Abklärung Hochbegabung

Unsere grossen Kleinen und unsere kleinen Grossen. Was uns in diesem Abschnitt der Kinder begleitet, beschäftigt und interessiert.

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Papa68
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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von Papa68 »

Die von Ariadne beschriebene intensive Wahrnehmung auf der Gefühlsebene, das andere Denken und die Schwierigkeiten im Sozialen betreffen ja nicht nur die Schule. Auch zu Hause ist das aktuell und oftmals wissen wir nicht richtig, wie wir mit unserem Sohn umgehen sollen. Wenn wir mit ihm geduldiger sind oder ihn einmal mehr in Schutz nehmen als die Mädels, dann gibt es Konflilte mit der Grossen. Wir versuchen, ihr das Problem zu erklären, aber sie fühlt sich dann ungerecht behandelt und so haben wir dann Knatsch mit ihr.
Habt ihr mit solchen Situationen Erfahrungen, die ihr an uns weitergeben könnt?
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Ariadne
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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von Ariadne »

Papa68 hat geschrieben:Die von Ariadne beschriebene intensive Wahrnehmung auf der Gefühlsebene, das andere Denken und die Schwierigkeiten im Sozialen betreffen ja nicht nur die Schule. Auch zu Hause ist das aktuell und oftmals wissen wir nicht richtig, wie wir mit unserem Sohn umgehen sollen. Wenn wir mit ihm geduldiger sind oder ihn einmal mehr in Schutz nehmen als die Mädels, dann gibt es Konflilte mit der Grossen. Wir versuchen, ihr das Problem zu erklären, aber sie fühlt sich dann ungerecht behandelt und so haben wir dann Knatsch mit ihr.
Habt ihr mit solchen Situationen Erfahrungen, die ihr an uns weitergeben könnt?
Ja, wir hatten damit viele Probleme. Aktuell gehen wir zu einer sehr guten Psychologin, die uns unsere Tochter wahnsinnig gut "erklären" kann. Ich bin manchmal fast verzweifelt, weil ich viele ihrer extremen Reaktionen nicht verstehen konnte, oder wie sie so sehr sich selber im Weg steht. Nun gelingt das schon viel besser, und meine Tochter macht selber ein Mentorat bei der Frau und lernt selber auch sehr viel über sich.

Wichtig war bei uns aber auf jeden Fall, herauszufinden, wie viel von ihrem extremen Verthalten nun mit der falschen Schulumgebung zusammenhängt. Ich dachte eine zeitlang, dass sie deshalb so intensiv reagiert, weil sie in der Schule nicht die richtige Begleitung bekommt und einfach ganz anders lernt. Sie geht nun in eine Privatschule, die ihrem Lernverhalten vollkommen entspricht und geht dort sehr gerne hin. Sie ist sicher ausgeglichener, wieder öfters sehr fröhlich und insgesamt zufriedener, aber Intensiv und auch impulsiv ist sie immer noch; mit der Begleitung durch die Psychologin (die auf Hochbegabung spezialisiert ist) ist uns klar geworden, wie viel davon eben auch mit der HB an sich zu tun hat.

Mit unserer älteren Tochter können wir gut darüber reden und sie merkt ja auch, dass ihre Schwester einfach anders tickt als sie, aber natürlich ist es für sie nicht einfach. Ich versuche, ihr so viel Aufmerksamkeit wie möglich zu geben, und da sie sowieso schon immer viel mehr meine Nähe gesucht hat als die jüngere Tochter, geht das zum Glück auch ganz gut.
Wir versuchen allerdings, die beiden Kinder gleich zu behandeln. Natürlich ist das schwierig, weil man weiss, dass die gleiche Behandlung bei der Jüngeren ungleich viel schwerer aufgenommen wird und zu mühsamen Situationen führt. Bei uns ist es dann noch so, dass die Grosse viel schneller nachgibt. Das ist für uns oft sehr bequem, weil mühsamen Situationen (in schwierigen Zeiten) dann vielleicht nur 50 statt 100 Mal pro Tag vorkommen ( :wink: ), aber ich versuche stark, meiner älteren Tochter zu vermitteln, dass sie nicht immer nachgeben muss.
LG,
Ariadne

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sonja32
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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von sonja32 »

Ariadne hat geschrieben: Ich will damit nur sagen: HB erkennt man nicht einfach an "guten Noten", ich würde sogar sagen, fast im Gegenteil. Da steckt meistens noch viel mehr dahinter, wie ein völlig anderes Denken, eine sehr intensive Wahrnehmung auf der Gefühlsebene und oft auch Schwierigkeiten im Sozialen.
ja so ist das. es gibt auch die berühmten underarchiever, die ein leben lang unter ihrem potenzial bleiben.

meine tochter ist teil-hb (iq bei 128 oder höher), zus. ADHS.

niemals wäre man drauf gekommen im frühen schulalter dass sie so einen hohen iq hat. ;-).

ja am einfachsten haben es die intelligenten und fleissigen Kinder in unserer volksschule.
Sonja mit iceprincess (20) und kleinronaldo (16)

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Hausdrache
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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von Hausdrache »

