Artikel zu Druck / Stress

Die Zeit des Erwachsenwerdens

Moderator: Züri Mami

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naura
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Artikel zu Druck / Stress

Beitrag von naura »

Hey zusammen
Das finde ich einen super Artikel, der meine Erfahrungen im privaten und beruflichen Umfeld widerspiegelt..

https://www.fritzundfraenzi.ch/gesundhe ... CqcmXgb9Mc

Spannende Ausschnitte:

-Wichtigste Stressursachen sind Schule, Studium und (Lehr-) Beruf: In diesen Bereichen fühlen sich 60 Prozent der Jugendlichen häufig bis sehr häufig gestresst und überfordert. Die viel diskutierte «Terminfreizeit» scheint dagegen kein Thema zu sein: Sport und Hobbys setzen Jugendliche kaum unter Druck, das gilt auch für den Umgang mit sozialen Medien.

«Väter werden zu Wochenend-Papas, und Mütter haben kaum noch Zeit für sich selbst. Kinder haben ein feines Gespür für Werte und dafür, was uns diese tatsächlich wert sind.»

«Viele Eltern vermeiden Reibung», weiss Aklin, «weil sie Arbeit bedeutet. Sie ist aber eine wichtige Voraussetzung für die Entwicklung von Selbstwertgefühl. In Auseinandersetzungen entwickeln wir Fähigkeiten.»

«Arbeitgeber hätten am liebsten Nachwuchs nach Konfektion. Einen jungen Menschen einzustellen, den man noch etwas unter die Fittiche nehmen muss, der dafür aber Entwicklungspotenzial hat, kommt für die meisten nicht infrage. Es bedeutet zu viel Aufwand.» Was fehle, seien Erwachsene, die wirklich Lust hätten, Jugendliche zu begleiten – mit Herz, Standhaftigkeit und der nötigen Ausdauer.

-Sich richtig ins Zeug zu legen für etwas, das sei bei den meisten Jungen nicht mehr gefragt. «Sie halten uns damit den Spiegel vor», sagen die Jugendarbeiter, «wir Erwachsenen haben ja auch keine Visionen.»


Wie denkt ihr über den Artikel und diese Aussagen? Habt ihr andere Theorien wieso sich Jugendliche einen solchen Druck machen? Welche Rolle spielen wir Eltern noch ausser Vorbild? Ich persönlich hatte zb keinen inneren Druck und eher desinteressierte Eltern..

Lg naura
mit Meite (07)
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Wir sind da um zu strahlen, wie es die Kinder tun.
Mandela

5erpack
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Re: Artikel zu Druck / Stress

Beitrag von 5erpack »

Ich lese den Artikel später durch.
Hab ja zwei grosse Kinder.
wenn ich wieder einmal Vorurteile habe, mache ich die Augen zu und denke mit meinem Herzen ♥️

5erpack
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Re: Artikel zu Druck / Stress

Beitrag von 5erpack »

Ich fand den Artikel hervorragend!
Genauso ist es doch.
Es ist sehr stimmig und der Artikel bringt es wirklich auf den Punkt.

Wie denkst du denn darüber?
wenn ich wieder einmal Vorurteile habe, mache ich die Augen zu und denke mit meinem Herzen ♥️

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dede
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Re: Artikel zu Druck / Stress

Beitrag von dede »

Ich glaube eher, das ist ein Gesellschaftsding, nicht wirklich ein Problem der heutigen Jugend, sondern es betrifft uns alle.

Heute zählt oft, dass alles Spass machen muss und nur gute Gefühle wirklich gut Gefühle sind. Gerade auch in den sozialen Medien wird vieles auf Hochglanz poliert. Alle haben Spass und sind glücklich. Glücklich sein ist heute das erkorene Lebensziel. Für viele bedeutet Glücklichsein, keine unguten oder negativen Gefühle zu haben, Glücklichsein als Dauerzustand positiver Gefühle.

Ich bringe noch ein anderes Wort ins Spiel: quality time. Eltern wollen mit den Kindern "quality time" verbringen. Das tönt nach Fun. Es soll Spass machen. Auseinandersetzungen fühlen sich aber nach Stress und nicht nach Spass an. Also werden Auseinandersetzungen vermieden. Genauso quality time in allen Beziehungen und auch am Arbeitsplatz. Arbeiten soll Spass bereiten und glücklich machen.

Oder in Diskussionen wird "meine Meinung" angefügt, was impliziert, darüber lässt sich nicht diskutieren, ist einfach so. Einander zuhören, zu merken, dass man selber nicht die einzig wahre Meinung hat, verursacht negative Gefühle. Also lässt man sich lieber nicht auf solche Diskussionen ein.

Der Konsum heute ist sehr vielfältig und auch erschwinglich geworden. Damit meine ich auch der Konsum von Meinungen oder "Fakten". Jeder findet für sein Verhalten eine Meinung oder "Fakten", die das eigene Verhalten legitimieren. Warum also sich selber reflektieren? Auch das könnte negative Gefühle verursachen, was bedeuten würde "ich bin nicht glücklich".

So denke ich, dass der Anspruch, dauerhaft glücklich zu sein, mit der Definition Glücksgefühle zu empfinden, eine ziemliche Stressspirale auslösen kann. Auf der Jagd nach diesen Glückgefühlsmomenten packen wir dann unseren Alltag voll und wollen in jeder Tätigkeit und in jeder Stunde solche Glücksgefühle erleben. Und so kommt das Streben nach Perfektion und der Drang, in allen Dingen Erfolg zu haben.

