Irgendwie geht's nur bergab

Die Zeit des Erwachsenwerdens

Moderator: Züri Mami

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Mädels
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Irgendwie geht's nur bergab

Beitrag von Mädels »

Muss mich mal etwas ausheulen…
Unsere Tochter ist in der 3. Oberstufe, es geht um die Berufswahl. Sie hat sich fleissig beworben und durfte auch an verschiedenen Orten für verschiedene Berufe Probe-Arbeiten gehen. Leider kommen immer nur Absagen.
Sie ist grundsätzlich sehr schüchtern, hat wenig Selbstvertrauen. Wir versuchen sie wo immer möglich zu motivieren und unterstützen sie natürlich!

Aber: ich weiss nicht, wie sie sich beim Probe-Arbeiten gibt. Teilweise hat sie Bewertungen zurückerhalten, die sehen eigentlich sehr gut aus, andere Bewertungen sind himmeltraurig und lauten in etwa: war so still und ruhig, dass wir nicht wissen, ob ihr der Beruf überhaupt gefällt / sie geeignet ist. Oder auch: ist zu wenig auf Kunden zugegangen (als Floristin finde ich das nicht unbedingt relevant; als Detailhandelsfachfrau Zoo oder Papeterie dann schon eher, aber ich frage mich, ob ich als Kunde gerne von jemandem Beraten werden würde, der keine grosse Ahnung hat, weil Probearbeiten bzw. Schnuppern). Sie selber kommt immer recht glücklich und zuversichtlich von diesen Probe-Arbeitseinsätzen aufgrund von Bewerbungen (je nach Geschäft 2 – 5 Tage) nach Hause.

Dann mag sie natürlich bei Absagen nicht noch fragen, an was es gelegen hat; ich denke, sie vermutet selber, dass es an ihrer Schüchternheit liegt (was wahrscheinlich auch stimmt). Dort wo sie sich getraut hat, hiess es immer: du warst in der engeren Auswahl, wir haben uns aber für die andere Person entschieden. Leider hilft ihr das nicht weiter, sie kann daraus nichts Gutes für sich ziehen. Ja, es sind "erst" 8 Absagen, aber jede gibt ihr wieder "eins auf den Deckel". Zur Zeit sind noch ein paar Bewerbungen offen, und an einem Ort kann sie im Dezember noch Probearbeiten gehen.
Und so geht die Spirale langsam aber sicher abwärts, Motivation sinkt, alles ist nur noch Scheisse, offene Lehrstellen in den o.g. Berufen gibt's auch bald keine in unserer Region mehr (wir suchen im Umkreis von ca. 1h ÖV pro Weg), Selbstvertrauen sinkt noch weiter. Es sieht aus, als ob sie das 10. Schuljahr machen müsste. Dabei hat sie sich so auf eine Lehre gefreut (endlich keine Schule mehr!).

Dann baut sie sich enormen Druck auf, lernt für die Schule aber verhaut Prüfung um Prüfung. Das ging jetzt so weit, dass sie sogar bei Prüfungen, die wir als Eltern unterschreiben müssen, unsere Unterschrift gefälscht hat. Das hat sie aber immerhin selber zugegeben. Das gab zu Hause ein ernstes Gespräch, aber keinen Krach – das hilft ja sowieso nicht. Einzige Konsequenz zur Zeit: Handy ist auf 1h pro Tag beschränkt, sie darf aber um Verlängerung fragen.
Sie hat einen super tollen Klassenlehrer, der wegen den gefälschten Unterschriften praktisch kein Aufhebens gemacht hat. Wir sind jetzt am Anschauen, ob sie ein längerfristiges Resilienz-Training machen soll. Da kommt aber wieder ihre Aussage, dass das ja eh nichts nützt und nur verschwendete Zeit ist.

Zu sagen ist auch, dass sie seit fast 2 Jahren zu einem Psychologen geht wegen ihrem Selbstvertrauen (und das anscheinend nicht viel gebracht hat). Grund dafür war, dass sie beim Impfen in der Schule ziemlich ausgerastet ist und gesagt hat, anstatt dass sie geimpft wird, könne sie sich selber auch gleich mit einem Messer abstechen.

