Abklärung Hochbegabung

Unsere grossen Kleinen und unsere kleinen Grossen. Was uns in diesem Abschnitt der Kinder begleitet, beschäftigt und interessiert.

Moderator: conny85

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katinka78
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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von katinka78 »

Eines meiner Kinder ist auch im aktiven Sprachbereich nicht altersgerecht, im passiver weit über dem Durchschnitt. Ein anderes konnte mit 3 die Puzzle für 8-jährige und ist in allen abstrakten oder logischen Dingen seinem Alter weit voraus.

Ich denke, dass es bei deinem Sohn schon speziel ist, aber grundsätzlich verlaufen doch die Entwicklungen der wenigsten Kinder gradlinig und in allen Gebieten gleich schnell.

Du hast schon viele Abklärungen gemacht und einiges an Therapien.
Was sind denn deine Bedenken oder Ängste? Bist du auf der Suche nach einer Diagnose? Was erhoffst du dir davon?

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Netterl
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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von Netterl »

Verschiedene Höhen und Tiefen sind sehr sehr schwierig. Bei einem meiner Kinder ist es so, dass es unglaublich langsam war und ist. Bei den Lesekompetenzen war es ähnlich fit wie Deiner. Und sprachlich war und ist es auf einem unglaublich hohen Niveau. Also früh und sehr gut gesprochen, auch motorisch eher früh, aber sehr vorsichtig und bedacht.

Gerade in der Grundschule (1.-4. Klasse) war es eine massiv schwere Zeit, auch noch nach dem Wechsel ins Gym das erste Halbjahr. Von außen wurde auch schon im Kindsgi ( und von verschiedenen Therapeuten) Autismus vermutet. Da wussten wir allerdings zu 100%, das es das nicht ist, weil mein Mann mit Autisten arbeitet und wirklich ein Fachmann in diesem Bereich ist.

Darf ich fragen, weshalb man Autismus ausschließt? Ist ja im Endeffekt auch eine Wahrnehmungsverarbeitungsstörung. Da sollten wirklich Fachleute drauf schauen. Da gibt’s zu viele ( gerade auch Therapeuten hängen sich da mal gerne aus dem Fenster), die meinen, sie hätten Ahnung davon und erzählen nur Mist. Mein Mann sagt: „Kennt man einen Autisten, kennt man einen Autisten.“ Es ist ja nicht umsonst ein Spektrum und sollte daher wirklich nur von Fachpersonen diagnostiziert werden.

Für uns alle ( Eltern und Kind) war es eine unglaublich schwierige Zeit in der Grundschule.
Hilfreich war endlich die Begegnung mit einer fantastischen Heilpädagogin. Die hatte sich unser Kind angeschaut und mit ihm gearbeitet ( ich glaube es waren 1,5h) und hat sich danach noch einmal getrennt davon mit uns zusammengesetzt. Sie konnte uns unser Kind unglaublich gut erklären.

Als wir verstanden hatten, wie es „funktioniert“ ( klingt blöd so mir fällt nichts besseres ein), war vieles einfacher. Hilfreich war auch, das es mit dem Gym im Endeffekt gut funktioniert. Die Art der Wissensvermittlung kommt diesem Kind sehr entgegen und es hat Strategien entwickeln können, wie das mit seinem Tempo überein geht. Es hat Freunde und ist wirklich aufgeblüht.

Als Ratschlag wäre also: Ihr seid schon bei Fachleuten. Es sollten nochmal welche hinschauen, tief hinschauen. wisc/hawik wurden bei beiden Kindern gemacht bei uns und was haben wir für haarsträubende Unterschiede erlebt ( beim anderen Kind war ein Test komplett falsch).
Leider bin ich aus D und kann Dir in der CH niemanden empfehlen, aber vielleicht jemand hier aus den Forum? Und dann wirklich die passende Unterrichtsform finden. Gerade mit so Spitzen und gleichzeitig Tiefen ist das Schulsystem häufig überfordert ( und häufig auch wenn alles Spitze ist)

Bei meinem anderen Kind ist es auch so mit Spitzen und Tiefen, übrigens. Nur andersrum. Es ist entwicklungsverzögert, hat aber ein fantastisches auditives Gedächtnis. Auch sowas macht dann das Leben für dieses Kind nicht einfacher, auch wenn das komisch klingt.

