Erziehung ohne Strafen und Lob - Umsetzung im Alltag

Allgemeine Themen ab dem 2. Lebensjahr

Moderator: conny85

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abigail
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Erziehung ohne Strafen und Lob - Umsetzung im Alltag

Beitrag von abigail »

Bewusst eröffne ich dieses Thema hier und nicht in den heissen Themen. Würde mich über Austausch und gegenseitige Hilfestellung freuen, ohne dabei andere Erziehungsstile kritisieren oder darüber lästern zu wollen.

Seit geraumer Zeit beschäftige ich mich vermehrt mit dieser Thematik. Darauf aufmerksam wurde ich duch verschiedene Artikel, Diskussionen und auch durch swissmom. Das Thema "wie erziehe ich mein Kind" hat mich von der ersten Stunde an beschäftigt. Jedoch habe ich nie wirklich den altherkömmlichen "Zuckerbrot- und Peitsche-Stil" hinterfragt. Ich habe nun einige Bücher von Jesper Juul und auch von Alfie Cohn gelesen. Konnte viel davon profitieren und auch einiges daraus mitnehmen, wenn ich auch nicht immer mit allem einfach einverstanden bin und gewisse Dinge für mich nicht stimmen. Teilweise fehlt mir auch etwas der "Weitblick" zur Umsetzung.

Habe mich auch im Umfeld bei Eltern umgesehen und umgehört. Ich kenne wirklich niemanden, der einen anderen als den allgemein bekannten, auf Strafen und Lob beruhenden Erziehungsstil fährt. Mir fehlt deshalb im privaten Bereich der Austausch und das mal nachfragen:"hey, wie machst du das?".

Ich sehe Listen mit Kläberli. Für jedes Bisi auf's Töpfchen oder jedes alleine Anziehen gibt's eins und am Schluss, wenn die Linie voll ist ein Geschenk. Ich höre Aussagen wie:"Jetzt bist du aber wieder lieb" oder "jetzt gehtst du sofort hin und entschuldigst dich" oder aber auch "Jetzt langts, zur Strafe ist heute Abend das Fernsehen gestrichen" und ähnliches.

Um klarzustellen: Es geht mir hier nicht darum, diesen Stil zu kritisieren oder Menschen, die diesen praktizieren und damit zufrieden sind anzugreifen. Ich möchte vielmehr einen Austausch unter jenen, die dies vielleicht nicht so möchten und nach Alternativen suchen.

Also, wer hat Lust, mir ein bisschen Starthilfe zu geben? Wie reagiert ihr z.B. in den obigen Beispielen, braucht es überhaupt eine Reaktion? Wie bringt ihr eure Kinder ohne Strafen dazu, Gewisses zu lassen? Oder ohne Belohnung, Gewisses zu tun?

Hat vielleicht jemand Lust, etwas aus seinem Alltag zu erzählen? Wie laufen bei euch alltägliche "Ärgernisssituationen" ab, wie reagiert ihr, was sagt ihr?
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Sasu
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Re: Erziehung ohne Strafen und Lob - Umsetzung im Alltag

Beitrag von Sasu »

"abolös"
Da lese ich auch gespannt mit und werde dann sicher auch mal eine "Situation" in die Runde werfen, wo ich nicht weiterkomme und frage um Rat.

Auch ich möchte anders erziehen als ich erzogen wurde(nicht das ich nur geschlagen wurde,aber mir gefällts nicht so zu erziehen..Musste ich doch viel merken, dass sie die stärkeren waren und ich auch viel "nur" aus Angst gefolgt habe und nicht nach "freien willen")
Auch diese Actionen mit den Kläberli hab ich im Bekanntenkreis schon viel mitbekommen..

Auch ich bin gerade am lesen von Alfie Chone und habe schon paar Bücher von Juule und Largos Babyjahre.

Bin gespannt..
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abigail
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Re: Erziehung ohne Strafen und Lob - Umsetzung im Alltag

Beitrag von abigail »

Das finde ich auch sehr spannend. Die Erziehung, die man selbst genossen hat. Meine Eltern hatten auch das "traditionelle" Modell. Ich möchte und kann ihnen Nichts (von Einzelfällen abgesehen, aber die passieren wohl auch mit einem anderen Erziehungsmodell) vorwerfen. Ich bin ganz gut geraten und ihnen sehr danbar, dass sie mir ab und an Grenzen zeigten und mich auf den rechten Weg brachten. Also kann ich für mich nicht wirklich Schlechtes über diesen Erziehungsstil sagen. Auch mein Freundeskreis wurde so erzogen und meine Geschwister. Alle sind gut geraten und stehen mehr oder weniger mit beiden Beinen fest ihm Leben. Ein Gegensatz? Denn manchmal bekommt man beim Lesen den Eindruck, diese "alte Art der Erziehung" sei grundsätzlich falsch und habe fatale Folgen. Wofür ich persönlich aber keinen einzigen Beweis kenne.