Dann war auch noch der Wechsel von der Sek A in's B, weil sie mit dem hohen Tempo nicht mehr gut mitgekommen ist und sie ja nicht in's Gymi gehen will. Ihr Klassenlehrer damals hat uns empfohlen, dass sie doch wechselt, für eine Berufslehre als Floristin oder im Verkauf würde Stufe B vollkommen ausreichen. Mit diesem Wechsel hatte Sie recht zu kämpfen. Sie wollte nicht aufgeben aber mit deutlich ungenügenden Noten in den Hauptfächern hat Sek A auch keinen Sinn mehr gemacht. In der B Klasse ist sie gut aufgenommen, es ist eine Klasse mit relativ gutem Zusammenhalt. Sie wird dort nicht gemobbt (ihre und Aussage ihres Lehrers). Sie hat auch eine beste Freundin, mit der sie mehr oder weniger viel Zeit verbringt.

Ausserdem geht sie seit sie 6 Jahre alt ist 2x pro Woche in's Karate-Training (Vollkontakt), auch mit der Absicht unsererseits, ihr Selbstvertrauen zu stärken.

Dann gibt's noch die 10 Monate jüngere Schwester, "die in allem immer besser ist". Erfolgreich im Sport, kontaktfreudig, wenn mal eine Note unter einer 5 ist, ist das für die Schwester ein Weltuntergang, hat zwar die Gymi-Aufnahmeprüfung in der 6. verhauen, geht jetzt aber mit vollem Elan in die Vorbereitung für's Kurzzeit-Gymi. Sieht besser aus (die Schwester ist Gertenschlank mit Grösse 34/36, sie ist eher auf der etwas besser gebauten Seite mit Kleidergrösse ca. 40, beide gleich gross).
Es geht sogar so weit, sass sie uns Eltern vorhält, dass wir ja auch in allem besser sind. Klar, wir stehen relativ gut im Leben, haben unsere Jobs, können uns auch etwas leisten. Geben aber nicht damit an. Was sie hier nicht sieht, sind die 30 Jahre Lebenserfahrung, die wir ihr gengenüber im Vorsprung sind.

Es ist einfach traurig, dass wir ihr nicht helfen können und langsam sind wir auch etwas mit unserem Latein am Ende; ich habe das Gefühl, anstatt zu agieren sind wir immer einen Schritt hinterher und müssen immer nur reagieren. Einfach unfair dieser tollen, jungen Frau gegenüber!

Wer einen Rat weiss – wir sind für jeden Input dankbar!
Wer einfach nur zugehört hat – Danke!

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Christa
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Re: Irgendwie geht's nur bergab

Beitrag von Christa »

Habe dir eine PN gemacht.

Bridget
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Re: Irgendwie geht's nur bergab

Beitrag von Bridget »

- 10. Schuljahr kann ich nur empfehlen, hat meinem Sohn viel gebracht. Ist jetzt wahrscheinlich auch nicht überall gleich, aber er wurde damals sehr unterstützt in der Suche nach einer passenden Lehrstelle.

- Wenn sie so schüchtern und zurückhaltend ist, muss es denn unbedingt eine Lehre im Verkauf sein? Vielleicht wäre ja etwas mit weniger Kundenkontakt angenehmer und besser geeignet für sie?

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stella
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Re: Irgendwie geht's nur bergab

Beitrag von stella »

Ein Jahr zu reifen, wäre sicherlich gut.
Und noch: Ich war extrem schüchtern. Wirklich extrem! Traute mich kaum, was zu sagen. Heute bin ich Lehrerin und habe kein Problem, eine Klasse zu führen oder vor Eltern oder LehrerInnen zu sprechen.
Ich finde, eine Ausbildung ist ja dazu da, solche Fähigkeiten zu lernen, nicht!?
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Netterl
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Re: Irgendwie geht's nur bergab

Beitrag von Netterl »

@stella: Du???? Schüchtern? Never!
Offtopic: Ich kenne sie persönlich und die Eigenschaft „ schüchtern“ passt definitiv nicht ( mehr). Hot und temperamentvoll eher :D Ich hoffe, ich darf das schreiben.

Bzgl Tochter: Gäbe es Hilfe von außen? Also nicht der Psychologe ( wo ich auch schade finde, wenn nach 2 Jahren scheinbar nichts rauskommt)

Eher in die Richtung Berufsberatung .
Schüchtern + viel Kundenkontakt finde ich jetzt auch nicht die optimale Kombi. Und den hat man auch als Floristin.
Vielleicht erst mal ein verwandter Beruf wie Gärtner. Manchmal gibts ja auch Betriebe, die beides anbieten. Oder eine ganz andere Richtung.