Langer Text, kurzer Sinn: Bei beiden Kindern hat uns geholfen, dahinter zu schauen und zwar mit externer Hilfe. Also nicht nur so Aussagen aus irgendwelchen Tests (ist langsam, macht kaum Fehler), sondern beispielsweise, das es aufgrund seiner Wahrnehmung und hohen Genauigkeit ausgebremst ist.

Ich hoffe, ich konnte weiterhelfen. Alles Gute.
PS: Beiden Kindern geht es jetzt zum Glück gut, weil beide an einen Platz sind, der ziemlich genau das richtige für sie ist.
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stella
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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von stella »

Chiu
Leidet dein Kind? Wenn nicht, würde ich zuwarten, wie er sich weiterentwickelt. Falls eine Abklärung nötig wird, würde ich mit den Lehrpersonen schauen, wo ihr ihn abklären lässt.

Es ist oft so, dass die jüngeren Geschwister früher mit Buchstaben und Zahlen in Kontakt kommen. Unsere Jüngere hat jeweils neben den Hausaufgaben der Älteren gespielt und genügend aufgeschnappt. Sie konnte recht früh (glaub mit 5) fliessend lesen und rechnen im 100er. Noch heute fällt es ihr in der Schule sehr leicht, gelitten hat sie nie, sie hat viel Kapazität für Hobbys und eigene Projekte.
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ausländerin
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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von ausländerin »

Liebe Chiu, ich würde auch keinem Fall zuwarten und unbedingt Spezialisten suchen, und zwar eins das auf Asperger Autismus und Hochbegabung spezialisiert ist. Hochbegabte Kinder können in kleinkinderalter sehr gut kompensieren, so das beides - Asperger und HB nicht erkannt bleiben. Die Wartezeiten bei guten Experten können auch mal 3-4 Monate sein. Die 3-4 Monate hatte ich meiner Tochter sehr gerne erspart. Das Kind dass mit 4 Jahren selbständig lesen und in 100 Bereich rechnen lernt hat es nicht einfach bei Schwester abgeschaut. Wenn er jetzt auf Stand 2 Klasse ist, aber erst in erste Kindergarten kommt, dann ist es nicht nur ein wenig Vorsprung und ein wenig unterforderung wenn er dann in der Schule kommt. Und unterforderung wird seine Probleme in sozialen Bereich eher verstärken und meine Erfahrung ist dass es sehr wenig Lehrer gibt die gut mit dem Kombi von HB und schwierigkeiten in Sozialen, Emotionalen Bereichen und noch verzögerte Sprachentwicklung umgehen können.
Die Frage ist nur ob dein Sohn dann bei Diagnostik mitmacht - das kannst du selber besser einschätzen. Wir haben meine Tochter mit 5 Jahren auf HB und ADHS abgeklärt und der Testung hat ihr unglaublich Spass gemacht. Sie würde sofort wieder hin. Wir haben sie privat abgeklärt in einer spezialisierter Praxis und das war jeder Rappe Wert. Ich hatte danach Kontakt zu den Schulpsychologischer Dienst und da waren Welten dazwischen. Diese Psychologin die sie abgeklärt hat, hat sehr viel in Bewegung gebracht. Meine Tochter wurde dann quereingeschult (also 1 Klasse überspringen), nach eigenes Programm lernen, Unterstützung bekommen. Ich bereue immer noch sehr dass wir sie nicht 1 Jahr früher abgeklärt hatten. Wir hatten ihr dann ziemlich viel erspart und sie hat immer noch mit ihrem niedrigem Selbstwertgefühl zu kämpfen, da ihre Fähigkeiten und Probleme immer von uns und auch allen Betreuungspersonen in Kita und Lehrern in Kiga kleingeredet oder gar nicht gesehen wurden und sie sich angepasst hat und ihres können aber auch ihres leiden versteckt. Es gibt Beratungsstellen für HB und für Autismus, und da würde ich empfehlen über beide versuchen einen Experten zu finden der sich mit beidem Auskennt.

