Abklärung Hochbegabung

Unsere grossen Kleinen und unsere kleinen Grossen. Was uns in diesem Abschnitt der Kinder begleitet, beschäftigt und interessiert.

Moderator: conny85

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Ariadne
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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von Ariadne »

Und wie geht es deinem Sohn? Leidet er unter der Situation?
LG,
Ariadne

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AnnaMama
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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von AnnaMama »

Wir haben bei unserem Ältesten ähnliches erlebt. An Elterngesprächen in der 5./6. Klasse erwähnten wir immer wieder die Unterforderung unseres Sohnes. Die Lehrerin versprach ihm mehrmals Zusatzmaterial das er aber nie bekommen hat. Auch sonstige Anregungen stiessen nicht auf offene Ohren ... wir brachten z.B. die Idee ein, dass er anstatt Voci abzuschreiben, das er schon beherrschte, aus den Wörtern Sätze schreiben könnte. Die Lehrerin beharrte aber auf dem Abschreiben ... das sei wichtig für später. Ein Kind lernt aber nichts in Unterforderungssituationen.

Die Lage spitzte sich in allen Bereichen gegen Ende der 6. Klasse so zu, dass wir ihn beim SPD abklären liessen. Leider wendete sich die Situation nicht mehr zum guten. Die Schule gab uns die Schuld an allen Problemen ... wir haben sicher unseren Teil dazu beigetragen, die Förderung wäre aber klar Sache der Schule gewesen! Wir wollten unseren Sohn für die letzten Wochen noch in eine Privatschule schicken, aber er wollte bleiben ... hatte aber bis am Schluss regelmässig Bauchschmerzen.
Im Gymi lösten sich alle Schulprobleme der Primarschulzeit auf, er ist aber ein Minderleister, schafft aber wohl mit minimalstem Aufwand die Kantizeit.

Da wir nicht nochmals eine gleiche Situation erleben wollten liessen wir unseren Jüngsten abklären bevor es grosse Probleme gab. Er kam in der 5./6. Klasse zu sehr engagierten und aufmerksamen Lehrerinnen. Sie befassten sich mit dem Thema Hochbegabung und schafften es ihn trotz sehr hoher Begabung in allen Bereichen gut zu fördern.

Es steht und fällt mit den Lehrpersonen. Eine gute Förderung ist mit relativ wenig Aufwand möglich.
Eine ausgebildete Heilpädagogin kennt sich nicht unbedingt mit Hochbegabung aus. Das ist kein Teil der Ausbildung ... sie sind für Kinder mit Defiziten ausgebildet. Auch im Lehrerstudium ist Hochbegabung nur ein Randthema.

Lamara13
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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von Lamara13 »

Jein. Ihm gehts grundsätzlich besser als früher. Aktuell (wieder) sehr belastend ist für ihn, dass ihm nicht geglaubt wird und er deshalb in gewissen für ihn sehr schwierigen Situationen keine Unterstützung erwarten kann.

Ich bin aber positiv eingestellt, dass er auch diese Situation bewältigen kann, so wie er schon Vieles geschafft hat.

Lamara13
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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von Lamara13 »

@AnnaMama

Vielen Dank für deine Erfahrungen und Inputs. Schön, dass ihr auch noch positive Erfahrungen machen konntet.

Ja, das stimmt sicher, es steht und fällt mit den LP und eine ausgebildete SHP kennt sich auch nicht unbedingt mit Hochbegabung aus, geschweige denn, dass sie darauf eingeht.
Was ich einfach erlebe, ist, dass ausgebildete SHPs mehr den Fokus auf den "spezielleren" Kindern haben und eine andere Einstellung zu Heterogentität mitbringen. Aber auch das ist nicht immer so und leider sehr stark personenabhängig...