Diese Erwartungshaltung beisst sich aber etwa mit dem Leben. Glücklichsein entsteht aber nicht nur aus Glücksmomenten. Glücksmomente gehören dazu, aber nicht in dieser Fülle, sondern sind recht dünn gesät. Wenn aber Erwartungen nicht erfüllt werden, dann kommt es zum Stress, weil wir denken, wir sind nicht gut genug.
Wir sind es uns nicht mehr gewohnt, dass negative Gefühle genauso zum Glücklichsein gehören wie die Glücksmomente. Der Umgang mit Frustration und Zweifel muss gelernt werden. Wird er aber mit Überaktivität und der Jagd auf Glücksmomente verdrängt, wird es auf die Dauer schwierig. Schon nur anzuerkennen, dass Frustration und Zweifel normal sind, zum Leben gehören und da sein dürfen, würde wohl schon Erleichterung bringen.

jupi2000
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Re: Artikel zu Druck / Stress

Beitrag von jupi2000 »

Dede, toll geschrieben!

chöngi79
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Re: Artikel zu Druck / Stress

Beitrag von chöngi79 »

dede
besser hätte ich es nicht in Worte fassen können! Sehr gut geschrieben!

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naura
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Re: Artikel zu Druck / Stress

Beitrag von naura »

@dede
Ein guter Aspekt.. dazu fällt mir ein Lieblingstext ein, ist von einer modernen, spirituellen Texterin - wenn es euch interessiert:
https://www.facebook.com/mystikdesallta ... 862858024/

@Selbstfürsorge - eigene Bedürfnisse spüren, dafür einstehen
Für mich ist ein weiterer Aspekt dieses Thema. Ich beobachte häufig, dass Eltern, besonders Mütter ständig über ihre Grenzen gehen für ihre Familie/Kinder. Auch in Beziehungen wird häufig vorgelebt, dass einer sich "dem Frieden" zu Liebe zurücknimmt, einsteckt..
Ich denke Kinder würden wahnsinnig davon profitieren, wenn Eltern ihnen gegenüber ihre eigenen Grenzen abstecken. Wenn Kinder aber zu einem Art erfolgreichen "Lebensprojekt" werden, worauf man sich wahnsinnig fokussiert, wo man alles richtig machen will, auf alles eingehen will etc... da bleibt manchmal dann vielleicht ein wichtiges andere Projekt auf der Strecke.. man selbst. Ich glaube einfach ganz fest, dass wie genau man es mit den Kindern macht die viel kleinere Rolle spielt, als das was man den Kindern vorlebt.
Ich darf mal scheiss Laune haben und Fehler machen? Ich gebe meinem Kind den Raum das ebenso zu dürfen. Ich bin mal kraftmässig am Ende und lasse alles liegen zu Hause zum Chillen.. mein Kind lernt, dass das auch sein darf. Ich sage etwas ab, weil ich mich übernommen habe.. dito.. Ich gönne mir Sachen, die mir gut tun.. etc. etc..
Früher habe ich immer mal wieder Angst gehabt, dass dieser Weg nicht gut für mein Kind sein könnte, dass ich damit zu viel Raum einnehme etc.. ich musste es so machen weil ich alleine war, es gab quasi nur mich und wenn ich "kaputt" gegangen wäre, hätten wir ei Problem gehabt. Jetzt merke ich, dass es eher förderlich war für meine Tochter, sie steht sehr für sich ein, kann gut formulieren wie es ihr geht und was sie braucht etc. Klar habe ich ihr auch "falsche" Sachen vorgelebt, gerade was Freundschaften anbelangt merke ich, dass sie sich auch sehr verausgabt.. Aber auch sie macht schon erste Prozesse..

@Werte
Ich spüre in der Arbeit mit unterschiedlichen Jugendlichen, dass sehr unterschiedliche Werte weitergegeben werden. Am meisten Feuer, Drive und Freude im Herzen spüre ich dort, wo eher idealistische Werte vermittelt werden. Wo noch das Gefühl besteht etwas bewegen zu können. Wo es eher um Geld/Erfolg geht, erlebe ich teils abgelöschte Jugendliche mit Flucht/Suchttendenz.
Die Mädchen lechzen nach Lob und Anerkennung und kommen dadurch in Motivation.. bei den Jungen im Teeniealter spüre ich eher, dass es klare Führung bräuchte. Leute die hinstehen, spürbar sind, Vorbilder..

In den Reihen der geflüchteten Jugendlichen sind die Themen total anders. Die Jugendlichen haben viel weniger "Ansprüche", verfügen über eine höhere Sozialkompetenz etc.. wer einiges durchgemacht hat, reift schneller..

@Gnädigsein/Dranbleiben
Ich denke die Jugend ist eine Zeit, wo es eben schon auch immer wieder Menschen braucht, die einen gernhaben, dranbleiben, annehmen, auch wenn Fehler gemacht werden. Ob es noch viele Lehrbetriebe gibt, wo das möglich ist? Solche Menschen/Lehrer/Lehrmeister prägen einen Jugendlichen fürs Leben.. denn manchmal sind halt keine Eltern da oder sie können diese Rolle nicht wahrnehmen, warum auch immer.

@Artikel
Ich finde ihn eben gut, weil er verschiedene Aspekte anspricht.. und nicht nur mit dem Finger auf die Jugendlichen zeigt.
mit Meite (07)
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Wir sind da um zu strahlen, wie es die Kinder tun.
Mandela

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