Also, ich erlebe unsere Kinder in allem deutlich intensiver, als andere. Habe als Lehrerin ja einen direkten Vergleich ;)
Fand und finde es sehr anstrengend, in so einer Familie. Wenn bei anderen einfach erzählt wird vom Schulalltag, aber eher so am Rande, kommen bei uns zig Dinge, die sie nicht verstehen. Warum werden Kindern ausgegrenzt, warum macht der Lehrer so komische Witze, die sind doch gar nicht lustig, warum müssen wir das so lösen, so ginge es doch einfacher, warum...
Daneben nehemen sie Stimmungen extrem wahr und auch auf. Das hat den Vorteil, dass unsere Grosse extrem gut darin ist, sich in ein Team einzufügen und so bei der Arbeit sehr geschätzt wird. Es hat aber den Nachteil, dass sie sich selber verlieren, oder zu wenig auf sich und ihre Bedürfnisse achten. Und sie können, wenn sie sich ungerecht behandelt fühlen, oder in eine Ecke gedrängt, das Gegenüber gnadenlos fertig machen, weil sie genau wissen, wo die Schwachstellen sind.
Sie Erfassen Situationen in Sekundenbruchteilen. Leider ist das Umfeld dann oft noch nicht so weit. Unsere Grosse hat als Kind Stimmungen gespürt und erzählt, die sich dann wenige Wochen später als richtig erwiesen. So hat sie zum Beispiel als Jugendliche einen Selbstmord verhindert, in dem sie das erzählte und die Erwachsenen reagieren konnten.


Schule
Es ist klar, die Schule macht die Kinder nicht intensiver. Aber, wir haben gemerkt, dass ein passendes Schulumfeld extrem viel ausmacht und deutlich zur Entspannung der Situation beitragen kann. Bei uns hat Privatschule sehr viel gebracht und uns ein für uns "normales" Familienleben beschert. Wenn sie in der Schule dauergefrustet sind, verstärkt es halt viele Verhaltensweisen noch zusätzlich. Leider, so sehen das mein Mann und ich, hat sich die Schulsituation mit den integrativen Schulen zu ungunsten für die starken Schüler verändert. Es dreht sich, zumindest hier, alles um die Schwachen. Zig Förderangebote für sie. Unsere hatten sehr viel tote Zeit. Zu unserer Zeit war es für die Schwachen deutlich schlechter, aber dadurch, dass Leistung sehr hoch im Kurs stand, waren wir gefordert. Wir hatten noch eine Übertrittsprüfung an die Oberstufe, da wurde sehr viel gearbeitet in der sechsten Klasse und es war auch für uns oft Herausforderung genug.

Papa
es gibt kein Rezept, ich denke, das ist die Schwierigkeit, mit der wir leben müssen. Bei uns hilft, dass ich mir sehr viel Zeit für einzelne Kinder nehme. Wirklich einfach Zeit nur für eins. So nehme ich meist nur eines mit zum Einkaufen, dann können wir auf dem Weg reden, ich backe nur mit einem einen Kuchen, oder auch mal mit zweien, während das Dritte für sich sein kann. Auch finde ich schon, dass auch in der Familie, die Kinder akzeptieren können, dass nicht für alle das Gleiche gilt. Wichtig ist, dass alle "Ausnahmen" haben, oder ihre Besonderheit. Was auch sehr hilfreich war, war zu schauen, was für spezielle Begabungen hat jedes und diese gezielt zu fördern und sie darin zu bestärken. So näht bei uns eine wunderbare Dinge und ist da der Spezialist hier. Die Grosse ist eine Turnerin, mehrfache Schweizermeisterin und da halt unser "Spezialist". Die Jüngste ist Posauenenverrückt und unser Musikus. Die Zweite ist unsere soziale, die mit allen gut kann, für alle ein gutes Wort findet und unsere Köchin.
Das hat bei uns sehr viel gebracht, dass sie sich irgendwo als besonders erleben durften in der Familie und dass dann auch die Geschwister sich oft Rat holen, bei dem, der es besser kann. Auch bei den Hobbies auswärts haben wir darauf geachtet, dass sie verschiedene Bereiche haben und so auf ihre Kosten kommen. Da war es zum Teil sehr wichtig, dass die Schwester nicht dabei ist.
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LinaT
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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von LinaT »

Hallo zusammen,

ich melde mich auch wieder mal. Momentan ist bei uns eher ruhig, aber ich befürchte, die nächste Krise ist im Anmarsch. Inzwischen war ich ich bei SPD, neuen Termin haben wir nicht gekriegt, müssen also bis 8. Mai mit Abklärung warten. Ich bin recht nervös, und frage mich ständig, was ist wenn:
1. Er macht diesen Test und ist HB --> Hilfe von der Schule ist eh nicht in Sicht. / Überspringen kommt nach wie vor eher nicht in Frage, da Sozial hinkt er noch hinter her. Der Lehrer, der für die HB da wäre, wird ab nächsten Jahr Weiterbildung machen und und und...
2. Er macht diesen Test und ist "normal" (was die SPD nicht glaubt) --> Hilfe von der Schule ist nicht in Sicht, alles bleibt wie es ist, ihm ist langweilig, sein Verhalten ist auffällig etc etc....

