Asperger Syndrom - Teil 5

Unsere grossen Kleinen und unsere kleinen Grossen. Was uns in diesem Abschnitt der Kinder begleitet, beschäftigt und interessiert.

Moderator: conny85

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AnnaMama
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Re: Asperger Syndrom - Teil 5

Beitrag von AnnaMama »

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tin
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Re: Asperger Syndrom - Teil 5

Beitrag von tin »

Fluchen, Schimpfen, Hauen, werfen kenne ich von meinem Sohn auch zur Genüge..meist aus einer Überforderung heraus. Erst jetzt, mit 9 Jahren, beginnt er seine Überforderung auszudrücken: Er darf sich zwischen rotem und grünem Becher entscheiden. Er hat Angst, sich falsch zu entscheiden, es sind doch beide schön, vielleicht wird er den abgewählten vermissen, die Entscheidung zu bereuen ..kann sich nicht mehr entscheiden..Überforderung
Ich bitte ihn abends die LEGO weg zu stellen, da ich den Boden putzen will...macht er, spielt aber mit jedem Teilchen noch. Es scheint ewig zu dauern..Mir rutscht folgender Satz raus: Mach vorwärts mit Aufräumen, es ist spät geworden, du musst bald ins Bett. Beeil dich..
Und schon haben wir ein kleines Drama: Sohn weiss nicht mehr, ob er sich beeilen soll, aufräumen soll, ins Bett soll oder auf der Uhr schauen soll, wie spät „spät geworden“ ist.. Er ist eben nicht unbedingt der Multitasker, sieht/hört die einzelnen gestellten Aufgaben, sieht den Zusammenhang zu wenig, ist mit so vielen Aufgaben überfordert...
Jetzt kann er leicht gereizt nachfragen:was soll ich jetzt machen? Mich beeilen? Aufräumen, ins Bett gehen oder was? Früher musste er sich öfters körperlich ausdrücken..
Zuletzt geändert von tin am So 18. Nov 2018, 08:15, insgesamt 1-mal geändert.

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AnnaMama
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Re: Asperger Syndrom - Teil 5

Beitrag von AnnaMama »

Hatten eure Kinder im Kindergartenalter schon spezifische Therapien für den Autismus bei Fachpersonen?
Zuletzt geändert von AnnaMama am Sa 17. Nov 2018, 21:30, insgesamt 2-mal geändert.

Yoghurt
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Re: Asperger Syndrom - Teil 5

Beitrag von Yoghurt »

AnnaMama, sei ruhig weiter lieb mit dem Kind. Kurze, knappe Sätze sind tatsächlich sinnvoll, und man sollte sich wirklich zurücknehmen und das Kind nicht "zutexten", weil das für das Kind schnell zuviel ist. Da muss ein neurotypischer Mensch ein wenig umlernen. :wink:

Unser Junior ist im Kindergartenalter, und wir haben bewusst darauf verzichtet, ihn spezifischen Autismus-Therapien auszusetzen. Er bekommt seit dem Kleinkindalter Logopädie und Ergotherapie. Wir haben, wenn immer möglich, darauf geachtet, dass die Fachpersonen, die Junior betreuen, unsere Einstellung teilen. Methoden, die regelmässig mit Bestrafung arbeiten, hätten wir nicht akzeptiert. Ansonsten sind wir Eltern regelmässig mit Autismus-Fachpersonen in Kontakt, und wir besuchen Fortbildungen etc. Und auch von dem Austausch hier im Forum profitiere ich sehr. (Danke euch allen!)

