Anforderungen 1. Kindergärtner

[chrötli85]

Hallo zusammen

Ich weiss nicht genau was ich erwarte aber ich muss es kurz niederschreiben weil mein Frust grad gross ist.

Ich hatte vor 2 Tagen das erste Gespräch von Junior im KiGa. Er ist seit dem Sommer dort.
Nun... Ich bin leistungstechnisch mehr als verwöhnt von meiner Tochter und bin mir nicht gewohnt das jemand arg kritisiert. Trotzdem war mir von Anfang an klar das dies bei Junior nicht so sein wird - er ist einfach ein anderer Typ.

Was aber kam schockiert mich nach wie vor:
Er male nicht immer in den Linien
Halte die Schere nicht immer richtig
Stifthaltung sei ok
Spreche das S und da Z nicht perfekt aus
Sei etwas unsicher beim bergabrennen
Haben mühe mit sicherem balancieren von Wasserschalen (zu verkrampft)
Lässt sich leicht ablenken
...
Liste lässt sich beliebig weiterführen.

Das einzig positive was sie gesagt hat war das er gut über Gefühle sprechen kann.

Ich hörte min. 3x "Ja da ist er auf der Liste, und wir schauen das im Herbst nochmals genauer an"

Mehr als einmal fragt ich "muss man den das mit 5 und nach 6 Monaten KiGa können" Ja muss man...

Holly molly... Das kann doch nicht sein. Es wurde von 3 Punkt Haltung und Kopfhörer tragen zur besseren Fokussierung gesprochen... Da krieg ich das ko.... Können unsere Kindere Kinder eigentlich auch noch Kinder sein?
Kommt mir vor wie mache Mütter ab jährig auf dem Spielplatz "ohhhh meiner läuft schon, deiner nicht... "

Ist das wirklich das heutige denken. Man kommt ihn den KiGA und kriegt Gümmeli zur richtigen Stifthaltung ectr....?
Da krieg ich die Krise.

[Adshira]

Als Primarlehrerin kann ich mich zu deiner letzten Aussage über die Stifthaltung äussern und da muss ich ganz klar sagen es ist das A und O dass sie von Anfang an die richtige Stifthaltung üben. Alles andere bringen wir schon in der ersten Klasse nicht mehr weg. Da sind wir dankbar wenn sich die Kigä darauf achtet.
Aber alles andere dünkt mich schon auch extrem viel und früh verlangt. Kenne mich aber zu wenig aus bei den Kriterien im Kiga.

[Step]

Sie teilt dir lediglich ihre Beobachtungen mit. Dass sie mehrmals sagt dass das "im Herbst nochmal angeschaut wird" lässt mich darauf schliessen dass dein Kind dafür ja noch Zeit hat, aufzuholen und in den Bereichen sicherer zu werden.
Klingt für mich nach einem ganz normalen Eltergespräch im 1. Kindergartenjahr.
Wir haben im Kanton AG einen Beurteilungsbogen wo wir unter anderem genau diese Punkte die du erwähnt hast besprechen müssen (Schere halten, Stift halten, Konzentration, Motorik).
Wenn sie dir ihre Beobachtungen nicht mitteilen würde, und dann in der Schule etwas auffällig ist, kommt man dann zurück zu ihr und dann müsste sie sich rechtfertigen weshalb sie euch nicht schon früh genug auf gewisse Probleme hingewiesen hat.

[sonrie]

Meien tochter ist auch seit Sommer im Kiga, wir haben das Elterngespräch erst im April. Schlussendlich ist der Kiga aber keine einrichtung in denen Kinder dinge können müssen, sondern eben dort lernen sollen (wie eben Stift richtig halten etc.). Es ist doch ganz normal, dass nicht alle kinder im Kiga alles zum selben zeitpunkt gleich gut können - die einen haben ihre talente mehr im motorischen bereich, die anderen im sprachlichen etc. Ganz abgesehen vom Altersunterschied der kinder - der knapp 4jährige wird eventuell viele dinge noch nciht so gut können wie der 5 jährige Kindergärtler.

Bist du denn sicher, dass die KiGä diese dinge an deinem Sohn kritisiert hat oder kann es auch sein, dass du das irgendwie in den falschen hals bekommen hast? Wenn sie sagt sie schaut das im herbst noch einmal an, dann ist das doch ok? ich bin generell froh wenn sie im Kiga ein Auge auf solche dinge haben (bei uns ists auch ein "Sprachfehler") und uns gegebenenfalls informieren, dass hier handlungsbedarf besteht.
Kinder in dem alter machen in kürzester zeit enorme fortschritte, wenn ihnen erstmal der Knopf aufgeht - das passiert aber nicht bei allen kindern im selben Monat.