Und ich fände es schon sehr wichtig, nachzufragen, was denn der Grund war.
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Alebri
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Re: Irgendwie geht's nur bergab

Beitrag von Alebri »

Die Frage ist: Warum sucht Deine Tochter ausgerechnet eine Stelle im Verkauf (d.h. zwangsläufig mit Kundenkontakt), wenn sie offenbar so extrem schüchtern ist? Ist das wirklich der richtige Job für sie - habt Ihr das mal mit ihr besprochen?

Ich stimme Stella zu: Die Lehrstelle soll auch dafür da sein, sich weiter entwickeln zu können und gewisse Sachen zu lernen. Logisch. Ich als Berufsbildnerin bin aber auch der Meinung: Gewisse Grundvoraussetzungen für eine Lehrstelle müssen doch gegeben sein. Bei KV z.B, finde ich Schüchternheit nicht so ein Problem, weil wir sowieso meistens den ersten Einsatz in einer Abteilung planen, wo sie nicht grad mit Kundenkontakt aufs Aeusserste gefordert werden (d.h. so Abteilungen wie Einkauf, etc. kommen bei uns eher im 2. oder 3. Lehrjahr). Bei einer Ausbildung wie dem KV kann man auf die Stärken und Schwächen des Lernenden mit der Wahl der Abteilungen auch etwas Rücksicht nehmen. Bei Verkauf ist es halt aber schon so, dass die Lernenden meistens bezüglich Kundenkontakt (auch Umgang mit schwierigen Kunden) sehr früh gefordert sind. Und wenn man extrovertierte, offene Schüler zum Schnuppern hat, ist es für mich fast logisch, dass halt eine sehr schüchterne Schülerin da eher Mühe hat.

Von daher: Ich würde den Berufswunsch evtl. mit ihr nochmals thematisieren und allenfalls auch mal einen Plan B mit ihr suchen. Im Verkauf braucht es grundsätzlich auch recht ein "dickes Fell" - ich weiss nicht, ob das für ein Mädchen mit dem Profil Deiner Tochter wirklich der richtige Job ist.

Zudem: Ich finde, es ist auch ganz wichtig, dass man den Schülern bei der Lehrstellensuche die Realität erklärt: Ganz viele Schüler müssen 30, 40 oder mehr Absagen "schlucken", bis sie endlich eine Zusage bekommen. Mein Sohn ist mit der Lehrstellensuche erst nächstes Jahr dran, aber ich thematisiere das Ganze jetzt schon sehr oft mit ihm und bereite ihn darauf vor, dass es halt unter Umständen auch eine längere "Durststrecke" gibt, bis er etwas findet (je nach Berufswunsch - und es braucht ja auch immer etwas Glück). Ich finde, das ist ganz wichtig, dass halt Schüler eben nicht schon nach 5-10 Absagen "die Flinte ins Korn" werfen.

Ansonsten stimme ich meinen Vorschreibnerinnen zu: So wie Du Deine Tochter beschreibst, würde ich Euch - nebst einem Plan B bei der Berufswahl - auch ein Zwischenjahr empfehlen, damit sie Zeit hat, noch etwas zu reifen. Evtl. wäre ja auch ein Sprachaufenthalt (verbunden z.B. mit einer Au-Pair-Tätigkeit oder Mithilfe auf einem Bauernhof, etc.) eine Option? Eine zusätzliche Sprache ist immer ein Gewinn - und wenn sie dazu noch arbeiten kann und auch Verantwortung übernehmen muss, hilft das sicher auch ihrem Selbstvertrauen.

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aimée
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Re: Irgendwie geht's nur bergab

Beitrag von aimée »

Wir waren in einer ähnlichen Situation: Mädchen sehr scheu und introvertiert. Erst war sie auch recht enttäuscht, dass nichts klappt, wollte eigentlich auch "lieber arbeiten als nochmals Schule", nun hat sie sich mit "noch etwas reifen und halt doch Schule" angefreundet und ist total happy.
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Manana
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Re: Irgendwie geht's nur bergab

Beitrag von Manana »

Ich würde sie für ein 10. Schuljahr motivieren um zu reifen, evtl. stoffliche Lücken aufzuholen, wenn die Noten jetzt so schlecht werden.
Die 10. Schuljahre sind ja nicht gleich, wie die 9. Klasse. Dort gibt es oft mehr Praktika. Das bringt ihr Sicherheit in der Entscheidung,was sie will und sie lernt vermutlich dort auch noch mehr, ihr Interesse am Beruf zu zeigen und sich zu äussern.