Wie sich ein Kind entwickeln wird, kann man nicht sagen. Wichtig ist für mich, immer eine positive Einstellung zu behalten und immer davon auszugehen, dass sehr viel möglich sein wird. Das ist das Prinzip der selbsterfüllenden Prophezeiung. Wenn man davon ausgeht, dass das Kind nie selbstständig wird, dann wird es das auch nicht. Wenn man aber davon ausgeht, dass alles möglich ist, dann schafft man keine gläserne Decke. Was nicht heisst, dass jeder Autist ein selbstständiges Leben führen wird. Manche brauchen ihr Leben lang Unterstützung oder sogar Betreuung, der eine mehr, der andere weniger. Ich finde es wichtig, nicht (nur) auf ein grosses Ziel zu schauen oder das Kind mit anderen zu vergleichen, sondern jeden noch so kleinen Fortschritt zu sehen und wertzuschätzen. Die Entwicklung verläuft bei Autisten langsamer als bei "normalen" Kindern. Vielleicht wird das Kind nicht mit 20 selbstständig, aber trotzdem kann es nach und nach immer mehr Selbstständigkeit entwickeln.

Ich glaube dir gern, dass euch Kindergärtnerinnen viel Fachwissen fehlt. Ihr hattet bisher ja noch nicht mit dem Thema zu tun, und Autismus ist viel zu komplex, als dass man mal eben ein 2-seitiges Merkblatt lesen könnte und dann umfassend Bescheid weiss. Ich finde es aber toll, wie du dich engagierst und dir (kritische) Gedanken machst!
Zuletzt geändert von Yoghurt am Sa 17. Nov 2018, 22:01, insgesamt 1-mal geändert.

fläcki
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Re: Asperger Syndrom - Teil 5

Beitrag von fläcki »

Hatten eure Kinder im Kindergartenalter schon spezifische Therapien für den Autismus bei Fachpersonen?
Wir haben bis vor kurzem unseren Sohn aus Therapien rausgehalten. Nun geht er in eine Kindergruppe und hat ab und zu Gespräche mit seinem Arzt. Unter Männern :wink: Das will er und da geht er gerne hin, sonst hätten wir damit eh keine Chance.
Er hatte ein Jahr Ergo, die verweigerte er aber mehrheitlich. Er geht seit vier Jahren ins heilpädagogische Reiten. Das liebt er und da macht er mit. In meinen Augen ist das das Beste was ihm passieren konnte. Es half viel bezüglich Muskeltonus, Eigenwahrnehmung und auch sozialem Umgang.
Er bekam die Diagnose mit 3.5. Danach haben wir viele Elterncoachings gemacht, zT. alle 14 Tage. Dazu Marte Meo. Aber unseren Sohn haben wir nicht in Therapie geschickt. Wir halten nichts von intensiver Verhaltenstherapie und bereuen das bis heute nicht. Ausserdem hat unser Sohn generell alles verweigert was man von ihm wollte und nichts hätte ohne Zwang gefruchtet. Wir wählten den langen Weg aber der zahlt sich aus. Dabei geht es darum das Umfeld anzupassen und die Flexibilität des Kindes zu fördern ohne es zu zwingen. Nicht lehren dass man jemandem in die Augen schauen muss, sondern ihm helfen zu merken, warum das von Vorteil sein kann, damit er es irgendwann freiwillig tut.
Dazu kann dir vielleicht Yoghurt etwas mehr schreiben.
Ich habe viel, viel TEACCH basierte Sachen gemacht. Viele Situationen erklärt. Mit Lego nachgespielt oder Plüschtieren. Ihm schon im Voraus mit Lego vorgespielt was kommen wird. Als er noch nicht lesen konnte habe ich alles was kam in einem Heft gezeichnet und den Ablauf mit ihm durchgesprochen. Routineabläufe alle auf Piktos und jeden einzeln eingeübt. Das machen wir bis heute, die verändern sich ja.
Dann viele Körperspiele um die Eigenwahrnehmung zu fördern. Geht Richtung Ergo.
Sensorische Spiele en masse. Am beliebtesten ist bis heute die Reiskiste. Guck mal auf Pinterest nach sensory box. Gibt ab und zu eine Sauerei aber bring enorm viel sensorischen Input und beruhigte bei uns extrem. Auch Bällebad, Karton voller Kirschkerne (hatte es in der Ergo zum reinliegen)
Zuletzt geändert von fläcki am So 18. Nov 2018, 12:56, insgesamt 1-mal geändert.