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stella
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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von stella »

Ausländerin
Es gibt gaaaanz viele Schattierungen und für mich ist ein wichtiger Gradmesser, ob das Kind leidet. In meiner Tätigkeit als Obetstufenlehrerin habe ich ebenfalls, neben den HB, die leiden, auch ganz viele gesehen, denen es mit HB oder TeilHB gut ging.

Daher meine Empfehlung, dass man bei all diesen Themen sich am Leidensdruck der Kinder orientiert.
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Netterl
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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von Netterl »

Ich würde dennoch hier eher früh anfangen, da hier so große Diskrepanzen bestehen nach der Schilderung. Einerseits sehr weit, andererseits hinterher.
Und Du weißt ja auch, stella, dass es mit Diagnose einfacher ist als ohne. Und dass einige LPs mit so besonderen Eigenheiten Probleme haben und mit Diagnosen von Fachseite anders umgehen als wenn das von den Eltern kommt.

Mit dem Wissen von heute hätte ich deutlich früher die Heilpädagogin aufgesucht, einfach, weil ich mein Kind deutlich besser verstand und damit besser und anders reagieren konnte. Aber die Frau war auch fantastisch.
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Yoghurt
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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von Yoghurt »

Und nicht zu vergessen sind die Wartezeiten bis zu einem Abklärungstermin. Teilweise haben die Stellen eine monatelange Wartezeit. Wenn das Kind bereits einen Leidensdruck hat, dann können diese Monate verd... lang werden. Dann müssen die Empfehlungen der Abklärungsstelle erst noch umgesetzt werden, was auch wieder Zeit braucht. Und wenn das Kind erst einmal leidet, dann ist die Situation manchmal schon so verfahren, dass eine gute Lösung nicht mehr zu erreichen ist.

Da das Profil deines Sohnes derart unausgeglichen ist und die Schere so weit auseinander klafft, wird es vermutlich irgendwann Schwierigkeiten geben. Im einen Bereich unterfordert, im anderen überfordert.

ausländerin
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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von ausländerin »

stella hat geschrieben: Sa 13. Mär 2021, 10:45 Ausländerin
Es gibt gaaaanz viele Schattierungen und für mich ist ein wichtiger Gradmesser, ob das Kind leidet. In meiner Tätigkeit als Obetstufenlehrerin habe ich ebenfalls, neben den HB, die leiden, auch ganz viele gesehen, denen es mit HB oder TeilHB gut ging.

Daher meine Empfehlung, dass man bei all diesen Themen sich am Leidensdruck der Kinder orientiert.
Das Kind ist noch nicht mal in Kindergarten. Die erste Schwierigkeiten werden von KiGa als "alle müssen erst ankommen, andere haben auch Mühe" abgetan, oder das Kind passt sich an. Sie werden richtig merken dass ein Kind leidet erst in Januar 2022. Dann geht es noch 3-6 Monate bis die Kindergartenlehrperson der Schritt zu Abklärung wagt, und dann bis alle Abklärungen stattgefunden haben ist es schon Sommer 2022. Wenn das Kind erst in 1 KiGa kommt, stand der Wissen von 2 Klasse hat und seine Sozialle und Emotionale Probleme plus verzögerte Sprachentwicklung jetzt schon bekannt sind, da weiss ich wirklich nicht auf was da man noch warten soll. Mit HB alleine kommt ein Kind schon eventuell durch die Primarschule ohne grossen Schäden, da bin ich einverstanden. Aber ein Kind das nicht nur HB ist, aber andere Baustellen hat, definitiv nicht. Dank meiner Tochter und sehr offenen Umgang mit ihrer HB und Sozialen Schwierigkeiten habe ich viele Lebensgeschichten und Erfahrungen von anderen Eltern und Kindern gehört die mich fast zu weinen gebracht hatten und Fazit war immer das gleiche - hätte wir früher oder stärker reagiert, hätten wir dem Kind so viel ersparen können. Meine Tochter inklusiv. Ich kenne aber keine Familie der die Abklärung bei Experten, nicht SPD, in irgendeiner Weise geschadet hat.

