Abklärung Hochbegabung

Unsere grossen Kleinen und unsere kleinen Grossen. Was uns in diesem Abschnitt der Kinder begleitet, beschäftigt und interessiert.

Moderator: conny85

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AnnaMama
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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von AnnaMama »

Es war wirklich eine ganz tolle Kindergärtnerin. Wir haben ihn auch deswegen zwei Jahre im Kindergarten gelassen. Sie meinte schon nach einem Jahr, dass er abgesehen vom emotionalen Bereich schulreif sei.
Da sie wusste, dass im Schulhaus unserer Kinder keine Begabtenförderung angeboten wird hat sie sich eingesetzt, dass er eine Klasse überspringen kann.

Unser Ältester war auch ein bisschen so wie dein Sohn. Er war im Kindergarten sehr zurückgezogen und hat sich nicht gross beteiligt. Das war eigentlich während der ganzen Primarschulzeit so. Er hat in seiner Klasse keine Freunde gefunden, hatte niemanden mit dem er sich messen konnte. Jetzt im Gymi ist er aufgeblüht und hat auch viele Kollegen gefunden.
Könnte es nicht sein, dass er Probleme im sozialen und emotionalen Bereicht hat weil er eben schon weiter ist? Weil er keine Gspänli "auf seinem Niveau" hat? Vielleicht fühlt er sich deswegen nicht wohl in der Gruppe. Hat er in der Freizeit Kontakt zu anderen "begabten" Kindern?
Ich finde es ganz schwierig den richtigen Weg für solche Kinder zu finden. Wir stehen im Moment bei unserem Jüngsten an einem Punkt wo wir schauen müssen wie es die nächsten Jahre weiter geht. Ihm ist es langweilig in der Schule und er hat die Freude an der Schule verloren. Das war bis vor Kurzem noch ganz anders.

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Hausdrache
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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von Hausdrache »

Papa
das tönt schwierig. Ich habe bei unseren Kindern die Erfahrung gemacht, dass es besser kam, wenn ich ihre Fähigkeiten mehr gewichtete, als ihre "Schwächen" Habe gerade wieder das Buch von Webb gelesen. Auch er gibt an, dass man oft "Defizite" sieht, die nur darum ein Manko sind, weil man die Kinder nicht dort abholt, wo sie tatsächlich stehen.
Unsere Grosse wurde an der Primarschule immer als sozial hintendrein dargestellt. Was wir uns alles anghören mussten. Wir haben dann eine Schulpsychologin gehabt, die sich auf den Standpunkt unterfordert stellte und somit das Springen in den Vordergrund rückte. Wir haben das dann gemacht. Es brachte nur kurze Zeit Ruhe, dann kam die Langeweile wieder. Freunde hatte unsere Tochter nur ganz wenige, davon ein Junge, der ebenfalls HB war. Ihre beste Freundin bis heute, ist auch sehr intelligent, getestet wurde sie nie, ihre Eltern haben sie gar nie an die Staatsschule geschickt, sondern immer spezielle Schulen gewählt.

Heute sind ihre Freunde vor allem Freunde aus der BM-Klasse, oder Jugendliche, die ihre Hobbies teilen, die sie auf sehr hohem Niveau ausübt. Viele von ihnen studieren. Auch ist sie immer mit deutlich älteren Kindern/Jugendlichen zusammen gewesen. Es gab nur wenige, eben HB-Kinder, die gleichaltrig zu ihr passten. Durch das Springen ist sie heute noch ganz klar die Jüngste in der Ausbildung und wird nun, mit gerade mal 18 Jahren eine Vierjährige Lehre abschliessen.

Im KIGA war das Thema Freundschaften ein grosses Problem. Unsere Tochter war da schon anders gestrickt, als gleichaltrige. So konnte sie nie verstehen, warum die Kinder sagen, dass sie nicht mehr mit ihr befreundet sind, nur weil man gerade einen Streit hat. Sie trennte solche Dinge. Ich bin gerade wütend auf dich und gehe dir aus dem Weg, war für sie nicht das Gleiche, wie wir sind keine Freunde mehr. So gab es ganz viele Dinge, die sie nicht verstand, auch später in der Pubertät. Sie passte und passt auch heute noch, oft nicht zu ihren Jahrgangskameraden.

Von daher bin ich vorsichtig, wenn es heisst, sozial noch nicht so weit. Oft sind sie einfach sozial/emotional nicht da, wo sie kognitiv sind, das gibt dann für uns ein komisches Bild. Man würde mehr erwarten.