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AnnaMama
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Re: Asperger Syndrom - Teil 5

Beitrag von AnnaMama »

Ich danke euch ganz herzlich für eure ausführlichen Antworten. Die helfen mir sicher sehr viel weiter.

lulu67
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Re: Asperger Syndrom - Teil 5

Beitrag von lulu67 »

Hallo Zusammen

Ich möchte mich schnell vorstellen, ich habe zwei Töchter Jg. 2008 mit Asperger und ADS
Jg. 2011 mit ADS. Ich finde die Adventszeit und Weihnachtszeit besonders anstrengend.
Heute morgen ist mein Aspiegirlie ausgetickt weil das falsche Geschenk im Adventskalender war.
Es ist generell schwierig ihre Erwartungen zu erfüllen, es ist immer das Falsche. Ich habe mir schon überlegt
nächstes Jahr keinen Adventskalender mehr zu erstellen. Dann gibt es eben nur noch einen Handelsüblichen mit Schöggeli und
nichts mehr individuelles.. Die Diagnose haben wir jetzt knapp 1 Jahr, manches geht schon besser seit wir das Bewusstsein haben an anderen Sachen/Eigenheiten scheitern wir regelmässig.
Wie sind da eure Erfahrungen. Würde mich sehr über einen Austausch freuen.

fläcki
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Re: Asperger Syndrom - Teil 5

Beitrag von fläcki »

@Lulu
Herzlich Willkommen.
Oh ja die Weihnachtszeit...
Der erste Adventskalender den ich gemacht habe war mehr oder weniger nur Geschrei. Unser Sohn hasste Überraschungen. Nun mit acht kommt langsam der Gwunder und es darf auch mal eine Überraschung sein. Aber also ganz süferli. Und ja nicht den ganze Kalender mit Dingen füllen, von denen er nicht im Voraus schon weiss. Wir suchen nun also gemeinsam Dinge aus, an denen er Freude hätte. Und ich suche noch ein paar, von denen er nichts weiss. So scheint er sich wohl zu fühlen. Die Überraschung ist dann halt mehr das "in welchem Säckli ist wohl was?" als der Inhalt selber. Aber so ist der Advent um vieles ruhiger.
Er füllt übrigens auch sein Osternest und seinen Samichlaussack selber. So ist er zufrieden und ich weiss, dass er dann auch Freude hat und vor allem nicht schon Tage lang austickt weil er nicht weiss was kommt. Er weiss eigentlich auch von den meisten Päckli an Geburtstag und Weihnachten, was drin ist.
Lustig finde ich, dass ich die Adventskalendersachen schon den ganzen Monat in einer Kiste auf meinem Bürotisch gesammelt habe und er NIE auch nur einen Blick reingeworfen hat. Grund: "I wott jo dases e Überraschig isch". :lol:
Erwartungen zu erfüllen ist bei ihm auch sehr schwierig. Daher fährt man besser, wenn er weiss was kommt. Wenn Dinge unklar sind, dann wachsen die Erwartungen mit der Zeit in der er warten muss. Und man kann sie dann unmöglich noch erfüllen.

Engeli88
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Re: Asperger Syndrom - Teil 5

Beitrag von Engeli88 »

@Adventskalender: Da mache ich es ähnlich. Bei uns kommt das rein, was bei ihm grad aktuell ist und er im Laden in die Hand nimmt. Letztes Jahr war es Knete, dieses Jahr Badezusätze.