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AnnaMama
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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von AnnaMama »

Ich unterschreibe bei Ausländerin!
Wir haben bei unserem Jüngsten die Abklärung gemacht bevor der Leidensdruck da war ... dies aufgrund unseren Erfahrungen bei unserem Ältesten. Es kam ihm nur zugute und er kam nachher in den Genuss von einer individuellen Förderung, die er nicht bekommen hätte wenn er nicht abgeklärt worden wäre.

Gerade wenn in einzelnen Bereichen so riesige Diskrepanzen bestehen lohnt es sich genauer hinzuschauen.
Bei uns im Kanton kann es bis zu einem Jahr dauern bis man einen Termin für eine Autismusabklärung bekommt. Wenn es brennt ist das einfach zu lange.

dromedar
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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von dromedar »

Das ist eine interessante Thematik, welche mich auch beschäftigt. Unser Ältester hat auch ein sehr unausgeglichenes Profil. Einerseits einen IQ von über 130, andererseits Schwierigkeiten in der Motorik, im Schreiben etc.. Er ist nun im Gymnasium und es läuft gut, aber die Zeit in der unteren Primarschule war nicht leicht für ihn, er ging nicht gern zur Schule. Wohl eine Mischung aus Unter- und Überforderung. Auch die Zusammenarbeit mit der Schule empfand ich als schwierig. Es wurden vor allem seine Schwächen thematisiert und in den Vordergrund gestellt.

Unser Jüngster ist nun in der 1. Klasse und hat offenbar, für mich aber irgendwie doch überraschend, auch ein recht unausgeglichenes Profil. Er ist sehr stark in Mathe. Er hat ein sehr gutes Zahlenverständnis und interessiert sich auch daran. Seine selbst überlegten Rechenwege sind erstaunlich. Dies ist aber den LPs im Kindergarten und in der Schule nie aufgefallen. Er ist auch sehr gut im logischen Denken und eigenen Strategien entwickeln in Gesellschaftsspielen.
Er redet noch ziemlich undeutlich und hat noch Mühe mit der Bildung einiger Laute im freien Sprechen. Die Logopädin befürchtet, dass er auch im Schreiben Mühe haben könnte. Ich würde mir wünschen, dass bei der Förderung der Schwächen auch die Stärken einbezogen würden.

Und ich frage mich, ob diese Ungleichheit der Fähigkeiten wirklich eher selten ist. Oder ob das viel verbreiteter ist, wenn man genauer hinschauen würde.

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Petite Souris
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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von Petite Souris »

Ich hatte eine Realklasse übernommen und bei sehr vielen war mir klar, weshalb sie in die Real eingeteilt wurden: Oft auffälliges Verhalten, Mühe beim Lesen, Mühe beim Schreiben, ADHS, keine Motivation. Von 15 hatte ich nur bei ca. 4 das Gefühl, dass sie in allen Bereichen in der richtigen Stufe waren. Enige waren mathematisch sehr geschickt, andere in den Sprachen, wieder andere im naturwissenschaftlichen Bereich.

Ich denke auch, es ist sehr weit verbreitet, in unserem Schulsystem einfach schwierig, solche SuS gezielt zu fördern. Aber neue Lehrmittel bieten da zum Glück bereits eine innere Differenzierung, was es auch für die Lehrperson einfacher macht und für SuS hoffentlich auch.
Zuletzt geändert von Petite Souris am Sa 13. Mär 2021, 17:17, insgesamt 1-mal geändert.

