Extremer Gerechtigkeitssinn-extreme Reaktion

Unsere grossen Kleinen und unsere kleinen Grossen. Was uns in diesem Abschnitt der Kinder begleitet, beschäftigt und interessiert.

Moderator: conny85

Averi
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Extremer Gerechtigkeitssinn-extreme Reaktion

Beitrag von Averi »

Hallo zusammen
Unser Grosser (12) hat einen extrem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Und je älter er wird, desto extremer wird das Ganze, so scheint mir.
Beispiel: Er spielt mit seinem jüngeren Bruder Fussball. Plötzlich kommen deutlich jüngere Kinder dazu und nehmen den Ball weg. Er versucht zu erklären, dass er und sein Bruder am Fussball spielen sind. Die Kleinen (ca. 6 Jährigen) reagieren nicht und springen mit dem Ball weg. Unser Grosser holt sich den Ball zurück und wird dann von der Mutter des 6Jährigen angeschimpft. Der Grosse empfindet das als unrecht und steigert sich voll rein. Mit Rumschreien, wütend werden, er ist dann voll im Tunnel. Ich versuche ihn dann zu beruhigen, gelange aber kaum durch zu ihm.
Wenn wir dann unter uns sind, beruhigt er sich wieder, ist aber immer noch mega sauer.
Wie reagiere ich am besten? Gibt es Bücher zu diesem Thema?
Freue. Ich über Inputs!
Averi

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Ida82
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Re: Extremer Gerechtigkeitssinn-extreme Reaktion

Beitrag von Ida82 »

Ich finde, es geht nicht darum, ob er recht hat, oder nicht. Ein Gerechtigkeitsempfinden ist etwas sehr wertvolles. Mit Ausrastern, wenn seine Gerechtigkeit verletzt wird, macht er aber eine Stärke zu einer Schwäche. Er ist in einem Alter, in dem das gut thematisiert werden kann.
Im Leben ist nicht immer alles gerecht. Ich denke dass es wichtig ist, ihm aufzuzeigen, dass mit einem solchen Verhalten keine Gerechtigkeit wieder hergestellt wird und welche Möglichkeiten er hat, sich einerseits zu kontrollieren und andererseits auf die Ungerechtigkeit hinzuweisen.
Ich beobachte ein solches Verhalten oft bei meinen Teeny-Schülern. Konkret habe ich gute Erfahrungen gemacht, wenn die Jugendlichen innerlich zählen / ruhig atmen, bevor sie etwas sagen.
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Laax
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Re: Extremer Gerechtigkeitssinn-extreme Reaktion

Beitrag von Laax »

Ich melde mich auch mit der Meinung, dass der 12-jährige Recht hat. Er hat aus meiner Sicht nicht ein sonderbarer Gerechtigkeitssinn, sondern ein ganz normaler Gerechtigkeitssinn.

Hätte er vielleicht den jüngeren nachrennen können und solange kämpfen bis er den Ball wieder gehabt hätte? Hast du die Situation selber gesehen? Die jüngeren hören da nicht drauf. :evil:

Die eingreiffende Mutter hat falsch gehandelt. Sie hätte die jüngeren zitieren sollen, ihnen sagen, dass der Ball ausschliesslich dem 12-jährigen gehört, er jetzt am spielen sei und wenn er fertig ist, darf man ihn fragen, ob man den Ball auslehnen kann. Alles andere ist Diebstahl. Die jüngeren lernen ein falsches Verhalten.

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Krambambuli
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Re: Extremer Gerechtigkeitssinn-extreme Reaktion

Beitrag von Krambambuli »

ich versteh sowas nicht.

was kann denn die mutter des 6 jährigen beitragen?

"du das ist zwar nicht dein ball, aber wenn die jungs dort am spielen sind, nimm ihn doch einfach."

ha ha....

averi, dein junge hat das gut gemacht, sage ihm er soll die sache für sich abhaken. er nützt nichts die ungerechtheiten anderer auf sich zu beziehen. umso früher er das lernt desto besser für später.


lg krambambuli

Caipi16
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Re: Extremer Gerechtigkeitssinn-extreme Reaktion

Beitrag von Caipi16 »

Ich habe auch einen 12jährigen Zuhause - von daher habe ich punkto Verhalten so ziemlich den 1:1-Vergleich.

