicht mehr viel mit ihm redete. Es passierte zum Teil merkwürdige Kontrolle von einem anderen Vorgesetzten(Schubladenkontrolle zb.was wollte er damit, weiss ich bis heute night, evtl zum schauen ob ich Chaos habe?). Aber du kennst ja das Mädchen besser, ich gehe halt oft von meiner Jugend aus...
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Re: Scheu in der Lehre

Beitrag von carina2407 »

@nette: Ich hab halt grad beim Eingangspost viel von mir selber gelesen, z.b dass ich auch fand, dass man gegen mich ear. Das war zum Teil auch so, nicht alle im Team waren für meine Wahl, ich wusste das aber zu Beginn nicht. Mir schlug da auch Antipathie entgegen, und ich konnte anfangs damit nicht umgehen, fphlte mich verletzt und reagierte dann plötzlich auch mal patzig, was die Situation ja nun nicht verbesserte. Ich bin ehrlich, ich hätte beinahe hingeschmissen, ich war eigentlich schon so weit, aber mein Chef wollte mich unbedingt behalten und kam sogar zu mir nach Hause für ein Gespräch.Ich blieb, ich habs dann wirklich so gemacht wie oben geschrieben, Listen erstellt, mir jeden Tag was vorgenommen, was ich verbessern kann, hin und wieder den Aerger runtergeschluckt, und halt gelächelt, versucht nicht alles so persönlich zu nehmen ( sehr schwer wenn man bei allem emotional gesteuert ist) ....aber so habe mich durchgehangelt und auch viel dabei gelernt. Vielleicht kann sie ja was mit meinen Ideen anfangen :wink:
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F. Scarpi
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Re: Scheu in der Lehre

Beitrag von F. Scarpi »

carina2407 hat geschrieben: Sa 2. Mär 2019, 17:39 Ich verstehe den Ausbildner, ein Maler der seinen Kunden nicht offen ins Gesicht schauen, Guten Tag sagen und ein freundliches Gespräch führen kann, hat bald keine Kunden mehr. In einem Dienstleistungsberuf einfach zwingend. Dem Mädchen muss das klar gemacht werden, verstecken oder vor sich herschieben, das klappt jetzt nicht mehr, sonst verliert sie die Stelle.
Bestimmt muss das eine ausgebildete Malerin können, aber eine Lernende muss es noch nicht perfekt können. Ich weiss ich weiss, von "nicht perfekt" kann keine Rede sein, es liegt viel mehr im Argen, hab's verstanden, aber trotzdem möchte ich nochmals auf die Toleranz hinweisen und dass ein Mädchen von 16 Jahren wegen dieser Fehler doch noch nicht die Stelle verlieren muss. (Ich kenne ja jetzt diesen Einzelfall nicht, sondern mache mir allgemeine Gedanken.) Wenn sie keine Motivation hat, wenn sie nicht lernen will, wenn sie wirklich unfreundlich ist, sieht es anders aus. Aber Schüchternheit und Unsicherheit sind für mich kein Grund, so hart aufzutreten.

Aber ich finde deine Hinweise und Tipps sehr gut, Carina.

Nette, ich verstehe schon, was du meinst, und es scheint, dass der Ausbildner sehr unterstützend ist.
Ich habe einfach gemerkt, dass Lernende, besonders im ersten Lehrjahr, sehr sensibel auf Kritik reagieren können, vor allem auf wiederholte Kritik. Ich denke, man muss dies - und natürlich braucht es die Kritik - wirklich doppelt und dreifach mit Lob, Wertschätzung und Verständnis ausgleichen.
Wie gesagt, meine Gedanken aufgrund meiner Erfahrungen und natürlich ohne deinen Fall zu kennen.
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Re: Scheu in der Lehre

Beitrag von Sunne12 »