[chrötli85]

Es ist mir mehr als klar das die Anforderungen auf Eltern zurückzuführen sind.
Mich tunkte es einfach extrem wie sich alles nur schon in den letzten 5-6 Jahren verschärft hat.
Das macht mir Sorgen...!

Jedes Kind wird so genau angeschaut und es bleibt kaum Zeit und Raum zur Entfaltung im eigenen Tempo oder den Knopf selbst zu öffnen. Wenn das Gespräch im 2. Kiga (Herbst) so geklungen hätte, wäre es für mich persönlich schon etwas anders.

Bei meiner Tochter waren es noch Anforderungen wie: selbst zu schnäuzen oder den Ärmel zu drehen.

Es geht mir auch nicht darum das Junior so kritisiert wurde... Mir macht mehr die Steigerung der Anforderungen Sorge.
Und das heute so zu sagen jedes Kind irgend etwas hat das korrigiert oder gefördert werden muss.
Aber ja... das ist wohl unser Schulsystem.

@sorie
Sie hat auch gesagt das er in gewissen Dingen nun zur IF geht.
Wie du richtig sagst. Sie machen enorme Fortschritte in dem Alter.
Viele Zeichnen anfangs noch kein Bisschen und nach einem halben Jahr ganze Menschen mit Haaren, Ohren und Fingern.
Ich bin überzeugt das er in einem Jahr alles können wird, nur noch nicht jetzt... Und ich finde, er muss es auch noch nicht können und man muss den Kindern nicht schon das Gefühl geben das sie in einer Sache schlechter sind als andere. Und das tut man doch so...

[chrötli85]

@caperucita
Ich bin wohl auch noch zu emotional bei der Sache.

Andere Wege? Andere Schulen?

[Rose809]

@Chrötli: Ich habe je ein Kind im 1. Kiga (Sohn) und 2. Kiga (Tochter) und ja, ich finde auch, dass die Anforderungen recht hoch sind. Ich würde jedoch die genannten Punkte nicht als Kritik anschauen, sondern einfach als Beobachtung der Kiga-Lehrperson während des Unterrichts. Die Kinder müssen im Kindergarten nicht alles schon können, sondern sind dort, um genau solche Sachen wie Stift richtig halten, Schere richtig halten, etc zu üben und Sicherheit darin zu bekommen. Dein Sohn ist im 1. Jahr und hat noch viel Zeit, diese Dinge zu üben und zu verbessern.
Wir hatten übrigens unser Elterngespräch bereits Ende Oktober (also nach nur 2 Monaten) und haben all diese Dinge auch besprochen. Die Lehrperson hat uns einfach ihre Beobachtungen geschildert, aber als Kritik würde ich dies jetzt nicht auffassen. In ein paar Monaten sieht wahrscheinlich alles schon wieder anders aus und einige Punkte deiner Liste sind dann kein Thema mehr. Vielleicht kommen dafür wieder ein paar neue Punkte dazu, was völlig normal wäre.

Übrigens, meine Tochter gehörte schon von Anfang an zu den stärksten Kindern der gesamten Klasse (Aussage der Kiga-Lehrperson einen knappen Monat nach Kiga-Start), aber auch bei ihr ist noch lange nicht alles perfekt und die Kiga-Lehrperson teilt uns bei jedem Gespräch mit, was es noch zu verbessern gäbe (zB hält sie den Stift immer noch nicht ganz richtig, bei gewissen Aufgaben wird sie schnell nervös, etc), aber das ist für mich noch lange kein Grund zur Beunruhigung. Niemand ist perfekt und das ist auch gut so.

[Ups...]

@chrötli

also, ich habe deinen Text gelesen, und finde ehrlich gesagt nichts schlimmes dabei, was die KiGä gesagt hat...

Ich für meinen Teil würde das als Information annehmen, bei deinem Kind vermehrt gucken, wie er die Schere hält - evt. mehr Sachen machen, wo er eine Schere benutzen muss - öfters mal berg ab rennen - und in Zukunft soll er die Getränkegläser schon gefüllt von der Küche zum Esstisch tragen - dann hat er da gleich auch mehr Übung...

