Lehrplan 21

Unsere grossen Kleinen und unsere kleinen Grossen. Was uns in diesem Abschnitt der Kinder begleitet, beschäftigt und interessiert.

Moderator: conny85

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Manana
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Re: Lehrplan 21

Beitrag von Manana »

Wie ich schon geschrieben habe, bin ich nicht gegen den LP21. Ich kann aber auch verstehen, dass viele Leute Angst haben davor, weil es schon wieder eine Veränderung gibt.
Hier gab es in den letzten Jahren ziemlich viele Veränderungen (Sek1 Reform, Einführung Frühfremdsprachen, Basisschrift statt Schnüerlischrift). Neu kommt nun das veränderte Uebertrittsverfahren ohne Test. Ein Jahr später der LP21.
Meine Kinder stecken da auch mittendrin. Ich hab zwar grad Glück und bei beiden ist dann alles gleich. Viele Eltern trifft es aber hier, dass Kind 1 nach altem Uebertrittsverfahren in die Sek geht und noch Schnüerlischrift schreiben muss. Kind 2 geht nach neuem Verfahren und hat Basisschrift. Noch ältere Kinder hatten noch gar keine Frühfremdsprachen.
Da sehe ich schon eine gewisse Ueberforderung der Eltern, da viele da nicht mehr mitkommen weils dauernd ändert.

Betreffend Sek:
Hier gibts noch die SekP als Vorbereitung aufs Gymi (Aehnlich der Spez. Sek im Kt. Bern) aber die dauert nur 2 Jahre (statt 3).
Wie das dann funktioniert mit dem LP21 ? Das ist dort nicht vorgesehen. Da wird noch daran gearbeitet, wie man das lösen will.
Das ist auch ein Punkt der zwar sicher irgendwie gelöst werden kann, aber der Zeitpunkt der Einführung des LP21 ist vermutlich schon etwas früh.

Der LP21 kommt da eher zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Viele werden vermutlich schon deswegen dagegen stimmen, weil sie grad nicht noch eine Neuerung wollen. Nicht weil sie den alten LP behalten wollen oder einen andern Neuen wollen.
Es geht wohl mehr um einen Zeitgewinn.
Kommen wird der LP21 wohl ohnehin. Die Lehrer machen ja schon Fortbildungen dazu.

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stella
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Re: Lehrplan 21

Beitrag von stella »

Manana
Reformen sind in allen Bereichen des Lebens vorhanden, so auch in der Schule. Im Kanton Bern bekommen wir als LP drei Jahre Zeit für die Umsetzung. Ich habe nicht das Gefühl, dass es mich als LP überfordert.... Und wie schon weiter oben geschrieben, findet ja schon heute vieles nach LP21 statt, denn der Bildungsbereich und darin die LP entwickeln sich ja weiter und so anders ist jetzt dieser LP nicht.

Ihr müsst einfach sehen, dass diese LP der grösste mögliche Konsens aus 21 Kantonen ist. Ich finde es schade, dass wir damit eine tiefgründige Diskussion über mögliche andere Arten, wie man Schule auch noch gestalten könnte, verpasst hat. Leider liegt wohl politisch nicht mehr drin.

Und dass Familien Kinder haben die von Änderungen betroffen sind und solche, die noch nach altem System fahren, das gab es schon immer. Ich hatte z.B. im Franz als letzte Klasse "cours de base" und meine Schwes "bonne chance"... Irgendwo muss der
Schnitt ja gemacht werden.
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Phase 1
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Re: Lehrplan 21

Beitrag von Phase 1 »

Ich hätte auch noch das alte Lehrmittel und meine jüngere Schwester schon frühfranz.
Ich hab das erst in der sek gehabt.
Und meine jüngere Schwester ging Samstag nicht mehr zur Schule während ich noch den ganzen Vormittag in der Schule war.

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stella
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Re: Lehrplan 21

Beitrag von stella »

Ach noch: Sehr viele Lehrmittel basieren schon auf der Kompetenzorientierung: Sprachstarken, Mille Feuille, Clin d'oeil, New World, Mathbuch, Zahlenbuch (haben Anteile), neuere NMM Lehrmittel... das läuft schon seit einigen Jahren...
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Minchen
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Re: Lehrplan 21

Beitrag von Minchen »