Dennoch finde ich (wieso weiss ich nicht), andere Methoden interessant und einleuchtend. Befinde mich teilweise wirklich ein wenig auf einer Gratwanderung und bin deshalb sehr gespannt auf eure Erfahrungen und einen Austasch!
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huckepack
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Re: Erziehung ohne Strafen und Lob - Umsetzung im Alltag

Beitrag von huckepack »

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Sasu
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Re: Erziehung ohne Strafen und Lob - Umsetzung im Alltag

Beitrag von Sasu »

hacke da auch noch schnell ein Betreff "altem Modell"an Erziehung.
Auch ich finde dass ich nicht schlecht geraten bin und mein Leben einigermassen gut meistere.Ausnahmen gibts immer :mrgreen:

Habe eine gute Freundin gefunden mit dem gleichen Denken wie ich und wir unternehmen auch noch viel zusammen.Da können wir uns auch toll darüber austauschen wenn wir in gewisse Situationen kommen :wink:

Versuche auch mich an "logische" Konsequenzen" zu halten.Aber manchmal kommt mir nichts Gschiids in den Sinn.
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Lotus
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Re: Erziehung ohne Strafen und Lob - Umsetzung im Alltag

Beitrag von Lotus »

Hui, das ist ein "schwieriges" Thema, also die Umsetzung ;)
Ich persönlich gehe auch ohne Strafen und mit "normalem" Lob durch den Tag, es gibt aber keine Kleberli und solche Geschichten.

Ich finde es schwierig
dass der Erfolg erst nach einiger Zeit sichtbar wird.
dass man darum extrem Geduld haben muss.

Und ich finde, dass es beim ersten Kind total natürlich umzusetzen war, und beim zweiten Kind schwieriger wurde, und mit dreien finde ich es mega mega unübersichtlich und es fällt mir immer schwerer, auf alle Kinder in "dieser Weise" einzugehen.

Folgende Punkte dazu:
Junior schläft, mittlere quietscht und goisst. *argh* Früher hätte ich ein "gut, dann gehe ich jetzt mal aus dem Zimmer, so mag ich nicht mit dir spielen" durchgezogen. Heute *mist gopf der kleine schläft und wenn er jetzt erwacht, schläft er nicht mehr ein und und und* "bitte bitte hört auf, echt, hört JETZT sofort auf".
Bereit machen: Kind 1 machte nicht vorwärts, also gut "dann haben wir dann weniger Zeit bei xy". *easy nervt zwar etwas, aber Kind lernt schnell* Heute: Kind 2 dudelet, aber Kind 1 muss in den Kiga und Kind 3 schreit schon, weil es schon lange warten muss. *arghundwüstschimpf*.

Zu meiner Erziehung von "früher". Mir fehlt in vielen Situationen der Umgang. Ich habe nicht gelernt, meinen Frust zeigen zu dürfen und auch nicht, was es für "andere" Lösungen gibt. In mir sprudelt amels extreme Wut hoch,.
Mein Mann hingegen, der nervt sich auch gewaltig, aber er braucht keine Bremse, um nicht an Ohrfeigen und ähnliches überhaupt zu denken....er kennt das gar nicht. Und ich sehe, dass er auch nicht so wütend wird, eher genervt ;) Ich hingegen, bin wie meine Mutter :roll: was ich echt nicht so toll finde, auch wenn ich mich sonst mag ;)

Grüssli
"Erziehung ist organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend." Mark Twain

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abigail
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Re: Erziehung ohne Strafen und Lob - Umsetzung im Alltag

Beitrag von abigail »

huckepack hat geschrieben:ich lebe einfach mit meinen kindern.
der umgang mit ihnen ist total natürlich. ich ziehe sie bei dingen mit ein. bei uns ist keiner der stärkere. klar, sagen wir mal es ist nun bettzeit. aber das ist ja dann auch, und das spüren sie dann auch selber. und wenn sie dann noch so schön spielen, drücken wir auch 10 minuten ein auge zu. es ist irgendwie alles so im fluss.
ich muss mir nie überlegen, erziehe ich sie nun so oder so. ich bin mit ihnen wie mit erwachsenen, bzw bin ich natürlich etwas anders, weil sie ja kinder sind. Aber ich nehme sie für voll.
wurde auch schon so "erzogen" bzw kann ich mich an keine erziehung erinnern.
weiss nicht ob es daran liegt, dass meine kinder beide charakterlich nicht so "grenzen"erfahren wollen oder ob unser umgang mit ihnen sie nicht zum grenzen-erfahren-wollen verleitet.
Das ist bei uns schon auch so. Die Zeit fehlt ja ohnehin, sich jedesmal zu überlegen, was jetzt genau zu tun ist und wie oder welche Worte zu wählen sind. Wir leben miteinander und es ist kein Schauspiel à la die Truman Show. Sorry falls das so rüberkam. Dennoch denke ich, haben wir alle eine Art Erziehungstil, den wir bewusst oder unbewusst fahren. Erziehung heisst für mich nicht, knallharte Disziplin oder Regeln. Wir erziehen ja auch ohne unser aktives Hinzutun, indem wir z.B. vorleben. Zumindest sehe ich das so.
huckepack hat geschrieben:wenn du dich dabei wohl fühlst und findest dass der umgang den du mit den kindern hast für dich und die kinder stimmt, dann ist doch alles in ordnung. verstellen kann man sich doch all die jahre nicht, das hält keiner durch. wenn du etwas verändern willst weil du das gefühl hast, etwas wie du dich benimmst ist nicht gut, ist etwas anderes. dann musst du dir aber zuerst sehr sicher sein, was du ändern willst.
Das ist es ja eben. Ich möchte meinen Horizont erweitern und finde den Ansatz ohne Strafen und Lob zu erziehn spannend. Ich tue mich aber in der Umsetzung noch etwas schwer, weil es für mich Neuland ist. Sich zu ändern, Verhaltens- und Denkweisen, hat für mich nichts mit verstellen zu tun, sondern ist ein Prozess. Habe nicht vor, strikt nach einem Buch zu erziehen. Aber es gibt gewisse Denkanstösse.
huckepack hat geschrieben:ich selber würde einfach nie sagen, "zur strafe gibts kein TV." 1. ist das wort "strafe" bei uns zu hause gar gar nicht im gebrauch. wenn es aber die situation verlangt, dass nicht vorwärts gemacht wird, dann sag ich ev "macht schneller, sonst reichts nicht mehr fürs TV"
das ist keine Strafe, sondern eine Tatsache.
In der Krippe bekommt meine Tochter gerade Kleber fürs Bisi
zuhause wollte sie das auch. okay, kann sie haben. mein Sohn fragte, was sie dann bekomme, wenn das Blatt voll ist. - ich sagte: nichts, es ist belohung genug dass sie dann so gut aufs töpfchen gehen kann.
Ja genau um solche Erfahrungen bin ich froh. Finde die Idee mit den Kläberli ohne Belohnung super!
huckepack hat geschrieben:was lassen? Gib mir doch ein Beispiel. Ich nimm vermutlich die Kinder aus der Situation. Und ich erkläre sehr viel. ich weiss, es gibt auch viele Leute die sagen, dass man den kindern nicht zu viel erklären soll. Aber wir fahren gut damit, meine kinder begreifen und nehmen das an.
was tun? sich entschuldigen? Das macht meine Tochter auch nicht immer. Aber immer öfter, in dem ich vormache oder mich für sie entschuldige und ich ihr sage, dass sie es hätte sagen können.
Das ist genau, was ich mir hier erhoffe! Danke für die Beispiele! Z.B. Licht löschen, wenn es draussen hell ist. Nicht mit dem Kinderwerkzeug auf den Möbeln rumhämmern, solche Dinge.