So wie ich das verstehe sind das alles nur Hinweise - ja - es ist halt so - aber was schlimmes ist ja nicht dabei - und es wird halt nur mal weiter geguckt...

was eine 3-Punkt Haltung ist, weiss ich aber nicht!

[sonrie]

Mich tunkte es einfach extrem wie sich alles nur schon in den letzten 5-6 Jahren verschärft hat.
Das macht mir Sorgen...! .

haben sich wirklich "die Anforderungen" so verschärft oder liegt es vielleicht einfach auch an der Kindergärtnerin selber? Ich frage deshalb, weil wir eine ziemlich gechillte KiGä haben die das alles total locker sieht, den kindern zeit gibt dinge in ihrem Tempo zu lernen und da überhaupt keinen stress macht. Ich weiss aber von anderen, dass in anderen Kigas ein ganz anderer wind weht.

[Sternli05]

Bei uns kommt die Heilpädagogin 2x die Woche in den Kiga. Die Kinder lieben sie. Es wir dann mit allen gearbeitet oder mit 2,3 Kindern alleine. Unser Sohn ist nun noch in der Psychomotorik weil er eben auch Probleme mit Stifthalten und schneiden hat. Unser Sohn hatte Probleme mit der Körperspannung und es wurde schon im Kiga therapiert. Irgendwann fanden wir das gugus und dachten er würde seinen Weg schon gehen. Können ja nicht alle Supersportler sein. Heute bereue ich es das wir aufgehört haben. Er ist in der 4. Klasse und bewegungsmäsdig weit hinter den anderen.

Bei vielen kommen solche Sachen mit der Zeit, bei einigen aber eben nicht. Darum schauen sie ja im Herbst noch einmal genauer. Was mich bei Euch nicht schön dünkt, das nicht viel gutes gesagt wurde. Bei uns ist der Fokus stark auf dem Positiven.

[chrötli85]

@sonrie
Das ist gut möglich... Das Protokoll der Kindergärtnerin von Junior ist 1,5 Seiten lang. Bei meiner grossen gabs gar keins.

@sternli
Genau das Gespräch war voll von negativen. Positives gabs kaum was. Das ist es wohl auch was mich wütend macht.
Er kann so vieles sehr gut aber davon war kaum die rede. Bin mir echt am überlegen nochmals anzurufen.

@ups
Den Ausdruck 3-Punkt-Haltung kenn ich auch erst seit Dienstag Das ist die "normale" Stifthaltung mit Daumen, Zeigfinger und Daumen.

[Phase 1]

Hat sie denn auch gesagt was du dagegen tun kannst?
Wenn nicht wars einfach eine Info und mehr nicht.
Ich hab diese Infos immer zu herzen genommen und dann zuhause noch etwas in diese Richtung versucht.
Ausmalen zum Beispiel oder das mit der Schere kann man super üben beim basteln.
Meist könnten Sie es dann relativ schnell.

Ich würd so was locker sehen aber zuhause auch noch etwas in diese Punkte investieren.
Wenn es dann immer noch nicht klappt kann man dann über weitere Schritte diskutieren.

Ich hab übrigens auch eine Lehrerin die vieles nur im negativen sieht. Meist frag ich dann direkt was er den gut macht und da kommt dann auch einiges zusammen.
Sie ist aber jung und sieht im Moment halt nur das was die Kids nicht können.

Übrigens wir haben nun dreiseitige beurteilungsbögen.
Selbst wenn der Punkt " erzielte alle Anforderungen" steht trotzdem darunter in der Bemerkung irgendwas negatives.
Fin das auch schade bei ihr.
Bei der anderen Lehrerin ist das meist nicht der Fall, dort wird sehr viel gelobt und besonders das positive rübergebracht.

[Helena]

Da würd ich mich jetzt nicht so aufregen. Das sind einfach Beobachtungen. Und die Dinge kommen wohl bei fast allen "jungen" (ich nehm an es ist ein Frühlingskind?) Und lieber, sie schauen zu früh als nicht. Und du kannst ja auch zu allen möglichen Förderungsmassnahmen nein sagen.
Nimms nicht so ernst;-). Ich hab das 2. Frühlingskind in der Mühle und nur noch gelacht beim 2. Ist ja logisch schneidet mein normal einscheschultes Märzli schlechter als das zurückbehaltene 1 Jahr ältere.