Ich würde mir jemanden suchen, der eine gute Abklärung machen kann und aufzeigen kann, wo allfällig Spannungsfelder zu finden sind. Das fördert das Verständnis und gibt euch Anhaltspunkte, wo man noch Geduld haben muss und dranbleiben sollte.
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AnnaMama
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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von AnnaMama »

@Papa68
Wie geht es deinem Sohn? Habt ihr etwas in die Wege geleitet?

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Papa68
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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von Papa68 »

Ja, wir haben einen Termin. Erstmal bei dem Kia und leider erst im Mai. Aber besser als nichts.
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AnnaMama
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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von AnnaMama »

Das ist sicher schon mal gut. Ich bin gespannt wie es bei euch weitergeht.

Lisa-Maria
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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von Lisa-Maria »

@papa geht dein Sohn denn in die Logopädie, Ergotherapie oder Psychomotorik? Sagt die Kindergärtnerin dass er Entwicklungsverzögert ist im Sozialen und in der Motorik?

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Papa68
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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von Papa68 »

Logo war er, Psychomotorik geht er. Ja, sowohl die "alte" als auch die neue Kigä hat dies gesagt. Er hatte in der Schule auch 1x pro Woche bei der HP Unterricht, kann jetzt aber nicht mehr hingehen, weil sie zu wenig Kapazität hat. :(
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Papa68
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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von Papa68 »

Wir hatten endlich den Termin. Mussten einen vierseitigen Fragebogen ausfüllen und harren nun der Dinge.
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Stella*
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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von Stella* »

@Papa68
Wann soll es denn bei euch weitergehen? Hoffe, sie vertrösten euch nicht fast bis zu den Sommerferien. :?
Darf ich fragen, wieso ihr den Termin beim KiA und nicht beim SPD hattet?
Ich finde den SPD eigentlich die geeignetere Stelle als der KiA. Was sagt denn die KiGä dazu?

@me
Ich erlaube mir, hier auch mitzuschreiben. Mein Sohn ist zwar nicht hochbegabt, aber irgendwie habe ich das Gefühl, ich passe sonst mit meinem Problem nirgends rein. :?
Mein Sohn ist eine Woche nach dem Stichtag zur Welt gekommen. Haben ihn altersgerecht einschulen lassen. In den Kiga ging er gerne und freute sich auf die Schule. Weil er in der 1. Klasse total unterfordert war, hat er in der 3. Schulwoche bereits in der 2. Klasse geschnuppert und ist gleich dort geblieben. Wurden und werden von allen involvierten Stellen sehr gut unterstützt.
Vom Schulstoff her ist er am richtig Ort. Er geht gerne in die Schule, macht seine Hausaufgaben selbständig und hat gute/sehr gute Noten.

Bereits in der 2. Klasse wussten wir, dass er oft mit seinen Gspänli aneckt und immer wieder bei Streitereien beteiligt ist. Weil dies beim Start in die 3. Klasse gleich wieder ein Thema war, beschlossen wir, jemand vom SSA beizuziehen. Sohnemann geht gerne dahin, aber eine wirkliche Verbesserung spüren wir nicht. Logisch wissen wir aber auch nicht, wie es ohne diese Hilfe weitergegangen wäre.
Schwierig ist für uns vor allem, dass er emotional einfach vieles nicht versteht und nicht begreift, wieso man sich in gewissen Situationen nicht so verhalten darf, wie er es macht. Kennt ihr das auch von euren Kindern? Für mich ist es einfach so schwierig zu verstehen, dass er als so «schlaues Köpfchen» gewisse Sachen einfach nicht begreifen kann. So plagt er zB immer wieder 4- bis 5jährige Kindergärtler. Ihr könnt euch nicht vorstellen, was ich von anderen Eltern schon alles anhören musste. :roll: :(

Manchmal bin ich am Ende von meinem Latein. Ich habe mit meinem Sohn die Abmachung, dass er mir alles erzählen darf und ich nicht schimpfe, wenn er mir etwas erzählt, das er nicht hätte tun sollen. Dadurch erzählt er mir recht viel. Logisch schimpfe ich auch mal, wenn ich von Dritten etwas erfahren habe, das ein absolutes No-Go ist oder wenn ich herausgefunden habe, dass er mich angelogen hat (ist zum Glück bis jetzt nicht oft passiert). Ansonsten versuche ich aber eher, ihm die Dinge zu erklären, so dass er versteht, wieso gewisse Sachen nicht gehen.