Malaga1
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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von Malaga1 »

@Lamara13: Es tut mir auch sehr leid, wie es deinem Sohn ergeht und ich verstehe nicht, warum pädagogisch geschulte Personen dieses Thema so ignorieren können. Wie AnnaMama bin ich der Meinung, dass es mit etwas Wille von allen Seiten gut möglich ist, auch hochbegabte Kinder in der Schule gut zu fördern. Mein Sohn hat auch sehr hohe Werte in allen Bereichen, geht aber gerne zur Schule. Was ich an seinem Lehrer sehr schätze ist, dass er insbesondere in der Mathe nie Routineaufgaben lösen muss. Er verlangt von ihm, dass er sich genau überlegt, was er wo lösen muss. Diese Aufgaben muss er dann lösen. Das fordert der Lehrer ein . In Aufsätzen verlangt er von ihm auch mehr - grad weil er gerne mal in der Rechtschreibung schludert. Da er eine Mischklasse besucht, fällt das gar nicht gross auf. Es macht eh jedes Kind etwas anderes. Die Idee, mit dem SPD ins Boot holen, finde ich gut. Evtl. findest du auch im EHK Hilfe (Elternverein hochbegabter Kinder) http://www.ehk.ch/home/
sie 2009
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5erpack
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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von 5erpack »

Ich schreibe dir später eine PN.
Mein ältester ist teilhochbegabt. Es fehlten einige Punkte um die Hochbegabten Förderung zu rutschen.
Zitat KJPD: er hat halt Pech da muss er nun durch...
Schreib dir später eine PN was wir machten das es Sohn trotzdem gut ging.
wenn ich wieder einmal Vorurteile habe, mache ich die Augen zu und denke mit meinem Herzen ♥️

Drag-Ulj
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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von Drag-Ulj »

Einmal mehr eine traurige Geschichte, welcher mit der LP steht und fällt.
Uns hat der SPD nichts gebracht, aber die LP war zum Glück sehr wohlwollend und hat zum Glück das Problem bzw. das Potential erkannt und den Unterricht entsprechend angepasst.
Grundsätzlich hat dein Sohn Recht darauf, adäquat unterrichtet zu werden, ist dies nicht möglich von der LP aus oder von der Schule allgemein aus, würde ich auf andere Methoden pochen. Meine Kinder gehen z.B. freitags auf eine Förderschule, wo sie fern vom Schulstoff Sachen lernen und tüfteln. Gibts so was in eurem Kanton? Die Schule wird keine Gründe haben, euch den Antrag auf Dispens abzuweisen... und sonst könnt ihr immer noch anfragen, ob er teilweise vom Unterricht befreit wird: für Malkurs, Instrument oder was auch immer... es gibt ja Möglichkeiten, wenn der Wille da ist.

Kind 1 ist mit der Handhabung in der Schule endlich happy, nachdem wir letztes Jahr dachten, wir müssten in die Psychiatrie einweisen. Kind 2 ist von sich aus happy, auch wenn er in der Schule praktisch null Förderung bekommt. Die neue LP ist zwar auch wohlwollend, da er aber extrem angepasst, freundlich und von sich aus ausgelassen ist, sieht sie seinen Bedarf nach mehr nicht. Sie hat sehr viel Zusatzmaterial, welches er so gut wie nie in Anspruch nimmt, was sie glauben lässt, dass er eben eher langsam ist... er kann aber klar kommunizieren: wenn ich schneller fertig werde, dann muss ich noch mehr vom Gleichen machen, also lasse ich es lieber sein. Und arbeitet traurigerweise bis zu 40 Minuten an einem Arbeitsblatt, welches er in 5-10 min lösen könnte. In der Unterstufe hatte er ein Gspähnli, welches gleich weit war und die zwei konnten nach erledigter Arbeit selbstständig tüfteln, lesen, spielen, whatever... das Mädel ist nun weg aus der Klasse und er bleibt total auf der Strecke und verliert die Lust an der Schule. Er macht nur, was er wirklich muss, Freude bereiten tut es ihm nicht. Er ist donnerstags jeweils happy und tanzt, weil er weiss, das er am Freitag in die Förderschule geht. Schade ums vergeudete Potential.