@Lotus:
Das glaube ich dir sofort. Mit zwei oder drei Kindern ist es natürlich noch schwieriger. Dennoch glaube ich, lässt es sich auch dann noch umsetzen.

Bei mir selbst merke ich, seit wir das ein oder andere gändert haben und ich viel mehr Geduld aufwende und auch mehr Zeit, dass sich vieles positiv abzeichnet. Aber es gibt auch Situationen, in denen ich nicht warten kann und es auch mal schneller gehen muss. Das gehört wohl einfach dazu.
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Sasu
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Re: Erziehung ohne Strafen und Lob - Umsetzung im Alltag

Beitrag von Sasu »

ich habe an mir selbst gemerkt,dass wenn ich
A)enspannt bin und nicht unter Zeitdruck stehe,es viel einfacher ist.(Ist wie mit dem Auto..Hab ichs pressant ist sicher jede Ampel rot und ich komm nicht vorwärts :? )
B)mit gutem Beispiel voran gehen und es vorlebe(z.B. Tischmanieren usw)funktioniert :mrgreen:
c)ich bei einer Entscheidung ein müh zuviel oder zulang überlege,ich verloren habe :roll: (mit Pferd aufs Hinderniss zureiten und ich überlege,hui,das ist aber hoch,da verweigert das Pferd und ich flieg eventuell in hochem Bogen runter :| ..Bin ich 100% überzogen, dass ich es schaffe,da schaffen wirs..)Die innere Haltung also machts..
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Timna
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Re: Erziehung ohne Strafen und Lob - Umsetzung im Alltag

Beitrag von Timna »

Hallo zusammen
Das Thema fängt mich nun auch so langsam an zu interessieren. Noch hat die Erziehung an einem kleinen Ort Platz, aber für mich ist es langsam an der Zeit, mich über gute Methoden zu informieren.
Zur Zeit lese ich grad ein Buch über Erziehung, welches mich sehr überzeugt: "Erziehen im Vertrauen" von Heinz Etter. Noch habe ich die Methode nicht wirklich im "Ernstfall" testen können, aber es wird wohl nicht mehr all zu lange dauern.. :roll:
Vielleicht ist es auch was für euch?
Jedenfalls lese ich hier weiter gerne mit!
Liebe Grüsse Timna
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sabimia
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Re: Erziehung ohne Strafen und Lob - Umsetzung im Alltag

Beitrag von sabimia »

ich lese hier gerne mit ! habe auch gerade das buch von heinz etter gelesen*winkzutimna* :) und auch das "babybuch" dazu von maria lüscher :)! bin von beiden sehr überzeugt und habe auch das seminar von ihm besucht! die ansätze sind wohl mit jesper juul zu vergleichen habe ich gehört (habe jesper juul noch nicht gelesen).
im moment muss ich wohl eher noch etwas an mir arbeiten das ich meinen "frust", wenn etwas was nicht so läuft wie ich es gerne möchte oder vom kind erwarte, nicht auf das kind übertage bzw. ablade.

im moment grad fehlt mir etwas die freie zeit zum schreiben aber ich hoffe ich kann doch ab und zu auch ein beispiel beisteuern :)
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abigail
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Re: Erziehung ohne Strafen und Lob - Umsetzung im Alltag

Beitrag von abigail »

Ou toll, hier läuft ja ein bisschen was! Freue mich!
dreimäderl hat geschrieben:ich habe nur weniges, was ich wirklich umsverrecken durchsetze wie zb. sicherheit im strassenverkehr, keine anderen wesen verletzen/plagen und ein paar wenige zwischenmenschliche regeln. und diese ziehe ich dann durch, aber nicht als strafe sondern weils halt unverrückbar so ist. andere dinge sind verhandlungssache, kein grund zu strafen.
Das war für mich der erste Schritt in meinem Umdenken. Sich gut zu überlegen, was muss einfach, sprich welche Kämpfe muss ich austragen und wo kommt es (für mich/uns) einfach nicht drauf an bzw. kann ich kleinen Mann entscheiden lassen oder wir entscheiden gemeinsam (so gut das eben mit einem 2-Jährigen schon geht, wobei ich sehr staune, wie gut es bisher funktioniert).

