Schockiert!!!!!!

Unsere grossen Kleinen und unsere kleinen Grossen. Was uns in diesem Abschnitt der Kinder begleitet, beschäftigt und interessiert.

Moderator: conny85

Vania
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Re: Schockiert!!!!!!

Beitrag von Vania »

Manchmal rege ich mich enorm über unser Schulsystem auf! Solch ein Junge hat in der Regelklasse rein gar nichts verloren, Integration hin oder her! Man sollte solche Schüler zuerst in einer separaten Klasse unterrichten und nachher in die Regelklassen integrieren, wenn sie auch besser im Deutsch sind und ihr Sozialverhalten einigermassen io ist! Dass man jeden Schüler unbedingt in die Regelklasse bringen will, kann ich nicht nachvollziehen! Oder ist man integriert, wenn die ganze Zeit eine Betreuungsperson neben einem sitzt? Diese Meinung gilt übrigens auch für Schweizer Kinder, nicht dass ich da gleich als rassistisch abgestempelt werde!
Und die erste Lehrerin tut mir leid! Sie wird von einem Schüler gebissen und geschlagen!!! und ist am Schluss wahrscheinlich noch schuldig am Ganzen!
Die Aussage der 2. Lehrerin geht natürlich ganz klar nicht!

Yoghurt
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Re: Schockiert!!!!!!

Beitrag von Yoghurt »

Wie soll ein Kind die Sprache lernen, wenn es von den anderen Kindern ferngehalten wird? Und wie soll es sich in die Gesellschaft integrieren?

Und ja, die erste Lehrerin ist schuldig daran, dass sie das Kind geschlagen hat. Sie ist im Gegensatz zum Kind erwachsen, und es ist ihre Aufgabe, auf Provokationen angemessen zu reagieren und bessere Strategien zu haben als ein Kind zu schlagen. Wenn es vorher schon Probleme gab, mit denen sie sich überfordert gefühlt hat, ist es auch ihre Aufgabe, sich Supervision zu holen.

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Selonder
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Re: Schockiert!!!!!!

Beitrag von Selonder »

Ich habe meinem Kind auch schon eins gehauen, als es mich gebissen hat. Das war keine geplante Handlung von mir, sondern ein Reflex aus dem Schmerz heraus. Sicher nicht in Ordnung, aber von mir aus gesehen auch nicht vergleichbar mit einem Schlag als Massregelung oder ähnliches. Ich verstehe die Lehrerin also da ein bisschen und ich könnte auch nicht garantieren, das ich nicht körperlich reagieren würde, wenn einer meiner Schüler mich beissen würde.

Das zweite geht total nicht und ich würde auf jeden Fall das Gespräch suchen.
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+jj+
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Re: Schockiert!!!!!!

Beitrag von +jj+ »

@vania: ich glaube, das kann man nicht so verallgemeinen. z.b. in der klasse von meinem jüngeren sohn - eine 1./2. klasse - hat es einen jungen, der offenbar auch manchmal ausflippt, um sich schlägt und tritt und manchmal herumschlagend von der lehrperson aus dem raum herausgetragen wird. es ist ein paar stunden pro woche jemand zusätzliches für ihn zuständig, aber nicht immer. als ich das zuerst gehört habe, geschildert von meinem sohn, hat mich das etwas erstaunt. vor allem da wir davon nichts wussten. habe es dann beim elterngespräch angesprochen und die lehrerin meinte, ja, es sei schon so, wie geschildert, aber die klasse geht damit sehr gut um und der junge mache fortschritte. und hier hat es nichts mit der sprache oder kultur zu tun.

bei meinem älteren sohn hatte es in der 1. klasse auch einen jungen, der kein wort deutsch konnte beim schulanfang. der war zwar nicht aggressiv, aber am besuchstag sah ich z.b. auch, dass er einfach seich machte anstatt die aufgaben, die er offenbar nicht immer verstand.