Sanne
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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von Sanne »

Ich finde es schon sehr traurig, dass die gleichen Geschichten immer wieder passieren... Wir können ein Liedchen singen mit zwei solchen Exemplaren zuhause... Leider half in der Unterstufe weder der SPD noch die Lehrperson. Die Mini-Förderaktion von 2 Lektionen pro Woche waren nur ein Tropfen auf den heissen Stein. Ansonsten kam mal mehr, mal weniger durch die Blume die Botschaft der Lehrer an uns Eltern, dass wir unsere Kinder wohl eher überschätzen, sie an ihren Schwächen arbeiten sollen statt Förderung im Unterricht zu erwarten, etc, etc... Beide Kids waren ab der 4. oder 5. Klasse noch eine Zeit in einer Privatschule weil es einfach nicht mehr geklappt hat. Bei uns war Klasse überspringen aus anderen Gründen keine Option.
Nun sind beide (endlich) im Gymi und es hat etwas gebessert. Der Sohn (16) hält sein Kopf fit mit Informatik Olympiade und langweilt sich in der Schule. Er spielt noch ein Instrument und geht in die Jugendmusik. In der Schule kommt er mittlerweile ganz gut klar und es passt für ihn, trotz der Langeweile. Die Tochter (14) kommt oft genervt nach Hause. Sie empfindet vieles als langweilig, hat es aber mit Ihren Kolleginnen gut. Nun wählt sie wahrscheinlich das Sprach-Profil. Sprachen fallen ihr nicht gleich leicht wie Mathe und Co und so hätte sie wohl etwas mehr zu lernen. Sie geht noch 3x/Woche ins Tanzen und spielt Klavier. So ist sie ganz ausgeglichen.
Beide finden es eher mühsam, nicht so ganz durchschnittlich zu sein. Da ihr Papa eine ähnliche Schulkarriere hatte, fühlen sie sich in der Familie einigermassen verstanden. Es ist ein ständiges Ausbalancieren. Ich wünschte, man müsste die Kinder nicht Abends beschäftigen sondern sie hätten die Möglichkeit, dass sie tagsüber in ihrem Tempo lernen könnten. Der Fernunterricht war deshalb für beide toll, sie konnten in ihrem Tempo arbeiten und hatten viel freie Zeit für sich und ihre Interessen.

Ich wünsche allen Familien viel Geduld und Energie beim finden der richtigen Massnahmen.

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Papa68
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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von Papa68 »

Drag-Ulj, beschreibst du meinen Sohn? Genau das, was du geschrieben hast, bringt es auf den Punkt. Wenn Sohn die Arbeitsblätter schnell abarbeitet, muss er noch mehr davon machen. Warum muss ein Kind, das etwas kapiert hat, dasselbe noch x-mal machen?
Ich bin grundsätzlich zufrieden mit der momentanen LP-Situation. Sie sind wirklich verständnisvoll und gerade auch die LP vom Sohn ist an glücklichen, zufriedenen Kindern interessiert. Aber trotzdem ist immer wieder der Wurm drin und Sohn hat keinen Bock auf die langweilige Schule. Fernunterricht war für ihn grossartig. Aufgaben abarbeiten, dann viiiiel Freizeit. War super für ihn.
SCHWEIGEN IST GOLD.
ES SEI DENN, DU HAST KINDER. DANN IST SCHWEIGEN VERDÄCHTIG!