Wie ziehst du es durch? Beim Strassenverkehr handhabe ich es so, dass er mir in Parkhäusern oder viel befahrenen Strassen die Hand geben. Weigert er sich, nehme ich ihn meist mit mündlicher Begründung dennoch an der Hand oder trage ihn kurz. Beim Schlagen beispielsweise halte ich ihn fest und erkläre, dass ich das nicht will, weil es weh tut und man einander nicht haut. Das tue ich gegebenenfalls auch 20 Mal, anstelle ihm eine "Auszeit" zu verpassen. So ähnlich mache ich es auch bei anderen Dingen.
dreimäderl hat geschrieben:kinder sind kompetent, kinder lernen extrem gerne, kinder kooperieren extrem gerne... ich versuche immer, möglichst vielem eine positive seite zu verleihen, humor hilft auch sehr! und selber genügend geschlafen zu haben . und ich versuche, nicht im kampf mit meinem kind zu sein wo einer gewinnt und der andere verliert sondern im dialog.

übrigens habe ich einige frauen um mich herum, dies ähnlich wie ich handhaben mit den kindern! das macht den umgang noch leichter und erfreulicher wenn nachbarn und freunde ähnlich gewickelt sind.
Ja das stimmt. Gehört zu dem, was ich erst einsehen musste. Nicht dass ich meinem Kind Blödheit andichtete vorher, aber ich war zu sehr in alten Mustern gefangen, dass mir hier einfach der Weitblick fehlte und ich überhaupt die Idee hatte, es könnte auch anders gehen. Mein Kind darf töibelen, böse sein, wütend werden und muss nicht wie ein Computer funktionieren. In Stresssituationen (auf mich bezogen) komme ich hie und da etwas ins Schwitzen. Ich gebe das dann aber quasi bekannt und finde auch hier, es ist gar nicht schlecht, wenn Junior merkt, dass ich nicht perfekt bin und immer allem gewachsen. Mir fehlen leider im Umfeld Eltern, die es ähnlich handhaben, aber ich freue mich, hier Gleichgesinnte zu finden!

Das bringt mich zum nächsten Gedanken:
Wenn ich Junior mal zum Spielen wohin gebe (z.B. einer Freundin mit eigenen Kindern), weiss ich genau, dort wird es anders gehandhabt. Kürzlich hat beispielsweise der Papi eines Kindes den Satz "aber jetz bisch wider e liebe Bueb" zu ihm gesagt. Wie reagiert ihr in solchen Situationen (vorausgesetzt, ihr seid dabei)? Macht ihr darauf aufmerksam, dass ihr nicht der Meinung seid, er sei jemals ein böser Bub, sondern manchmal lediglich Dinge, die nicht so lieb sind tut, oder lasst ihr es stehen?

Letzthin hat jemand anderes Erwachsenes etwas in der Richtung gesagt, da hats irgendwie gepasst und ich brachte das so an. Wurde im Übrigen sehr gut aufgenommen.
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chruezli
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Re: Erziehung ohne Strafen und Lob - Umsetzung im Alltag

Beitrag von chruezli »

lese gerne mit euch mit - es gibt immer situationen im alltag wo ich anstehe:

1.
Strassenverkehr - Laufrad
wenn ich stopp sage ist stopp (da auto kommt)
letzte woche hat sie nicht angehalten, nochmal erklärt und gesagt nächstes mal tragen wir das velo heim
nicht angehalten, velo 200m getragen, nochmal versucht
nochmals nicht angehalten, velo blieb stehen (50m von zu hause) heimgelaufen

seither klappts, aber gibts alternativen im reagieren?
gerade der strassenverkehr ist für mich ein raum ohne diskussion weil einfach zu gefährlich an der hauptstrasse

2.
goissen (gerade wenn kleiner mann schläft)
ich will in der stube kein gegoisse, sie kann mit mir zu besprechen versuchen was sie möchte oder in ihrem zimmer goissen

wie handhabt ihr dies?
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Ms_Kristina
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Re: Erziehung ohne Strafen und Lob - Umsetzung im Alltag

Beitrag von Ms_Kristina »

Ich lese gespannt mit.

Von meinem Umfeld werde ich auch gerne kritisiert, weil ich mehr ein Zusammenleben mit meinem Kind anstrebe als eine klassische Erziehung.
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chruezli
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Re: Erziehung ohne Strafen und Lob - Umsetzung im Alltag

Beitrag von chruezli »

@abigail
kommt auf die situation drauf an, wenn ich wirklich die passende antwort habe bezüglich verhalten sag ich dies, doch ich merke immer wieder dass es für die kinder kein problem ist wenn es an anderen orten anders läuft und sie sehr gut damit umgehen können, vor allem bei kollegin etc. sind es nur kurze zeitliche sequenzen
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und heissgeliebter Sonnenschein 11/2010

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stella
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Re: Erziehung ohne Strafen und Lob - Umsetzung im Alltag

Beitrag von stella »

Bei uns auch… Wir suchen einen anderen Weg, als so, wie ich erzogen worden bin. Ich wurde oft emotional erpresst ("Also wenn du so tust, wird Mami traurig, böse, …! Sei wieder ein liebes Kind, dann ist Mami auch wieder fröhlich."). Und ich wurde meist nur über Leistung gesehen. Bestraft wurde ich sowieso, für jeden Sch* gab es Hausarrest, Zimmerarrest, TV-Verbot, Haushaltsdienst,…

Ich suche einen anderen Weg und beschreite den nun schon seit längerem. Übrigens funktioniert der auch mit RealschülerInnen!

