Gesprochene Sprache wechseln

Unsere grossen Kleinen und unsere kleinen Grossen. Was uns in diesem Abschnitt der Kinder begleitet, beschäftigt und interessiert.

Moderator: conny85

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haeremai
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Gesprochene Sprache wechseln

Beitrag von haeremai »

Meine Kinder sind bis jetzt zweisprachig, Schweizerdeutsch-Englisch, aufgewachsen. Mein Ex-Mann hat mit ihnen konsequent Englisch gesprochen, die Kinder mit ihm auch, und ich auch mit ihm. Auch unser Au Pair, welches wir bis im März hatten, sprach Englisch mit den Kindern, und umgekehrt. Die zwei kleinen Kinder gehen zweimal pro Woche in eine englischsprachige Spielgruppe, die drei grösseren Kinder gehen einmal pro Woche ins Englisch für Kinder mit Englisch als Muttersprache. Seit bald drei Monaten wohnt mein Ex-Mann nicht mehr bei uns, und seit Anfang Monat wohnt er ganz weit weg. Zur Zeit sind gerade sein Vater und seine Frau zu Besuch, welche Englisch sprechen. Doch danach werden die Kinder viel weniger Englisch hören und üben können. So frage ich mich jetzt, ob ich, die bis anhin Schweizerdeutsch mit den Kindern gesprochen hat, auf Englisch wechseln soll, also mit den Kindern nur noch Englisch sprechen soll? Mein Englisch ist sehr gut. Es wäre für mich Gewohnheitssache, mit den Kindern Englisch zu sprechen, danach wäre es glaube ich für mich kein Problem mehr, also sprachlich sicher kein Problem mehr. Was sind Eure Ansichten dazu?
Ich fände es einfach sehr schade, wenn die Kinder ihr Englisch sozusagen verlieren würden. Sie hören von meinen Eltern, den Nachbarn und natürlich im Kindergarten und Schule Schweizerdeutsch.
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milena
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Re: Gesprochene Sprache wechseln

Beitrag von milena »

Davon würde ich dir ebenfalls ganz klar abraten! Unbedingt in der eigenen Erstsprache mit den Kindern sprechen. (so lauten auch diverse Empfehlungen von Fachpersonen, z.B. in Broschüren für fremdsprachige Eltern.)
Halte nach anderen Möglichkeiten Ausschau. Oder vertraue einfach darauf, dass deine Kinder so lernfähig sind (und bislang sehr viel mit Englisch zu tun hatten), dass sie dies später in kürzester Zeit wieder "neu" lernen bzw. auffrischen können.

niar
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Re: Gesprochene Sprache wechseln

Beitrag von niar »

Ich würde Dir auch abraten vom Aufgeben der Muttersprache. Aber ev wäre 2x pro Woche Znacht in english etwas? Einfach eine fixe Zeit um zusammen englisch zu sprechen?
Niar

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Re: Gesprochene Sprache wechseln

Beitrag von Lady »

Hallo

ich kenne eine Frau, welche mit ihrem Kind konsequent englisch spricht (obwohl nicht Muttersprache), damit dem Kind englisch geläufig ist und es sich mit seinem Vater verständigen kann (Ehe wurde im Ausland geschlossen und auch dort wieder geschieden, er war nie hier in der CH).

Meine Schwester ist mit ihrem Kind aus der Romandie zurückgekehrt und hat nur deutsch mit meinem Neffen gesprochen. Anfänglich war noch Kontakt zu den Grosseltern vorhanden, weil vor allem meine Mutter Dolmetscherin gespielt hat (sie konnten kein deutsch). Mit der Krankheit meiner Mutter ist der Kontakt endgültig eingeschlafen und es besteht kein Kontakt mehr zur Vaterfamilie.

