Kind früher in den Kindergarten?

[FrauGrete]

Hallo zusammen
Ich möchte nicht mit meinem Super-Kind angeben oder so. Ich weiss, dass sowas immer schnell falsch verstanden wird. Sie wird auch nicht gefördert oder so. Sie ist einfach ein kleiner Schnelldenker.

Ich habe leider in meiner Schulzeit aufgrund meiner Hochbegabung viel Mist erlebt, wurde extrem gemobbt, null gefördert, wurde dann zum "Minderleister" und fühle mich bis heute sehr unsicher in allem, was ich tue, kann schwer auf Menschen zugehen und zeige nur ungern, was ich eigentlich könnte. Ich möchte ihr dieses Schicksal gerne ersparen. Sie soll fröhlich aufwachsen, unbelastet, beliebt sein und gerne zur Schule gehen.

Sie ist jetzt etwas über 3.5 Jahre alt und kommt (leider) nach den Sommerferien noch nicht in den Kindergarten. Sie verpasst den Stichtag um gute 2 Monate. Generell finde ich es nicht gut, ein Kind zu früh in das System zu stecken. Allerdings ist sie zu Tode betrübt, dass sie nicht in den Kindergarten darf. Sie würde sooooo gerne. Auch das natürlich kein Grund. Das Problem ist, dass sie eigentlich könnte.

Sie zählt problemlos bis 100, sie hat mir soeben gesagt, dass ein Spiel 36 Karten habe (es stimmt), sie kann Zahlen und Buchstaben lesen und gewisse Wörter lesen und schreiben. Addieren im 10er-Raum kann sie auch. Und sie malt Bilder, also Häuser mit Bäumen und Sonne und Türen und Fenstern, Menschen darin, sie malt einen Spielplatz oder einen Teich mit Tieren. Sie spielt ausserdem Rollenspiele und ist praktisch nur mit älteren Kindergartenkindern zusammen. Die Kindergärtnerin, mit der wir geredet haben, würde sie auch nehmen. Sie ist auch eher gross für ihr Alter und spricht natürlich extrem gut und auf sehr hohem Niveau. Klar, sie spielt nicht Chopin auf dem Klavier und sie löst auch keine Funktionsgleichungen. Aber sie ist doch offensichtlich anderen Kindern in ihrem Alter etwas voraus.

Eben, eigentlich möchte ich sie noch nicht in das System stecken. Sie ist noch so klein. Andererseits möchte ich sie auch nicht zurückhalten in ihrer Förderung. Was würdet ihr an unserer Stelle tun? Die Kindergärtnerin hat empfohlen, sie mal psychologisch abklären zu lassen. Allenfalls könnte sie auch später im Jahr einsteigen und 1.5 Jahre Kindergarten machen.

Gibt es hier Mamis, die in einer ähnlichen Situation waren? Was war für euch die beste Lösung? Einen Montessori-Kindergarten gibt es hier in der Nähe übrigens nicht.

Vielen Dank für eure Tipps!

[maple]

Hier wurde das Thema auch schon mal diskutiert: viewtopic.php?f=45&t=208990
Ich vertrete die Meinung erst eingreifen, wenn etwas nicht mehr gut läuft. Und die eigenen Erfahrungen nicht aufs Kind projizieren. Ich hatte auch immer ein ziemlich leistungsfeindliches Schulumfeld, bin aber doch einigermassen gut geraten. Gerade wenn du selbst nicht auf den Kopf gefallen bist, kannst du ihr ja eine anregende Umgebung bieten. Und eben auch vor Augen halten, dass es bei der Kindergartenreife nicht nur ums Kognitive geht. Sondern auch Sachen wir alleine in den Kindergarten laufen, lernen mit blöden Situationen wie schubsenden Kindern unterwegs umzugehen, andere Leute zu Wort kommen lassen, obwohl man die Antwort doch genau wüsste, etc.

[Ciona]

Ich habe auch eine Tochter, die ihrem Alter voraus ist. Uns hat der Montessori Kindergarten gerettet. Sie geht dorthin, seit sie 3 Jahre alt ist. Und es tut ihr sehr gut. Bei uns kann man die Kinder nicht früher in den Kindergarten geben. (Theoretisch ist es Möglich, aber die Gesuche werden in der Regel abgelehnt.) Hier ist es so, dass Kinder die im Kindergarten den Anderen eher voraus sind, dann einfach nur ein Jahr Kindergarten machen. Für uns hätte das wenig genützt. Und ich bin froh, dass wir sie beim Montessori unterbringen konnten.
Was ich auch empfehlen kann ist eine Fremdsprechige Spielgruppe. Wenn es das bei euch gibt. Englisch oder Französisch zum Beispiel. Oder Tanzstunden. Bei uns kann man ab 3 Jahren ins Ballett.
Ich weiss, wie es ist so ein Kind zu haben und wie viel Unverständis viele Leute haben. Ich hoffen du findest eine gute Lösung für deine Tochter.

