Im KiGa: "Wir danken Gott" - Wir erziehen aber religionsfrei

[Lisa]

Hallo ihr Lieben

Wir erziehen unsere Kinder religionsfrei.

Bei uns im Kindergarten haben die Kinder letzte Woche ein Erntedankfest gefeiert. Sie haben Gemüsekuchen mit Gemüse aus dem schuleigenen Garten gebacken.

Die KiGa-Lehrerin hat dann (laut Aussage meines Sohnes) gesagt, dass sie nun durch dieses Fest dem lieben Gott danken, weil er uns immer das Essen schenkt (oder so ähnlich...) und dann wurde gemeinsam gebetet (!!!)

Ich fand das ziemlich befremdlich und irgendwie "unrichtig". Darf eine KiGa-Lehrerin sowas? Gehört sowas nicht in den Religionsunterricht (wo unsere Kinder nicht hingehen werden, da sie nicht getauft sind).

Was haltet ihr davon?

Liebe Grüsse
Lisa

[tantchen]

Meine Kinder sind auch nicht getauft, wir gehen nicht wirklich in die Kirche, aber den Religionsunterricht besuchten sie trotzdem ...
Wenn es bisher nur einmal geschehen ist, dann würde ich nichts tun. Vielleicht ist das bei der Kigä ganz normal und sie war sich dem gar nicht bewusst, da würde ich es einfach dabei lassen.
Ich würde aber deinem Sohn erklären, dass man dankbar sein darf, für all die guten Sachen die uns Mutter Erde schenkt. Die einen danken Gott dafür, die anderen der Natur, nochmals andere der Grossmutter, weil die so feines Gemüse heranzieht.

[Eule]

Hallo
Ich sehe darin auch kein Problem, solange irgendwelche christlichen oder anderen Rituale keine Überhand nehmen Wir sind auch nicht in der Kirche, aber meiner Kinder sind auch getauft und besuchen ab der 3. Klasse den evangelischen Unterricht. Wir wohnen nun mal in einem Land, in dem das Christentum mehrheitlich Zuhause ist.Meine Kinder lernen, dass es viele verschiedene Religionen gibt, teilweise mit unterschiedlicher Ausrichtung, aber ihre Eltern an keine davon glauben. Mein einer Sohn besucht sogar die Sonntagsschule und betet öfter abends, warum auch nicht.

[Ida82]

Ich hätte ehrlich gesagt auch ein Problem damit, wenn meine Kinder im KiGa beten müssten. Warum sprichst du die Lehrerin nicht darauf an? Dass sie mit den Kindern das Erntedankfest thematisiert und auch den religiösen Ursprung aufzeigt, finde ich lehrreich für die Kinder. Schliesslich leben wir in einer vom Christentum geprägten Land. Das gemeinsame Beten hingegen scheint mir problematisch. Nicht nur wegen der Kinder, welche ohne religiöse Erziehung aufwachsen, sondern auch wegen Kindern, die zuHause eine andere Religion ausüben.

Noch was zum Religionsunterricht: Im Kanton Zürich heisst das Fach Religion und Kultur. Es ist auf der Oberstufe obligatorisch (wie es auf der Primarstufe ist weiss ich nicht), auch für ungetaufte Kinder.

10 / 09
03 / 11
11 / 14

[Nuuneli]

Mit persönlich machen diese Rituale nichts aus, aber wir sind Christen. Beim "religionsfreien" Unterricht könnte man dieses Erntedankfest eigentlich sehr gut anpassen. Bei anderen christlichen Ritualen, wie z.B. Weihnachten, Fasnacht usw., wird's doch etwas schwieriger. Sie hätte anstatt "Gott" "Mutter Erde" nennen können. Und wie schon geschrieben, darf man auch was über eine Religion lernen. Im KiGa war bei einem Kind ein "halb"jüdisches Kind, das zuhause auch die jüdischen Feiern lebte - das haben sie dann auch kennengelernt.
Hier wird Erntedank im Reli-Unterricht gefeiert. In der Primar-Mittelstufe haben die Kinder Ethik, da werden auch verschiedene Religionen gelernt.

[tantchen]

@Ida82
ich spreche nicht vom Fach R+K welches als Schulfach gilt, sondern vom kirchlichen Reigions-Unti welcher freiwillig ist.