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Netterl
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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von Netterl »

Stella* hat geschrieben: So 6. Mai 2018, 12:08
Schwierig ist für uns vor allem, dass er emotional einfach vieles nicht versteht und nicht begreift, wieso man sich in gewissen Situationen nicht so verhalten darf, wie er es macht. Kennt ihr das auch von euren Kindern? Für mich ist es einfach so schwierig zu verstehen, dass er als so «schlaues Köpfchen» gewisse Sachen einfach nicht begreifen kann. So plagt er zB immer wieder 4- bis 5jährige Kindergärtler. Ihr könnt euch nicht vorstellen, was ich von anderen Eltern schon alles anhören musste. :roll: :(

Manchmal bin ich am Ende von meinem Latein. Ich habe mit meinem Sohn die Abmachung, dass er mir alles erzählen darf und ich nicht schimpfe, wenn er mir etwas erzählt, das er nicht hätte tun sollen. Dadurch erzählt er mir recht viel. Logisch schimpfe ich auch mal, wenn ich von Dritten etwas erfahren habe, das ein absolutes No-Go ist oder wenn ich herausgefunden habe, dass er mich angelogen hat (ist zum Glück bis jetzt nicht oft passiert). Ansonsten versuche ich aber eher, ihm die Dinge zu erklären, so dass er versteht, wieso gewisse Sachen nicht gehen.
Was heißt denn "plagen"? Versuch mal, Deinen Sohn genauer zu beschreiben oder eine typische Sitaution. Ich komme darauf,weil mein Sohn sich in der Grundschule ebenfalls nicht so sozial verhalten hatte. Im Endeffekt war er aber schon einiges weiter und konnte z.B nicht verstehen, warum Mitschüler sich nicht an bestimmte Regeln hielten. Das hat auch durchaus zuunsozialen Verhalten geführt.

Was ich damit sagen will: Gibt es für Euch eine Ursache für das Plagen?
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Stella*
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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von Stella* »

@Netterl
Danke für diesen Input. Werde dem Nachgehen und versuchen, von meinem Sohn etwas detailliertere Infos zu erhalten.

Letzte Woche hat er sich hinter einem Gebüsch versteckt und zwei Kindergärtler erschreckt.
Oft höre ich ja nur, dass er jemanden geplagt hat und kenne die "Vorgeschichte" nicht. Es ist ja nicht so, dass er nur von "Lämmli" umgeben ist. :wink:
Habe aber selber schon beobachtet, dass er schon Kinder geplagt hat, einfach weil sie (aus seiner Sicht) am falschen Ort waren oder "komisch" schauten. Er hat für sein Verhalten oft schon einen Grund, doch es ist eben nicht wirklich ein Grund, ein anderes Kind zu plagen.

Letztes Jahr hatten wir solche Situationen auf dem Campingplatz. Es hat sich dann herausgestellt, dass er eigentlich gerne mit den anderen Kindern spielen wollte, es aber irgendwie nicht so recht klappte. Dank dem Verständnis und der Hilfe der anderen Eltern sind letztendlich schöne Freundschaften entstanden.

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Hausdrache
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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von Hausdrache »

Stella
ich verstehe dein Problem sehr gut. Unsere Grosse eckte immer wieder an, verhielt sich falsch und auffällig. Es war ganz schwierig. Gut ging es eigentlich nur dann, wenn sie eine gute Freundin an der Seite hat, von der sie sich verstanden fühlte, dann war sie ruhig, ausgeglichen und konnte andere auch in Ruhe lassen. Für sie war auch vieles, was andere machten nicht "logisch" oder störte sie, oder sie fühlte sich von den anderen angegriffen, oder was auch immer. Gemäss Lehrern war da aber nie etwas, es war für uns nicht klärbar und ihre Situation wurde in der Klasse immer schwieriger.
Unsere Jüngste dasselbe. Wenige Freunde, mit denen es irgendwie immer geht, leider nicht in ihrere Klasse. Sonst aber sehr schweirig. Sie denkt sich aber oft auch sehr viel und hinterfragt Dinge, bei denen ich sagen muss, hey denk einfach nicht so viel und hinterfrag nicht alles. Ist aber wirklich oft ganz schlimm.
Auch kann sie oft schlecht aufhören, merkt nicht, wenn die anderen es nicht mehr lustig finden. Für mich unverständlich. Ich versuche ihr wirklich aufzuzeigen, was so schwierig ist und wie das für die anderen sein kann. Verstehe auch nicht, warum sie da nicht Schritte machen kann. Oder nur ganz kleine.
Aber, was halt schon ist, ist die Tatsache, dass klevere Kinder sich halt oft "anders" fühlen, nicht "passen". Auch sind sie oft nicht überall gleich weit. Sozial kann es sein, dass sie nur altersgemäss sind, was dann halt bei den älteren Kindern nicht passt. Oder sie sind da besonders weit und dann passt das auch nicht.
Ich stelle mir vor, dass sie irgendwie versuchen so zu sein, dass sie passend sind, nicht wissen, wie sie das anstellen sollen. Dann kommt es oft falsch heraus.