@us: Mittlerweile hat unser Lausbub die Diagnose Asperger. Jedoch passt so einiges was er kann und eben nicht kann (er kann erst wenige Worte) nicht zur Diagnose. Seine Logopädin und seine Heilpädagogin haben da eine andere Vermutung. Wir sehen es gelassen, da er erst 4 ist und Motorisch schon recht weit ist (ist wahrscheinlich seinem sturen Kopf zu verdanken). Jetzt macht seine Heilpädagogin eine Weiterbildung im Bereich Autismus und Lausbub darf sie begleiten. Wir sind gespannt wie er sich weiter entwickelt, welche Inputs sie mit reinbringen wird.
Im Januar geht's zum Schulpsychologen, um ihn bei der Sprachheilschule an zu melden. Denn in einer grossen Klasse hätte er keine Chance sich zu entwickeln, er würde nicht die nötige Ruhe finden. Wir sind der Meinung, dass genau die Ruhe und Geduld das ist, was er braucht um zu sprechen.

Bei uns ist das Einkaufen der Horror. Er will ein Kinder Einkaufswagen. Will selber entscheiden was da rein kommt. Kann kaum ruhig stehen. Seit er in der Spielgruppe und Logo ist, versuche ich diese Zeiten zu nutzen, damit er so wenig wie möglich mit muss.
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fläcki
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Re: Asperger Syndrom - Teil 5

Beitrag von fläcki »

@Engeli
Unser Sohn hatte zwar in der Sprachentwicklung kein Problem, dafür anderes das eher zu frühkindlichem Autismus passen würde. Ich sehe Autismus als Spektrum (heisst ja auch so) und Sohn hat sich halt quer durch bedient :wink:
Sohn konnte auch schon sehr früh Velofahren und war motorisch in vielen Bereichen gut unterwegs. Das erstaunte Psychiaterin, Psychologin und Ergotherapeutin immer sehr. Ist ja tatsächlich nicht so typisch.
Schön dass die HP sich weiterbildet um ihn optimal begleiten zu können.

@Einkaufen
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tin
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Re: Asperger Syndrom - Teil 5

Beitrag von tin »

Herzlich willkommen Lulu
Da kann ich mir gut vorstellen, dass bei euch zu Hause viel los ist mit den Kids..
Ich musste meinem Aspi lange sagen, was im Päckli drin ist und wann genau er es haben kann, da er mit „Ungeplantem und Überraschendem“ gar nicht umgehen konnte.. (wenn mal ein Lehrer sagte:“Morgen gibt es eine Überraschung“ konnte mein Kind meist nicht an den Überraschungstag, weil er aus dem nichts hohes Fieber bekam, welches nach dem Überraschungstag wieder verschwand...)
Aber mit zunehmendem Alter wurde er ruhiger..Jetzt hat er einen „Päckli-Adventskalender“ ohne Vorhersage, was drin ist..Er hippere, hüpfte, fuchtelte zwar schon ein paar Tage vor dem Advent durch die Wohnung (und jetzt immer noch), aber er freut sich auf die Überraschungen..

Sternli05
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Re: Asperger Syndrom - Teil 5

Beitrag von Sternli05 »

Lulu67
Hier dasselbe mit dem Adventskalender. Kann die also nachfühlen.
Habe einen Autisten und einen ADS ler. Der ist aber total sozial und will mich dann trösten wenn der Kleine austickt.

lulu67
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Re: Asperger Syndrom - Teil 5

Beitrag von lulu67 »

Vielen Dank für euren Input 🤗

kick
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Re: Asperger Syndrom - Teil 5

Beitrag von kick »

Hallo lulu67
Unsere Tochter (9jährig) weiss in diesem Jahr auch alle Gschänkli aus dem Adventskalender- sie hat sie mit mir gekauft & beim Einpacken zugeschaut. Das hilft enorm, die Anspannung & Erwartungen im erträglichen Masse zu halten...
Auch beim Geburi war alles klar.. und meine Frage, ob sie dann nicht enttäuscht sei wenn sie bereits jedes Päckli kennt, meinte sie " uh nein, es gibt noch genug Aufregung an diesem Tag..".
In der Schule weiss sie, an welchem Tag sie das Adventskind ist. Mit der Überraschung im Geschenk muss sie leben - da wäre sonst das Schenkerkind traurig...
Was meint deine Tochter zu solchen Strategien?
LG