Wenn du den Kontakt mit Vater (wie gut ist sein deutsch?) und Grosseltern und den Kindern aufrecht erhalten willst, ist englisch wahrscheinlich unumgänglich. Wenn dir deutsch mehr ans Herz gewachsen ist, dann unbedingt schauen, dass das Englisch nicht verloren geht (Ferien, eben die Kurse, etc.)

viel Glück
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Phase 1
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Re: Gesprochene Sprache wechseln

Beitrag von Phase 1 »

niar hat geschrieben:Ich würde Dir auch abraten vom Aufgeben der Muttersprache. Aber ev wäre 2x pro Woche Znacht in english etwas? Einfach eine fixe Zeit um zusammen englisch zu sprechen?
Das ist die allerbeste lösung.
Du bist nicht zuständig das deine Kinder das englisch weiterhin reden.
Dafür sollte dein ex zuständig sein.
Wenn du zweimal pro Woche aber ein englisch tag einführst wird das sicher super sein.
Mehr mach aber bitte nicht!

Sunne12
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Re: Gesprochene Sprache wechseln

Beitrag von Sunne12 »

Also ich stehe grad auf dem Schlauch.... Weshalb sollte es schädlich sein mit den Kids aufs englische zu wechseln?
Mir ist das Französische sehr nah auch vom Herz her,ohne dass ich einen Eltern-oder Grosselternteil hätte,der damit aufgewachsen ist. Mein Niveau würde jedoch nicht ausreichen oder vor allem nicht mehr um es den Kids weiterzugeben. Hätte ich aber noch mehr Zeit in der Westsschweiz verbracht würde ich es machen. Es ist toll,wenn man die Möglichkeit hat billingue aufzuwachsen. Also würde ich sagen ist doch einfach die Frage ob du und die Kids das wollen.

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Re: Gesprochene Sprache wechseln

Beitrag von Sunne12 »

Kommt mir noch in den Sinn:meine Cousine ist die ersten vier Jahre mit CH-deutsch aufgewachsen und dann französisch weiter. Französisch war auch nicht die Muttersprache ihrer Mutter.

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haeremai
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Re: Gesprochene Sprache wechseln

Beitrag von haeremai »

Danke für Eure Antworten :D .

@Phase: Ich sehe es nicht als meine Aufgabe, das Englisch aufrecht zu halten, sondern als eine Chance oder Gelegenheit.

@Sunne12: Wohnte denn Deine Cousine im französischen oder einem anderen Sprachraum? Wie hatte das Deine Cousine aufgenommen?

Probieren geht über studieren - Ich habe heute mal ausprobiert, wie die Kinder es aufnehmen, wenn ich Englisch mit ihnen spreche. Kinder 1 und 2 haben zwar kurz etwas verwirrt und enttäuscht dreingeschaut, aber machten dann super mit, haben dann sogar auch Englisch miteinander gesprochen, und auch mit mir. Kind 3 hat geschrien wie am Spiess, was sie oft macht wenn sie Hunger hat und ihr etwas nicht passt. Danach war es auch wieder gut. Sie hat dann auch etwas Englisch mit mir gsprochen. Für Kinder 4 und 5 scheint es keinen so grossen Unterschied zu machen, welche Sprache ich mit ihnen spreche. Nur habe ich natürlich auch gleich mit den Nachbarskindern Englisch gesprochen :lol: . War wohl zu konsequent. Ich habe gemerkt, dass ich grundsätzlich wirklich kein Problem damit habe, Englisch mit ihnen zu sprechen, also vom Englischniveau her, und dass es für die Kinder auch nicht sooo schlimm ist. Mal sehen, wie es weiter geht.
Mein Englisch ist so gut, dass ich in Neuseeland, wo ich fast fünf Jahre lang wohnte, oft für eine Irländerin gehalten wurde :wink: . Also nicht unbedingt perfekt-perfekt, aber schon sehr gut.
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Solvej

Re: Gesprochene Sprache wechseln

Beitrag von Solvej »

Ich bin selber zweisprachig aufgewachsen und meine Kinder wachsen ebenfalls zweisprachig auf (eine meiner Muttersprachen, die ich mit Ihnen spreche + die Sprache meines Mannes). Ich habe keine eindeutige "Herzenssprache" sondern kann zwischen drei Sprachen fliessend wechseln (und träume auch auf Ihnen).
Vorraussetzung sollte ganz klar sein, dass Du gut und sauber Englisch sprichst - also keinen starken Akzent oder grammatische Fehler transportierst.
So wie ich Dich verstanden habe, war Englisch schon vorher Familiensprache, weil Du und Dein Mann so miteinander gesprochen habt. Das heisst, Deine Kinder sind es gewohnt, Dich sprechen zu hören. Ich persönlich würde tatsächlich täglich eine Englische Stunde einführen - z.B. beim Abendbrot. Ganz wechseln würde ich wegen den beiden Kleinsten nicht.