Vorweg: Die Reaktion der anderen Mutter war sicher bescheuert - keine Frage.

ABER: Die Reaktion Deines Sohnes finde ich schon sehr extrem. Ich meine, ein 12jähriger hat doch sicher da und dort schon Ungerechtigkeit erlebt und hat gelernt (oder sollte es haben), seine Gefühle etwas zu kontrollieren bzw. zumindest anders auszudrücken. Ich meine, meiner kann - wenn ihm etwas nicht passt - sich manchmal auch noch aufführen wie ein Kleinkind (auf den Boden stampfen, beleidigt davonlaufen, schmollen) :wink: . Aber dass er derart ausrastet, dass er rumschreit, etc. und sich stundenlang nicht mehr beruhigen kann - nein! In dem Alter können sie ja auch gut und schon recht differenziert kommunizieren. Meiner wäre in so einer Situation wahrscheinlich auch sauer gewesen - aber über sowas würde er sich max 10 Minuten ärgern... es mir Zuhause vielleicht noch erzählen... wir würden darüber sprechen... ich würde ihm sagen: "Das war halt ein Supermutti mit einem Schuss weg" (oder sowas ähnliches)... wir würden darüber lachen und gut ist's. Aber wegen sowas derart ausflippen, herumschreien und sich ewig lange nicht mehr beruhigen können - ne, sorry... das ist vielleicht noch ein normales Verhalten für einen 4-5jährigen (je nach Charakter)... aber sicher nicht mehr für einen 12jährigen.

Fact ist halt: Ungerechtigkeiten gehören zum Leben - manchmal wirkliche Ungerechtigkeiten, manchmal auch nur subjektiv empfundene Ungerechtigkeiten. Kinder müssen lernen, damit umgehen zu können und auch mal sowas wegstecken zu können (gibt Ungerechtigkeiten, die man sicher nicht so stehen lassen soll - andere muss man wie gesagt einfach wegstecken). In dem Alter dauert es ja faktisch nicht mehr lange, bis sie evtl. in einer Lehre sind. Und ganz ehrlich: Dann kann so ein Verhalten (rumschreien, sich nicht mehr beruhigen können, etc.) wirklich schwierig werden (ich hatte mal so einen Lernenden). Situation damals (mit dem betreffenden Lernenden): Er und ein anderer hatten einen wöchentlich alternierenden Job - und hatten den Auftrag, sich untereinander abzusprechen und zu organisieren, falls mal Ferien, Abwesenheiten, etc. da sind - und wenn es wirklich keinem von beiden geht, Meldung an mich. Eines Tages kam unser CEO, der ausgerechnet in dieser Woche gemerkt hatte, dass der Job nicht gemacht war. Ok, ich habe zuerst den Lernenden zitiert, der im Betrieb war (der andere war an dem Tag in der Schule). Der zeigte mir auf dem Plan, den sie gemacht hatten, dass der andere dran gewesen wäre. Ok, ich wartete, bis der andere wieder im Betrieb war und sagte ihm, dass das nicht passieren dürfe, dass er einfach seinen Job verpennt (zugegeben: Ich sagte es ihm grad ziemlich deutlich ins Gesicht, weil ich umgekehrt deswegen einen ZS vom CEO bekommen hatte und auch entsprechend sauer war). Der Lernende flippte daraufhin völlig aus, schrie mich an, als ich ihm sagte, dass ich das nicht akzeptiere und er bitte seinen Tonfall mässigen soll, lief er davon, schlug die Türe hinter sich zu und als ich 10 Minuten später in seine Abteilung ging, ihn zu suchen, war er nicht da - er war einfach nach Hause gegangen :shock: :shock: .

