1. Menstruation feiern, etwas schenken?

[mia70]

Nun ist es soweit, meine Tochter (14) hat ihre erste Menstruation. Sie freut sich nicht, liegt mit Bauchweh und Wärmflasche im Bett und hadert mit sich und der Welt... Das Thema ist ja kein unbekanntes, aber das es nun so weit ist, scheint sie zu überfordern. Ich habe sie lange im Arm gehalten mit ihr gesprochen, gut zugeredet etc. Nun zu meiner Frage, wie war das bei euch? Habt ihr etwas unternommen, gefeiert? (ich glaube zwar nicht, dass sie das möchte, aber interessieren tut es mich allemal ) Habt ihr euerer Tochter etwas geschenkt? Wenn ja was? (Ausser Binden, Tampons etc. )

[Leela]

Meine Mutter ging mit mir alleine ins Restaurant Znacht essen, um das Ereignis zu feiern.

[Helena]

Ich denke, dass ich das nicht feiern werde. Das ist genauso wie das ausfallen der Zähne doch einfach der Lauf der Natur.
Ich geh ja mit dem Bub auch nicht feiern, wenn er das erste Mal ejakuliert, oder?

Wohl kein Mädchen findet das wirklich toll, wenns dann da ist. Zuhören, helfen, mehr würde ich da nicht tun.

[gatito]

Dass mache daraus ein Event machen, habe ich auch schon mitbekommen. Aber ich denke nicht, dass man diesbezüglich allgemeingültige Tipps geben kann. Familien sind verschieden, ihre einzelnen Mitglieder auch nochmal. In meiner Familie während meiner Jugend wurde da nichts gefeiert und ich persönlich hätte das auch hochgradig unangenehm und peinlich gefunden, wenn eine (neue) Körperfunktion von mir derart in den Mittelpunkt gerückt worden wäre. Regelmäßig zu menstruieren ist für die meisten Frauen normal und ich persönlich finde es am sympathischsten das Thema auch beiläufig-normal zu behandeln. Ein offenes Ohr anbieten, klar. Und dann auf die individuellen Bedürfnisse des Mädchens eingehen. Aber mehr muss, finde ich, nicht sein.

[Nellino]

uaaaaaaa ich wär geflüchtet hätte das meine Mutter mit mir feiern wollen...
Fragen beantworten, für sie da sein...aber glaub mehr auch nicht.
Seh das wie Helena

[Nuuneli]

Unsere Mittlere, die spät die Menarche bekommen hat und sehr darauf gewartet hat (der ganze Hormonhaushalt interessiert sie grundsätzlich sehr) hat von mir eine Kette mit einem Lebensbaumanhänger erhalten. Wir sind aber nicht speziell feiern gegangen.

Die Jüngere wird etwas früher dran sein - sie findet das alles grundsätzlich doof und darüber reden erst recht. Da muss ich noch gucken, wie ich das handhabe. Schmuck kann sie auch nicht ausstehen - alles "Weibergschmäus" . Indivuduell...

[5erpack]

GG schenkt Blumenstrauss mit weissen Rosen und ich ein notfallpack mit Schmerzmitteln, binden etc.

Kam bei beiden sehr gut an.

[jupi2000]

Ich sehe das wie Nellino und Helena.

[Berlin]

Meine Tochter war vor einigen Jahren an einem ‚Zyklusworkshop‘, bei dem ein Teil auch mit den Eltern war. Da wurde angeregt, die erste Periode zu feiern. Wir beide fanden das da schon komisch. Als es bei ihr so weit war, wollte sie mir das unbedingt mitteilen (ich kam an dem Abend später nach Hause und sie sagte meinem Mann, ich müsse noch unbedingt zu ihr kommen, bevor ich schlafen gehe). Wir haben uns kurz unterhalten, was sie als ‚Hygieneartikel‘ wünsche und benötige. Weiter wollte sie nicht gross mit mir reden. Sie war durch den Kurs und ihre Freundinnen sehr gut informiert. Daraus eine grosse Sache zu machen oder das ihrem Vater oder Bruder offiziell mitzuteilen wäre für sie supermegapeinlich gewesen. Ich verstand das sehr, mir wäre das in dem Alter nicht anders ergangen. Ich fand ja schön, dass sie mir das unbedingt an dem Abend noch mitteilen wollte.

[Botafogos]

Ich bekam meine 1. Mens an einem Sonntag und durfte dann am Montag "einfach so" zu Hause bleiben.
Das blieb in Erinnerung, trotzdem würde ich es nicht so machen.