Leela
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Re: Schockiert!!!!!!

Beitrag von Leela »

Ich denke das mit der Ohrfeige zu diskutieren, macht keinen Sinn, wenn man nicht dabei war.
Als Massregelung geht das sicher gar nicht aber Bisse tun sauweh und ich habe ebenfalls schon meiner Tochter im Affekt eins gehauen, weil sie in mein Bein biss, schlicht um sie zum loslassen zu bewegen.
Bei einem fremden Kind würde ich sicherlich noch mehr erschrecken und kann beim besten Willen nicht sagen, wie ich reagieren würde.
Jedenfalls nicht stillstehen und auf mir rumkauen lassen ;-)
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Re: Schockiert!!!!!!

Beitrag von Smilie2 »

... ich unterschreibe bei Vania....

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dede
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Re: Schockiert!!!!!!

Beitrag von dede »

Schwups hat geschrieben:dede
Ich glaube nicht, dass ein paar Stunden Fremdsprachenunterricht reicht, einen solchen Jungen zu integrieren. Da ist einiges, bevor er in die Schweiz gekommen ist, falsch gelaufen, dass er noch nicht gelernt hat, dass man nicht beisst und schlägt. Er ist erst seit Herbst in der Klasse. Es müsste ihm vom Schulleiter eine Frist gesetzt werden, in der Zeit hätte, sich zu verbessern, ihm nochmals mit einem Dolmetscher in Anwesenheit der Eltern die Regeln und das gewünschte Verhalten in Schweizer Schule erklären. Wenn sich das Kind nicht gewünscht entwickelt und die ganze Klasse inkl. den Lehrerinnen weiterhin auf den Kopf stellt, dann wäre wohl Einzelunterricht für paar Monate (z.B. zwischen Frühlings- und Sommerferien) sinnvoll, bei dem er vor allem in Deutsch zu unterrichtet und ihm die Regeln und das gewünschte Verhalten in Schweizer Schule beigebracht wird (in den grossen Pausen muss nach draussen gehen, in den kleinen bleibt man im Schulhaus, streckt auf, keine Gewalt, etc.).
Weisst du, oberflächlich gesehen kann ich deine Schlussfolgerung nachvollziehen. Nur stehe ich nicht so sehr auf der Autoritätsschiene, sondern versuche es lieber mit Empathie. Und wenn ich mich in die Situation dieses Jungen einfühle, dann ist es für mich klar, dass es nicht darum geht, ob der Junge weiss, wie man sich verhält. Der Junge ist nicht einfach verzogen und unanständig. Der Junge ist überfordert. Es geht auch nicht um ein paar Stunden Fremdsprachenunterricht. Integration lässt sich nicht erreichen, indem man jemandem das Messer an den Hals setzt. Kinder (und auch Erwachsene) sind keine Hunde oder Soldaten, die auf Knopfdruck Gehorsam zeigen. Ich schaue es einfach auf einer anderen Ebene an. Und dabei geht's auch nicht um Kuschelpädagogik oder was auch immer. Sondern es geht darum, dass man einem anderen Menschen gegenüber mit Respekt und Wohlwollen entgegentritt, sich einfühlsam verhält und über das gewonnene Vertrauen auf einer guten Beziehungsebene die Kooperation und Eingliederung in die Gruppe erreichen kann. Eine LP kann dies aber nicht alleine tun, weil sie sich in erster Linie auf den Unterricht konzentrieren können sollte. Deshalb braucht es zusätzliche Hilfe.
Ausserdem bin ich überzeugt, dass auch der Rest der Klasse bei diesem Integrationsprozess sehr viel lernen kann. Dinge, die genauso wichtig sind wie Lesen, Schreiben und Rechnen. Ansonsten kommt es eben so raus, dass man immer irgendwo schwarze Schafe suchen muss, die die Schuld übernehmen müssen. Sie lernen, dass Ausgrenzung richtig ist. Und dabei geht verloren, dass Integration nur gelingt, wenn alle zusammenarbeiten. Es ist nicht nur die Arbeit des Einzelnen, der sich (gefälligst!) anzupassen hat. Es gehört auch dazu, dass die Gruppe die Bereitschaft zeigt, diesen Einzelnen aufzunehmen und sich so zu verhalten, dass die Eingliederung einfacher passieren kann.