Es gab deswegen - selbstverständlich - am nächsten Tag ein Gespräch mit ihm. Es stellte sich heraus, dass das ganze ein Missverständnis war. Die beiden hatten vorher schon mal abgetauscht und der (der ausgeflippt war), ging davon aus, dass nun der andere diese Woche macht - der andere hingegen ging davon aus, dass der Plan so bleibt und er ja vielleicht auch mal für den anderen einspringen muss und es sich so wieder ausgleicht. Es war wie gesagt ein Missverständnis - absolut ok für zwei Lernende und keine grosse Sache. Wäre der (der ausgeflippt) ist, "normal" damit umgegangen, d.h. hätte er mir ganz ruhig seine Sichtweise erzählt, hätten wir den anderen dazu geholt, die Sache geklärt, miteinander besprochen, wie sowas künftig vermieden werden kann und gut wär's gewesen - ohne Konsequenzen für beide. So aber musste ich dem Lernenden, der derart ausgeflippt war, einen Verweis geben - weil so ein Verhalten gegenüber der Berufsbildnerin im Betrieb (egal was ist!) einfach nicht geht (anschreien)... Türe zuschlagen und einfach nach Hause gehen sowieso nicht. Es gab daraufhin auch noch ein Gespräch mit den Eltern, die mir dann auch sagten, dass er dieses extreme Verhalten, wenn er sich ungerecht behandelt fühlt, schon früher gezeigt hätte und sie einfach gehofft hätten, es "verwachse" irgendwie... tja, er war zu dem Zeitpunkt 17 Jahre alt und es war noch nicht verwachsen :roll: .

Von daher: An dem Punkt würde ich mit Deinem Sohn - in erster Linie ihm zuliebe - wirklich sprechen und arbeiten. So Situationen, wie er sie mit dieser Mutter erlebt hat, wird er immer wieder mal - in welcher Form auch immer - erleben. Wie gesagt: Subjektive oder tatsächliche Ungerechtigkeiten gehören zum Leben und es ist wichtig, einen konstruktiven Umgang damit zu finden (es entweder in einer guten Art richtigzustellen oder solchen "Mumpitz" dann einfach weitgehend an sich abprallen zu lassen... die Gedanken sind ja frei :wink: ). Es bringt ihm ja nichts, wenn er jedes Mal so ausflippt, wenn er sich ungerecht behandelt fühlt... er wird sich damit nur selber das Leben schwer machen. Ich denke, es ist ganz wichtig, dass er da Strategien lernt, wie er besser damit umgehen kann - damit er nicht jedes Mal wieder so ausflippt (tut ihm ja auch nicht gut) und er sich damit evtl. noch Probleme holt.

Ich denke, das ist generell so ein Punkt, den Kinder/Teenager lernen müssen: Sich bis zu einem gewissen Grad abgrenzen zu können und nicht alles an sich heranzulassen - sich selber zuliebe. Und es ist halt effektiv so: Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr... (oder nur noch sehr schwer).

Alles Gute.

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carina2407
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Re: Extremer Gerechtigkeitssinn-extreme Reaktion

Beitrag von carina2407 »

Hallo Averi

Meine Kinder haben das auch. Die Kleine allerdings extremer als der Grosse. Wie Caipi bin ich auch absolut der Meinung dass sie lernen müssen, mit so kleinen Ungerechtigkeiten umzugehen. Es fällt mir manchmal auch selbst noch schwer, da ich auch einen hohen Gerechtigkeitssinn habe, nur der nützt einem wirklich nicht viel, das Leben ust voller Ungerechtigkeiten und Fair ist noch ganz vieles nicht.
Den ultimativen Tip habe ich auch nicht, ich rede einfach in solchen Situationen mit ihnen darüber, und wie das im Leben so läuft. Und dass man später in der Lehre und bei der Arbeit leider auch viel schlucken muss und es nicht immer fair und gerecht abgeht, es einem aber nichts bringt auszurasten. Es tut einem selbst auch nicht gut, und man braucht so viel Energie dafür, und interessieren tut es die Gegenpartei ja in der Regel auch nicht.
Beim Grossen ist es auch schon viel besser geworden, er stampft und schmollt, aber er rastet nicht mehr aus. Bei der Kleinen ist es so dass sie halt sofort anfängt zu schreien und zu weinen, und zwar momentan wenn nur jemand sie schräg anschaut oder es wagt ihr etwas zu sagen, sie empfindet grad zur Zeit alles als ungerecht ihr gegenüber, da muss ich amigs warten bis sie sich beruhigt hat, wenn sie in dem Zustand ist kann man nicht mit ihr reden. Ich finds auch anstrengend, grad weil beide das haben, aber mehr als immer wieder reden und erklären kann mann glaubs nicht machen. Was ich auch schon gemacht habe, mit ihnen die Situation nachgespielt und gefragt, wie hätte man da jetzt besser reagieren können, und das hat vorallem beim Grossen viel gebracht finde ich.
Innerlich zählen, ist auch eine gute Idee, werde das mit meinen Kids auch anschauen.
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Averi
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Re: Extremer Gerechtigkeitssinn-extreme Reaktion