Unsere Tochter bekam am 1. Schultag der Oberstufe ihre Mens. Wir haben alle nicht damit gerechnet, sie ist auch noch keine 40 kg.
Aber sie nimmt es locker und geht sehr gut damit um, hat auch keine Schmerzen.
Sie hatte schon lange eine spezielle Luftmatratze ins Auge gefasst, diese hat sie dann sozusagen als Mens-Geschenk bekommen.
Und ich hoffe, es bleibt ihr in Erinnerung und denkt später schmunzelnd daran zurück.
Eine Party würde ich jetzt nicht schmeissen aber ein kleines Geschenk ist für mich angebracht.

[danci]

Meine Mutter war auch so, dass es nach wenigen Worten erledigt war. Ist ja nur natürlich und nichts besonderes Na ja, für diejenigen, die es seit 20 Jahren haben, vielleicht nicht Für mich hingegen war es das schon, ein spezieller Einstieg ins Erwachsensein. Ich war aufgeregt und überfordert und hätte mir einfach gewünscht, dass das auch nur ein kleines bisschen Platz hätte. Meine Tochter wird im Sommer 12, so wie ich das einschätze, wird es bei ihr nicht mehr ewigs gehen und ich werde mir die Zeit nehmen, mit ihr etwas "besonderes" zu machen, zu zweit essen gehen oder. Sie muss ja kein Wort darüber verlieren, wenn sie nicht will, aber die Möglichkeit erhalten, ohne zu befürchten, dass jede Sekunde ein Geschwisterchen reinplatzt. So wie ich sie kenne, wird sie das auch wollen. Aber es sind alle anders und vielleicht wäre es am Besten, einfach die Tochter mal zu fragen, was sie sich wünscht/was sie braucht?

Ja, die Mens kann schmerzhaft, lästig und unangenehm sein, aber sie ist halt auch ein Zeichen, dass man erwachsen ist und wenn man sich näher mit dem weiblichen Zyklus auseinandersetzt, ist es durchaus faszinierend. Ich brauchte eine Weile um mich wirklich einzulesen, das wirklich zu verstehen und würde mir wünschen, das meinen Töchtern offener näherzubringen als bei uns zu Hause.

[Leela]

Ich fand es schön wurde es gefeiert und werde es auch so machen.
Für mich war es schon ein grosser Schritt.
Die Zähne werden ja auch gewürdigt wenn sie ausfallen.

[Labskaus]

Ich hab meine Tage mit knapp 11 bekommen (war damals die erste in meiner Klasse). Ich hab das nicht besonders aufregend gefunden, ehrlich gesagt. Ich hab mir eine Binde von meiner Mutter im Klo genommen und meinem Papa gesagt, er möge bitte beim nächsten Wocheneinkauf für mich auch welche mitbringen. Ich hätte es total merkwürdig gefunden, wenn meine Mutter das mit mir gefeiert hätte oder mir was geschenkt hätte. Aber eben, das kann man nicht als allgemein gültig erklären, jeder ist anders.
Frag sie doch einfach, ob sie Lust hat, mit dir alleine was zu unternehmen, ohne aber das Ganze zu sehr aufzubauschen. Wenn sie wegen der Tage nicht gut drauf ist, muntert sie das ja vielleicht ein bisschen auf.

[Xera]

Bei mir war es so, dass meine Mutter kein grosses Aufheben um die Sache gemacht hatte, sie hat mir einfach gezeigt, wo die Binden sind.
Dass mir mein Vater am Abend dann gratuliert hat, war mir eher peinlich - aber ich glaube, wäre meine Mutter mit mir alleine auswärts essen gegangen, hätte ich das wohl sehr genossen und geschätzt. Aber wie schon jemand geschrieben hat: Jedes Mädchen ist anders, ich glaube, ich würde auch zuerst fragen.

[mael]