Es braucht einfach viel mehr Geduld, weil die Veränderungen sich nicht sofort einstellen. Dafür sind es auch nicht Veränderungen, die auf Angst basieren.

Ich glaube, schlussendlich ist es eine Grundhaltung, die dann durchschimmert im Handeln:
Meine Kinder sind gleichwertig (nicht gleichberechtigt…) wie ich. Wir müssen zusammen eine Lösung suchen für Konflikte und ich bin das Leittier, welches voraus marschiert.

In der Handlung versuche ich, logische Konsequenzen folgen zu lassen. Kritiker meinen dann immer, dass dies doch nichts anderes seien wie Strafen. Auch hier denke ich, dass es die Haltung ausmacht. Es ist eine logische Folge. Nichts anderes. Bei der Strafe hat es immer auch noch so eine Art Rachetouch und ein Wiedergutmachen.

Wie es ist, wenn die Kinder bei anderen sind… Sie leben einfach damit, dass es dort anders ist. Und manchmal kommt meine Tochter und will einen Ämtliplan mit Kläberli. Und dann machen wir einen. Sowohl sie als auch ich vergessen das Ding, weil es einfach nicht unsere Art ist. Wir helfen einander, bis wir fertig sind. Und nicht: Jedes macht sein Ämtli… Und wenn sie mal viel in der Schule zu tun hat, dann räume ich ihr halt das Zimmer auf. Dafür räumt sie am Weeki dann den Tisch alleine ab oder auch nicht.

Wir sind eine Gemeinschaft und alle sollen sich hier wohl fühlen und niemand soll vor uns Eltern Angst haben, weil wir unsere Macht missbrauchen.

Zum Lob
Das erteile ich nur spärlich. Ich sehe nicht ein, warum ich mein Kind in den Himmel loben muss, wenn es etwas tut, was es eigentlich gut kann.
Ich ermutige meine Kinder und sage öppe, was ich sehe und betone vor allem die Bemühungen dahin. Also bei einem Test, den sie zurück bekommt: "Wow, da hat sich das Lernen aber gelohnt. Du hast sehr viel gelernt für die Probe. Nun hast du eine gute Note bekommen."
Und nicht: "Wow, du hast eine 6!!! Suuuuuuper!" Denn, wenn sie dann mal ungenügend ist, was soll ich da sagen? Beim ersten Beispiel kann ich dann eben immer noch ihre Bestrebung hervor heben und bedauern, dass ihr Einsatz nicht für mehr gereicht hat...
Pfunzle 06/04 und Gumsle 10/07

Blini
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Re: Erziehung ohne Strafen und Lob - Umsetzung im Alltag

Beitrag von Blini »

@abigail
Spannendes Thema, danke für das Eröffnen! Ich versuche auch, einen anderen Weg der Erziehung als meine Eltern zu gehen, obwohl ich ganz gut rausgekommen bin und wir immer noch einen tollen Familienzusammenhalt haben.

@Strafen
V.a. Strafen finde ich nicht gut, wobei, wie letztens in einem Thread diskutiert (ich weiss nicht mehr welchen) und wie auch Stella beschreibt, die Meinungen ja auseinander gehen, was "Strafen" sind. Ich versuche Konsequenzen abzuleiten, und solange Reaktion in sachlichem und zeitlichen Zusammenhang mit dem Auslöser steht, finde ich, dass es für das Kind nachvollziehbar ist. Z.B.: Er will keine Schuhe anziehen, ich weise ihn einige Male daraufhin, dass es dann eben zu spät ist, raus zu gehen, und dann bleiben wir eben in der Wohnung.
Wie definiert Ihr Strafen?

@Lob
Ich bin mit Lob nicht geizig, lobe aber meiner Meinung nach nicht für Dinge, wo er lediglich Aufmerksamkeit möchte. Z.B. wenn er wo raufklettert und dann zu mir runterruft und -winkt, ist das nicht "super", sondern ich Grüsse z.B. zurück oder kommentiere (à la: "Bist Du hoch oben!). Ich wurde als Kind nach meinem Empfinden fast nie gelobt: Z.B. war ich immer eine sehr gute Schülerin, und alle sehr guten Noten wurden als selbstverständlich aufgefasst war. Wenn sie "nur" gut waren, wurde ich darauf hingewiesen, dass ich das sehr viel besser könne, oder nach den Noten der anderen gefragt. Ich kämpfe heute noch damit, dass mir meine Leistungen selber fast nie genug sind (obwohl ich immer noch sehr gut bin in dem, was ich mache, und im Übrigen heute meine Eltern versuchen gegenzusteuern). Es kommt meiner Meinung nach viel darauf an, wie ich etwa beim Beispiel von Stelle reagiere, wenn die Note nicht so gut ist. Sohnemann ist noch nicht soweit, aber vermutlich mit einem sachlichen Kommentar und/oder dem Angebot, ihm das nächsten Mal zu helfen.

@Stella
Ich finde aber die Formulierung bei der guten Note super! Es kommt wirklich viel auf die Art und Weise an, wie man etwas sagt. Ein guter Denkanstoss für alle möglichen Gelegenheiten!

@Schwierigkeiten Umsetzung
Ich habe mit meinem Bauchgefühl und der Umsetzung, v.a. was Nicht-Strafen und Eingehen auf das/Diskussion mit dem gleichwertige(n) Kind angeht, zwei grundsätzliche Probleme, für die ich noch keine Lösung gefunden habe.