Drag-Ulj
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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von Drag-Ulj »

Papa68 hat geschrieben: Mo 14. Dez 2020, 13:32 Drag-Ulj, beschreibst du meinen Sohn? Genau das, was du geschrieben hast, bringt es auf den Punkt. Wenn Sohn die Arbeitsblätter schnell abarbeitet, muss er noch mehr davon machen. Warum muss ein Kind, das etwas kapiert hat, dasselbe noch x-mal machen?
Ich bin grundsätzlich zufrieden mit der momentanen LP-Situation. Sie sind wirklich verständnisvoll und gerade auch die LP vom Sohn ist an glücklichen, zufriedenen Kindern interessiert. Aber trotzdem ist immer wieder der Wurm drin und Sohn hat keinen Bock auf die langweilige Schule. Fernunterricht war für ihn grossartig. Aufgaben abarbeiten, dann viiiiel Freizeit. War super für ihn.
Das ist wirklich nur mangelndes Wissen. In der 1. Klasse durfte er zum Spass Mandalas ausmalen und hat sich nicht getraut zu sagen, dass er ausmalen hasst !! Die LPs gehen davon aus "Übung macht den Meister" und im gewissen Sinne stimmt das auch. Dass HB-Kinder dies aber nicht so sehen, ist schlicht und einfach nicht genügend verbreitet und vor allem, wenn das Kind nicht nur Bestnoten nach Hause bringt und nicht immer 100% der Aufgaben richtig löst, dann wird immer darauf verwiesen und das Kind sollte sich noch mehr Mühe geben. Im Schulhaus meiner Jungs konnten wir schon einiges an Verständnis erreichen und wo ich arbeite ebenso. Da ich Erfahrung mit der Thematik habe und z.Z. auch die entsprechende Online-Ausbildung absolviere, konnte ich einiges klären und feststellen, dass die LPs einfach nicht vertraut sind mit dieser Thematik und wenig bis gar nichts wissen bzw. falsche Erwartungen an ihr Wissen gekoppelt haben!

Leela
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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von Leela »

Mir war als Kind in der Schule auch oft langweilig. Allerdings hatte ich keinen solchen Wissensdurst und war eine faule Schülerin, auch fielen mir nicht alle Fächer leicht.
Ich habe in der Oberstufe dann viel Hefte und Arbeitsblätter vollgezeichnet, bei einem Lehrer schlief ich regelmässig ein oder las einen Roman, den ich unter dem Pult hatte. Das führte natürlich immer wieder zu Problemen mit den Lehrern.
Für mich wäre es perfekt gewesen, wenn ich in einfach früher hätte gehen dürfen oder eben lesen.
Wäre das nicht auch irgendwie zu bewerkstelligen? Es ist sollte doch ein Erfolgserlebnis für ein Kind sein, wenn es die Aufgaben schneller als die anderen lösen kann und dann vielleicht etwas machen kann, dass ihn interessiert oder halt auch mal eher nach Hause gehen...
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Drag-Ulj
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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von Drag-Ulj »

Leela
Was du da benennst, sind die Massnähmchen, die am einfachsten umzusetzen wären. Es braucht aber Wollen seitens der LP... früher gehen und kommen, dürfen sie ja (vormittags) nicht, aber tw. vom Unterricht befreien, um etwas "Sinnvolleres" zu machen, das ginge sehr wohl!

zum Thema Lesen: unser Sohn durfte in der 1. & 2. Klasse keine Bücher in der Biblio ausleihen, die für ältere Kids gedacht wäre. So Erstlesebücher fand er zum Schreien und wich dann so aus, indem er Bilderbücher für Kleinkinder (am besten ganz ohne Text) mit nach Hause brachte. Sehr sinnvoll ;)

In der 3. hatte sein Lehrer dann mehr Verständnis. Uns wurde gesagt, dass er von den HeFe bis Anfangs März (Elterngespräch) über 20 Bücher während des Unterrichts gelesen hätte. Ganz ehrlich, mir wäre eine Lektion länger schlafen lieber gewesen. Deswegen müssen Massnahmen wirklich gut durchdacht werden, aber so lange der Lehrer nicht mitmacht... phuuuuu

Lamara13
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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von Lamara13 »

Danke vielmals Malaga1, Sanne, Drag-Ulj, Leela, Papa68 für eure Erfahrungen und Worte -
Und dir 5erpack für deine PN mit den Tipps👍😚

Irgendwie ist das Problem für mich zweischichtig. Einerseits die Förderung. Hier sind gewisse Massnahmen angedacht und/oder eingeleitet. Hier hoffe ich, dass sich positive Entwicklungen ergeben. Danke für eure Inputs und Tipps!