Beitrag von Averi »

Ich danke euch für euere Antworten. Aber einen Tipp habe ich jetzt leider nicht bekommen.... mit ihm reden über die "Ungerechtigkeit" machen wir schon. Ich möchte ihm gerne einen guten Weg aufzeigen mit der Wut umzugehen. Dass die extreme Reaktion nicht altersgerechte ist, ist mir klar.
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Caipi16
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Re: Extremer Gerechtigkeitssinn-extreme Reaktion

Beitrag von Caipi16 »

@Averi
Wieso schreibst Du, dass Du keine Tipps bekommen hast? :? Carina hat Dir sehr wohl Tipps gegeben (darüber sprechen Situation nachspielen, innerlich zählen).

Ich finde den Tipp mit innerlich zählen noch gut - wende ich heute noch teilweise in Situationen an :wink:

Averi
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Re: Extremer Gerechtigkeitssinn-extreme Reaktion

Beitrag von Averi »

Ok ich dachte in meinem Eingangspost hätte ich beschrieben, dass wir über das Ausflippen schon viele Gespräche geführt haben.

Wir haben ihm im Zimmer auch einen Grossen Ausdruck aufgehängt mit dem Spruch:
Schwache Menschen nehmen Rache, starke vergeben und schlaue ignorieren.

Unser Tipp an ihn war/ist er soll sich mit Ignorieren aus der Situation nehmen. Nur leider klappt das überhaupt nicht:-(

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carina2407
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Re: Extremer Gerechtigkeitssinn-extreme Reaktio

Beitrag von carina2407 »

@averi: ich verstehe dich gut, wirklich, aber ich denke einfach so von heute auf morgen eine starke Veränderung erzielen ist nicht möglich. Es ist ein Prozess, der dauert etwas. Den ultimativen Tip habe ich auch nicht. Ich muss aber ehrlich zugeben wenn es beim Grossen nicht irgendwann mal gebessert hätte, hätte ich mir glaube ich Hilfe von aussen geholt. was meint denn jeweils dein Sohn dazu wenn du mit ihm über die Situationen sprichst? Sieht er es ein dass er überreagiert , oder wehrt er ab und gibt die Schuld jedem anderen? Ich weiss noch dass es bei meinem sehr lange so war, und auch die Kleine steckt gerade in dieser Phase, alle sind schuld, nur sie nicht. In der Phase dachte ich bei ihm auch oft, dass Hopfen und Malz verloren ist und Gespräche nichts bringen, aber irgendwann hat es angefangen zu fruchten, ganz langsam, aber stetig.Glaub mir, Ich hätte manchmal auch gerne ein paar Kügeli zum einschmeissen, und Zack "ausgeglichene Kinder" :) , aber funzt ja leider nicht so.
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Flowerbee
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Re: Extremer Gerechtigkeitssinn-extreme Reaktion

Beitrag von Flowerbee »

Mein Sohn 5, hat das auch. Er reagiert auch wie dein Sohn, er weint dann ganz stark, flippt aus und weiss gar nicht mehr was er tun soll, weil er so wütend ist. Ich habe nun mit ihm vereibart, dass wenn das wieder passiert und er sich wegen einer ähnlichen Situation wütend fühlt, er sich kurz hinsetzen soll oder sich kurz von der Situation entfernen soll. Wir haben ein Kosewort (Air -Luft in englisch). Ich rufe dann Air, manchmal muss ich es mehrmals wiederholen bis er mich hört (weil er sich ja so in seine Wut reinsteigert). Wenn er Air hört setzt er sich hin, weint dann zwar immer noch, aber er kann sich so daran erinnern was wir besprochen habe. Versuchs mal, vielleicht klappts ja bei euch auch.
Die Seele ernährt sich von dem, worüber sie sich freut.