Erstens ist es so, dass GG so sehr der "alten" Erziehungsmethode verhaftet ist, dass wir als Elternpaar diesbezüglich nicht konsequent sind. Ich weise ihn dann auch zurecht (manchmal auch vor dem Kind, wenn ich gerade ganz schlimm finde, was er von sich gibt - ich weiss, das ist nicht ideal, aber da bin ich zu sehr Beschützerin von meinem Kind :oops: ), aber er mag es einfach nicht einsehen oder reagiert wütend. Es ist nicht nur so, dass er z.B. irgendwann untertags droht, das 2-Minuten-Video abends beim Zähneputzen zu streichen, wenn jetzt nicht xy passiert, sondern auch Aussagen wie "Dann bleibst Du alleine da" (mein sofortiger Kommentar: Du bleibst nie alleine irgendwo, dazu bist Du noch zu klein!), oder "Dann sperre ich dich in deinem Zimmer ein" - was alles natürlich nicht passiert und ihm auch nicht einfallen würde durchzuziehen. Damit also doppelt kontraproduktiv ist. Ich finde es ganz schwierig, da einen Weg raus zu finden.

Zweitens: Wie sieht bei Euch das Verhandeln aus? In vielen Situationen klappt es, bei anderen habe ich dann doch Angst, dass er mir/uns auf der Nase herumtanzt. Wiederum ein Beispiel: Wenn alles Mami machen soll, obwohl Papi da ist. Mami ist aber ko/muss arbeiten/mag einfach mal nicht. Dann gibt es ein Riesengebrüll wie immer, wenn er nicht seinen Willen durchsetzt. Ich habe das Gespräch mit einem Erziehungsexperten gesucht, der mir ganz klar gesagt hat, ich bin die Mutter und nicht sein bester Freund und manchmal bestimme eben ich, was wie abläuft - klar nur bei dem, was mir wichtig ist. Finde ich absolut nachvollziehbar, aber ganz oft sind Kompromisse mit ihm (noch? Er ist gerade 3 geworden) nicht möglich, z.B. heimgehen vom Spielplatz: Er darf noch xy machen, dann gehen wir heim. Klappt mal, mal nicht. Und vom Gefühl er ist es, wenn es nicht klappt, so, dass entweder er der "Tyrann" ist (als die ja die Kinder der Generation zuvor bezeichnet wurden), oder ich meine Macht ausübe. Es ist also doch die Schwierigkeit der Grenzziehung zwischen "gleichwertig" und "gleichberechtigt" in der Praxis: Ihr seht, die Umsetzung im Alltag fällt mir manchmal doch sehr schwer.
Ich erkläre übrigens sehr sehr viel, auch wenn das ebenfalls umstritten ist. Das hat für mich auch mit gleichwertig zu tun, ich nehme meinen Sohn ernst und für voll und er hinterfragt vom Charakter her ohnehin alles und jeden. Wenn ich merke, er nimmt in dem Moment nichts auf, dann lasse ich es allerdings auch.

Ach und noch ein drittes: Sehr oft fällt mir die Vermeidung von "nein", also die Umformulierung in "positive" Sätze schwer. Z.B. im Haus wird nicht mit Wasser gespielt/Wasser verschwendet. Dann fällt eben doch ein "nein".

Bin gespannt auf die weitere Diskussion!
Zuletzt geändert von Blini am Di 12. Nov 2013, 10:54, insgesamt 3-mal geändert.

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Timna
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Re: Erziehung ohne Strafen und Lob - Umsetzung im Alltag

Beitrag von Timna »

stella hat geschrieben:Ich glaube, schlussendlich ist es eine Grundhaltung, die dann durchschimmert im Handeln:
Meine Kinder sind gleichwertig (nicht gleichberechtigt…) wie ich. Wir müssen zusammen eine Lösung suchen für Konflikte und ich bin das Leittier, welches voraus marschiert.
Vieles von dem was du schreibst finde ich echt super und das meiste davon habe ich schon bei Heinz Etter gelesen... Gerade der Satz oben finde ich einen der Kern-Sätze und beeinflusst glaub jetzt schon den Umgang mit meinem Kleinen...

@strafen
Ich ersetze gern das Wort "Strafen" mit "Konsequenz". Also einen direkten Zusammenhang mit dem Handeln des Kindes... Nicht: "du bist so frech, heute Abend (oder noch besser - nächstes Wochenende) gibt es kein Fernsehen" sondern: "So frech ertrage ich dich hier nicht, geh auf dein Zimmer"

@blini
Wie alt waren deine Kinder, als du angefangen hast, mit dem positiv formulieren...? Ich habe das Gefühl, im Moment versteht mein Kleiner einzig und allein ein "NEIN" wenn er wieder mit den Wassernapf der Katzen spielen will... (Naja... o.k, meist hilft das auch nicht, dann stell ich halt den Wassernapf einfach in die Höhe :roll: )
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Sternli 04.11.07 Ich vermisse dich

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Re: Erziehung ohne Strafen und Lob - Umsetzung im Alltag