Andererseits das Gefühl, dass unser Sohn von seinem Wesen her nicht verstanden und akzeptiert wird. Für ihn muss alles Sinn machen. Er würde z.B. nicht einsehen, dass er in die Schule gehen soll, um die Zeit mit lesen zu verbringen. Früher nach Hause, da wäre er dabei-Was die Schule aber nicht erlauben würde.
Seine Art, sein kritisches Denken und das Hinterfragen kommt nicht unbedingt gut an. Es sind Vorurteile und Vorverurteilungen da... Es wurde ihm jetzt wieder schlechte Absichten und eine negative Haltung unterstellt.
Die Schule will nicht mit uns Eltern zusammenarbeiten und unsere Meinung dazu hören.

Das macht mir grad sehr Mühe, denn es sind noch mehrere Jahre, die wir mit dieser Schule und den Lehrpersonen durchstehen müssen.

Liebe Grüsse

Lamara

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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von Leela »

Schade....die Kinder verbringen so viel von ihrer Zeit in der Schule, da ist es einfach Mist, wenn sie sich da nicht wohl fühlen.
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Lamara13
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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von Lamara13 »

@Leela

Danke...
Zum Glück hat er Freunde und er freut sich, diese täglich in der Schule zu sehen. Er wird auch immer mal wieder eingeladen. Darüber sind wir schon mal sehr froh.

Malaga1
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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von Malaga1 »

Lamara13 hat geschrieben: Mo 14. Dez 2020, 18:37 Seine Art, sein kritisches Denken und das Hinterfragen kommt nicht unbedingt gut an. Es sind Vorurteile und Vorverurteilungen da... Es wurde ihm jetzt wieder schlechte Absichten und eine negative Haltung unterstellt.
Die Schule will nicht mit uns Eltern zusammenarbeiten und unsere Meinung dazu hören.

Das macht mir grad sehr Mühe, denn es sind noch mehrere Jahre, die wir mit dieser Schule und den Lehrpersonen durchstehen müssen.

Liebe Grüsse

Lamara
Unser Sohn ist auch so. Er ist ein kritischer, blitzgescheiter Rebell, der es faustdick hinter den Ohren hat. Es ist sehr anstrengend mit ihm und ich verstehe jede Lehrperson, die ihn manchmal am liebsten auf den Mond schiessen würde - das würde hin und wieder auch ich gerne - aber grad zum Mars. Der ist noch etwas weiter weg. Ich glaube, der Unterschied zu deiner Situation ist, dass der Klassenlehrer meinen Sohn so akzeptiert, wie er ist. Er kritisiert hin und wieder sein Verhalten und das völlig zu recht - er kritisiert aber nie ihn als Person. Er trennt Mensch und Problem. Und er sucht mit uns nach Lösungen. Bei der vorgängigen Lehrerin stand immer der Vorwurf im Raum, wir müssten unseren Sohn halt mal erziehen, dann hätten wir diese Probleme alle nicht. Privatschule oder Wechsel in eine andere Schulgemeinde ist keine Option?
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dede
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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von dede »

Vieles steht und fällt mit der Lehrperson.
Es gibt sehr engagierte LPs, die einen differenzierten Unterricht anbieten, das Gespräch mit den Kindern suchen und versuchen der Individualität jedes Kindes einigermassen gerecht zu werden. Das ist ein schwieriger und anspruchsvoller Job. Bei solchen LPs bräuchte es nicht mal die Abklärung, um gewisse Massnahmen umzusetzen.
Dann gibt es auch die faulen LPs, die mit möglichst wenig Aufwand den gleichen Lohn bekommen wie die engagierten LPs. Bei diesen LPs helfen selbst die Abklärungsresultate und das Zureden durch den SPD und die Schulleitung nichts.