domenico
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Re: Gesprochene Sprache wechseln

Beitrag von domenico »

Also ich denke es ist schon ein grosser Unterschied, ob man eine Sprache künstlich in die Familie einführt (z.B. Englisch bei zwei Eltern, bei denen es nicht die Muttersprache ist), davon wurde hier ja mehrfach zurecht abgeraten. Oder ob man eine Sprache, die bereits in der Familie fest verankert ist, nicht verlieren will. Letzteres ist nicht nur absolut legitim, sondern häufig auch aus sehr wichtig, da sonst die Kinder früher oder später mit wertvollen Bezugspersonen nicht mehr gut kommunizieren können.

Am besten wäre es, wenn die Kinder regelmässig von ein oder mehreren Personen englischer Muttersprache betreut werden könnten. Wenn das nicht möglich ist, fände ich die Idee, dass Du mit ihnen Englisch sprichst als zweitbeste Lösung nicht unbedingt so schlecht. Wenn Du es nur zeitweise machst, wäre es wichtig, Unterscheidungsmerkmale zu schaffen, z.B. zu bestimmten Zeiten oder an bestimmten Orten.

Spricht Dein Ex-Mann einigermassen Deutsch? Wenn nicht, dann wäre es umso wichtiger - auch wenn es vielleicht jetzt gerade nicht danach aussieht, dass die Kinder ihn sehr oft sehen, man weiss nie wie es sich später vielleicht entwickelt, und wenn dann erst mal keine Kommunikation zwischen Kindern und Vater mehr möglich ist, ist dies für die Kinder ein Verlust. Insofern halte ich auch persönlich nicht so viel davon, dass man dies nicht als seine Aufgabe ansehen solle. Ich hatte in meiner Familie eine ähnliche Situation und habe es sehr wohl als meine Aufgabe angesehen, dafür zu sorgen, dass die Kinder noch mit der Mutter kommunizieren können.

Gruss,
domenico

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haeremai
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Re: Gesprochene Sprache wechseln

Beitrag von haeremai »

@domenico: Mein Ex hat so gut wie kein Deutsch gelernt. D.h. so ein paar wenige sehr einfache Sätze, und er kann etwas Schweizerdeutsch verstehen, aber das wars auch schon. Er ist aus Eigeninitiative nach Australien wohnen gegangen (hätte auch hier bleiben können ...), so dass wohl nicht daraus wird, dass die Kinder ihn oft sehen. Er fragt auch nicht nach ihnen, denn es gäbe ja auch Skype & Co. um in Kontakt zu bleiben. Ich sehe es deshalb nicht als meine Aufgabe, im Sinn von Verantwortung und Pflicht, dass die Kinder das Englisch beibehalten. Aber ja, es wird wohl in ein paar Jahren für die Kinder vorteilhaft sein, wenn sie sich dann immer noch mit ihrem Vater verständigen können.

@Solvej: Interessanterweise denke ich, dass gerade die kleinere Kinder vom Englisch profitieren könnten. Die grösseren verstehen Englisch recht und können sich auch gut verständigen darin, aber v.a. unser Kleinster würde nur noch sehr wenig davon mitbekommen. So könnte er sich dann in ein paar Jahren (oder wann auch immer die Kinder den Vater wieder zu Gesicht bekommen werden) gar nicht mit seinem Vater verständigen - und auch nicht mit seinen Grosseltern und Onkel und Tante väterlicherseits. Deutsch und Schweizerdeutsch bekommen die Kinder im Umfeld schon täglich zu hören. Da habe ich keine Bedenken, dass die Kleinen das nicht lernen.
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Jala
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Re: Gesprochene Sprache wechseln

Beitrag von Jala »