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Papa68
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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von Papa68 »

Wie motiviert man Kinder, die zwar den IQ zu grandiosen Leistungen hätten, aber null Antrieb, etwas zu tun? Unser Sohn (3. Klasse) ist heute nicht weiter als damals im 1. Kiga. Das ist schon traurig anzusehen. Er ist ein sehr guter Schüler, aber er macht nichts aus Eigeninitiative. Und die LPs unterrichten halt nach Plan. Er bekommt BF, ansonsten geht er einfach mit der Klasse mit. Wenn er mit einer Aufgabe fertig ist, macht er lieber nichts, als dass er noch schwierigere Aufgaben löst oder etwas liest. Auch zu Hause muss man ihn zwingen, dass er etwas sinnvolles macht. Er spielt nicht, baut nichts, ist null kreativ. Wenn er mir im Garten oder Haushalt helfen muss, merkt er, dass es ihm gut tut. Aber freiwillig würde er nichts tun (ausser zocken!) :roll:
Hat jemand Erfahrung im Motivieren, Antrieb finden?
SCHWEIGEN IST GOLD.
ES SEI DENN, DU HAST KINDER. DANN IST SCHWEIGEN VERDÄCHTIG!

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AnnaMama
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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von AnnaMama »

@Papa68
Unser Ältester ist auch so ... ich glaube es ist einfach sehr vom Charakter abhängig ob ein Kind sich selber herausfordert oder Motivation für etwas mehr als nur das Allernötigste aufbringt.
Ich hatte lange das Gefühl, dass sich unser Sohn anders entwickelt hätte, wenn seine hohen Begabungen früher erkannt worden wären und er besser gefördert und gefordert worden wäre (er war bei der Abklärung in der 6. Klasse). Unterdessen bin ich aber überzeugt, dass es nicht viel gebracht hätte.
Er ist jetzt im 5. Gymi, macht nur das Minimum und kommt grad so durch. Auch er findet nur gamen spannend, pflegt aber immerhin so seine Sozialkontakte.
Ich bin gespannt ob er im Studium -wenn er sich spezialisieren kann- durchstartet oder immer noch so ein Minimalist bleibt.

Unsere anderen beiden Kinder sind ganz anders. Die Tochter ist eine Hochleisterin (ob sie HB ist wissen wir nicht, ich denke aber schon) und ist auch in der Freizeit recht aktiv, wobei neben dem lernen nicht mehr viel freie Zeit bleibt.
Der Jüngste hat sich von klein auf immer wieder selber herausgefordert und nahm auch Zusatzmaterial in der Schule dankend an. Jetzt ist er im 1. Gymi und seine Interessen in der Freizeit verlagern sich auch immer mehr Richtung Computer. Die Phase der 1000 Projekte (vorwiegend Lego) ist leider vorbei.

Tipps kann ich dir leider keine geben ... wäre selber froh gewesen solche zu bekommen.

Chiu
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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von Chiu »

Danke für eure Antworten :)

Katinka meine Bedenken und Ängste: dass er später (also in Kiga und Schule) nicht gut zurechtkommt. Wie Yoghurt schrieb einerseits unterfordert, andererseits überfordert.
Dass Entwicklungen der Kinder sehr unterschiedlich und nicht gradlinig sind seh ich schon an all den Kindern in meinem Umfeld und auch an unserer Tochter. Aber bei meinem Sohn ist die Diskrepanz in beide Richtungen sehr gross.
Und da er eben schon immer "anders" war, versuche ich ihn zu verstehen wie er "funktioniert", was da alles in ihm schlummert.