Gibt es auch die Möglichkeit, das sie noch einen Sprachaufenthalt macht oder sonst ein Jahr ausserhalb der Familie (z.B. Sozialjahr oder Praktikum oder so)? Da wäre sie evtl. mehr von der Schwester getrennt und stünde evtl. weniger unter Druck. Ich kann mir vorstellen, dass es noch schwierig ist, ständig "schlechter" zu sein als die jüngere Schwester und mit der verglichen zu werden.

Desroches
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Re: Irgendwie geht's nur bergab

Beitrag von Desroches »

@Mädels
Die Situation deiner Tochter tut mir sehr leid, mir hat beim Lesen richtig das "Mamiherz mitgeblutet".

Erfahrungen mit diesem Lebensabschnitt habe ich mit meinen Kindern noch nicht und kann dir daher keine Tipps geben. Aber was das 10. Schuljahr anbelangt: ich könnte mir auch vorstellen, dass für sie dieser Aufschub positiv sein könnte in Hinsicht dessen, dass sie betreffend ihrer Schüchternheit noch etwas "reifen" könnte. Ich habe ein solches gemacht, allerdings kein klassisches mit 5 Tagen Schule pro Woche. Ich war auch schulmüde und hätte mir das nicht vorstellen können... Ich ging für 1 Jahr ins Welschland in eine Gastfamilie, ging glaubs 2 oder 3 Tage/Woche zur Schule und den Rest der Woche habe ich als AuPair in der Gastfamilie gearbeitet (Didac hiess das). Vielleicht wäre sowas eine Alternative? Meinem Selbstbewusstsein hat dies sehr geholfen, auch ich war sehr schüchtern...

Viel Glück dass ihr einen guten Weg findet und deine Tochter im Sommer positiv in den neuen Lebensabschnitt starten kann!

Alebri
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Re: Irgendwie geht's nur bergab

Beitrag von Alebri »

Falsch

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stella
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Re: Irgendwie geht's nur bergab

Beitrag von stella »

Netterl hat geschrieben: Fr 22. Nov 2019, 14:59 @stella: Du???? Schüchtern? Never!
Offtopic: Ich kenne sie persönlich und die Eigenschaft „ schüchtern“ passt definitiv nicht ( mehr). Hot und temperamentvoll eher :D Ich hoffe, ich darf das schreiben.
Du darfst das schreiben. Danke fürs Kompliment! 8)
Und jup... Wenn wir auf Besuch waren, traute ich mich nicht einmal zu fragen, wo das Klo sei. Auch nicht bei Menschen, die ich schon lange kannte. Ich war extrem schüchtern. Meine ältere Tochter ist das auch. Aber die wird das schon machen. Wir standen aber immer gerne auf eine Bühne... Das macht uns beiden nix aus. Trotz Schüchternheit. :oops:

Alebri
Das Nachbarsmädel lernt Drogistin. Sie war am Anfang sehr zurückhaltend. Gerade heute waren wir bei ihr und haben etwas eingekauft. Sie ist nun im dritten Lehrjahr und man merkt nix mehr. Sie war froh, dass ihr jemand eine Chance gegeben hat. Nun ist sie sicher, was das Verkaufsgespräch angeht und auch, was die Produkte angeht und so hat sie ein supderduper Verkaufsgespräch geführt. Es wäre ja schon doof, wenn man in einer Verkaufslehre das nicht lernen würde.
Pfunzle 06/04 und Gumsle 10/07

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Re: Irgendwie geht's nur bergab

Beitrag von Alebri »

@Stella
Ich habe nirgends geschrieben, dass man einem schüchternen Schüler in einem solchen Lehrberuf keine Chance geben soll bzw. keine Chance auf Entwicklung besteht ;-). Ich habe nur geschrieben, dass ich nachvollziehen kann, dass es in einem solchen Beruf als sehr schüchternes Mädchen vielleicht nicht ganz einfach bei der Lehrstellensuche ist bzw. man dann halt auch damit rechnen muss, etwas länger suchen zu müssen (und 8 Absagen sind ja eigentlich noch nichts).