Natürlich kann es Fälle geben, bei denen ein Kind aus der Klasse genommen werden muss, weil gute Integrationsmassnahmen nicht gefruchtet haben. Ich erlebe es aber häufiger, dass diese Integrationsmassnahmen nicht getroffen werden und auf Einzelne gezeigt wird und diesen die Gesamtschuld an der Situation aufgebürdet wird.

Und hey, es geht hier um einen Erstklässler, keinen erwachsenen mehrfachen Straftäter.

Yoghurt
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Re: Schockiert!!!!!!

Beitrag von Yoghurt »

dede, danke für deine Worte, ich finde, du hast das ganz wunderbar auf den Punkt gebracht!

kätzli
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Re: Schockiert!!!!!!

Beitrag von kätzli »

Guten Morgen Zusammen

Also zur Geschichte mit Lehrerin A mit der Ohrfeige: Dazu werde ich der Lehrperson B nichts sagen. Meine Tochter war da nicht dabei sondern kennt das auch nur vom Erzählen. Des weiteren hat dies nichts mit meiner Tochter zu tun. Jemand hat noch gefragt warum ich die Religion zur Sprache bringen will. Das möchte ich gar nicht. Ich wollte nur sagen dass wir unsere Kinder offen erziehen. Sie sollen keine Vorurteile gewissen Religionen gegenüber haben, genausowenig wie Menschen anderer Herkunft gegenüber. Und was Lehrerin B gesagt hat ist ganz klar gegen die Herkunft des Kindes.

Der Stand momentan: Ich habe noch eine Freundin welche Schulleiterin einer anderen Gemeinde ist. Sie riet mir die Schulleitung zu informieren. Gestern habe ich angerufen und die Situation erklärt und auch gleich eingeräumt dass mir durchaus bewusst sei dass ich das von einem 6-jährigen Kind habe..... Da dies aber zwei Kinder zu Hause erzählt haben ich dieser Geschichte nachgehen möchte. Die Schulleiterin meinte nun ich soll mich doch direkt mit der Lehrperson B in Verbindung setzen damit sie Stellungnahme machen kann. Ich sagte ihr meine Bedenken dass ich nicht will dass unsere Tochter danach darunter leiden muss. Sie versicherte mir wenn es soweit kommen sollte ich mich unverzüglich bei ihr melden kann. Nun werde ich dieses unangenehme Telefon heute Nachmittag machen. Gebe euch dann Bescheid. Betreffend der Ohrfeige sagte ich gar nichts. Sie hat mich aber informiert dass anscheinend noch am selben Tag ein Schreiben an alle Eltern der Kinder ging welche in dieser Stunde dabei waren. Und sie sehr bemüht sind dass der Unterricht bald wieder normal weitergehen kann und sie sehr darum bemüht sind dass dieser Junge gut integriert wird.

Noch zum Jungen selbst: Unsere Tochter sagt mir immer er könne nur arabisch und englisch. Da Kinder aber sehr schnell lernen nehme ich an dass er nach 3 Monaten schon ein wenig versteht. Ich habe mich mehr gefragt warum man diesen Jungen in die erste Klasse schickte und nicht in den grossen Kind. Wo er sich nur auf deutsch lernen konzentrieren könnte. Aber Töchterchef meine er werde eben bald bereits 8 Jahre alt. Von daher ist er eben schon eine Klasse hintendrein.