Die Frage ist ja, warum ist dein Sohn mit den Kleinen zusammen? Hat er Freunde in seiner Klasse? Sucht er?
Letztlich habe ich die Erfahrung gemacht, dass nur die Zeit wirklich hilft. Unsere Grosse passt auch heute noch nur zu wenigen. Sie ist aber meist mit deutlich älteren zusammen, ihre Freunde sind drei bis vier Jahre älter. Sie hat nach wie vor keinen einfachen Charakter, aber ich merke, dass sie gerade wieder einen Reifeprozess hinter sich hat. Sie ist in Sachen vernünftig sein, mit Geld umegehen sehr weit. Dafür sucht sie nach wie vor Aufmerksamkeit in einer Art, die ich nicht so altersgemäss finde. Auch hat sie einen grossen Drang wahrgenommen zu werden, wird aber dann erst recht beiseite gedrängt. Aber alles in allem hat sich viel verändert. Von daher hoffe ich bei der Kleinen auch noch.
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Stella*
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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von Stella* »

@Hausdrache
Interessant, was du schreibst – danke vielmals.
Ich habe oft auch das Gefühl, dass mein Sohn sich an anderen stört, er sich angegriffen fühlt oder ihr Verhalten für ihn nicht logisch ist. Das habe ich auch schon beobachtet. Ich selber habe als Kind während mehreren Jahren nur schwer den Anschluss gefunden, weil ich andere Kinder oft total doof fand und nicht nachvollziehen konnte, wie man so „dumm“ sein konnte. Die waren einfach intelligenzmässig an einem total anderen Ort wie ich

Gemäss Aussage der Lehrerin hat es in dieser Klasse mehrere „Alpha-Tierchen“, was die Sache auch nicht einfacher macht. Zudem ist der älteste Junge in seiner Klasse fast 2 Jahre älter als er. Ich bin allerdings riesig froh, dass mein Sohn so gute und erfahrene LP hat.

Der beste Freund von meinem Sohn ist im Kiga weggezogen. Das war ganz schlimm für ihn. Mein Sohn spielt in der Freizeit vorwiegend mit Jungs aus seiner Klasse, die glücklicherweise fast alle in unserem Quartier wohnen. Kindergärtler trifft er nur auf dem Schulweg oder in der Schule, wo alle zusammen sind.

Wie hast du auf Konflikte jeweils reagiert? Gegenüber deinen Kindern und gegenüber anderen Eltern? Letzte Woche wurde ich von einer anderen Mutter verbal ziemlich angegriffen, weil sie überhaupt nicht verstanden hat, wie ich bei ihrem „Besuch“ reagiert hatte. Ich schildere diesen kurz, damit du verstehst, was ich meine:
Kurz nach 12 Uhr hat es geläutet und sie stand zusammen mit einem ihrer Kinder und einer anderen Mutter vor unserer Türe. Sie war total verärgert, weil mein Sohn ihre beiden Kigä geplagt hatte. Habe ihr dann gesagt, dass ich das nicht vor der Türe besprechen möchte und sie hereingebeten. Dies war die "elegante" Art, die andere Mutter loszuwerden. Als ich meinen Sohn gerufen zu uns gerufen habe, hatte er ein Lächeln auf dem Gesicht (es war kein Auslachen!). Auf meine Frage, ob es stimme, was sie sagte, gab er mir keine rechte Antwort. Daraufhin habe ich mich auf den Stuhl gesetzt und ihn auf den Schoss genommen. Habe ihn in normalem Ton gefragt, was passiert ist. Weil er die Anspannung gespürt hat, wollte er natürlich nicht so recht mit der Sprache rausrücken.

Wir konnten die Situation dann nicht wirklich lösen (aber nicht nur wegen meinem Sohn, sondern auch wegen mir) und deshalb habe ich ihr gesagt, ich rufe sie nach dem Mittag nochmals an. Bei diesem Telefongespräch sagte sie mir, dass ihr Kind eine Ohrfeige kassiert hätte, wenn es in dieser Situation einfach gelacht hätte und sie nie und nimmer mit ihrem Kind in einem so netten Ton geredet hätte wie ich es gemacht habe. Zudem hätte sie ihr Kind nach einem solchen Vorfall hart bestraft.

Ich habe ihr dann gesagt, dass Kinder oft aus Verlegenheit lachen und dass ich dies bei anderen Kindern in solchen Situationen auch schon erlebt habe. Zudem würde ich mein Kind nicht mit Schlägen erziehen, weil diese nichts bringen und Strafen bringen meiner Meinung nach genau so wenig. Ebenso hätte ich mit meinem Sohn die Erfahrung gemacht, dass ich am besten mit ihm reden könne, wenn er bei mir auf dem Schoss sitzt und ich es in einem ruhigen Ton mache. Werde ich laut, sagt er überhaupt nichts mehr (was ich verstehen kann, kommt aber trotzdem manchmal vor). Als logische Konsequenz habe ich übrigens mit ihm abgemacht, dass er für’s jüngere Kind eine Zeichnung mit einer Entschuldigung machen muss und dem anderen Kind ein selbst gemachtes Armbändeli, weil angeblich ein Leuchtband bei dieser Begegnung kaputt gegangen ist (bin nicht sicher, ob es wirklich mein Sohn Schuld daran war).