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Mädels
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Re: Irgendwie geht's nur bergab

Beitrag von Mädels »

Danke Euch allen für die bisherigen Antworten.

Hier ein paar Gedanken zu Euren Äusserungen (wen ich hier nicht persönlich zitiert habe, nicht böse sein :wink: )
Bridget hat geschrieben: Fr 22. Nov 2019, 13:19 muss es denn unbedingt eine Lehre im Verkauf sein?
Sie möchte halt UNBEDINGT Floristin (schon seit der 6. Klasse bzw. dem ersten Schnuppern). Detailhandel Zoo oder Papeterie sind nur Plan B.
Alebri hat geschrieben: Fr 22. Nov 2019, 15:03 KV z.B, finde ich Schüchternheit nicht so ein Problem......
KV möchte sie auf keinen Fall, und ihre Noten sind definitiv nicht für KV geeignet. Da bekommen Schüler mit mehr als 1,5 besserem Notenschnitt nicht mal eine Lehrstelle.
Alebri hat geschrieben: Fr 22. Nov 2019, 15:03 ….. bei der Lehrstellensuche die Realität erklärt.....
Natürlich kennt sie die Realität bei der Lehrstellensuche. Ist ja nicht so, dass sie dachte, eine Bewerbung und chacka, ich hab die Stelle. Nur sie lässt sich halt von jeder einzelnen Absage immer tiefer runterziehen.
Alebri hat geschrieben: Fr 22. Nov 2019, 15:03 ….ein Sprachaufenthalt (verbunden z.B. mit einer Au-Pair-Tätigkeit oder Mithilfe auf einem Bauernhof, etc.)..
Sprachen wär vielleicht was, wenn dann Englisch (Franz hasst sie). Aber hier gibt's ja auch noch die Altergrenze für's Ausland. Es gibt nur wenige Angebote, die man mit (dann) 15 machen kann (oder ich nehme gerne Infos entgegen). Au Pair können wir vergessen, sie kann gar nicht mit kleinen Kindern. Schon als sie selber klein war, wollte sie nie Babies halten, so wie es andere kleine Mädchen liebend gerne getan haben. Daher kommt auch FaBe nicht in Frage.

Bereich Pflege ist auch keine Option, da "gruuset" se sie vor allem, was mit Körperkontakt mit Fremden zu tun hat und da müsste sie ja auch auf die Leute zugehen.

Sie hat auch noch Coiffeuse und Schreinerin geschnuppert, hat ihr beides aber nicht gefallen.

Das mit "als Teen schüchtern sein und als Erwachsene nicht mehr" kennen wir ja alle irgendwie, die einen mehr, die anderen weniger. Nur muss sie sich halt jetzt bewerben, und nicht erst mit 20ig.

10. Schuljahr wird's wohl werden. Das macht für uns Eltern eigentlich gar nichts aus, wir müssen sie nicht unbedingt in der Lehre haben. Sie wird ihren Weg schon machen.
Aber auch hier: Sie sieht das leider anders, nämlich: schon wieder etwas, was ich nicht geschafft habe, ich kann ja eh nichts.

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naura
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Re: Irgendwie geht's nur bergab

Beitrag von naura »

Hey Mädels
Ich würde deiner Tochter empfehlen sich auf die Suche zu machen nach dem Weg für eine persönliche Entwicklung mit dem Ziel „zufrieden und glücklich“ zu werden.. ihr als Eltern könnt ihr bei diesem Prozess nicht helfen, gerade auch weil sie sich selbst in einer unguten Position im Familiensystem sieht. Es gibt x Therapieformen (auch solche wo nicht viel gesprochen werden müssen) und Bücher etc, die einem jungen Menschen helfen können ungesunde Glaubenssätze und Einstellungen zu ändern und Friede zu finden mit sich selbst. Der Therapeut scheint wohl nicht an sie ranzukommen, das gibts, da muss man manchmal weitersuchen. Und als Eltern würde ich euch die Haltung empfehlen: Opferrolle nicht unterstützen, sich abgrenzen und jederzeit zeigen und kommunizieren, dass dem eigenen Kind zugetraut wird, dass es seinen Weg machen wird. Ich fände einen selbstermächtigenden Therapieweg super, wo nicht einer Rat gibt, sondern das Mädchen unterstützt wird sich selber zu finden und zu sein und die eigenen Lösungen zu finden.
Betr. Lehrstelle Floristin:
Vielleicht mal kreativ werden und in Geschäfter persönlich vorbeigehen mit einem Arbeitspröbli und einer schönen Bewerbung?
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Desroches
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Re: Irgendwie geht's nur bergab