Ich bilde auch Lernende aus.
Es ist so, Basics müssen nach dem ersten Lehrjahr einfach sitzen. In den meisten Berufen ist das zweite Lehrjahr deutlich strenger und in diese Zeit haben viele Lernende einen Hänger.
Deshalb verstehe ich schon, dass der Ausbilder gute Umgangsformen bei Kundenkontakt, Brille und Uhr verlangt.
Schade ist immer wieder,dass zu viele Schulen dem nicht Rechnung tragen. Das Beispiel mit den fehlenden Konsequenzen in der obligatorischen Schule ist so typisch. Die Eltern sind manchmal auch nicht gerade hilfreich. Sieht man hier dein. Es gibt Leute die finden es sei zu hart solche Dinge von einer 16-jährigen zu verlangen. Ja wann dann?!
Meiner Erfahrung nach ist es am Besten, wenn das Mädel sich selber überlegen muss wie es zum Ziel kommt. Also erstmals sagen ich will dass du die Brille dabei hast,aus demunddem Grund. Dann, was kannst du machen dass du die immer dabei hast? Hier konkrete Antwort erwarten bzw. nachhaken. Nicht abspeisen lassen und Zeit zum Grübeln lassen. Das Ganze schriftlich festhalten z.B. als Wochenziel und wenn es klappt so richtig feiern!!!
Wenn es nicht klappt, würde ich wohl fragen was für Konsequenzen das hätte bzw. wenn sie die Chefin ist und ihre Lernende das Ziel nich erreichen würden, welche Konsequenzen sie beschliessen würden.

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Re: Scheu in der Lehre

Beitrag von carina2407 »

@F.Scarpi: In einem Dienstleistungsberuf finde ich schon dass das schnell klappen sollte, also nach 6 Monaten kann man das erwarten. Stell dir vor, du gehst z.b. in einer Papeterie einkaufen, an der Kasse bedient dich ein/e Lernende/r und bringt den Mund nicht auf, kommt nicht gut, oder? Ich weiss aus eigener Erfahrung dass das nicht einfach ist, und übrigens finde ich es schön wenn es noch Menschen gibt die dafür Verständnis haben, aber das sind nur wenige. Ich sag auch immer, auf den 15/16-Jährigen lastet ein Riesendruck in der Lehre in der ersten Zeit, viele sind noch zu jung und bringen nicht genügend Werkzeug mit, ich finde das auch nicht sehr optimal. Sie müssten einfach mehr Zeit haben. Ich habe Coiffeuse gelernt, und da wurde das vom ersten Tag an vorausgesetzt. Ich konnte das am Anfang wirklich auch nicht sehr gut, und das kam sowohl bei den Kunden wie auch beim Team wirklich gar nicht gut an, es war echt sehr schwer. Da ich selbst wusste, ich bin eigentlich nur scheu, empfand ich das erst nicht als so schlimm, ich brauchte einfach Zeit,aber bei den Kunden kam das als sehr arrogant und ablehnend rüber, mir war das so wirklich nicht bewusst, diesen Eindruck wollte ich nicht erwecken, und diese Kritik damals hatte mich schwer getroffen, (und auch sonst haben sie viel gefunden an mir rumzukritisieren, Haare nicht gut, Make-Up nicht schön, zu langsam, falsche Prioritäten, Zeit nicht im Griff ect. , es war wirklich hart). Ich musste mich da wirklich sehr schnell ändern und aus mir rauskommen. Aber war eine gute Lebensschule, auch wenn mich heute keine 10 Pferde mehr in diesen Laden bringen könnten.
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Re: Scheu in der Lehre

Beitrag von F. Scarpi »

Sunne, es ist NICHT zu hart, das von einer 16-Jährigen zu verlangen. Es ist (zu) hart, wenn sie deswegen die Stelle verliert.

Carina, deine Erfahrungen bestätigen meine Haltung. Ok, du hast es noch geschafft und bewertest es als gute Lebensschule, das spricht sehr für dich. Ich denke aber, die Lebensschule wäre auch dann gut, wenn die Ausbildner, das Team (und die Kunden, aber das kann man als Chefin wenig beeinflussen) toleranter wären.
Ich finde, wie du, dass die Anforderungen für viele Jugendliche - nicht alle - zu hart sind, und das spricht NICHT gegen diese Jugendlichen als Menschen und heisst nicht (zwingend), dass sie nicht lernfähig sind oder sie im falschen Beruf sind, und ich habe die Meinung, dass mehr Verständnis und mehr Geduld wohl oft zielführender wären.
Gerade, was du beschreibst, was dir passiert ist, ist für viele Jugendliche einfach zu schwer: wenn zu viel Kritik kommt, wenn scheinbar alles nicht recht ist. Dann kommt die Abwehrhaltung. Die Haltung, "es sind eh alle gegen mich", und die Unfähigkeit auf die Kritik angemessen zu reagieren. Diese Abwehrhaltungen sind nicht gut, nicht richtig, aber sie können kommen. Darum schrieb ich das mit dem Lob und der Wertschätzung und dem Verständnis, welche die Kritik ausgleichen sollen.
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