Stella
Merci für deine Beiträge.
An den LP95 erinnere ich mich noch. Wir mussten im NMM die Themen grösstenteils selbständig erarbeiten und durften uns nebst unseren Schulunterlagen auch im Internet die Informationen zusammensuchen (was mir sehr gefiel).
Ich habe den Eindruck, unser Dorf ist schon sehr nach LP21 ausgerichtet. Habe letztens mit der 9jährigen Tochter einer Freundin gesprochen und sie hat mir ihre Unterlagen gezeigt. Sie muss sich das Wissen selber aneignen und entscheidet dann auch selber, wann sie soweit ist, die Prüfung über dieses Thema zu machen (jedes Kind hat die Prüfung also an einem anderen Tag. Es gibt einfach ein Tat X, an welchem alle Schüler die Prüfung erledigt haben müssen.) Schüler, Lehrer und Eltern führen auch eine Art Tagebuch untereinander. Stand 3.+4. Klasse.
Eine Nacharin hat mir erzählt, ab der 5.sei es ähnlich. Die Kinder überkommen Pamir (Gehörschütze) und absolvierten Proben und Tests im Schulzimmer, während die anderen Kinder an anderem arbeiteten.

Also muss ich mir das so vorstellen, dass der normale Unterricht, so wie ich ihn kenne, mit der 2. Klasse endet. Ab der 3.übernähmen die LPs mehr einen Art 'Lerncoach'-Funktion.
Ich gebe zu, mich verunsichert das total. Aber nur, weil ichs nicht so kenne und festgefahren bin.
Natürlich wettere ich nicht dagegen. Das wäre gegenüber meinen Kindern kontraproduktiv. Will ihnen keine schlechte Einstellung vermitteln. Sie werden damit aufwachsen und es nicht anders kennen.

Kann ich mir den LP21 in etwa so vorstellen?
Ist der LP21 eigentlich einheitlich? Habe von meiner Nachbarin anderes gehört.
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stella
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Re: Lehrplan 21

Beitrag von stella »

Minchen
Die Organisation deiner Schule sowie die deiner Kids hat nix mit Lehrplan 21 zu tun. Das sind die Lehrpersonen, die diese Form gewählt haben.

Der Lehrplan21 beinhaltet handlungsorientierte Lernziele, die sich am Standende des jeweiligen Zyklus orientiert.

Beispiel Deutsch Schreiben:

Zyklus 1 (Kg bis 2. Klasse, das LZ sollte Ende 2. Klasse beherrscht werden):

"Die SchülerInnen und Schüler können ihren Text in Bezug auf Grammatik und Rechtschreibung überarbeiten.

Die SchülerInnen und Schüler...
können unter Anleitung bei der formalen Überarbeitung erste Regeln beachten: lautgetreue Schreibweise, Wortgrenzen, Eigennamen und konkrete Nomen gross, Satzanfang gross, Punkt am Satzende."

Was ist jetzt an einem solchen Lernziel nicht gut?
Und was ich sehr bereichernd finde: Ich als OS bekomme pro Lernziel auf einen Blick eine Übersicht, wie das ganze aufgebaut ist und woher die SuS kommen.

Lehrpersonen und Schulen werden weiterhin Methoden- und Organisationsfreiheit haben.

Noch zur Schulorganisation deiner Kinder: Jede Organisation und jede Methode ist nicht für alle passend und bei der einen Methode profitieren nicht die gleichen Kinder wie bei einer anderen.
Zuletzt geändert von stella am Di 2. Mai 2017, 13:56, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Lehrplan 21

Beitrag von stella »

Link zu obengenanntem Lernziel:

http://v-ef.lehrplan.ch/index.php?code=a|1|11|4|6|1

Da ist übrigens der ganze LP einsehbar... Da könnt ihr nachlesen, dass der LP nix damit zu tun hat, dass die Kinder in Zukunft sich selber überlassen werden.
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Re: Lehrplan 21

Beitrag von stella »

Sorry Minchen. Habe noch eine Frage überlesen...

Der LP21 ist grundsätzlich für alle Kantone gleich, ABER es werden regionale Eigenheiten berücksichtigt.
Und die Lektionentafel ist nicht ganz starr vorgegeben, ich glaube, bin nicht ganz sicher, hat mich zu wenig interessiert, als dass ich es ganz gespeichert hätte, dass der LP den Rahmen für die Lektionentafel vorgibt und die Kantone sich darin bewegen können.

Und der Fremdsprachenunterricht ist nicht ganz gleich... Während in der Ostschweiz Englisch als erste Fremdsprache gewählt wurde, ist es in den Brückenkantonen Französisch. Da könnte man keinen Konsens finden...
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AnCoRoJe
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Re: Lehrplan 21

Beitrag von AnCoRoJe »

Phase 1 hat geschrieben:
AnCoRoJe hat geschrieben:[quote="Phase 1"
So kann meine älteste nun in die höheren Niveaus in Sprache in Mathe darfs sie aber auf dem tiefen Niveau bleiben weil sie damit nicht klar kommt.
Wäre es immer noch sek und Realschule dann hätte sie die real machen müssen und das nur weil Mathe nicht ihr Fach ist und sie so absolut nicht klar kommt.
Das konnte ich schon vor 24 Jahren, das ist definitiv nichts neues.