Wir haben schon überlegt, ob wir ihn anstatt in die Regelschule in eine Schule für freies Lernen schicken. Weil er sich eben von sich aus in viele Themen vertieft und das mit sehr viel Ausdauer und Interesse. Ich befürchte etwas, dass er in der Regelschule dann demotiviert ist weil er sich eben nicht 45 Minuten lang mit einem Thema auseinander setzten will wenn es ihn interessiert sondern Stunden, Tage, Wochen mit einem Eifer und einer Motivation, wie ich sie von unserer Tochter die 3 Jahre älter ist nicht annährend kenne (die mit dem gewöhnlichen Schulsystem prima klar kommt).

Netterl wir schliessen Autismus nicht gänzlich aus, gerade als er noch kleiner war habe ich öfter darüber nachgedacht. Es ist seine Art der sozialen Interaktion weswegen die Heilpädagogin es für unwahrscheinlich hält. Er kann Gefühle anderer Personen ganz gut lesen für sein Alter und hat ein sehr grosses Interesse an sozialer Interaktion, richtet sich stark an anderen Kindern, denkt immer zuerst an seine Schwester, benennt seine Gefühle etc. Hm aber ja, ausschliessen tut das Autismus wohl nicht, zumindest dass er gewisse Züge hat könnte schon gut sein.

Stella nein er leidet nicht. Er hätte gerne Freunde, wird aber von anderen Kindern in der Kita wegen seiner Sprache nicht so gut verstanden und ist auch eher schüchtern und zurückhaltend. Wenn wir zu Hause sind spielt er mit seiner grossen Schwester, am Wochenende mit Kindern aus dem Freundeskreis (wobei er dann eher von ihr mitgeschleppt und integriert wird), aber dann ist er glücklich.
Zu Hause fordert er recht viel, will wie gesagt ständig Spiele spielen, möchte dass ich ihm Rechnungsaufgaben aufschreibe, momentan reicht ihm das dann damit er fröhlich ist. Wenn ich keine Zeit habe dafür jammert und meckert er eine Weile rum und fängt dann zb an etwas zu lesen (recht ausdauernd) oder mit seinen Plüschtieren, Lego etc zu spielen (weniger ausdauernd).

Ausländerin hättest du mir eine gute Adresse?
Ich glaube schon dass er bei der Diagnostik mitmachen würde. Wenn es Aufgaben zu lösen gibt, ist er ganz in seinem Element und freudig dabei.
Ich war diese Woche beim SPD (ohne ihn) weil die Kinderärztin das unbedingt geraten hat. Einfach um mal abzuklären, inwiefern er im Kiga/Schule Unterstützung bekommen würde bzw was es dazu bräuchte. Da ging es aber eher um die Bereiche, in denen er eben Mühe hat (Motorik, Sprache, Reizüberflutung). Der nächste Schritt dort wäre nun, dass sie eine Abklärung machen falls wir das wünschen. Sie meinte falls dabei rauskommen würde dass Autismus ein Thema sein könnte würde man das beim KJPD weiter abklären, die haben wohl auch eine Abteilung die darauf spezialisiert ist, die Wartezeit beträgt aber derzeit etwa ein Jahr.
Der Kindergarten dauert hier zwei Jahre und ich hoffe heimlich etwas darauf, dass er in der Zeit seinen Vorsprung in den Schulfächern etwas ruhen lässt und sich dafür mehr in den anderen Bereichen entwickelt und davon absorbiert ist (die ja im Kindergarten im Vordergrund stehen), aber das ist wahrscheinlich ein allzu naiver Wunsch.

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ChrisBern
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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von ChrisBern »

Ich hatte mal ein spannendes Buch von einer Asperger gelesen, die ziemlich genau das Thema Empathie reflektiert hat. Leider erinnere ich mich nicht mehr an den Namen. Den Artikel hier fand ich spannend: https://www.scientificamerican.com/arti ... -empathy1/

Alles Gute euch!

Chiu
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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von Chiu »

ChrisBern Danke für den Link!
Lese ich mir gleich genauer durch.