Mittlerweile schätzen wir die LPs der Kinder in dieses Raster ein und passen dann unsere Handlungen und Gesprächsinhalte in die gegebene Situation an.
Bei der engagierten und differenzierten LP reicht es aus, wenn wir die LP bitten, uns bei Problemen zu kontaktieren, was dann meist nur bei den ganz kleinen Schülern wirklich notwendig ist. Ansonsten ist diese LP völlig in der Lage die Probleme zusammen mit dem Kind anzugehen. Da ist der notwendige Wille und die Fachkenntnis vorhanden, also läuft es gut.
Bei der wirklich faulen LP sind die Eltern gefragt. Da mussten wir mit dem Kind zusammensitzen, versuchen Lösungen zu finden (auch ausserhalb der öffentlichen Schule) und diese dann umsetzen. Der SPD war uns da immer eine gute Hilfe. Es macht meist keinen Sinn mit solchen LPs grosse Diskussionen zu führen. Da beisst man auf Granit und die Situation fürs Kind wird noch schlimmer.

Die meisten LPs sind irgendwo dazwischen. Bei vielen fehlen auch die Fachkenntnisse. Es gibt viele LPs, die keine Ahnung über Dinge wie Nachteilsausgleich oder Begabtenförderung haben. Da kann der SPD wirklich gut mithelfen mit Informieren, sei es telefonisch oder mit Gesprächsrunden. Auch der Einbezug von Fachkräften aus Verbänden kann da einiges bewegen. Es braucht aber alles sehr viel Geduld und auch Zeit. Und es braucht auch Kompromissbereitschaft. Als Eltern kann man nicht das Maximum verlangen. Vieles hängt auch von der Klassenkonstellation oder von anderen Faktoren ab. Optimal finde ich, wenn ein offenes und wohlwollendes Gespräch stattfinden kann. Sollte die Basis dafür nicht vorhanden sein, dann kann der Einbezug von Aussenstehenden wie der SPD, der Schulinspektor oder Fachleute von Verbänden doch einiges in Bewegung setzen.

@Drag-Ulj
Einige deiner Berichte könnten 1:1 von uns sein.

Drag-Ulj
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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von Drag-Ulj »

dede hat geschrieben: Di 15. Dez 2020, 15:09 @Drag-Ulj
Einige deiner Berichte könnten 1:1 von uns sein.
Vor 2 Wochen hab ich an einem Webinar über HB teilgenommen, da hat die Expertin alle möglichen Merkmale von HB-Kindern genannt und stellte zwischendurch die Frage: welche Merkmale habt ihr bei eurem Kind entdeckt... ich:
Kind 1 ALLE
Kind 2 KEINS bzw. alle atypischen ;)

Ich kann also einiges berichten 😅

Drag-Ulj
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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von Drag-Ulj »

Darf ich euch hier noch auf etwas aufmerksam machen? Admin bitte reagieren, wenns nicht erlaubt sein sollte ;)

Eine Gruppe Fachleute plant eine Initiative für Bildungsgerechtigkeit in der Schweiz, dafür brauchts aber noch einiges und dieses schräge Jahr hat auch nichts dazu beigetragen, dass es vorwärts läuft... vielleicht habt ihr ja Interesse, dies zu unterstützen, v.a. indem ihr Mitglied werdet:

https://www.bildungsgerechtigkeit.ch/

Ich finde es extrem wichtig, mit dieser Initiative das Bewusstsein zu wecken und die breite Masse zu sensibilisieren, v.a. auch um HB Kinder nicht mehr zu stigmatisieren in der Schule.