Ich bin wirklich zufrieden, aber es steht und fällt auch mit den Lehrern. Bin aber sehr zufrieden hier mit den Lehrern
Echt? Seit wann denn das?

Ich nicht. Vor 24 Jahren war es bei uns strikt nach sek a und b und real eingeteilt. Heute kann Tochter sek a in Sprachen machen aber Mathe und Geschichte in realstufe.
Ist definitiv was neues!

Zum letzten Satz von dir. Ja echt!
Seit längerem schonwieso so überrascht?[/quote]

Ich kenne nur Posts in denen du über die Schule und die Lehrer gewettert hast. Schön, wenn es besser wurde!

LG
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Phase 1
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Re: Lehrplan 21

Beitrag von Phase 1 »

Schulpfleger also mit Ende des lehrerberufes gehst du doch etwas zu weit ;-)

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stella
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Re: Lehrplan 21

Beitrag von stella »

Och Schulpfleger, was ist denn dir für eine Laus über die Leber gelaufen.

Wir müssen eher Angst haben, dass uns die Asiaten im Bildungsbereich überholen. Die gehen da ganz anders daran und produzieren zwar sehr viele gebrochene Menschen, aber halt auch viele, die wirklich top ausgebildet sind und auf deren Schultern die Hoffnung ganzer Familienclans sitzen.

Und noch einmal: Der Lehrplan 21 ist der grösst mögliche politische Konsens. Das haben wir dann aber eher konservativen Kräften wie dir zu verdanken.
Progressive Köpfe würden sich eine Diskussion wünschen über humanistische Bildung und über eine neue Art von Schule (Stichworte Glücksschule, freie Schule Hamburg, Institut Beatenberg, Oberstufenschule Herisau,... um einige Beispiele von anderen Ansätzen zu nennen...)

Wir könnten diskutieren über die Aufhebung von Jahrgangsklassen, darüber, dass man mit einem Kompentenzportfolio jedem Kind sein eigenes Tempo ermöglichen könnte, dass man die Kinder zu Lerngruppen zusammen fassen könnte, über eine offene Schule, in der die Lehrpersonen Leitwölfe und Experten für Wissen und Anwendung von Wissen sind. Darüber, dass die Schule selber vielleicht nicht mehr so viele "Fälle" produziert, wenn man anders an die Kids ran geht...

Aber nein... Statt dessen kommt eine Reform mit diesem LP, die keine echte ist, weil nicht viel Neues. Schade.

Und noch zum SOL: Das ist wiederum eine Methode und hat nichts mit dem Lehrplan zu tun. Genau so wenig, wie es exploratives Lernen oder kooperatives Lernen hat. Der Lehrplan schreibt KEINE Methoden vor. Die Lehrperson hat Methodenfreiheit. Und Sequenzen von SOL haben ihre Berechtigung, genau so, wie Frontalunterricht, Vorzeigen-Nachmachen, entdeckendes Lernen, Werkstatt- und Planunterricht.... Eine versierte LP setzt die Methoden gezielt und gekonnt, durchplant ein, ohne unflexibel zu sein.
Bitte hört auf, Methoden und Lehrplan zu vermischen!!!
Zuletzt geändert von stella am Di 2. Mai 2017, 21:12, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Lehrplan 21

Beitrag von stella »

Schulpfleger
Was ist nun an unterstehendem Lernziel für dich nicht gut? Was ist für dich neu?

Für mich ist lediglich neu, dass ich als OS-LP sehr schnell den Überblick bekomme...
stella hat geschrieben: Der Lehrplan21 beinhaltet handlungsorientierte Lernziele, die sich am Standende des jeweiligen Zyklus orientiert.

Beispiel Deutsch Schreiben:

Zyklus 1 (Kg bis 2. Klasse, das LZ sollte Ende 2. Klasse beherrscht werden):

"Die SchülerInnen und Schüler können ihren Text in Bezug auf Grammatik und Rechtschreibung überarbeiten.

Die SchülerInnen und Schüler...
können unter Anleitung bei der formalen Überarbeitung erste Regeln beachten: lautgetreue Schreibweise, Wortgrenzen, Eigennamen und konkrete Nomen gross, Satzanfang gross, Punkt am Satzende."