Es ist also nicht so, dass ich alles durchgehen lasse, aber ich sehe einfach nicht ein, wieso ich ihn mit etwas bestrafen soll, das ja gar keinen Zusammenhang mit dem Vorgefallenen hat. Nachdem die Mutter weg war, haben wir nochmals (und irgendwann auch recht laut) mit ihm über das Ganze geredet. Sie hat ihm übrigens gesagt, dass sie bei einem nächsten Vorfall zur Schulleitung gehen würde. Da haben wir ihm gesagt, dass er von der Schule fliegen könne, wenn es so weitergeht. Es ist also nicht so, dass wir ihn nur mit Samthandschuhen anfassen, sondern wir zeigen ihm auch die Folgen auf, die sein Verhalten im schlimmsten Fall haben könnte.

Dass die Mutter dann gleichentags noch zur Schulleitung "marschiert" ist, ist ein anderes Thema... :roll: :evil:

Meine Meinung ist einfach, dass er sein Verhalten erst dann ändern kann, wenn er es versteht. Und verstehen kann er es nur, wenn wir Eltern in aller Ruhe mit ihm darüber reden und es ihm einfach immer wieder erklären. Oder liege ich da so falsch?

GG und ich haben heute einen Termin beim Schulpsychologen. Bin sehr gespannt, welches weitere Vorgehen er vorschlägt.

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Hausdrache
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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von Hausdrache »

Stella
ich weiss nicht, ob ich eine gute Ratgeberin bin. Bringe es jedenfalls bei meinen Kindern auch nicht wirklich hin.
Ich rede mit meinen Kindern nur dann vor anderen Müttern über das, was geschehen ist, wenn ich von der Gegenseite eine Bereitschaft spüre, dem Kind eine Chance zu geben. Schwierig zu erklären, aber das Kind muss in jedem Fall auch sein Gesicht wahren können. Wenn die Gegenseite schon ganz eine klare Meinung hat und wenn es da nur darum geht, schuldige zu suchen, ist es zum Scheitern verurteilt. Leider denken viele Menschen so in Kategorien von gut und böse, richtig oder falsch. Das klappt mit kleveren Kindern nicht, da wird ihr Gerechtigkeitssinn massiv gestört.
Wenn ich da spüre, dass die Mutter an einer Verbesserung der Situation interessiert ist, daran dass die Kinder danach ein Miteinander erleben und nicht ein, du lässt jetzt mein armes Kind in Ruhe, dann ist es ideal, wenn man gemeinsam mit den Kindern die Situation klären kann. Im Sinne von, schau, mir hat das weh getan, oder mir macht das Angst, was kannst du anbieten, dass das nicht mehr passiert? Was brauchst du, als älteres Kind, damit es gelingen kann, was können die Jüngeren beitragen.
Das kann man auch versuchen, wenn die Mutter auch eine andere Haltung hat, oft ist es dann aber schwierig und zum Scheitern verurteilt.

Da kann es auch sein, dass ich mir erlaube, es einfach mal zur Kenntnis zu nehmen und nach dem Essen in Ruhe mit meinem Kind zu sprechen und Lösungen zu suchen.

Was ich leider auch erleben musste, ist dann halt die Tatsache, dass Kinder einen bestimmten Ruf erlangen und ihnen dann auch Dinge angelastet werden, die sie gar nicht waren. Da ist halt die Schwierigkeit, dass gerade HB-Kinder so klever sind, dass sie es auch ausnützen. Da ist es immer ein wenig ein Abwägen, was kann man glauben, wo vertraut man seinem Kind und wo halt nicht. Das finde ich den Schwierigsten Punkt. Wobei ich auch merken durfte, dass ich meinen Kindern öfter hätte bedingungslos vertrauen können, dass sie wirklich die Wahrheit sagten und ich musste merken, dass Lehrpersonen auch einfach ihre Haut zu retten versuchen, dies zu Lasten des Kindes. Dasselbe bei anderen Eltern. Die standen oft viel mehr hinter ihren Kindern als ich, die meine Kinder doch eher kritisch sah. Ich wusste ja, dass sie keine Unschuldslämmer sind und ich gehe immer davon aus, dass meine auch einen Anteil haben an schwierigen Situationen. Leider kann auch das dazu führen, dass ich informiert wurde, wenn es kritisch wurde, andere Eltern aber nicht, weil von da eh nichts zu erwarten war.