Was mir dazu in den Sinn gekommen ist, obwohl ich mich nicht grundsätzlich mit dem Thema auseinandergesetzt habe.
Englisch ist eine sehr wichtige Sprache. Ich würde sie den Kindern unbedingt weitergeben. Nicht aus dem Grund, dass sie mit dem Vater sprechen können (das wäre sein Part). Ich würde es glaub sehr schade finden, wenn meine Eltern super Englisch sprechen würden, aber sie mir diese nicht "gelehrt" hätten, weil es nicht ihre Muttersprache ist. Das mit fixen Zeiten, in denen du Englisch mit ihnen sprichst, tönt für mich gut umsetzbar. Sie können ja bereits Englisch, da geht es ja mehr ums Erhalten, als ums neu lernen.
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mrsweasley
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Re: Gesprochene Sprache wechseln

Beitrag von mrsweasley »

hallo haeremai!

meine mutter und vatersprache ist finnisch, aber ich bin in der schweiz aufgewachsen. schriftlich liegt mir deutsch viel näher. mündlich spüre ich keinen unterschied was den alltag betrifft. ich spreche beide sprachen akzentfrei und fehlerfrei.

mit meinen kindern rede ich hauptsächlich finnisch. natürlich sprechen meine kinder besser schweizerdeutsch. ich möchte von den kindern nicht verlangen, dass sie finnisch sprechen, aber meistens klappts. aber: ich verstehe schweizerdeutsch und führe gespräche mit den kindern im bedarfsfall auch auf schweizerdeutsch.

ich habe mich fürs finnisch mit den kindern entschieden, weil mir versli, liedli etc auf schweizerdeutsch nicht geläufig waren, die finnischen aber aus der eigenen kindheit sofort wieder da waren um die kinder herum. da mir liedli und versli gefallen im alltag, habe ich mich entschieden finmisch zu sprechen mit den kindern.

wenn eure "familiensprache" bisher englisch war und du alle finessen der sprache aus dem ärmel schüttelst, würde ich dich wohl, wenn wir uns persönlich kennen würden, ermutigen, englisch zu sprechen. ob dann alle wörter korrekt sind oder sich "swissismen" (in meinem finnisch ist der fleischchäs immer schweizerdeutsch) einschleichen fände ich jetzt nebensächlich.
wenn die kinder kontakt mit anderen englischsprechenden haben, werden sie neue redensarten lernen und andere wörter.
man würde sich mit bitz wohlwollen verständigen können, mit dem vater oder anderen verwandten.

ein etwas weit her geholtes beispiel könnte eventuell das "pennsylvania-deutsch" sein. das hat sich auch stark verändert im vergleich zum heutigen schweizerdeutsch aber dennoch soll verständigung durchaus möglich sein?

und wenn du kontakt zu anderen englischsprechenden hast, prägen diese das englisch deiner kinder und das deine auch.

was du eventuell auch miteinbeziehen kannst in deine überlegungen: noch haben deine kinder das englisch präsent. wemm du nach einem monat/halben jahr merkst, dass es dir zu viel ist, ist das schweizerdeutsch ja trotzdem noch da, es ist ja nicht fort, wenn ihr hier lebt und eine umkehr wäre leichter machbar als in einem halben jahr auf englisch zu wechseln. (oder so stelle ich es mir vor...)

ich wünsche dir viel glück bei deiner entscheidung. würd mich wunder nehmen, wie du dich entscheidest.

grüssli von mrsweasley






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Ariadne
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Re: Gesprochene Sprache wechseln

Beitrag von Ariadne »

Ich würde dir da eher abraten. Da du ja nicht als Kind Englisch gelernt hast, sondern erst später, denke ich eben doch, dass es nicht in dem Sinne deine Kindheits-Herzenssprache sein kann. Genau wie die Vorschreiberin sagt, sind eben Kinderlieder und -versli etc. auch etwas wichtiges, was man doch wohl irgendwie anders weitergibt, wenn man sie selber aus der Kindheit noch kennt.