[huckepack]

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[huckepack]

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[blub]

Ich finde toleranz in alle richtungen gut. Dh heisst toleranz der gläubigen gegenüber andersgläubigen, aber auch umgekehrt. Das erntedankfest ist ein christliches fest, siehe wikipedia:
"Das Erntedankfest (auch Erntedank, Erntefest) ist im Christentum ein Fest nach der Ernte im Herbst, bei der die Gläubigen Gott für die Gaben der Ernte danken."
Dh wenn jemand seine kinder ganz strikt von religion fernhalten will, müsste man sie konsequenterweise auch von erntedankfesten, weihnachtsfesten etc fernhalten. Falls sie doch daran teilnehmen wollen, sollte auch toleriert werden, dass bei solchen anlässen eventuell auch gebetet wird, finde ich.

[huckepack]

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[tantchen]

Schon vor dem Christentum wurde den reichen Gaben der Natur Respekt gezollt, das ist also keine "christliche" Erfindung.
Und die Kinder von Weihnachts-,und Osternbasteleien fernhalten ist ja auch Unsinn und gar nicht möglich. Die meisten Schulen geben sich da ja schon grosse Mühe, weil Religionsbräuche nichts in der Schule verloren haben.
Sie kennenzulernen und von ihnen zu hören ist in Ordnung und schadet meinem Kind ja nicht, und da würde ich auch kein Drama machen, wenn mal gebetet wird.
Den "religionsfreien" Menschen aber unterschieben zu wollen, dass man seine Kinder halt fernhalten soll von diesen Bräuchen ist etwas billig.

[gast]

Vielleicht hat sie sich auch einfach ungeschickt ausgedrückt, aber ihr feiert demfall auch kein Weihnachten, Ostern, Samichlaus resp. die Kinder bleiben an diesen Anlässen dem Unterricht fern (wenn auch teilweise heidnischen Ursprungs), habt nicht frei an "christlichen" Feiertagen, nehme ich mal an?

Ich übe auch keine Religion aus, meine Kinder gehen nicht in den Religionsunterricht, aber mich stören solche Sachen überhaupt nicht. Hilft evt. den Kindern, aufgrund einiger Vorkenntnisse, die nicht von Zuhause stammen, besser selber entscheiden zu können was sie denn wollen.

[danci]

Ich sehe es nicht als grosses Problem an wegen dieser wenigen Anlässe im Jahr. Ist ja auch noch etwas die Frage, wie es thematisiert wird. Man kann es ja auch für sich als einen guten Anlass nehmen, dass Thema mit dem Kind anzuschauen und erklären, warum manche Menschen an Gott glauben und einer Religion angehören und warum ihr keiner angehört, wie ihr zu Eurer Überzeugung gekommen seid etc.

Religionsfrei erziehen heisst für mich nicht, die Kinder von jeglicher religiöser Ritualen und Bräuchen fernzuhalten, als würde man sich dadurch mit einer Krankheit infizieren (übertrieben gesprochen), sondern selber keine anzubieten und im Dialog mit den Kindern bleiben, weshalb und warum. Was ist schlimm daran, wenn ein Kind mal an einem Gebet (auch an einem in einer anderen Religion) teilnimmt und man ihm erklärt, warum man selber nicht betet oder warum man es anders tut? So hat es doch die ganze Bandbreite und kann sich seine eigenen Meinungen bilden.

[Nagala]

@lisa
Gabs kein Info-Schreiben? Weiss sie, dass ihr Religionsfrei erzirht?
Ich würde sie darauf ansprechen, wenns dich enorm stört. Meine persönliche Meinung dazu ist, dass es nun halt passiert ist... Es gibt sicher auch Ausländer in eurer Klasse, welche auch nicht an Gott glauben... Ich stelle mir den Unterricht heutzutage nicht mehr sehr spontan vor... Dieses Kind denkt anders, das zweite glaubt anders, das dritte isst anders etc.
Schade, dass viele Bräuche, Rituale etc. So "verschwinden"... Solten wir deshalb keinWeihnachtsfest, kein Samichlaus, kein Räbeliechtli-Umzug etc mehr feiern dürfen mit unseren Kindern?

[Shiva]

@Lisa
In den Religionsunterricht können auch ungetaufte Kinder gehen....