Ich weiss nicht mehr wer, aber jemand meinte solche Kinder hätten nichts in einer normalen Regelklasse verloren. Die Frage ist nur was ist "normal"? Ich finde sehr wohl dass solche Kinder genau in die Regelklasse gehören. ich denke das ist die Beste Integration. Wir hatten damals in unserer Schule solche Deutschklassen. Die waren immer die Aussenseiter. Niemand wollte mit "denen" was am Hut haben. Hätte man diese auf die anderen Klassen verteilt wären sie besser integriert gewesen.

Ich halte euch auf dem Laufenden:-)
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Mila
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Re: Schockiert!!!!!!

Beitrag von Mila »

Ich würde an deiner Stelle gar nichts unternehmen.
Mich schockieren solche Dinge auch nicht dermassen.

Weder die Sachlage bezüglich der Ohrfeige und was ihr vorausging, noch die Aussagen der Lehrerin würden mich persönlich dazu veranlassen.
Die Welt ist nicht perfekt, und ich finde es unendlich viel wichtiger, dass du zuhause mit deinem Kind darüber sprichst.
Ich würde mit meinem Kind sprechen, ihm sagen, dass ich nicht dafür bin, dass diskriminiert wird, dass Gewalt auch im Sinne einer Ohrfeige nicht die Lösung ist, dass man aber in Situationen kommen kann, wo einem halt ein Fehler passiert, weil eine Lehrperson auch ein Mensch ist, und Menschen halt nicht perfekt sind. Wer weiss, was diese Lehrerin selber plagt.

Ich habe mich nie in Dinge eingemischt, die mein Kind nicht direkt betrafen. Und selbst dort habe ich geschaut, was kann mein Kind selber handeln. Wie gesagt, es wird noch viel passieren, bis die Kinder erwachsen sind, und man muss als Mutter dem Kind auch zutrauen, dass es Recht von Unrecht unterscheiden lernt. Ich hab da gute Erfahrungen gemacht.

Quest

Re: Schockiert!!!!!!

Beitrag von Quest »

Mila hat geschrieben:Ich würde an deiner Stelle gar nichts unternehmen.
Mich schockieren solche Dinge auch nicht dermassen.

Weder die Sachlage bezüglich der Ohrfeige und was ihr vorausging, noch die Aussagen der Lehrerin würden mich persönlich dazu veranlassen.
Die Welt ist nicht perfekt, und ich finde es unendlich viel wichtiger, dass du zuhause mit deinem Kind darüber sprichst.
Ich würde mit meinem Kind sprechen, ihm sagen, dass ich nicht dafür bin, dass diskriminiert wird, dass Gewalt auch im Sinne einer Ohrfeige nicht die Lösung ist, dass man aber in Situationen kommen kann, wo einem halt ein Fehler passiert, weil eine Lehrperson auch ein Mensch ist, und Menschen halt nicht perfekt sind. Wer weiss, was diese Lehrerin selber plagt.

Ich habe mich nie in Dinge eingemischt, die mein Kind nicht direkt betrafen. Und selbst dort habe ich geschaut, was kann mein Kind selber handeln. Wie gesagt, es wird noch viel passieren, bis die Kinder erwachsen sind, und man muss als Mutter dem Kind auch zutrauen, dass es Recht von Unrecht unterscheiden lernt. Ich hab da gute Erfahrungen gemacht.

Genau meine Meinung:
Als Eltern kommt man immer wieder in solche Situationen.
Der Vorschlag, die anderen Eltern zu informieren würde bei mir auf taube Ohren stossen....

Gini
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Re: Schockiert!!!!!!

Beitrag von Gini »

Hallo

Ich denke schon, dass die Lehrerin überfordert war resp. ist! Es liegt nun an der Schulleitung zu entscheiden, was dies für Konsequenzen (ich rede mal jetzt nur von der Ohrfeige) haben muss! Klar ist, dass sie ein Coaching oder was ähnliches braucht. Sie braucht Methoden, wie sie reagieren darf/kann, wenn sie provoziert wird. Sie ist 'auch' nur ein Mensch, aber zuschlagen ist ein No-Go!