@Meieli - unsere Kinder sind in gleichem Alter, vielleicht hilft dir das:
Was bei unserem Junior hilft (für kurze Zeit), ist, wenn ich ihm irgendein Thema gebe, die er "verdauen" muss. Letzten Monat war das alles über Pubertät. Sie hatten in der Schule Thema "körper" und er wollte genauer wissen warum es geht (wohlgemerkt - sozial ist er voll hinterher, aber das Thema hat ihm total fasziniert). Ich habe gemerkt, dass unser Aufklärungsgespräch ihm zu wenig brachte, also durfte er sich in die Bibliothek ALLE Bücher die er gefunden hatte zum diesen Thema holen(ca. 15!) und innerhalb von zwei Wochen hat er diese mehrmals gelesen (sind auch nicht so dick gewesen und für die Jugendlichen bestimmt und zum Glück liest er sehr gerne). Und wir hatten einen entspannten Monat. Jetzt ist das Thema gegessen und die Lage wird langsam aber sicher wieder angespannter. Also, neues Thema muss her... Hat jemand eine idee? :)

Lechuza
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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von Lechuza »

Unsere Tochter ist abgeklärt und ganz klar HB. Die Lehrerin sieht, obwohl sie jetzt den Bericht und den ausgewerteten IQ-Test erhalten hat, immer noch keinen Handlungsbedarf. Gestern z.B. kamen wieder Hausaufgaben heim, da sträuben sich mir die Nackenhaare. Plusrechnen bis 10, das Thema ist nun wirklich durch (nicht nur bei meiner Tochter denke ich). Im Schulgesetz unseres Kantons steht ganz klar drin, dass HB-Kinder durch die Lehrperson gefördert werden müssen. Zudem ist beim Kanton ein Coach für die Lehrpersonen mit HB-Kindern angestellt, trotzdem sträuben sich wohl viele LP...
Was wir versuchen ist, unsere Tochter zu Hause in der Freizeit im Rahmen unserer Möglichkeiten zu fördern. Sie erhält z.B. einmal die Woche Englisch-Unterricht, geht seit kurzem in einem Chor singen, liest viele Bücher (das Antolin-Login konnte ich für sie immerhin schon mal erkämpfen) etc.
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AnnaMama
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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von AnnaMama »

Ich verstehe es einfach nicht, dass sich LP so sträuben mind. minimal was für die HB-Kinder zu tun. Manchmal bräuchte es meiner Meinung gar nicht so viel, dass sich die Schulsituation verbessern würde. Gerade bei den Hausaufgaben wäre es ja einfach, den Kindern Aufgaben zu geben, die herausfordernder sind.
Wir machen im Moment die selben Erfahrungen mit unserem Jüngsten. Vor einer Woche hatte wir das Elterngespräch und die Lehrerin meinte, dass er bei Wiederholungsaufgaben halt "durchbeissen" müsse. Sie könne ihm nicht immer andere Aufgaben geben und möchte nicht, dass die anderen SuS fragen warum er andere Aufgaben lösen dürfe. Wir merken aber, dass er beim "Durchbeissen" immer gereizter wird und häufiger reklamiert. Wir haben nun mit der Lehrerin nochmals einen Gesprächstermin vereinbart und werden das Thema ohne unseren Sohn besprechen.

@Lechuza
Unser Jüngster ist in der 4. Klasse und musste in den letzten Wochen das 1x1 repetieren und Aufgaben im 100er Raum lösen. Es mag ja sein, dass einzelne MitschülerInnen in seiner Klasse diese Übungen noch brauchen. Aber warum muss man das mit der ganzen Klasse machen? Von individualisiertem Unterricht kann hier keine Rede sein.
Wir schauen auch, dass unser Sohn in der Freizeit gut ausgelastet ist, sind aber auch sehr auf der Hut, dass ihm die Schule nicht verleidet. Bis jetzt lief es sehr gut, aber wir merken, dass seine Lust langsam schwindet. Wir haben bei unserem Ältesten erlebt, was passiert, wenn ein Kind unterfordert ist ... Schulunlust, Bauchschmerzen, Agressivität zu Hause ... das möchten wir beim Jüngsten mit allen Mitteln verhindern.

Lechuza
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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von Lechuza »

@AnnaMama
Das klingt ganz nach unserer Lehrerin, mit Durchbeissen etc., ich könnte die Wände rauf gehen :evil:

Unsere Schule führt die Klassen sogenannt integrativ, d.h. in der Klasse meiner Tochter ist unter anderem auch ein Junge mit Asperger-Syndrom. Er erhält Förderung und Ausnahmen so wie er es braucht (zum Glück), daher verstehe ich noch weniger, weshalb das bei unserer Tochter nicht gehen soll.
Letzthin habe ich mit einer Lehrperson (nicht von unserer Schule) gesprochen und sie meinte, dass an der PH während der Ausbildung das Thema HB sozusagen nicht behandelt wird. Dementsprechend haben die Lehrer keine Ahnung, wie sie mit solchen Kindern umgehen oder sie erkennen sollen. Welche schlimmen Auswirkungen die permamente Unterforderung in der Schule auf die Kinder haben kann, davon haben sie auch keine Ahnung. Ich glaube da liegt ein grosser Teil des Problems. Es ist halt eine häufig verbreitete Annahme, dass HB-Kinder einfach überehrgeizige Eltern haben...
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AnnaMama
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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von AnnaMama »