Ich denke, die Zeiten haben sich einfach auch geändert, also von uns damals auf die heutige Jugend zu schliessen ist wohl schwierig.
Klar, das Thema ist nachwievor individuell und jedes Mädchen ist anders. Aber heute wird schon viel offener mit dem Thema umgegangen.Ich finde es auf jeden Fall schön, dass gerade auch mit der Zyklusshow ein positives Körpergefühl vermittelt wird. Dass nicht nur erzählt wird, was alles "mühsame" nun jeden Monat kommt, sondern, dass es eigentlich etwas wunderbares ist, was der weibliche Körper da zustande bringt. Meine Mädels gingen beide in die Zyklusshow, sie haben sich beide auf die 1.Mens gefreut. In diesem Workshop, versuchen sie den jungen Frauen schon zu vermitteln, dass man dieses Ereignis feiern darf (wenn man denn will!). Unsere bekamen einen BLumenstrauss und sie wünschten sich einen "Frauenabend" mit auswärts essen so von "Frau zu Frau" und ich fand das wunderschön.
Bei uns wird sehr sehr offen über alles geredet, es gibt keine Tabus, es ist auch niemandem peinlich darüber zu reden. Das ist sicher eine Persönlichkeitsfrage, aber auch ein bisschen dem Workshop zu verdanken.
Ich wäre jedenfalls als junges Mädchen froh, gewesen, wenn man auch damals schon etwas unverkrampfter mit diesem Thema umgegangen wäre (und wir waren im vergleich sicher eine "offene Familie" mit 4 Frauen im Haushalt).

Unsere Mittlere, die spät die Menarche bekommen hat und sehr darauf gewartet hat (der ganze Hormonhaushalt interessiert sie grundsätzlich sehr) hat von mir eine Kette mit einem Lebensbaumanhänger erhalten. Wir sind aber nicht speziell feiern gegangen.

das finde ich eine sehr schöne Idee mit dem Lebensbaumanhänger!

[mia70]

vielen Dank für euer zahlreichen Rückmeldungen.

Es ging mir in erster Linie darum, Ideen zu sammeln, wie dieses Ereignis zu begleiten, zu würdigen oder zu feiern sein könnte.
Dass das nicht alle so machen würden, ist/ war mir klar . Dass ich dabei meine Tochter miteinbeziehen sollte auch.

Nun habe ich, glaube ich, einen guten Weg gefunden.
Nochmals merci.

[aha]

Meine Mutter hat mir damals ein kleines Schmuckstück geschenkt, ein Anhänger-Herz, dass sie als junge Frau von meinem Vater bekommen hatte. Find ich ein schöne Ritual und möchte ich bei meiner Tochter auch so machen. (Wobei ich glaub noch nie Schmuck von meinem Mann erhalten habe. Evtl. werden wir einfach zusammen was Schönes aussuchen gehen.)

[gast]

Mein Mädel hat sie letzte Woche bekommen, von null auf hundert, ohne Schmierblutungen. Wegen Corona sind sie Zuhause, sie hat mich im Büro angerufen. War dann recht enttäuscht, dass ich mich nicht so toll gefreut habe für sie, aber ich hab noch nicht damit gerechnet und war grad bitzeli überrumpelt, als sie angerufen hat. Eigentlich hatte ich auch vorgehabt, dass wir zusammen essen gehen, wenns dann soweit ist. Das fällt jetzt leider weg. Sie fühlt sich auch unwohl, ist unsicher, es blutet seit 8 Tagen. Sie fragt zwar noch viel, will im Allgemeinen aber auch nicht darüber reden. Erzählen wollte sie es auch niemandem sonst. Wir waren aber letzten Sommer auch in diesem Kurs, da bin ich doch noch froh, hab ich das "duchgezwängt". Im Nachhinein fand sies toll.

[priskastd]

habe das mit meiner nicht gefeiert, wäre ihr wohl zu peinlich gewesen. in anderen Kulturen ist das jedoch Gang und Gäbe (Stichwort Hinduismus)

[Barfüesslerin]

Eigentlich finde ich den Gedanken ganz schön, dass man die 1. Mens zelebriert. Vielleicht nicht unbedingt öffentlich, das wäre ihr wohl peinlich.

Als es damals bei mir soweit war, hat mir meine Mutter gratuliert. Das hat mich erst etwas verwirrt, aber war dann doch einleuchtend. Ich bin mit einem positiven Verhältnis zu meinem Körper und dessen Vorgänge aufgewachsen. So war und ist die Mens für mich nicht Doofes, Blödes, Mühsames. Sie hat mir immerhin drei Kinder ermöglicht. Und das war es, was meine Mutter mit ihren Glückwünschen gemeint hat und ich bin ihr für diesen positiven Umgang bis heute dankbar.

Es stimmt mich immer etwas nachdenklich und traurig, wenn ich lese, wie viele Frauen ein schlechtes Verhältnis zu ihrer Periode haben. Und ich wünsche mir, dass ich (oder wir als Familie) meiner Tochter im Bezug auf die Menstruation eine gute Haltung mit auf den Weg geben kann. Dass es nichts ist, was verachtenswert ist und dass sie sich sicher fühlen kann.