Auch schwierig war für mich, dass von unseren Kindern oft mehr erwartet wurde, als von anderen. Weil man merkte, dass sie Regeln einhalten können, dass sie halt klever sind und dann war es halt schon auch mal so, dass kein Verständnis da war, wenn sie auch mal über die Stränge schlugen, oder Regeln nicht einhielten.

Ich denke, er kann sehr wohl lernen, dass er gewisse Dinge ändern muss, auch ohne Einsicht. Aber es ist sicher einfacher, wenn er es verstehen kann. Unseren hat das immer sehr geholfen. Da wo sie Einsicht hatten in meine Überlegungen, oder darein, was beim anderen ankommt, da waren sie nachhaltig kooperativ. Dennoch kann man ihm sicher erklären, dass er die Jüngeren einfach definitiv in Ruhe lassen soll und ihnen aus dem Weg gehen muss, wenn er nicht ständig Ärger haben will. Ich habe unseren oft erklärt, dass ich keinen Bock auf Anrufe von anderen Müttern hatte, vor allem dann nicht, wenn die Kinder noch deutlich jünger waren. Solche Gespräche braucht es nicht und er kann das ändern. Da kann man ihn auch fragen, was er denn braucht, damit das ändert.

Ich hoffe, ihr kommt weiter. Kennst du das Buch T. Webb, er hat wirklich ganz viel Wichtiges zu diesen Kindern geschrieben, da versteht man sie gleich besser und er zeigt auch Wege auf, wie man damit umgehen kann.
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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von Stella* »

@Hausdrache
Danke vielmals für deine wertvollen Zeilen. :D

In den meisten Fällen ist es tatsächlich so, dass die Gegenseite meinen Sohn als Sündenbock hinstellt und er einfach als Böser abgestempelt wird. Die anderen Mütter sind eigentlich nur insofern an einer Verbesserung interessiert, dass ich dafür sorge, dass sich mein Sohn ändert – und zwar umgehend.

Dass eine Mutter ernsthaft daran interessiert ist, dass es die Kinder zusammen gut haben, habe ich erst einmal erlebt. Das Ergebnis war überwältigend, denn die Kinder konnten dank ihrer Hilfe Freundschaft schliessen. Indem sie genau hingeschaut hat, hat sie die Not von meinem Sohn erkannt und entsprechend (gut) reagiert.

Was ich von deinem Post mitnehmen werde ist, dass ich mir künftig die Freiheit rausnehmen werde, nicht mehr mit Eltern zu diskutieren, wenn sie bei uns zur Mittagszeit läuten. Ab sofort werde ich sie bitten, sich später wieder zu melden, weil wir gerade am Essen sind. Genau solche Eltern sind ja eigentlich nicht wirklich an einer Problemlösung interessiert, sondern wollen vor allem ihren Ärger loswerden. Dies wird mir nämlich erlauben, vor einer weiteren Diskussion mit den Eltern erstmals mit meinem Sohn reden zu können und seinen Standpunkt abzuholen.

Mein Sohn hat bereits den Ruf, dass er häufig dabei ist, wenn etwas ist. Allerdings muss ich fairerweise sagen, dass seine LP ein gutes Auge haben und wissen, dass auch die anderen Kinder keine Unschuldslämmer sind. Vor allem seine Haupt-Klassenlehrerin beobachtet die Kinder sehr gut, dh sie sieht oft, wenn sich etwas anbahnt und reagiert dann gleich entsprechend (gut). Mit ihr hatten wir grosses Glück, denn sie hat auch mich bereits mehrmals beruhigt, wenn ich wieder mal ratlos war, weil ich von anderen Müttern so stark angegriffen wurde.

Bei anderen Eltern erlebe ich es meistens so, dass sie ihre Kinder in Schutz nehmen und ich fast die einzige bin, die sieht, dass ihr Sohn auch mal Blödsinn macht. Es gab mal einen wirklich haarsträubenden Fall auf den Schulweg, wo ich heute weiss, welches Kind dafür verantwortlich war. Die Mutter ist aber 100% überzeugt, dass ihr Kind nie und nimmer so etwas machen würde. Da staune ich dann wirklich…

Ich werde sicher nochmals mit meinem Sohn reden und ihm klarmachen, dass er sich von den Kindergärtlern fernhalten soll. Allerdings bringt er einfach immer 1000 Einwände, wie zB, dass ihn diese nerven, weil sie absichtlich in ihn hineinrennen,… Wird also sicher nicht von heute auf morgen gehen...