Ich denke auch, dass bei den LP noch sehr viel Wissen fehlt. Es gibt welche, die die Förderung wirklich gut im Griff haben, aber ich denke die sind selten. Hier im Forum liest man ja auch immer wieder über Probleme in der Klasse. Ich denke mit den heterogenen Klassen ist es heutzutage nicht einfach zu unterrichten. Mit den jetzigen Strukturen ist es sehr schwierig allen Kindern gerecht zu werden. Wir verlangen ja auch keine 1A Förderung von unseren Kindern, das ist gar nicht möglich. Aber so kleine Schritte wie individualisierte HA müssten in meinen Augen möglich sein. Wir sind gespannt wie die LP von unserem Sohn reagiert beim Gespräch und ob sie bereits ist, etwas zu verändern. Im Sommer gibt es dann aber sowieso einen Lehrerwechsel und dann müssen wir von vorne schauen wie es geht und was möglich ist.
Bei uns in der Gemeinde ist es noch so, dass es Schulhäuser gibt in den Begabtenförderung angeboten wird und in anderen nicht. Leider besuchen unsere Kinder genau das Schulhaus in dem es keine Förderung gibt.

Ich habe bis vor Kurzem auch noch die Meinung vertreten, dass es ja schön ist, wenn die Kinder nicht viel für die Schule tun müssen und eine ruhige Kugel schieben können. Seit den Erfahrungen mit unserem Ältesten denke ich aber def. anders und sehe wie wichtig die Förderung schon in jungen Jahren ist. Er war wahrscheinlich schon die ganze Primarschulzeit unterfordert, war aber sehr genügsam und angepasst und niemand hat erkannt, dass er zu mehr Leistung fähig gewesen wäre. In der 5./6. Klasse ging es dann nicht mehr und wir haben auch zu spät reagiert, da wir uns mit dem Thema HB auch nicht auskannten.

masu
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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von masu »

@lechuza und AnnaMaria
es tut mir sehr leid, dass ihr so wenig Unterstützung von den Lehrpersonen bekommt.
Da dürft ihr aber nicht klein beigeben und bei einem nächsten Gespräch nachfragen, wie es denn mit Individualisierung und Differenzierung aussieht. Es kann und darf nicht sein, dass ein Kind all die Wiederholungen mitmachen muss und sich dermassen langeweilt. Und leider ist es auch ein bisschen die Mentalität der Schweizer, dass man ja nicht über Begabungen reden darf. Folgende Aussage finde ich schon sehr bedenklich: "die Lehrerin meinte, dass er bei Wiederholungsaufgaben halt "durchbeissen" müsse. Sie könne ihm nicht immer andere Aufgaben geben und möchte nicht, dass die anderen SuS fragen warum er andere Aufgaben lösen dürfe". Und warum dürfen andere SuS das nicht mitbekommen? Die Stärkeren bekommen ja auch mit, dass einige Schüler Förderstunden, Nachhilfestunden, Deutschstunden usw. bekommen. Da steht auch den begabten SuS individuelle Förderung zu...
Und sonst mit der ISF (seit ihr eine integrative Schule?) einmal sprechen. Im Auftrag einer Heilpädagogin ist klar auch die Förderung der begabten SuS

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Hausdrache
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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von Hausdrache »

Ohje, das tönt ganz wie bei uns. Da hiess es bei unseren auch immer, sie müssten lernen Geduld zu haben, warten zu können, oder halt auch Routineaufgaben lösen. Dass ein Kind nach dem vierten Mandal ausmalen in einer Woche doch auch mal genug hat, das wollten sie aber nicht hören.
Bei uns wurde es aber der Oberstufe besser. Wobei ich da im Moment dafür ein anderes Fragezeichen habe. Unsere Dritte ist mathematisch wirklich top unterwegs. Da kam sie doch gestern nach Hause und meinte: Ist nun eins eine Primzahl oder nicht? Ich habe ihr erklärt, dass es keine Primzahl sei, weil per Definition nur Zahlen die grösser als eins sind, Primzahlen sind und eins einen Sonderstatus inne hat.
Nur, der Lehrer fand, eins sei auch eine Primzahl, weil das wenigstens alle begreifen würden, es sei zu kompliziert, wenn man ihnen erklären würde, dass 1 eine Ausnahme ist.
Da sie in der Sek ist, wegen ihrer schweren Lega, wird vieles runtergebrochen. Sie könnte es aber richtig lernen und es stört sie auch, wenn sie zu Hause von den Schwestern anderes aufgeschnappt hat, als was dann der Lehrer erklärt. Da habe ich dann endlose Diskussionen. Nuja, sie ist klever genug, für den Lehrer 1 als Primzahl aufzuschreiben und doch zu wissen, dass es keine ist.
Aber irgendwie finde ich es auch traurig, wie tief das Niveau zum Teil ist. Und Begabungsförderung in einem Fach, ist bei ihr halt nicht möglich.