Beitrag von abigail »

chruezli hat geschrieben:1.
Strassenverkehr - Laufrad
wenn ich stopp sage ist stopp (da auto kommt)
letzte woche hat sie nicht angehalten, nochmal erklärt und gesagt nächstes mal tragen wir das velo heim
nicht angehalten, velo 200m getragen, nochmal versucht
nochmals nicht angehalten, velo blieb stehen (50m von zu hause) heimgelaufen

seither klappts, aber gibts alternativen im reagieren?
gerade der strassenverkehr ist für mich ein raum ohne diskussion weil einfach zu gefährlich an der hauptstrasse
Sehe ich auch so. Hier müssen wir einfach auf die Kleinen aufpassen, weil es sonst zu gefährlich ist und das geht m.M. nach nicht, ohne halt auch mal "Gewalt" im Sinne von Zurückhalten, Festhalten oder eben Fahrrad wegnehmen anzuwenden.
chruezli hat geschrieben:2.
goissen (gerade wenn kleiner mann schläft)
ich will in der stube kein gegoisse, sie kann mit mir zu besprechen versuchen was sie möchte oder in ihrem zimmer goissen

wie handhabt ihr dies?
Das ist bei uns auch gerade hoch im Kurs. Ich lasse kleinen Mann eigentlich gewähren. Er findets cool und ich sehe kein Grund, ihm das zu untersagen. Er machts ja nicht den ganzen Tag :wink: . Beobachte dies auch bei anderen Kindern, muss wohl einfach super sein! Wenn wir Besuch bekommen rennen die Kids oft zuerste einfach rum und "göissen" dazu. Wir hatten allerdings auch schon die Situation, dass ein kleiners Kind Mittagschlaf machte und da ist es einfach doof - ganz klar! Ich habe es dann erklärt und ihnen vorgeschlagen, anstatt so laut zu "göissen" zu "knurren". Hat funktioniert, aber ob's immer klappt . . . ?

@Was sind Strafen:
Ganz sicher bin ich mir, dass Dinge, die von Vornherein keinen Zusammenhang haben, Strafen sind. Z.B. Fernsehverbot für schlechte Noten, kein Gutenachtgeschichtli weil nicht folgsam, Zimmerarrest weil nicht schön gegessen und so weiter. Ansonsten tu ich mich noch etwas schwer. Auch nett verpackt im Wort "Konsequenz" kann etwas de facto eine Strafe sein. Cohn geht ja sogar soweit zu sagen, auch das "Reinrasseln-Lassen" als Strafe zu bezeichnen. Dass jedoch gewisse Verhaltensweisen Folgen haben, finde ich wichtig und lernenswert. Denn irgendwann müssen unsere Kinder ja in die Welt da draussen . . . Also beispielsweise fände ich es verkehrt, wenn mein Kind schlägt, gar nicht zu reagieren. Genauso verkehrt finde ich aber, es dafür mit Süssigkeitenverbot zu bestrafen. Also sage, dass es nicht in Ordnung ist und halte es fest.

@Blini
Ich finde es schon wichtig, dass man als Elternpaar in etwa am selben Strang zieht. Dass man mal falsch oder nicht so reagiert, wie man eigentlich möchte ist für mich normal. Vielleicht kannst du mal in Ruhe mit deinem GG zusammen sitzen und im aufzeigen, weshalb du diese Art der Erziehung nicht gut findest. Möglicherweise hat er noch gar nicht weiter gedacht.
Blini hat geschrieben:Zweitens: Wie sieht bei Euch das Verhandeln aus? In vielen Situationen klappt es, bei anderen habe ich dann doch Angst, dass er mir/uns auf der Nase herumtanzt. Wiederum ein Beispiel: Wenn alles Mami machen soll, obwohl Papi da ist. Mami ist aber ko/muss arbeiten/mag einfach mal nicht. Dann gibt es ein Riesengebrüll wie immer, wenn er nicht seinen Willen durchsetzt. Ich habe das Gespräch mit einem Erziehungsexperten gesucht, der mir ganz klar gesagt hat, ich bin die Mutter und nicht sein bester Freund und manchmal bestimme eben ich, was wie abläuft - klar nur bei dem, was mir wichtig ist. Finde ich absolut nachvollziehbar, aber ganz oft sind Kompromisse mit ihm (noch? Er ist gerade 3 geworden) nicht möglich, z.B. heimgehen vom Spielplatz: Er darf noch xy machen, dann gehen wir heim. Klappt mal, mal nicht. Und vom Gefühl er ist es, wenn es nicht klappt, so, dass entweder er der "Tyrann" ist (als die ja die Kinder der Generation zuvor bezeichnet wurden), oder ich meine Macht ausübe. Es ist also doch die Schwierigkeit der Grenzziehung zwischen "gleichwertig" und "gleichberechtigt" in der Praxis: Ihr seht, die Umsetzung im Alltag fällt mir manchmal doch sehr schwer.
Ich erkläre übrigens sehr sehr viel, auch wenn das ebenfalls umstritten ist. Das hat für mich auch mit gleichwertig zu tun, ich nehme meinen Sohn ernst und für voll und er hinterfragt vom Charakter her ohnehin alles und jeden. Wenn ich merke, er nimmt in dem Moment nichts auf, dann lasse ich es allerdings auch.
Bei uns funktioniers momentan noch meist über's Vorschläge machen meinerseits, weil kleiner Mann noch nicht viel spricht. Aber er kann durchaus mitteilen, was ihm zusagt und was nicht oder was er gerne möchte. Es gibt Situationen und Situationen. Wenn ich nicht pischeln möchte, dann frag ich ihn gar nicht, sondern sag vielleicht "hüt leit dr dr Papi s Pischi a", natürlich gibts dann auch mal Gemotze. Wir anerkennen dann, dass er lieber Mami hätte, aber es heute halt trotzdem Papi macht. Oft handhaben wir es dann so, dass mein GG schon mal runter geht und zu ihm sagt "i go scho mol abe, chunsch denn, damit mr chöi pischle". Dann geht er i.d.R. von selbst mit.
Blini hat geschrieben:Ach und noch ein drittes: Sehr oft fällt mir die Vermeidung von "nein", also die Umformulierung in "positive" Sätze schwer. Z.B. im Haus wird nicht mit Wasser gespielt/Wasser verschwendet. Dann fällt eben doch ein "nein".
Nein's brauchts m.E. schon, aber ich versuche, sie gezielt einzusetzen. Ansonsten nutze ich auch ab und an das Wort Stop oder sage vielleicht "i möcht nid, dass du mit Wasser spilsch, es isch Verschwändig und es choschtet Bazeli" würd ihm dann einen Lappen geben und ihn auffordern, zu putzen.
dreimäderl hat geschrieben:der schlüssel für mich wenn ich ins rotieren komme und ich tierisch gestresst werde mit meinen kindern (meine kleine brüllt zb. den lieben langen tag extrem viel rum, nur alleine das lässt den stresspegel ganz von alleine in die höhe schnellen ) ist, dass ich mir sage, dass meine kinder kompetent sind und sie nicht grundlos zum mami plagen rumwüten. sie zeigen mir was damit und meine aufgabe ist es, herauszufinden was es ist.
dabei hilfts, wenn die kinder schon früh lernen ihre gefühle zu benennen. aus meinem "gell jetzt bist du so richtig sauer!" bei einem täubelianfall wird bald mal "jetzt bin ich sauer!" und noch bitz später "jetzt bin ich sauer aus diesem und jenem grund" und das vereinfacht das miteinander enorm.
Finde ich schön gesagt, auch wenn's nicht immer leicht fällt :wink:. Das mit dem Feststellen, was jetzt grad mit dem Kind los ist (wütend, hässig, traurig, sein) mache ich auch oft.