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Dillon
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Re: Extremer Gerechtigkeitssinn-extreme Reaktion

Beitrag von Dillon »

Meine sind noch deutlich kleiner wie deiner, darum kann ich nicht genau abschätzen, was in diesem Alter möglich ist. Bei unseren Azubis hatte ich die Erfahrung gemacht, dass der Erfolg (bei was auch immer) deutlich grösser war, je mehr sie Mitspracherecht oder noch vieeel besser: Eigene Vorschläge bringen, wenn etwas nicht geklappt hat.
Zuerst würde ich ihn fragen, wie er sich dabei gefühlt hat. Dann mit ihm erarbeiten ob er sich bildlich besser etwas vorstellen kann oder ob er weiter mit reden kommt oder körperlich Dampf ablassen (Eben die Vorschläge sollten eigentlich von ihm kommen). Ich gebe Dir gerne ein paar Beispiele:

Vorstellung: Diese Ungerechtigkeit in einen Ball legen und ihn gegen den Himmel schweben lassen

Empathie: Die Kleinen sind halt noch klein und müssen das zuerst lernen, dass man fragt fürs Mitspielen und das Mami war vielleicht sonst schon genervt, weil sie einen strengen Tag hatte.

Lebensweisheit: Das Mami hat einen Fehler gemacht, Menschen machen Fehler, Du bist vielleicht ein anderes mal auch froh, wenn man es Dir nicht solange nachträgt.

Verbal: Haiabaia (oder anderes würdiges Schimpfwort) das ist überhaupt nicht in Ordnung, es wäre schön gefragt zu werden! (Dann aber die Kleinen mitspielen lassen).

Körperlich: Daumen in Faust verstecken und drücken. Mittelfinger an die Stirn zwischen den Augenbrauen drücken
Ein Passwort wie Flowerbee beschrieben hat.

Ich wünsche Euch viel Glück, dass ihr etwas Passendes findet :D !

Caipi16
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Re: Extremer Gerechtigkeitssinn-extreme Reaktion

Beitrag von Caipi16 »

Flowerbee hat geschrieben:Mein Sohn 5, hat das auch. Er reagiert auch wie dein Sohn, er weint dann ganz stark, flippt aus und weiss gar nicht mehr was er tun soll, weil er so wütend ist. Ich habe nun mit ihm vereibart, dass wenn das wieder passiert und er sich wegen einer ähnlichen Situation wütend fühlt, er sich kurz hinsetzen soll oder sich kurz von der Situation entfernen soll. Wir haben ein Kosewort (Air -Luft in englisch). Ich rufe dann Air, manchmal muss ich es mehrmals wiederholen bis er mich hört (weil er sich ja so in seine Wut reinsteigert). Wenn er Air hört setzt er sich hin, weint dann zwar immer noch, aber er kann sich so daran erinnern was wir besprochen habe. Versuchs mal, vielleicht klappts ja bei euch auch.
Ich denke, das Problem hier ist: Deiner ist 5 Jahre alt - der Sohn von Averi ist 7 Jahre älter, d.h. mehr als doppelt so alt. Und bei einem 5jährigen bist Du eher öfters mit dabei und kannst dann dieses Wort rufen - ein 12jähriger ist eher öfters alleine unterwegs bzw. bei solchen Situationen ist die Mutter dann selten dabei.

Ansonsten denke ich auch: So etwas kriegt man nicht von heute auf morgen weg - drum finde ich es auch wichtig, dass man Massnahmen bei einem 12jährigen ergreift. Wieso nicht mal bei einem Psychologen Tipps holen gehen?

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Phase 1
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Re: Extremer Gerechtigkeitssinn-extreme Reaktion

Beitrag von Phase 1 »

Averi ich dir die Hand reiche. Sohn (12) und Sohn (8) sind auch so.
Beide eher wissenschaftlich begnadet und können es aber so was von nicht verstehen wenn was nicht gerecht läuft!
Oder wenn sie nicht gleich behandelt werden. Das ist noch fast schlimmer!

Ich weis leider auch nicht weiter und ich Versuch den beiden schon seit Jahren die Haltung anzutrainieren das es Ihnen ein bisschen auch egal sein soll wenn andere besser behandelt werden oder eben nicht bestraft werden.
Das ist ein Kampf und ich frag mich auch wann das mal aufhört.