Tija, irgendwann sind sie dann aus der Schule raus. Habe einiges erlebt bei unseren Kindern und bin froh um jeden Schultag, den wir mit Würde hinter uns bringen. ;)

Aber die Schulzeit kann sehr lange dauern, wenn die Kinder auf so wenig Verständnis und Unterstützung bauen können. Und alles zu Hause auffangen, geht irgendwie auch nicht. Unsere machen sehr viel in der Freizeit, aber die Schulstunden sind dennoch zum Teil einfach nur endlos langweilig. Und leider sitzt man als Schüler viele Stunden in dem Unterricht.
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Netterl
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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von Netterl »

Ja, auch hier handreich. In D ists gar noch schlechter, zumindest in Bayern. Weiß nicht wie es in anderen Bundesländern ist. Aber auch bei uns: Arbeitsverhalten miserabel, daher könne er nicht springen. Die Intelligenz wurde von den LPs erkannt, aber damit umgehen konnte niemand.
Wir übrigens auch nicht. Vieles wurde mir erst im nachhinein und im Austausch klar.

Mir fällt noch ein: Die Rektorin war neu in der letzten Klasse meines Sohnes und meinte, dass der am Gym durchstarten würde. Ich konnte das damals nicht glauben, aber nach einer harzigen Anfangszeit wars tatsächlich so und hält zum Glück noch an.
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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von Netterl »

Es wird einfach nicht gecheckt, wieviel Durchbeissen manches schon fordert. 1.000 Wiederholungen etc.
Für manche Kinder ist das genau das richtige und hochnotwendige, aber für andere Quälerei pur.
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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von Malaga1 »

AnnaMama und Lechuza: Habt ihr es schon mal mit einem Gespräch mit dem Schulleiter probiert? Ich denke, die Lehrerin meines Sohnes steht der HB auch skeptisch gegenüber. Da mein Sohn aber von Anfang an ein IF-Kind war und uns der Schulleiter gewisse „Sonderbehandlung“ ganz selbstverständlich zugestanden hat, kann sie nichts dagegen machen. Über Dinge, die die HB betreffen, spreche ich auch nur mit der IF-Lehrerin, die glücklicherweise Erfahrung auf diesem Gebiet mitbringt und auch sonst eine äusserst fähige Lehrperson ist. In der Klasse meines Sohnes hat es übrigens auch ein Aspergerkind und eines mit einer Lernbehinderung, gleichzeitig aber noch zwei andere, die extrem stark in Mathe sind. Mein Sohn hat nach den Herbstferien von der ersten Klasse in diese zweite Klasse gewechselt, da laut Schulleiter dort sowieso jeder etwas anderes mache. Klar hat mein Sohn auch mal Repetitionsaufgaben, die ihn angurken, klar muss er auch mal durchbeissen - das muss meine Tochter als 0815-Durchschnittskind auch - aber eben nicht nur. Das ist für mich der grosse Unterschied.

Dass Lehrpersonen zu wenig über HB wissen, denke ich auch. Zumindest die Lehrerin meines Sohnes hat ein Wunderkind erwartet. Das ist er aber nicht. Er denkt wohl schneller wie seine Kameraden, sonst ist er aber ein normales 7jähriges Kind, das wie alle anderen hin und wieder Mist baut (da ist er super drinn!), in der Stunde dreinquatscht, sich nicht immer an Regeln halten kann etc. Mein Mann und ich haben uns gestern in Zürich die Talenta angesehen. Auch das sind ganz normale Kinder. Es fällt einem als Besucher zwar auf, dass der Stoff anspruchsvoller ist, ansonsten käme man aber nicht auf die Idee, dass das alles hochbegabte Kinder sind. Es ist wie in einer ganz normalen Schule. Der eine hampelt auf dem Stuhl herum, der andere muss zu allem seinen Senf dazugeben, der dritte liest nur ganz leise weil er scheu ist etc. etc. - Kinder halt. In diesem Bereich herrscht bei vielen Leute eine falsche Vorstellung, was Hochbegabung genau ist. Und das mit den überehrgeizigen Eltern kenne ich auch.... Ich war sehr irritiert, als wir im Januar Elterngespräch hatten. Mein Sohn war dort grad gut 10 Wochen in der zweiten Klasse und die Klassenlehrerin hat uns 20 Minuten ohne Punkt und Komma erzählt, was er alle schlecht macht. Mein Mann und ich haben beide darauf gewartet, dass sie sagt, er müsse wieder in die erste Klasse... Dann kam sie zum Zeugnis und meinte „In der Mathe klar eine 5-6, Schreiben und Deutsch halt nur zwei 4-5“. Wir dachten beide „Und wo ist jetzt das Problem?“. Ich denke heute, die Lehrerin hat wie eingangs geschrieben ein Wunderkind erwartet und dachte, wir würden auch drei 6er erwarten. Vielleicht hat sie sich sogar noch auf Diskussionen eingestellt. Ja, unser Sohn ist ein „Schluderi“, ja, er muss immer das letzte Wort haben, ja, Schreiben findet er eher überflüssig. Aber das hat alles nichts mit seiner Hochbegabung zu tun.
sie 2009
er 2010

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AnnaMama
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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von AnnaMama »