Engeli88
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Re: Asperger Syndrom - Teil 5

Beitrag von Engeli88 »

Wer von euch hat Erfahrung mit Pecs, Piktos, Gebärde und Pictogenda?
Wir (also wir als Eltern und die Heilpädagogin) haben beschlossen mit mehr unterstützter Kommunikation zu starten. Jetzt darf er mit einer Instax mini über Weihnachten die ganzen Familienmitglieder fotografieren, damit er ein Familienbüchlein hat. Ich bestelle ein Pecs- Ordner, damit die Heilpädagogin (sie sucht die ersten Pictos) nach den Ferien starten kann.
Unser Sohn möchte so viel Erzählen und kann es einfach nicht, resp. niemand versteht ihn.
Wir möchten ihn so auf den Kindergarten vorbereiten.

Am Montag musste er mir unbedingt den "Maa" zeigen, denn er in der Wohnung fand. Er war begeistert und wir zählten die Beine des Zimmermann. :D
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fläcki
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Re: Asperger Syndrom - Teil 5

Beitrag von fläcki »

Wir benutzen viele Piktos, nach wie vor. Sohn ist aber verbal und es geht dabei nicht um das Erzählen ganzer Geschichten. Ist also einfacher als bei euch. Früher konnte er aber trotz gutem Wortschatz die alltäglichen Dinge nicht mitteilen. So hatten wir Piktos für Hunger, Durst, Hilfe, usw. Genaueres wie Apfel oder Birne, habe ich dann erfragt und er konnte antworten, wenn er nicht extrem gestresst war. Sonst habe ich gezeichnet. Dafür hatten wir immer ein Notizheft dabei.
Abläufe wie Händewaschen haben wir mit Piktos beim Lavabo angemacht, damit er sieht wie genau man das macht. Ebenso WC spülen und wie das mit dem rufen läufe, damit jemand kommt. Das ist inzwischen geschrieben, geht einfacher. Braucht es aber noch immer.
Auch Anziehen läuft über Piktos. Diese sind an einem Schlüsselring und variieren. Je nach Wetter oder Situation. In der Reihenfolge in der er sie anziehen muss, Hose über Unterhose, etc. Wenn er etwas anhat, kann er umklappen und sieht was als nächstes dran ist. Ausziehen ebenso. In seinem Kleiderschrank, in der Garderobe, bei den Schuhen sind überall die Piktos die er auch am Schlüsselring hat. Ziel wäre, dass die Schuhe es dann an den Platz schaffen, an den sie gehören :wink: Und dass er alleine seine Kleider aussuchen kann. Das klappt inzwischen manchmal, haben wir geübt. So hilft er auch Kleider einräumen nach dem Waschen. Klappt auch langsam.
Dann hatte er lange Piktos in der Hosentasche mit denen er sagen konnte, dass es ihm zu viel ist, er nach Hause will, dass er aufs WC muss (auswärts).
In der Küche und im Büro hat es Piktos an den Schränken bei denen er fragen muss, wenn er etwas will. In den Schränken mit dem Schul-, Bastel-, Spielmaterial ist alles in Kisten mit Piktos, bzw. Fotos, damit er sieht wo was reinkommt.
Lange habe ich Piktos nach TEACCH auf für allerlei Abläufe benutzt. Wenn wir weggingen habe ich alles per Pikto dargestellt in einem Heft. Das hatte er dann dabei und konnte sich bei einem Ausflug oder auf Besuch orientieren. Nun kann er lesen. Seither hat er bei grösseren Reisen/Ausflügen schriftliche Reisebegleiter die wir im Voraus machen. Da sind alle wichtigen Infos drin, plus Bilder und seine dringlichsten Fragen sind beantwortet. So kann er das immer wieder anschauen
Ach ja und der Wochenplan/Tagesplan war lange mit Piktos (auch als er schon lesen konnte). Inzwischen sind nur noch die Aktivitäten die wir schulisch machen in Piktos. Und da dann zum Teil auch Abläufe.
Die TEACCH-Bücher zeigen das gut auf.
Zum Teil hat Sohn auch eigene Bilder gezeichnet die er für bestimmte Dinge haben wollte. Oder wir haben zusammen welche auf Blanko-Memory-Karten gezeichnet (eben zBsp. "ich will nach Hause")