Ich persönlich finde diesen speziellen Fall nicht wirklich tragisch. Willst du denn bei jedem religiösen Thema deine Kinder von den anderen separieren? Denn deine Kinder werden unweigerlich mit Samichlaus, Weihnachten und Ostern konfrontiert im Kiga und der Schule.

Manchmal finde ich die Prioritäten und die Probleme von den Menschen wegen sowas "Kleinem" einfach unverständlich. Da kommen noch ganz andere Themen in der Schule auf dich zu. Aber wenn es dich dermassen stört, dann rede mit der KiGä.

[lavendelstrauch]

Da wir in einem einigermassen christlichen Land land leben, kommst du ohnehin nicht darum herum, dir eine Strategie zuzulegen, wie du mit christlichen Festen umgehen willst. Ich nehme keinen Einfluss darauf, wie in KiTa, KiGa etc. Feiern handhaben, erkundige mich aber danach und bespreche es mit meinem Kind. Falls du denkst, dass die Kigä unreflektiert gehandelt hast, kannst du ja sicher nachfragen, wie was gemeint war. Vielleicht hat auch ein anderes Kind den Imput mit Gott geliefert.

[tanne]

Ich habe mir folgende Gedanken gemacht: würde ich als Christ im Ausland leben wo eine andere Religion überwiegt hätte ich vermutlich kein Problem wenn da im kleinen Rahmen in der Schule Feste gefeiert würden, auch mit beten. Fände es einfach normal, auch wenn ich selber es nicht unterstützen würde. Die Religion gehört dort eben dazu. Das nähme ich als Aufhänger um mit den Kindern über meinen/unseren eigenen Glauben zu reden, warum anders, was gleich ist etc. Genauso finde ich es ok, dass in der Schweiz mit christlicher Tradition christliche Feste in der Schule gefeiert werden dürfen. Soviel Toleranz dürften auch religionsfreie Menschen aufbringen finde ich.

Da fällt mir noch ein herziges Beispiel dazu ein: Töchterli hatte ein Gspänli da zum übernachten. Abends haben wir gebetet, dann das andere Mädchen. Es klang wie "Hara tate hara tate..." war irgend ein indisches und/oder buddhistisches Gebet. Beide Kinder haben somit etwas vom anderen mitbekommen.

[blub]

huckepack, bei mir war es damals noch so (öffentliche schule), dass manche kinder zu gewissen anlässen aus religiösen gründen vom unterreicht befreit wurden. Zb kirchgang zu weihnachten für nicht-christen oder schwimmen für muslimische mädchen.
Wenn die eltern auf sowas einen antrag stellen, sollte die schule schon zustimmen, finde ich.
Allerdings fände ich es schon schade, wenn die schule auf gewisse bräuche, die in unserer kultur verankert sind, verzichten muss, weil sie eben religiösen ursprungs sind.

tantchen, nein, es ist keine christliche erfundung. aber das christentum hat diesen brauch eben von den religionen, die es vorher hier gab, übernommen, sowie eigentlich die meisten christlichen bräuche. und wenn man zb mutter natur dankt, dann ist das vielleicht nicht christlich, aber trotzdem religiös (naturreligion), dh gehört in eine strikt religionsfreie erziehung auch nicht rein.

[maryland]

Ich finde es sehr grenzwertig und ja, mich würde es auch stören.

In der Schweiz ist die Trennung von Staat und Kirche nicht klar, bzw kantonal geregelt. Allerdings gibt es die Pflicht von religiöser Neutralität an öffentlichen Schulen.

Erntedankfest zu feiern und den christlich-kulturellen Hintergrund zu erklären finde ich völlig ok, das geht aber auch in neutraler Weise. Beten im Unterricht ist für mich indiskutabel, das darf sie schlicht nicht.

[Krambambuli]

Tagwohl

Wenn es Dich sehr stört, kommst Du wohl um ein telefonat mit der Betreuerin nicht herum.

Ich persönlich finde, dass Erfahrungen (besonders wenn sie nicht negativ sind, so wie diese) gut. Dein Kind wird vermutlich beim Beten komisch umhergeschaut haben, und sich gefragt haben, warum alle die Hände falten, still sind und vielleicht sogar die Augen schliessen und so komisch sprechen.

Ansatt dies abzulehnen, kannst Du Deinem Kind doch erklären was es damit auf sich hat, dass nicht jeder Mensch denkt das es einen Gott gibt, oder wie auch immer Du das erklären magst.

Gruss, von einer Atheistin