Bitte, Danke sagen:
Wie haltet ihr es damit. Ich persönlich mag gute Umgangsformen und sie sind mir auch bei meinem Sohn wichtig. Es erleichtert einem viel im Leben und persönlich bin eigentlich gerne höflich. Allerdings möchte ich nichts erzwingen. Bei uns läuft daher viel über das Vorleben. Oder ich frage ihn, ob er nicht noch danke sagen möchte oder tue es für ihn. Das selbe beim Verabschieden. Ich möchte, dass er sich verabschiedet, er muss aber niemandem die Hand oder gar einen Kuss geben, wenn er nicht möchte. Fordere ihn dann aber auf, wenigstens Tschüss zu sagen oder zu winken. In der Hoffnung, irgendwann tut er es von selbst . . .
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Re: Erziehung ohne Strafen und Lob - Umsetzung im Alltag

Beitrag von AnnaMama »

Wir sind auch auf der Suche nach einem anderen Weg. Ich habe mich in der Kleinkinderzeit sehr intensiv mit Juul, Kohn, Lienhard Valentin auseinandergesetzt. Es gelingt uns nicht immer, diesen Weg gradlinig zu verfolgen ... es gibt immer wieder Abschweifungen in alte Verhaltensmuster. Was wir nicht anwenden sind Strafen und Kleberlilisten.
abigail hat geschrieben:Bitte, Danke sagen:
Wie haltet ihr es damit. Ich persönlich mag gute Umgangsformen und sie sind mir auch bei meinem Sohn wichtig. Es erleichtert einem viel im Leben und persönlich bin eigentlich gerne höflich. Allerdings möchte ich nichts erzwingen. Bei uns läuft daher viel über das Vorleben. Oder ich frage ihn, ob er nicht noch danke sagen möchte oder tue es für ihn. Das selbe beim Verabschieden. Ich möchte, dass er sich verabschiedet, er muss aber niemandem die Hand oder gar einen Kuss geben, wenn er nicht möchte. Fordere ihn dann aber auf, wenigstens Tschüss zu sagen oder zu winken. In der Hoffnung, irgendwann tut er es von selbst . . .
Wir haben unseren Kindern diese Umgangsformen auch immer vorgelebt und das etwa gleich wie du gehandhabt. Unser Ältester hat sich lange verweigert. Jetzt ist er 9 Jahre alt, bedankt sich von sich aus, verabschiedet sich höflich und grüsst fremde Leute auf der Strasse. Der Jüngste hat diese Umgangsformen auch noch nicht in allen Situationen 100% drin, aber ich bin überzeugt, dass das auch bei ihm noch kommt. Ich kann dich ermutigen, auch bei diesem Thema deinen Weg zu gehen ... es funktioniert tatsächlich :D .

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Re: Erziehung ohne Strafen und Lob - Umsetzung im Alltag

Beitrag von Frogy80 »

spannendes Thema! Danke fürs Eröffnen....lese fleissig mit....habe da nämlich auch so meine Schwierigkeiten mit...vor allem weil ich feststelle, dass zum Teil mein Umfeld diese "neue" Methode belächelt und als "mangelnde Erziehung" ansieht. Ich durfte mir auch anhören, weil ich zu "weich" sei, würde mein Kind (3 1/2) nun die Grenzen suchen und dermassen trotzen wie sies tut.... :lol: :lol: Klar...mein Kind muss ja mit 3 1/2 seine Emotionen im Griff haben und stets kontrolliert verbalisieren können, was es möchte und oder was es wütend macht :evil: :twisted: ... Trotz ist eine Konsequenz mangelnder Erziehung....;-)....

Blini: Dein Problem hab ich auch...ich befasse mich sehr viel mit dem Thema *Erziehung"...lese Bücher, schaue Videos etc...Mein Mann tut das nicht....und er hat auch wenig Verständnis für meine Ansichtsweise, die ja aus "Weiterbildung" resultiert....Er kennt nur "die alte" Version und versteht die neue nicht...Daher passiert es uns leider auch oft, dass ich ihn vor der Kleinen bremse, weil ich mich dazu gezwungen sehe....Trotz Gesprächen gelingt es uns nicht, dieses Problem zu lösen....Falls du also da weiterkommst, ich bin für Inputs zu haben ;-)
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