Mit Pecs und Talker haben wir keine Erfahrung, aber da hat es andere hier die das im Griff haben :wink:

Engeli88
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Re: Asperger Syndrom - Teil 5

Beitrag von Engeli88 »

Danke fläckli für deine ausführliche Antwort.

Ob der Talker noch zum Einsatz kommen wird, wissen wir nicht. Er ist ja "erst" 4Jahre 3Monate alt und hoffen schon ein wenig, dass die Pictos reichen werden.
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buntschatten
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Re: Asperger Syndrom - Teil 5

Beitrag von buntschatten »

@ Engeli
Wir haben Erfahrung mit Portmann Gebärden. So wichtige Sachen wie Nein, Stopp etc. machen durchaus Sinn. Das Problem ist, dass das Kind motorisch imitieren muss. Das ist für Kinder aus dem Autismusspektrum nicht unbedingt so easy. Bilder sind dann eigentlich beibehaltend wichtig - visuell kommt ihnen sehr entgegen. Fotos von der Familie sind super - ansonsten dünken micht Pictos einfacher. Mit Pecs hat mein Kind keine Erfahrung - nur ich. Es wurde uns eher als Sprachtraining präsentiert als wirklich im Alltag zum Mitteilen. Wobei ich auch Kinder kenne, die das bitzli tun.

PS: Fläcki hat Recht - mit Talker und Pecs hat es andere, die das voll im Griff haben :-) .
"Civil rights practise, after all, is fundamentally about who has to change." Kenji Yoshino (2001)

Yoghurt
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Re: Asperger Syndrom - Teil 5

Beitrag von Yoghurt »

Hallo Engeli

Wir haben einen non-verbalen Autisten zuhause. Weil er nicht spricht, hat er die Diagnose Frühkindlicher Autismus bekommen. Seit er drei Jahre alt ist, arbeiten wir mit Pectos bzw. PECS. Mittlerweile hat unser Sohn auch einen Talker. Er kann mittlerweile schon recht gut ausdrücken, was er möchte. Allerdings sucht er sich gern andere Wege, um zu kommunizieren. Gelegentlich benutze ich Pectos, um ihm Strukturen zu erklären. Zum Glück braucht unser Sohn nicht allzu rigide Strukturen und kann auch mit Überraschungen sehr gut umgehen. Darum kann ich die Visualisierung auf ein Minimum beschränken.

buntschatten hat noch die Gebärden nach Portmann angesprochen. Es gibt dazu zwei Apps. Die eine heisst "Wenn mir die Worte fehlen", das sind die "reinen" Portmann-Gebärden. Die andere ist die PORTA-App. Das ist eine Fusion von Portmann- und Tanne-Gebärden.

Engeli88
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Re: Asperger Syndrom - Teil 5

Beitrag von Engeli88 »

Die Porta- App habe ich auch. Finde ich super. Nur leider bin ich in der Familie, bis jetzt, die Einzige die ein wenig Gebärden versteht.
Die Schwiegermutter jammert nur, dass sie ihn nicht versteht. Da sie jedoch nicht die einzige Person ist, die manchmal mühe hat, wäre es gut wenn er ein paar Bilder hätte um etwas zu erzählen. Er ist sehr geschickt, nutzt gerne was er findet zur Kommunikation.
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