Ich bin übrigens auch so das Ungerechtigkeit mir extrem auf den Senkel geht!
Da könnte ich zur Furie werden!
Aber ich weis ja wie man sich verhält. Sohn halt nicht und ich will nicht wie meine Eltern meinem Kind eine scheuern weil sie gerade ausflippen.
Haben meine Eltern nämlich gemacht.

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Re: Extremer Gerechtigkeitssinn-extreme Reaktion

Beitrag von dede »

Für mich ist da das Stichwort "Emotionskontrolle" wichtig. Ungerechtigkeit wahrnehmen, dem Gefühl der Ungerechtigkeit Ausdruck verleihen und dies nicht auf destruktive, sondern auf konstruktive Art und Weise. Selbst für viele Erwachsene ist dies alles andere als einfach. Es gibt diverse Coaching-Angebote in diesem Bereich für viele Berufsgruppen und Führungskräfte. Von daher gibt es sicher diverse Literatur mit Übungsvorschlägen. Im Prinzip ist so eine Situation eine Art Stresssituation und Überforderungsituation. Das intellektuelle Verstehen ist ein Ansatzpunkt (und das Verständnis, dass man sich mit dem eigenen Verhalten mehr schadet als nützt), aber damit alleine lässt sich das eigene Verhalten nicht einfach ändern. Man muss lernen, solche Situationen wahrzunehmen, bevor man unangemesen reagiert oder letnen, sich frühzeitig genug selber beruhigen zu können. Und da muss jeder seinen eigenen Weg finden. Einen konkreten Buchvorschlag habe ich dir nicht aber unter den entsprechenden Stichworten findest du sicher einiges an Literatur, die dir entspricht. Es gibt so viele Ansatzmöglichkeiten und nicht jede passt für jeden.

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Re: Extremer Gerechtigkeitssinn-extreme Reaktion

Beitrag von frausteiner »

Hallo, das mit den Emotionen finde ich ein wichtiger Punkt. Durch das Buch von Myla und Jon Kabat-Zinn "mit Kindern wachsen" habe ich gut verstanden, wie man das machen kann. Ebenso die Bücher von Eline Snel. Da gibt es Autogenes Training und Training zum Emotionen kontrollieren. Es braucht aber schon Zeit und Energie, das mit dem Kind zu üben. Aber es lohnt sich.

Averi
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Re: Extremer Gerechtigkeitssinn-extreme Reaktion

Beitrag von Averi »

Herzlichen Dank euch allen für euere Posts und Inputs!

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naura
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Re: Extremer Gerechtigkeitssinn-extreme Reaktion

Beitrag von naura »

Also ich finde in der Vorpupertät/Pupertät ist das doch auch ein stückweit normal, dass die Emotionen mit einem machen... wo da die Grenze ist zur Abnormalität würde ich mir jetzt von hier aus nicht anmassen zu beurteilen, Gefühle sind vielleicht auch nicht so einfach in eine Schublade zu versorgen. Ich persönlich finde es eher unnatürlich wie sehr wir Menschen unserer Gefühle kontrollieren und im Griff haben sollen, das ist bestimmt nicht gesund. Wut ist eigentlich Trauer in einem anderen Kleid, so empfinde ich das jedenfalls. Oft von einem Ohnmachtsgefühl begleitet. Ich würde erst dort Handlungsbedarf sehen, wo ich mein Kind wirklich leiden sehe. Meinem Kind hilft, wenn wir an den Ursprung des Gefühls kommen, eben z.B. Trauer über die Ungerechtigkeit.. wenn dann dieses "echte" Gefühl sich zeigen darf ist meist schnell alles wieder gut. Ich kann mir vorstellen, dass aber traurig sein und weinen im Teenie-Alter immer weniger Platz haben darf, da bleibt dann halt die Wut und die weicht nicht so schnell, weil sie eben nur die Trauer überdeckt.
Also mein Rat wäre, mit dem Kind so sprechen, dass die Trauer sich zeigen darf.. so wird vielleicht auch der Kern entdeckt, wo der wunde Punkt genau ist betr. Gerechtigkeit. Das Kind bestärken, dass es traurig sein darf, weinen ok ist etc.. gerade bei einem Jungen. Vielleicht dazu einen geschützten Rahmen zu Hause bieten, wo das Kind diese Gefühle ausleben darf ohne, dass es sich zusammenreissen muss wie in der Schule etc.