Beitrag von Desroches »

Mädels hat geschrieben: Fr 22. Nov 2019, 16:09
Alebri hat geschrieben: Fr 22. Nov 2019, 15:03 ….ein Sprachaufenthalt (verbunden z.B. mit einer Au-Pair-Tätigkeit oder Mithilfe auf einem Bauernhof, etc.)..
Sprachen wär vielleicht was, wenn dann Englisch (Franz hasst sie). Aber hier gibt's ja auch noch die Altergrenze für's Ausland. Es gibt nur wenige Angebote, die man mit (dann) 15 machen kann (oder ich nehme gerne Infos entgegen). Au Pair können wir vergessen, sie kann gar nicht mit kleinen Kindern. Schon als sie selber klein war, wollte sie nie Babies halten, so wie es andere kleine Mädchen liebend gerne getan haben
Auch wenn es als Option entfällt, trotzdem als Info: ich hatte keine Babys und Kleinkinder in der Gastfamilie, sondern Mittelstufenschüler. Von denen konnte ich sprachlich sehr viel profitieren :D
Zuletzt geändert von Desroches am Fr 22. Nov 2019, 16:43, insgesamt 1-mal geändert.

Alebri
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Re: Irgendwie geht's nur bergab

Beitrag von Alebri »

@Naura
Bezüglich Deinem letzten Rat: Finde ich gut - aber sie schreibt ja, dass die Tochter durchaus schon zu persönlichen Vorstellungsterminen gekommen ist, einfach nachher gab's immer Absagen.

@Mädels
Ich wollte Deiner Tochter nicht das KV vorschlagen - das ist sowieso mit B schwierig (war nur als Beispiel wegen dem schüchtern sein und div. Anforderungen bei den Lehrberufen).

Grad wenn Du aber schreibst, dass sie sich nun bereits von 8 Absagen derart runterziehen lässt, bin ich nicht sicher, ob sie schon parat fürs Berufsleben ist. Eine Lehre ist halt schon auch eine Herausforderung - da kommen die Jungen oft zum ersten Mal so richtig mit Kritik (Umgang, Selbständigkeit, etc.) in Berührung, was für manche nicht ganz einfach ist. Wenn sich dann Deine Tochter jedes Mal derart entmutigen lässt oder sie etwas Negatives derart runterzieht, dann wird es wirklich schwierig werden. Von daher wäre für sie ein Übergangsjahr wohl wirklich das Beste.

@Absagen
Also ich muss auch sagen, dass ich ab und zu wirklich nur "standardmässig" absagen kann, Weil es einfach wirklich keinen eigentlichen "Grund" für die Absage gibt, sondern bei mehreren Schülern, die wir kennen gelernt haben, einfach einer war, der vom "Bauchgefühl" her am Besten zu uns, in unsere Firmenkultur passte. Was soll man da gross begründen?

Aber wenn es wirklich einen konkreten Grund gibt (wir hatten z.B. letzthin einen Schüler, der im Gespräch sagte, dass er allzu viel Hektik nicht verträgt - bei uns aber ist nur Hektik ;-)) - dem habe ich dann auch geschrieben, dass wir aufgrund dessen zur Entscheidung gelangt sind, dass er in einem anderen Unternehmen besser aufgehoben ist.

Aber eben: Ganz oft ist es wirklich ganz schwierig, einen "trifftigen Absagegrund" zu nennen. Oft ist es wirklich nur ein Bauchgefühl, das für oder gegen einen Kandidaten entscheidet (ohne dass andere etwas "falsch" gemacht hätten oder anders hätten machen sollen).

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naura
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Re: Irgendwie geht's nur bergab

Beitrag von naura »

@Alebri
Stimmt. Ich dachte, dass sie so vielleicht zeigen kann, dass sie zwar schüchtern aber kreativ ist (an den Orten, an denen sie nicht Probearbeiten konnte).
mit Meite (07)
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Re: Irgendwie geht's nur bergab

Beitrag von Mondschrein »

Jetzt probiere ich es nocheinmal. Mein Beitrag ist einfach weg.
Ich kann dich sooo gut verstehen! Diese Lehrstellensucherei macht mich fast wahnsinnig.