[Allegra85]

@chrötli
Das ist alles, was ein Kind Ende Kindergarten können muss. Gemäss unseren Kindergrätnerinnen müssen die Kinder aber schon im ersten Jahr mit diesem Massstab gemessen werden (gemäss Harmos?) Aber wenn es alles schon im 1. Jahr kann wäre es ja schon Schulreif. Also denke ich, dass du das wirklich nur als Standort beurteilung sehen musst. Hoffe natürlich schwer, dass dieses negative Denken nicht bis zum Kind durch dringt.

[Malaga1]

Zur Stifthaltung: Bei uns heisst es, das sei mit der Einführung der Basisschrift nicht mehr so wichtig... Mein Sohn kann es nämlich auch noch nicht und er kommt im Sommer in die Schule. Lispeln tut er auch, es wird aber immer weniger und bei uns heisst es immer vor den bleibenden Schaufeln mache man eh nichts. Schulreif ist mein Sohn übrigens ohne einen Hauch von Bedenken. Die KiGä sagte mir gerade gestern, sie fände, wir bräuchten kein Gespräch mehr. Es gäbe nichts mehr zu sagen. Die "Bewertungsformulare" bei den Gesprächen haben mich immer beeindruckt, weil ich fand, dass die Kindergärtnerinnen meinen Sohn sehr gut erfasst haben - mit seinen Stärken und seinen Schwächen - und es auch sehr ernst nehmen. Man könnte ja auch einfach 60 Minuten etwas Smaltalk machen. Ist es vielleicht eine sehr junge Kindergärtnerin, zu der dein Kind geht und der es noch etwas an Erfahrung für so Gespräche fehlt?

[stella]

Im Kanton Bern hat sich die Beurteilung im Kiga vom grossen Kind zum kleinen auch "verschärft"...

Und trotzdem empfand ich die Kindergartenzeit als sehr Ressourcen orientiert. Die Kigä hat den Kids solche Sachen nicht so gesagt, wie sie es im Elterngespräch gesagt hat. Das Gespräch dient zur (Früh)-Erfassung von möglichen Entwicklungsproblemen. Und als Eltern kannst du ja dann immer noch bestimmen, falls man etwas genauer anschauen müsste, ob du das überhaupt möchtest.

Die Kigä hat dir ja gesagt, dass sie dies bis zum nächsten Standortgespräch weiter beobachten und fördern wollen. Das ist ihre Aufgabe. Und ich ziehe den Hut ob all den kompetenten Kigä, die all das im Überblick haben und so gut beobachten können und dies auch noch in Worte fassen können.

caperucita
Ich bin auch der Meinung, dass das System eigene "Probleme" verursacht. Und ich habe mich, aus diversen privaten Gründen, auch umgesehen für andere Schulformen. Ich kann dir sagen, dass es ausser "unschooling" nichts gibt, welches nicht auch beurteilt, klassifiziert und einteilt. In meiner Vision ist Schule aber anders denkbar. Nur ist die Gesellschaft nicht so weit... Wenn man den Lehrplan 21 genauer anschaut, dann merkt man, dass sie sogar noch meilenweit davon entfernt ist. Mein Kind wächst aber nun in der Gesellschaft auf. Im Beruf herrscht u.U. noch ein grösserer Druck. Ich kann ihns nicht von all dem beschützen, ich kann es nicht fern halten davon. Meiner Meinung nach geht es doch darum, die eigenen Kinder so zu stärken, dass solche Beurteilungen, wenn sie denn so fadegrad an ihns herangetragen werden würden, es nicht so treffen würde in seinem Selbstwert. Es gibt doch noch andere Dinge als Schule, Beurteilung und Noten.

[venezuela]

...

[Opti]

Venezuela
Danke. Genau das werde ich mitnehmen an das zukünftige Gespräch. Das gefällt mir.

[Malaga1]

@venzuela: Super geschrieben! Meinen Mann wollte man übrigens schon vor 35 Jahren in eine Therapie stecken weil er nicht schön schreiben und nicht gut turnen konnte. Meine Schwiegermutter meinte dann, man komme auch ohne schön schreiben und turnen weit im leben und genau so ist es heute. Ein Obergstabi ist er immer noch und beim Pingpong spielen trifft er keinen Ball, aber damit verdient er heute sein Geld nicht.

[stella]

caperucita
Nicht im Umkreis von 35 km von da wo wir wohnen.