[danci]

Hast Du denn abgeklärt, ob das überhaupt gehen würde?

Soviel ich weiss, ist das bei uns gar nicht zulässig. Hingegen kann ein Kind bereits nach einem Jahr in die Schule wechseln.

[Meli2010]

Ich habe meine vor 5 Jahren auch frühzeitig geschickt, sie hatte auch ca 6 Wochen nach dem Stichtag Geburtstag und war etwa gleich weit, wie Du Deine beschreibst. Wir habens noch keine Sekunde bereut, sie kommt jetzt in die 4. Klasse, gehört seit Beginn der Schule immer zu den 3 Besten (geht auch in die Begabtenförderung) und ist auch emotional und sozial absolut reif.
Allerdings kann man ein Kind nicht einfach so in den Kindsgi schicken, wir haben damals ein Gesuch gestellt an die Schulpflege, mussten eine Einschätzung des Kinderarztes sowie der KiTa-Leiterin beilegen und zwei Probetage im Kindsgi absolvieren, bevor die Schulpflege dann den Entscheid gefällt hat. Dafür ist es jetzt natürlich zu spät, aber ich würde mich mal bei Eurer Schule informieren, ob und wie ev eine Einschulung aufs 2. Semester möglich wäre?

[sonrie]

hier ist das durchaus möglich und wird im normalfall auch bewilligt. Ein kind im kiga meines sohnes ist 2 monate nach stichtag geboren, da sie aber aus De zugezogen sind und sie dort schon im kiga war durfte sie auch hier mit „noch nicht ganz 4“ gehen, das funktioniert prima.
Das was du beschreibst klingt schon nach einer eher hohen Intwlligenz/ begabung, ich würde da mal das gespräch mit der schule suchen.
Allenfalls gäbe es ja auch die möglichkeit von 3 kiga jahren, falls sie dieses dann doch brauchen würde?

[stella]

Wie Danci schreibt, kann man in meinem Wohnkanton das Kind nicht früher schicken. Falls es wirklich ein begabtes Kind ist, kann es aber bereits nach einem Jahr in die 1. Klasse wechseln.

Ich weiss nicht, wie fest dein Kind abschätzen kann, was es heisst, in den Kindergarten zu gehen. Wenn alle davon positiv berichten, dann muss es ja etwas Gutes sein.

Aus meiner Erfahrung her ist aber das Handling rund um den Kindergarten (Kindergartenweg (4 mal zu Fuss hin und her), Soziales, Selbstorganisation und Selbstkompetenz) ebenfalls eine rechte Herausforderung. Wir haben hier viele Zugewanderte, auch aus Deutschland. Und viele wollten beschleunigen. Und das konnte man auch noch vor ein paar Jahren. Aber ich kenne keine einzige Familie, die das wieder tun würde. Die meisten haben nach den ersten sechs Wochen abgebrochen.

Die einzelnen Fähigkeiten klaffen in dem Alter bereits um einige Jahre auseinander, was noch nicht heissen muss, dass ein Kind besonders begabt ist. Es ist einfach früh dran. Ob es eine besondere Begabung hat und zu den Hochbegabten gehört, müsste man fachlich abklären. Oft entwickeln sich die einzelnen Begabungen auch nicht linear. Wenn ein Kind kognitiv weit ist, ist es vielleicht sozial eher jung geblieben. Meist können sich nicht alle Bereiche gleichzeitig entwickeln.

Da dein Kind nicht leidet und sich selber Anregungen sucht, würde ich nix überstürzen. Ihr könnt dann immer noch nächstes Jahr schauen.

Ich gebe auch zu bedenken, dass solche Kinder dann auch extrem jung Entscheide für die Berufswahl treffen müssen. Daher ist es doch okee, wenn kein grosser Leidensdruck besteht, das Kind regulär einzukindergärtelen.