Aber was ich noch wichtiger finde: deine Schilderung der Reaktion deiner Kinder auf deinen Sprachwechsel macht doch recht nachdenklich, v.a. das Kind, das nur noch schrie. Weisst du, eine Person hat eine andere Stimme und einen anderen Tonfall in einer anderen Sprache. Für deine Kinder redet da dann irgendwie eine andere Person zu ihnen, bzw. du kommst ihnen anders vor. Und m.E. ist es nicht so relevant, dass sie dich in dieser Sprache bisher auch haben reden hören mit deinem Mann zusammen. Ich selber spreche mit meinem Mann auch eine andere Sprache als Schweizerdeutsch, eben die Sprache, die mein Mann auch mit den Kindern spricht. Sie sind es also auch gewöhnt, mich in dieser Sprache reden zu hören. Trotzdem ist es für sie ganz klar (und wichtig), dass das halt zu mir gehört, wenn ich mit meinem Mann spreche, aber nicht, wenn ich mit ihnen spreche.

Ich habe immer konsequent Schweizerdeutsch mit ihnen gesprochen, um sie nicht zu verwirren, selbst wenn wir bei der Familie meines Mannes waren, die ja kein Schweizerdeutsch versteht. Inzwischen sind die Kinder etwas älter und gefestigt in beiden Sprachen, und so kommt es schon mal vor, dass ich auch bei der Familie meines Mannes in jener Sprache zu meinen Kindern spreche, damit die Familie es auch versteht. Ich habe das meinen Kindern so erklärt, und sie können das nachvollziehen. Aber sie sagen jedesmal, dass sie es total komisch finden, und ich merke das auch an ihnen, sie schauen mich dann irgendwie anders an. Ich kann total nachvollziehen, dass ich für sie dann irgendwie anders bin, als wenn ich Schweizerdeutsch mit ihnen spreche (und das hat nichts damit zu tun, wie gut man die Sprache kann, denn ich kann die andere Sprache genau so gut wie Schweizerdeutsch). Also ich bin überzeugt, dass sie eine Art Verlust spüren würden, wenn ich auf einmal nicht mehr auf Schweizerdeutsch mit ihnen sprechen würde.

Da der Verlust des Vaters für die Kinder schon so real ist, würde ich in deinem Fall wirklich davon abraten, den Kindern auch noch in der Interaktion mit dir die vertraute Muttersprache zu nehmen. Es ist gerade bei deinen älteren Kindern jene Sprache, in denen du von Anfang an mit ihnen kommuniziert hast, das ist etwas enorm Vertrautes und Persönliches zwischen dir und ihnen. Ich würde mir wirklich gut überlegen, was es mit ihnen anstellt, wenn du ihnen das wegnimmst.
LG,
Ariadne

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fenna
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Re: Gesprochene Sprache wechseln

Beitrag von fenna »

ich würds machen.
habs bei meinem gottimeitli beobachten können und war anfangs sehr skeptisch.

die familie weilte immer wieder mal im ausland, die eltern haben konsequent die andere, als die landessprache gesprochen.
alle kinder reden jetzt sehr gut die betreffende fremdsprache und findens toll.

meine mama hat genau aus den oben geschilderten gründen aufgehört, mit mir französisch zu reden (sie meinte, sie könne es nicht gut genug)
ich bin zwar fast fünf jahre lang nur französisch aufgewachsen, davon ist leider heute aber nix mehr zu merken und ich finde es sehr schade, dass sie mir diese zweite "gratissprache" nicht geschenkt hat.

hör auf dich und was dein bauch sagt. und besprich es doch mal mit deinen kindern.

wieso ist englisch mit einigen eventuell grammtikalisch gespickten fehlern schlechter als gar kein englisch? das ist doch purer unsinn!!!

unsere kinder lernen in der schule täglich furchtbares hochdeutsch, trotzdem wird daran festgehalten.

schenk deinen kindern diesen vorteil, vor allem, da sie es ja schon können! denn es geht leider in den ersten jahren sehr rasch sehr viel wieder verloren!

phase
wie kann es des vaters aufgabe sein, wenn er nicht in der nähe ist??? dann machts halt lieber gar niemand?

ich kann diese argumentationen alle in keinster weise verstehen. (ausser jener, dass es nicht gegen den willen der kinder geschehen sollte. aber da gäbe es ja auch verschiedene varianten. zum beispiel einen "englischtag" pro woche oder was weiss ich.)