Ich hatte eine Lehrerin in der Unterstufe, die auch immer öfters Ohrfeigen verteilte. Das erste Mal wurde wohl noch ein Auge zugedrückt, aber da sie zur Wiederholungstäterin wurde, hat sie dies den Job gekostet. Was ich auch richtig finde!!

Nun, die Äusserung die sie gemacht hat, ist schon problematisch, vorallem in ihrem Job. Du kannst dies mit deiner Tochter besprechen, da es sie offensichtlich beschäftigt. Da kann ich mich Mila anschliessen. Sage ihr, es ist nicht ok. Aber gleich deswegen einen Aufstand in der Schule machen, würde ich nicht.

Wie Mila schon schrieb, die Welt ist nicht perfekt.

Ich persönlich würde jedoch der Schule sofort die Türe einrennen, wenn MEIN KIND geohrfeigt wird. DAS GEHT GAR NICHT! Und gewisse Beleidigungen sind sicher auch ein NO-GO. Aber ich finde, da müssen die Eltern des jeweiligen Kindes handeln. Bedingt natürlich, dass dies das Kind zu hause erzählt..oder es den Eltern zu Ohren kommt..

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danci
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Re: Schockiert!!!!!!

Beitrag von danci »

Ich würde es wohl genau so machen, wie Du es gemacht hast. Es ist die Verantwortung von uns allen, dass sich Lehrer unabhängig ihrer eigenen politischen Einstellung mit solchen Bemerkungen zurückhalten. Wir hatten im Gymnasium einen Lehrer, der immer und immer wieder ausländische Schüler nicht direkt mobbte, aber mit Sprüchen provozierte. Mir tut es heute noch leid, damals nichts unternommen zu haben. Ich finde da ein Zeichen setzen gut.

Beim Fall von A sehe ich keine Notwendigkeit, weil ja schon alles in die Wege geleitet wurde. Eine Ohrfeige geht aber nicht, in keinem Fall.
Yoghurt hat geschrieben:Wie soll ein Kind die Sprache lernen, wenn es von den anderen Kindern ferngehalten wird? Und wie soll es sich in die Gesellschaft integrieren?
Ich würde Dir diese Frage gerne als "Betroffene" beantworten, weil ich in diesem Punkt, nicht in dem mit der Ohrfeige, durchaus Vanias Meinung bin. Ich war 7 (2. Klasse), als ich in die Schweiz kam. Und ich wurde in eine sogenannte Integrationsklasse gesteckt, da waren Schüler von der 2.-7. Klasse (damals gab es eben noch nicht so viele), die alle neu in der Schweiz waren und kein deutsch sprachen. Die Idee war, man macht ein Jahr in dieser Klasse, mit reduziertem Schulstoff und Fokus auf die Sprache und die Kultur, danach wechselt man in die Regelklasse, wobei man ein Jahr wiederholt, weil eben der Schulstoff knapp ist, und ist für diesen Schritt besser gewappnet. Zusätzlich hat man die Möglichkeit 3-4 Stunden pro Woche in eine Regelklasse zu gehen, einfach um mal sehen, wie das läuft.

Es stimmt, dass während dieses Jahres kaum eine Integration mit Schweizern stattfand, aber es war trotzdem sehr gut. Man sass da mit Kindern, die in der gleichen Lage waren, konnte die Sprache lernen und Fehler machen, ohne aufzufallen oder Angst zu haben, den Schulstoff zu verpassen und dazu kamen immer wieder coole Sachen, wie ein Stadtbummel mit den Sehenswürdigkeiten oder spezielle Wochen, wo man typische Kinderlieder lernte etc.