Wenn du aber das Gefühl hat, der Leidensdruck ist hoch, würde ich mich an die EB von deinem Kanton wenden und das Kind seriös abklären lassen. So habt ihr auch gerade Grundlagen zur Argumentation.

[Lotus]

Ich finde was stella schreibt noch wichtig. Es ist ja nicht nur im Kindergarten sein, sondern auch das Ringsum mit Hingehen, Energie für den Tag. 3.5jährige sind schon noch klein.
Meine Tochter ging dafür nach 1 Jahr in die Schule mit 5.5 Jahren. Sie konnte das Schultor knapp öffnen ich habe es extra mit ihr geübt, weils so schwer war.
Und sie ist dann plötzlich eben doch 1 Jahr jünger als die andern, das kommt zwar nicht oft, aber hin und wieder zum Vorschein, dass sie wirklich nicht versteht, was um sie läuft aber das ist nicht so schlimm.
Was kann sie tun, um das Jahr zu überbrücken? Spielgruppe, Waldgruppe? Unsere ging in einen Sprachkurs für Kinder, weil sie das wollte...
Grüssli

[swam]

Ich wäre auch vorsichtig, schliesse mich Stella an. Berufswahl ist das eine, falls sie mal aufs Gymi geht, ist sie dort dann auch die Jüngste der Klasse. Manchmal ist das kein Problem, aber ich kenne mehrere Fälle, wo es da dann v.a. im Sozialen zum Problem wurde (bin Gymilehrerin).
Die Tochter einer Kollegin ist auch extrem weit, sie ist 2 Wochen nach dem Stichtag geboren. Habe längere Gespräche mit ihr geführt deswegen. Sie hatte sich überlegt, die Tochter in einen privaten Kindsgi zu geben, da es im öffentlichen Kindsgi nicht möglich gewesen wäre, sie früher zu schicken. Sie hat sich schlussendlich dagegen entschieden. Die Kinderärztin hat ihr gesagt, dass solche Kids in der Entwicklung dann plötzlich stoppen können, und dass es sich dann im Vergleich zu den anderen augleichen kann.
Bei uns ist es z.B. auch möglich, während dem 1. Kindsgi in den 2. zu wechseln und dann 1 1/2 Jahre den 2. Kindsgi zu besuchen.
Ich würde auch schauen, dass sie die Herausforderungen anderweitig kriegen kann.

[Malaga1]

Ab diesem Jahr gilt im Kanton Zürich der Stichtage 31.07 und eine frühere Einschulung ist nicht mehr möglich. Mein Sohn ist ein Juli-Kind und wurde dannzumal regulär mit 5 eingeschult (bzw. ist in den KiGa eingetreten). Von 3 bis 5 ging er in einen Montessori-KiGa, was ihm sehr gut getan hat. Krippe wäre wohl schwierig gewesen bis am Schluss. Er machte dann doch noch zwei Jahre Volksschul-KiGa und übersprang die 1. Klasse. Eine Früheinschulung stand zwar immer wieder im Raum, wurde dann aber doch nicht vollzogen. Heute denke ich, dass mein Sohn an den zwei Jahren Kindergarten mehr gehabt hat wie an der 1. Klasse. Leistungsmässig war der das Überspringen gar kein Problem - einzig schreiben musste er etwas üben. Er war nach kurzer Zeit wieder unten den Besten und ist es heute Ende 3. Klasse noch.

Mein Rat an dich: Es gibt verschiedene Möglichkeiten zu beschleunigen, wenn es das Kind dann möchte (uns wurde ein 2. Klassensprung empfohlen. Intellektuell würde das mein Sohn packen, aber er will das unter keinen Umständen und ich eigentlich auch nicht). V.a. wenn der Leidensdruck gross wird, kannst du nicht darauf schauen, was ist, wenn deine Tochter 15 ist. Du musst für jetzt schauen und die Situation neu eruieren, wenn es nicht mehr stimmt.

[Marie1986]

Es gibt private Kindergärten, die eine altersgemischte Gruppe für Vorkindergarten- und Kindergartenkinder haben. Der Stichtag sagt ja nicht viel aus und die Entwicklung in dem Alter ist sehr individuell. In so einer Gruppe können die jüngeren Kinder schon mal mit den Grossen mitmachen, soweit es ihnen möglich ist. Später können die Eltern dann beim Übertritt in die Primarschule schauen, ob ihr Kind dort vorzeitig Eingeschult werden kann. Vielleicht wäre das ja eine Option für dein Kind.