ich wünsch dir viel energie, den besten weg für euch zu finden.

ps: nicht zuletzt fände ich es schön, noch franz zu können, weil dann eine enorme hemmschwelle wegfallen würde, meinen leiblichen vater zu suchen.... ich hab angst vor dem nicht-verständigen-können. sehr parallel situation zu deinen kindern...
zwei schulkinder

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Ariadne
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Re: Gesprochene Sprache wechseln

Beitrag von Ariadne »

fenna hat geschrieben:meine mama hat genau aus den oben geschilderten gründen aufgehört, mit mir französisch zu reden (sie meinte, sie könne es nicht gut genug)
ich bin zwar fast fünf jahre lang nur französisch aufgewachsen, davon ist leider heute aber nix mehr zu merken und ich finde es sehr schade, dass sie mir diese zweite "gratissprache" nicht geschenkt hat.
Das ist eben genau das, was ich meine: Deine Mutter hat mit einer Sprache angefangen, und dann damit aufgehört! Sie hat einen Wechsel vollzogen. Ich denke, es ist dieser Wechsel, der gefühlsmässig schwer zu verdauen ist für Kinder. Oder zumindest für gewisse Kinder kann das in gewissen Situationen schon sehr schwer sein. Und in so einer Situation ist haeremai ja gerade.

Man muss hier zwei Ebenen unterscheiden: Die eine Ebene ist die pure kognitive Fähigkeit, eine Sprache früh zu erlernen, also die Wissens-Ebene. Das ist eine Chance und ein Geschenk für das Kind, ganz klar.

Die andere ist aber, was mit dem Kind gefühlsmässig passiert, wenn die Mutter auf einmal die Sprache WECHSELT. Da geht es mir absolut nicht um Grammatik oder ob es wichtig ist, die Sprache zu können etc. Es geht mir darum, dass man damit die vertaute Umgangsform mit dem Kind ändert. Man hat nunmal einen anderen Tonfall und eine andere Stimme. Man kann das ja schon bei Babies beobachten; die verstehen kognitiv nix, aber der Tonfall und die Stimme der Bezugsperson sind enorm wichtig. Wenn diese auf einmal eine ganz andere Sprache spricht, sind die Babies völlig verwirrt. Man weiss, dass das nicht gut ist.
Und eben, m.E. macht es keinen Unterschied, ob die Kinder die Mutter schon in dieser Sprache haben reden hören. Meine Kinder hören mich auch oft die andere Sprache reden, aber wenn ich spezifisch mit ihnen rede, finden sie es komisch, ich strahle dann einfach etwas anderes aus. Das habe ich selber übrigens auch erlebt: Meine Mutter hatte eine andere Sprache als Schweizerdeutsch, aber als ich auf die Welt kam, konnte sie Schweizerdeutsch bereits schon relativ gut, und hat also so mit mir gesprochen. Später merkte sie, dass ich zwar wohl durch die Familienbesuche (bei ihrer Familie) ihre Sprache sehr gut verstand, aber ich redete sie nicht (gerne). So wollte sie auf einmal wechseln. Und das wäre von rein Sprach-Lern-Standpunkt sicher nicht schlecht gewesen. Aber für diese andere Ebene war das nicht gut. bzw. ich habe es einfach nicht akzeptiert, ich wollte das als Kind nicht. Für mich war ihr Schweizerdeutsch, selbst wenn es nicht perfekt war, die Sprache, in der ich mit ihr einen vertrauten Umgang seit der Geburt hatte, das wollte ich nicht verlieren. Das konnte ich als Kind natürlich nicht so einordnen geschweige denn ausdrücken, aber ich spürte es ganz deutlich. Von daher kann ich sehr gut nachvollziehen, was meine Kinder meinen, wenn sie sagen, sie fänden mich komisch, wenn ich mit ihnen die andere Sprache spreche (während sie es völlig normal finden, wenn ich sie mit meinem Mann spreche).

