Erziehen ohne Strafen und Geschrei

[stella]

chöngi
Ja, ich habe Winterhoff gelesen. Was bringt es mir, wenn ich weiss, dass meine SuS zum Teil in ihrer Entwicklung bei 3 Jahren stehen geblieben sind? Was bringt es mir, wenn ich erkenne, dass ein Jugendlicher in Symbiose zu seiner Mutter lebt? Genau gar nichts. Und das ist das, was ich Winterhoff ankreide: Er prangert an, ohne dass er konkrete Veränderungsansätze geschweige denn Ideen bringt.
Winterhoff ist ein Psychiater, der wohl viele schlimme Zustände bei Kindern und ihren Familien sieht. DAS ist nicht die Norm. Aber genau das macht er und überträgt seine Erfahrungen auf eine ganze Generation von Eltern und Kindern und das ohne Lösungsansätze. Nein. Winterhoff ist für mich ein Pädagogenpopulist, den ich wirklich nicht empfehlen kann, wenn jemand reflektierend Ideen sucht, wie er oder sie das eigene Kind besser begleiten kann. Da gibt es weitaus bessere.

PS. Ich habe das Buch auch aus der Biblere... auch Geld gespart.

[chöngi79]

Ihr redet alle vom Tyrannenbuch. Er hat noch 4 weitere geschrieben... aber ja, man kann ihn mögen oder nicht..

[stella]

chöngi
Jup, ich rede vom Tyrannenbuch. Die anderen mag ich ehrlich nicht mehr lesen. Das erste Buch hat mir gereicht. Wenn du mir nun sagst, dass er Lösungen aufzeigt, dann überlege ich es mir noch einmal und lese vielleicht noch eines auf deine Empfehlung, einfach als Weiterbildung, da ich finde, LP sollten solche Dinge schon lesen...

[chöngi79]

Das Buch von Margrit Stamm (Lasst die Kinder los) bearbeitet eine ähnliche Thematik wie die Winterhoff Bücher. Sie sagt auch, dass doch ein recht hoher Prozentsatz von Kindern nicht mehr schulreif sind, wenn sie in die Schule kommen. Ein Teil ist dem früheren Einschulungsalter geschuldet, aber nicht alles. Wie Winterhoff auch, sagt sie, dass die Eltern an sich arbeiten müssen und die Kinder oft uns Erwachsene spiegeln (da sind sie sich doch auch mit Juul einig).
Das Buch „die Wiederentdeckung der Kindheit“ von Winterhoff enthält schon den einen oder anderen Lösungsansatz, aber er bleibt schon recht vage. In SOS Kinderseele hat es meines Wissens (ist schon eine Weile her..) die konkretesten „Rezepte“ drin. Aber der Schreibstil ist halt schon immer eher provokativ, das streite ich nicht ab.

[danci]

Ich habe Teile daraus gelesen, dies stellte mir schon ab, weshalb ich gar nicht das Ganze lesen mag. es gibt so viele gute Bücher. Warum Zeit in die schlechten verschwenden? Margrit Strahm, ich kenne nur ihre Interviews und Artikel, nicht das Buch, wäre aber auch alles andere als meine erste Wahl.

Zu Winterhoff finde ich hier genug gesagt:

https://www.gewuenschtestes-wunschkind. ... n-ist.html

Ich finde es allerdings spannend, dass ich von vielen Eltern den Vorwurf der Schule gegenüber höre, dass noch viele Lehrpersonen (sicher nicht alle!) klassische Methoden anwenden und Ansichten haben. Und dann hier eben gerade solche Empfehlungen von LP's lese (auch hier nicht alle, wink zu stella). Da fange ich an zu verstehen, woher diese Vorwürfe kommen. Ich selber kenne es nur am Rand, wir haben genau eine Lehrerin, bei der ich immer mal die Augen verdrehe, weil sie durch ihre Konzentration auf die Fehler der Kinder diese für das Fach völlig demoralisiert. Die anderen arbeiten ohne Strafen und ähnlichem und meine Kinder gehen gerne zu ihnen in die Schule.

[Ariadne]

Zu Winterhoff finde ich hier genug gesagt:

https://www.gewuenschtestes-wunschkind. ... n-ist.html

Das ist eine wirklich sehr gute und differenzierte Kritik zu Winterhoff, danke für den link!

[chöngi79]

Finde ich spannend, dass du auf Grund der Bücher, die ich lese (Juul gehört auch dazu, wie weiter oben beschrieben) meinen Unterricht und meinen Umgang mit meinen SuS und deren Eltern beurteiln kannst.....

[danci]

@ chöngi
Falls Du mich meinst:
Kann ich nicht und habe ich auch nicht. So habe ich Dich nirgends angesprochen und auch kein Wort über deinen Unterricht gesagt. Ich beschreibe nur meine Beobachtungen, die u.a. einschliesst, dass Du Lehrerin bist und M.W. empfiehlst.

[Lili_78]

Ich habe verschiedene Bücher gelesen, vom Tyrannenbuch, über Juul bis hin zu Fachbüchern mit Psychologischem Hintergrund. Ich persönlich würde das "Wunschkind treibt mich in den Wahnsinn" empfehlen (natürlich neben Juul). Ich finde es ist gut geschrieben, bringt Beispiele aus dem Alltag und es hilft sich und sein Kind zu reflektieren.

Ganz allgemein würde ich gerne noch zum Thema anmerken, dass es völlig normal ist, dass Kinder die im Chindsgi oder Schule (sagen wir einfach ausser Haus) sehr brav und gut integriert sind auch Ventile brauchen. Sie machen grosse Entwicklungsschritte, lösen sich von zuhause, erfahren ständig neues und müssen all das verarbeiten. Suchen sie bewusst den Konflikt mit den Eltern und Geschwistern, zeigt das das gute Verhältnis innert der Familie. Das Kind wählt sein "Ventil" wo es nichts zu befürchten hat, weiss dass es aufgehoben ist und geliebt wird. Das macht es für uns nicht einfacher, die Situation ist schwierig, aber ich finde so kann man es ein bisschen besser "aushalten".