lg naura
mit Meite (07)
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Wir sind da um zu strahlen, wie es die Kinder tun.
Mandela

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beluga
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Re: Extremer Gerechtigkeitssinn-extreme Reaktion

Beitrag von beluga »

Naura triffts genau auf den Punkt, Frust und Wut kann nur in Trauer über das Unvermeidliche verarbeitet werden und dann ist auch Reifung möglich!
Evt. Könnte die grosse Wut auch vom Unvermögen herrühren, sich ädequat in solchen Situationen zu wehren oder sich auszudrücken. Man möchte die Ungerechtigkeit ansprechen, "es der ungerechten Personen sagen" aber es fehlt (noch) der Mut und/oder die richtigen Worte, ähnlich der Wut des 2-jährigen, der noch nicht sprechen kann. Es ist diese Übergangsphase vom Kind zum Erwachsenen. Man möchte etwas bewirken aber kann noch nicht... Die Tipps mit den Rollenspielen fin ich gut! Ignorieren wäre genau das falsche! Er muss befähigt werden (durch Übung, Reifung), etwas zu bewegen in diesen Situationen und wenn dies nicht möglich ist, eben darüber zu trauern, in einem Rahmen, wie ihn Naura beschrieben hat.
Äs liebs Meitschi un ä koole Giäu 2007


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menschsein
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Re: Extremer Gerechtigkeitssinn-extreme Reaktion

Beitrag von menschsein »

Vielleicht geht es gar nicht nur um Getechtigkeit, sondern auch um fehlenden Respekt, Arroganz, Ignoranz und Grenzüberschreitungen.
Ich werde selber auch stinksauer, wenn mir Menschen respektlos begegnen und meine persönlichen Grenzen nicht achten und überziehen und besonders schlimm finde ich es, wenn ich nein sage oder ich will nicht und mein Gegenüber dann sozusagen grosszügig darüber hinwegsieht.
Aber auch ich habe einen starken Gerechtigkeitssinn...und das alles zusammen führt auch heute noch manchmal zu bewusster Konfrontation.

Es gibt nämlich Menschen, die es ganz klar und gezielt ausnutzen, wenn du ihnen mit Liebe und Geduld und ewigem Verständnis reagierst und dir dann immer so übergriffig, resoektlos, frech, anmassend uvam begegnen.

Und von daher finde ich es nicht optimal, wenn die Lösung in der Unterdrückung der eigenen Gefühle liegen soll.
Ich würde ihm eher erklären, was da passiert ist, ihm mit Emoathue begegnen und mit ihm gemeinsam (er ist schon 12!) herausfinden, wie er solchen Menschen begegnen will in Zukunft und ihm auch aufzeigen, dass sich kämpfen nicht immer lohnt (es gibt Leute, mit denen ist sich abgeben nur reine Zeit- und Energieverschwendung) und er selber entscheiden kann, wie viel Macht er solchen Menschen über sich geben will...und das tut er, solange sie in ihm solche Gefühle auslösen. Es ist ein lebenslanges Thema sich mit solchen Situationen auseinander zu setzen, wenn man selber gerecht ist, dem Gegenüber mit Respekt begegnet und nicht grenzüberschreitend agiert.
Und sich gegen solche Menschen dann nicht zur Wehr zu setzen als Lösungsweg einzuimofen, wird ihn zum perfekten Opfer für späteres Mobbing, spätere Übergriffe und Magnet für solche Menschen machen, die zu Hause gelernt haben, dass sie sich Dritten gegenüber so verhalten dürfen, weil ihnen ihre Mütter solches Verhalten dauernd durchgehen liessen...aus einem falsch verstandenen Beschützerinstinkt heraus oder weil sie selber so sind.

Grüss deinen Jungen unbekannterweise herzlich von mir und sag ihm, dass ich es schönvfinde, dass es noch Menschen wue ihn gibt.

Herzlich, menschsein

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