Was ist jetzt an einem solchen Lernziel nicht gut?
Und was ich sehr bereichernd finde: Ich als OS bekomme pro Lernziel auf einen Blick eine Übersicht, wie das ganze aufgebaut ist und woher die SuS kommen.

Lehrpersonen und Schulen werden weiterhin Methoden- und Organisationsfreiheit haben.
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Malaga1
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Re: Lehrplan 21

Beitrag von Malaga1 »

Ich wohne im Kanton Zürich und uns steht die Abstimmung noch bevor. Sie heisst "Lehrplanänderungen vors Volk", da man heute zumindest im Kanton Zürich über einen Lehrplan nicht abstimmen kann. Die Initianten mussten also ein Hintertürchen wählen, damit sie über den LP21 eine Volksabstimmung erzwingen konnten. Ich weiss jetzt schon, dass ich nein stimmen werde. Ich finde gar nicht, dass Lehrplanänderungen vors Volk gehören. Für was haben wir Fachpersonen in diesen Bereichen? Und müssen wir dann wirklich bei jeder Hafechäs-Änderung an die Urne? DAS würde einem Lehrplan jegliche Flexibilität nehmen und das kann ja niemand im ernst wollen.

Ansonsten bin ich sehr bei stella und ich vertraue ihr als Fachperson auch wesentlich mehr, wie jemanden, der sich extra für dieses Thema registriert und ich "Schulpfleger" nennt. Ich bin auch nicht der Meinung, dass das Bildungsniveau sinkt. Wenn ich sehe, was meine Kinder heute im 2. KiGa und in der 2. Klasse machen, sind das Welten zu meiner Schulzeit! Was heute sicher extremer ist, ist die Entwicklungs- und Wissensspanne, die die Kinder mitbringen. Die einen können im KiGa kaum eine Schere halten, die anderen lesen schon Bücher. Dieser Gap wird sich kaum mehr schliessen. Das ist aber eine gesellschaftliches Problem und hat nichts mit dem Lehrplan zu tun. Hier könnte man mit frühkindlicher Bildung sehr viel für die Chancengleichheit tun, das ist aber wieder sehr umstritten.

Der Lehrplan 21 wird kaum das Non plus ultra sein, aber auf das können wir bis in alle Ewigkeit warten. Das gibt es nicht. Es wird wie überall Vor- und Nachteile geben. Aber alles Neue ablehnen ist für mich auch keine Lösung.
sie 2009
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Re: Lehrplan 21

Beitrag von stella »

Malaga1 hat geschrieben: Ansonsten bin ich sehr bei stella und ich vertraue ihr als Fachperson auch wesentlich mehr, wie jemanden, der sich extra für dieses Thema registriert und ich "Schulpfleger" nennt.

Stimmt eigentlich! Und ist eigentlich auch ein Bitzi gruselig...
Und he danke. Mir ist das ein wichtiges Thema, weil so viel vermischt wird: Eigene Schulzeit (da haben doch gleich alle das Gefühl, sie seien Fachpersonen für Pädagogik, Methodik und Didaktik), Erfahrungen mit eigenen Kindern, politische Gesinnung, eigenes Umfeld, Lernziele mit Methoden...


Ich bin auch nicht der Meinung, dass das Bildungsniveau sinkt. Wenn ich sehe, was meine Kinder heute im 2. KiGa und in der 2. Klasse machen, sind das Welten zu meiner Schulzeit!

Ich bin zum Beispiel immer wieder erstaunt, wie selbstsicher die Kids Präsentationen halten. (Meine SuS sogar über nachtaktive Tiere auf Franz...


Der Lehrplan 21 wird kaum das Non plus ultra sein, aber auf das können wir bis in alle Ewigkeit warten. Das gibt es nicht. Es wird wie überall Vor- und Nachteile geben. Aber alles Neue ablehnen ist für mich auch keine Lösung.

Ein Lehrplan ist immer rückschauend, denn es braucht eine lange Zeit, bis der entwickelt ist und durch alle Instanzen durch ist. Unser Didaktiker in der Ausbildung (Ich kam um den Wechsel von LP 84 zu LP 95 aus der Ausbildung.) meinte immer, sobald der LP veröffentlicht sei, wäre er veraltet. Hat doch etwas...
Ein Lehrplan ist auch keine Bildungsbibel, sondern ein Orientierungsinstrument.
In meinen Augen führen solche Abstimmungen über ein Manual für einen Berufszweig zu weit. Dafür gibt es in den Kantonen die Erziehungsdirektion und meist eine Bildungskommission. Stellt euch vor, wir würden über das Manual eines Piloten abstimmen!
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stella
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Re: Lehrplan 21