Natürlich wäre es toll, wenn die Kinder ihr Englisch beibehalten, keine Frage. Aber ich persönlich würde das nach all meinen Erfahrungen sicher nicht über diesen Weg machen, sondern halt andere Wege suchen, die gibt es ja auch. Ich persönlich finde da das Kriterium der gefühlsmässigen Vertrautheits-Sprache mit der Mutter gerade in der jetzigen schwierigen Situation mit den Kindern wichtiger als diesen Wissens-Vorteil der Kinder, ehrlich gesagt.

Aber eben, das sind zwei völlig unterschiedliche Ebenen. Ich wollte nur darauf aufmerksam machen, dass man diese Vertrautheits-Ebene über all dem Wissensmässigen nicht vergessen sollte. Für kleine Kinder (in so einer schwierigen Situation) finde ich erstere wichtiger. Zumal es hier ja noch dazu um Englisch geht, eine Sprache, die ganz viele Leute (inkl. haeremai selber) auch im Erwachsenen-Alter sehr schnell lernen und gut können, da ist es ja wirklich nicht so, dass man den Kindern unwiederruflich etwas wegnimmt. Und eben, es gibt ja auch andere Möglichkeiten.
LG,
Ariadne

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Re: Gesprochene Sprache wechseln

Beitrag von Lisa-Maria »

Fakt ist doch, dass die Kinder schon Englisch können. Ich finde das sehr gut und würde auf jeden Fall schauen, dass das nicht verloren geht. Später werden sie froh sein eine zweite Sprache perfekt zu sprechen. Egal für was sie es brauchen, ob sich mit dem Vater und den Verwandten zu verständigen oder vielleicht beruflich.
Wenn du gut englisch kannst sehe ich keinen Grund warum du es nicht auch manchmal mit Ihnen sprechen könntest. Du bleibst trotzdem du.


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Re: Gesprochene Sprache wechseln

Beitrag von krista »

Ariadne hat geschrieben: Ich denke, es ist dieser Wechsel, der gefühlsmässig schwer zu verdauen ist für Kinder. Oder zumindest für gewisse Kinder kann das in gewissen Situationen schon sehr schwer sein. Und in so einer Situation ist haeremai ja gerade.

Man muss hier zwei Ebenen unterscheiden: Die eine Ebene ist die pure kognitive Fähigkeit, eine Sprache früh zu erlernen, also die Wissens-Ebene. Das ist eine Chance und ein Geschenk für das Kind, ganz klar.

Die andere ist aber, was mit dem Kind gefühlsmässig passiert, wenn die Mutter auf einmal die Sprache WECHSELT. Da geht es mir absolut nicht um Grammatik oder ob es wichtig ist, die Sprache zu können etc. Es geht mir darum, dass man damit die vertaute Umgangsform mit dem Kind ändert. Man hat nunmal einen anderen Tonfall und eine andere Stimme.
Das ist sehr schön geschrieben, und ich sehe es genauso. Es ist einfach ein Wechsel einer vertrauten Situation.

Ich würde auch versuchen, das Englisch über andere Situationen und Personen beizubehalten: Freunde, Nanny, Filme, Computerspiele etc.
Und für die Kinder ganz Du selbst, und vor allem die, die Du bisher warst, bleiben.

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Re: Gesprochene Sprache wechseln

Beitrag von fläcki »