@Malaga
Leider ist es bei uns so, dass die SL zwar das Gefühl hat viel über HB zu wissen (und nach dem Lesen eines Buches über HB von sich sagt, dass sie es auch sei) aber Unterstützung von ihrer Seite gibt es nicht viel. Wir hatten wegen dem Ältesten ein Gespräch mit ihr und der LP ... sie waren damals zwar sehr verständnisvoll, geändert hat aber schlussendlich NICHTS. Als es ihm so schlecht ging suchten wir Hilfe beim SPD, da wir einfach auch selber wissen wollten wo er steht und woran seine Schulprobleme liegen könnten. Seither ist die SL eingeschnappt und wir möchten wenn möglich die Probleme nicht mit ihr lösen. Sie hat schlussendlich alle seine Probleme auf unsere Familie abgeschoben ... die Probleme seien nur dadurch entstanden, dass wir mit den LP ein Problem hätten. Wir sind da aber anderer Meinung, haben aber sicher auch einen Teil dazu beigetragen, dass die Situation eskaliert ist. Sie hilft uns eh nicht so wie wir gerne hätten. Damals beim Ältesten haben wir beim Gespräch angesprochen ob eine Abklärung Sinn machen würde. Sie verneinte und meinte, dass es ja keine Rolle spiele wie hoch sein IQ sei. Unterdessen wissen wir aber, dass abgeklärte Kinder ganz klar Anrecht auf IF-Stunden haben. Wie diese umgesetzt werden hängt halt auch von der LP ab.

Unser Jüngster hat auch die 1. Klasse übersprungen ... den Wechsel hat damals seine Kindergärtnerin ohne unsere Schulleiterin arrangiert. Sie wusste, dass die Zusammenarbeit mit ihr schwierig ist und hat sich direkt an die Prorektorin gewendet. Falls wir wieder auf Probleme stossen sollten würden wir allenfalls wieder das Gespräch mit der Prorektorin suchen. Sie hat sehr viel Verständnis und ist offen gute Lösungen zu suchen.

@Masu
Wir werden diesmal nicht kleinbeigeben, das haben wir beim Ältesten gemacht ... heute sind wir schlauer und werden für unseren Sohn kämpfen. Wir hoffen, dass er nach den Sommerferien zu den LP kommt, die unsere Tochter jetzt hat. Ich denke mit ihnen könnten wir gute Gespräche führen. Unsere Tochter darf Wiederholungsaufgaben weglassen, wenn sie das Gefühl hat, dass sie diese nicht mehr braucht.

@Hausdrache
Das ist ja unglaublich mit den Primzahlen!!! Und so eine Lehrperson sollen die Kinder ernst nehmen?

Unserem Ältesten geht es im Gymi um Welten besser als in der Primarschule. Er ist zwar leistungsmässig nicht durchgestartet und hat in einigen Fächern "zu beissen", da er nie gelernt hat zu lernen. Aber immerhin sind alle seine psychosomatischen Symptome verschwunden und er hat gute Kollegen gefunden, was in der Primarschule überhaupt nicht der Fall war. Es ist einfach nur schön, seine Entwicklung zu beobachten.

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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von stella »

Ich kenne die Probleme in der Schule aus Sicht einer Mutter mit einem Kind mit ADHS und ich kenne sie als LP.

Ihr habt recht, wenn ihr einfordert, dass eure Kinder gesehen werden und dass sie entsprechend "behandelt" werden. Nur bringt es euch nichts, wenn die LP es nicht leisten kann. Es ist leider so, dass es viele LP gibt, die keine Ahnung haben, wie sie das alles unter einen Hut bringen sollen. Und wenn ihr ehrlich seid und euch an einen Nami erinnert, an dem ihr viele Kinder hattet, die all ihre Bedürfnisse hatten, könnt ihr das nachvollziehen.

Integration, egal von welcher Seite, ist eine versteckte Sparübung. Mir als LP hat man vor fast 20 Jahren gesagt, dass wir dann Ressourcen haben und wir Unterstützung bekommen können. Fakt ist: An vielen Orten wird genau im Bereich IF und HB gespart. Da ist nix mit Unterstützung. Die IF-Lektionen, die auch den HBKindern zu gute kommen könnten, sind an vielen Orten auf ein Minimum zusammen gestrichen. Ich erfahre das sowohl als Mutter als auch als LP. Als TPLehrerin sehe ich NIE eine IF in meinem Unterricht. Ich habe Oberstufen-Mischklassen, in der Klasse die mannigfaltigsten Kids, viele mit Diagnosen, einige ohne, die aber hätten und ich sollte allen gerecht werden. Als Mutter habe ich erfahren, dass mein Kind zuwenig auffällt und es darum in der Schule keine Probleme gibt und deshalb die LP einen Anlass sehen, auch nur irgendwas zu unternehmen. Die LP meiner Tochter meinte so lapidar, dass sie noch 23 andere Kids in der Klasse haben würde. (Wenn die wüsste, wie ich täglich in meiner Schulstube die Quadratur des Kreises versuche... Egal...)