Beitrag von stella »

Puzzli
Meine auch... Am Ende der Schulzeit steht dann, dass die Kids Texte nach grammatikalischen und orthografischen Gesichtspunkte selbständig überarbeiten können. Neu? Nein.
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Minchen
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Re: Lehrplan 21

Beitrag von Minchen »

Einmal mehr Danke, stella, für deine ausführlichen Antworten. Mir war nicht klar, dass LP und Unterrichtsmethoden nichts miteinander zu tun haben und dies im Ermessen der LP liegt. Dieses Thema erachte ich für mich persönlich als äusserst hilfreich bei meiner Meinungsbildung.
stella hat geschrieben:Ein Lehrplan ist immer rückschauend, denn es braucht eine lange Zeit, bis der entwickelt ist und durch alle Instanzen durch ist. Unser Didaktiker in der Ausbildung (Ich kam um den Wechsel von LP 84 zu LP 95 aus der Ausbildung.) meinte immer, sobald der LP veröffentlicht sei, wäre er veraltet. Hat doch etwas...
Das halte ich allerdings für einen wichtigen Aspekt, was die ganze LP-Diskussion betrifft.
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Re: Lehrplan 21

Beitrag von stella »

Minchen
Gerne geschehen. Das ganze Schulwesen ist eben nicht so einfach, wie viele denken... Darum haben Lehrpersonen ja auch eine länger dauernde Ausbildung gemacht. Oft geht dies vergessen, weil viele das Gefühl haben, sie wissen Bescheid, aber stützen auf ihre eigene Schulerfahrung ab und haben einfach den Überblick über eine komplexe Situation nicht.

Wie gesagt unterrichte ich seit knapp zwei Jahren Franz und Englisch nach dem neuen Lehrplan, weil man da eben ein Sprachenprojekt hatte, welches etwas vorgriff. Ich habe viele Fragezeichen, aber darf sagen, dass Sprachenlernen so funktioniert. Die Kids können andere Dinge - z.B. freier sprechen (da standen sie früher recht am Haag...). Wie ich unterrichte (Methode) und wo ich Schwerpunkte setze, das ist in meinem Ermessen und kommt auch heute noch auf die Klasse und den Unterrichtsort an - in Biel unterrichte ich Franz anders als in Meiringen. (Bei mir müssen sie als Beispiel die Verben avoir, être und aller auswendig auf beide Sprachen rechtgeschrieben können.)
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Konfetti
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Re: Lehrplan 21

Beitrag von Konfetti »

Danke auch von mir, Stella, dass du dich hier so einbringst. Bei uns ist der LP 21 in den Startlöchern und wird auf nächstes SJ eingeführt. Ich bin auch als LP tätig und freue mich darauf, nach diesem LP zu unterrichten.
Es ändert sich für mich persönlich kaum etwas, weil ich bis anhin schon kompetenzorientiert unterrichtete. Die Schule wird nicht plötzlich ab August anders sein, als zuvor und ich denke, meine SuS und Eltern werden davon kaum was mitkriegen.
Lg
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Tullia
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Re: Lehrplan 21

Beitrag von Tullia »

Lieber Schulpfleger

Dir ist aber schon klar, dass es auch für SOL-Einheiten (die wir schon seit Jahren auf der Gymnasialstufe unterrichten) eine Lehrperson braucht, die die SuS in die SOL-Einheit einführt, sie während des Projekts begleitet und dieses dann auch mit ihnen abschliesst. Die Lehrperson ist nicht einfach weg.

Und auch für ganze SOL-Einheiten braucht es Basiskompetenzen, schon nur um z.B. Sätze aufzuschreiben. Diese Basiskompetenzen müssen auch mal MIT der LP erarbeitet werden.

Tullia
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Re: Lehrplan 21

Beitrag von Tullia »

Ach ja, zur Kritik des 'Lernbegleiters' (und wie gesagt, ich bin gerne Lernbegleiterin) steht auf der LP21 Website:

"Auch in einem Unterricht, der sich am Erwerb von fachlichen und überfachlichen Kompetenzen orientiert, sind die Lehrpersonen absolut zentral. Sie gestalten zum einen fachlich gehaltvolle und methodisch vielfältige Lernumgebungen und Un­ter­richtseinheiten; zum anderen führen sie die Klasse und unterstützen die Schüler­innen und Schüler pädagogisch und fachdidaktisch in ihrem Lernen."

Ich sehe da nicht mit einem Wort erwähnt, dass die Lehrperson nebensächlich wird.

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