Chiu
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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von Chiu »

Hallo

Ich bin mir sehr im Unklaren darüber, wie ich die Fähigkeiten meines Sohnes einzuordnen habe und hoffe, dass hier vielleicht jemand ist, der mir dabei etwas helfen kann. Er wird Ende Frühling 5 Jahre alt und kommt im August in den Kindergarten.
Nun ist es so, dass er in vielen Bereichen in der Entwicklung eher verzögert ist, insbesondere in der expressiven Sprache und der Motorik. Er hat relativ spät erst gesprochen und war in den ersten 3-4 Lebensjahren oft nur schwer ansprechbar, so dass ich sein Gehör habe abklären lassen weil ich vermutet habe dass er nicht gut hört. Wir waren dann beim Pädaudiologen, Gehör einwandfrei. Tatsächlich lag es auch eher an seiner Wahrnehmung und an seiner Fokussierung. Sprechen tut er bis heute nicht altersgerecht, insbesondere was die Syntax betrifft. Es fällt ihm auch noch sehr schwer seine Sprache so zu ordnen, dass er Erlebtes so erzählen kann dass es für Außenstehende nachvollziehbar ist. Bis er etwa 4 war hat er oft Antworten gegeben, die uns völlig aus dem Kontext schienen (ihm wohl nicht, evtl hatte er da Gedankensprünge?).
Wir haben immer wieder von Ärzten oder Fachpersonal gesagt bekommen dass er auffällig ist, die Vermutungen reichten von Autismus zu "wahrscheinlich einfach kognitiv eher am unteren Ende der Skala".
Inzwischen vermuten wir (und die Heilpädagogin bei welcher er in Abklärung war und auch die Ergotherapeutin zu der er geht), dass er eine sensorische Integrationsstörung hat. Autismus eher unwahrscheinlich oder wenn dann nur leichte Züge.
Das ist mal die eine Seite, er hat in letzter Zeit auch sehr Fortschritte gemacht.
Als er etwa 2.5 Jahre alt fing er an mühelo alleine Puzzles mit 50 Teilen zu legen. Mit 3 lernte er dann (unsere Tochter kam in die 1.Klasse) das Alphabet und mit 4 hat er verstanden wie man die Laute zu Wörtern zusammen zieht und begann zu lesen. Inzwischen liest er mit bald 5 etwa wie ein Kind zu Beginn der 2.Klasse.
Zu etwa derselben Zeit als er mit dem Lesen anfing begann er auch sich für Zahlen zu interessieren und verstand sofort dass Dezimalsystem und hat dann nur die 10er Schritte erfragt, dass dann nach 30 eben 31, 32 folgt hat er sofort kapiert. Er rechnet nun mühelos im 100er Bereich. Er ist unheimlich ausdauernd und fokussiert, spielt gerne Gesellschaftsspiele und versteht es auch schon etwas taktisch zu spielen und bleibt konzentriert 1-2h dran. Wenn wir dann fertig sind möchte er immer noch mehr, ich glaube es kam noch nie vor dass wir aufgehört haben weil er müde wurde.
Er liest auch gerne für sich Bücher (Erstlesebücher über Sachthemen und sowas wie Yakari Comics).
Kennt das jemand von seinem Kind auch, dass die Entwicklung so völlig ungleichmäßig ist?
In Sachen Motorik, expressive Sprache (lustigerweise war sein passives Sprachverständnis bei der Logo Abklärung hingegen überdurchschnittlich, anwenden scheint er es aber nicht zu können) und auch Emotionsregulation hängt er noch hinterher.
Ich finde es auch schwer seine kognitiven Entwicklung einzuordnen. Ich sehe dass er da deutlich weiter ist als meine Tochter es in dem Alter war und auch als andere Kinder die ich kenne. Aber ob dies schon in Richtung (Teil)hochbegabung geht kann ich schlecht einordnen. Er hätte eigentlich schon letztes Jahr in den Kindergarten gehen sollen, wir haben ihn aber zurück stellen lassen da er in so vielen Bereichen noch bei Weitem nicht so weit war. In manchen Bereichen bin ich mir auch heute noch nicht sicher wie Chindsgsireif er ist. Die Diskrepanz ist also recht gross.

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