Jedenfalls habt ihr alle die SL und die Lehrperson, die ihr habt. Und mir ist eine LP, die sagt, dass sie das nicht könne und sich nicht kompetent fühle, tausend Mal lieber, als eine, die mir zig Sachen verspricht, die nicht eingehalten werden. (Das hatten wir mal, war ganz schwierig.)

Die Frage ist nun nicht, OB die LP euer HBKind integrieren muss, sondern eher, wie es euch gelingt, dass die LP die Möglichkeit dazu überhaupt sehen kann. Aus dieser Haltung heraus wäre vielleicht die Möglichkeit zu einer Verbesserung der Schulsituation euerer Kinder eher gegeben.
Pfunzle 06/04 und Gumsle 10/07

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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von stella »

Lechuza hat geschrieben:@AnnaMama

Unsere Schule führt die Klassen sogenannt integrativ, d.h. in der Klasse meiner Tochter ist unter anderem auch ein Junge mit Asperger-Syndrom. Er erhält Förderung und Ausnahmen so wie er es braucht (zum Glück), daher verstehe ich noch weniger, weshalb das bei unserer Tochter nicht gehen soll.
Nun, ich glaube nicht, dass der Asperger genau das bekommt, was er braucht. Er bekommt einfach ein wenig. Aber auch da sind die Ressourcen beschränkt. Aktuell kenne ich im beruflichen Kontext gerade ein Kind, welches eigentlich eine eins zu eins Betreuung brauchen würde. Er bekommt 10 Lektionen. Das scheint auf den ersten Blick viel. In den anderen Lektionen ist er aber alleine und die LPs müssen schauen, was sie machen. Und es ist nicht der einzige Bub, er Unterstützung braucht.
Weiter kenne ich die Situation einer integrierten Sonderschülerin - 6 Lektionen kommt ihr Lehrer von der Sonderschule in den Unterricht. Den Rest muss sie alleine meistern. Die LPs auch.

Von dem her ist es wohl einfach so, als dass die Kapazität der Fördermittel an eurer Schule aufgebraucht sind und es aber noch zig Kinder hätte, die das brauchen würden. Leider ist die Integration an vielen Orten gescheitert und war nichts anderes als eine versteckte Sparmassnahme.

Ich bin sowohl als Mutter einer Tochter mit ADHS betroffen, die noch NIE eine Lektion IF gesehen hat, obwohl es für sie in der Schule nicht läuft, leider manifestieren sich die Probleme nur zuhause, als auch als Lehrerin, die an einer Mischklasse arbeitet, die so heterogen ist, da könnten gerade zwei LP mehr arbeiten und wir würden wohl nicht alles abdecken können.


edit

Mir kommt noch in den Sinn, dass wir alle Experten für unsere Kids mit Special Effects sind. Wir haben gegenüber allen anderen einen sehr, sehr grossen Vorsprung. (Ich mache mir das als LP zunutze, wenn ich bei einem Kind nicht mehr weiter weiss und frage ame die Eltern, was sie mir den empfehlen würden - funzt erstaunlich gut. Leider haben das nicht alle LP gemerkt.)
Ebenfalls habt ihr einen grossen Vorsprung, was das Wissen um die Auswirkungen der Special Effects bei euerm Kind betrifft. Ihr seid Experten für HB.
Als LP hat man Themen höchstens gestreift, nie vertieft, geschweige denn selber erfahren an Kids... HB war z.B. vor 25 Jahren kein Thema in der Ausbildung. (Gut, wenn ich davon betroffen wäre als LP, hätte ich eine Weiterbildung besucht und mir mein Wissen angeeignet, gepaart mit Erfahrung...) Entwicklungsstörungen und Special Effects fristen noch heute ein stiefmütterliches Dasein in der Ausbildung. Weiterbildungen gibt es auch keine guten. Wenn ich was wissen muss, wende ich mich meistens an eine Dachorganisation, die oft Schriften für LPs rausgeben. (ELPOS bei ADHS z.B. gibt für LP Tipps und Tricks raus...)

So.. Die LP ist Fachperson, wenn es ums Lernen in der Gruppe geht. Sie hat meistens über 20 Kinder im Schulzimmer. Jedes Kind hat also theoretisch gesehen 1/20 der Zeit zu gute, nicht mehr. Weder in der Vorbereitung noch im Unterricht noch in der Nachbereitung. Sie muss an einem Schulmorgen sehr schnell die Verfassung und den Zustand und die Bedürfnisse von über 20 Kids erfassen und berücksichtigen. HB hat halt immer noch den Ruf eines "Luxusproblems", da die Kids ja eben intelligent sind und ihren Weg schon machen werden. Im Gegensatz zu anderen Special Effects, deren "Träger" wohl mehr zu beissen haben werden.