Danke vielmals für deinen Buchtipp. Werde dieses Buch gerne mal anschauen. Höre seit gestern das Hörbuch «Aggression» von Jesper Juul. Das ist auch sehr interessant. Muss es aber wahrscheinlich 2x hören, damit ich alles richtig aufnehmen kann, was er erzählt.

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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von Hausdrache »

Stella
gäbe es die Möglichkeit eines anderen Weges zum Beispiel? Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass die Kindergärtner halt noch wenig Gespür haben für das, was sie bei anderen auslösen.
Ich finde ganz klar, dass du nicht am Mittag solche Sachen diskutieren musst. Bei uns hat oft geholfen, wenn ich sie nett für den Nachmittag einlud. Bis dann ist der erste Ärger verraucht und es kommt dann schon etwas ruhiger, was da kommen muss. Auch fanden sie es dann plötzlich nicht mehr sooo schlimm, dass sie da den Weg zu uns nochmal auf sich genommen hätten. Wenn sie mehr Zeit investieren mussten, war das schon zu viel.

Ich schaue heute noch, dass wir erstmal sacken lassen können. Wobei wir heute kaum noch Rückmeldungen von Eltern bekommen. Sie wurden grösser ;) Unsere Grosse war da einfach immer ganz schlimm und unsere Jüngste, aber da wurde sie auch von Lehrern in eine Rolle gedrängt, weil die uns schon von der grossen her und sie dann im Besonderen einfach auf dem Kieker hatten. Nach einem Schulwechsel waren unsere Kinder dann jeweils nicht mehr auffällig ;)

Von daher hätte ich jetzt auch vor der Schulleitung nicht Angst, wenn er Lehrerinnen hat, die ihn auch stützen, wird auch die Schulleitung das richtig einordnen können.

Und, so als Lehrerin kann ich dir sagen, gewisse Mütter haben auch ihren Ruf. Es gibt immer wieder welche, die schnell bei der Schulleitung sind, die kennt man dann auch und kann solche Rückmeldungen einordnen. Das heisst nicht, dass man es nicht ernst nimmt, aber wenn man weiss, dass man es nicht überdramatisiert sehen muss ;)

Aggression von Jesper Juul kenne ich nicht, werde ich mir gleich mal ansehen. Ich mag seine Bücher und Inputs gerne. Da kann man sicher immer etwas herausnehmen und sehen, was man helfend beitragen kann, dass die Kinder gestärkt aus ihrer schwierigen Lage wieder herauskommen.
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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von Papa68 »

Stella* hat geschrieben: So 6. Mai 2018, 12:08 @Papa68
Wann soll es denn bei euch weitergehen? Hoffe, sie vertrösten euch nicht fast bis zu den Sommerferien. :?
Darf ich fragen, wieso ihr den Termin beim KiA und nicht beim SPD hattet?
Ich finde den SPD eigentlich die geeignetere Stelle als der KiA. Was sagt denn die KiGä dazu?
Es müssen erst körperliche Faktoren abgeklärt werden. Der Kia hat uns aber sehr ernst genommen und scheint auch Erfahrung zu haben. Nächste Woche wissen wir mehr über Juniors Blutwerte und erfahren, wie es weiter geht.
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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von Stella* »

@Papa
Super, dass euer Hausarzt so gut reagiert hat und sich damit auskennt. Berichtest du wieder, sobald du mehr weisst?

@Hausdrache
Mein Sohn läuft normalerweise einen anderen Weg als die Kinder. Aber manchmal nehmen sie halt doch den gleichen Weg. Kommt wohl darauf an, mit wem die Kinder laufen.
Aus Rückmeldungen der LP passiert es aber manchmal auch auf dem Pausenplatz, dass er Kigä plagt. Nur mit dem Weg allein lässt sich also das Problem nicht lösen.

Ich habe meinem Sohn jetzt bewusst ein paar Tage Ruhe gegeben, damit er nicht das Gefühl hat, wir reden ständig nur davon. Werde es aber sicher am Wochenende nochmals mit ihm besprechen (will zuerst Aggression fertig hören).

Ich habe keine Angst vor der Schulleitung. Die kennen uns sowieso schon. :lol: :lol: Es ist ein kleines, sehr persönliches Schulhaus. Hatte schon mehrmals Kontakt mit der Leitung (ua wegen dem Klassenwechsel) und dieser war ausschliesslich positiv. Zudem ist ihnen auch klar, dass wir unser Kind nicht fernsteuern können. Aber sie wissen, dass wir das Problem erkannt haben und dran sind.