Nach einem Jahr (es darf nicht zu lange sein, weil die Integration eben fehlt), wechselte ich. Klar, war es doof, schon wieder zu wechseln, aber die neue Klasse, ich war eine gute Schülerin und durfte darum gleich in die 3., war nicht so furchteinflössend, ich wusste schon, was mich erwartet und verstand praktisch alles, Dialekt kam dann schnell dazu. Ich hatte es auf jeden Fall viel einfacher als ein anderes Mädchen, das gleich aus dem Ausland in die Regelklasse kam, auch wenn sie schon etwas deutsch sprach. Und aus dieser Erfahrung denke ich, dass das der bessere Weg wäre, für beide Seiten. Neues Umfeld, neue Sprache und dann noch der Schulstoff finde ich etwas viel für ein 7jähriges Kind.
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Re: Schockiert!!!!!!

Beitrag von dede »

@danci
Danke für deinen Bericht. Ich sehe durchaus die Vorteile von solchen Integrationsklassen.

Ich denke, dass heute die Einschulung in die Regelklasse im Vordergrund steht. Und reine Integrationsklasse sind wohl nur in Städten organisierbar.

http://www.erz.be.ch/erz/de/index/kinde ... aden_d.pdf

Es kann definitiv nicht sein, dass eine Einschulung in die Regelklasse ohne unterstützende Massnahmen stattfindet, so nach dem Motto: Begrüssung am Ersten Schultag mit der Mitteilung "Vögeli friss oder stirb". Es sollte ausgewählt werden, welche Lektionen der Regelklasse besucht werden und wann der Unterricht separat stattfindet: Deutsch für Fremdsprachige bzw. Deutsch als Zweitsprache. Der Fokus kann auch so im Erlernen der Sprache sein. Und natürlich sollte der Promotionsdruck nicht vorhanden sein. 3-4 Stunden in der Regelklasse finde ich etwas zu knapp. Gerade Musik, Zeichnen, Werken und auch Sport könnten doch wirklich zu einem grossen Teil in der Regelklasse stattfinden. Das sind insgesamt schon mal um die 9 Wochen-Lektionen. Und so kann auch individuell entschieden werden, wieviele Stunden ein Kind in seiner Regelklasse schon verbringen kann und der Übergang in die Regelklasse könnte flexibler gestaltet werden. Deshalb würde ich die Einschulung in die Regelklasse vorziehen, auch wenn das Kind da am Anfang noch nicht so viel Zeit verbringt bzw. in vielen Fächern separate Aufgaben löst.
Der Vorteil von diesem System sehe ich u.A. auch darin, dass solche Integrationsmassnahmen breiter angewendet werden können. Also auch ein Kind dann davon profitieren, welches zu Hause eine andere Sprache spricht, aber seit Geburt in der Schweiz lebt (Bsp: welsche Familie lebt in Bern und spricht zu Hause französisch, also eine rein schweizerische Angelegenheit :wink: ).

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Re: Schockiert!!!!!!

Beitrag von danci »

@ dede
Ich habe einen Teil vergessen: Wir hatten zu dem Zeitpunkt (1989) gerade mal eine solche Klasse für 5 Schulhäuser. D.h. dass diese Regelklasse, die man da besuchte, nicht zwangsläufig die Klasse ist, in die man danach integriert werden sollte. Es war mehr der Sinn davon, einfach mal zu schnuppern, keine Integration. Als ich nach einem Jahr in die Regelklasse wechselte, ging ich in diese in meinem Dorf, vorher war das Schnuppern in einer 2. Klasse des Schulhauses, wo eben die Integrationsklasse untergebracht wird, sonst hätte ich immer hin und her müssen (sind immerhin 20 Min mit dem Bus). Natürlich, wo danach am gleichen Ort weitergefahren wird, machen mehr Stunden evtl. mehr Sinn, aber hier hätte man dann ein Kind in zwei Klassen integriert, um es nach einem Jahr in eine dritte zu schicken. Wobei Du eins unterschätzst: Die Integrationsklasse ist ja auch eine Klasse mit einem Klassengeist, der gepflegt werden will. Das findet nicht in der Mathstunde statt, wo jedes Kind sein Programm hat, sondern gerade im Werken, Turnen etc., wo man interagiert. Auch dort besteht die Möglichkeit die Sprachkenntnisse ungezwungener auszuprobieren. Ich war nach diesen Schnupperstunden auch froh, wieder in MEINE Klasse zu dürfen, auf dem Schulplatz hatte ich aber mit beiden Schülern Kontakt.