Ja, das sind so meine Gedanken dazu.
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AnnaMama
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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von AnnaMama »

@Stella
Mir ist völlig klar, dass LP heute nicht alle Bedürfnisse abdecken können. Dafür fehlen ganz klar die Ressourcen. Trotzdem finde ich, dass es einen Weg gibt auf alle Kinder einzugehen ... nur schon ein bisschen mehr individualisieren würde gut tun. Es kann doch nicht sein, dass die ganze 4. Klasse 2. Klassstoff wiederholen muss, weil das ein paar Kinder noch nicht können. Auch bei den Hausaufgaben gäbe es einfache Möglichkeiten mehr zu individualisieren. Zudem finde ich es auch schade, dass bei uns die Begabtenförderung nicht in jedem Schulhaus gleich gehandhabt wird. Wo bleibt da die hochgelobte Chancengleichheit? Wer in einem besser betuchten Quartier wohnt oder einfach eine bessere Schulleitung erwischt hat die besseren Möchlichkeiten ... sollte wohl nicht so sein!
Ich bin gespannt wie das bei uns ab nächstem Jahr gehandhabt wird. In unserer Gemeinde wurden die Hausaufgaben abgeschafft und die Kinder bekommen während der Schulzeit individuelle Lernzeit mit angepassten Aufgaben, entsprechend ihrem Können.

Ich finde es aber im Gegenzug auch schlimm, wenn einem Kind nicht geholfen wird wenn es offensichtlich ist, dass es ihm nicht gut geht. Unser Ältester hat dann nach unseren Interventionen endlich 1x fordernde Matheaufgaben bekommen. Auf seine Frage während der Mathestunde ob er nun an diesen Aufgaben arbeiten dürfe meinte die IF-LP "nein, jetzt musst du den normalen Stoff bearbeiten" ... Repetitionsaufgaben im Sinne von "was ist grösser 1/4 oder 1/3" (in der 6. Klasse). Da verstand ich die Welt echt nicht mehr! Habe dies dann auch mal der SL rückgemeldet als sie sagte, dass sie ja so viel für unseren Sohn tun würden.
stella hat geschrieben:Die Frage ist nun nicht, OB die LP euer HBKind integrieren muss, sondern eher, wie es euch gelingt, dass die LP die Möglichkeit dazu überhaupt sehen kann. Aus dieser Haltung heraus wäre vielleicht die Möglichkeit zu einer Verbesserung der Schulsituation euerer Kinder eher gegeben.
Genau das möchten wir mit unserem zusätzlichen Gespräch erzielen. Ich habe das Gefühl, dass es bei unserem Sohn auch gar nicht so viel braucht. Grundsätzlich ist es ihm immer noch relativ wohl in der Schule.

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stella
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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von stella »

AnnaMama
Dein Wohnkanton ist eben bekannt dafür, dass er genau da spart.
Und ja, die Chancengleichheit... Wer im Oberhasli zur Schule geht, bei dem stehen die Chancen für einen Sekübertritt bei 30%, wer in Muri bei Bern zur Schule geht, bei dem stehen sie bei 70%...

Ich weiss einfach bei HB, dass der Ansatz nicht der ist, dass die Kinder weiter ziehen dürfen mit dem Stoff. Vielmehr wäre die Vertiefung der Ansatz. Und ich weiss auch, dass den HB-Kindern gelernt wird, ihren "Denk"Ferrari etwas zu drosseln und eher wie ein VW Golf zu fahren.

Und ich erfahre, dass es viele LP gibt, bei denen alle alles gleich machen müssen. Erst, wenn die Grundlagen erledigt sind, dann dürfen Kids vertiefen. (Wobei bei meiner kleinen Tochter die Vertiefung eben nicht statt findet, sondern sie bekommt immer noch mehr Aufgaben vom gleichen in der Mathe... Da lobe ich mir die Sprachen, in denen es doch komplexere Aufgabenstellungen gibt, die man viel leichter individualisieren kann..)

Ich wünsche euch, dass ihr eine Lösung findet. In der Regel ergeben sich ja dann die Probleme in Zukunft wie von selber, da die Anforderungen komplexer werden. Aber bis dahin kann eben viel kaputt gemacht werden.
Pfunzle 06/04 und Gumsle 10/07

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AnnaMama
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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von AnnaMama »

@Stella
Dass es in den verschiedenen Gemeinden nicht gleich gehandhabt wird kann ich ja noch nachvollziehen, aber bei uns hat JEDES Schulhaus einen anderen Umgang mit Begabtenförderung. Es gibt in mehreren Schulhäusern Pullouts ... warum nicht in allen? Da hat man einfach Pech, wenn man ins falsche Quartier gezogen ist (eigentlich gehören wir zu einem Schulkreis MIT Begabtenförderung, wegen zu hohen Schülerzahlen und einem kurzzeitigen Umzug besuchen unsere Kinder aber ein anderes Schulhaus).

Vertiefen:
Unser Ältester musste als Sprachen-HA immer Voci abschreiben. Ihm war das viel zu langweilig, da er die Wörter schon ohne Übung konnte. Wir haben der Lehrerin den Vorschlag gemacht, dass er doch aus den Wörtern Sätze bilden könnte. Sie lehnte ab mit der Begründung, dass er das für später können muss ... er kann aber heute deswegen nicht besser Voci lernen. Ihm hätte es damals sicher mehr gebracht, wenn er die Wörter hätte anwenden müssen.

Hier ist es auch so, dass die Kinder nicht weiter ziehen dürfen. Das verstehe ich auch ... das würde ein vollständiges Umstrukturieren auf allen Stufen nach sich ziehen. Compacting wäre aber sehr gut möglich und ich kenne auch LP, die das anwenden.

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