Mein Mann ist Billingue, die Mutter aus der Romandie. Er spricht mit unserem Sohn nur Französisch. Ich nur Schweizerdeutsch. Familiensprache ist Schweizerdeutsch, da mein Mann beides perfekt spricht, ich aber nicht.
Ich sehe es ähnlich wie Ariadne. Wir hatten vor nicht allzu langer Zeit ein Erlebnis das verdeutlicht, wie sich das Gefühl mit der Sprache ändert.
Unser Sohn ist erst 4.5. Er versteht Französisch problemlos, spricht aber nur ganz selten. Er weiss ja, dass der Vater ihn auch auf Schweizerdeutsch versteht :wink: und wird nach eigener Aussage "erst en français sprechen, wenn er ein Papi ist."
Er hat eine autistische Wahrnehmung und gemäss den Fachleuten ist eine zweisprachige Erziehung bei autistischen Kindern oft extrem schwierig, viele können es gar nicht lernen. Oder aber sie haben ein Faible für Sprachen und kommen gut damit zurecht. Da unser Sohn im hochfunktionalen Bereich des Spektrums ist, scheint er zu Letzteren zu gehören. Er liebt Sprachen.
Aus unterschiedlichen Gründen kamen uns aber irgendwann Zweifel. Wir hatten das Gefühl, aufgrund dieser Besonderheit, könnte die Zweisprachigkeit ein Grund für verschiedene Probleme sein, die wir haben. Man sagte uns auch, es sei gut möglich, dass einige Schwierigkeiten an den unterschiedlichen Sprachen liegen könnten. Langer Rede, kurzer Sinn, wir entschlossen uns, dass mein Mann nur noch an 2 von 7 Tagen Französisch reden sollte.
Mein Mann sprach also Schweizerdeutsch mit unserem Sohn. Und es war richtig, richtig seltsam. Es hörte sich falsch an. Für mich, für ihn, vorallem aber für unser Kind, das sofort verlangte, der Papi solle wieder Französisch sprechen, er klänge blöd und komisch. Und das, obwohl mein Mann im Rest seines Alltags so gut wie nur Schweizerdeutsch spricht. Unser Sohn duldete eine Umstellung schlicht nicht. Auch für mich klang mein Mann plötzlich fremd. Obwohl er mit mir fast nur so redet. Für mich und für unseren Sohn gehört die jeweilige Sprache zu meinem Mann/seinem Papi. Ändert er die Sprache, ändert sich das Gefühl ihm gegenüber. Als mein Mann redet er Schweizerdeutsch, als Vater meines Kindes Französisch. Alles andere hört sich für mich gekünstelt und unecht an.
Ich verstehe, dass du das Englische aus verschiedenen Gründen bewahren möchtest. Es ist ja auch ein Stück Identität deiner Kinder. Ob du selbst dazu die Sprache wechseln willst, ist deine Entscheidung. Oder vielleicht auch die deiner Kinder.
Da bei uns Französisch die schwächere Sprache ist, wir beide sie aber auch als Geschenk an unser Kind sehen, versuchen wir sie interessant zu machen. Bücher, die nur der Papi liest. Ferien in Frankreich, Apps über Dinge die das Kind interessieren auf Französisch. Mal ein Filmli.
Ich denke, selbst wenn das Kind einmal nicht perfekt in seiner Zweitsprache zurecht kommt, sie vielleicht gar nie selber spricht, wird es doch ein Gefühl für unterschiedliche Klänge mitbekommen, es leichter haben, sich einer neuen Sprache zu stellen.

domenico
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Re: Gesprochene Sprache wechseln

Beitrag von domenico »

Ich denke, dass es, falls es gute Gründe gibt und keine andere Möglichkeit besteht die Sprache in der Familie zu erhalten, durchaus sinnvoll sein kann, dass eine Hauptbezugsperson die Sprache wechselt. Ariadne und fläckli beschreiben halt Fälle, wo es nicht geklappt hat, weil das Kind es nicht akzeptiert hat. Es gibt aber genauso Fälle, wo es gut geklappt hat - ich kenne in meinem familiären Umfeld mindestens zwei. (Im einen Fall hat der Vater von Deutsch auf Englisch gewechselt (aufgrund Scheidung), im anderen die Mutter von Italienisch auf Deutsch (aufgrund Umzug). Ich habe gar nicht den Eindruck, dass der Sprachwechsel irgendwelche Schäden hinterlassen hat.)

Ich persönlich finde die Sorgen da etwas übertrieben. Es ist keine Frage, dass es für das Kind eine erhebliche Umstellung ist, die nicht immer reibungslos abläuft. Es kann auch gut sein, dass es bei manchen Kindern einfach nicht klappt. Aber ich denke nicht, dass man es deswegen gleich als schädlich taxieren muss. Vor allem denke ich nicht, dass irgendetwas dagegen spricht, es zu probieren.

Besser wäre es natürlich immer noch, wenn eine Drittperson da wäre, die regelmässig mit den Kindern Englisch spricht. (Aber eben nicht nur eine Stunde pro Woche.)

Gruss,
domenico

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