Heute wird gross von Integration geschrien, finde ich ja nicht falsch, ich bin ja nicht für langfristige, reine Ausländerklassen, aber ich fand es als fremdsprachiges Kind (aus einer europäischen Kultur) einfach schön, die Integration, ohne diesen Integrationsdruck, vorbereiten zu können. Und für mich ist klar: Ohne Sprache gibt es keine Integration, darum sehe ich es nicht als falsch an, die Sprache zuerst mal vorzuziehen und die eigentliche Integration aufzuschieben. Oder anders: ob ein Kind in der 3. oder 4. Klasse neu in eine Klasse kommt, spielt keine Rolle. Ob es aber mit passablen Deutschkenntnissen und in Kenntnis des Schweizer Kultur in die Klasse kommt oder am Anfang nicht einmal grüssen kann, ist ein riesiger Unterschied.
Die Grosse, 2008
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Yoghurt
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Re: Schockiert!!!!!!

Beitrag von Yoghurt »

@danci
Danke für deinen Bericht!

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Re: Schockiert!!!!!!

Beitrag von badeentli84 »

Warum trifft man keine Entscheidung für den mittleren Weg, nämlich Halb Tag Intensiv Deutschklasse und halb Tag Regelklasse?
Quikquikquik

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bodega
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Re: Schockiert!!!!!!

Beitrag von bodega »

danci, danke für deinen bericht! für welche kinder wäre denn eine integrationsklasse sinnvoll? nur für frisch zugezogene? ich habe jetzt kinder in der klasse, die konnten kein wort deutsch, obwohl ein elternteil fast oder ganz perfekt schweizerdeutsch spricht. dann habe ich kinder, welche kein deutsch sprechen, die eltern aber auch nur ganz wenig oder gar nicht.

sinnvoll fände ich es, wenn die eltern auch vor dem schuleintritt der kinder über unser schulsystem aufgeklärt würden. aber erstens, wer zahlt das und zweitens welche eltern gehen da?

ein schwieriges thema.

lehrperson a müsste sofort eine klassenassistenz bekommen damit mehr zeit für die bedüfnisse der kinder vorhanden sind und schwierige situationen entschäft werden können.

Eule
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Re: Schockiert!!!!!!

Beitrag von Eule »

Guten Morgen
Ich weiss nicht, ich habe da andere Erfahrungen gemacht! gerade In Familien, wo mindestens ein Elternteil sehr gut Deutsch kann, sollte es das Kind auch recht zügig lernen. Aber leider wird das bei uns in den fremdsprachigen Familien auch nicht immer praktiziert, wo wohlgemerkt, die Eltern hier in der Schweiz zur Schule gegangen sind und fliessend Deutsch sprechen. Aber integriert sind die Kinder trotzdem!!! Und dann werden noch Deutschkurse für die Mütter aus anderen Familien angeboten.