Mein Grosser hat letztes Jahr keine Stelle gefunden. Er ist auch sehr schüchtern und konnte sich auch nicht so gut Verkaufen. Er hat sich dann entschieden einen Sprachaufenthalt zu machen, also ein 10. Schuljahr auf Deutsch. Und es gefällt ihm ausgezeichnet! Er hat auch Fortschritte bezüglich der Schüchternheit gemacht und sich beruflich ganz wo anders hin orientiert. Gerade hat er sein 2. Selektionspraktikum abgeschlossen. Jetzt muss er bis Januar warten. (mein Nerven). Ich hoffe sehr, dass er dort klappt, er würde so gerne diese Stelle bekommen.

Mein zweiter sucht auch eine Stelle und auch da, haben wir viele Absagen. Bei einer Stelle konnte er schnuppern und es hat ihm unheimlich gut gefallen. Ob es reicht? Keine Ahnung...

Ich finde es sehr schwierig diese Situation auszuhalten, da wir es so gar nicht in der Hand haben.

Ich bin keine grosse Hilfe... kann dir nur sagen, dass ich dich verstehe. Viel Kraft
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Mordillo
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Re: Irgendwie geht's nur bergab

Beitrag von Mordillo »

Desroches hat geschrieben: Fr 22. Nov 2019, 16:40
Mädels hat geschrieben: Fr 22. Nov 2019, 16:09
Alebri hat geschrieben: Fr 22. Nov 2019, 15:03 ….ein Sprachaufenthalt (verbunden z.B. mit einer Au-Pair-Tätigkeit oder Mithilfe auf einem Bauernhof, etc.)..
Sprachen wär vielleicht was, wenn dann Englisch (Franz hasst sie). Aber hier gibt's ja auch noch die Altergrenze für's Ausland. Es gibt nur wenige Angebote, die man mit (dann) 15 machen kann (oder ich nehme gerne Infos entgegen). Au Pair können wir vergessen, sie kann gar nicht mit kleinen Kindern. Schon als sie selber klein war, wollte sie nie Babies halten, so wie es andere kleine Mädchen liebend gerne getan haben
Auch wenn es als Option entfällt, trotzdem als Info: ich hatte keine Babys und Kleinkinder in der Gastfamilie, sondern Mittelstufenschüler. Von denen konnte ich sprachlich sehr viel profitieren :D
Es gibt von Didac ein Model, wo sie 6 Monate Franz hätte (Welschland) und 6 Monate Englisch (England glaub) Dann könnte sie sich in den ersten 6 Monaten noch bewerben und auch vorstellen/schnuppern gehen. Und das wäre dann Schule undGastfamilie aber ohne Au-pair (wäre für unseren Sohn auch nichts gewesen)

Einfach so zur Info, weil das bei uns auch Mal zur Diskussion stand.
Sohn 8.04
Tochter 1.08

Alebri
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Re: Irgendwie geht's nur bergab

Beitrag von Alebri »

Also ich muss sagen, mir haben die Auslandsaufenthalte auch am meisten gebracht. Mit 16 Jahren war ich ein Jahr im Welschland (ok, das ist nicht Ausland - aber trotzdem weg von Zuhause :wink: ) und habe dabei sprachlich als auch von der Selbständigkeit her, in Sachen Selbstbewusstsein extrem profitiert. Mit 19 war ich dann noch ein Jahr in den USA - und auch das Jahr gehört bis heute zu den unvergesslichsten und wichtigsten Erfahrungen in meinem Leben.

Auch wenn Franz die "Hass-Sprache" Deiner Tochter ist - es ist halt schon die Sprache, die immer mehr gefragt ist (weil es in der Deutschschweiz ganz, ganz schwierig ist, Mitarbeitende zu finden, die gut F können). Viele Leute wechseln - unabhängig vom erlernten Beruf (Coiffeuse, Floristin, etc.) - irgendwann dann doch mal Richtung Büro und grad dort ist F ein Riesen-Vorteil.

Von daher würde ich doch versuchen, ihr das schmackhaft zu machen. Bei einem Aufenthalt im Welschland wäre sie ja auch nicht so weit weg von Euch, könnte z.B, am Wochenende regelmässig nach Hause kommen (wenn sie will ;-)) - und wäre doch mal weg von einer Familienstruktur, die ihr offenbar aktuell Mühe bereitet.

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