Bei euch war es ja auch schräg, dass die jüngste einfach gleich einen Stempel aufgedrückt bekommen hat. :roll: :shock: Und dass die Kinder nach einem Schulwechsel nicht mehr auffällig waren zeigt ja auch, dass es nicht nur an den Kindern gelegen hat. :roll: Aber immerhin wurde es dadurch besser. :D

Gute Idee übrigens, mit dem am Nachmittag nochmals einladen. Es wohnt fast niemand in unmittelbarer Nähe, dh sie sind zu Fuss sicher ein paar Minuten unterwegs (mit Kindern im Schlepptau sowieso). Weiss nicht, ob sie den Weg nochmals gehen würden. :lol: :lol:

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Papa68
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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von Papa68 »

Also, Juniors Blutwerte sind in Ordnung. Er ist jetzt beim Kinderpsychiater angemeldet, um abgeklärt zu werden.
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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von Hausdrache »

Im Tagi war Hochbegabung gerade Thema. Tat gut, wiedermal sowas zu lesen. Auch dass schon Kinder mit IQ knapp unter 130 Minderleister werden können, wenn sie nicht gefordert werden. Bei unseren Mädchen ist das eigentlich so die grösste Hürde. Sie sind oft gelangweilt und genervt vom Unterricht, hängen dann ab und bekommen dann nicht alles Wichtige mit. Auch Routinen und Auswendiglernaufgaben sind für sie immer schwierig. Dafür können sie jene Fragen gut, die sie spannend fanden und die der Lehrer nur einmal erwähnte. Sachen, die hundertmal durchgekaut wurden, gehen dann aber vergessen, oder haben sie irgendwie verdrängt. Auch der Prozentsatz der HB-Kinder, die Schwierigkeiten bekommen ist doch höher, als ich dachte.
Spannend auch, dass Lehrer nach wie vor ein falsches Bild von HB-Kindern haben. Oft werden Hochbegabte mit Hochleistern gleichgesetzt. Wenn sie keine Hochleister sind,werden sie oft nicht erkannt, damit auch nicht gefördert und sie können nicht an den Programmen für Hochbegabte Kinder teilnehmen.
Auch ein spannender Punkt war der, dass Eltern sich oft nicht outen, da sie und ihre Kinder einen Leidensweg durchlaufen und sich zum Teil auch schämen. Die Freude, ein begabtes Kind zu haben, ist nicht sehr gross. Schade eigentlich.
Aber ich kann das genau so bestätigen. Erlebe das bei unseren Kindern sehr stark so. Wie oft musste ich mir anhören, dass unsere Grosse nicht HB sein könne, dass sie das noch einholen werde, dass... Es wurde erst mit den Jahren ruhiger, weil alle sahen, dass sie ihren Weg geht, dass sie wirklich leicht lernt und neben der Schule viele Hobbies hat. Die Eltern der ehemaligen Klassenkameraden fragen mich oft, wie sie das macht. Da merkt man nun schon, dass sie halt irgendwie anders ist und anders tickt. Bei der Jüngsten sind wir noch dran. Bin gespannt, wie sie ihren Weg macht.

Zumindest bekommt sie nun die Chance, die Schulstufe besuchen zu können, die ihrem IQ entspricht und nicht die, welche ihren Noten entspräche. Es hat aber viel gebraucht, weil der Lehrer sie einfach partout als "schwache" Schülerin einstufte. Sie wurde dann auch nur mit den schwächsten der Klasse zusammengetan bei Gruppenarbeiten, bekam nie die Chance, auch mal mit den stärkeren Kindern zusammen zu sein.
Wir hoffen nun, dass sie etwas Auftrieb bekommt, wenn sie unter schnelldenkern sein kann und es stofflich etwas zügiger vorwärts geht. Oft seien die Probleme mit einem Schlag weg, wenn die Anforderungen der Schule besser zu ihrem Leistungsvermögen und ihrer Denkweise passe. So steht es ebenfalls im Artikel. Bei unserer Grossen war es so. Die Oberstufenzeit war so ruhig und toll, auch die BMS fand sie eine gute Sache und wir hatten nun vier Jahre unsere Ruhe und ein meistens zufriedener Teenager ;)

Einmal mehr stehe ich an dem Punkt, wo ich denke, vertrauen wir doch unseren Kindern, glauben an ihre Stärken und bauen sie auf und unterstützen sie. Auch wenn uns Schule manchmal einreden will, sie seien nicht altersgemäss, seien verzögert oder was weiss ich. Sie sind anders, aber oft nicht so, wie Lehrer sie sehen, sondern schlicht gelangweilt und unverstanden. Das kann bis hin zu Depressionen führen. Darum sind sie auf uns angwiesen und auf unsere Hilfe. Dazu kann ich uns allen nur genug Kraft und Energie wünschen, wür unsere Kinder da zu sein und sie immer wieder aufzufangen.
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Pädagogik ist der organisierte Kampf der Erwachsenen gegen die Kinder.(Mark Twain)

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