Worüber ich auch schon gestossen bin ist Hyperlexia bzw. Hyperlexia 3, die so eigentlich ganz gut auf ihn passen könnte:
https://www.agnesian.com/page/hyperlexia
Vielleicht ist das jemandem von euch ja auch schon begegnet.
Je älter er wird, desto besser kommt er (sicher auch mit Hilfe der Ergotherapie) mit seinen sensorischen Schwierigkeiten klar. Er hat da sicher noch mehr Mühe als andere Kinder in seinem Alter, ist gerade grob und feinmotorisch noch zurück, hat aber enorme Fortschritte gemacht. Gerade seine taktile Empfindlichkeit ist sehr zurückgegangen.

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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von Netterl »

Bzgl Empathie schreibe ich noch was.

Ich finde es schon gut, wenn ihr Euch Gedanken macht. Viele LPs ( stella nehme ich ausdrücklich davon aus) bzw das Schulsystem würde ich sagen legt einen großen Schwerpunkt auf die Schwächen. Finde ich sehr traurig.

Als mein Kind in der zweiten Klasse eine eigene Geschichte geschrieben hat, wurde dies mit einem Satz abgetan, um dann auf Schrift etc rumzukritisieren.
Wohlgemerkt, 2. Klasse, die Geschichte war mehrere Seiten lang nahezu ohne Schreibfehler ( enthielt Konstruktionen wie „ ,dass“ richtig geschrieben, Satzbausteine „da tauchten am Horizont Schiffe auf“ , hatte eine Einleitung und wurde dann spannend. Bloß zuende hat es sie nicht geschrieben.

Aus heutiger Sicht: Meine Güte, was hätte man da aufbauen können! Aber es war unser erstes Kind in der Schule. Dass vieles ungewöhnlich war, ist uns erst hinterher bewusst geworden. Bzw, dass es positiv ungewöhnlich ist. So wurde immer auf den Fehlern rumgehakt, was es alles nicht könne. Und ich wollte auf keinen Fall irgendwie so Angeber-Eltern sein, die den Lehrern erzählen, was ihr Kind alles kann. War in unserer Situation definitiv ein Fehler.

Und auf die Idee, dass ein Kind mit der Unterforderung überfordert sein könnte, sind wir auch nicht gekommen. Erst als im Gym so richtig fett Wissen und die Anforderung kam, startete es durch nach einer Übergangsphase.
Zuletzt geändert von Netterl am So 14. Mär 2021, 08:52, insgesamt 1-mal geändert.
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Miu
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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von Miu »

AnnaMama in welchem Alter habt ihr euren Jüngsten abklären lassen und lief das über die Schule bzw den SPD?

Danke für den Link ChrisBern, war für mich echt interessant zu lesen.

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AnnaMama
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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von AnnaMama »

Er war 9 1/2 Jahre alt. Die Abklärung lief über den SPD. Wir hatten aber eine ganz tolle Schulpsychologin, die ganz viel in die Wege leitete. Zudem waren die neuen Lehrerinnen wirklich ganz toll und haben die Anregungen der Schulpsychologin umgesetzt. Die Klassenlehrerin hat sich mit dem Thema Hochbegabung auseinandergesetzt und hatte grosse Freude unseren Sohn zu begleiten.
Beim Ältesten hatten wir eine andere Schulpsychologin und die Situation war schon so zerfahren, dass uns die Abklärung nichts gebracht hat.

Wenn du wirklich eine umfassende Abklärung möchtest empfehle ich dir eine Fachstelle für Hochbegabung.

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AnnaMama
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Re: Abklärung Hochbegabung

Beitrag von AnnaMama »

Noch ein Nachtrag:
Die hohe Begabung von unserem Jüngsten wurde schon im Kindergarten erkannt und er konnte ohne Abklärung die erste Klasse überspringen. In der 4. Klasse wurde die Unterforderung in der Schule wieder grösser und wir entschieden uns für die Abklärung damit ihm die Schule nicht verleidet ... er war auf bestem Weg dazu.

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