Aber ich wollte Euch was anderes erzählen: wir haben seit 4 Monaten einen dritten Sohn :-), weil wir an einem Primarschulaustausch mitmachen. Er konnte kein einziges Wort, noch nicht einmal Hallo, als er zu und kam. nach 2 Monaten verstand er alles, auch teilweise Schweizerdeutsch und von der ersten Stunde an, war er integriert, obwohl er kein Wort sprach, bzw. einfach stur Französisch! Wir hatten zusammen mit der Lehrerin den Sportunterricht am Nachmittag für den ersten Kontakt gewählt und keine 5 Minuten dauerte es und man konnte unseren 8jähriger Sohn aus Frankreich nicht mehr von den anderen Kids unterscheiden. ;-)
Sein Sprechen kam tatsächlich später, vor allem als wir mal Kontakt zu den französischen austauschmädels hatten, die nach Deutschland gegangen waren. Die sprachen nach knapp 3 Monaten fliessend und akzentfrei Deutsch im Alter von 9/10 Jahren!!
Jetzt spricht er teilweise Schweizer Deutsch, aber vor allem recht gutes Deutsch, er schreibt noch schlecht, Mathe ist er oben mit dabei. Seine Leistungen in der Schule sind im Mittelfeld und damit ist er definitiv nicht der Schlechteste in der Klasse! deutsch natürlich eher noch unter 4. er besucht hier , zusammen mit meinem anderen Sohn die dritte Klasse.
er wird noch 2 Monate bei uns bleiben (insgesamt6) und nächstes Schuljahr wird mein Sohn zu ihm in die Familie nach Frankreich gehen und dort die zweite Hälfte der 4. Klasse verbringen. Auch mein Sohn wird keine Vorkenntnisse der Sprache habe und ganz ehrlich, diese jungen Jungs interessieren sich auch nicht für die Sprache, die interessieren sich für das Abenteuer :-) und trotzdem lernen sie ruck-zuck und sind vollkommen integriert!
Gerade ist unser Gastsohn 9 geworden und wir haben mit 11 Kinder, inkl. meiner drei Söhne , ein tolles Fest gefeiert, er geht nachmittags im Dorf klingeln, er serviert ohne Probleme beim Weihnachtsmarkt freiwillig und aus eigenem Antrieb. Er liebt das Leben und ist offen für alles, ein normales Kind eben!

Daher denke ich, dass Integration extrem viel mit der eigenen Einstellung des Kindes (Familie) zu Tun hat und es sicherlich sehr hilft, wenn die Eltern Deutsch reden können und , extrem wichtig, wenn die Lehrerin aufgeschlossen dem Kind gegenüber ist. Denn die Kinder in der Klasse sind es sicherlich. Sie sind neugierig und offen für neues. Jedenfalls haben wir das so von den Kindern erlebt, ganz im Gegensatz zu den Eltern, die grösste Ängste um das Lernen ihrer Kinder hatten, wenn der ausländische Junge in die Klasse kommt. Die sich massiv beim Schulleiter und bei der Lehrerin beschwert haben, dass ein ausländisches Kind in die Klasse kommt. Und der doch lieber in die Kleinklasse gesteckt werden sollte. Sich bei mir natürlich nie erkundigt haben, wer der Kleine ist. Aber alles besser wussten, wo man ein ausländisches Kind unter bringt, damit ja nicht ihre Kinder benachteiligt werden, da der sicher viel mehr Betreuung braucht. Dem war eben nicht so! Klar, die ersten Tage hat er kein Wort verstanden, aber extra Betreuung brauchte er nicht. mein Sohn war sein Coach und die Akzeptanz war sofort da in der Klasse, vor allem von den Mädels.

Ich kann jedenfalls so einen Primarschulaustausch sehr empfehlen :-) wir sind begeistert und die skeptische Lehrerin ist überrascht, wie gut und toll das läuft :-)

Ich wollte einfach einmal ein ganz unkomplizierten Weg von Integration erzählen, von einem 8jährigen, der gerade einmal 4 Monate hier ist und man absolut nicht merkt, wer der Zugezogene auf Zeit ist, wenn man die Klasse besucht oder den Pausenplatz :-) beim Vorlesen hört man es noch ein bisschen, aber das Üben wir weiter jeden Tag ;-)
Zuletzt geändert von Eule am Fr 19. Dez 2014, 08:13, insgesamt 3-mal geändert.
Viele Grüsse
Eule

Eule
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Re: Schockiert!!!!!!

Beitrag von Eule »

Doppelt
Viele Grüsse
Eule

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